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1. Aus dem Deutschen Reiche - S. 127

1897 - Leipzig : Wachsmuth
127 frühen Mittelalter gegen die Sorben erbaut worden, um deren weiteres Vor- dringen im Schwarzathale zu verhindern?) Nach einem Brande im Jahre 1726 in seiner jetzigen Gestalt neu aufgebaut, trägt es äußerlich zwar nur das Gepräge jenes nüchternen Kasernenstils, wie er im vorigen Jahrhunderte ab und zu beliebt war, aber mit seiner reizvollen Umgebung bietet es dem Beschauer von allen Seiten ein überraschend schönes Landschaftsbild. Das Dorf Schwarzburg, das am Abhange des schroffabsallenden Schloßberges und an beiden Ufern der Schwarza liegt, ist eine Bnrgsiedelung, die jedenfalls schon früh aus den Hütten von Dienstleuten und Tagelöhnern, die zur ehedem gräflichen Burg gehörten, angelegt wurde. In diesem Jahrhunderte hat es sich infolge des starken Fremdenverkehres, den die romantische Lage Schwarz- burgs veranlaßt, bedeutend gehoben; die Bevölkerung betrug 1815 315, 1895 693. Die meisten Bewohner des Dorfes sind Fabrik- und Holzarbeiter; ein wenig Ackerbau wird als Nebenbeschäftigung unter oft großen Beschwerden* 2 3) an den steilen Berghängen getrieben. Die Gebäude westlich von Schloß Schwarzburg sind Gasthäuser. Sie bieten eine prächtige Aussicht auf Wald und Wiese, wo allabendlich ein 70 bis 80 Stück zählendes Rudel von Hirschen zur Tränke am Schwarzabache erscheint?) Der Schwarzbnrger Forst ist nämlich außerordentlich reich an Rot- und Schwarzwild. Dieser schöne Bestand ist nur durch jahrzehntelange Bemühungen (durch Schonung, Einrichtung von Fütterungen, Salzlecken und Errichtung von Wildzäunen) erzielt worden. In dem höheren Teile des Schwarzagebietes ist eben das Hauptlebens- element der Wald, der beispielsweise in den schwarzburgischen Fürstentümern 9 Die Bewohner des Schwarzagebietes gehören zum größeren Teile dem thüringischen,, zum kleineren Teile dem fränkischen Stamme an, doch war, wie das Orts- und Flurnamen beweisen, das Gebiet der unteren Schwarza, der Rinne und der Sorbitz zum großen Teile von Slawen besetzt. 2) Auch anderwärts, namentlich an Waldfütterungen, kann man gegen Abend oft gleichzeitig eine sehr große Zahl von Wild zu sehen bekommen. Lächerlich zahm und un- bekümmert um den Beobachter benehmen sich die Hirsche auf den, Nesselhofe oberhalb Tam- bach; sie fressen, wenn das Signal zur Fütterung erteilt ist, auch denr Fremden die Runkel- rüben fast aus der Hand. 3) Die Bewohner der in den engen Thälern liegenden Orte müssen sich oft durch Ausmauern von Terrassen die fruchtbare Erde an den steilen Gehängen erhalten, müssen mühsam den Dünger in Körben die Berge hinauftragen und den Boden mit Karst und Hacke bearbeiten. Auf dem steinigen Schieferboden bauen sie zwar Sommerkorn, Kartoffeln und Hafer von guter Beschaffenheit, es reicht aber nicht im entferntesten, um die Bedürf- Nisse der Bewohner zu befriedigen.

2. Aus den Alpen - S. 89

1901 - Leipzig : Wachsmuth
89 Proviant für die ganze Woche: ein paar Laibe festes Schwarzbrot, Specks geselchtes d. h. geräuchertes Fleisch, häufig auch eine Pfanne und ein» gebranntes Mehl, um sich allenfalls in der Bergregion eine Brennsuppe kochen zu können. So lange Waldung ist, geht der Weg ziemlich bequem. Beginnt aber das knorrig-verkrüppelte Legföhrengestrüpp und das leicht abrutschende Geröll, dann wächst mit jedem Schritte die Beschwerlichkeit weiter aufwärts auch die Gefahr. Den Bergjäger kümmert keines von beiden. Er klettert die unglaublichsten Pfade mit der größten Ruhe und Behendigkeit; wo ein Nagel seines Bergschuhes, ein Finger seiner Hand. sich festhaken kann, da findet er seinen Weg. Der führt ihn an mauer- recht abfallenden Felswänden entlang auf handbreiten Schuttbändern, im scheinbar unersteiglichen Geschröst findet das wegkundige Auge Ritzen und Kamine, das schwankende Geäst der Bergföhre wird zur Leitersprosse für den wagenden Fuß, und über jäh abschießende Schneefelder, unter denen grausenhafte Abgründe gähnen, schreitet er mit todverachtender Sicherheit. Und wie steht es mit dem Nachtlager aus! Manchmal bietet ein Stadest in dem das Bergheu bis z»m Wintertransport ablagert, oder eine Dienst- hütte Unterkunft, oft aber heißt's unter freiem Himmel lagern. Am schlimmsten ist es, wenn plötzlich schlechtes Wetter eintritt und der Nebel die Berge dicht umspinnt, daß man nicht fünf Schritte weit sehen kann. Dann verzichtet selbst der wegekundigste Jäger aufs Heimgehen. Der feine Alpenregen dringt durch Lodeu und Hemd, und der malträtierte Schütze darf von Glück reden, wenn er noch eine verlassene Almhütte oder einen Heustadel erreicht. Und was alles giebt es zu thun! Im Frühjahre treibt den Jäger das Verhören der Auerhühne und Spielhähne oft schon um Mitternacht an hochgelegene Waidplütze hinauf; dann muß er wieder, um die Sülzeu (Salzlecken) für das Hochwild aufzufrischen, schwere Lasten Salz berg- einwärts tragen. Zur Pürschzeit muß er früh morgens und am späten Abend im Walde sein, muß während der Erntezeit an jenen Plätzen, wo Wildschaden zu befürchten ist, nächtlicherweile das Wild aus den Feldern abtreiben, während ihm im Herbste die Hirjch- und Gemsjagd wieder andere Anstrengungen verschafft. Dabei darf er keineswegs schießen, wo und was er will; in manchen Revieren, wo die Jagdherren das Wild selbst erlegen wollen, darf er nur als dessen Hüter und Beschützer auf- treten. Im tiefen Winter, wenn der Schnee oft klafterhoch liegt und kaum die stärksten Hirsche mehr imstande sind, Stellen aufzusuchen, wo sie den Schnee wegscharren und Äsung suchen können, gilt es, auf den Futterplätzen nachzuschauen und dem hungernden Wilde frisches Heu

3. H. 2 - S. 32

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 32 — den Nachbarn, die entstehenden Klagen und Streitigkeiten ver- handelt und Fremde verpflegt werden. Das Lager wird während der Nacht von gut abgerichteten Hunden sorgfältig bewacht, die jede Annäherung eines Fremden verhindern. Der Beduine lebt von Viehzucht und Raub; sein Reichtum besteht in seinen Herden. Mit besonderer Sorgfalt widmet er sich der Zucht des Pferdes, und die Liebe zu diesem Tiere ist mit der Natur des Arabers, zumal des Beduinen, unzertrennlich. Das arabische Pferd ist ausgezeichnet durch schönen Körperbau und berühmt durch Ausdauer und Schnelligkeit. Es ist der Liebling der Familie, und der Araber beobachtet es mit ängstlichem Fleiße, erlernt seine Sitten, seine Bedürfnisse, besingt es in seinen Liedern und findet in ihm den Stoff seiner angenehmsten Unterhaltung. Das Fohlen wird mit besonderer Sorgfalt erzogen und wie ein Glied der Familie gehalten; man behandelt es mit Liebe und Zärtlichkeit, schlägt es nie, mutet ihm vor allen Dingen keine Arbeit zu, die es nicht leisten kann. Der Araber verwendet das Pferd nicht zum Ziehen und strengt es nur im Notfalle an; die Leistungen eines gut gezogenen Tieres edler Rasse sind dann aber auch ganz außer- ordentliche. (Der Araber und sein Pferd von Helmuth von Moltke.) Man führt gewissenhaft Buch über die Abstammung jedes einzelnen Tieres, und die Geschlechtsregister mancher Pferdefamilien reichen Jahrhunderte zurück. Die Tiere werden einige Male des Tages getränkt, nur abends mit reiner Gerste gefüttert und stehen stets gesattelt und gezäumt vor dem Zelte. Sie sind an die Lanzen gebunden, die man in die Erde gesteckt hat. Bei schlechtem Wetter nimmt der Beduine sein Pferd mit unter das Zelt. Das edle Tier ist des Nomaden Lust und Freude; aber er könnte es entbehren, während er ohne das Kamel nicht zu existieren vermag, denn an das Leben dieses Tieres ist sein eigenes geknüpft. Das Kamel gibt ihm Milch, die er täglich genießt und aus der er Butter und Käse bereitet, Wolle, aus der Kleidungsstücke und Zelttücher gewebt werden, und liefert ihm in seinem Fleisch die Festtags- speise und in der Haut das Material zu Wasserschläuchen und Sandalen. Alles von diesem Tiere wird benutzt, selbst sein Mist, der nicht nur als Dünger Verwendung findet, sondern getrocknet auch als Brennstoff verbraucht wird, was in der dürren Wüste von großer Wichtigkeit ist. Das Kamel ist das Lasttier, das allein im Sande der Wüste fortkommt, und vertritt die Stelle des

4. H. 2 - S. 33

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 33 — Reitpferdes, dem es zwar an Schnelligkeit etwas nachsteht, das es aber an Ausdauer bei weitem übertrifft. Ein Lastkamel trägt ein Gewicht von 5 Zentnern und macht trotzdem bei Wüstenreisen täg- lich 10 Stunden im Schritt; ein gutes Reitkamel legt durchschnitt- lich 15 km in einer Stunde zurück. Dabei vermag das Tier lange Zeit zu dursten und sich auf mehrere Tage mit Wasser zu ver- sehen. Aber es muß ins Bereich der Fabel verwiesen werden, daß dieser Wasservorrat im Magen des Kamels schon manchen Reisenden vom Tode des Verschmachtens errettet hat. Nicht minder an- spruchslos ist es in Bezug auf Nahrung; es kann 24 Stunden fasten und begnügt sich wie der Esel mit dem spärlichsten Futter, mit Disteln und allerlei stachlichten Gewächsen, wie sie die Wüste hervorbringt. „Alles im Bau des Kamels ist auf die Wüste be- rechnet. An der Brust hat es eine große Schwiele, vier kleinere an den Vorderfüßen und zwei an den Hinterfüßen; diese Schwielen dienen ihm zum Aufstemmen, wenn es sich niederlegt und wieder aufsteht. Wollte man das Tier stehend beladen, so müßte man eine kleine Leiter ansetzen, denn es wird 2, zuweilen auch 21/2 m hoch. Darum ist das Niederknien des Dromedars höchst notwendig. Der Araber bindet den jungen Tieren die Beine unter den Leib, beschwert denselben mit Gewichten und läßt sie 14 bis 20 Tage in dieser Lage. Nach dieser Zeit legen sie sich nie mehr anders nieder. Unter den Fußsohlen befindet sich ein mit dicker Haut überzogener Ballen Fleisch, der wie ein Kissen den beschwerlichen Gang im .Sande erleichtert." Der Beduine lebt nicht lange an ein und demselben Orte. Findet er keine Weide mehr für sein Vieh, so werden die Zelte abgebrochen und mit den übrigen Habseligkeiten auf die Kamele geladen. Das geschieht innerhalb weniger Stunden und ist eine Arbeit der Weiber. Die Männer steigen währenddessen zu Pferde und bilden, wie immer auf Reisen, die Vorhut. Die liebste Be- schäftigung des Beduinen ist der Raub. Derselbe wird wie ehe- mals bei uns von den Raubrittern nicht als unehrenhaft oder gar schimpflich betrachtet, sondern als rechtmäßiger Erwerb für völlig erlaubt gehalten. Der Reisende, der sich willig ausplündern läßt, wird dabei sanft und menschlich behandelt und nur, wenn er Widerstand ausübt, getötet. Der Räuber steigt gar nicht vom Pferde; der Überfallene muß sich selbst entkleiden und alles her- geben, was er hat. Das Wüstenleben begünstigt eine derartige s

5. H. 2 - S. 34

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 34 — Lebensweise nur allzusehr, und die völlige Straflosigkeit bei schnell ausgeführtem Raub verleitet den Beduinen und andere Wüsten- bewohner geradewegs dazu. Dem einzelnen Verfolger ist der Räuber an und für sich meist überlegen, und vor Übermacht schützt ihn die Wüste, deren Pfade und Wasserplätze er am besten kennt, deren drohende Gefahren aber die verfolgenden Feinde zu- rückschrecken. Ackerbau zu treiben, hat der Beduine keine Zeit. Er ist in beständiger Wanderung begriffen, um immer neue Weiden für sein Vieh aufzusuchen; dies und die Beaufsichtigung seiner Herden nimmt ihn vollständig in Anspruch. Deshalb kann bei ihm auch von in- dustrieller Tätigkeit nicht besonders die Rede sein; sie beschränkt sich auf die Herstellung des für das Leben Notwendigen und geht über die Grenzen des eigenen Bedarfs nicht hinaus. Auch die Jagd wird nicht in dem Umfange betrieben, als man nach der Ärmlichkeit der Lebensweise und dem Vorhandensein des jagdbaren Wildes an- nehmen zu müssen glaubt. Wohl veranstaltet mitunter ein ganzer Stamm Treibjagden auf Gazellen, wohl fängt der Beduine den räuberischen Leoparden in Fallen oder erlegt ihn mit dem Feuer- gewehr und mit Hilfe der Hunde, aber ein Jäger von Passion ist der Araber nicht, und in gewinnsüchtiger Absicht liegt er solcher Jagd nicht ob. In anschaulicher Weise wird die Lebensweise der Beduinen durch folgendes Gedicht charakterisiert: In weiter Ebne hauset der Nomade, Nichts unterbricht um ihn das tiefe Schweigen Als der Kamele laut Gebrüll bei Tag, Bei Nacht der Schakal und der Todesvogel. Sein Haus ist ein Stück Zeug, wohl ausgespannt Und mit Gebein befestigt in dem Sand. Erkrankt er, ist Heilmittel ihm Bewegung; Will er sich selbst bewirten und die Gäste, Jagt er vorerst den Strauß und die Gazelle, Die Gräser, die Gott wachsen läßt im Feld, Sie dienen seinem Vieh zur kargen Weide. Bei ihm im Zelte weilt sein treuer Hund, Der es ihm anzeigt, wenn ein Dieb sich naht. Er hat sein Weib, des ganzer Schmuck besteht Aus Münzen, die zum Halsband sind gereiht, Gewürznäglein und Perlen der Koralle. Er kennt nicht andren Wohlgeruch als Teer Und bisamduftenden Gazellenkot. Und doch ist glücklich dieser Muselmann,

6. H. 2 - S. 44

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 44 — die genannten Tiere als Jagdbeute und zwei Frauen, die damit beschäftigt sind, sie für das Mahl herzurichten. Der Guanako, zur Ordnung der Wiederkäuer gehörend, ist nächst dem ihm ähnlichen Lama das größte und wichtigste Landsäugetier Südamerikas; er gleicht in der Größe dem Edelhirsch und bildet, was seine Gestalt betrifft, ein Mittelding zwischen Kamel und Schaf. Er lebt im Gebirge, ist aber auch auf den Ebenen des südlichen Patagoniens nicht selten. Die Jagd auf Guanakos wird von den Südamerikanern leidenschaftlich betrieben, weil sie des schätzbaren Fleisches und Felles der Tiere wegen einen hübschen Gewinn abwirft. Der südamerikanische Strauß ist unter dem Namen Pampa- strauß oder Nandu bekannt. Sein Körperbau stimmt im wesent- lichen mit dem des afrikanischen Verwandten überein; aber er ist etwas kleiner als dieser, und seine Flügel sind mehr entwickelt und die Füße dreizehig. Die Federn sind je nach den Körperteilen schwarz, bräunlich-aschgrau und schmutzigweiß. Das Fleisch des Nandu ist grob wie Pferdefleisch, wird aber von den Indianern gegessen, während Europäer nur junges Wildpret, das sehr schmack- haft sein soll, genießen. Die Steppenbewohner schätzen die Eier sehr hoch, sammeln davon, soviel sie erlangen können, und kochen die Dotter, nachdem sie das Weiße abgegossen haben, mit Pfeffer und Salz in der eigenen Schale. Indianer und Gauchos verfolgen den Strauß zu Pferde und erlegen ihn mit Wurfkugeln, oder sie hetzen ihn mit Hunden. Und wenn sie es nicht des Fleisches wegen tun, so tun sie es aus Lust an der Jagd und um ihre Ge- schicklichkeit im Gebrauch der Bolas zu zeigen und zu erproben. Fleisch ist die Hauptnahrung der Patagonier, und daran fehlt es ihnen selten; denn was die Jagd nicht gewährt, das liefert ihnen der Ertrag der Viehzucht oder wird durch Diebstahl und Raub erlangt. Als Haustiere halten die Tehueltschen Hund und Pferd, die beide zur Jagd gebraucht werden. Fleisch von jungen Stuten genießen sie mit Vorliebe, aber sie schlachten Pferde gewöhnlich nur dann, wenn diese untauglich geworden sind. Das Fleisch der Hunde essen sie nicht, dafür aber außer Guanako- und Straußen- fleisch. auch solches von Gürteltieren. Pflanzenkost tritt dagegen sehr zurück, wird auch nicht in eigenen Kulturen gewonnen, sondern von den Weibern und Kindern in Wald und Feld zusammengesucht, so Araukariensamen zum Essen, Distelmark zum Durstlöschen und Berberitzenbeeren zur Bereitung eines berauschenden Getränkes.

7. H. 2 - S. 54

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 54 — Pfeifenköpfe, die dann noch mit einem runden oder flachen, ge- drehten Holzrohre versehen wurden. Die Tabakspfeife war ein gar wichtiges Gerät und spielte selbst im öffentlichen und religiösen Leben der Indianer eine gewisse Rolle. Die Religion der Prärieindianer stand auf sehr niedriger Stufe. Obschon von ernster Religiosität erfüllt, hatten die Indianer doch religiöse Anschauungen, die sehr verworren und ganz eigentümlicher Art waren. Der Glaube an Seelen und übersinnliche Wesen war allgemein verbreitet, ebenso die Annahme mehrerer Seelen, von denen eine mit dem Körper stirbt, die andere als Schattenseele weiter existiert. Sie führte zur Ahnenverehrung und äußerte sich besonders in der Art der Totenbestattung und der Feier des Todes- tages der Verstorbenen. Die zunächst oberirdisch auf Plattformen und in den Ästen hoher Bäume bestatteten Toten wurden nach einem längeren Zeiträume bei dem großen Totenfeste in ein Massengrab gelegt. Das Jenseits dachte man sich als eine unmittelbare Fort- setzung des irdischen Lebens, und so fehlten die glücklichen Jagd- gründe mit zahllosen Büffeln diesem Jenseits natürlich nicht. Die ganze Natur war nach der Meinung dieser Prärieindianer beseelt und die Verehrung gewisser Tiere davon die natürliche Folge. Vogelartige Wesen verursachten durch ihren Flügelschlag den Donner, ein Dämon, den niemand wahrnehmen konnte, den Wind. Der Glaube an bestimmte Schutztiere, wahrscheinlich durch Träume oder Visionen verursacht, die bei den Sioux und allen andern Präriestämmen eine große Rolle spielten, war allgemein und beeinflußte in hohem Maße die Gesellschaftsbildung. Alle, die mit einem bestimmten, als Schutz- geist verehrten Tiere blutsverwandt zu sein meinten, von ihm ab- zustammen glaubten, schlössen sich zu einer Gruppe zusammen. Äußerlich brachten sie das zum Ausdruck durch den Namen, den sich die Sippe beilegte, durch Wappen und Abzeichen, die sie führten. Jede der Sippen hatte ihr Totem, d. h. ihr Symbol, das meist dem Tierreich entnommen war; Adler und Rabe war unter den Gruppen oder Clans meist immer vertreten. Das Totemtier tätowierte man sich auf den Körper und bildete man auf allerhand Gebrauchs- gegenständen ab; mit seinen Federn, wenn es ein Vogel war, schmückte man den Körper, das Pferd und die Waffen. Neben diesen auf religiöser Grundlage entstandenen Klubs oder Geheimbünden gab es auch Männergesellschaften, die nichts anderes als eine Einteilung nach Altersklassen vorstellten. Unter ihnen

8. H. 2 - S. 69

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 69 — einige Rinder; ist es ein Mädchen, nur Schafe oder gar nichts. Kranke Kinder oder eins von Zwillingen auszusetzen, war bei den Hottentotten vielfach Brauch; daneben findet man aber auch große Liebe zu den Kindern. Neugeborene werden mit Schaffett ein- gerieben und von der Mutter im Lammfell oder in einem Fell aus Kuhhaut auf dem Rücken getragen. Auch später, wenn sie schon gehen können, werden die Kinder fleißig mit Butter eingerieben, um sie gegen die Sonnenstrahlen zu schützen, abends aber, wenn es irgend möglich ist, wieder abgewaschen, denn die Nama sind nicht so wasserscheu wie viele andere Naturvölker. Schon von klein auf wird das Kind angewiesen, sich in der Natur selbständig zurechtzufinden, Zwiebeln und Wurzeln zu graben und Mäuse zu fangen. Ihr Verlangen nach Süßigkeit befriedigen Hottentotten- kinder durch den Honig wilder Bienen. Wo dieser fehlt, fangen sie blumenbesuchende Fliegen, töten sie und saugen deren Honig- magen aus. Arme Knaben verdingen sich gern als Ziegenhirten und lernen dann auch den Genuß der Milch kennen, die sie sich in den Mund melken. Ihr Spielzeug machen sich die Kinder selbst, indem sie aus Lehm allerlei Figuren, Menschen, Tiere, Wagen- gespanne und anderes mehr formen und im Feuer brennen, um dem Spielzeug Härte und Farbe zu geben. Junge Knaben müssen sich zeitig im Spursuchen, im Springen und Laufen unter den Herden, vor allem im Zureiten junger Ochsen üben; Mädchen werden in den häuslichen Beschäftigungen unterwiesen. In der Heilkunst legen die Hottentotten großen Wert auf Blutentziehung. Das Schröpfen und Aderlassen mit vorherigem Abbinden wenden sie gern und viel an; und wo in stehenden Ge- wässern, Tümpeln usw., Blutegel sich aufhalten, da benutzen sie die Gelegenheit, stellen sich ins Wtasser und überlassen den Blutegeln die Aufgabe der Blutentziehung. Bei Verrenkungen wenden sie Einreibungen mit Fett und Massage an; innerlich gebrauchen sie Pflanzenstoffe, namentlich solche, die als abführende Mittel dienen. Bei schweren inneren Erkrankungen muß der Zauberarzt helfen. Dem Tode sieht der Hottentotte mit Gleichmut entgegen. Die Leiche wird mit dem Blut eines geschlachteten Bockes besprengt und zu ihrer Entfernung aus der Hütte ein besonderer Ausgang hergestellt. Man näht sie in Felle und legt sie mit dem Kopfende nach Westen in eine Grube, die mit Erde, Buschwerk und Steinen gefüllt wird, damit kein Schakal und keine Hyäne sie aufscharren kann. Am

9. H. 2 - S. 39

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 39 — Ich hab eia Roß, das wie ein Pfeil Yom Bogen fliegt mit Windeseil; Es geht zur Weide zügelfrei Und kommt auf meinen Euf herbei. Und auf der Haut vom Panther wild Hängt Bogen, Köcher, Schwert und Schild, Und hinter meines Zeltes Tor Mein sicher treffend Feuerrohr. Mein' Habe hält kein Zaun umfaßt, Ich bin mein Wirt und eigner^Gast; Mein nächster Nachbar neben mir Wohnt hundert Meilen wohl von hier. Ich bin von Welt und Menschen fern, Hab' keinen König, keinen Herrn; Bin Fürst, wohin mein Wurfspieß reicht, Biu Fürst, wohin mein Bolzen fleugt. Frei, wie der Wind der Wüste weht, Frei, wie die Antilope geht, Zieh ich auf dem durchglühten Sand, So weit die Eb'ne ausgespannt. Jos. Freiherr v. Zedlitz.

10. H. 2 - S. 43

1913 - Leipzig : Wachsmuth
— 43 — aus Blei, Eisen oder Erz, mitunter auch aus hartem Lehm oder runden Kieseln, die jede für sich in Tierhaut eingenäht sind. Sie werden an derbe Riemen von 1 m Länge befestigt und mit- einander verbunden, indem man die Enden der Riemen zusammen- knüpft. Die eine Kugel, die meist eiförmig, kleiner und aus leichterem Stein ist, nimmt der Patagonier in die Hand und schwingt die beiden andern horizontal um den Kopf herum. Wenn er den Kugeln die nötige Kraft gegeben und das verfolgte Tier bis auf ungefähr 20 Schritt erreicht hat, läßt er sie los; sie fliegen so, daß beim Anprall des Riemens auf das flüchtige Wild die Schlag- kugeln sich um Hals oder Beine herumschwingen und das Tier erwürgen oder zu Boden reißen und unfähig machen, die Flucht fortzusetzen. Die alten Bolas, die bei manchen heute noch in Gebrauch sind, waren zwei Steinkugeln mit Rinne zur Befestigung des Riemens oder der aus Guanako- oder Straußensehnen gefloch- tenen Schnur, die neueren sind Metallkugeln ohne Rinne und in Leder genäht. Die dreikugelige Bola wird bei der Jagd auf Guanakos, die zweikugelige bei der Straußenjagd angewendet. Die Handhabung der Bolas erfordert große Geschicklichkeit und lange Übung, und ein Neuling verwundet sich oder sein Tier nicht selten lebensgefährlich. Eine Kugel aus demselben Stoff ist eine gefährliche Schußwaffe in der Hand des Patagoniers und wird an kurzem Riemen im Handgemenge auch zum Schlagen, also ähnlich wie ein Streithammer, gebraucht. Größere Tiere, wie Pferde und Rinder, werden mit dem Lasso gejagt. Diese auch bei den nord- amerikanischen Indianerstämmen und vor allem bei den Gauchos bekannte Waffe ist eine lange Schnur aus zusammengeflochtenen, dünnen Lederriemen mit einem Ring am Ende, mit dessen Hilfe eine Schlinge gebildet werden kann. Der Lasso ist 10 m lang und am Sattel befestigt, wird mit sicherem Blick geworfen und reißt, indem die Schlinge sich zuzieht, das verfolgte Wild oder den Feind zu Boden, weil das gut dressierte Pferd sofort stehen bleibt oder sich wendet, wenn der Wurf geschehen ist. Die hölzernen mit Eisenspitzen versehenen Lanzen der Patagonier sind bedeutend länger und schwerer als die leichten Bambusrohrlanzen der benach- barten Indianerstämme. Guanako und Strauß sind im Haushalte der Patagonier die wichtigsten Tiere, denn ihr Fleisch bildet das Hauptnahrungsmittel dieser Nomaden. Auf unserm Bilde sehen wir im Vordergründe
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