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1. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 70

1915 - Leipzig : Hirzel
70 Physische Erdkunde. breitet. Sie treten häufig in großer Ausdehnung auf, z. B. in Canada, in Brasilien, in Afrika. In Europa bilden sie vielfach den Kern der Gebirge, so finden wir sie in den Zentralalpen, in vielen Mittelgebirgen und in Skandinavien. Das zweite Zeitalter. Dein zweiten Zeitalter gehören die paläozoischen Formationen an. In ihnen zeigen sich bereits zahlreiche Versteinerungen von Tieren, die wir unter den jetzt lebenden nicht mehr finden. Auch Pflanzen sind in den Fossilien zum Teil schon in großer Fülle vertreten. Diese sind ebenfalls von den heutigen durchaus verschieden. Der petr o graphischen Beschaffenheit nach sind die paläozoischen Formationen ausgezeichnet durch das Hervortreten einfacher und klastischer Gesteine. Das unterste System in den Ablagerungen dieses Zeitalters ist das Kambrium, vorwiegend aus Tonschiefern, Grauwacken und Sandsteinen gebildet. Die Fauna ist an Arten arm, aber außerordentlich individuen- reich. Unter den Tieren stehen die krebsartigen Trilobiten im Vorder- gründe. Spuren von Pflanzen sind bereits vorhanden. Die Lebewesen gehören durchweg dem Meere an. In den folgenden Schichten, im Silur, ist das tierische Leben reich entfaltet. Neben den Trilobiten treten in größerer Menge Brachio- poden, Cephalopoden und namentlich''Graptolithen auf. Außerdem stellen sich Sp'sngien, Crinoide'n und Korallen ein. In der Gestalt von Fischen erscheinen die ersten Vertreter der Wirbeltiere. Das dritte System stellt das Devon dar. In ihm sterben die Graptolithen aus und treten die Trilobiten sehr zurück, aber Brachiopoden und Korallen sind noch reich vorhanden und Muscheln und Meeresschnecken nehmen zu, ebenso die Fische. Während wir es in den älteren Formationen fast nur mit Meeresablagerungen zu tun haben, zeigen sich jetzt deutlicher die Spuren von Festländern, die von einer reichen kryptogamen Flora besetzt sind. In den oberen Schichten begegnen wir den Vorläufern der später sehr formenreich auftretenden Gruppe der Ammoniten. Die Gesteine sind wie im Silur von denen des Kambriums wenig verschieden, nur sind Kalksteine und vor allem vulkanische Ergußgesteine häufig (Diabas und Porphyr). Der Gegensatz von Festland und Meer ist in den Ablagerungen des nächsten Systems, der Steinkohlen- oder Karbon-Formation, noch schärfer ausgeprägt. Marine Ablagerungen bilden zunächst die unterste Jl*; ' i K _ . or ; I J I Kv v/v f. 1 , I.) 4, -V? , , )■ r Lj / . I , J I •

2. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 78

1915 - Leipzig : Hirzel
78 Physische Erdkunde. den Eiszeiten in der Geschichte der Erde stets Perioden starker Gebirgs- bildung und heftiger vulkanischer Tätigkeit vorausgegangen sind. Die Tierwelt war während der Zeit eine nordische: Mammut, lang- haariges Nashorn, Höhlenbär, Hyäne und Löwe. In der Interglazialzeit finden wir viele für die heutigen Steppen charakteristische Tiere und Pflanzen. Nach völligem Rückgange der Gletscher ziehen sich auch die nordischen Tiere nach Norden zurück: Mammut, Rhinozeros und Renn- tier. In die eisfreien Länder wanderten am Schlüsse der Eiszeit wieder von den südlichen Gebieten her Tiere und Pflanzen ein. In das Diluvium fällt auch das erste Auftreten des Menschen. Es wird bezeugt durch zahlreiche Funde von menschlichen Überresten in diluvialen Ablagerungen, so bei Schussenried in Oberschwaben, im Keßler Loch bei Thayngen und im Schweizersbild unweit Schaffhausen, ferner im Neandertal bei Düsseldorf, bei Taubach nahe Weimar und bei Heidelberg. Auch in Belgien und Frankreich sind derartige Funde ge- macht worden. Oft fanden sich die Spuren des Menschen neben Knochen des Mammuts, Renntiers, Höhlenbären usw. Diese ersten Menschen wichen in ihrem Äußeren etwas ab von dem heutigen Menschen, namentlich durch die starken Augenbrauenwülste, durch die fliehende Stirn und das niedrige Schädeldach sowie auch durch den starken, fast tierischen Kiefer. Aber sie standen schon auf einer ziemlich hohen Stufe der Kultur, da sie bereits künstlich behauene Werkzeuge besaßen und diese sogar mit Zeichnungen versehen hatten. Wir müssen auf Grund dessen annehmen, daß das Erscheinen des Menschen in eine weit frühere Zeit fällt, daß uns aber keine Reste aus dieser überkommen sind. Mit dem Ende der Eiszeit setzt die Gegenwart, das Alluvium, ein. Die Umgestaltung der Erde und die Bildung der Schichten geht fort und vollzieht sich vor unseren Augen. Für die letzte Periode der Erdgeschichte haben wir in den Bildungen auch ein direktes Hilfsmittel zur Bestimmung der Zeit, innerhalb der sie sich vollzogen und die seit dem Rückgange der Verglet- scherung verflossen ist. Das bekannteste Beispiel für eine derartige Zeitberechnung liefert uns das Rückschreiten der Niagarafälle, deren Arbeit erst nach dem Schlüsse der Eiszeit begonnen hat. Man hat die Dauer der Erosionstätigkeit hier auf 12000 — 35000 Jahre geschätzt. Ein anderes Beispiel hat der Geologe Heim in dem Muottadelta des Yierwaldstätter Sees und in dem Kanderdelta des Thunersees gegeben, deren Bildung in die Postglazialzeit fällt. Er ermittelte für die Ablagerung dieser Deltas eine Dauer von etwa 15000 bis 20000 Jahren.

3. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 343

1915 - Leipzig : Hirzel
Klima. 34# Einen wesentlichen Einfluß auf das tierische Leben übt auch die Feuchtigkeit der Luft aus. Diese wirkt auf die Hauttätigkeit ein. Ein Beispiel ~für eine solche Abhängigkeit bildet das Vorkommen des Kameles, das nach den Untersuchungen von 0. Lehmann in einer Luft mit größerer Feuchtigkeit nicht dauernd lebenskräftig bleibt. Auch das häufig beobachtete Degenerieren von Tieren der gemäßigten Zone inner- halb der Tropen wird z. T. auf die Wirkung der großen Feuchtigkeit zurückgeführt. Andere Tiere, namentlich solche der Tropen, bedürfen wieder umgekehrt zu ihrer gedeihlichen Entwicklung einer beständig großen Feuchtigkeit. Hesse unterscheidet darum Trocken- und Feucht- Iitmiere. Zu ersteren gehören die meisten Wirbeltiere, besonders die Reptilien, die Yögel und im allgemeinen auch die Säuger. Dagegen sind die Amphibien Feuchtlufttiere. Auch die Luftbewegung ist einigen Tieren nachteilig. Auf den Inseln finden wir vorwiegend flügellose Insekten. Die fliegenden Insekten werden dort von der häufig stark bewegten Luft über das Meer getrie- den und gehen zugrunde. Die Abhängigkeit von der Lufttemperatur ist außerordentlich ver- schieden. Für jedes Tier gibt es vermutlich ein Optimum der Wärme. Dieses liegt zwischen ziemlich weiten Grenzen. Insektenlarven, Räder- tierchen, Krebse finden wir noch in heißen Quellen von 45° und anderer- seits^ leitende Insekten auch auf dem schmelzenden Eise. Im allgemeinen ertragen die Tiere trockene Hitze leichter als feuchte. Gegen die schäd- lichen Wirkungen zu großer oder geringer Temperatur besitzen die Tiere vielfach besondere Schutzmittel. So sind die Bewohner der polaren Gebiete mit einem dickeren Fettlager unter der Haut, mit dichterem Haar- oder Federkleide ausgestattet. Auch sind alle vorragenden Glieder, z. B. die Ohren, häufig kleiner. Endlich zeichnen sich diese Tiere viel- fach durch ihre Größe aus, wodurch ein geringerer Wärme Verlust in der kalten Jahreszeit bedingt wird. Viele Tiere Anden Schutz in einer Art Kältestarre oder Winterschlaf. Dieser Zustand tritt sowohl bei warmblütigen wie bei kaltblütigen Tieren ein. Schließlich muß auch das Wandern als ein Schutzmittel gegen die Winterkälte betrachtet werden. Die Tiere fliehen gleichsam vor der niederen Temperatur, freilich haupt- sächlich wohl des Nahrungsbedürfnisses wegen, da mit dem Beginne der kalten Jahreszeit meist auch die Nahrungsquellen versiegen. Bei dem Eintritte sehr hoher Temperatur beobachtet man ebenfalls vielfach bei den Tieren einen Ruhezustand, eine Wärmestarre oder einen Sommerschlaf, so bei einigen Schnecken und Reptilien sub-

4. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 344

1915 - Leipzig : Hirzel
344 Biologische Erdkunde. tropischer Gebiete, unter anderem bei den Alligatoren in den Ljanos am unteren Orinoco. Im allgemeinen scheint hohe Temperatur, etwa zwischen 25° und 35° für die Entwicklung der tierischen Organismen günstig zu sein. In den warmen Gegenden der Erde finden wir wenigstens einen weit größeren Artenreichtum als in den kälteren. Von Einfluß ist auch die Temperaturschwankung. Einzelne Tiere halten große Schwankungen ohne jede Schädigung aus, andere gehen schon bei geringen Schwankungen zugrunde. Möbius bezeichnet die ersteren als eurytherme, die letzteren als stenotherme. Eigenwarme (homöotherme) Tiere, also Vögel und Säuger, sind bis zu einem gewissen Grade unabhängig von der äußeren Temperatur, weil der Wärmevorrat im Körper sie vor den schädlichen Wirkungen der Kälte schützt. Bei manchen Tieren ist die Fortpflanzungsmöglichkeit gebunden an bestimmte Wärmeverhältnisse, so bei denjenigen, deren Eier von der Sonne ausgebrütet werden, ferner bei den meisten Insekten. Trotz dieser vielfachen Abhängigkeit der Tiere von den klimatischen Faktoren ist ein Rückschluß von dem Vorhandensein eines Tieres auf das Klima nicht zulässig, weil die Anpassungsfähigkeit der meisten Tiere sehr groß ist. Auch das Licht ist für das tierische Leben von Wichtigkeit; es ist jedoch keine in jedem Falle notwendige Lebensbedingung. Es gibt eine ganze Anzahl von Tieren, welche nie von einem Lichtstrahle ge- troffen werden, wie die Entoparasiten, einzelne Höhlentiere und Tiefsee- tiere. Die auf der Erdoberfläche lebenden Tiere scheiden sich in Tag- ünctnachttiere; die letzteren sind oft geradezu lichtscheu. Die topisehen Verhältnisse. Je nach dem Wohnräume unterscheiden wir Wasser- und Landtiere. Beide aber bedürfen zu ihrer Entwicklung des Wassers. Dieses stellt darum eines der wichtigsten Bedingungen für das tierische Leben dar. Für die Wassertiere ist es das Lebenselement. Nur wenige von ihnen besitzen die Fähigkeit, Trockenzeiten in latentem Zustande zu überdauern. Nach der chemischen Beschaffenheit des Wassers unter- scheidet man eine Süß- und eine Salzwasserfauna. Findet sich die letztere in Binnenseen, so ist sie häufig eine relikte, d. h. sie ist der Rest einer ehemaligen ozeanischen Tierwelt. Die Fauna der Meere zeigt eine gewisse Abhängigkeit von der

5. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 345

1915 - Leipzig : Hirzel
Die topischen Verhältnisse. 345 Tiefe, in welcher sie vorwiegend sich befindet. Neben den Bewohnern der küstennahen Gewässer haben wir die Tiere des offenen Meeres oder der pelagischen Region und die der eigentlichen Tiefsee. Die Tiere haben sich in diesen verschiedenen Regionen dem herrschenden Wasserdrücke _angepaßt. Für das tierische Leben im Ozeane ist die Bewegung des Wassers, namentlich die Strömung, häufig von Einfluss. So gedeihen die Korallentiere nur in bewegtem Wasser, das ihnen beständig neue Nahrung zuführt. Entscheidende Bedeutung hat in den Meeren auch die Temperatur. Im allgemeinen nimmt der Reichtum des Tierlebens nach den Polen und nach der Tiefe gleichzeitig mit der Temperatur ab. Die Landtiere bedürfen des Wassers zu ihrem Lebensunterhalte, für sie ist es gewissermaßen ein Nahrungsmittel. Die Tiere bestehen sämtlich zum überwiegenden Teile aus Wasser. Der durch den Lebensprozeß eintretende Wasserverlust muß daher fortwährend ersetzt werden. Der Wassermangel äußert sich in dem Durst. Dieser stellt sich bei einzelnen Tieren schon nach kürzester Frist der Wasserentziehung, bei anderen, z. B. dem Kamele, erst nach längerer Zeit ein. Die Ansiedlung der Tiere in neuen Wohnräumen scheitert oft an dem Mangel ausreichender Mengen von Wasser. Weiter hängen die Landtiere auch von den übrigen topischen Ver- hältnissen ab. Einmal muß der Boden ihnen die geeigneten Wohn- und Zufluchtsplätze gewähren. Sodann bedarf jedes Tier bestimmter Nahrungsmittel, die ebenfalls wieder von der Beschaffenheit des Bodens abhängig sind. Vielfach haben sich die Tiere den äußeren Bodenver- hältnissen des Wohnortes so sehr angepaßt, daß sie in anders gestaltete Wohnräume versetzt, ihrer natürlichen Lebensbedingungen beraubt werden und darum dort leicht zugrunde gehen. Namentlich finden wir häufig eine Schutzfärbung; die Tiere haben in ihrem Haar- oder Federkleide eine Farbe, die dem Boden ihres Wohnraumes völlig gleicht, so daß sie dadurch dem spähenden Auge feindlicher Mitbewohner entgehen. Nach Hesse beobachten wir solche Schutzfärbung besonders in den vegetations- armen Gebieten, wo die Eintönigkeit der Natur jedes Tier deutlicher hervortreten läßt. Daher sind die Wüstentiere fast durchweg gelb oder hellbraun gefärbt wie ihre Umgebung, die Polartiere dagegen weiß, dem Schnee der arktischen Landschaft entsprechend. Wo eine dichtere Vege- tation den Boden bedeckt, bestehen auch andere Lebensbedingungen. Der Wald bietet ausreichend Schlupfwinkel, hier dient mehr eine Schutz- form als die Schutzfärbung der Erhaltung des Lebens. Auch die Größe des Wohnraums ist von Bedeutung. Große Räume

6. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 346

1915 - Leipzig : Hirzel
346 Biologische Erdkunde. bieten im allgemeinen mannigfaltigere Lebensbedingungen. Viele Tiere, vor allem große Tiere, müssen im engen Raum zugrunde geben, weil er ibnen nicht ausreichend Nahrung liefert. Man führt so das häufige Auftreten von Zwergformen auf Inseln auf den Mangel an Kaum zurück, wodurch auch Mangel an Nahrung bedingt ist. Für sogenannte Bewegungs- tiere (Antilopen, Hirsche, Hinder, Pferde) sind weite Flächen zur kräftigen Entwicklung unerläßlich. Im kleineren Gebiet ist auch die Gefahr eines vernichtenden Konkurrenzkampfes größer. Es fehlen weiter oft die Feinde, die als Fleischfresser ebenfalls ein größeres Jagdgebiet beanspruchen. Das erzeugt auf Inseln wieder Riesenformen, die als Folgen unbehinderten Gedeihens aufzufassen sind. In den verschiedenen Räumen schafft endlich die Bodengestalt gleichfalls wechselnde Lebensbedingungen. Reiche Gliederung des Landes fördert tierisches Leben, Einförmigkeit behindert es. Auch eine Anpassung an die äußere Beschaffenheit des Bodens besteht, Schnellaufende Tiere sind nur auf hartem Boden möglich. Mitbewohner. Die Bedeutung der Mitbewohner für die Tiere liegt vor allem darin, daß diese ihnen die Nahrung liefern. Denn die Tiere nehmen fast nur organische Nahrung zu sich, also sind sie in ihrer Existenz von dein Vorhandensein solcher abhängig. Vor allem ist genügende Pflanzen- nahrung notwendig. Die Tiere sind zwar nur zum Teil Pflanzenfresser, aber die Fleischfresser nähren sieh vorwiegend nur von Pflanzenfressern. Auf 10 Fleischfresser kommen durchschnittlich 100 Pflanzenfresser und diese bedürfen wieder einer ziffernmäßig weit größeren Anzahl von pflanzlichen Individuen zu ihrem Unterhalte. Je nach der Art der Nahrung, welche die verschiedenen Tiere zu sich nehmen, unterscheidet man mono phage, polyp h age und omni- vore oder auch herbivore, carnivore und omnivore. Doch passen die Tiere sich auch den vorhandenen Nahrungsverhältnissen an, Fleisch- fresser werden zuweilen Pflanzenfresser und umgekehrt. So werden z. B. in norwegischen Küstenorten die Rinder aus Mangel an Pflanzennahrung mit Heringen gefüttert. Auch die Menge der vorhandenen Nahrung ist für das tierische Leben von Wichtigkeit. Die Tiere entwickeln sich um so kräftiger, je reichlicher die ihnen zusagende Nahrung vorhanden ist. Sie sind dann mehr befähigt, den Kampf ums Dasein mit den Mitbewohnern aufzunehmen.

7. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 347

1915 - Leipzig : Hirzel
Mitbewohner. 347 Diese Konkurrenz der Tiere untereinander spielt in der Bildung der Fauna der einzelnen Länder eine große Rolle. Es gilt hier im all- gemeinen das Recht des Stärkeren. So hat die kräftigere Wanderratte die Hausratte in Europa nahezu verdrängt. Auch die Pflanzenfresser unter sich machen sich oft die Nahrung streitig. Es kommt hier sogar zur Selbstvernichtung durch za starke Vermehrung der Individuen. Eine solche wird verhütet durch die fleischfressenden Raubtiere. Jedoch sind die Pflanzenfresser auch wieder vor diesen durch Schutzmittel geschützt. Einmal haben sie die schon erwähnte Schutzfärbung, weiter sondern sie übelriechende und ätzende Flüssigkeiten ab, oder sie sind mit einem sehr scharfen Instinkte ausgestattet, oder endlich sie ähneln täuschend anderen Tieren, welche aus irgendeinem Grunde nicht von den Raub- tieren verfolgt werden. Eine solche Schutzfärbung bezeichnet man als Nachäffung oder Mimikry. Außer den Fleischfressern bringen den Tieren auch noch eine Menge niederer Lebewesen Gefahr. Es gehört hierher die Schar para- sitisch lebender Tiere, der Epizoen und Entozoen. So ist der Aus- breitung des Rindes in Afrika durch das Auftreten der Tsetsefliege _gine scharfe Grenze gesetzt, so war ferner eine lange Zeit in fast allen deut- schen Binnenseen der Krebs (Astacus fluviatilis) durch die Krebspest vernichtet. Neben diesem für den einen Teil schädlichen Zusammenleben zweier organischer Wesen, das man als Parasitismus oder Schmarotzer- leben bezeichnet, besteht auch oft ein Zusammenleben, eine Symbiose, die gewissermaßen eine Genossenschaft auf Gegen- seitigkeit darstellt, indem das eine von dem anderen Vorteile hat. Ein bekanntes Beispiel einer solchen Symbiose bietet der Einsiedlerkrebs (Pagurus bernhardi) mit einer Seerose (Adamsia rondeletii); die Seerose siedelt sich auf der Schneckenschale an, die der Krebs als Wohnung benutzt, um an seiner Mahlzeit teilzunehmen, ihn aber auch gegen feind- liche Angriffe zu schützen. Zuweilen bleibt das Zusammenleben nur auf eine gewisse Zeit ein gegenseitig nutzbringendes Verhältnis; es kommt auch vor, daß der eine Lebensgenosse den anderen tötet, wenn er seiner Hilfe nicht mehr bedarf. Symbiose beobachten wir nicht nur zwischen verschiedenen Tieren, sondern sie tritt auch zwischen Tier und Pflanze auf. Wir kennen z. B. bei einigen Ameisen und Pflanzen ein derartiges Genossenschaftsverhält- nis auf Gegenseitigkeit; die Pflanze liefert den Ameisen Wohnung und

8. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 348

1915 - Leipzig : Hirzel
348 Biologische Erdkunde. Nahrung und diese schützen dagegen jene vor ihren Feinden, oder die Ameisen tragen nach den Beobachtungen von E. Ule im Amazonas- urwald Erdreich auf Bäumen zusammen, in das sie dann bestimmte Samen legen, sie schaffen künstlich Blumengärten, in denen sie wohnen und deren Pflanzen mit ihren Blättern ihnen Schatten und Schutz gegen Regen gewähren. Zwischen dem pflanzlichen und tierischen Leben bestehen überhaupt enge Beziehungen, die schon darin ihren Ausdruck finden, daß die Tiere bei dem Atmen den atmosphärischen Sauerstoff verbrauchen, während die Pflanzen die von den Tieren ausgeatmete Kohlensäure auf- nehmen und in ihrem Zellengewebe den Kohlenstoff aufspeichern, der dann den Tieren wieder als Nahrung dient. An der Erhaltung dieser unentbehrlichen Nahrungsquelle nehmen auch die Tiere selbst teil, was deutlich aus der Notwendigkeit der Insektenbefruchtung für viele Pflanzen hervorgeht. Biologische Eigenschaften der Tiere. Unter den biologischen Eigenschaften ist die außerordentliche Ver- mehrungsfähigkeit der Tiere für die Verbreitung dieser wohl von der grüßten Bedeutung. Sie bedingt häufig auch die Wanderungen der Tiere, da bei der schnellen Vermehrung die Nahrung am ursprünglichen Wohnplatze karg wird. Die Wanderfähigkeit ist aber nicht minder für die Entwicklung der Fauna von Einfluß. Die Vermehrungsfähigkeit ist bei einzelnen Tierarten ganz ungeheuer. Durch zahlreiche Nachkommenschaft zeichnen sich nament- lich die Insekten, Fische und unter den Säugetieren besonders einige Nager aus. Aber auch bei Tieren mit scheinbar sehr schwacher Frucht- barkeit wächst die Nachkommenschaft im Laufe der Zeit enorm an. Beweise für die Tatsächlichkeit solcher zahlreicher Vermehrung selbst in kurzer Zeit liefern die Heuschreckenschwärme der wärmeren Gebiete der Erde, die Mäuse-, Batten- und Kaninchenplage, von der die Länder der gemäßigten Zone oft getroffen werden, sodann das viel- fach ganz plötzliche Auftreten ungeheurer Massen von schädlichen In- sekten und endlich Massenanhäufungen von Fischen und auch von niederen Tieren in den Meeren. Solche Tierheerscharen befinden sich meist auf der Wanderschaft. Das Wandern ist hier eine aktive und willkürliche Handlung. Daneben beobachten wir oft auch eine passive und willenlose Wanderung. Die

9. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 378

1915 - Leipzig : Hirzel
378 Biologische Erdkunde. unbewohnt gewesen, erst die Einführung des Pferdes machte sie be- wohnbar. Der Einfluß der Tiere auf die Menschen ist oft auch ein schädlicher. Selbst wo genügend pflanzliche Nahrung vorhanden ist, verbieten feindliche Tiere die Ansiedlung. In einem großen Teile Afrikas ist, wie früher bereits erwähnt wurde, die Zucht von Rindern und Pferden ausgeschlossen infolge des Vorhandenseins eines schädlichen Insektes, der Tsetsefliege. Das bietet aber auch der Entwicklung der Menschen in diesen Regionen große Schwierigkeiten. Ferner untergräbt die Heuschreckenplage die Existenz vieler Tausende, da durch ihre Ver- wüstung Hungersnöte furchtbarster Art hervorgerufen werden. Von nicht geringer Bedeutung ist schließlich noch das Heer der kleinen und kleinsten Lebewesen, der Parasiten und der vielen Krank- heitserreger. Die Malaria verhindert die dauernde Ansiedlung noch in weiten Landstrichen der Erde, und Pest und Cholera hemmen eben- falls zeitweise jede menschliche Entwicklung in den von ihnen befallenen Gebieten. Durch die Schlafkrankheit sind weite Gebiete Afrikas stark entvölkert. Die engen Beziehungen der Menschen zur Pflanzen- und Tierwelt geben sich am deutlichsten zu erkennen, wenn wir erwägen, in welchem Umfange diese zu Wohnung, Kleidung, zu Hausgerät und Waffen das Material den Pflanzen und Tieren ihrer Umgebung entnehmen. Den Südseeinsulanern liefert die Kokuspalme fast alles, was sie brauchen. In Ost- und Südasien kommt den Bambusgräsern eine ähnliche Bedeutung zu. Wtir können die Völker der Erde geradezu nach dem vorwiegend von ihnen verarbeiteten pflanzlichen oder tierischen Materiale gliedern. Selbst in höher kultivierten Ländern zeigt sich noch solche Abhängigkeit. Wo das Holz in reichlicher Menge vorhanden und darum billig ist, finden wir weit mehr noch Holzbauten und Holzgeräte, wie uns das Schweden und Norwegen lehren. Bodenwert. Der Wert des Bodens wird durch die Fruchtbarkeit und durch den Reichtum an Mineralschätzen bestimmt. Im allgemeinen gewährt nur fruchtbarer Boden den für dichtere Bevölkerung notwendigen Ertrag. Diese ist aber eine wesentliche Be- dingung für höhere Kulturentfaltung. Daher finden wir alte Kultursitze häufig in fruchtbaren Flußniederungen, wie in Mesopotamien, im Niltale

10. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 352

1915 - Leipzig : Hirzel
352 Biologische Erdkunde. Verbreitung der Tiere ist ihre große Migrationsfähigkeit. Der Wanderung sind jedoch zahlreiche Grenzen gesetzt. Einmal bilden die klimatischen Verhältnisse oft unüberwindliche Schranken, z. B. große Trockengebiete oder auch sturmreiche Gegenden; sodann aber hindern auch verschiedene geographische Schranken die Vorwärtsbewegung. Für Landtiere ist das Wasser, für Wassertiere das Land meist unüberschreit- bar. Ebenso hemmen Gebirge, unwirtliche Ebenen, selbst Täler und Flüsse die Wanderung. Endlich ist auch die Konkurrenz der Mitbe- wohner in dem neu betretenen Gebiete ein solches Hindernis. In abgeschlossenen Ländern erhalten sich die einzelnen Formen, es entstehen Arten, die nur einem bestimmten Eaume angehören, also endemische Arten. Durch ihren Endemismus zeichnet sich nament- lich die Fauna vieler Inseln sowie die der Hochgebirge aus. Die Insel- fauna ist charakterisiert durch Artenarmut. Die Arten sind aber oft in großer Individuenzahl vorhanden. Die Säugetiere sind auf den Inseln meist nur durch einige Fledermäuse vertreten. Unter den endemischen Arten finden sich häufig relikte Formen, die zuweilen Aufschluß über den ursprünglichen Zusammenhang der Inseln mit anderen Landmassen geben. Die Fauna der Hochgebirge besitzt viele gemeinsame Formen. Auch zeigt sie deutlich Beziehungen zu der Fauna der Polarländer. Die Bewohner beider Gebiete tragen die gleichen biologischen Merkmale. Relikte Formen finden wir endlich auch vielfach in den Binnenseen, woraus man einen ursprünglichen Zusammenhang dieser mit dem Meere oder mit heute verschwundenen Wasserbecken vermuten darf. Entwicklungsgeschichte der Tierreiche. Einer der wichtigsten Faktoren in der Verbreitung der Tiere ist die Entwicklungsgeschichte. Die paläontologische Forschung hat gezeigt, daß die Tierwelt wie die Pflanzenwelt innerhalb der Erdperioden zu immer vollkommneren Formen aufgestiegen ist. Nach Häckel ist die Urzeit der Erde das Zeitalter der Tangwälder und der Schädellosen, die Primärzeit das der Farnwälder und Fische, die Sekundärzeit das der Nadelwälder und Schleicher, die Tertiärzeit das der Laubwälder und £>äuger. Auch der Stamm der Wirbeltiere lehrt uns deutlich diese stete Entwicklung. In der paläozoischen Periode treten Knorpelfische, Am- phibien und Beptilien noch spärlich auf, in der mesozoischen Periode
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