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1. Das Mittelalter - S. 136

1893 - Leipzig : Dürr
— 136 — Veranlassung zu endlosen Fehden, bei denen allein die Gewalt, die Faust, die Entscheidung herbeiführte. Mau nennt daher diese Zeit die Zeit des Faust rechte s. Auch die reichssreieu Ritter, die nicht mehr dem Kaiser und seinen hohen Unternehmungen zu dienen hatten, kämpften auf eigne Hand, und von ihren Burgen aus überfielen sie den friedlichen Kaufmann, der seine Waren von Stadt zu Stadt führte, beraubten ihn, nahmen ihn gefangen und erpreßten von ihm ein hohes Lösegeld. Da die alten Rittergelübde ihre Bedeutung verloren hatten, so fand sich bald ein Vorwand, sie zu brechen und zum gemeinen Räuber zu werden. Der Ritter behauptete, von einer nahen Stadt beleidigt worden zu feilt, machte das Fehderecht gegen sie geltend und warf ihre Kaufleute nieder. Es war die „kaiserlose, die schreckliche Zeit", die Zeit des Interregnums. Im Gegensatze zu den Raubrittern entstanden die Städtebündnisse. Die gewerbsteißigeu und handeltreibenden Städte, die immer mehr erblühten, schlossen sich zusammen, um ihre Kaufleute zu schützen. So erwuchs der rheinische Städtebund, dessen Vorort Mainz war, so vor allem die mächtige Hansa, der nordische Städtebund mit Lübeck an der Spitze. Schon im Jahre 1256 verband sich Lübeck mit Hamburg, Bremen und einer Anzahl westfälischer Orte zum Schutze des Handels zu Wasser und zu Lande, und zuletzt umfaßte der Bund alle freien Städte bis tief in das Innere Deutschlands und selbst nach Rußland hinein, Nowgorod gehörte dazu. Der Name Hansa tritt aber erst viel später (1344) in Urkunden auf. Um diese Zeit entwickelte sich im Osten des deutschen Reiches ein neuer Staat, das Ordensland Preußen. Als Sultan Saladin das heilige Land erobert hatte, gab es für die geistliche Ritterschaft dort wenig mehr zu thun. Die Brüder sehnten sich nach Thaten. Da kam der Ordeitsmeister der Dentfchritter, Hermann von Salza, auf den Gedanken, die heidnischen Preußen an der Ostsee zwischen Weichsel und Memel zum Christentum zu bekehren. Angeregt dazu wurde er von dem Herzog von Masovien, der von diesen Nachbarn viel zu leiden hatte. Kaiser Friedrich Ii., dem er als kluger Staatsmann große Dienste erwiesen hatte, gab ihm die Erlaubnis, in dem Ostfeelande Eroberungen zu machen. Sein Feldherr Hermann Balk zog mit den Deutschrittern an den Strand der Ostsee. Es war ein langer, schwerer Kamps, der mit wenigen Unterbrechungen von 1226 bis 1280 währte. Die heidnischen Preußen, ein tapferer und ausdauernder Volksstamm, wehrten sich verzweifelt gegen die neue Lehre und die neuen Herren. Wiederholt zogen deutsche Fürsten den Ordensrittern zu Hilfe, so Heinrich der Erlauchte, der tapfere Markgraf

2. Das Mittelalter - S. 164

1893 - Leipzig : Dürr
— 164 — hatten sich nur mühsam im Besitze der Mark behaupten können. Schon der erste Ludwig hatte einen bösen Kampf mit dem falschen Waldemar auszufechten, einem Abenteurer, der sich für den letzten Askanier ausgab. Karl Iv., der damals mit den Wittelsbachern im Streite lag, erkannte ihn als echt an und belehnte ihn mit der Mark. Erst als der Herzog von Bayern die Reichskleinodien ausgeliefert hatte, ließ er den seltsamen Mann fallen, so sehr dieser auch von den askanischen Fürsten in Anhalt beschützt wurde. Der falsche Waldemar mußte die Mark an Ludwig den Bayer abgeben, er lebte fortan als fürstlicher Gast in Dessau und ist daselbst gestorben. Karl Iv. trug sich bis zu seinem Tode mit Plänen, seine Hausmacht zu vergrößern. So schloß er mit den östreichischen Herzögen einen Erbvertrag und vermählte seinen Sohn Sigmund mit Maria, der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen, um feiner Familie Aussichten auf diese Länder zu eröffnen. Der Kaiser starb 1378, zu einer Zeit, als neue kirchliche und politische Verwicklungen das Reich in feindliche Parteien zu spalten drohten. 9. Wenzel (1378—1400). Karls Iv. Sohn Wenzel war schon zu Lebzeiten des Vaters zum König erwählt worden. Die Zerwürfnisse, die dem alten Kaiser noch kurz vor seinem Tode Sorge gemacht hatten, waren das päpstliche Schisma und der Städtekrieg. Im Jahre 1378 stritten sich zwei Päpste um den Stuhl Petri, der eine schlug seinen Sitz in Rom aus, der andere in Avignon. Sie bekämpften sich mit Heeresmacht, und ganz Europa trennte sich in zwei Parteien. Wenzel und mit ihm die meisten deutschen Fürsten, darunter die Erzbifchöfe von Mainz, Trier und Köln, hielten zu dem römischen Papste, allein die kirchliche Uneinigkeit (das Schisma) ließ sich nicht beseitigen, sondern äußerte ihre verderbliche Wirkung auch in Deutschland. Der Städtekrieg war der Versuch der reichsunmittelbaren Städte, sich als eine ebenbürtige Macht neben die Fürsten zu stellen. Eine große Zahl kleiner selbständiger Ortschaften gab es in Schwaben, dem an das Reich gefallenen Erbe der Hohenstaufen. Hier entstand der schwäbische Städtebund, im Jahre 1376 von vierzehn schwäbischen Bürgergemeinden zur Aufrechterhaltung ihrer Freiheiten und Rechte gestiftet. Er war gegen die Fürsten und gegen die Adligen gerichtet, die sich ebenfalls in Bündnisse zusammen zu thun anfingen. Unter den Fürsten war Gras Eberhard der ©reiner von Württemberg der erbittertste und gefürchtetste. Doch glückte es den schwäbischen

3. Das Mittelalter - S. 180

1893 - Leipzig : Dürr
I — 180 — gerichte, dem auch unabhängige Bauern als Beisitzer angehörten, daher viel die Rede ist von Freistuhl, Freigrasen, Freischöffen, war es während des Raubritterunwesens zu einem geheimen Richterkollegium unter der Oberaufsicht des Erzbischofs von Köln geworden, das Friedbrecher und Gottlose aus dem ganzen Reich vor sein Tribunal lud und die Schuldigen mit dem Tode durch den Strang bestrafte. Wegen maßloser Willkür war es bei den Fürsten und den Städten verhaßt. Im Jahre 1519 starb Kaiser Maximilian. Die neue Zeit war schon angebrochen, die noch größere Ausgaben stellte, als alle, welche er nicht hatte bewältigen können. 3. I>ie übrigen Länder Europas. So lange das deutsche Reich existierte, hatte es natürlich Beziehungen zu den Nachbarländern gehabt, nur mit dem Unterschiede, daß die Kaiser bis zum Interregnum die Oberlehnshoheit über Frankreich, Italien, England, ja man kann sagen, über ganz Europa als ein Vorrecht ihrer Krone forderten, nach dem Interregnum aber davon absehen mußten, weil alle diese Staaten ihre Selbständigkeit sehr entschieden zum Ausdruck brachten. Kaum vermochten die Luxemburger und Habsburger die Rechte des Reichs in Italien, im Arelat, in den Niederlanden, in der Schweiz noch dem Namen nach festzuhalten, von Steuern, Heeresfolge und anderen Lehns- oder Unterthanenpflichten war längst keine Rede mehr. Dagegen schlossen die deutschen Kaiser oft Bündnisse mit den Königen von Frankreich oder England, um sich deren Hilfe gegen ihre Gegner im Reich zu sichern. Zwischen Deutschland und Frankreich bestand eine Spannung, die immer zunahm, weil die französischen Herrscher seit Philipp (Iv.) dem Schönen sich durch Eroberungslust bemerkbar machten. Schon unter Ludwig dem Bayer drängten die Kurfürsten zu einem großen Kriege gegen Frankreich, dessen König Philipp Vi. die Aussöhnung des Kaisers mit dem Papste hintertrieb. Damals trat aber der englisch-sranzö-sische Erbfolgekrieg dazwischen, der Frankreichs Einfluß auf Deutschland für längere Zeit aufhob. Die Kapetiuger hatten in gerader Linie bis ins 14. Jahrhundert regiert. Aber das Verhängnis wollte, daß alle drei Söhne Philipps Iv., die nacheinander den Thron bestiegen, starben, ohne Söhne zu hinterlassen. Philipp (Vi.) von Valois, einer Seitenlinie der Kapetiuger, machte Ansprüche auf die Nachfolge, sie wurde ihm jedoch von dem englischen

4. Das Mittelalter - S. 183

1893 - Leipzig : Dürr
— 183 — In England begann kurz vor dem Ende des französisch-englischen Erbfolgekrieges, 1450, ein Kampf zwischen zwei Linien des königlichen Hauses, zwischen dem Hause Lancaster und dem Hause Aork. Da Lancaster, das durch König Heinrich Vi. vertreten war, eine rote Rose und Jork (Herzog Richard) eine weiße Rose im Wappen führte, so nennt man dies den Krieg der weißen und roten Rose. Entsetzliche Grausamkeiten kennzeichnen diesen Erbfolgestreit. Hein-richvi. starb im Gefängnisse, nach ihm gewann Richards Sohn, Eduard Iv., die Krone. Als ihn der Tod wegraffte, hinterließ er zwei unmündige Söhne, über die fein Bruder Richard die Vormundschaft übernahm. Richard Iii., der verstockte Sünder, wie ihn Shakespeare gezeichnet hat, ließ die Neffen ermorden und bestieg selbst den Thron. Damit war aber das Maß der Greuel erfüllt. Adel und Volk scharten sich um Heinrich Tudor, der mütterlicherseits von dem Hause Lancaster stammte, und lieferte dem Tyrannen 1485 eine Schlacht bei Bosworth. Richard Hi. fiel, und von nun an regierte das Haus Tudor. In Spanien rückten die christlichen Streiter im Kampfe mit den Mauren immer weiter vor. Mehrere neue Staaten waren entstanden, darunter als die größten Kastilien und Aragonien. Ein Ereignis von außerordentlicher Wichtigkeit war es, als König Ferdinand der Katholische sich 1469 mit der Königin Jsabella von Kastilien vermählte. Durch die Vereinigung der beiden Staaten entstand das Königreich Spanien. Ferdinand der Katholische, dem Sicilien bereits gehörte, entriß den Franzosen auch noch Neapel. Er heißt der Katholische, weil er der Geistlichkeit bei der Bekämpfung der Ketzerei mit fanatischem Eifer beistand. So führte er die Inquisition in Spanien ein und billigte die grausame Verfolgung, welche der Großinquisitor Tarquemada über alle, die reformatorischer Ansichten verdächtig waren, verhängte. Die spanischen Autodasvs, die Glaubensgerichte, welche die Unglücklichen ohne Unterschied des Geschlechtes und des Alters dem Feuertode überlieferten, waren in ganz Europa berüchtigt. Jsabella bethätigte ihren Glaubenseifer in anderer Weise. Sie ruhte nicht eher, als bis sie die letzten Mauren, die harmlos in Granada lebten, überwunden und vertrieben hatte. Dies geschah 1492. Im nördlichen Italien erreichte die Entwicklung der Stadtrepubliken zu größeren Staaten ihren Höhepunkt. Mailand mit seinem Gebiet wurde ein Herzogtum. Wir haben gesehen, daß der reiche und mächtige Patrizier Galeazzo Visconti von dem deutschen König Wenzel

5. Das Mittelalter - S. 123

1893 - Leipzig : Dürr
— 123 — Als Heinrich Vi. so in Deutschland wieder zu voller Macht gelangt war, zog er 1194 mit einem Heere nach Italien, um das Normaunenreich zu erobern. Es ward ihm leicht, denn Tancred war gestorben und sein Sohn noch nicht mündig. Und der Papst, der sich als den Lehensherrn des sieilianischen Königreichs betrachtete, konnte sich zu einem energischen Eingreifen nicht aufraffen, war also nicht zu fürchten. So unterwarf Heinrich Neapel und Sicilien ohne Mühe und empfing in der Kathedrale zu Palermo unter großer Feier- lichkeit die Krone. Seine Gemahlin hatte Tanered schon auf Wunsch des Papstes freigegeben, doch nahm Heinrich an Salerno, deren Bürger sie verraten hatten, grausame Rache. Die Witwe Taucreds und ihren kleinen Sohn behandelte Heinrich sehr rücksichtsvoll und stattete sie mit Lehensgütern aus, aber als die gestürzte Königin mit ihren An- hängern eine Verschwörung gegen die Herrschaft der Deutschen anzettelte, wurde sie in ein elsässisches Kloster eingesperrt und ihr Sohn nach Hohenems, nicht weit vom Bodensee, verwiesen. Damals soll Heinrich die aufständischen sieilianischen Barone grausam bestraft haben, unter anderem foll er ihnen glühende eiferne Kronen haben aus das Haupt drücken lassen. Viele wurden aus Schloß Trifels gefangen gesetzt, wohin auch der unermeßliche Schatz der normannischen Könige gebracht worden war. Nachdem das Glück Heinrich Vi. so hoch gestellt hatte, fühlte er sich als den Herrn der Welt. Wie Richard Löwenherz während seiner Hast England als Lehen aus Heinrichs Hand hatte annehmen müssen, so wollte dieser nun Frankreich von dem deutschen Reiche abhängig machen. Selbst nach dem oftromischen Reiche richtete er seine Blicke, indem er seinen Bruder Philipp mit der Kaisertochter Irene vermählte, und im Frühjahr 1195 nahm er in Bari das Kreuz, auch das Morgen- lanb sollte seinen gewaltigen Arm verspüren. Zugleich brängte er die deutschen Fürsten bestänbig, die Erblichkeit der Königskrone anzuerkennen, boch stieß er hier noch auf starken Widerspruch. Aber mitten aus den Vorbereitungen zum Kreuzzuge raffte ihn der Tod hinweg, er starb im Herbst 1197 an einem Fieber, das er sich auf der Jagd zugezogen hatte, in Messina und ist in Palermo begraben. Da er nur einen zweijährigen Sohn hinterließ, so stürzte das stolze Gebäude seiner Herrschaft alsbald in Trümmer. Dieser Zusammenbruch zeigte sich unter anderem darin, daß der Papst, der neben ihm ohne allen Einfluß gewesen war, ihn in den Bann that, als er tot war. Heinrich Vi. war ein strenger, rücksichtsloser, oft grausamer Herr, aber dabei ein kluger Staatsmann, der jeden Vorteil zu erspähen und auszunutzen verstand, der sogar den Treubruch nicht scheute, wenn Pfalz, Geschichte. 11. 9

6. Das Mittelalter - S. 125

1893 - Leipzig : Dürr
— 125 — mut und Bedrängnis. Balduin Ii. wanderte mit der angeblichen Dornenkrone Christi von Hof zu Hof, um Geld darauf zu leihen. Diesem elenden Zustande machte ein Abkömmling des alten Kaiserhauses, Michael Paläologos ein Ende, indem er von Kleinasien aus (1261) seht Erbe eroberte. So wurde das griechische Kaisertum wieder hergestellt. Nur die Venetianer und die Genuesen, die Michael geholfen hatten, behaupteten sich im Besitz einiger Teile der Balkanhalbinsel. Die Begeisterung für die Kreuzzüge artete mehr und mehr in abergläubische Einbildung aus. Im Jahre 1212 liefen in Frankreich Kinder zusammen, um das heilige Grab zu befreieu, die Eltern hinderten sie nicht daran, Männer, Greise und Frauen gesellten sich zu ihnen, und so schwoll der Haufe an bis zu 30 000 Köpfen. Ein Hirtenknabe Stephan führte ihn an. In Marseille verlangten sie, eingeschifft zu werden, fielen aber Seeräubern in die Hände, die sie verkauften. 8. Philipp von Schwaben und Otto Iv. (1197—1215). Nach dem Tode des Kaiser Heinrichs Vi. strebte alles auseinander, was er mit starker Hand zusammen gehalten hatte. Neapel und ©teilten beanspruchte die verwitwete Kaiserin Konstanze für sich und zwar in der Weise, daß sie alle Deutschen auswies und sich ganz der Oberlehnsherrschaft des Papstes unterordnete. Nur in Sieilien gelang ihr die Vertreibung der Deutschen, in Neapel behaupteten sich die Besatzungen unter ihren Kapitänen. Als sie starb, übernahm nach ihrem Wunsche Papst Jnnoeenz Iii. die Vormundschaft über ihren Sohn Friedrich und verwaltete sie getreu trotz aller Schwierigkeiten, die ihm die fkilianifchen Großen bereiteten. Auch in Oberitalien wollte alles die deutsche Herrschaft von sich schütteln. Eäsarea nannte sich wieder Alessandria, die Städte rissen die kaiserlichen Rechte und Güter an sich, und der Papst wehrte es ihnen nicht. In Deutschland standen sich sogleich die Welfen und Hohenstaufen feindlich gegenüber. Die welsische Partei, an ihrer Spitze Adolf, der Erzbischof von Köln, in der Geschichte unter dem sehr bezeichnenden Namen „der Königsmacher" bekannt, bot die deutsche Krone förmlich aus und vergab sie endlich an Otto, den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen; die Hohenstaufen, die anfangs dem jungen, noch unmündigen Friedrich, des verstorbenen Kaisers Sohne, den Thron wahren wollten, sahen sich durch diese Ränke gezwungen, den Vormund desselben, den Herzog Philipp von Schwaben, zum König zu wählen. Dies thaten sie zu Mühlhausen in Thüringen. So hatte Deutschland zwei Könige, und der Bürgerkrieg mit allen seinen Schrecken brach los. 9*

7. Das Mittelalter - S. 135

1893 - Leipzig : Dürr
I — 135 — von Anjou aus. Der erbarmungslose Sieger verurteilte ihn zum Tode. Auf dein Marktplatze von Neapel erlitt er und mit ihm sein Freund Markgraf Friedrich von Baden, der ihn nach Neapel begleitet hatte, den Tod durch Henkershand. Karl von Anjou sah von dem Fenster eines benachbarten Hauses dem furchtbaren Schauspiele zu. Fast um dieselbe Zeit entfloh die edle Tochter Friedrichs Ii., Margarete, nach einem herzzerreißenden Abschiede von ihren kleinen Söhnen Friedrich und Diezmann von der Wartburg und suchte Schutz in Frankfurt a. D., weil ihr Gemahl, der Markgraf von Meißen, Albrecht (der Entartete) sie verstoßen wollte, ja nach einer unverbürgten Nachricht ihr nach dem Leben trachtete, um ein Hoffräulein zu heiraten. So endete das herrliche Geschlecht der Hohenstaufen in Tod und Trübsal. 13. Die sieilianische Vesper. Karl von Anjou fand in dem eroberten Lande auch nicht den gehofften Glwinn. Sein gewaltsames und habgieriges Wesen entfremdete ihm die Italiener. In Sicilieu stiftete ein Edler, Johann von Procida, eine Verschwörung gegen die verhaßten Franzosen an und gewann den König Peter von Aragonien, einen Verwandten der Hohenstaufen, für den Plan, Sicilieu den Franzosen zu entreißen und mit Aragonien zu vereinigen. Am Ostermontage des Jahres 1282 kam der Aufstand zum Ausbruch. Trotzdem daß das Waffentragen streng verboten war, erschienen doch die Verschworenen mit Dolchen unter den Kleidern in der Volksmenge, die vor dem Vespergottesdienste in der Kirche von Montreal unweit der Stadt sich sowohl in der Umgebung des Gotteshauses, als auch auf den Fußwegen drängte. Der Zufall wollte, daß ein Auflauf entstand, weil ein Franzose, Namens Drouet, sich unverschämt gegen eine adlige Dame betragen hatte. Sofort wurden die verborgenen Dolche hervorgezogen und alle Franzosen niedergestochen. Die Losung war jetzt in ganz Sicilieu: Tod den Franzosen! Das Morden wurde allgemein. In Catanea hatte man ein eigentümliches Erkennungszeichen. Wer das Wort ciceri (Erbse) nicht aus italienische Weise aussprecheu konnte, sondern siseri sagte auf französische Art, war dem Tode verfallen. Karl von Anjou vermochte nicht die Insel wieder zu erobern, Peter von Aragonien nahm von ihr Besitz. 14. Das Interregnum. Wie in Italien, so strebte auch in Deutschland alles zur Unabhängigkeit. Zwar die Fürsten konnten kaum eine größere Selbständigkeit erlangen, aber sie suchten ihr Gebiet zu vergrößern, und dies gab

8. Das Mittelalter - S. 166

1893 - Leipzig : Dürr
— 166 — In der ewig denkwürdigen Schlacht bei Sempach, im Juli 1386, half der schwäbische Bund den Eidgenossen nicht, diese waren auf sich angewiesen und blieben doch Sieger über den tapferen und reichen Herzog Leopold von Östreich. Im Jahre 1388 hatten sich die süddeutschen Städte selbst gegen den Greiner, den Psalzgrasen von Bayern, sowie gegen die schwäbische und bayrische Ritterschaft zu wehren, es ist das Jahr des großen Städtekrieges. Rasch hintereinander erlitten die Bürger schwere Niederlagen. Im August wurde das schwäbische Bundesheer von Eberhard dem Greiner bei Döffingen geschlagen und im Oktober die Streitmacht der rheinischen Städte bei Worms vom Pfalzgrafen Ruprecht vernichtet. Der Krieg zog sich ohne hervorragende Ereignisse noch einige Monate hin, dann drängten die Kaufleute und Handwerker, deren Erwerb stockte, selbst zum Frieden. Unter Vermittlung des Königs Wenzel kam in Eger 1389 ein Vertrag zu stände, in dem die Städte auf alle Bündnisse verzichteten. Die Bestrebungen der Freistädte, nach dem Muster der italienischen Stadtrepubliken unter dem Schutze des Kaisers so unabhängig als möglich zu sein, war gescheitert, die Fürstenmacht war triumphierend aus dem Kampfe hervorgegangen. Auch die nordischen Handelsherren konnten der Fürstenmacht nicht widerstehen. Die Königin Margarete, die Dänemark von ihrem Vater und Norwegen von ihrem Gatten ererbt hatte, eroberte Schweden, vereinigte 1397 in der Union von Kalmar die drei nordischen Reiche und schränkte dadurch die Macht der Hansa gewaltig ein. Nach mehreren Niederlagen mußte der Bund Gotland mit der betriebsamen Handelsstadt Wisby an Schweden abtreten. König Wenzel war bei dieser wichtigen Entscheidung in der Hauptsache nur Zuschauer gewesen. Sein Hauptbestreben war, von den Städtern so viel als möglich Geld zu ziehen, er legte ihnen hohe Summen als außerordentliche Reichssteuer auf, die sie oft genug nicht zahlen konnten ober wollten. Gingen sie nicht aus seine Forderungen ein, so ließ er mit sich handeln, schrieb ihnen aber grobe Briese, in denen er sie wohl mit den Säuen verglich, bei denen viel Geschrei aber wenig Wolle zu finden sei. Die Juden, die als des Reiches „Kammerknechte" des Königs besonderen Schutz genossen, behandelte er wie einen Schwamm, den man sich vollsaugen läßt, um ihn dann wieder auszudrücken. Auch Italien hatte sür ihn kaum einen anderen Wert, als daß er Geld von dort zu erlangen suchte. So verkaufte er dem Herrn von Mailand Johann Galeazzo Visconti die Herzogswürde für eine große Summe. Wenzel hatte etwas Derbes und Leidenschaftliches in seinem Wesen. Bei einem Streite mit dem Erzbischöfe von Prag befahl er,

9. Das Mittelalter - S. 85

1893 - Leipzig : Dürr
gang sehen wir die höheren Kreise von einer fast blenbenben Kultur burchleuchtet. Der Ausgangspunkt dieser höheren Kultur finb die Bene-biktinerklöster, beten Reichtum sich stetig mehrte imb zunächst wohl Muße und Gefallen an geistiger Arbeit, aber noch keine Entartung mit sich brachte. In den Mönchs- und Nonnenklöstern, in den Klöstern Norb- und Sübbeutschlaubs, in Corvey, in Ganbersheim, in St. Gallen, in Reichenau, an den bischöflichen Sitzen in Hilbesheim, Bamberg, besonbers auch an den erzbischöflichen Höfen in Köln, Mainz und Trier stauben Wissenschaft und Poesie in hoher Gunst, von den italienischen, burgunbischen und lothringischen Klöstern galt basselbe. Vor allem würden die eilten klassischen Kultursprachen, Latein und Griechisch, eifrig betrieben. Man las Vergil, selbst Plautus. Die Nonne Rosvitha in Ganbersheim bichtete Märtyrerbramen in lateinischer Sprache, um die leichtfertigen Stücke des Plautus zu verbrangen. Gelehrte Mönche würden an die Domschulen in den bischöflichen und erzbischöflichen Städten berufen, nach Köln, Straßburg, lunt 2c. und gebärbeten sich, wie schon erwähnt, ganz als Professoren; in den Wissenschaften, nicht in den asketischen Übungen erkannten sie ihren Beruf. Von den Geistlichen ging die gelehrte Bilbung über aus die Damen am Hofe. Die Königinnen Abelheib und Theophauo verstauben Lateinisch und Griechisch, der Mönch Eckeharb von St. Gallen las mit der jungen Schwabeuherzogin Hebwig, einer Nichte Ottos des Großen, auf Hohentwiel griechische Werke. Seit Otto Ii. nahmen die Könige selbst teil an biesen Stubieu. Nicht gleichen Schritt mit der Wissenschaft hielt die Kunst. Die Kirchen waren noch klein, im byzantinischen Stile erbaut, ebenso die Paläste und Burgen. Die Zeit der gotischen Dome lag noch fern, man versuchte sich zunächst in der Kleinkunst, in Schnitzereien, in Bilbern auf Holz und Elfenbein, in Raubzeichnungeu der Haubschrifteu. In dieser Weise übte und sörberte Bernwarb von Hilbesheim die Kunst. Die Sitten sinb zwar im allgemeinen noch roh, aber bei den Männern, die dem Königshause irgenbwie nahe stauben, zeigt sich boch der Einfluß der höfischen Bilbung, so bei den Herzögen Bernharb von Sachsen Burcharb von Schwaben, Konrab dem Roten von Lothringen imb selbst bei den fehbe- und beutelustigen Kriegsleuten niebeten Grabes, bei Konrab Kurzbolb, dem alten Haubegen unter Otto dem Großen, bei Gero, dem Slaveubesieger, zeigen sich Spuren feinerer Gesittung. Das Volk nahm an den Fehben und Thaten der Großen lebhaften Anteil. Man ersieht bies beutlich ans den zahlreichen Sagen und Liebern, mit benen die Kriege Heinrichs I. umwoben sinb, beim noch waren die Bürger und Bauern von ihren eigenen Staubesinteressen und Rechts-

10. Das Mittelalter - S. 176

1893 - Leipzig : Dürr
— 176 — die Regierungsgewalt das Vorrecht der ganzen fürstlichen Familie, die durch den Erstgebornen vertreten wirb. Albrecht Achilles refibierte nicht in Berlin, fonbern überließ die Marken feinem Sohne Johann (Ticero, er selbst wibmete sich der alten fränkischen Heimat. Man nennt ihn auch den Stäbteseinb, weil er fortwährenb mit den fränkischen Städten, befonbers mit Nürnberg im Streite lag. Es war ein harter Kampf. Mit Albrecht verbündet waren 22 Fürsten und Herren, aber die Nürnberger unter ihrem Stadt-hanptmann Heinrich von Plauen hielten tapfer die Gegenwehr. Jahre 1450 erlitt Albrecht bei Pillenreut eine schwere Niederlage, bennoch fetzte er den Krieg fort, der immer mehr in eine Verwüstung der schönen Maingegenb ausartete. Der Streit der Fürsten mit den Städten lebte unter dem schwachen Regiment Kaiser Friebrichs m. überall in Deutschland von neuem auf. In Schwaben, am Rhein und in Franken wehrten sich die freien Bürgerschaften noch einmal verzweifelt gegen die benachbarten Sanbeshemt, die ihnen keine Vorrechte gönnten, fonbern sie sich, wenn es möglich war, Unterthan machten. Die Hand-werkerheere rückten in „Zechen" georbnet, zu Roß und zu Fuß, unter Führung ihrer Ratsherrn aus, oft verstärkt durch Ritter, die von der Stadt Lohn empfingen. Aber es war ein vergeblicher Kampf. Allmählich erlahmte die Kraft des Ausharrens in den Städten, sie halfen sich mit Sölbnerfcharen, die so unzuverlässig waren, daß sie mehr schabeten als nützten. Nur die alten Reichsstädte, wie Köln, Mainz, Straßburg, Regensburg, Frankfurt, und die großen Hartfastäbte Hamburg, Lübeck, Bremen retteten ihre Freiheit in die neue Zeit hinüber. Währenb das Kurfürstentum Brandenburg im Aufsteigen begriffen war, verlor das Ordensland Preußen rasch an Macht und Bebeutung. Auch hier hatten die Städte einen Bunb geschlossen, um sich vor den willkürlichen Maßregeln des Ordens gegen ihre Privilegien zu schützen. Das ganze Land war im Aufruhr. In feiner Bedrängnis rief der Großmeister den König von Polen Kasimir Hi. zu Hilfe, gleichzeitig boten biefem aber auch die Städte und der mit ihnen ver&unbene Abel ein Bündnis an. Der Polenkönig trat auf die Seite des Landes. Dreizehn Jahre lang kriegte er mit dem Orben, bis biefer enblich im Frieden zu Thorn 1466 ihm Westpreußen abtrat. Den Deutschherrn blieb nur Ostpreußen, der Großmeister verlegte seine Resibenz nach Königsberg. 3. Maximilian I. (1493—1519). Als Friedrich Hi. im Jahre 1493 starb, übernahm sein Sohn Maximilian I., der schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen
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