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1. Das Mittelalter - S. 180

1893 - Leipzig : Dürr
I — 180 — gerichte, dem auch unabhängige Bauern als Beisitzer angehörten, daher viel die Rede ist von Freistuhl, Freigrasen, Freischöffen, war es während des Raubritterunwesens zu einem geheimen Richterkollegium unter der Oberaufsicht des Erzbischofs von Köln geworden, das Friedbrecher und Gottlose aus dem ganzen Reich vor sein Tribunal lud und die Schuldigen mit dem Tode durch den Strang bestrafte. Wegen maßloser Willkür war es bei den Fürsten und den Städten verhaßt. Im Jahre 1519 starb Kaiser Maximilian. Die neue Zeit war schon angebrochen, die noch größere Ausgaben stellte, als alle, welche er nicht hatte bewältigen können. 3. I>ie übrigen Länder Europas. So lange das deutsche Reich existierte, hatte es natürlich Beziehungen zu den Nachbarländern gehabt, nur mit dem Unterschiede, daß die Kaiser bis zum Interregnum die Oberlehnshoheit über Frankreich, Italien, England, ja man kann sagen, über ganz Europa als ein Vorrecht ihrer Krone forderten, nach dem Interregnum aber davon absehen mußten, weil alle diese Staaten ihre Selbständigkeit sehr entschieden zum Ausdruck brachten. Kaum vermochten die Luxemburger und Habsburger die Rechte des Reichs in Italien, im Arelat, in den Niederlanden, in der Schweiz noch dem Namen nach festzuhalten, von Steuern, Heeresfolge und anderen Lehns- oder Unterthanenpflichten war längst keine Rede mehr. Dagegen schlossen die deutschen Kaiser oft Bündnisse mit den Königen von Frankreich oder England, um sich deren Hilfe gegen ihre Gegner im Reich zu sichern. Zwischen Deutschland und Frankreich bestand eine Spannung, die immer zunahm, weil die französischen Herrscher seit Philipp (Iv.) dem Schönen sich durch Eroberungslust bemerkbar machten. Schon unter Ludwig dem Bayer drängten die Kurfürsten zu einem großen Kriege gegen Frankreich, dessen König Philipp Vi. die Aussöhnung des Kaisers mit dem Papste hintertrieb. Damals trat aber der englisch-sranzö-sische Erbfolgekrieg dazwischen, der Frankreichs Einfluß auf Deutschland für längere Zeit aufhob. Die Kapetiuger hatten in gerader Linie bis ins 14. Jahrhundert regiert. Aber das Verhängnis wollte, daß alle drei Söhne Philipps Iv., die nacheinander den Thron bestiegen, starben, ohne Söhne zu hinterlassen. Philipp (Vi.) von Valois, einer Seitenlinie der Kapetiuger, machte Ansprüche auf die Nachfolge, sie wurde ihm jedoch von dem englischen

2. Das Mittelalter - S. 183

1893 - Leipzig : Dürr
— 183 — In England begann kurz vor dem Ende des französisch-englischen Erbfolgekrieges, 1450, ein Kampf zwischen zwei Linien des königlichen Hauses, zwischen dem Hause Lancaster und dem Hause Aork. Da Lancaster, das durch König Heinrich Vi. vertreten war, eine rote Rose und Jork (Herzog Richard) eine weiße Rose im Wappen führte, so nennt man dies den Krieg der weißen und roten Rose. Entsetzliche Grausamkeiten kennzeichnen diesen Erbfolgestreit. Hein-richvi. starb im Gefängnisse, nach ihm gewann Richards Sohn, Eduard Iv., die Krone. Als ihn der Tod wegraffte, hinterließ er zwei unmündige Söhne, über die fein Bruder Richard die Vormundschaft übernahm. Richard Iii., der verstockte Sünder, wie ihn Shakespeare gezeichnet hat, ließ die Neffen ermorden und bestieg selbst den Thron. Damit war aber das Maß der Greuel erfüllt. Adel und Volk scharten sich um Heinrich Tudor, der mütterlicherseits von dem Hause Lancaster stammte, und lieferte dem Tyrannen 1485 eine Schlacht bei Bosworth. Richard Hi. fiel, und von nun an regierte das Haus Tudor. In Spanien rückten die christlichen Streiter im Kampfe mit den Mauren immer weiter vor. Mehrere neue Staaten waren entstanden, darunter als die größten Kastilien und Aragonien. Ein Ereignis von außerordentlicher Wichtigkeit war es, als König Ferdinand der Katholische sich 1469 mit der Königin Jsabella von Kastilien vermählte. Durch die Vereinigung der beiden Staaten entstand das Königreich Spanien. Ferdinand der Katholische, dem Sicilien bereits gehörte, entriß den Franzosen auch noch Neapel. Er heißt der Katholische, weil er der Geistlichkeit bei der Bekämpfung der Ketzerei mit fanatischem Eifer beistand. So führte er die Inquisition in Spanien ein und billigte die grausame Verfolgung, welche der Großinquisitor Tarquemada über alle, die reformatorischer Ansichten verdächtig waren, verhängte. Die spanischen Autodasvs, die Glaubensgerichte, welche die Unglücklichen ohne Unterschied des Geschlechtes und des Alters dem Feuertode überlieferten, waren in ganz Europa berüchtigt. Jsabella bethätigte ihren Glaubenseifer in anderer Weise. Sie ruhte nicht eher, als bis sie die letzten Mauren, die harmlos in Granada lebten, überwunden und vertrieben hatte. Dies geschah 1492. Im nördlichen Italien erreichte die Entwicklung der Stadtrepubliken zu größeren Staaten ihren Höhepunkt. Mailand mit seinem Gebiet wurde ein Herzogtum. Wir haben gesehen, daß der reiche und mächtige Patrizier Galeazzo Visconti von dem deutschen König Wenzel

3. Das Mittelalter - S. 123

1893 - Leipzig : Dürr
— 123 — Als Heinrich Vi. so in Deutschland wieder zu voller Macht gelangt war, zog er 1194 mit einem Heere nach Italien, um das Normaunenreich zu erobern. Es ward ihm leicht, denn Tancred war gestorben und sein Sohn noch nicht mündig. Und der Papst, der sich als den Lehensherrn des sieilianischen Königreichs betrachtete, konnte sich zu einem energischen Eingreifen nicht aufraffen, war also nicht zu fürchten. So unterwarf Heinrich Neapel und Sicilien ohne Mühe und empfing in der Kathedrale zu Palermo unter großer Feier- lichkeit die Krone. Seine Gemahlin hatte Tanered schon auf Wunsch des Papstes freigegeben, doch nahm Heinrich an Salerno, deren Bürger sie verraten hatten, grausame Rache. Die Witwe Taucreds und ihren kleinen Sohn behandelte Heinrich sehr rücksichtsvoll und stattete sie mit Lehensgütern aus, aber als die gestürzte Königin mit ihren An- hängern eine Verschwörung gegen die Herrschaft der Deutschen anzettelte, wurde sie in ein elsässisches Kloster eingesperrt und ihr Sohn nach Hohenems, nicht weit vom Bodensee, verwiesen. Damals soll Heinrich die aufständischen sieilianischen Barone grausam bestraft haben, unter anderem foll er ihnen glühende eiferne Kronen haben aus das Haupt drücken lassen. Viele wurden aus Schloß Trifels gefangen gesetzt, wohin auch der unermeßliche Schatz der normannischen Könige gebracht worden war. Nachdem das Glück Heinrich Vi. so hoch gestellt hatte, fühlte er sich als den Herrn der Welt. Wie Richard Löwenherz während seiner Hast England als Lehen aus Heinrichs Hand hatte annehmen müssen, so wollte dieser nun Frankreich von dem deutschen Reiche abhängig machen. Selbst nach dem oftromischen Reiche richtete er seine Blicke, indem er seinen Bruder Philipp mit der Kaisertochter Irene vermählte, und im Frühjahr 1195 nahm er in Bari das Kreuz, auch das Morgen- lanb sollte seinen gewaltigen Arm verspüren. Zugleich brängte er die deutschen Fürsten bestänbig, die Erblichkeit der Königskrone anzuerkennen, boch stieß er hier noch auf starken Widerspruch. Aber mitten aus den Vorbereitungen zum Kreuzzuge raffte ihn der Tod hinweg, er starb im Herbst 1197 an einem Fieber, das er sich auf der Jagd zugezogen hatte, in Messina und ist in Palermo begraben. Da er nur einen zweijährigen Sohn hinterließ, so stürzte das stolze Gebäude seiner Herrschaft alsbald in Trümmer. Dieser Zusammenbruch zeigte sich unter anderem darin, daß der Papst, der neben ihm ohne allen Einfluß gewesen war, ihn in den Bann that, als er tot war. Heinrich Vi. war ein strenger, rücksichtsloser, oft grausamer Herr, aber dabei ein kluger Staatsmann, der jeden Vorteil zu erspähen und auszunutzen verstand, der sogar den Treubruch nicht scheute, wenn Pfalz, Geschichte. 11. 9

4. Das Mittelalter - S. 125

1893 - Leipzig : Dürr
— 125 — mut und Bedrängnis. Balduin Ii. wanderte mit der angeblichen Dornenkrone Christi von Hof zu Hof, um Geld darauf zu leihen. Diesem elenden Zustande machte ein Abkömmling des alten Kaiserhauses, Michael Paläologos ein Ende, indem er von Kleinasien aus (1261) seht Erbe eroberte. So wurde das griechische Kaisertum wieder hergestellt. Nur die Venetianer und die Genuesen, die Michael geholfen hatten, behaupteten sich im Besitz einiger Teile der Balkanhalbinsel. Die Begeisterung für die Kreuzzüge artete mehr und mehr in abergläubische Einbildung aus. Im Jahre 1212 liefen in Frankreich Kinder zusammen, um das heilige Grab zu befreieu, die Eltern hinderten sie nicht daran, Männer, Greise und Frauen gesellten sich zu ihnen, und so schwoll der Haufe an bis zu 30 000 Köpfen. Ein Hirtenknabe Stephan führte ihn an. In Marseille verlangten sie, eingeschifft zu werden, fielen aber Seeräubern in die Hände, die sie verkauften. 8. Philipp von Schwaben und Otto Iv. (1197—1215). Nach dem Tode des Kaiser Heinrichs Vi. strebte alles auseinander, was er mit starker Hand zusammen gehalten hatte. Neapel und ©teilten beanspruchte die verwitwete Kaiserin Konstanze für sich und zwar in der Weise, daß sie alle Deutschen auswies und sich ganz der Oberlehnsherrschaft des Papstes unterordnete. Nur in Sieilien gelang ihr die Vertreibung der Deutschen, in Neapel behaupteten sich die Besatzungen unter ihren Kapitänen. Als sie starb, übernahm nach ihrem Wunsche Papst Jnnoeenz Iii. die Vormundschaft über ihren Sohn Friedrich und verwaltete sie getreu trotz aller Schwierigkeiten, die ihm die fkilianifchen Großen bereiteten. Auch in Oberitalien wollte alles die deutsche Herrschaft von sich schütteln. Eäsarea nannte sich wieder Alessandria, die Städte rissen die kaiserlichen Rechte und Güter an sich, und der Papst wehrte es ihnen nicht. In Deutschland standen sich sogleich die Welfen und Hohenstaufen feindlich gegenüber. Die welsische Partei, an ihrer Spitze Adolf, der Erzbischof von Köln, in der Geschichte unter dem sehr bezeichnenden Namen „der Königsmacher" bekannt, bot die deutsche Krone förmlich aus und vergab sie endlich an Otto, den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen; die Hohenstaufen, die anfangs dem jungen, noch unmündigen Friedrich, des verstorbenen Kaisers Sohne, den Thron wahren wollten, sahen sich durch diese Ränke gezwungen, den Vormund desselben, den Herzog Philipp von Schwaben, zum König zu wählen. Dies thaten sie zu Mühlhausen in Thüringen. So hatte Deutschland zwei Könige, und der Bürgerkrieg mit allen seinen Schrecken brach los. 9*

5. Das Mittelalter - S. 135

1893 - Leipzig : Dürr
I — 135 — von Anjou aus. Der erbarmungslose Sieger verurteilte ihn zum Tode. Auf dein Marktplatze von Neapel erlitt er und mit ihm sein Freund Markgraf Friedrich von Baden, der ihn nach Neapel begleitet hatte, den Tod durch Henkershand. Karl von Anjou sah von dem Fenster eines benachbarten Hauses dem furchtbaren Schauspiele zu. Fast um dieselbe Zeit entfloh die edle Tochter Friedrichs Ii., Margarete, nach einem herzzerreißenden Abschiede von ihren kleinen Söhnen Friedrich und Diezmann von der Wartburg und suchte Schutz in Frankfurt a. D., weil ihr Gemahl, der Markgraf von Meißen, Albrecht (der Entartete) sie verstoßen wollte, ja nach einer unverbürgten Nachricht ihr nach dem Leben trachtete, um ein Hoffräulein zu heiraten. So endete das herrliche Geschlecht der Hohenstaufen in Tod und Trübsal. 13. Die sieilianische Vesper. Karl von Anjou fand in dem eroberten Lande auch nicht den gehofften Glwinn. Sein gewaltsames und habgieriges Wesen entfremdete ihm die Italiener. In Sicilieu stiftete ein Edler, Johann von Procida, eine Verschwörung gegen die verhaßten Franzosen an und gewann den König Peter von Aragonien, einen Verwandten der Hohenstaufen, für den Plan, Sicilieu den Franzosen zu entreißen und mit Aragonien zu vereinigen. Am Ostermontage des Jahres 1282 kam der Aufstand zum Ausbruch. Trotzdem daß das Waffentragen streng verboten war, erschienen doch die Verschworenen mit Dolchen unter den Kleidern in der Volksmenge, die vor dem Vespergottesdienste in der Kirche von Montreal unweit der Stadt sich sowohl in der Umgebung des Gotteshauses, als auch auf den Fußwegen drängte. Der Zufall wollte, daß ein Auflauf entstand, weil ein Franzose, Namens Drouet, sich unverschämt gegen eine adlige Dame betragen hatte. Sofort wurden die verborgenen Dolche hervorgezogen und alle Franzosen niedergestochen. Die Losung war jetzt in ganz Sicilieu: Tod den Franzosen! Das Morden wurde allgemein. In Catanea hatte man ein eigentümliches Erkennungszeichen. Wer das Wort ciceri (Erbse) nicht aus italienische Weise aussprecheu konnte, sondern siseri sagte auf französische Art, war dem Tode verfallen. Karl von Anjou vermochte nicht die Insel wieder zu erobern, Peter von Aragonien nahm von ihr Besitz. 14. Das Interregnum. Wie in Italien, so strebte auch in Deutschland alles zur Unabhängigkeit. Zwar die Fürsten konnten kaum eine größere Selbständigkeit erlangen, aber sie suchten ihr Gebiet zu vergrößern, und dies gab

6. Das Mittelalter - S. 101

1893 - Leipzig : Dürr
— 101 — zurück und widmete sich mit besonderem Eifer der Sorge für die kirchlichen Einrichtungen, denn er selbst war Christ von ganzem Herzen. Mit Konrad Ii., dem deutschen Kaiser, stand er in freundschaftlicher Verbindung, war bei dessen Krönung zugegen, erhielt später die Mark Schleswig von ihm und gab dem Sohne desselben, Heinrich Iii., seine Tochter zur Gemahlin. Aber unter seinen Nachfolgern verfiel das Reich sehr schnell wieder, und schon sieben Jahre nach Knuts Tode konnte ein Sprößling des angelsächsischen Königshauses, der in der Normandie bei den Verwandten seiner Mutter Zuflucht gesucht hatte, Eduard Iii. oder der Bekenner, nach England zurückkehren und den Thron seiner Väter besteigen. Seine Regierung war ruhmlos, und da er kinderlos war, so machte nach seinem Tode Wilhelm, der Herzog von der Normandie, Ansprüche auf den englischen Thron. Diesen hatte aber bereits ein tapferer angelsächsischer Grafensohn, Harald, eingenommen. In der blutigen Schlacht bei Hastings (1066) wandte sich der Sieg auf die Seite der Normannen, Harald fiel. So ward Wilhelm (der Eroberer) König von England. Er hat sich die Zuneigung der Angelsachsen nie recht erwerben können, weil er die normannischen Großen bevorzugte. Zahlreiche Aufstände zwangen ihn, seine Kraft und Zeit in Bürgerkriegen zu vergeuden und machten ihn mißtrauisch, leidenschaftlich und grausam. So konnte er das Gute, das er wollte, nicht durchführen. Er starb im Jahre 1087. Da seine Söhne nicht gegenwärtig waren, so entstand bei seinem Ableben eine außerordentliche Verwirrung. Die normannischen Würdenträger, die er groß gemacht hatte, flohen, die Diener raubten, was sie rauben konnten, und ließen die Leiche allein, ein einfacher Ritter übernahm die Bestattung des gewaltigen Königs, der bei seinem Leben der Schrecken seiner Feinde gewesen war. Doch haben es seine Nachkommen verstanden, sich auf dem englischen Throne zu befestigen. In den skandinavischen Reichen traten um das Jahr 1000 wichtige Veränderungen ein. Aus beit raubgierigen und wanderlustigen Wikingern wurden seßhafte Völker, die unter dem Einflüsse des Christentums zu höherer Gesittung gelangten. Das Christentum hatte hier wie unter den Slaven nur allmählich Fuß fassen können. Schon zur Zeit Ludwigs des Frommen hatte der Bischof Ansgar von Hamburg die christliche Lehre in Dänemark und Schweden zu verbreiten gesucht, Erzbischof Adalbert von Bremen zur Zeit Heinrichs Iv. hatte die nordischen Reiche unter seinem geistlichen Scepter vereinigen wollen, immer hatten diese Bekehrungsversuche bei den Königen ein williges Entgegenkommen gefunden, aber das Volk hing um so fester an seinem Wodanglauben; erst um das Jahr 1000 siegte das Evangelium. Die

7. Das Mittelalter - S. 121

1893 - Leipzig : Dürr
— 121 6. Heinrich Vi. (1190—1197). Bald nachdem Kaiser Barbarossa mit dem Kreuzheere Deutschland verlassen hatte, schon im Oktober 1189, kehrte Heinrich der Löwe, seines Eides vergessend, aus England nach Sachsen zurück. Die Verwirrung, welche in diesem unglücklichen Lande herrschte, seit seine starke Hand es nicht mehr zusammenfaßte, lockte ihn an, und sein Schwager, Richard Löwenherz von England, hatte ihn aufgereizt, sich die Herzogtümer wieder zu erkämpfen. Seine Freunde stießen zu ihm, seine Gegner wichen zurück. Lübeck, das an Holstein gefallen war, ergab sich ihm, Bardewiek, dessen Einwohner ihn während der Belagerung von der Mauer aus verhöhnten, wurde erstürmt und der Erde gleich gemacht. Nur der Dom blieb stehen, über dessen Eingang Heinrich die Worte setzen ließ: „Leonis vestigia“ (des Löwen Spuren). Aber als das kaiserliche Heer heranzog und im Braunschweigischen arge Verwüstungen anrichtete, machte er (im Anfang des Jahres 1190) vorläufig Frieden mit dem Kaisersohne, behielt seine Lande und stellte seine beiden Söhne Otto und Heinrich als Geiseln. Daß der König auf diesen Scheinfrieden, denn ein solcher war es nur, einging, hatte seinen Grund in dem, was sich in Italien vollzog. König Wilhelm Ii. von Sieilien und Neapel war 1189 kinderlos gestorben, König Heinrich, als Gemahl der Konstanze, war der Erbe. Aber die sieilianischen und neapolitanischen Großen, welche die Herrschaft eines Fremden verabscheuten, betrachteten Tancred, einen Stiefbruder des verstorbenen Königs, als dessen rechtmäßigen Nachfolger, und der Papst bestätigte ihn. Infolgedessen entbrannte in dem schönen Lande ein furchtbarer Bürgerkrieg zwischen den Deutschgesinnten und der nationalen Partei. König Heinrich selbst begab sich nach Italien. Kurz vorher hatte er den Tod seines Vaters erfahren und die selbständige Regierung des Reiches angetreten. In Rom begehrte er die Kaiserkrone, aber der Papst verweigerte sie ihm. Sofort erkaufte er sich die Freundschaft der Römer, indem er ihnen die kaisertreue Nachbarstadt Tusculum überließ, mit der sie fortwährend im Streite lagen und die nun natürlich alsbald niedergebrannt wurde. Mit Hilfe der Römer zwang er den Papst, ihn zu krönen. Man konnte daraus sehen, daß er vor keinem Mittel zurückschreckte, wenn es galt, einen Zweck zu erreichen. Nun wollte er Neapel seine Macht fühlen lassen, aber das Fieber zerrüttete fein Heer, und so mußte er, ohne znm Ziele zu kommen, umkehren. Durch Verrat der Bürger von Salerno war seine Gattin Koustanze, die sich in der Stadt aushielt, als Gefangene an Tancred ausgeliefert worden, und Heinrich, der Sohn Heinrichs des

8. Das Mittelalter - S. 174

1893 - Leipzig : Dürr
— 174 — nutzuug der Umstände ans. sich gebracht. Karl der Kühne strebte weiter. Den Königstitel freilich erhielt er von seinem Oberlehnsherrn, dem Kaiser Friedrich nicht, obgleich dieser Karls Anerbieten, seine Tochter und einzige Erbin Marie mit Friedrichs Sohne Maximilian zu vermählen, gern angenommen hätte; der Grnud war, weil Karl ein von Deutschland unabhängiges Königreich gründen wollte. Desto eifriger setzte dieser seine Versuche fort, immer mehr Land an sich zu reißen. Von den schwachen Habsburgern, den Brüdern und Vettern des Kaisers, ließ er sich Oberelsaß, den Schwarzwald und das Land an der nördlichen Grenze der Schweiz, ant Rhein entlang, verpfänden. Im Elsaß waltete und schaltete er wie in seinem Eigentum, so daß die Nachbarn, die Schweizer und die Lothringer, in die größte Besorgnis gerieten. Aus deu Grenzstreitigkeiten wurde ein Krieg. Karl griff zunächst die Schweizer an, allein er wurde von den tapfren Eidgenossen bei Granson und Murten ant Neueuburger See 1476 gänzlich geschlagen. Bei Murten kamen 10 000 Burgunder um, die Eidgenossen waren freilich tn der Überzahl. Karl zog sich in sein Reich zurück, um ein neues Heer auszurüsten. Dann wandte er sich gegen Lothringen. Bei Naney traf er im Januar 1477 auf den Feind, aber auch hier wurde er besiegt, und im Gedränge verlor er selbst sein Leben. Man fanb feine Leiche nach der Schlacht halb eingefroren in einem Graben. Seine Tochter Marie stand nun schutzlos den begehrlichen Nachbarn gegenüber. Ludwig Xi. von Frankreich, der keine Untreue, keine Hinterlist scheute, um die Königsgewalt zu vergrößern, nahm Burgund weg; Marie war kaum fähig, die Niederlande zu schützen. Da bot ihr der Kaisersohn Maximilian, der schon einmal um sie geworben hatte, seine Hand an und erhielt sie. So kanten die Niederlande an das Haus Habsburg, und Maximilian gab außerdem sein Anrecht auf Burgund und die Freigraffchaft nicht auf. Merkwürdig, ohne Friedrichs Zuthun erhob sich die habsburgifche Macht gegen Ende des Jahrhunderts ans tiefster Erniedrigung ziemlich zu der früheren Hohe. Nach dem Tode des Matthias Corvinus faßte Friedrich 3h. bald wieder in Östreich festen Fuß, auch Tirol, das einer habsbnrgifchen Seitenliuie zugeteilt war, wurde nach dem Aussterben derselben mit Östreich vereinigt, ebenso eröffnete sich Maximilian, der durch tapferes Eingreifen besonders zu diesen Erfolgen beigetragen hatte, die Aussicht auf Böhmen und Ungarn, in welchen beiden Ländern freilich zunächst ein Sohn des Polenkönigs, Wladislaw, als Thronerbe anerkannt worden war. Unter einer so schwachen Regierung, wie die Friedrichs m., war natürlich jeder einzelne Fürst auf sich angewiesen. Im Süden Deutsch-

9. Das Mittelalter - S. 181

1893 - Leipzig : Dürr
— 181 - Könige Eduard Hl., der auch verwandt mit der Hauptlinie der Ka-petinger war, streitig gemacht. Philipp Vi. war ein Bruderssohn, Eduard Iii. ein Enkel (der Sohn einer Tochter) Philipps des Schönen. Übrigens besaßen die englischen Könige (ans dem Hause Plantagenet) seit Alters Poitou und (Menne in Frankreich erblich, freilich unter der Lehnsoberhoheit des französischen Königs. Der Krieg dauerte von 1339 bis 1453. Anfangs waren die Engländer siegreich. So wurde die französische Flotte im Hasen von Sluis (Sleus), einem berühmten Hafen in den Niederlanden, der jetzt versandet ist, von ihnen geschlagen und zerstreut, und nicht allein zur See, auch zu Lande waren sie den Franzosen überlegen. In der berühmten Schlacht bei Crecy unweit Amiens, 1346, bewies Eduards Iii. 15 jähriger Sohn Eduard, nach der Farbe seiner Rüstung der „schwarze Prinz" genannt, eine außerordentliche Tapferkeit und trug wesentlich dazu bei, daß die Engländer das Feld behaupteten. An dem Kampfe beteiligte sich auch der blinde Böhmenkönig Johann, von vier Rittern geführt, und starb den Heldentod. Die Folge dieser Siege war, daß die Engländer in Frankreich festsetzten. Sie eroberten Calais und Bordeaux, letzteres ergab sich dem tapferen schwarzen Prinzen. Zehn Jahre nach der Schlacht bei Crecy, 1356, gewannen die Engländer eine zweite bei Maupertuis und nahmen den französischen König, Johann den Guten, gefangen. Aber nun wandte sich das Glück aus die Seite der Franzosen. Der Ritter Bertrand du Guesclin eroberte seinem Könige Karl Y., dem Weisen, alle Städte wieder, welche die Engländer in Besitz genommen hatten, nur Calais konnte er ihnen nicht entreißen. Während dieser Zeit starb der schwarze Prinz, nachdem er krank nach London zurückgekehrt war. Nach einer längeren Pause begann Heinrich V von England den Krieg von neuem. Wieder mochten die Fremden rasche Fortschritte. Von ihrem Stützpunkte Calais aus eroberten sie ganz Nordfrankreich und belagerten Orleans. Der junge französische König Karl Vh., der mehr für den Minnegesang und das gesellige höfische Leben als für den Krieg geschaffen war, kam in große Bedrängnis. Der Abfall von ihm begann in feiner eigenen Familie und unter seinen nächsten Vasallen. Seine Mutter und der mächtige Herzog von Burgund traten aus die Seite der Feinde über. Da ward ihm aus wunderbare Weise geholfen. Eine Jungfrau, Jeanne d'arc, die Tochter eines Landmanns aus dem Dorfe Domremy bei Vaucouleurs, gelobte, Orleans zu befreien. Ihr tiefreligiöses Gemütsleben war durch die Kunde von der Not des Königs so aufgeregt worden, daß sie Visionen (überirdische Erscheinungen) zu haben meinte und die Stimme seliger Geister hörte, die ihr verkündeten, daß sie von Gott berufen sei,

10. Das Mittelalter - S. 134

1893 - Leipzig : Dürr
ihn so günstig, daß er daran denke sonnte, einen entscheidenden Schlag zu wagen. Da führte ihn der Tod von der dornenvollen Laufbahn hinweg. In Fiorentino in Apulien starb er im Dezember 1250. 12. Untergang der Hohenstaufen. Nach dem Tode des letzten großen hohenstanfischen Kaisers trat sogleich eine vollständige Auflösung der staatlichen Verhältnisse ein. Friedrichs Sohn, der deutsche König Konrad Iv., konnte sich kaum noch ein Jahr im Reiche halten. Er begab sich nach Italien, um sich seines sicilianischen Reiches zu versichern, das sein Bruder Manfred nach des Vaters Tode für 'ihn verwaltete. Aber nach wenigen Jahren schon ereilte ihn der Tod, er starb im Mai des Jahres 1254 in Lavello in Unteritalien, in demselben Jahre schied der erbitterte Gegner der Hohenstaufen, Jnnoeenz Iv., aus dem Leben. Seinen kleinen Sohn hatte König Konrad in Deutschland zurückgelassen, wo derselbe unter der Obhut seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Bayern heranwuchs. In ©teilten ward nun Manfred zum König gekrönt. Aber auch der neue Papst ruhte nicht, bis er die Hohenstaufen aus Neapel und Sicilien Vertrieben hatte. Er bot dem habgierigen Bruder des französischen Königs, Karl von Anjou, die Krone von Sieilien an. Dieser ging ans das Anerbieten ein und landete mit Heeresmacht in Unteritalien. Bei Beuevent (1266) rangen die Hohenstaufen mit hohem Mute aber mit sinkender Kraft um den Besitz des schönen Landes. In heißer Schlacht wurde Manfred überwunden und fiel. Die Seinen errichteten ihm ein Grabmal mit einem Steinhügel unweit des Meeresufers. Zwei Jahre später kam Konradin mit seinem Freunde, dem Markgrafen Friedrich von Baden, um sein Erbe wieder zu erobern. In ihm lebte die Ritterlichkeit des hohenstaustfchen Geschlechtes noch einmal auf, aber auch das tragische Geschick desselben erreichte in ihm seinen Höhepunkt. Anfangs nahm fein Abenteuer einen günstigen Verlaus. Die Ghibellinen aus allen Teilen Italiens schlossen sich ihm an, sogar Rom öffnete ihm seine Thore. Aber als er 1268 nach Unteritalien hinabzog, sah ihm selbst der Papst von der Engelsburg aus mit einem wehmütigen Blicke nach, er erkannte in ihm das Opfer, das zur Schlachtbank geführt ward. Bei Tagliagozzo erfolgte der Zusammenstoß der feindlichen Heere. Die Deutschen waren den Franzosen an Zahl etwas überlegen, dennoch verlor Konradin die Schlacht. Er floh nach der Küste und bestieg ein Schiff, das ihn nach Pisa bringen sollte, aber ein italienischer Edler Giovanni Frangi-pane holte ihn mit einem Schnellrudrer ein und lieferte ihn an Karl
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