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1. Tier-Geographie - S. 54

1893 - Leipzig : Hinrichs
54 Charakter-Vögel Asiens. er spreche und unterhalte sich mit ihnen. Seine Freude, seinen Mut und seinen Sieg bezeugt er durch Krähen, womit er auch den Anbruch des Tages verkündet. Wegen seiner Kühnheit und Wachsamkeit ist der Hahn oftmals zu einem Sinnbilde kriegerischer Tugenden gemacht worden: namentlich stellten ihn die alten Griechen neben die Bildsäule des Mars und der Minerva, und brauchten ihn zum Wahrzeichen aus den Schildern ihrer be- rühmten Helden. — „Die Hennen sind lange nicht so gescheit, wenigstens nicht so listig, als der Hahn; aber zum Rechtthun und zur Erfüllung ihrer Naturpflichten sind sie gescheit genug. All ihr Verstand ist Mutterliebe, und Mutterliebe hat all ihren Verstand in sich aufgenommen. Nacht und Tag geben sie nur feine Töne von sich, es sei denn, sie haben ein Ei gelegt; dann aber thun sie solches der Welt laut genug kund. Nimmt man der Henne, wie wir es thun, die Eier immer wieder weg, so legt sie immer wieder von Tag zu Tag, immer hoffend, man lasse sie ihr. Geschieht das. und hat sie eine Anzahl zusammen, so fängt sie an zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht, fondern überläßt die Fürsorge und Erziehung unbedingt der Mutter. Er darf es aber auch; denn diese sorgt für sie treueu und sorgfältigen Herzens, und wie des Hahnes Wachsamkeit zum Sprüchworte geworden, so der Gluckhenne Mutterliebe. Christus selbst hielts nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem großen Volke mit der Liebe einer Gluck- Henne zu ihrem kleinen Volke zu vergleichen. Das Bild ist eins der wohltuendsten und lieblichsten! Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie so zärtlichruft, wie sie den Jungen die Körnchen und Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie sieht, wie sie zwischen ihnen steht und um sie hergeht, wie sie warnt, wenn ein Raubvogel in der Höhe dräuet! Die Jungen aber verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie verbirgt sie alle unter ihre ausgebreiteten Flügel und macht sich zum sichernden Schild und Gewölbe, an welchem der Raubschnabel des Tieres, das nicht auf die Erde kommt, sondern nur im Fluge und Stoße eins erhaschen will, vergeblich anprallt, weil die Federn elastisch sind. Sie stellt sich vor sie auch gegen Hunde und Menschen. Alle Jungen kennen sie, und sie kennt alle genau. Wenn mehrere Gluckhennen neben einander weiden, und die eine ruft, so laufen nur die ihrigen zu ihr; rufen beide von verschiedenen Seiten,

2. Tier-Geographie - S. 56

1893 - Leipzig : Hinrichs
56 Charakter-Vögel Asiens. Tafeln der Schlemmers. Seine Zähmnng scheint nicht sehr schwer geworden zu sein und fällt in die ältesten Zeiten. In Europa findet er sich gezähmt nördlich bis nach Schweden hinauf. Auch nach Amerika ist er durch Europäer verpflanzt worden, wie fchon viel früher nach Afrika. 3. Zu einer vierten Gattung Hühner, welche gleichfalls im Mittlern und südlichen Asien ihre Heimat hat, gehört der Fasan (Phasianus colchicus). Der Fasan ist mit seiner ganzen Sippschaft ein echter Asiat, der es sich aber schon seit uuvor- deuklicher Zeit — seit ihn die Argonauten am Phasis in Kolchis fanden und herüberbrachten — auch in Europa recht wohl ge- fallen läßt und verwildert. In allen seinen Arten^) ein schöner, zum Teil sehr schöner, äußerst wohlschmeckender, aber dummer Vogel, der sich zwar zähmen läßt, die Scheu vor dem Menschen aber nie verliert und daher auch nie zum Hausvogel geworden ist. Freilich ist auch die Liebe des Menschen zu ihm eine sehr selbstische, zumeist nur auf sein zartes, saftiges Fleisch ge- richtet, das aus den Tafeln der rechten Gntfchmecker im Herbste und Winter nicht fehlen darf. Deshalb legt man Gehege (Fasanerien) für diese Vögel an und füttert sie in der strengen Jahreszeit, wenn es ihnen schwer wird, ihr Futter — In- sekten , Körner, Zwiebeln und Wurzeln — in der freien Natur zu finden, damit es nie an so köstlichem Federwildbret sehle. England, Böhmen, Frankreich und Holland wetteifern in dieser Zucht und liefern der Küche viele Taufende von Fasanen. Etwas glücklicher sind die schöneren Arten, welche mehr zum Schmucke der Hühnerhöfe und Gärten, als ihres Fleisches wegen gehalten werden. Und doch sind sie noch nicht die schönsten des zahlreichen asiatischen Hühnervolkes; denn mehrere 1) Plinius erzählt, der Redner Hortensius sei der erste gewesen, der, bei seiner Aufnahme unter die Priester, Pfauen auf die Tafel ge- bracht. Bei den unsinnigen und üppigen Gastmahlen eines Vitellins und Heliogabalus wurden oft ganze große Schüsseln voll Pfauenzungen und Pfauengehirn aufgestellt. 2) Dazu gehören: der gemeine Fasan (Ph. colchicus), der Silber* fasan (Nycthemerus argentatus), der Goldfasan (Thaumalea picta), der bunte Fasan (Ph. versicolor), der Ringfasan (Ph. torquatus), der Königsfasan (Ph. veneratus), der prachtvolle Kupferfasan (Ph. Soemmeringii) und die Ohrfasanen (Crossoptilon) sämtlich in Mittel- asien China, Japan und Ostindien zu Hause.

3. Tier-Geographie - S. 116

1893 - Leipzig : Hinrichs
116 Charakter-Insekten Südamerikas. d. Insekten, an welche der allbekannte, durch seine sonderbare, laternenartige Kopfbildung merkwürdige Laternenträger erinnern soll, dessen leuchtende Kraft jedoch in der neuern Zeit von den zu- verlässigsten Reisenden in Abrede gestellt worden ist. Statt das über ihn schon hundertmal Gesagte hier zu wiederholen, oder aufs Neue die alte Klage über die Qualen der Moskito, die da verschwinden, wo die Kultur festen Boden gewinnt, anstimmen zu wollen, bemerken wir lieber im allgemeinen, daß auch in der Menge der Arten, so wie in der Mannigsaligkeit der Formen der Insekten ein wesentlicher Zug in der Physiognomie des Tierreiches der Neuen Welt beruhend ist. Auf den sastiggrünen Gebüschen glänzt eine Unzahl von vielfach gestalteten Rüssel- käsern, unter welchen der bekannte Brillantkäfer sich vor den übrigen auszeichnet; mit ihm wetteifern die Prachtkäfer und zahlreichen Geschlechter der Goldkäfer im Schmelze ihres Metall^ glanzes, welcher diesen schönen Tierchen in Eurvpa einigen Wert verleiht, da man sie sogar statt der Edelsteine zum Schmucke verwendet. Andere in bescheidenerem, ihnen zum Schutze gegen ihre Feinde verliehenem, grauem oder braunem Gewände be- Völkern die Baumstämme, zu deren Zerstörung sie. in Gemein- schaft mit den Ameisen und Termiten ^), mitwirken, oder durch- wühlen die Erde und verzehren faulende Pflanzen- und Tier- stoffe; auf den ruhigen Gewässern aber ziehen stahlblau glänzende Schwimmkäfer von seltener Größe mit äußerster Geschwindigkeit ihre Kreise. Überall, wohin das Auge sich wendet, findet es die kleine Jnsektenwelt im Glänze des tropischen Tages zu freu- diger Bewegung und Thätigkeit angeregt; ja, sie trifft selbst unser Ohr mit seltsamen, nie gehörten Tönen: lautes Zirpen ertönt auf der sonnigen Flur, und im kühlen Urwalde umfängt uns ein gellendes Schnarren der großen Grillen und Cikaden, das in seiner endlosen Eintönigkeit einen zauberhaften Eindruck auf das Gemüt des Reisenden hervorbringt. Alles verkündigt I) Dieser Zerstörung dienen auch die Grillen oder Heimchen, welche am Tage sich in den Häusern oder im Laube verborgen halten, in der Nacht aber in unzähligen Scharen hervorkommen und alles, was sie finden, zerfressen.

4. Tier-Geographie - S. 92

1893 - Leipzig : Hinrichs
92 Charakter-Vögel Nordamerikas. werden, wie es die Walfische unter den Säugetieren geworden sind. Robbenähnliche Gebilde finden sich nur unter den Polar- vögeln. Leider ist der merkwürdigste unter ihnen, einst der charakteristische Bewohner der arktischen Zone, und namentlich Islands und Neusundlands, jetzt völlig ausgerottet: der Niesen? Alk, der nahe Verwandte der noch etwas tiefer stehenden Pin- guine oder Flossentaucher in den antarktischen Gewässern, süd- lich vom Kap Horn. Er hielt mit den Robben und Eisbären gleichsam Wache an den äußersten Grenzen des physischen Lebens. Dort hauste dieser Vogel, der die Größe einer Gans erreicht, ein trefflicher Schwimmer, da ihm neben den Füßen auch die kurzen Flügel als Ruder dienen mußten. Auf deni Lande war seine Stellung gewöhnlich sitzend und aufrecht, sein Gang plump und langsani, kurz ein unbeholfenes Tier, mit dem Pinguin die letzte Anstrengung der Natur, einen Vogel zu bilden, den sie aber, als eine sorgliche Mutter, iu den wärnisten Flaum hüllte, der so dicht war. daß ihn die Grönländer jedem Pelz- werke vorzogen und deshalb den Vogel nicht nur um seines Fleisches, sondern auch uni seines Kleides willen verfolgten. In Grönland ist er schon seit 1815 nicht mehr gesehen worden und im Jahre 1844 sind wohl überhaupt die letzten gesangen worden. Jetzt bevölkern statt seiner unzählige Scharen von Enten, Möven, Sturnivögelu, Seeschwalben u. dgl. m. die Nordküste Amerikas, die sie bisweilen im buchstäblichen Sinne ganz bedecken, der Pflanzenwelt dort den ersten Boden bereitend. 2. Viel weiter südlich und schon mitten in die hohen Eichen- und Buchenwaldungen des Binnenlandes führt uns der nächste Vogel unseres Bildes. Es ist derselbe, den Franklin zum Wappenbilde der nordamerikanischen Staaten gewählt wissen wollte: der stattliche, nützliche Truthahn oder Puter, der wirklich eingeborene Nationalvogel, der sich jenseits der Grenzen dieses Festlandes nirgends wild findet, der Herold des Morgens für den europäischen Ansiedler in den tiefen Waldungen Louisia- nas. Dort strahlt der schöne Vogel in fast zauberischer Farben- pracht; denn wer den Truthahn nur bei uns auf dem Hühner- Hofe gesehen hat, kann sich keine Vorstellung von dem Glänze des Gefieders eines schönen wilden, in seinem Hochzeitkleide, kurz vor der Brütezeit, machen. Sein Federschmuck flimmert dann in der glänzendsten Goldbronze, mit einem nach der Stellung wechselnden Farbenspiele von blau, violet oder grün,

5. Tier-Geographie - S. 127

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Australiens und Polynesiens, 127 halb zu beschauen. Diese Bewegung wiederholt er mehrmals rasch hintereinander, wobei er sonderbare Töne hören läßt; dann kommen endlich auch die so lieblichen, ährenähnlichen Seitensederbüsche, die im Fluge wie eine Sternschnuppe flimmern, an die Reihe, indem er sie aufwärts richtet und zugleich das zarte übrige Gefieder emporsträubt, so daß es einen vollen Strauß bildet; dann blickt er selbstgefällig um- her, wirft das Köpfchen auf die Seite und scheint allen Ernstes den Beschauer zur Bewunderung seiner Schönheit aufzufordern. Endlich wird er laut, hüpft schnell und zierlich von einem Ende der Sprosse zur andern, als wolle er den ganzen Pomp seines Gefieders nach allen Seiten vor dem Beschauer entfalten, und kommt dann plötzlich auf die zweite Sprosse ans Gitter herab, um die Heuschrecken zu empfangen, die man ihm um diese Zeit zu reichen pflegt. Den hellen Sonnenschein scheint er ebensowohl, als den Boden seines Käfigs zu vermeiden, letzteres wahrscheinlich aus Sorge für sein Prachtgefieder, auf welches er so stolz ist, daß er nicht den geringsten Flecken daran duldet und dasselbe häufig ausbreitet, um es sorgfältigst zu putzen und zu be- trachten." Was seinen Charakter betrifft, soll er sanft und verträglich sein, ganz das Gegenteil von dem kleinen hadersüchtigen und jähzornigen Kolibri; — eine Empfehlung mehr für den schönen Vogel, welchen Gottes Hand so sichtlich ausgezeichnet hat vor allen übrigen seines Geschlechtes, und welcher, von der Hand der wilden Papuaneger getötet, in Europa den teuren Kopfputz vornehmer Frauen bildet. — Denken wir daran, wie sehr ge- rade auf jener großen Wunder-Jnsel die Menschheit noch in tierischer Rohheit versunken ist, so will es uns fast bedünken, es sei jener Farbenglanz und sonstige Herrlichkeit der Niedern Natur darum auf sie ausgegossen, um den Menschen der Zivi- lisation anzulocken, auch dort sich anzusiedeln und die Keime höherer Humanität und die Ahnung eines himmlischen Para- dieses dahin zu verpflanzen. 2. Zu den unbekanntesten Geschöpfen der Erde gehört der Leierschwanz. Er gehört zu denjenigen Geschöpfen, welche in kein System passen wollen, weil ihre Gestaltung eine sehr eigen- tümliche ist. Der schönste Schmuck des Vogels, der übrigens blos dem Männchen zukommt, sind die langen 8 förmig ge- krümmten Steuerfedern des Schwanzes. Sein Vaterland ist Neu-Südwales. Die Aufenthaltsorte sind Buschwaldungen in der Nähe der Küste oder an Bergabhängen im Innern. Die Schwierigkeit, sich dem vorsichtigen Geschöpfe zu nähern, erklärt es, daß wir, trotz aller Jagdgeschichten ein klares Bild der

6. Tier-Geographie - S. 55

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Asiens. 55 so eilen die Küchelchen, wenn sie gemischt waren, schnell aus- einander. Zwei Glu^heunen in einem Stalle wehrten sich mit ihren schlechten Waffen gegen einen Marder so furchtbar, daß sie zwar beide ihren Tod fanden, der Marder aber ausgehackte Augen hatte, zerpickt und bluttriefend war und kaum noch eine Strecke sich fortschleppen konnte. Was vermag nicht die Mutterliebe!" 2. Daß dem prächtigen Pfau, dem vornehmen Verwandten des Huhnes, die an diesem gerühmten Eigenschaften zum Teil gar nicht, zum Teil in nur geringem Grade beiwohnen, dürfte kaum zu bestreiten sein. Auch er hat in Asien und zwar in Indien seine Heimat, was man schon aus der Herrlichkeit seines Gefieders zu schließen sich versucht fühlen könnte. Dort, wo der Tiger haust, in den Waldungen Bengalens, lebt dieser Prachtvogel in Menge. So sagt Obrist Williamson: „Ich habe solche Scharen von Pfauen gesehen, daß ich wirklich darüber erstaunte. Ganze Wälder waren mit ihrem glänzenden Ge- fieder bedeckt, dem die aufgehende Sonne noch höheren Glanz gab. Die kleinen offenen Stellen unter dem langen Grase, die meist angebaut und mit blühendem Senf bedeckt waren, er- höhten die Schönheit des Schauspieles noch, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, daß ich von der Stelle aus, wo ich ungefähr eine Stunde lang stand, nicht weniger als 12 bis 1600 Pfauen von verschiedener Größe sah." Gewöhnlich halten sie sich in Herden von 40 — 50 Stück zusammen. — Es giebt allerdings Vögel, die sich durch zartere Farbenmischung oder durch blendenderen Glanz auszeichnen, aber keiner besitzt eine solche Menge von Prachtschmuck, als der Pfau. Dadurch mußte er notwendig Aufmerksamkeit erregen, weshalb wir ihn auch schon sehr frühzeitig erwähnt finden, und zwar zuerst in der heiligen Schrift alten Testamentes, wo erzählt wird, daß er die Aufmerksamkeit der Seeleute Salomos erregte, welche > von ihrem südlichen Zuge unter anderen Naturerzeugnissen auch diesen Vogel ihrem königlichen Herrn mitbrachten. Darauf ver- lieren wir ihn wieder aus dem Gesichte, bis er durch die Heer- züge Alexander d. Gr., der ihn besonders bewunderte und ihn zu töten verbot, wieder bekannt wurde und nun seinen Weg nach Griechenland, Rom und das übrige Europa fand. Überall, auch an der Seite der Juno, erscheint er als das Emblem der Pracht, in den Parks und Meierhöfen der Großen, wie auf den

7. Tier-Geographie - S. 29

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Europas. 29 Das Fleisch der Trappen ist weniger zart, als das des Rebhuhns; doch hat es einen ausgezeichneten Wildgeschmack. — Eine zierliche kleinere Art, der Zwergtrappe (Otis tetrax), ist ebenfalls nur Europa und zwar Südeuropa eigentümlich. 2. Nicht nur auf diesen Erdteil beschränkt, sondern auch im nördlichen Asien und Afrika verbreitet, erscheint die größte der Eulen, der Uhtt (Schuhu, Bubo maximus), der gespenster- hast mit seinen großen, feuerroten Augen uns anstarrt und durch sein dumpfes nächtliches Geschrei Tiere und Menschen schreckt. Ein gewaltiger Raubvogel, der selbst Hirsch- und Rehkälber, Hasen, Auer- und Birkhühner angreift, dabei aber auch — zu seinem Ruhme sei's ihm, wie allen Eulen nachge- sagt! — Ratten und Mäuse in Menge vertilgt. Er treibt sein Wesen im nächtlichen Halbdunkel und wird dadurch, wie durch seinen leisen Flug, um so gefährlicher. Den Tag über sitzt der Uhu ganz stille zwischen Felsen, Mauern, oder zwischen den Ästen hoher Bäume, ganz am Stamme angedrückt, die Federn ganz an den Leib angelegt; kaum aber nähert sich ihm jemand, so öffnet er die Augen und läßt sie nach allen Seiten rollen, wobei er die Flügel wölbt und halb ausbreitet, alle Federn sträubt, sich mit dem Kopfe nach vorne biegt und bald den einen, bald den andern Fuß in die Höhe hebt. Zugleich zischt und knappt er beständig mit dem Schnabel und macht überhaupt die lächerlichsten Stellungen und Grimassen. Seine großen Augen scheinen dabei zu funkeln und sind in beständiger Be- wegung, wobei auch die Pupille sich mit jedem Atemzuge ver- ändert. Daher kann es kaum befremden, daß dieser Vogel so viel Stoff zu abergläubischen Sagen gegeben hat, namentlich zu der vom wilden Jäger, die Bürger so schön besungen hat. Diese wilde Jagd besteht darin, daß man in der Stille in der Nacht plötzlich aus den Wäldern und Bergen her ein hohles, gedämpftes und doch weit hörbares Rufen „Puhu, Puhu!" oft von mehreren Seiten her schnell wiederholt hört, welches das Echo nicht selten eben so unheimlich widergiebt. Brausend und schnaubend zieht es durch die Gebüsche, und wenn man in der Nähe ist, bemerkt man feurige, schnell sich bewegende Punkte. Bald ertönt ein höheres „hu," bald glaubt man ein schallendes Hohnge- lächter zu hören, bald das Heulen und Kläffen von Hunden oder das jauchzende Rufen der Jäger und das Wiehern der Pferde zu vernehmen. Alles zusammen, die dunkeln, unheimlichen Wälder, Nacht, Felsen oder nahe Ruinen, ergreifen die Phantasie, und man glaubt manches

8. Tier-Geographie - S. 44

1893 - Leipzig : Hinrichs
44 Charakter-Säugetiere Asiens. dürre Äste, Früchte, Blumen, Nüsse, oder bisweilen auch minder an- genehme Gegenstände nach dem Beobachter werfen, der bald die leichten, luftigen Sprünge derer, welche außer Gefahr zu sein glauben, be- wundert, bald über die Grimassen oder possierlichen Stellungen und leeren Drohungen derer lachen mnß, die näher bei ihm sind. Dieses rege Tierleben in den Tropenländern dauert jedoch nur kurze Zeit: einige wenige Morgen- und Abendstunden reichen zur Befriedigung aller Bedürfnisse hin; die Glut einer senkrecht strahlenden Sonne, oder das kurze Zwielicht nötigt das muntere Völkchen bald wieder, Schutz vor den brennenden Strahlen, oder einen Ort der Ruhe und der Sicherheit vor den zahlreichen Raubtieren zu suchen, welche um diese Zeit ihrer Beute nachgehen. Die Nahrung der ganzen Familie beschränkt sich in der Wildnis fast allein auf die Pflanzenwelt, und die Erzählung von fleischfressenden, menschenfeindlichen Affen — wozu wahr- scheinlich die großen Zähne und das grimmige Ansehen einiger Arten Veranlassung gegeben hat — gehören, wie so vieles diese Tiere Betreffende, ins Reich der Märchen. Der Wald der Tropenländer giebt ihnen Unterhalt in der endlosen Mannig- faltigkeit von Früchten und Nüssen, Wurzeln und saftigen Kräutern; doch verzehren die meisten auch Insekten mit großem Appetite, namentlich Ameisen. Haben sie einen Ameisenhaufen gefunden, so umringen sie ihn, legen ihre Vorderpfoten darauf, und sobald Ameisen auf diese gekrochen sind, lecken sie dieselben mit großem Wohlbehagen ab und fahren in dieser Weise so lange fort, als sich noch eine Ameise sehen läßt. Auch die Honigvorräte der wilden Bienen liefern ihnen eine erwünschte Speise. Wo sie aber in der Nähe der Kultur hausen, stellen sie sich oft in zahllosen Scharen als unwillkommene Gäste in den Zuckerrohrpflanzungen und Maisfeldern ein, und holen aus den Gärten das schönste Obst. Dies gilt namentlich von den in Indien eigentümlichen Schlankaffen (Semnopithecus), besonders von dem Hülm an, dem heiligen Affen der Inder, vor welchem alle Verehrer Brahmas eine so abergläu- bische Furcht haben, daß sie ihm nichts zuleide zu thun wagen, welche Verheerungen er auch anrichte. Diese Straflosigkeit macht diese Tiere aber auch so kühn, daß sie herdenweise aus den Wäldern kommen und Besitz von der Frucht der Arbeit des Laudmaunes nehmen, als wäre dieselbe für sie da. Ja, die recht Gläubigen freuen sich sogar über diese Diebereien und den Schaden, welchen die heiligen Tiere in ihren Gärten und

9. Tier-Geographie - S. 71

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Afrikas. 71 und in Seuegambieu fehlt sie gänzlich; sie ist der Grenznachbar des Flußpferdes und wie dieses eins der merkwürdigsten Tiere, welche existieren, sowohl wegen seines langen Halses, als wegen der unverhältnismäßigen Höhe seiner Vorderbeine. Der Gang dieser Tiere ist über alle Erwartungen sonderbar. Bei dein auffallenden Mißverhältnisse der vordern zur hintern Höhe und der ganzen Höhe zur Länge hat nämlich die schnelle Fortbe- wegnng des Tieres große Schwierigkeiten. Nur galoppieren kann die Giraffe, schreitend bewegt sie sich nur während des ruhigen Weidens. Aber dieser Galopp ist so schwerfällig, lahm und plump, daß man in einem Abstände von mehreren hundert Schritten, wo es schwer ist, den zurückgelegten Raum mit der Größe des Tieres und der umgebenden Gegenstände zu der- gleichen, aus der Laugsamkeit, mit welcher die Bewegung ge- schieht, fast schießen sollte, ein Mensch könne es zu Fuße ein- holen. Diese Langsamkeit wird aber ersetzt durch die Weite des Schrittes, indem nach einer ungefähren Messung ein jeder Sprung zwölf bis sechszehn Fuß fördert. Eben wegen der Größe und Schwere des Vorderteiles ist die Giraffe nicht im- stände, sich durch die Kraft der Muskeln allein vorn zu heben, sondern dazu muß eine Zurückbiegung des langen Halses, wo- durch der Schwerpunkt mehr nach hinten gerückt wird, zu Hülse kommen; dann erst ist es ihr möglich, die Vorderbeine von der Erde zu bringen. Dies geschieht, ohne sie zu biegen, und eben so steif setzt sie sie, mit einer gleichzeitigen Bewegung des Halses nach vorn und durch die Kraft der Hinterschenkel vorwärts ge- trieben, wieder nieder. Mit der neuen Rückbewegnng des Halses erfolgt das Nachspringen der Hinterfüße. So bewegt sich der Hals im steten Hin- und Herschwung fast wie der Mast eines auf den Wellen tanzenden Schisfes. Es ist indessen nicht schwer, die Giraffe mit einem rüstigen Jagdpferde einzu- holen, zumal wenn das Terrain vorteilhaft ist und sich hebt; denn gegen eine Anhöhe zu lauseu, ist chr begreiflicher Weise höchst beschwerlich. Das Fleisch ist von zartem und angenehmem Geschmacke, vollkommen weiß und dem Kalbfleische am meisten vergleichbar. Es ist das einstimmige Urteil, daß von allen Wildarten des südlichen Afrikas keine der Giraffe gleichkommt. Die Schnauze kann die Giraffe nicht ohne Schwierigkeit auf die Fläche des Bodens bringen, wobei sie die Vorderbeine etwas auseinanderstellt; deshalb nimmt sie auch ihr Nahrung weit

10. Tier-Geographie - S. 110

1893 - Leipzig : Hinrichs
110 Charakter-Vögel Südamerikas. und das nördliche Brasilien. Die Spalten der kleinen Granit- felsen, welche quer durch den Orinoko streichen und die zahl- reichen Kaskaden bilden, wählen sich diese Vögel vorzugsweise zu ihren Wohnungen. Man kann sie öfters am Morgen mitten in den Schaumwellen des Stromes ihre Weibchen herbeirufen und Kämpfe bestehen sehen wie unsere Hähne. Höchst interessant ist die Schilderung, welche uns Schombnrgk von den „Tänzen" dieser Vögel giebt: „Der Versammlungsplatz der Tanzenden hielt etwa 4—5 Fuß im Durchmesser, jeder Grashalm war entsernt und dabei der Bodeu so glatt, als hätten ihn mensch- liche Hände geebnet. Auf diesem Platze sahen wir einen der Vögel herumtanzen und springen, während die übrigen offenbar die bewundernden Zuschauer bildeten. Jetzt spreitete er seine Flügel aus, warf seinen Kopf in die Höhe, oder schlug gleich einem Pfau mit dem Schwänze ein Rad; dann stolzierte er umher und kratzte den Boden auf, was alles in hüpfendem Gange geschah, bis er ermüdet einen eigentümlichen Ton von sich gab und ein anderer Vogel seine Stelle einnahm. So traten drei nach einander auf die Schaubühne und zogen sich ebenso mit dem stolzesten Selbstgefühle wieder unter die übrigen zurück, die sich auf einigen niedrigen Büschen, welche den Tanz- boden umgaben, niedergelassen hatten. Wir zählten 10 Männ- chen und 2 Weibchen und sahen ihnen zu, bis sie plötzlich das knisternde Geräusch eines Stückes Holz, auf das ich unvorsichtig einen Fnß setzte, aufscheuchte, und dahin flog die ganze tanzende Gesellschaft!" Die Indianer, welche die schönen Bälge dieser Vögel un- gemein schätzen, suchen diese Vergnügungsplätze eifrig auf und verbergen sich mit ihrem Blasrohr und vergifteten Pfeilen, um die Tanzenden zu erwarten. Bevor der Tanz aber nicht völlig begonnen, setzt der Indianer seine Waffe auch nicht in Thätig- feit; denn dann erst sind die Vögel so mit ihrem Vergnügen ich bei meinem ersten Schritte auf diesen merkwürdigen Erdteile schon erfahren; solche Töne aber waren mir bisher noch gänzlich unbekannt geblieben." Schombnrgk. 2) Nur der erwachsene Hahn hat diese Farbe, die ihm aber, nach Humboldts Bemerkung, in unseren Sammlungen nur dadurch erhalten werden kann, daß man ihn dem Lichte nicht allzu sehr aus- setzt.
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