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1. Tier-Geographie - S. 56

1893 - Leipzig : Hinrichs
56 Charakter-Vögel Asiens. Tafeln der Schlemmers. Seine Zähmnng scheint nicht sehr schwer geworden zu sein und fällt in die ältesten Zeiten. In Europa findet er sich gezähmt nördlich bis nach Schweden hinauf. Auch nach Amerika ist er durch Europäer verpflanzt worden, wie fchon viel früher nach Afrika. 3. Zu einer vierten Gattung Hühner, welche gleichfalls im Mittlern und südlichen Asien ihre Heimat hat, gehört der Fasan (Phasianus colchicus). Der Fasan ist mit seiner ganzen Sippschaft ein echter Asiat, der es sich aber schon seit uuvor- deuklicher Zeit — seit ihn die Argonauten am Phasis in Kolchis fanden und herüberbrachten — auch in Europa recht wohl ge- fallen läßt und verwildert. In allen seinen Arten^) ein schöner, zum Teil sehr schöner, äußerst wohlschmeckender, aber dummer Vogel, der sich zwar zähmen läßt, die Scheu vor dem Menschen aber nie verliert und daher auch nie zum Hausvogel geworden ist. Freilich ist auch die Liebe des Menschen zu ihm eine sehr selbstische, zumeist nur auf sein zartes, saftiges Fleisch ge- richtet, das aus den Tafeln der rechten Gntfchmecker im Herbste und Winter nicht fehlen darf. Deshalb legt man Gehege (Fasanerien) für diese Vögel an und füttert sie in der strengen Jahreszeit, wenn es ihnen schwer wird, ihr Futter — In- sekten , Körner, Zwiebeln und Wurzeln — in der freien Natur zu finden, damit es nie an so köstlichem Federwildbret sehle. England, Böhmen, Frankreich und Holland wetteifern in dieser Zucht und liefern der Küche viele Taufende von Fasanen. Etwas glücklicher sind die schöneren Arten, welche mehr zum Schmucke der Hühnerhöfe und Gärten, als ihres Fleisches wegen gehalten werden. Und doch sind sie noch nicht die schönsten des zahlreichen asiatischen Hühnervolkes; denn mehrere 1) Plinius erzählt, der Redner Hortensius sei der erste gewesen, der, bei seiner Aufnahme unter die Priester, Pfauen auf die Tafel ge- bracht. Bei den unsinnigen und üppigen Gastmahlen eines Vitellins und Heliogabalus wurden oft ganze große Schüsseln voll Pfauenzungen und Pfauengehirn aufgestellt. 2) Dazu gehören: der gemeine Fasan (Ph. colchicus), der Silber* fasan (Nycthemerus argentatus), der Goldfasan (Thaumalea picta), der bunte Fasan (Ph. versicolor), der Ringfasan (Ph. torquatus), der Königsfasan (Ph. veneratus), der prachtvolle Kupferfasan (Ph. Soemmeringii) und die Ohrfasanen (Crossoptilon) sämtlich in Mittel- asien China, Japan und Ostindien zu Hause.

2. D. Christian Gottfried Daniel Stein's kleine Geographie oder Abriß der gesammten Erdkunde für Gymnasien und Schulen - S. 296

1831 - Leipzig : Hinrichs
290 Afrika. Einwohner 3,200,000 kn 6 Städten und 3475 Dör- fern; Kopten (Nachkommen der alten Aegypter), Fellahs (ein aus Arabern, Perfern, Syrern und Aegyptern gemifchtes Volk, das sich mit Handel und Ackerbau beschäftigt), Türken, Araber (in 34 Beduinen- und !6 Fellah-Stammen), Juden, Griechen, Arnauten, Armenier, Neger und Euro- päer (hier Franken genannt). Die türkifche und arabifche sind die Hauptsprachen. Landesreligion ist die muhameda- nifche; doch werden auch Christen und Juden geduldet. Nur die Leinwand-, Woll-, Jrdengefäß- und Salmiakfabriken sind be- trächtlich, fo wie der Landhandel mit Karawanen, und der See- handel zu Alexandria, Damiate rc. Regierung. Aegypten ist eine türkifche Provinz, unter Regierung eines Pascha, jetzt des mächtigen Mehemed Ali. Die Einkünfte betragen an 19milt.fl. oder 240,000beutel; die Ausgaben an 15 Mill. Fl. oder 205,000 Beutel. Die Landmacht zählte 1821. 62,000 M.; die S e e m a ch t 30 Segel. Theile: I. Unterägypten oder Bahri. Die Städte Alexan- drien, Jskandcrieh oder Stand er un mit 2häfen und 2 Citadellen, 25.000 E. Sitz eines griech. Patriarchen, Handel. In der Nähe die Dioclctians- oder Pompejussäulc, die Nadel (Obelisk) der Cleopatra und die Katakomben. Raschid oder Rosette am westlichen Nilarm, 14.000 E. Leinwand-, Baumwoll-, Leinöl- und Sesamölf., Stapelplatz zwischen Kairo und Alexandrien. Damiat oder Damittte an der M. des östlichen Nilarms, 14,000e. Khans, Handel. Das D. Abukir oder Bikir (Bequieres) Kastell, Hafen; Seeschlacht am 1. Aug. 1798. Tan ta, 10,000 E. stark besuchter Wallfahrtsort. Ii. Mittclagypten oder W o st a n i mit der Hst. von ganz Aegypten Kairo oder Kahira 1 St. vom Nil, 200,000, nach anderen 400,000c. 300 Moscheen, 2 griech. und 12 koptische Kirchen, 2 kath. Klöster, 36 Synagogen, muhamedanische hohe Schule, Collegium für den Unterricht in den höhern Wissenschaften und in der italienischen Sprache, öffentliche Bader, Khans rc., Kastell, Hafen (beim Flk. Bulak 15,000 E.) Kamelott- und Tapetcnf., Mittelpunkt alles Handels. Bei der St. Gizeh (spr. Dschisch) am Nil sind Pyramiden, das Mumienfeld, das Labyrinth, die Bildsäule der Sphinx und die Trümmer von Memphis. .Medina Hst. von Fajum, Roscnwaffer-, Shawlsf. Suez im W. des arabischen Meerbusens, Hafen, Schiffswcrftc. Iii. Obcrägyptcn oder Said mit der Hst. Siuth (Assiut) -Z M. vom linken Nilufer, 15,000 E. Die Sk. Girge (spr. Dschirdsche) am Nil, Sitz eines Bey und eines koptischen Bischofs, Hospital der Vater de Propaganda fide. A ssuan (Svene) mit der Nilkataraktc und der Nilinsel Elephantine, in deren Nahe wichtige Granitbrüche. Den- de ra (Tentyris) an der Nilbcugung, mit merkwürdigen Tcmpcltrümmern. Kosseir Hafen am arabischen Meerbusen, Handel. Luxor oder Luko- recn am Nil, Ruinen vom alten Theben. Ocstlich ist die thebaisehe Wüste, wo die ersten christlichen Klöster waren. Westlich von Theben am Fuß der lybischen Gebirge ist die 2 engl. M. lange Felscnreihe Gurnu, wo Thebens Bcgräbnißplatz war, aus unzähligen Fclskammcrn bestehend, ergiebiger Fundort für Mumien. Hier wohnt ein arabischer Volksstamm von 300 Seelen, der ruit Alterthümern handelt. Unweit der Wüste von Theben hat Caillaud die Smaragdgrubcn am Berge Zabarah wiedergefunden.

3. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 7

1895 - Leipzig : Hinrichs
Kru-Neger. 7 ihm möglichen Grenzen der Gesittung hinaufzuheben, nicht auf- gegeben werden. 3. Rru - Aeger. Eine Negerart möge hier noch besonders geschildert werden wegen der großen Wichtigkeit derselben für unsere west-asrika- nischen Kolonieen. Es siud die Kru-Neger, lauter starkgebaute Leute, die zum Laden, Löschen und zu Arbeiten an Bord der- wendet werden. Weiße Matrosen sind bei der Gefährlichkeit des Klimas zu so schweren Arbeiten nicht brauchbar, und die einheimischen Neger sind dermaßen träge, daß der Handel an diesen Küsten bis zum Kongo hin überall nur durch die Kru- Neger vermittelt wird. — Diese Kru-Neger sind bei Kap Palmas zu Hause, von wo sie, weil ihre Heimat ihnen zu ge- ringen Verdienst gewährt, in ganzen Trupps unter selbst ge- wählten Anführern in die Fremde ziehen. Wenn sie soviel erworben haben, daß sie eine Frau kaufen und sich niederlassen können, kehren sie in ihre Heimat zurück. Schwerlich könnte ohne diese harmlosen, sorglosen, genüg- samen, stets heiteren Menschen der europäische Verkehr an vielen Orten, bei der Abneigung der unabhängigen Neger gegen alle Arbeit, aufrecht erhalten werden. In der That, wenn man diese Leute bei oft schwerer Arbeit und der denkbar elendesten Kost stets heiteren Sinnes unter Singen und Lachen ihre Arbeit verrichten sieht, so kann man sich mit manchen üblen Eigen- schasten des Negercharakters aussöhnen. Es ist wahr, daß sie auch träge sind und sehr zur Arbeit angehalten werden müssen, daß sie diebisch und im höchsten Grade unzuverlässig und sorglos sind, das sind aber sozusagen Rasseneigentümlichkeiten, für die man den einzelnen nicht verantwortlich machen kann. Dagegen kann man kaum verträglichere und genügsamere Menschen finden. Zank und Streit, ohne den die Kamerun-Neger nicht scheinen bestehen zu können, findet man selten unter ihnen. Giebt man auf einer langen Bootfahrt einem etwas Tabak oder Brot, so wird er sicher mit allen Kameraden teilen. Diese Kamerad- schastlichkeit geht soweit, daß niemals einer den andern verrät; ist z. B. ein Diebstahl geschehen, so lassen sich Kru-Neger eher auspeitschen, als daß sie den Schuldigen verrieten, während bei den Kamerun-Negern Angeber und Spione leicht zu finden sind.

4. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 17

1895 - Leipzig : Hinrichs
Hottentotte. . 17 bessere Wohnung. Wandert das Dorf aus, so werden die Matten zu- sammengerollt, die Reifen ausgezogen und zusammengebunden und dies alles, das wenige Hausgerät inbegriffen, auf Ochsen gepackt, und fort geht es. Vom Wasser ist der Hottentotte kein Freund, er wäscht sich nie, und wenn ihm der Schmutz zu groß wird, reibt er den Körper mit Kuhmist ab. Woher der unerträgliche Geruch des Hottentotten stammt, ob von dem ranzigen Fett oder von der Hautausdünstung, ist noch nicht festgestellt; doch mag kein Bauer mit einem Hottentotten an einem Tische essen, weil ihm der Geruch des Stotterers den Appetit verdirbt. — Der Hottentotte ist ebenso gefräßig wie der Buschmann, lebt aber vorzugsweise von Milch, macht sich im Ledersack saure Milch zurecht, genießt Erdmandeln. Wurzeln. Beeren und Hottentottenfeigen. — Trotz seiner angeborenen Trägheit ist der Koin oft sehr munter, lustig und geweckt. Er kann mit Kameraden nächtelang schwatzen, scherzen, lachen, lernt tüchtig reiten und schießen, bewährt sich als tapferer Soldat, vereinigt Mut und List mit Schlauheit, scheut den Kampf mit dem Löwen nicht. Als Vorreiter (Achter- ryder) ist der pserdekuudige Hotteutotte dem Bauern ein Gewinn, den er zwar verächtlich nur Schefel (Geschöpf) nennt, den er aber beim Wettrennen das Vollblutpferd besteigen läßt, auf dessen wunderbare Spürkraft und Ortskenntnis er sich verläßt, ohne den er keine Reise, keinen Jagdzug unternimmt. Ein verlaufenes Kind bringt nur der Hottentotte heim, den Schlupf- Winkel eines angeschossenen Wildes findet nur der Pfefferkopf. Arbeit ist dem Hottentotten eine Qual. Er nimmt nur so lange beim Bauern Dienste, bis er sich recht ausgefüttert oder sich eine Flinte oder Frau verdient hat; dann läuft er ohne weiteres davon. Gewöhnlich aber vertrinkt er seinen Lohn in Brannt- wein. In mancherlei Schnitzerei und Handarbeit ist er geschickt. Er macht sich Pfeil und Bogen, Lanze und Wurfknittel (Kirri) sowie den Parierstock, aus Eisenerz die notwendigsten Eisen- Werkzeuge, aus dem Thon des Termitenhauses Kochgeschirr, schnitzt sich Holzlöffel und Milcheimer, indem er mühsam einen Baumstumpf aushöhlt. Auch eine Trommel und eine Art Guitarre, die er Gorra nennt, bringt er zustande, indem er über einen ausgehöhlten Kürbis Katzendarmsaiten ausspannt, aus einem Zebraschweife und Mimosenzweige einen 1 bis 11ji m langen Fiedelbogen anfertigt. Diesen bestreicht er mit dem Harze Buch holz, Völkerkunde. 2

5. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 21

1895 - Leipzig : Hinrichs
Marokkaner. 21 während Araber und Berber beim Essen immer unmäßig sind, sobald dies in Hülle und Fülle vorhanden ist, haben sie ihre Weintrinkezeit nur für einige Wochen. Der schlecht zubereitete Weiu — man gewinnt ihn durch Kochen — würde sich auch wohl nicht lange halten. Die Marokkaner thnn ihn in irdene Gefäße; die enge Öffnung wird mit Thon zugeklebt. Reiche Leute, die ihn längere Zeit aufbewahren wollen, gießen aus den Wein eine Schicht Öl, und dann wird die Krugöffnung mit Thon verkittet. Der Geschmack des Weines ist nicht übel, das Aussehen aber meist trübe. Das ganze marokkanische Volk zeichnet sich durch eine ge- wisse Roheit und durch Mangel edler Gefühle und sanfter Neigungen aus. Bei den Berbern, namentlich am Nordabhange des Atlas, streift die Roheit sogar an's Tierische. Der ent- setzlich verdummende Einfluß der mohammedanischen Religion, der Fanatismus, die eitle Anmaßung, nur den eigenen Glauben für den richtigen zu halten, schließen aber auch jede Besserung aus. Wie unmanierlich ist die Art und Weise des Essens! So wie man zur Zeit Abrahams aß, so wie die Juden in Palästina aus einer Schüssel, am Boden hockend, aßen, so ißt noch heute der Marokkaner. Morgens nach Sonnenaufgang wird nur saure Milch mit eingebrocktem Brote oder eine Suppe eingenom- men. Die zweite Mahlzeit ist gegen Mittag; Brote, d. h. eine Art von Mehlkuchen, die auf eisernen Platten oder erbitzten Steinen gebacken sind, heiße Butter (in diese taucht man die Brotstücke und verfährt recht haushälterisch, nur die Reichen essen harte Butter) bilden dies zweite Mahl, zu dem auch wohl noch Datteln oder im Sommer andere Früchte, wie die Jahres- zeit und die Gegend sie bieten, genossen werden. Abends nach Sonnenuntergang ist die Hauptmahlzeit, welche aus Kuskussu besteht. Aber Tag für Tag, jahraus jahrein kommt dies Ge- richt auf die Erde (auf den Tisch kann man nicht sagen, da der Marokkaner ein solches Möbel nicht kennt), und mittels der Hand — die Marokkaner kennen noch nicht den Gebrauch der Messer und Gabeln — wird das Gericht rasch in den Magen befördert. Auch der Gebrauch der Löffel ist nicht überall eingebürgert. Die Männer essen getrennt von den Frauen, diese essen mit den Kindern. Selbst bei den Berbern hat der Islam dies durchzusetzen gewußt. Fleisch wird von den Bewohnern auf dem Lande nur an Festtagen gegessen und auch dann nur in geringer Menge.

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 4

1895 - Leipzig : Hinrichs
4 Neger. gebrauche. £), sagte der Neger, der Baum selbst ist nicht Fetisch. Der- Fetisch ist ein Geist und unsichtbar, aber er hat sich in diesem Baume niedergelassen. Freilich kann er unsere körperlichen Speisen nicht ver- zehren, aber er genießt das Geistige davon und läßt das Körperliche, welches wir sehen, zurück. Auch ihre Fabeln, mit der sie gleich bei der Hand sind, wenn ihnen eine auffällige Erscheinung vorkommt, beweisen ihre geistige Begabung. So z. B. bemerken sie leicht den uugeheuern Abstand zwischen sich und den Weißen. Schnell entsteht darüber eine Sage: „Jankupong hatte zwei Männer geschaffen. Damit sie Freude aus Erden erleben sollten, gab er ihnen alles, was sie bedurften. Zuerst erschuf er jedem von ihnen ein Weib. Da Jankupong den einen be- sonders lieb hatte, färbte er ihn schwarz, den andern aber ließ er, wie er gerade geschaffen worden war. Den Menschen wollte Jangkupong noch mehr Gutes thun, deshalb rief er sie und zeigte ihnen ein Buch und einen Kasten, Den Schwarzen, als seinen Liebling, ließ er wählen. Dieser wählte den Kasten, worin er Fetische, ein wenig Goldstaub, Kauris u. dergl. fand. Im Buche aber fand der Weiße die Lehre von allen den Künsten, die er noch heute treibt, und durch die er den armen Neger betrügt und beraubt." Als ich einem Neger einmal Vorwürfe machte, daß sie alle Ele- fanten des Elfenbeins wegen getötet hätten, entgegnete er: „Nein, be- wahre, das haben wir nicht gethan. Die Elefanten sahen, daß die weißen Männer nach ihren Zähnen trachteten; nun wollten sie aber ihre Zähne nicht weggeben, ohne einen Genuß davon zu haben; des- halb gingen sie an die Küste und verkauften ihre Zähne gegen Brannt- wein. Als sie nun den Branntwein getrunken hatten, so hatten sie gar nichts mehr, die Zähne waren weg und der Branntwein auch. Da gerieten sie während des Rausches in Verzweiflung und — erschossen sich alle, und daher kommt es, daß es jetzt keine mehr giebt." — Der- gleichen Erzählungen kann man viele hören, wenn die schwarzen Herr- schasten beisammensitzen, Tabak rauchen und Palmwein trinken; jeder muß dann etwas zur Unterhaltung beitragen. Aber die Neger sind auch von Hause aus ein gutmütiges Volk; freilich sind sie durch den Umgang mit Europäern nach und nach habgierig, raubsüchtig und durch die Sklavenfängerei listig, heimtückisch und grausamer geworden. Die Grausamkeit, mit der die Neger ihren verworrenen religiösen Begriffen fröhnen, indem sie gefühllos das Leben ihrer Brüder hinopfern, diese Gleichgültigkeit gegen Menschenleben, der Despotismus, den die Könige oder Heerführer ausüben können: das alles hat seinen Grund neben klimatischen und religiösen Einflüssen auch im Sklavenhandel. Der ewige Krieg, den die einzelnen Stämme untereinander, um Sklaven zu erhalten, führen, gewöhnt sie so an Blutvergießen, an Mord und Totschlag, an Greuel

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 54

1895 - Leipzig : Hinrichs
54 Beduine. ausgeschlossen sind die Paria, die einst unabhängig gebliebene Urbevölkerung, die mit der Ausbildung der Herrschaft des Brahmaismus als verworfene Volksklasse mit dem Fluche all- gemeiner Verachtung belastet wurde. — Allerdings haben sich in den letzten Jahrzehnten unter dem Einflüsse der englischen Herrschaft die Kastenunterschiede etwas abgeschwächt. So hat die Not des Lebens die Brahmanen mehrfach zu Beschäftigungen gezwungen, in denen sie ihre Schreibekunst verwerten: man sieht sie jetzt im Telegraphenamt und auf der Eisenbahn, als Rech- nungsführer und Wirtschaftsbeamte thätig. Bei alledem aber greifen die Vorurteile des Kastenwesens noch vielfach in das bürgerliche Leben hinüber. 5. Beduine. Der Beduine ist der Sohn der arabischen Wüste. Er ist mittelgroß, hager, muskulös, die Glieder vom schönsten Eben- maß, das Antlitz ein regelrechtes Oval, die schwarzen, blitzenden Augen scharf gespalten, Hand und Fuß zierlich gebildet, die Gebärden behende. Der Geist aber ist seiner Hülle würdig. Der anständigen Körperhaltung entspricht der Adel und die Ritterlichkeit der Seele: der Beduine ist treu und hält selbst dem Feinde Wort; er ist gastfrei in dem Maße, daß er selbst hungrig ohne scheelen Blick den wildfremden Gast aus seiner vollen Schüssel essen sieht; Mannesehre steht ihm höher als das Leben; die Schande wäscht er nur mit Blut ab. „Die Räch', die Räch' und nur nicht die Schmach!" ist noch immer das Kriegsgeschrei des für seine und seiner Frauen Ehre kämpfenden Beduinen. Es ist wahr, der Beduine ist ein Räuber; Gewalt geht ihm vor Recht; keine Karawane ist vor ihm sicher; aber Plünderung bei Nacht und Diebstahl ist ihm ein Abscheu; den Besiegten und Beraubten läßt er nicht ver- schmachten, er giebt ihm Obdach und Unterhalt; wer aber vor der Wanderung seinen Schutz sich erkaufte, dem läßt er kein Haar krümmen. Immer bedacht auf Raub ist er ebenso willig, wieder zu geben; auch der Ärmste bietet von seinem Brote und seinen Datteln den Zuschauern seines kargen Mahles, und Almosengeben galt dem Araber aller Zeit für eine seiner höch- sten Verpflichtungen. Den schwarzen, blitzenden Augen entspricht

8. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 77

1895 - Leipzig : Hinrichs
Türke. 77 5. Türke. Die Balkan-Halbinsel gehört zu den reichsten und frucht- barsten Ländern der Erde. Aber trotz des Reichtums an Natnrerzeugnissen aller Art übertrifft in der Türkei die Einfuhr die Ausfuhr um das Vierfache. Hier ist die Erklärung in der Eigenart, in der Stumpfheit, in der Trägheit vor allem zu suchen. Trägheit und Gleichgültigkeit sind der Hauptzug des türkischen Charakters, diese arten oft in Stumpfsinn aus und erzeugen eine Schlaffheit und Unthätigkeit, wie man sie bei keinem anderen Volke findet. Vom Morgen bis zum Abend kann der Türke rauchend auf feinem Teppich liegen. Hundert- mal sieht man ihn durch dieselbe Straße wandern, ohne daß er über irgend ein Haus Auskunft geben kann; ja es giebt sogar Türken, die in Konstantinopel geboren und in ihrem ganzen Leben nicht nach Skntari gekommen sind. — Diese angeborene Unthätigkeit erklärt auch den Stolz des Türken, wie sie seine Unwissenheit begreiflich macht. Er sieht in jedem Franken einen Bettler, der, um sich vor Hunger zu bewahren, sich bei Tag und Nacht abmühen muß. Allerdings giebt er zu, daß die Europäer viele Kunstfertigkeiten besitzen, die ihm fremd sind; aber eben hierin findet er einen Beweis ihrer Armut. Ihm ist alles, was nicht Türke ist, ein Volk von Handwerkern, das zur Arbeit, aber nicht zum Genuß berufen ist, während er selbst nur in der Welt zu sein glaubt, um sein Leben gemächlich zu genießen. Merkwürdig ist die Achtung, welche der Türke vor fremdem Eigentum hat. Obgleich er, wie alle Morgenländer, nach Gewinn lüstern ist, so befriedigt er seine Habsucht doch fast nie auf unerlaubte Weise. Im Morgenlande ist es Sitte, fast alle Waren an Thür und Fenstern zur Schau zu stellen, so daß die meisten Städte großen Marktplätzen gleichen, und dennoch verschließt niemand zur Nacht seine Hütte, sondern be- gnügt sich damit, sie mit einem Tuche zu verhängen. Dieser Gebrauch herrscht auch auf den ungeheuren Märkten in Kon- stantinopel, auf denen die Schätze des gesamten Morgenlandes zusammenfließen. Der Türke glaubt sich ferner gegen Nicht- Mohammedaner zu allen möglichen Gewalttätigkeiten be- rechtigt; er schlägt sie tot, aber er betrügt sie nicht. Daß die Türken ein sehr religiöses Volk sind und die Frömmigkeit weniger in die Beobachtung äußerlicher Gebräuche

9. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 83

1895 - Leipzig : Hinrichs
Alpenbewohner. 83 Priester den Trost der Religion hinauftragen in entlegene Hütten hinter Wasserfällen und Gletschern; und der Handels- mann, sei es der Spitzen- und Schnittwarenhändler aus Vorarl- berg und dem Lechthale, der Handschuh- und Teppichverkäufer aus dem Zillerthale, der Viehhändler aus Passeier odrr der Wein- und Fruchthändler aus den gesegneten Etschganen — sie alle ziehen über die Alpenpässe, aus einem Thale ins andere, vorüber an den gletschergepanzerten Bergriesen, die in vielfachem Wechsel sich ihrem Blicke darstellen, bald in der blendenden Hülle des Winters, bald im lachenden, bunten Frühlingskleide, bald von stürmenden Wolken umsaust, bald wieder von Regen- strichen gepeitscht oder von Blitzen umzuckt, heute von dicken Nebeln umzogen, morgen vom Glänze der scheidenden Sonne verklärt Sollte im steten Umgang mit dieser schönen und großartigen Natur nicht der Bewohner der Alpen von leben- diger Liebe zur Heimat erfüllt werden? — In der Ab- geschlossenheit seines Thales ist er in der Großartigkeit seiner Naturumgebung immer auf dieselben Gegenstände und deren Wiederkehr angewiesen. Auf denselben Wegen zieht er in seinen Alpenthälern und Bergen fortwährend hin und zurück. Ein Abweichen rechts oder links vom gewohnten Thal- und Berg- wege könnte oft nur mit großer Mühe, ja nicht ohne die Ge- fahr eines bedenklichen und lebensgefährlichen Abirrens geschehen. So wirkt die Natur vou verschiedenen Seiten her, um ihn auf dem alten Geleise der Gewohnheiten zu halten. — Viele gewöhnliche Geschäfte, bei deren Verrichtung der Bewohner des Flachlandes wenig oder gar nichts von Mühe verspürt, sind für den Älpler nicht nur höchst anstrengend, sondern bisweilen ebenso gefährlich, als in dem Erfolge unsicher. Jahre hat er auf die Urbarmachung seiner Wiesen und seines Ackers an des Berges Abhange verwendet; ein einziger Gewitterguß vernichtet schonungslos diese Mühe, die Felder fußhoch mit Steingetrümmer überschüttend. Des Lebens Notdurft fpornt ihn an, anfs neue an das Werk zu gehen, die Steine weg oder in die Tiefe und die Fruchterde obenauf zu bringen, bis sein Feld wieder her gestellt ist; und doch befindet er sich jetzt in demselben Zustande der bangen Ungewißheit, ob nicht schon in den nächsten Tagen das Werk unsäglicher Anstrengungen anss neue vernichtet werde. Da ist also seine Besitzesstätte eine fortwährende Übungsstätte zu Ausdauer, Unverdrossenheit, Genügsamkeit und 6*

10. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 93

1895 - Leipzig : Hinrichs
Ire. 93 licher Farbe enthält. In der Nähe dieses Bettes findet sich ein Gegenstand, der einem jeden Reisenden als seltsam vom Übrigen abstechend ausfällt. Es ist ein kleines Spind oder eine ähnliche Vorrichtung, die irdenen, auch wohl porzellanenen Geräte der Familie zu bewahren. Dort verweilt das Auge mit einer ge- wissen Erholung, denn es entdeckt wenigstens einige Ordnung, einige Reinlichkeit und ein mäßiges Streben nach guter Ein- richtung. Die Teller, Schüsseln, Tassen, Töpse, Kessel sind ziemlich sauber, meist sehr bunt, denn der Ire liebt die bunten Farben. Aus diesem Grunde stellt er mit Anhänglichkeit dort auch die Scherben solcher zerbrochener Gefäße auf, die sich durch grelle Bilder auszeichnen. Ist die Hütte eine der besten Art, so ist der Raum, der eben beschrieben wurde, durch eine Wand von einem andern Teile getrennt und vorzüglich den mensch- lichen Bewohnern bestimmt; ist sie dagegen eine der gewöhnlichen, so kann das Auge ungehindert auf der andern Seite des inneren Raumes die untergeordneten Bewohner mit ihren Bequemlich- keiteu erblicken. Zwei aufgerichtete Stangen, von denen die eine durch eine sehr einfache Vorrichtung etwas nach der Seite geschoben werden kann, halten dort die Kuh, wenn eine solche vorhanden, in einer Art Schraubstock, so daß sich ihr Kops vor, der übrige Teil des Körpers hinter den Stangen befindet; man spart so die Kette. Von allen andern tierischen Haus- genossen besorgt man nichts Arges und läßt sie frei herumgehen. Ziege, Schwein, Schaf, Gans, Hund und Katze haben zum Kochtopfe, zum Bett und zu allen Winkeln freien Zutritt und thun sich auch gar keinen Zwang an. Man kann sie oft in der dreisteten Weise kreuz und quer rennend, spielend und zankend sehen, und nur, wenn es zu arg wird, bringt sie der kräftig angewandte Kochlöffel oder das heiße Rührholz zur Ordnung zurück. Im allgemeinen aber sind sie merkwürdig friedlich und anständig. Sie bilden nebenbei angenehme Gespielen für die Kinder, die mit ihnen sehr vertraut umgehen; ost genug beschauen sich ein junger Ire und ein junges Schwein zugleich aus dem Fensterloche die Gegend. Das Baumaterial solcher Wohnungen ist so häufig und nahe, die Bauart ist so einfach, und eine Hütte ist darum mit Hilfe einiger Nachbarn so schnell eingerichtet, daß ein Ire, wenn er bei Auswanderung oder Umzug von ihr scheidet, nicht daran denkt, sie zu verkaufen oder abzubrechen, um etwa das Taugliche zu einem neuen Hause zu
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