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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 248

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
248 liebte auch der Kurfürst die Jagd, und die Forstbeamten hegten nun, um sich bei dem Herrn in Gunst zu setzen, das Wild zur Ungebühr, so daß es viele Verheerungen auf den Getraidefeldern anrichtete. Die Beschwerden der Land- leute darüber blieben meistens unbeachtet, da die Jager sie für ungegründet ausgaben, und so brachen denn auf einmal 14 Dörfer im Amte Hohenstein auf, und vertrieben und tödteten das Wild. Der Kurfürst ließ sogleich eine Unter- suchung halten, und, da die Klagen der Bauern nicht un- gegründet befunden wurden, das Wild niederschießen und den Wildschaden ersetzen. Dann aber erließ er strenge Verbote gegen die Selbsthilfe. So billig dachten und han- delten aber eine Menge adeliger Grundherrn nicht. Diese hatten viele Bauerhöfe, deren Besitzer verschuldet oder aus- gestorben waren, eingezogen, und die übrigen Bauern muß- ten die Frohnen davon übernehmen. 'Auch vermehrten die Adeligen ihren Viehstand und dehnten ihr Triftrecht auf den Feldern der Bauern so sehr aus, daß diese ihr eigenes Vieh nicht mehr ernähren konnten. Der Unmuth darüber, der durch andere Plackereien noch gesteigert worden war, kam zum Ausbruche, als durch den dürren Sommer 1790 die Bedrangniß des Landmanns vergrößert wurde. Da ge- rade zu der Zeit in Frankreich durch die Revolution alle Dienste und Leistungen aufgehoben waren, so glaubten die Bauern in Sachsen, daß es jetzt an der Zeit sei, sich auch aller Lasten zu entledigen. Es wurde unter ihnen der Plan entworfen, mit gewaffneter Hand den Kurfürsten von Pillnitz nach Dresden zu führen, und ihn zu Bewilli, gung mehrerer Forderungen zu bewegen, als Absetzung aller derer von ihren Aemtern, die Sachsen unglücklich gemacht hatten, Errichtung einer Nationalgarde, Veränderung des Accisewesens, Beschränkung der Vorrechte der adeligen Gutsbesitzer, Aufhebung der Hegung des Wildes, Abschaffung aller Rechtspraktikanten, die nicht wirkliche Gerichkshalter wären, Verfassungsregeln für das geistliche Ministerium und endlich Verminderung der Fleisch- und Tranksteuer, Diese Artikel wurden in Form einer Bittschrift dem Kurfürsten überbracht, der Ueberbringer aber ward nach Untersuchung eines Arztes für wahnsinnig erklärt und nach Torgau in Verwahrung gebracht. Einen Monat darauf, im August,

2. Bd. 2 - S. 225

1844 - Leipzig : Kollmann
225 den bedroht, voll Neue und Beschämung zu seinen Füßen zu se- hen. Nach der ersten Trunkenheit des Entzückens erinnerte man sich seiner höheren Pflicht, und die ganze Besatzung sang mit innig- ster Andacht das Danklied: „Herr Gott, Dich loben wir!" rc. Nach Sonnenaufgang bestiegen sie die Boote und ruderten mit festlichem Gepränge, fliegenden Fahnen und lautschallcnder Kriegsmusik dem Lande zu. Am Ufer hatte sich fast das ganze Völkchen der Einwohner versammelt, welche eben so sehr über die fremden Gaste erstaunten, wie sie selbst Staunen bei diesen erregten. Sie waren ganz nackt, von einer röthlichcn Kupfer- farbe und ohne Barte, übrigens wohlgebildet. Ihre Sprache hatte etwas Unzufammcnhangcndes und Thierisches, dabei das ganze Geschlecht überhaupt viel Achnliches mit einer Heerde gut- mülhiger Schafe oder Rehe — gerade so scheu, so wehrlos, so behende trippelten sie hin und her, und auö Allem, was man an ihnen sah, leuchtete so wenig Verstand hervor, daß die Spanier auf den Gedanken gcricthen, es möchten wohl gar keine Menschen seyn. Das waren sie aber allerdings, nur daß sie auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung und Bildung standen. Sie kannten nicht den Ackerbau; das milde Klima und die Fruchtbar- keit ihrer Infel, die ihnen Mais und Maniokwurzeln in Uebcrfluß gewährte, zwang sie nicht zur Sorge für wärmende Kleidung und Wohnungen. Große Thiere, die ihre Stärke und List hät- ten üben können, gab es dort gar nicht, und ste zeigten sich daher so zaghaft, daß ein europäischer Bullenbeißer ihrer einen ganzen Haufen in die Flucht jagen konnte. Columbus, in einem reichen Kleide und den bloßen Degen in der Hand, stand an der Spitze des ersten Bootes, welches an's Land stieß, um der erste Europäer zu seyn, der die neue Welt beträte. Seine Mannschaft folgte ihm, und in dem unaus- sprechlichen Gefühle des glücklich geretteten Lebens, nach mehr als vierzigtägiger Todesangst auf schwankenden Brettern, warfen sich Alle nieder und.küßten die sichere Erde. Das war das Dank- opfer, der Natur gezollt; ein anderes schrieb die Religion ihnen vor. Sie errichteten ein Kreuz und stammelten vor diesem ihre frommen Gebete. Hierauf nahm Columbus die Insel für den König von Spa- nien in Besitz, mit eben den Cercmonicn, welche bei ihren Ent- deckungen in Afrika die Portugiesen zu beobachten pflegten. Die Ii. "

3. Bd. 2 - S. 118

1844 - Leipzig : Kollmann
118 nun die Gaste saßen, hob ein großer Aufzug an. Es kam ein Pferd, dccorirt wie ein Einhorn, vor den Tisch, auf welchem ein Knabe saß, verkleidet in einen Leoparden, mit dem Paniere Englands und einer Perle in der Hand. Unter dem Klange der Instrumente ging das Einhorn um die Tafel, blieb dann vor dem Bräutigam stehen, und der Leopard gab ihm die Perle mit einer Anrede, Nach diesem kam ein Löwe, in welchem vier Hof- langer saßen, die mit lieblichen Weifen sich hören ließen; auf seinem Nucken faß eine Schäferin." „Den folgenden Abend spielte man Herkules Abentheuer. Da kam ein Greif, aus welchem mancherlei Vögel flogen. — Den dritten Abend wurde ein großer Thurm zur Schau gebracht; in dessen Fenstern lagen, umhecfchauend, sechs Baren und brummten» Darauf erschienen zwölf Geisböcke und Wölfe in friedlicher Ein- tracht und pfeiften und flöteten. Darauf kamen viele Esel, die waren köstliche Sänger, und dann ein Affe, der spielte auf einer Pfeife einen Tanz auf; sogleich sprangen mehrere Affen herbei und tanzten um den Thurm den Moriskentanz (der mohrifche Tanz, welcher in Spanien noch hie und da üblich ist.) Auf den Tafeln standen achtundvierzig seidene Gezelte mit des Herzogs Banner. Unter diesen Gezelte» befanden sich Pasteten und „man- cherlei Possen!" — Auch erschien ein Wallfisch, achtzehn Schuh lang und sechszehn Schuh hoch, in welchem vierzehn wilde Männer steckten. Als er vor die Braut kam, öffnete sich sein Nachen und spie zwölf derselben aus, die dann mit einander kämpften.^)" „Dieses Hochzcitstractament erforderte täglich 16 Ochsen, 10 Schweine, 600 § Speck, 100 N Ochfenmark, 250 Hammel, eben so viele Lämmer, 50 fette Kälber, 100 Hafen, 800 Kanin- chen , 300 Saale», 200 Fasanen, 300 Waffervögel, soo Neb- hühner, 400 Tauben, 200 Schwane, 100 Pfauen, 400 Hühner, 1000 Hühnchen, 500 Kapaunen. — Und was wurde dabei getrunken!!" Karl der Kühne schätzte den Neichthum, welchen das Glück ihm gegeben, nur alö Mittel zu Erlangung noch größerer Macht. Den ersten Königen des Welttheils an Herrschaft gleich, an Glanz und Pracht sie alle überstrahlend, wollte er auch ihren Titel *) Es wird nicht angegeben, warum er nicht alle vierzehn ausge- spien hat.

4. Bd. 2 - S. 171

1844 - Leipzig : Kollmann
solches Spiel mit zwei anderen Löwen wiederholen; diese aber kamen ihm bei seinem Eintritte in ihren Käfig grimmig entgegen. Map jedoch ließ sich nicht schrecken, sondern nahm eine eiserne Schaufel und schlug damit so kraftvoll auf sic ein, daß sie sogleich von ihm abließen und sich wieder zur Ruhe legten. Man erzählte ihm einst von einer Höhle, worin ein Bär mit seinen Jungen befindlich scy. Er tritt davor, bewaffnet mir einem Spieße, schreckt das Thier auf, und indem cs nun auf ihn eindringen will, stößt er ihm den Spieß in den Leib und tödtet cs so ohne Jeman- des Beihülfe. In Brabant stürzte er, in Verfolgung eines groß- ßen Ebers, von einer beträchtlichen Höhe herab, raffte sich aber bald wieder auf und gab dem Thiere dennoch den Fang. Ein kühner Jäger ohne Gleichen, setzte er sich, besonders bei der so sehr von ihm geliebten Gemsenjagd, den größten Gefahren aus. Einst war er bei einer derselben auf einen steilen Felsen gekom- men; sein Hund, welchen er mit einem Seile an sich fcstgebun- dcn hatte, begann zu entlaufen und ihn einem unabsehbaren Abgrunde entgegen zu ziehen. Map konnte sich weder halten, noch daö Seil losmachen, fand aber Mittel, dasselbe um einen Baum zu schlingen und sich dadurch das Leben zu retten. Ein andermal gerieth er bei dem Verfolgen einer flüchtigen Gemse auf die St. Martinswand oder den Zirlberg, eine hohe und schroffe Felfenspitze an der Straße nach Insbruck. Der schon mehrfach erwähnte Fugger erzählt dieses von Map bestandene Abentheuer folgendermaßen: „Mapimilian schien geboren zu seyn, alle Gefahren glücklich zu überstehen. So liebte er die gefähr- lichste unter allen Jagden, die Gemfenjagd, gar sehr und ent- ging bei derselben dennoch mancher schweren Todesnot!), daß daraus ein sonst unerhörtes hohes Beispiel zu nehmen ist, wie das himmlische Engelgcleit einen gottgeliebten und gottliebenden Fürsten auf den Händen zu tragen und zu schützen vermöge. An der Landstraße von Augsburg nach Insbruck gipfelt sich ein jäher, furchtbar hoher Felsen an die Wolken hinauf. Von dem anliegenden Dorfe Zirle wird er der Zirlberg, von der nächsten Kirche und dem alten Schlosse zu St. Martin und weil er gleich einer gemauerten Wand emporstrebet, die St. Martinswand genannt. Auf diese Wand vcrstieg sich Mapimilian in seiner Jugend, also, daß er weder weiter, noch zurücksteigen konnte. Wie dem edeln Erzherzoge damals zu Muthe gewesen, ist leicht

5. Bd. 5 - S. 7

1845 - Leipzig : Kollmann
7 von ihm vorgeschlagene und entwickelte Themata einen klarc.. Beweis. Am dritten Advent. ,,Ihr höret und redet doch so gern von Staat und Kleidcrpracht; darum stelle ich euch heute zwo Sorten Kleider auf, und zwar l) den unbefleckten Adam Spelz und 2) das neue Kleid der Gerechtigkeit." Am Sonntage nach Weihnachten. „Heute stell ich euch vor: Eine christliche Kinder-Komödie , und da treten auf 1) im ersten- Auftritt Simeon und Hanna, 2) im zweiten Jo- _ feph, und Maria, und 3) im dritten das Jefuökindlein selber." Reminisccre. „Wie unser Herr Christus daö kananäische Weiblcin züchtiget? i) Wie, 2) womit und 3) warum er cs züchtiget." Oculi. „Der Teufel als ein großer Kettenhund: i) als ein großer Hund, denn er hat nicht nur Menschenkinder, sondern auch den Sohn Gottes in die Beine gebissen; aber auch 2) als ein Kettenhund, denn hernach hat er wieder müssen mit Schimpf lind Schande in sein höllisches Hundsloch zurückkriechen." Erste Fastenpredigt. Text Psalm Xxii. 13.: „Die Pharisäer als große fette Ochsen aus Basan. Wir betrachten demnach l) ihren Kopf, 2) ihren Bauch, 3) ihren Schweif und 4). ihr Geplärr." Zwote F a st n ach t s p r e d i g t. ,, Vom Hcrodes, dem • alten listigen Fuchse, und zwar 1) von seinem Balge, 2) seiner Speise, und 3), seiner List." Dritte Fastcnpredigt. „Unser Herr Christus eine Pas- sivus scheibe. Dabei sehen wir i) auf die Schützen, die nach dieser Scheibe schießen, 2) die Pfeile, womit sie schießen, und 3) die Fehlschüsse, die sic thun." Erste Ostcrpredigt. „Die Vergleichung unserer Archer- stehung mit einem Ostcreic, und zwar was anlangct i) dessen Rundung, 2) Harte, 3) Farbe und 4) Durchsichtigkeit." Zwotc Ostcrpredigt. „D7r zwiefache Schall der Pau- linischen Ostcrposaune. Dieser ist l) ein historischer und 2) ein prophetischer Schall." Trinitatisfest. „Das sausende und brausende Evange- lium. Wir forschen also nach: i) Wo, wie und wohin cs sauscch und 2) wo, wie und wohin cs brauset." Sechster Trinität iss. „Unser Herr Christus ein Schorn-

6. Bd. 5 - S. 235

1845 - Leipzig : Kollmann
235 rcgistrirt wurden. Denn zu der immer ausschweifender werden- den Verschwendung des Hofes, neben welcher auch noch so uner- hörte Zinsen für die Staatsschuld und so viele andere Bedürf- nisse bestritten werden mußten, gehörten schreckliche Auflagen. Der Finanzminister, Abbe Tcrray, war der Mann, der ohne alle menschliche Regung immer neue Steuern hervorzupressen wußte, Nach einem seiner Edicte stellten ihm die Deputirtcn der Geistlichkeit, für welche cs besonders drückend war, die offenbare Ungerechtigkeit desselben vor. „Aber wer sagt denn, — erwi- derte er, ohne seine Miene zu verändern — daß das Edict gerecht scyn soll? Wozu wäre ich denn da?" — „Das heißt ja aber den Leuten die Taschen ausraumen!" rief einer der Deputirtcn erhitzt. — „Wo soll ich's sonst hernchmcn?" fuhr Terray mit seiner vorigen Gelassenheit fort*). Man rechnet, daß unter Lud- wigs Xv. Regierung allein mehr neue Auflagen gemacht worden seyen, als unter allen vorigen Königen zusammcngenommen **). *) Wenn man ihm rieth, die Unzufriedenen und Klagenden einsteckcn zu lassen, so war er allemal dagegen und sagte: „Wenn man die Leute schindet, so muß man sie auch schreien lassen." **) Die Pariser suchten sich durch Satvren und Carricaturcn eine Herzens- ecleichterung zu verschaffen. Da der Canzler Maupcau cs war, von dem die neue Verfassung ausgegangen war , so richtete der Witz gegen ihn vorzüglich seine Pfeile. Unter andern: verbreitete ein Satyrcnschreiber Folgendes: „Es halt sich jetzt in Frankreich ein Chamäleon aus, mit Tatar und Perrücke ; es verändert seine Farbe sehr oft, und wird bald schwarz, bald weiß, bald blutroth oder gelb. Es soll die Fliegen nicht fressen, sondern ihnen bloß das Blut aussangcn und viel grau- samer seyn, als das eigentliche Chamäleon. Es klammert sich mit dem Schwänze an alle Zweige, wie ein bekanntes Thier, und hat etwas von der Natur des Tigers, des Affen und des Baren; es ist grausam, gewandt und rachgierig und so hartnäckig, daß es nichts unternimmt, was es nicht ausführt. Seine Mähne ist lockig, wie die des Löwen ; seine Schnelligkeit wie die des Krokodils. Das schwarze und freche Auge dieses Thiers sprühet Muth und Grausamkeit. Man nennt es einen Maupeau." — Auch erschien zu der Zeit, da das Elend des Volks den höchsten Grad erreicht hatte, folgende Parodie des Vaterunsers: „Unser Vater, der du bist in Versailles, dein Name sey gepriesen. Dein Reichs ist erschüttert. Dein Wille geschieht weder auf Erden, noch im Himmel. Gieb uns unser tägliches Brod zurück, das man uns genommen hat. Verzeihe den Parlamenten, daß sie dir treu gedient haben, sowie du den Ministern verzeihst, die sie ver-

7. Bd. 5 - S. 282

1845 - Leipzig : Kollmann
282 von dem Blute des schottischen Adels geröthet. Viele berühmte Familien gingen völlig unter. Eine beträchtliche Anzahl Männer vom Nange, die man auf der Flucht ergriffen, darunter mehrere Grafen und Lords, mußten ihr Leben unter dem Beile des Hen- kers verbluten. Alle betrugen sich sehr standhaft und schienen einen Ruhm darin zu finden, daß sie für eben die Sache starben, die sie verfochten hatten. Ein Priester, der während des Prin- zen Aufenthalt zu Carlisle von demselben die Anwartschaft auf das dortige Bisthum sich erbeten hatte, ward im priestcrlichcn Ornate zum Galgen geschleppt. — So endigte sich eine Empö- rung, die von einem geringen Anfänge zu einer furchtbaren Höhe gestiegen war und eine Zeitlang den gänzlichen Umsturz der eng- lischen Verfassung drohte. — In hohem Grade abenteuerlich waren die Schicksale, welche der Prinz Karl nach der Schlacht bei Culloden erfuhr, und einem Wunder ähnlich war es, daß er nach fünfmonatlichen Irrfahrten, Kreuz- und O.ucrzügen doch endlich den Nachstellungen seiner Feinde entging. — Der Preis von 30,000 Pfund Sterling, der auf die Entdeckung oder Gefangennehmung desselben gesetzt war, trieb die englischen Soldaten zu den eifrigsten Nachfor- schungen und brachte den Flüchtling stündlich in Gefahr, in ihre Hände zu fallen. Sogleich nach der Schlacht hatte er sich allein und zu Fuß in Einöden versteckt und sich nach einem kleinen Hafen an der mitternächtlichen Seite von Schottland gewendet. Kaum war er daselbst angekommen, als englische Reiter anlangten, die ihn an den Küsten aufsuchten. Er entfloh in der Nacht, wan- derte nun ganz allein, in der Kleidung eines Bettlers, die er unterwegs gegen seine Kleider cingctauscht hatte, in den wilden, öden und von Natur fürchterlichen Gegenden an der schottischen Küste umher, ohne Vrod, Freund, Hülfe und Hoffnung. Des Tags hielt er sich in Höhlen und in den Gipfeln der Bäume auf und des Nachts wagte er sich auf's Land, um durch Wur- zeln und Kräuter seinen Hunger und durch Wasser aus einer Quelle seinen Durst zu stillen. Und auch diese Labsale fand er nicht immer. Als er eines Tages voin Morgen bis in die Nacht umhcrgcirrt, vom Hunger geplagt und bis zum Sterben ent- kräftet war, so daß er nicht mehr im Stande war, wie bisher in Wäldern auf Wurzeln der Bäume zu schlafen, wagte er es, in ein Haus zu gehen, dessen Besitzer, wie er wohl wußte, von

8. Bd. 5 - S. 241

1845 - Leipzig : Kollmann
141 außerordentliches Menschengewühl. Als er naher kam, erblickte er den König mit seinem ganzen Hofe an den Fenstern. Man hatte da einem schnellfüßigen Kerl ein Paar Hirschhörner auf den Kopf gebunden; dies hieß man einen Hirsch. Ein Dutzend andere Kerls hinter ihm her hieß man Hunde. Hirsch und Hunde sprangen in den Teich vor dem Schlöffe und wieder aus demselben heraus und hin und her, mit einem Beifalle, der nicht schallender scyn konnte. „Was soll das?" fragte der Fremde einen neben ihm stehenden Franzosen. „Monsieur — erwiederte dieser sehr ernsthaft — c’est pour le divertissement de la Cour“ (mein Herr, das ist eine Hofbclusiigung). Ein Herr von Equevilly, welcher mit zum Hofstaate Ludwigs gehörte, hatte eine ganz eigne gefährliche Krankheit, und der König ließ sich alle Tage nach seinem Befinden erkun- digen« Indessen ward der Kranke hergcstellt, schleppte sich müh- sam zum ersten Lever und dankte dem Könige für die gnädige Aufmerksamkeit. „Nicht Ursache, lieber Equevilly, — sagte Lud- wig — Sie hatten eine so merkwürdige Krankheit, daß ich mir vorgenommen hatte, Sie öffnen zu lassen, sobald Sie todt wären." Unter die merkwürdigsten Handlungen bei der älteren Krö- nungsfcicrlichkeit der Könige von Frankreich gehörte die Heilung der dicken Hälse oder Kröpfe durch bloße Berührung, von welcher Mundcrcur die Könige bei ihrer Krönung förmlichen Besitz nah- men. Sie bedienten sich dabei der Worte: „Ce roi te touche, dien te g-uerise“ (der König berührt dich, Gott heile dich). — Diese Ccremonie fand auch noch bei der Krönung Ludwigs Xv, statt, und nach den gedruckten Nachrichten hierüber waren gegen 2000 kröpfige Menschen dabei versammelt. Ludwig hielt einst Revue über seine reitender« Grenadiere; in seinem Gefolge befand sich auch der englische Gesandte. Der N. G. ir, '10

9. Bd. 5 - S. 338

1845 - Leipzig : Kollmann
338 Zwar hielt er streng darauf, daß Jeder seinen Dienst mit Ge- nauigkeit versah; allein diejenigen, die ihre Pflicht treu erfüllten, konnten auch gewiß seyn, in ihm den mildesten Herrn zu finden. Nie hörte man ihn seine Domestiken anders, als mit dem Tone wahrer Gutmüthigkeit ,,mein Kind" rufen. Eine Eigenheit des Königs war seine große Liebe zu Hunden, besonders zu Windspielen. Er hatte deren immer drei oder vier um sich, von denen einer sein Favorit war, dem die andern Gesellschaft leisteten. Der Favorit lag bei Tage immer da, wo der König saß, an seiner Seite auf einem mit zwei Kissen be- deckten Stuhle, und schlief des Nachts bei ihm im Bette« Die andern wurden des Abends wcggcbracht, aber so bald man Mor- gens den König weckte, fanden sie sich wieder ein. Die Munter- keit und Anhänglichkeit dieser Thiere machte dem Monarchen viel Vergnügen. Sic saßen neben ihm auf dem Kanapeh und ver- darben ihm nicht selten seine Möbeln, worüber er zuweilen selbst scherzte. „Die Hunde — sagte er einmal — zerreißen mir alle Stühle, aber was soll ich thun? Wenn ich es heute machen lasse, so ist es morgen schon wieder verdorben; da muß man schon Geduld haben. Wenn ich mir eine Marquise Pompadour halten wollte, würde cs mir viel mehr kosten, und sie würde mir nicht so treu und anhänglich seyn, als diese Thiere." Er sorgte auf's Zärtlichste für ihre Pflege und Gesundheit; täglich mußte ein Bedienter sie spazieren führen und ihnen die für sie bestimmten Speisen geben; der Favorit empfing auch bei der Tafel etwas aus der Hand des Königs. Friedrich hatte die Schwache, gegen diejenigen leicht eingenommen zu werden, die von diesen Hunden schel angesehen wurden. Er bildete sich ein, daß der Geruch und Instinct dieser Thiere ihnen anzeige, ob diejenigen, die sich ihnen näherten, einige Sympathie mit ihnen hätten. Sehr unangenehm war es ihm, wenn Jemand die Hunde trat; ein Unfall, der bei der Zudringlichkeit, mit der sie jeden Eintretenden berochen und beschnupperten, äußerst leicht war. — Zu den vorzüglichsten Lieblingshunden Friedrichs gehörte die Biche, welche dadurch berühmt ist, daß sie 1745 in der Schlacht bei Sorr eine Beute der Oesterreicher ward, aber von dem General Nadasdy zurückgegeben wurde. Nichts aber glich der Liebe des Königs zu der Hündin Alcimene, die ihn in dem siebenjährigen Kriege begleitete. Während desselben verbarg er

10. Bd. 6 - S. 90

1845 - Leipzig : Kollmann
I — 90 — ständen« „Ihre Bitte seht mich in Verwunderung, — antwortete der Monarch — we»m ich nur meines Gleichen sehen wollte, so müßte ich mich in die Gruft einschließen, wo die Gebeine meiner Vorfahren ruhen. Meine Herren, ich liebe die Menschen, rmd ich ziehe Tugend und Talente dem zufälligen Vorthcile, Fürsten unter seinen Vorfahren zu zahlen, weit vor." Unfern Wien sollte einst eine große Jagd gehalten werden; unglücklicher Weise setzte den Tag zuvor einer der stärksten jagd- baren Hirsche über den Park und verwüstete den nahe gelegenen Acker eines armen Landmanncs. Letzterer gewahrte den ungebe- tenen Gast mit Bestürzung, holte ein Geschoß, erlegte ihn und machte hiervon dem aufschcnden Jäger schleunige Anzeige. Der Landmann wurde mit Ketten belastet in's Gefangniß geworfen, und der Beamte eilte nach Hofe, hinterbrachte dem Kaiser selbst das große, dem Hirsche widerfahrene — Unglück, anfragend, welche Todesstrafe dem Mörder zu Theil werden sollte? Der Kaiser sprach folgendes Urtheil: „Da kein Fürst in der weiten Welt berechtigt ist, das Eigenthum des Privatmannes auf irgend eine Art zu kränken, so befehle ich Ihnen hiermit, daß Sie den Bauern sogleich auf freien Fuß setzen, daß man ihm den erlittenen Fcldschadcn ver- güte, daß man den Hirsch verkaufe und daß man diesem Manne das auf die Naubthiere gelegte Schußgcld zahle. Vergessen Sie nicht, — setzte der gerechte Monarch hinzu — daß ich meinen Befehlen Nespect zu verschaffen weiß." Im Februar 1763, als der Eisgang die Donaubrücke weg- gerissen hatte, und die Leopoldstadt unter Wasser stand, sah man den Kaiser in einem kleinen Kahne mit der größten Gefahr über- setzen, um Ncttungsanstalten zu treffen. Bei Feucrsbrünsten war er allezeit einer der ersten Anwesenden, die man mit Löschen ' beschäftigt sah, obschon im Jahre 1774 ein Stück von einem hcrabfallenden Schornsteine ihn beinahe erschlug Bei dem Un- glücke, welches 1776 durch ein aufgeflogencs Pulvermagazin ent- stand, sah man Thränen des Erbarmens von seinen Wangen rollten über die traurige Nothwcndigkeit, Sicherhcitsanstaltcn des Staats zu erhalten, welche den Menschen, die ihn ausmachen, so ver- derblich werden können. Im Juli 1775 machte der Erzherzog Ferdinand und seine Gemahlin einen Besuch in Wien. Bei der Abreise beschenkte i
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