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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 53

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
53 schwer, bei vielen ganz unmöglich auszumitteln, ob sie Allode oder Neichslehne waren. Außer der Herzogin S o- ' phie von Brabant, die zum wenigsten ganz Hessen; und einen großen Theil von Thüringen forderte, ver- langte Graf Siegfried von Anhalt, Herzog Albrecht von Braun schweig, als Verlobter der Tochter Sophi- ens, verlangte Graf Herman n von Henneberg, Hein- richs des Erlauchten Stiefbruder, endlich auch der' Herzogin Sophie Schwester, eine Klosterfrau, Antheil an den Allodien; der Erzbischof von Mainz aber forderte alle thüringischen Güter, die Main zische Lehne waren, zurück. Endlich wollten auch die thüringischen Vasallen dem Markgrafen Heinrich nicht huldigen, er mußte sie mit den Waffen in der Hand dazu zwingen, und erst nachdem er sie in einer Schlacht besiegt, leisteten sie ihm 1249 zu Weißenfels die Huldigung. Unterdeffen hatte der Her- zog von Braunschweig Minden, das Landgericht an der Lüne, die Duderstädter Mark an sich gerissen, und die Landschaft an der Werra überfallen. Die hes- sischen Lehnsträger aber und auch piele thüringische erklärten sich für die Herzogin Sophie. Damit nun nicht in dem Streit dieser Beiden um die Erbschaft, das Land der Raub der Nachbarn werden möchte, so schloß der Mark- graf mit der Herzogin Sophie einen Vergleich auf io Jahre, nach welchem er als Vormund Heinrichs des Kindes Hessen und die Wartburg verwalten wollte, cs sei denn, daß ein Kaiser oder Fürstcnrath den Streit frü- her entscheiden sollte. Als aber 1254 der Erzbischof Ger- hard von Mainz dem Markgrafen die Neichslehne in beiden Landen verlieh, da glaubte die Herzogin Sophie ihres Sohnes Rechte gefährdet und verbündete sich deshalb mit Herzog Albrecht dem Großen von Braunschweig, dem sie ihre Tochter zur Gemahlin gab, und mit dessen Schwester Adelheid ihren Sohn verlobte. Markgraf Heinrich gab der Herzogin Gutensberg zurück, um den Krieg zu vermeiden, da er aber die thüringischen Al- lode nicht zurückgeben wollte, so behielt Herzog Albrecht die Landschaft an der Werra und rückte mit einem Heere in Thüringen ein, und nun begann ein heftiger 7jahri- ger Krieg, in welchem Thüringen auf eine gräuelvolle

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 150

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
150 gegen sollseine Mutter, Katharina von Mecklenbu rg, eine ehrgeizige und herrschsüchtige Frau gewesen seyn, die ihrem Gemahl oft genug seinen kleinen Länderbesitz zum Vorwurf machte. Das mag denn auf des Prinzen Cha- rakter wohl einen grossen Einfluss gehabt haben. Er erhielt zwar einen gelehrten Unterricht durch den bekannten R i v i u s, doch seine Welt- und Menschenkenntniß und seine politische Gewandtheit erwarb er durch den Aufenthalt an mehreren deutschen Höfen. Zuerst an dem glänzenden und üppi- gen Hofe des Kurfürsten A l b r e ch t von M a i n z zu H a l l e, dann an dem streng geregelten seines Oheims Georg zu Dresden, darauf bei dem frommen protestantischen seines Vetters Johann Friedrich zu Torgau und Weimar, endlich an dem Hofe des thatkräftigen und warmblütigen Landgrafen Philipp vonhessen mit dessen schöner Toch- ter, Agnes, er sich gegen seines Vaters Willen vermählte. So lernte er das Eetreibe aller Parteien, lernte die Schwä- chen und Fehler der vornehmsten deutschen Fürsten ken- nen, und bei seinem scharfen Verstände konnte es ihm nicht entgehen, dass er in der Verbindung mit den Fürsten seiner Glaubenspartei nimmer seinen Ehrgeiz befriedigen und kräftig und entscheidend würde handeln können.' Darum schloß er sich dem Kaiser an, doch sicher mit dem Vorsatze seiner Religion treu zu bleiben. Mit seinem Vater lebte Herzog Moritz nicht ln Ein^ kracht, weil derselbe sich von seiner Gemahlin und von sei- nen Käthen lenken ließ und unter dem Einflüsse des Kur- fürsten Johann Friedrich stand. Deshalb hatte Her- zog Heinrich in seinem Testament verordnet, daß Moritz mit seinem Bruder August gemeinschaftlich regieren sollte. Moritz protestirte noch bei des Vaters Lebzeiten gegen die- ses Testament, ließ cs dann 9 Jahre uneröffnet und ge- stand seinem Bruder keinen Antheil an der Negierung zu, doch verschaffte er ihm die Administration des Hochstifts Merseburg und gab ihm eine Anzahl Städte und Aem- ter, von denen er 25,000 Gulden Einkünfte zog, die er, als er zur Kurwürde gelangt war, bis auf 40,000 Gulden erhöhte. Die Räthe seines Vaters zog er zur Verantwor- tung, nahm die Räthe des Herzogs Georg wieder in Dienst und entz-og dem Kurfürsten allen Einfluß auf sein Land,

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 34

1868 - Leipzig : Arnoldi
34 terte man ihn, damit er im Schmerze gestehen möchte, ob er mit nock- andern Unruhstiftern in Verbindung stehe. Er gestand nichts, sondern schrie blos in seiner Angst: „O weh! o weh!" Da sprach Georg von Sachsen zu ihm: „Thomas, thut dir dieses weh, so bedenke, daß es den armen Leuten auch nicht wohl gethan hat, die heute deinetwegen niedergemacht worden sind." Hierauf schmiedete man ihn auf einen Wagen, schaffte ihn in die Stadt Heldrungen, folterte ihn mehr- mals und schlug ihm sodann zu Mühlh ausen den Kopf ab. Eine gleiche Strafe traf den frechen Pfeifer, der ebenfalls nach der ver- lornen Schlacht bei Frankenhausen geflohen war, aber bei Eisenach noch zur rechten Zeit aufgegriffen ward. Mit Münzer und Pfeifer wurden am 26. Mai 1526 noch 24 andere Rebellen zu Mühlhausen hingerichtet. — So traurig endete eine Empörung, die 120,000 Bauern das Leben gekostet hatte. Immer wird der am empfindlichsten bestraft, der erlittenes Unrecht durch noch größeres Unrecht ahnden will, und der sich durch die Versprechungen tollkühner Menschen bethören läßt, daß man ein verlornes Recht mit Gewalt und Ungestüm wieder an sich reißen dürfe. Johann Friedrich der Großmüthige. Friedrich ward den 30. Juni 1503 zu Torgau geboren. Sein Vater, Johann der Beständige, ließ ihn in seiner frühesten Jugend gut unterrichten; denn der Hofprediger Spa lat in war des Prinzen Lehrer, und dieser mußte außerdem auch die Schule zu Torgau be- suchen, wo er sich so fleißig bewies, daß er schon als Knabe von 9 Jah- ren sehr wohl bestand, als man ihn in Kenntnissen der Religion und in andern Theilen des Wissens prüfte. Indeß das viele Wissen hat keinen großen Werth, wenn das gute Herz dabei fehlt. Sowohl Johann der Beständige, als auch Friedrich der Weise arbeiteten daher durch Wort und Beispiel darauf hin, daß der junge Friedrich ein eben so verständiger als frommer Mensch werden möchte. Und es gelang ihnen vollkommen. Von seiner Menschenfreundlichkeit in den ersten Lebensjahren erwähnen wir blos folgenden Vorfall. Ein armer Mann hatte ihm einmal eine Gefälligkeit erwiesen, und der Prinz hatte ihm dafür ein neues Kleid zu geben versprochen, aber die Sache wieder ver- gessen. Als ihm darauf der Arme an sein Versprechen erinnerte, zog der Prinz augenblicklich seinen Sammetrock aus und gab ihn mit den Worten hin: „Ich erinnere mich der Zusage gar wohl, und was ein Fürst verspricht, das soll er billig halten." Um seinen Eifer für die evangelische Lehre immer mehr zu beleben, ließ man ihn an den Ver- sammlungen Theil nehmen, wo über dieselbe verhandelt wurde. Friedrich der Weise nahm ihn daher als einen Jüngling von 18

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 49

1868 - Leipzig : Arnoldi
49 vertrieben; kaum hatten die Niederländer gegen den König von Holland sich erhoben, als den 2. September ein tumultuarischer Auftritt zu Leipzig, und bald darauf, den 9. September 1830, in Dresden so wie späterhin in einigen andern Städten Sachsens, gegründete Be- sorgnisse einflößten. Viele Bauern beschwerten sich über die Fron- dienste, viele Bürger über die städtischen Obrigkeiten, viele Unterthanen über zu schwere Steuern. In diesem Tumulte beschloß der' König Anton, seinen Neffen, den Prinzen Friedrich August, zum Mitregenten zu erwählen, nachdem zuvor der königliche Bruder, Prinz Maximilian, feierlich erklärt hatte, daß er auf die ihm zustehende Thronfolge Verzicht leiste. Das Sachsenvolk, darüber hocherfreut, kehrte zur Ordnung und Ruhe zurück. An mehreren Orten bildeten die Bürger eine Communalgarde, um jeder Störung vorzubeugen, und vertrauend sah man einer Verfassung entgegen, welche die Rechte des Vornehmen, wie des Bürgers und Bauers gehörig sicherstellen sollte. In der That wurde auch die neue Verfassungsurkunde den 4. September 1831 mit großer Feierlichkeit übergeben und als ein heiliges Unterpfand dafür, daß das Recht eines jeden Unterthanen geschützt sei, dankbar in Empfang genommen. Anton der Gütige war aus das Redlichste bemüht, der Beglücker seiner Sachsen zu sein. Dankbar erkannte das treue Volk den Segen einer milden Regierung. Als daher der ehrwürdige Greis das hohe Alter von 80 Jahren erreicht hatte, wetteiferten die Unterthanen, das Geburtsfest ihres geliebten Königs auf eine rührende Weise zu feiern. Der edle Fürst entschlief den 6. Juni 1836 aus seinem Lustschlosse zu Pillnitz. Nach dem Tode des Königs Anton bestieg der bisherige Mitregent Friedrich Äugust Iv. den sächsischen Thron. Derselbe war geboren am 18. Mai 1797 und sein ehrwürdiger Vater Maximilian sorgte treulich dafür, daß der Prinz unter Leitung guter Lehrer die nöthigen Wissenschaften gründlich erlernte. Bei seinem regen Eifer durfte man hoffen, er werde in der Reihe der vaterländischen Fürsten eine ehrenvolle Stelle einnehmen; und der hochgebildete Friedrich August hat diese Erwartung im reich- lichsten Maaße erfüllt. Fand er doch in der gewissenhaften Ausübung seiner Regentenpslichten das größte Glück. Erst dann, wenn er für des Landes Wohl gearbeitet hatte, beschäftigte er sich mit- der Natur. Er war ja ein gründlicher Kenner der Pflanzenwelt; darum bot der botanische Garten in Pillnitz seinem Gemüthe die beste Erholung. Am 7.October 1819 verheirathete sich der Prinz mit der österreichischen Erzherzogin Carolina, die jedoch nach langen Leiden den 22. Mai 1832 entschlief. Der verwittwete Fürst schloß nun den 24. April des Otto, Kinderfreund. 4

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 42

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
42 Iohann Friedrich der Großmüthige. Friedrich ward 1503 zu Torgau geboren. Sein Vater, Johann der Beständige, ließ ihn in seiner frühesten Jugend gut unterrichten; denn der Hofprediger Spalatin war des Prinzen Lehrer, und dieser mußte außerdem auch die Schule zu Torgau besuchen, wo er sich so fleißig bewies, daß er schon als Knabe von 9 Jahren sehr wohl bestand, als man ihn in Kenntnissen der Religion, und in andern Theilen des Wissens prüfte. Indeß, das viele Wissen hat keinen großen Werth, wenn das gute Herz dabei fehlt. Sowohl Johann der Beständige, als auch Friedrich der Weise arbeiteten durch Worte und Beispiel darauf, daß der junge Friedrich ein eben so verständiger, als frommer Mensch werden möchte. Ilnd cs gelang ihnen vollkommen. Von seiner Menschenfreundlichkeit in den ersten Lebensjahren des- selben erwähnen wir blos folgenden Vorfall. Ein armer Mann hatte ihm einmal eine Gefälligkeit erwiesen, und der Prinz hatte ihm dafür ein neues Kleid zu geben verspro- chen, aber die Sache wieder vergessen. Als ihn daraus der Arme an sein Versprechen erinnerte, zog der Prinz augen- blicklich seinen Sammctrock aus und gab ihn mit den Wor- ten hin: „Ich erinnere mich der Zusage gar wohl, und was ein Fürst verspricht, das soll er bss'ig halten." Um seinen Eifer für die evangelische Lehre immer mehr zu bele- den, so ließ man ihn an den Versammlungen Theil nehmen, wo über die neue Lehre verhandelt wurde. Friedrich der Weise nahm ihn daher als einen Jüngling von 18 Jahren mit auf den Reichstag zu Worms 1521,; und seinen Vater begleitete Friedrich auf die Reichstage zu Speier 1529 und zu Augsburg 1530. Johann Friedrich, der 1532 nach seines Vaters Tode die Churwürde erhielt, ward bei aller seiner Frömmigkeit einer der unglücklichsten Fürsten. Der damalige Kaiser Carl V. forderte nämlich, daß man den von Luther gerei- nigten Glauben nicht annehmen solle, und er zog daher ge- gen die protestantischen Fürsten, welche der Reformation er- geben blieben, in das Feld. Friedrich, welcher viel lieber Land und Leben hergegeben, als seine feste Ueberzeugung in der christlichen Religion geändert hätte, waffnete sich gegen

6. Meister Bindewald als Bürger - S. 81

1912 - Dresden : Köhler
81 „warum lernst du nur Zranzösisch?" fragte Gskar ein- mal. „Latz mich nur, am Ende kann ich es doch einmal ge- brauchen." So trieb er es weiter. Leide Brüder benutzten die Schülerbibliothek der Gewerbe- schule fleitzig. Wilhelm betrachtete mit Vorliebe werke, die schöne Vorbilder darboten. Gskar dagegen vertiefte sich in die Beschreibung von Maschinen. Die Lehrherren hatten bei aller Arbeit doch auch ein Auge für dies stille Streben Ein aufmunterndes wort hietz die jungen Leute auf dem Wege weiterschreiten. Gegen Ende des 4. Lehrjahres richtete Wilhelm ein Gesuch an den Prüfungsausschutz der Innung, um zur Gesellenprüfung zugelassen zu werden. Seine Zeugnisse aus der Gewerbeschule legte er bei. Er erhielt die Bitte gewährt. Als Gesellenstück fertigte er eine kredenz (Anrichtetisch) an. Auch Meister Bindewald kam und bewunderte dieses Prachtstück. Als Wilhelm seine Gesellenprüfung bestanden hatte, sagte Bindewald zu Zalke: „Alter Kreund, wie soll ich dir danken, was du an meinem Altesten getan hast und noch tust." „Latz gut sein, ich habe nur meine Pflicht als Lehrherr er- füllt." „was kostet diese Bandsäge?" fragte Bindewald. „350 Mark. Vas Ving verzinst sich großartig, wir Meister müssen vorwärts schreiten, wenn wir uns gegen die Zabriken halten wollen. Bis jetzt ging es ja noch. Aber der Kampf wird immer schwerer." „Za, diese Gedanken finden auch bei uns langsam Eingang, vor 3 Zähren haben wir eine Kreditgenossenschaft, unsere „Znnungs- bank", gegründet, mit der wir recht gute Erfahrungen machen. In der letzten Versammlung des Innungsausschusses habe ich nun den Vorschlag gemacht, eine Genossenschaft zu errichten, durch die uns die Anschaffung von Werkstattmaschinen erleichtert werden soll. Vas Ministerium des Innern gewährt in anerkennens- werter weise zu dem Zwecke größere Darlehen, wir haben uns mit einem Gesuche an unseren Stadtrat gewandt, der es mit seiner Befürwortung weitergeben soll. wir müssen eben die Vorteile, Meister Bindewald als Bürger. Gewerbl. Nusg. f. Preußen. 6

7. Meister Bindewald als Bürger - S. 88

1912 - Dresden : Köhler
88 und letzteres wird böhmisches Lehen,- doch behalten die Herzoge von Liegnitz, Teschen, Gppeln und Ratibor das Recht, in Ermangelung männlicher Nach- kommen ihre Länder testamentarisch auf andere zu übertragen, stuf Grund dieser Bestimmung schloß Herzog Zriedrich Ii. von Liegnitz 1537 die Erb- verbrüderung mit Joachim I I. von Brandenburg, kraft deren König Zriedrich I I. von Preußen später Schlesien für sich begehrte, von 1526 bis 1740 gehörte Schlesien dem Habsburgischen herrscherhause an,- Zriedrich der Große erwirbt es durch seine ruhmvollen drei schlesischen Kriege der Krone Preußens. Wenn heute Schlesien als besonderes Juwel der Krone Preußens bezeichnet wird, so ist das zum allergrößten Teile der Zürsorge des hohenzollern zu danken, die von Zriedrich dem Großen an bis zu unserm Kaiser und Könige bemüht sind, Kultur und Deutschtum dieser Provinz zu fördern. Handel, Industrie und Gewerbe nach besten Kräften zu heben und zu entfalten. Dankbar erkennen dies die Schlesier an, und jederzeit sind sie darum bereit, für ihren König, der so väterlich für sie sorgt, für ihr Heimatland, wenn es fein mutz, Gut und Blut einzusehen. Der Schlesier von heute ist noch derselbe wie vor 100 Jahren,- in Tapferkeit, Ergebenheit und Vaterlandsliebe hält er treu zu Kaiser und Reich! Den aufmerksamen Wanderern fiel vieles auf. Km Eingänge jedes Grtes hing oder stand eine große Tafel mit dem Namen der Ortschaft, der Angabe des Kreises, des Regierungsbezirkes, dem Gerichts- und dem Landwehrbezirke. Sie hatten in der Schule zwar mancherlei über die Verwaltung des Staates er- fahren, aber so recht im Zusammenhange hatten sie es doch nicht erfaßt. Da erfüllte ein Zufall ihnen den Wunsch, etwas ordent- liches darüber zu vernehmen. Ein drohendes Unwetter trieb sie in ein Vorfwirtshaus, das sie erreichten, als eben die ersten schweren Tropfen fielen. Sie bestellten ein Glas Milch und Butterbrot. Alsdann setzten sie ihr Gespräch fort. Vas veranlaßte einen älteren Herrn, sie nach dem Woher und Wohin zu fragen. Er war über die ordentlichen jungen Leute sichtlich erfreut. Da der Regen jetzt heftig einsetzte, war er offenbar froh, Gesellschaft zu finden. Ein paar verständige Fragen Oskars über die nahe Stadt veranlaßten ihn, den Wandersleuten einige Angaben zu machen. Da beide für diese Belehrungen großes Interesse zeigten, forderte sie der alte Herr auf, heute abend in den Volksbildungs- verein zu kommen. pünktlich um 8y2 Uhr waren sie dort. Ein älterer Offizier, ein Förderer der Zugend, trug über die wirtschaftliche Entwicklung Preußens folgendes vor:

8. Meister Bindewald als Bürger - S. 207

1912 - Dresden : Köhler
207 Mein lehler Wille. Lei der Vergänglichkeit alles Irdischen bestimme ich hiermit letztwillig folgendes: Zu meinen Erben ernenne ich 1. meine Ehefrau Christine Alma geb. Müller in Breslau, 2. meine Tochter Margarete Alma verehl. Bäckermeister Säuber- lich geb. Schulze in Liegnitz, Z. meinen Sohn, den Nlempnergesellen Friedrich August Schulze in Breslau, und zwar sollen meine Ehefrau, die das dereinst von mir hinterlassene ver- mögen hat miterwerben helfen, ®/8 meines Nachlasses, meine vorgenannten Ninder ®/8 desselben, mithin den Pflichtteil erhalten, hierbei ordne ich an, datz der meiner Tochter zugewendete Pflichtteil vorbehaltsgut sein und des- halb der Verwaltung sowie Nutznietzung ihres Ehemannes, des Bäckermeisters Ernst Friedrich Säuberlich in Liegnitz, entzogen sein soll. Meinem Sohn Friedrich Ludwig Schulze, Kaufmann in New Port in Amerika, entziehe ich jedwedes Erbrecht, insbesondere auch den Pflicht- teil, weil er sich leider einem ehrlosen Lebenswandel hingibt. Meine Ehefrau hat meinem langjährigen Werkführer Ernst Tüchtig ein Vermächtnis von 500 Mark auszuzahlen. Sollte meine Ehefrau vor mir sterben, so sollen meinen Nachlatz meine beiden Kinder Margarete Alma Säuberlich und Friedrich August Schulze je zur Hälfte erhalten, hierbei auch ein jedes von ihnen gehalten sein, ein Vermächtnis von 250 Mark meinem wsrkführer Ernst Tüchtig aus- zuzählen,- es soll auch der dann meiner Tochter zufallende Erbteil deren vorbehaltsgut sein. Ebenso hat für diesen Fall die völlige Enterbung meines Sohnes Friedrich Ludwig zu gelten. Breslau, am 1. Dezember 1911. Friedrich Wilhelm Schulze, Klempnermeister.

9. Meister Bindewald als Bürger - S. 11

1912 - Dresden : Köhler
11 Die Eintragungen werden in dem Amtsblatt bekannt gemacht. Jedermann darf in das Register einsehen und Abschriften (auch beglaubigte) verlangen. Iv. Die Ehescheidung. §8 1564—1587. Die Ehe wird ausgelöst durch den Tod und durch Wieder- verheiratung im Zalle der Todeserklärung des einen Ehegatten. Geschieden wird sie durch richterliches Urteil. Die Lcheidungs- gründe beruhen ans einem verschulden eines Ehegatten (§§ 1565 bis 1567: Ehebruch, Lebensnachstellung, böswillige verlassung). Aber auch schwere Verfehlungen, die eine tiefe Zerrüttung der ehelichen Verhältnisse bedingen, z. B. ehrloses und unsittliches Verhalten, grobe Mißhandlung (§ 1568), Trunksucht, verbrechen, die mit Zuchthaus bestraft werden, können eine Scheidung der Ehe herbeiführen. Wenn ein Ehegatte während der Ehe drei Jahre unheilbarer Geisteskrankheit verfallen ist, kann der andere Teil auf Scheidung klagen (§ 1569). Jeder Klage auf Scheidung muß ein vom Kläger beantragter Sühnetermin voraus- gegangen sein. Anstatt auf Scheidung, kann auf Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft geklagt werden, wenn z. 23. die Kirche, wie die katholische, die Scheidung nicht zuläßt. Der schuldige Teil muß für den Unterhalt des anderen Ehe- gatten, soweit erforderlich, sorgen (§ 1578). Wer für nicht schuldig erkannt wurde, erhält die Kinder. Sind beide Teile schuldig, so erhält die §rau für gewöhnlich die Töchter und die noch nicht 6 Jahre alten Kinder, der Vater dagegen die Söhne. Der allein für schuldig erklärten §rau kann der Mann untersagen, daß sie seinen Namen weiterführt. Die Ehe ist verboten zwischen verwandten in gerader Linie (Abkömmlingen), zwischen vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern sowie zwischen verschwägerten in gerader Linie, z. B. zwischen Schwiegervater und Schwiegertochter, zwischen Stiefvater und Stieftochter (8 1310). Inzucht. Anmerkung: Oie Aufgaben zum 1. bis 6. Abschnitt befinden sich am Schluß des 6. Abschnittes.

10. Meister Bindewald als Bürger - S. 61

1912 - Dresden : Köhler
61 verständige, die, ohne die Zusammenhänge zu kennen, von ihrem kleinen, selbstsüchtigen Standpunkte aus das Gute hindern. — „wie verschieden sind doch unsre Lehrjungen", sagte Meister Zalke zwei Monate später nach Zeierabend zu seiner §rau. „wenn sie doch alle wie Wilhelm wären, dem braucht man kaum etwas zu sagen, der denkt beim Arbeiten." „Oer hat es auch leichter. Sieh, er wie alle unsere Zungen, deren Väter Meister waren, hat schon durch das Zusehen und Zu- greifen in der Werkstatt gelernt, er versteht die Sprache des Tischlers usw. Gewiß erben sich Anlagen des Geistes wie Anlagen des Körpers von den Vätern auf die Söhne fort." „welche Not hat der gutwillige Paul. Er zeigt im zweiten Zähre noch nicht so viel Geschick wie Wilhelm im ersten. Und sein Vater, der Nealschullehrer, hat doch alles mögliche für ihn getan. Aber er ist ein guter Zunge. Ich wünschte, Robert wäre auch so gut." „Vem traue ich nicht über den weg. Er ist gescheit und ge- schickt und bildet sich ein, schon Geselle zu sein, seitdem noch ein jüngerer da ist." Eben zitterte die Gasglocke an der Decke. Oer Meister eilte hinauf und kam gerade zu rechter Zeit, um den armen Wilhelm vor einer Eracht Prügel zu schützen. „Schon wieder!" rief der Meister heftig, „was hat es gegeben?" Wilhelm war zornrot, wollte aber sichtlich die berechtigte Nlage unterdrücken, da es sonst geheißen hätte: elender Nlatscher. „Ich machte bloß Spaß," log Robert. „Sind die Schularbeiten schon fertig?" „Za." — „Zeig her." Roberts schweres Exempel war richtig. „Dann lies in der Weltgeschichte." Widerwillig nahm Robert das Luch. Wilhelm versuchte Gedanken für seinen Aufsatz zusammen- zutragen. Als der Meister die zwei Treppen wieder hinabgegangen war, schlug Robert Wilhelms Buch zu. „Solch ein Unsinn — „er war ein Werkzeug in der Hand Gottes" — als wenn bewiesen wäre, daß es einen gibt. Oie uns knechten, die Regierenden und die Kapitalisten, die Meister, die Hausbesitzer, die Pfaffen und auch die Schulmeister, die haben die Märchen erfunden, um schwachen Geistern das Gruseln zu erwecken.
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