Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 33

1909 - Leipzig : Hirt
7. Königin Luise. 33 Die drei Männer: Stein, Hardenberg und Scharnhorst, haben durch ihre wohlberechneten Vorbereitungen zu dem Erfolge der Freiheitskriege bedeutend beigetragen. Geistige Umgestaltung. Auch Männer der Wissenschaft und Dichter trugen in ihrer Art zur geistigen Wiedergeburt des Volkes bei. Der Sprachforscher und edle Freund Schillers, Karl Wilhelm von Humboldt, regte die Gründung einer Universität zu Berlin an, und die Regierung hatte in dieser traurigen Zeit Mut genug, sie im Jahre 1810 zu eröffnen. Der Professor der Philosophie Johann Gottlieb Fichte scheute sich nicht, in der von den Franzosen besetzten Hauptstadt Berlin seine berühmten Reden an die deutsche Nation zu halten, durch die er das deutsche Vaterlandsgefühl wieder aufzurichten strebte. Durch seine Vorlesungen: Über den Begriff des wehrhaften Krieges suchte er den Mut des Volkes zum Kampfe gegen Napoleon zu entflammen. Schleiermacher, evangelischer Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche und Professor an der Universität zu Berlin, wirkte in seinen Predigten dem Unglauben und der religiösen Gleichgültigkeit entgegen. Sein Einfluß erstreckte sich hauptsächlich auf den gebildeten Teil des Volkes. Jahn, der Begründer des Turnunterrichtes in Preußen, eröffnete die erste Turnanstalt auf der Hasenheide bei Berlin, um die Jugend abzuhärten und ihre körperlichen Kräfte zu entwickeln. So arbeiteten Männer der Staatsweisheit, des Schwertes, der geistlichen und weltlichen Wissenschaften einträchtig an der Wiedergeburt des preußischen Volkes, und die Sänger der Befreiungskriege, Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, Max von Schenkendors, Friedrich Rückert, stimmten schon ihre Harfen zu patriotischen Freiheitsliedern. vv Königin Luise. Während alles in Preußen der ruhmreichen Wiedererhebung entgegenharrte, wurde ein Herz schon vorher gebrochen, das wohl am würdigsten gewesen wäre, den Tag der Erlösung zu erleben. Des Volkes Kummer und des Landes Erniedrigung hatten dies edle Herz zu schmerzlich getroffen. Königin Luise war eine geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz. In Darmstadt, der Heimat ihrer früh verstorbenen Mutter, wurde sie erzogen. Als junges Mädchen machte sie mit ihrer Großmutter Ausflüge nach Straßburg, nach Thüringen und Frankfurt. Hier lernte sie zufällig den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen kennen, und am Vorabende des Weihnachtsfestes 1793 wurde sie dessen Gemahlin. Sie stand im Alter von 17 Jahren. Jugendliche Schönheit und lebensfrischer

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 35

1909 - Leipzig : Hirt
7. Königin Luise. 35 flusses groß geworden, so würden sie meinen, das müsse so sein. Daß es aber anders kommen kann, das sehen sie an dem ernsten Angesichte des Vaters und den östern Tränen der Mutter. Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet für und für, und ich bitte Gott täglich, daß er sie segne und seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen möge." Am Ende des Jahres 1809 wurde der Königin Sehnsucht erfüllt, wieder in ihre Hauptstadt Berlin zurückkehren zu können, die sie seit dem Jenaer Unglückstage nicht mehr gesehen hatte. Die ganze Reise von Königsberg nach der Hauptstadt sah einem Triumphzuge ähnlich; allerorten wurde dem geliebten Königspaare der rührendste Empfang bereitet. Ergreifend war der Einzug in Berlin. Im Sommer 1810 konnte ihr noch einer ihrer langjährigen Wünsche erfüllt werden, sie durfte einen Besuch am väterlichen Hofe in Strelitz machen und dort auch ihre geliebte Großmutter, die Führerin ihrer Jugend, wiedersehen. Aber sobald sie sich der mecklenburgischen Grenze näherte, wich ihre Heiterkeit, und bald wurde sie von tiefer Wehmut ergriffen, als ob ein dunkles Vorgefühl ihres baldigen Dahinscheidens ihre Seele erfasse. Diese Wehmut verließ sie nicht mehr, selbst inmitten der Freuden, die ihr am Hofe des Vaters bereitet wurden. Als einige Damen, die ihr von früher vertraut waren, mit Wohlgefallen auf die Perlen, ihren einzigen Schmuck, wiesen, sagte sie: „Ich liebe sie auch sehr und habe sie zurückbehalten, als es darauf ankam, meine Brillanten hinzugeben. Sie passen besser für mich; denn sie bedeuten Tränen, und ich habe deren so viele vergossen." Der König kam ihr nach Strelitz nach. Um die Zeit seines Besuches in ländlicher Stille zuzubringen, fuhren alle nach dem Lustschlosse Hohenzieritz. Dort kam die Königin leidend an. Bald stellten sich Husten und Fieber ein. Zwanzig Tage schwebte sie zwischen Leben und Tod. So nahte die neunte Stunde des 19. Juli 1810, die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. „Ach, mir hilft nichts mehr als der Tod!" rief die Leidende. Der König saß an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr, als die Königin sanft das Haupt zurückbog, die Augen schloß und mit dem Ausrufe: „Herr Jesus, mach es kurz!" die Seele aushauchte. Der König war zurückgesunken; er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise die Augen zuzudrücken, „seines Lebens Sterne, die ihm auf feiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet". Preußen und ganz Deutschland trauerten mit dem Könige um Luise. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Berlin und Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist. Die entschlafene königliche 3*

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 96

1909 - Leipzig : Hirt
96 V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. Wimpffen mitzuteilen, daß die Feindseligkeiten um 10 Uhr vormittags Wiederbeginnen würden, falls bis dahin das Zustandekommen der Kapitulation nicht gesichert sei. Der französische Oberbefehlshaber weigerte sich dennoch, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, indem er sich auf eine Weisung des Kaisers berief, die Festung vor dessen beabsichtigter Unterredung mit dem Könige nicht zu verlassen. Als indessen der Hauptmann erklärte, daß er in solchem Falle den Auftrag habe, auf seinem Rückwege den vor Sedan befindlichen deutschen Truppen Befehl zum Feuern zu überbringen, entschloß sich General Wimpffen endlich zum Aufbruche. Unter solchen Umständen traten die französischen Bevollmächtigten von neuem in die Verhandlungen ein. Mittlerweile war General von Moltke um 9 Uhr morgens Sr. Majestät dem König entgegen geritten, der den Entwurf der Kapitulation genehmigte und zugleich erklärte, daß er nur im Falle der Unterzeichnung zu einer Unterredung mit dem Kaiser bereit sei. Nachdem General von Moltke mit dieser Entscheidung im Schloß Bellevue eingetroffen war, erfolgte daselbst ohne fernern Widerspruch die Unterzeichnung der Kapitulation auf der am vorigen Abend von deutscher Seite aufgestellten Grundlage. General Wimpffen mußte anerkennen, daß seine Armee bei gänzlichem Mangel an Lebensmitteln und Schießbedarf und angesichts der sie umgebenden überlegenen Streitkräfte kaum noch widerstandsfähig sei, daß eine Fortsetzung des Kampfes daher nur zu nutzlosen Opfern führen könne. Die gefangene französische Armee, noch 83000 Mann stark, wurde auf die Maashalbinfel Jges (Karte Nr. 4) geführt, dort entwaffnet und nach deutschen Festungen in die Kriegsgefangenschaft geführt. Die französischen Offiziere, die ihr Ehrenwort gaben, in diesem Kriege nicht mehr zu kämpfen, wurden in die Heimat entlassen; die dieses Ehrenwort nicht geben wollten, wurden kriegsgefangen. Kaiser Napoleon wurde unter dem Schutze deutscher Truppen zur belgischen Grenze und von da nach dem Schlosse Wilhelmshöhe bei Kassel als Kriegsgefangener geführt. Der Sturz Napoleons Iii. Als in Paris die Kunde von der Schlacht bei Sedan eintraf, wurde Napoleon des Thrones verlustig erklärt und in Frankreich zum drittenmal die republikanische Staatsform eingeführt. Die Kaiserin entkam unerkannt nach England; die Gegner des Kaisers, Jules Favre und Leon Gambetta, traten an die Spitze der Regierung. Der Kampf gegen die Französische Republik. Die republikanische Regierung in Frankreich stellte durch allgemeine Aushebung vier neue Armeen ins Feld; die erste wurde im Norden, die zweite an der Loire, die dritte an der Ost grenze und die vierte zum Schutze von Paris gebildet. ; Paris war am 19. September bereits von den Deutschen eingeschlossen. Am 27. September fand die Übergabe von Straßburg, am 27. Oktober die von Metz statt. Dadurch wurden die deutschen Streitkräfte, die diese Festungen belagert hatten, frei zur Verwendung gegen die neuen republikanischen Heere. Die französische Loirearmee wurde von dem bayrischen General von der Tann, dem Prinzen Friedrich Karl und dem Großherzoge von Mecklenburg bei Orleans, Beaune la Rolande und

4. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 100

1909 - Leipzig : Hirt
100 V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. Großen Vorteil zogen Handel und der gesamte Verkehr aus der Vereinfachung des Postwesens unter Leitung von Heinrich von Stephan. Während des Französischen Krieges hatte er die Postkarte, nach dem Kriege die Postanweisung eingeführt; das Porto für Pakete wurde vereinfacht. Er hat den Weltpostverein gegründet, dem die meisten Staaten des Erdkreises angeschlossen sind, dessen Einheitsporto für den Brief 20 Pf. und für die Postkarte 10 Pf. beträgt. Durch Errichtung der Po st Hilfsstellen hat er die kleinsten Dörfer mit dem Weltverkehr in Verbindung gebracht. Er ist der Reformator des Postwesens in großem Stile. Kaiser Wilhelm ehrte seine Verdienste durch Verleihung des Adels und Ernennung zum Staatssekretär des Reichspostamtes. Stephan war der Sohn eines Handwerkers aus Stolp in Pommern, trat 1848 mit 17 Jahren in die unterste Stufe des Postdienstes ein und erreichte die höchste. Auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens wurden ebenfalls große Fortschritte gemacht. Nachdem die großen durchgehenden Linien ausgebaut waren, wurden Neben- und Verbindungslinien geschaffen, und zur Erschließung der ländlichen Orte, die abseits der durchgehenden Linien liegen, die Kreis- und Lokalbahnen.*) Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. waren die großen Eisenbahnlinien in Preußen meist von Aktiengesellschaften, in den Kleinstaaten vielfach als Staatsunternehmungen gebaut worden; Fürst Bismarck wollte sie für das Reich ankaufen, um eine einheitliche Organisation und eine Einnahmequelle für das Reich zu erzielen. Der Plan scheiterte an dem Widerstande andrer Bundesstaaten. Nunmehr setzte Bismarck den Ankauf der Preußen durchziehenden Linien für das Königreich Preußen durch. Der Eisenbahnbetrieb bringt bedeutende Überschüsse. Zur Deckung der Kosten der Reichsverwaltung wollte Fürst Bismarck das Tabakmonopol einführen. Der Reichstag versagte die Zustimmung. Der großartige Aufschwung des Handels in den ersten Jahren nach dem Kriege hielt nicht stand; die Unternehmungslust war so groß, daß schließlich mehr Jndustrieerzeugnisse hergestellt wurden, als verkauft werden konnten. Das gab einen gewaltigen Rückschlag in den Jahren 1874—1877. Arbeiter mußten entlassen, die Löhne erniedrigt werden. In den Jahren steigender Konjunktur hatten sozialdemokratische Führer die Arbeiter uu-zufrieden gemacht, indem sie ihnen vorrechneten, wie großen Gewinn den Fabrikherren ihre Arbeit brächte. Sie fügten aber nicht hinzu, daß der Kapitalist bei seinen Unternehmungen stets sein Vermögen aufs Spiel *) Mustergültig durch seine Kreisbahnverbindungen ist der Kreis Euskirchen im Regierungsbezirk Cöln durch die regen Bemühungen des Landrats, Geh. Regierungsrats Freiherrn von Ayx (+ 1909) geworden. Nachbarkreise haben an das Euskirchener Kreisbahnnet; angeschlossen.

5. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 109

1909 - Leipzig : Hirt
15. Kaiserin Augusta. 109 Nächstenliebe in Berlin, Potsdam und Charlottenburg sowie in der Umgebung von Koblenz. Ihrem Gatten war die Kaiserin eine teilnehmende Lebensgefährtin, ihren Kindern eine gute Mutter, dem Lande eine liebevolle Fürstin. Ihr schwächlicher Gesundheitszustand brachte es mit sich, daß sie während des Sommers dem Geräusche des Hofes entfloh, um in Baden-Baden oder in Koblenz ein stilleres Leben führen zu können. Trotz der äußern Trennung blieb sie immer im Geiste mit ihrem Gemahl vereint; brieflich nahm sie an seinen Sorgen und Arbeiten Anteil, und der Kaiser machte ihr von jedem wichtigen Ereignis eingehende Mitteilung. Die erste Botschaft der glänzenden Waffentaten der deutschen Heere sandte Kaiser Wilhelm stets an seine Gemahlin. Vortrefflich sorgte sie für die Erziehung ihrer Kinder. Mit den Lehrern besprach sie den gesamten Unterrichtsplan, wohnte häufig dem Unterrichte persönlich bei und wachte mit Strenge über deren Fleiß. Sie wollte ihre Kinder nicht in stolzer Abgeschlossenheit von den übrigen Menschen erzogen wissen. Wie sie selbst in ihrer Jugend nicht verschmäht hatte, mit den Kindern eines benachbarten Müllers und Köhlers im Walde zu spielen, so wollte sie auch, daß ihre Kinder „menschlich mit Menschen" umgehen lernten. Nicht bloß ihren Kindern, auch ihren Untertanen war sie eine gute Mutter. Die Wunden, die der Krieg dem Lande schlug, suchte sie nach Kräften zu heilen. Sie richtete Lazarette ein für die Verwundeten, sandte Verbandstoffe und Lebensrnittel auf die Kriegsschauplätze, sorgte für die Hinterbliebenen Witwen und Waisen der gefallenen Krieger, ging selbst von Krankenbett zu Krankenbett, um den Leidenden Trost, Mut und Gottvertrauen einzuflößen. Bei ihrer Fürsorge für Kranken- und Waisenhäuser kannte sie keinen Unterschied der Konfession; katholische wie evangelische Wohltätigkeitsanstalten erfreuten sich der gleichen landesmütterlichen Liebe, und in ihrem Testamente hat sie ebenfalls keinen Unterschied gemacht. Stets war sie darauf bedacht, „den Frieden zu fördern, Streitigkeiten zu schlichten, Härten zu mildern". Dienstboten, die eine Reihe von Jahren ihrer Herrschaft treu gedient hatten, schmückte sie mit einem goldnen Kreuze; Frauen und Jungfrauen, die sich den Werken der christlichen Nächstenliebe mit Eifer und Hingebung widmeten, belohnte sie durch Verleihung des Luisenordens. So ist die erlauchte Fürstin ihrem Volk ein erhabenes und erhebendes Vorbild geworden. Selbst einst ein fleißiges und lernbegieriges Kind, ruft ihr Beispiel den Kindern zu: „Seid fleißig, wie ich es war!" Ihre reine Freude an den Schönheiten der Natur mahnt die heranwachsenden Jungfrauen zur Herzensreinheit. Indem sie Wohltaten spendend, Leiden lindernd einherging, predigte sie ohne Worte christliche Nächstenliebe.

6. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 111

1909 - Leipzig : Hirt
16. Die Paladine Kaiser Wilhelms I. 111 Seine Familie ist von altem Adel. Ihren Namen trägt sie von dem Städtchen Bismark *) im Kreise Stendal des Regierungsbezirks Magdeburg. Im 13. Jahrhundert wird sie bereits genannt. Von da kaufte sie sich in Schönhausen in der Provinz Sachsen an und führt den Namen von Bismarck-Schönhausen. Feldmarschall Graf Helmut von Moltke entstammte einem alten Adelsgeschlechte, das seit dem 13. Jahrhundert in Mecklenburg ansässig ist. Er wurde zu Parchim im Jahre 1800 geboren. Seit 1858 war er Chef des Großen Generalstabes. In diesem hat er die Wissenschaftliche Abteilung eingeführt und sich um die Ausbildung der Generalstabsoffiziere große Verdienste erworben. Auf seine Veranlassung wurde vom Großen Generalstab eine muttärtoiffenfchöstliche Darstellung der Kriege von 1866 und 1870 unternommen, an der er selbst sich beteiligte. In diesen Werken sind die Bewegungen und Unternehmungen auch der kleinsten Truppenkörper sowohl auf deutscher als auch auf feindlicher Seite genau beschrieben und bezüglich ihrer Richtigkeit oder Unrichtigkeit beurteilt. Dadurch sind die Werke sehr belehrend für die Mitglieder des Offizierkorps. Moltke war der Leiter der kriegerischen Operationen in den drei Kriegen Wilhelms I. Die Pläne zu diesen Feldzügen hat er mit einem so richtigen Urteil, mit einer so erstaunlichen Fachkenntnis ausgearbeitet, daß fast auf Tag und Stunde die Ereignisse eintraten, die er herbeiführen wollte. Für seine hohen Verdienste wurde er in den erblichen Grafenstand erhoben und die Marfchallswürde ihm verliehen. Die Feier seines 90. Geburtstages gestaltete sich zu einer großartigen Huldigung seitens der Berliner Bevölkerung, wobei der Kaiser die Fahnen der in Berlin stehenden Regimenter aus dem Kaiserlichen Schlosse für diesen Tag in Moltkes Wohnung bringen ließ, eine militärische Ehre, die bis dahin noch keinem Untertan erwiesen worden war. Moltke war ein einfacher, sparsamer und tätiger Mann. Dabei zeichnete ihn eine große Bescheidenheit aus. Als nach der Schlacht bei Sedan sein Nesse auf dem Schlachtfelde zu ihm sagte: „Aber Onkel, das hast du wirklich gut gemacht", antwortete Moltke in seiner ruhigen Weise: „Ja, es war ziemlich gut abgepaßt." Es empörte ihn jedesmal, wenn er hörte oder las, daß seine Verdienste hervorgehoben wurden, und er sagte: „Ich habe nur meiner Stellung gemäß meine Pflicht getan, wie alle meine Kameraden die ihrige getan haben." Wenn er im Reichstage auftrat, so drängte sich alles heran, um ihn zu hören; denn was er sagte, war klar durchdacht, so kurz wie möglich ausgedrückt und enthielt niemals Beleidigungen oder Angriffe auf die Vertreter einer andern Meinung. Im Jahre 1891 ist er gestorben. Das neunzigste *) Der Ortsname wird mit f, der Personenname mit cf geschrieben.

7. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 113

1909 - Leipzig : Hirt
17. Kaiser Friedrich in. 113 Da befiel ihn im April 1887 eine hartnäckige Halskrankheit, die den vorzeitigen Tod des starken Helden herbeiführen sollte. Im sonnigen Süden, zu San Remo an der Küste des Lignrischen Meeres, suchte er Linderung seiner Leiden. Aus die Nachricht von dem Hinscheiden seines Vaters kehrte er unverzüglich heim zum winterlichen Norden, zu seinem treuen Volke, dem er gelobte, Deutschland zum Hort des Friedens zu machen, die Pläne seines Vaters zum Wohle der arbeitenden Kreise weiter zu fördern, alle Untertanen ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses mit gleicher Liebe zu umfassen, weil alle in den Tagen der Gefahr ihre volle Hingebung bewährt hätten. Die Ausführung seiner Regierungsgrundsätze mußte er seinem Sohne überlassen; der Tod machte seinem edeln Streben am 15. Juni 1888 ein Ende. Kaiser Friedrich war eine stattliche Erscheinung. Hochgewachsen, von großer körperlicher Gewandtheit, mit blondem Barte und treuen Augen in dem edelgeformten Angesichte, schritt er einher, Siegfried, dem Helden der alten Sage, nicht ungleich. Für alles Große und Gute begeistert, war er ein mächtiger Förderer von Kunst und Wissenschaft. Leutselig im persönlichen Verkehr, vergab er seiner königlichen Würde nichts. Von seiner außerordentlichen Herzensgüte sind eine Menge Erzählungen im Munde des Volkes. Am meisten wissen davon die Soldaten zu berichten, die dienstlich oder außerdienstlich mit ihm in Berührung kamen, sowie die Bewohner seines Gutsdorfes Bornstedt bei Potsdam. Am größten und bewunderungswürdigsten war er im Leiden. Keinen Laut der Klage hörte man aus dem Munde des königlichen Dulders; wenige Tage vor seinem Tode schrieb er seinem Sohne auf ein Blatt: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Schon ist manches Jahr ins Land gegangen, seitdem der Liebling des deutschen Volkes von seinen Leiden erlöst ist. Aber vielgeliebt und unvergessen wird er in dem Andenken seines treuen Volkes leben. In der Friedenskirche zu Potsdam erwartet seine sterbliche Hülle den Tag der Auferstehung. An der Villa Zirio, die er in San Remo bewohnte, hat der Verband deutscher Kriegsveteranen eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen lassen: Wandrer, der du aus Deutschland herkommst, hemme den Schritt, Hier der (Drt, wo dein Kaiser Friedrich lebte und litt. Hörst du, rote welle an welle stöhnend zum Ufer drängt? Das ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt. Kaiserin Friedrich. Seit dem 25. Januar 1858 war Kaiser Friedrich mit der Prinzessin Viktoria von England vermählt. An ihr hatte er eine treue, kluge und vielseitig gebildete Lebensgefährtin. Die Tochter Dahmen, Leitfaden. Iv. Neubtg. g

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 115

1909 - Leipzig : Hirt
Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. In dem Augenblicke, in dem der hochselige Kaiser Friedrich zur ewigen Ruhe einging, wurde nach dem preußischen und deutschen Erbrechte sein ältester Sohn Wilhelm Deutscher Kaiser und König von Preußen. Er ist der Schutzherr unsres Volkes in Krieg und Frieden. „Jede obrigkeitliche Gewalt ist von Gott", sagt die Heilige Schrift. Wir sind ihm daher Liebe, Ehrfurcht und Gehorsam schuldig. Kaiser-Wilhelm Ii. ist geboren am 27. Januar 1859. Vorbildung. Für seinen hohen Beruf wurde er gründlich und allseitig vorgebildet. Die wissenschaftliche Vorbildung des Kaisers. Gleich seinem Vater hat Wilhelm Ii. eine hohe wissenschaftliche Vorbildung genossen. Der Unterricht wurde nach dem Lehrpläne des Gymnasiums eingerichtet. Außerdem lernte der Prinz die englische Sprache. Im Herbst 1874 trat er in die Obersekunda des Gymnasiums zu Kassel ein. Dort saß er mit den Söhnen des Volkes auf den nämlichen Schulbänken und zeichnete sich durch Fleiß, Pünktlichkeit und Ordnungsliebe aus. Besondere Vorliebe zeigte er für die Geschichte. Mit seinen Mitschülern verkehrte er sehr freundlich. Im Sommer wohnte er auf dem Schlosse Wilhelms höhe in der Nähe von Kassel. Morgens um 7 Uhr ritt er von Wilhelmshöhe zum Gymnasium. Im Jahre 1877 bestand er die Reifeprüfung. Bei dieser Gelegenheit erhielt er eine Denkmünze zur Anerkennung seines Fleißes. Alljährlich werden am Gymnasium zu Kassel drei Denkmünzen an die drei fleißigsten Schüler verteilt. Vom Herbst 1877 bis zum Herbst 1879 studierte Prinz Wilhelm an der Hochschule zu Bonn am Rhein. Damit hatte die wissenschaftliche Vorbildung ihren äußern Abschluß erreicht. Durch diese Studien ist der Kaiser in den Stand gesetzt, sich auf jedem Gebiete des Wissens selbständig weiter zu bilden. Militärische Vorbildung. Nach der Sitte des preußischen Königshauses wurde Prinz Wilhelm mit dem 10. Lebensjahre zum Offizier ernannt. Während seiner Gymnasialstudien beteiligte sich der Prinz an militärischen Übungen nicht. Nachdem er das Gymnasium zu Kassel verlassen hatte, wurde er zum Oberleutnant im ersten Garderegiment zu Potsdam ernannt. Vom Februar bis zum Herbst tat er seinen Dienst wie jeder andre Offizier des Regiments. 8*

9. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 118

1909 - Leipzig : Hirt
118 Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. stehend, umgeben von den Fürsten und Großen des Reiches, verlas der Kaiser die Eröffnungsrede, in der er erklärte, daß er die Reichsverfassung wahren, für die arbeitende Bevölkerung sorgen, an dem Bündnisse mit Österreich-Ungarn und Italien in deutscher Treue festhalten und die seit hundert Jahren bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland weiter pflegen, daß er, soviel an ihm liege, Frieden mit allen auswärtigen Staaten halten wolle. Eröffnung des preußischen Landtages. Am 27. Juni 1888 eröffnete König Wilhelm gleichfalls in feierlicher Weise den Landtag der Preußischen Monarchie und leistete dabei den Eid auf die Verfassung des Königreiches. In der Eröffnungsrede heißt es: „Ich gelobe, daß Ich die Verfassung des Königreiches fest und unverbrüchlich halten und in Übereinstimmung mit derselben und den Gesetzen regieren will, so wahr Mir Gott helfe!" Im weitern Verlaufe seiner Rede erklärte der König, daß er die Rechte des Volkes ebenso wie die des Königs achten und wahren wolle. Dann fuhr er fort: „Dem Vorbilde Meiner erhabenen Ahnherren folgend, werde Ich es jederzeit als eine Pflicht erachten, allen religiösen Bekenntnissen in Meinem Lande bei der freien Ausübung ihres Glaubens Meinen königlichen Schutz angedeihen zu lassen. „In bewegter Zeit habe Ich die Pflichten Meines königlichen Amtes übernommen, aber Ich trete an die Mir nach Gottes Fügung gestellte Aufgabe mit der Zuversicht des Pflichtgefühls heran und halte Mir dabei das Wort des großen Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen der König des Staates erster Diener ist." Die ersten Reisen des Kaisers. Kaiser Wilhelm ist vor allem bestrebt, die Leiden des Krieges von seinem Volke fernzuhalten. Um die Fürsten von seinen friedlichen Absichten persönlich zu überzeugen, hat er gleich nach seiner Thronbesteigung ihnen seinen Antrittsbesuch gemacht. Zuerst fuhr er zur See nach St. Petersburg zum Kaiser von Ruß-laud. In Rußland bestand eine Partei, die Deutschland feindlich gesinnt war und durch ihre Zeitungen die Meinung verbreitete, der junge deutsche Kaiser wolle den Krieg mit Rußland. Der persönliche Besuch des Kaisers am russischen Hofe sollte dem russischen Volke zeigen, daß diese Zeitungsnachrichten Verleumdungen waren. Dann begab er sich nach Stockholm zum Könige Oskar von Schweden. Dieser ist ein langjähriger Freund der Kaiserlichen Familie und hatte den Kaiser Friedrich noch zwei Tage vor seinem Tode in Potsdam besucht. Von Stockholm fuhr der Kaiser nach Kopenhagen zum Könige von Dänemark. Wegen des Verlustes von Schleswig-Holstein waren die

10. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 126

1909 - Leipzig : Hirt
126 Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. eingeschritten, und die Glaubensboten können ihre segensreiche Tätigkeit zur Ausbreitung des Christentums frei entfalten. Dem religiösen Bedürfnisse wird durch den Bau vieler Kirchen, besonders in der Reichshauptstadt, Rechnung getragen. Große Verdienste um den Bau der Kirchen, um die Pflege des religiösen Lebens, um die Anstalten zur Linderung menschlichen Elends erwirbt sich des Kaisers edle Gemahlin Auguste Viktoria. Glückliche Mutter von sechs hoffnungsvollen Söhnen und einer Prinzessin, steht sie dem Kaiser als treue Lebensgefährtin zur Seite. Geboren am 22. Oktober 1858 als Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, trat sie am 27. Februar 1881 mit dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen an den Altar, um den Bund für das Leben zu schließen. Am 27. Februar 1906 feierte das Kaiserpaar die Silberne Hochzeit. An dem nämlichen Tage vermählte sich Prinz Eitel Friedrich mit der Prinzessin Charlotte von Oldenburg; im Jahre 1905 hatte sich Kronprinz Wilhelm mit der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin vermählt. Im Juli 1906 wurde das Kaiserpaar durch die Geburt des ersten Enkels erfreut. Wenn heute allenthalben in deutschen Landen Männerarbeitsstätten für Arbeits- und Obdachlose sowie für entlassene Gefangene, Fürsorge-anstalten und Walderholungsheime für Kranke und Sieche sich befinden, Frauenstationen zur Verwundeten- und Krankenpflege entstanden sind, so ist dies nicht am wenigsten der unermüdlichen Tätigkeit unsrer Kaiserin zu verdanken. Sie hat im vollsten Sinne des Wortes das Gelöbnis gehalten, das sie einst abgelegt: „Nach Kräften werde ich bemüht sein, der Arbeit des Glaubens und der Liebe, die in unserm Volke zur Linderung des äußern und innern Elends bereits geschieht, mich dienend und anregend anzuschließen, um meine Pflicht gegen Gott und die Menschen zu erfüllen." Die Gesetzgebung zum Wohle der arbeitenden Klassen schreitet fort. Auf Veranlassung des Kaisers trat in Berlin die Internationale Arbeiterschutzkonferenz zusammen, an der Vertreter von Österreich, Italien, England und Frankreich teilnahmen. Auch in das Schulwesen hat der Kaiser neuordnend eingegriffen. Neben die Universitäten sind die Technischen Hochschulen mit gleichen Rechten getreten, die Städte Cöln und Frankfurt a. M. haben Handelshochschulen errichtet, die Akademie zu Münster wurde zur Universität erweitert, Danzig erhielt eine Technische Hochschule, Posen eine Akademie. Die Gymnasien wurden zeitgemäß umgestaltet; die drei Arten Höherer Lehranstalten: Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen, wurden als gleichwertig anerkannt und ihre Abiturienten ohne Unterschied zum Universität^ und technischen Hochschulstudium zugelassen. Das Höhere Mädchenschulwesen wurde 1908 neu geordnet. Der erfolgreiche Besuch der zehnklassigen Höhern Mädchenschule berechtigt zum Eintritt in das Höhere Lehrerinnenseminar
   bis 10 von 1598 weiter»  »»
1598 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1598 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 80
2 113
3 78
4 430
5 49
6 3
7 7
8 3
9 21
10 378
11 3
12 202
13 10
14 3
15 1
16 32
17 0
18 0
19 7
20 1
21 4
22 3
23 0
24 13
25 124
26 71
27 40
28 140
29 18
30 0
31 364
32 1
33 201
34 270
35 44
36 32
37 332
38 2
39 101
40 16
41 14
42 64
43 6
44 0
45 201
46 110
47 624
48 11
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 391
1 735
2 217
3 655
4 1312
5 211
6 320
7 487
8 474
9 3572
10 327
11 432
12 293
13 872
14 215
15 270
16 786
17 2921
18 292
19 293
20 501
21 567
22 423
23 824
24 165
25 763
26 232
27 222
28 430
29 431
30 145
31 310
32 135
33 111
34 403
35 416
36 404
37 754
38 1165
39 481
40 433
41 1003
42 320
43 1519
44 293
45 984
46 394
47 197
48 458
49 378
50 517
51 264
52 513
53 107
54 398
55 441
56 624
57 113
58 268
59 574
60 811
61 697
62 195
63 303
64 447
65 699
66 460
67 311
68 797
69 429
70 1142
71 1864
72 1034
73 191
74 326
75 319
76 559
77 507
78 295
79 436
80 182
81 202
82 405
83 819
84 170
85 459
86 542
87 517
88 208
89 255
90 507
91 426
92 1849
93 197
94 542
95 353
96 388
97 221
98 557
99 107

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 8
1 3
2 4
3 10
4 8
5 17
6 1
7 72
8 7
9 66
10 6
11 8
12 12
13 2
14 0
15 3
16 144
17 3
18 54
19 78
20 0
21 46
22 0
23 0
24 3
25 16
26 20
27 0
28 0
29 30
30 20
31 17
32 0
33 246
34 1
35 186
36 0
37 0
38 2
39 67
40 62
41 1
42 1
43 21
44 135
45 12
46 8
47 6
48 5
49 86
50 19
51 15
52 47
53 23
54 321
55 99
56 1
57 17
58 21
59 190
60 30
61 526
62 23
63 11
64 76
65 136
66 6
67 59
68 3
69 0
70 0
71 97
72 10
73 48
74 11
75 12
76 6
77 18
78 5
79 89
80 40
81 111
82 14
83 0
84 0
85 2
86 13
87 7
88 30
89 1
90 0
91 120
92 1
93 4
94 4
95 0
96 1
97 22
98 20
99 22
100 142
101 0
102 19
103 143
104 0
105 40
106 10
107 5
108 0
109 0
110 6
111 107
112 12
113 4
114 11
115 11
116 26
117 9
118 14
119 7
120 1
121 25
122 15
123 11
124 8
125 3
126 21
127 16
128 4
129 18
130 2
131 20
132 25
133 8
134 0
135 5
136 95
137 0
138 0
139 0
140 19
141 40
142 10
143 19
144 16
145 76
146 0
147 13
148 115
149 0
150 179
151 162
152 44
153 0
154 13
155 78
156 100
157 403
158 38
159 2
160 0
161 3
162 0
163 1
164 2
165 114
166 189
167 6
168 1
169 44
170 47
171 79
172 46
173 58
174 16
175 38
176 96
177 44
178 1
179 11
180 1
181 0
182 33
183 130
184 11
185 0
186 0
187 1
188 13
189 0
190 0
191 137
192 3
193 0
194 26
195 0
196 47
197 23
198 60
199 64