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1. Mittlere Geschichte - S. 20

1892 - Leipzig : Reisland
— 20 — ftitur (von investire, bekleiden). Auch andre kirchliche Ämter durften bei Strafe des Bannes nicht mehr an die Geistlichen vergeben werden. Hiergegen erhob sich ein gewaltiger Widerspruch von feiten der Fürsten. Hiermit verband Gregor die Verordnung wegen des Cölib ats oder der Ehelosigkeit der Geistlichen, um diese von der Fürstengunst unabhängig zu machen. Dieses Gesetz stieß auf den heftigsten Widerstand von seiten der Geistlichen. Doch Gregor blieb unbeugsam. Die verheirateten Geistlichen mußten sogar ihre Frauen verstoßen. Zugleich erneuerte Gregor die Behauptung, daß der Papst über den Konzilien stehe; der Papst fei der Statthalter Christi aus Erden, und er habe als solcher allein das Recht, Kaiser und Könige abzusetzen. 3. Heinrich Iv. 1. Heinrichs Jugend. Konrads Ii. Sohn, Heinrich Iii., war ein kräftiger Herrscher, der in Italien Päpste ein- und absetzte und in Deutschland die herzogliche Gewalt mit starker Hand niederhielt, dessen Oberhoheit sogar der König von Ungarn anerkannte. Leider starb er schon im 39. Jahre, viel zu früh für Deutschland, das nun der traurigsten Zerrüttung anheimfiel, da die Fürsten nun um so mächtiger ihr Haupt erhoben. Heinrichs Iii. Sohn, Heinrich Iv., war erst sechs Jahr alt, als sein Vater starb. Er war schon als Kind von drei Jahren zum deutschen König gekrönt worden. Seine Mutter, die edle und verständige Agnes, übernahm seine Erziehung und zugleich die Regierung des Reiches. Alsbald erhoben die Grasen und Herzöge Deutschlands wieder keck ihr Haupt, als sie der lästigen Oberherrschaft des Kaisers entbunden waren. Sie ertrugen die Regierung eines Weibes mit Unwillen und bildeten eine Verschwörung, um sich der Person des jungen Königs zu bemächtigen und der Mutter die Regierung zu entreißen. An der Spitze biefer Verschwörung ftanb der strenge und herrfchfüchtige Erzbischof Hanno von Köln. Dieser lub 1062 die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Feste nach Kaiserswerth am Rheine. Nach der Tafel machte Hanno dem Prinzen den Vorschlag, sein Jagbschiff zu besichtigen. Aber kaum hatte er es bestiegen, so stießen die Ruberer vom Ufer ab und trieben das Schiff in die Mitte des Flusses. Da merkte Heinrich, daß er verraten fei; er schrie und sprang über Borb ins Wasser. Aber man zog ihn wieber heraus und führte ihn nach Köln.

2. Mittlere Geschichte - S. 70

1892 - Leipzig : Reisland
— 70 — Stürme wüteten. Er mußte die Rückfahrt antreten und nannte das Südende Afrikas das Vorgebirge der Stürme. Als aber König Johann Ii. die frohe Nachricht erhielt, rief er voll freudigen Vertrauens: „Nein, es soll das Vorgebirge der guten Hoffnung heißen, denn jetzt ist der Seeweg nach Indien gesunden!" Dieser Name ist der herrschende geblieben. 2. Vasko de Gama. Johanns Ii. Nachfolger Ema-nuel rüstete vier Schiffe aus und übergab sie dem mutvollen Seefahrer Vasko de Gama, um die Umschiffung Afrikas Zu versuchen. Er ging am 8. Juli 1497 unter Segel und kam gerade zu der ungünstigsten Jahreszeit an das Kap, denn die Stürme waren so fürchterlich, daß sie seine Schiffe jeden Augenblick in den Abgrund zu schleudern drohten. Noch furchtbarer drohte die Verzweiflung seiner Leute, die ihn über Bord werfen wollten. Gama jedoch überwand durch feine Standhaftigkeit alle Gefahren, und so umsegelte er endlich am 20. November mit günstigem Winde das Kap. Doch wagte er sich nicht gleich in das offene Meer, sondern schiffte an der Ostküste Afrikas hinauf. Im Hafen von Mozambique sah er zuerst Schiffe mit Segeln und indischen Produkten. An diesen Schiffen war kein einziger Nagel; die Bretter waren zusammengebunden mit Bindfaden von Kokos, womit auch die Fugen verstopft waren. Die Segel waren aus Palmblättern; einige der größeren Schiffe hatten Landkarten und Kompasse. Jetzt war Gama gewiß, das Ziel der Reise zu erreichen. Er schiffte bis Melinda hinauf. Hier erhielt er Seemänner, welche den Weg nach Indien schon mehrmals gemacht hatten, und segelte so 500 Meilen quer über den Ozean. Am 19. Mai 1499 ankerte er im Hafen von Kalikut auf der Küste von Malabar. So war das Ziel der kühnen Unternehmung erreicht. Allein die Portugiesen erkannten bald, daß sie mit ihrer geringen Mannschaft hier keine Eroberungen machen, ebensowenig aber mit ihren Schellen, Glaskorallen und anderen glänzenden Kleinigkeiten einen Handel anfangen könnten. Denn die Indier waren keine rohen Neger, sondern lebten, in blühendem Wohlstände, hatten Städte, Manufakturen, Handel und Ackerbau; ihr König lebte unter einem glänzenden Hofstaate. Da nun auch noch die Mohammedaner, welche Nachteil für ihren Handel fürchteten, die Portugiesen verdächtig machten, so segelte Gama schnell nach Melinda, von

3. Mittlere Geschichte - S. 73

1892 - Leipzig : Reisland
— 73 — den Plan zu gewinnen. Am meisten bemühte sich der Schatzmeister von Aragonien, Santangelo. Da der königliche Schatz erschöpft war, bot er der Königin sein ganzes Vermögen an. Jsabella nahm das Darlehen an, und der Vertrag wurde unterzeichnet. Kolumbus ward zum Großadmiral aller neuen Meere und zum Unterkönig aller Länder und Inseln, die er entdecken würde, ernannt; der zehnte Teil aller daraus zu hoffenden Einkünfte ward ihm bewilligt, und diese Vorteile sollten erblich auf seine Nachkommen übergehen. Im andalusischen Hasen Palos wurde die kleine Flotte ausgerüstet. Es waren drei kleine Schiffe, von denen zwei nicht viel mehr als große Boote waren. Die Mannschaft bestand aus 120 Personen, die auf Jsabellens Befehl die Reise mitmachten. Am Tage vor der Abreise ging Kolumbus mit seinen Gefährten in feierlichem Aufzuge nach dem Kloster, wo sie ihre Andacht verrichteten und Absolution und das Abendmahl erhielten. 2. Kolumbus' erste Entdeckungsreise (1492). Am Morgen des 3. August 1492, kurz vor dem Aufgang der Sonne, stieß die kleine Flotte in Gegenwart unzähliger Zuschauer vom Lande ab. Zunächst waren alle guten Mutes, denn man segelte in bekannten Gewässern den kanarischen Inseln zu. Nur als ein (Steuerruder brach, erblickten die Furchtsamen darin ein böses Vorzeichen. Die Inseln wurden indes glücklich erreicht, und an einer derselben landete man, um die Schiffe auszubessern. Am 6. September fuhr man wieder ab und gegen Westen ins Weltmeer. Am dritten Tage verschwand alles Land den Augen der Schiffenden, die sich nun, von aller Welt abgeschnitten, zwischen Himmel und Wasser befanden. Da entsank allen der Mut; sie glaubten ihrem Untergange entgegenzugehen. Nur Kolumbus flößte durch feine Ruhe Bewunderung und Vertrauen ein. Unermüdet stand der edle Mann Tag und Nacht mit Senkblei und Beobachtungswerkzeug aus dem Verdeck, fchlief nur wenige Stunden und zeichnete die kleinste Beobachtung auf. Die Ängstlichen richtete er durch freundliches Zureden und Versprechungen auf. Aber die Bestürzung wuchs, als die Schiffe in die Gegend der Passatwinde kamen, von denen sie pfeilschnell nach Westen getragen wurden. Kolumbus gab den Fragenden geringere Strecken an, als ste zurückgelegt hatten, und tröstete sie mit der Hoffnung auf nahes Land. Da sah man Seevögel; aber

4. Mittlere Geschichte - S. 74

1892 - Leipzig : Reisland
— 74 — man wußte nicht, daß diese viele hundert Meilen weit fliegen können. Dann war das Meer von grünem Kraute so dicht bedeckt, daß die Schiffe in ihrem Lause aufgehalten wurden. Aber diese Anzeichen des Landes verschwanden bald wieder ; da wurden auch die Mutigsten voll Furcht und Verzweiflung. Sie drohten ihren Führer über Bord zu werfen, wenn er nicht umkehre. Doch Kolumbus besänftigte sie nochmals durch sein Vertrauen; er stellte sich, als sei er mit seinen bisherigen Fortschritten sehr zufrieden und habe Hoffnung, sein Ziel zu erreichen. Vögel erschienen und verschwanden wieder. Die Verzweiflung stieg immer höher. Da mehrten sich die Anzeichen des nahen Landes: das Senkblei erreichte den Grund, Landvögel besuchten die Masten, Rohr und ein Baumast mit roten Beeren wurden ausgefangen, ja sogar ein künstlich geschnitzter Stab. Die Sonne war eben untergegangen. Noch sah man nichts; aber Kolumbus befahl, sorgfältige Wache zu halten, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen gestoßen zu werden. Zwei Stunden vor Mitternacht erblickte er ein Licht von ferne, und um zwei Uhr morgens (12. Oktober) erscholl es aus dem Mastkorb: „Land, Land!" Man stürzte einander in die Arme, einer schluchzte vor Freude an des andern Brust, und Kolumbus sah die, welche sein Leben bedroht hatten, nun zu seinen Füßen. Nach der ersten Trunkenheit des Entzückens erinnerte man sich der hohem Pflicht und stimmte das Lied: „Herr Gott, dich loben wir" an. Als der Morgen anbrach, sah man eine schöne grüne Insel vor sich. Nun bestieg man die Boote und ruderte mit Musik und wehenden Fahnen dem Lande zu. Hier hatten sich die Eingeborenen versammelt, die ebensosehr über die seltsamen Gäste erstaunten, als sie selber bei diesen Staunen erregten. Sie waren ganz nackt, von rötlicher Kupferfarbe, mit schwarzem Haar, furchtsam und schüchtern. Kolumbus, in einem reichen Kleide und den bloßen Degen in der Hand, stand an der Spitze des ersten Bootes. Er war der erste Europäer, der die neue Welt betrat. Alle seine Gefährten knieten nieder, küßten mit Inbrunst das ersehnte Land und errichteten ein Kreuz, um davor zu beten. Hierauf nahm Kolumbus die Insel mit den üblichen Feierlichkeiten für den König von Spanien in Besitz. Die Eingeborenen verstanden natürlich nichts davon. Die weißen Männer mit Bärten und Kleidern, ihr Benehmen, alles war ihnen wunderbar.

5. Mittlere Geschichte - S. 81

1892 - Leipzig : Reisland
— 81 — großen mexikanischen Reiches besucht und günstige Nachrichten von den Schätzen desselben mitgebracht. Dies bewog den Statthalter von Kuba, Velasquez, den tapfern Ferdinand Kortez dorthin zu senden. Derselbe benahm sich beim Einschiffen so verständig, daß Velasquez Lust bekam, die Stelle ihm wieder zu nehmen. Kortez beschleunigte ferne Ausrüstung und ging den 12. Februar 1519 unter Segel. Er führte 617 Mann mit 16 Pferden und 14 kleinen Kanonen bei sich. Kortez landete da, wo jetzt St. Juan de Ulloa liegt. Man fand bei den Einwohnern einen hohem Grad der Bildung, doch bewiesen sie den Spaniern schon wegen ihrer äußern Erscheinung die größte Ehrfurcht. Bald erschienen Gesandte des Königs Montezuma, welcher bereits von der Ankunft der Fremden unterrichtet war. Kortez gab zu verstehen, daß er als Abgeordneter des großen Königs im Osten Aufträge an den mexikanischen König zu überbringen habe. Da kamen neue Boten aus Mexiko mit großen Geschenken und der Bitte, die Spanier möchten das Land verlassen. Doch gerade diese Geschenke lockten die Eindringlinge, sich im Lande festzusetzen. Um sich ganz der Treue seiner Mannschaft zu versichern, bewog sie Kortez mit seltener Überredungskunst, alle Schiffe zu zerstören. Im Vorrücken traf man zunächst auf die Tlaskalaner, welche, durch die kriegerische Überlegenheit der Spanier bewogen, zu ihnen übertraten und ihnen als treue Verbündete wichtige Dienste leisteten. Darauf wurden die Eholulaner unterworfen. Endlich zeigte sich Mexiko selbst in seiner ganzen Ausdehnung, mit weißen Häusern und Tempeln. Die Stadt lag in einem See auf einer Insel, die durch Dämme mit dem Festlande verbunden war. Kortez passierte einen dieser Dämme. Da erschien Montezuma in einem Tragesessel, umringt von seinen Großen, die in baumwollene Gewänder gekleidet waren. Er begrüßte den Kortez sehr höflich und erinnerte sich einer alten Sage, daß einer feiner Vorfahren nach Osten gezogen wäre mit dem Versprechen, einst wiederzukommen. Kortez ließ ihn bei dem Glauben, daß nun die Sage erfüllt sei, und nahm mit den Seinen von einem steinernen Gebäude Besitz, das er zu einer kleinen Festung machte. Geladene Kanonen und sorgfältige Wachen sicherten ihn vor einem Ueberfall. Das kühne Wagstück der Spanier konnte nur durch fortgesetzte Kühnheit vollendet werden: man mußte sich der Person Hüttig, Die Weltgeschichte in Bildern. Ii. 6

6. Mittlere Geschichte - S. 86

1892 - Leipzig : Reisland
— 86 — der Peruaner zu kämpfen und geriet in große Bedrängnis, als Almagro aus Chile zurückkehrte. Dieser schlug die Peruaner und Bemächtigte sich Kutzkos, wobei er zwei Brüder Pizarros gefangen nahm. Der eine entkam, und obgleich Almagro schon oft von Pizarro betrogen war, so traute er ihm noch einmal und ließ den andern Bruder los. Dies wurde sein Verderben. Die Brüder kamen mit Heeresmacht und lieferten dem kranken, 75jährigen Almagro eine Mutige Schlacht und nahmen ihn gefangen. Er wurde vor Gericht gestellt und als Verräter hingerichtet (1538). Drei Jahre nachher rächte der junge Almagro seinen Vater (1541). An einem Sonntage um die Mittagszeit, wo alles zu ruhen pflegte, stürzten achtzehn Verschworene auf die Straße, riefen laut: „Lange lebe der König, aber der Tyrann sterbe!" und drangen in den Palast des Statthalters ein. Pizarro war eben vorn Tische ausgestanden und unterredete sich mit einigen Freunden. Es erhob sich ein hitziges Gefecht; der alte Pizarro verteidigte den Eingang mit Schwert und Schild und focht mit allem Feuer eines jungen Kämpfers. Nach langem Kampfe fiel endlich sein Stiefbruder neben ihm, dann seine übrigen Begleiter, und zuletzt empfing auch er, an Kräften erschöpft und fast atemlos, den Todesstoß in die Kehle. 5. Ferdinand Magelhaens (1519—22). Die lange gesuchte Durchfahrt nach Indien wurde von dem Portugiesen Ferdinand Magelhaens gesunden. Er segelte am 10. August 1519 von Sevilla ab, fuhr an die Küste von Südamerika und untersuchte jede Bucht. Am 12. Januar 1520 erreichte er die Mündung des La Plata. Von nun an hatte er mit rauher Witterung und gefährlichen Klippen zu kämpfen und mußte in den Hafen von St. Julian einlaufen, um den Winter abzuwarten. Hier lernten die Reisenden zuerst eine Menschengattung kennen, die von ungewöhnlicher Leibesgröße war, alle an zwei Meter und darüber. Sie waren in Pelzwerk gekleidet und wußten Pfeil und Bogen gut zu gebrauchen. Magelhaens nannte dies Riesenvolk Patagonier. Endlich erreichte er die Durchfahrt. Zwanzig Tage segelte er durch diese krumme und höchst gefährliche Straße, die feinen Namen führt, und am 27. November 1520 erblickte er zu feiner großen Freude die unermeßliche Südfee. Zwei von feinen fünf Schiffen waren verloren gegangen. Ein günstiger Wind trieb ihn nun durch den weiten Ozean so ununterbrochen fort,

7. Mittlere Geschichte - S. 117

1892 - Leipzig : Reisland
— 117 — versammelten sich, besonders in der Gegend von Tours, bei Nacht. Da nun nach dem Volksglauben dort der König Hugo nächtlich spukte, so nannte man die Reformierten spottweise Hugenotten. Indes wurden diese immer zahlreicher; selbst zwei königliche Prinzen aus dem Hause Bourbon, König Anton von Navarra und sein Bruder Herzog Ludwig von Conds, bekannten sich öffentlich zur reformierten Lehre. Dagegen verfolgte eine andere hohe Familie, die Guisen aus dem Hause Lothringen, die Hugenotten aus allen Kräften. Schon unter Heinrich Ii. kam es durch dessen Gemahlin, Katharina von Medicis, zu wütenden Parteikümpfen. Unter Franz Ii., dem Gemahl der Maria Stuart, begann die Verfolgung der Hugenotten; unter Karl Ix. kam es durch die Ränke der Katharina zu offenen Kriegen mit den Protestanten , an deren Spitze Heinrich von Navarra, der Prinz Conds und der Admiral Coligny standen. Da die ränkesüchtige Katharina durch Gewalt nichts mit den Hugenotten anfangen konnte, griff sie zur List. Sie veranstaltete die Vermählung ihrer Tochter Margarete von Valois mit dem jungen Heinrich von Bearn. Auch der Admiral Coligny und Prinz Conds waren nach Paris gekommen und wurden vom Könige wohlwollend aufgenommen. Katharina aber beschloß mit ihren Räten, die Protestanten in der Bartholomäusnacht, den 24. August, zu überfallen und zu ermorden. Der König erschrak anfangs, aber man wußte ihn zu überreden. 2. Die Bartholomäusnacht. Die Vorkehrungen zu diesem grauenvollen Überfalle wurden mit solcher Verschwiegenheit getroffen, daß kein Reformierter etwas davon erfuhr. Als es dunkel wurde, erwartete Karl mit bangem Herzklopfen die bestimmte Stunde. Seine Mutter, die beständig um ihn blieb, sprach ihm Mut ein. Man mußte ihm aber doch den Befehl zum Läuten der Glocke, womit das Zeichen gegeben werden sollte, abnötigen. Mit der Unruhe eines Missethäters ging er zum Fenster und sah zitternd hinaus. Seine Mutter und sein Bruder waren bei ihm. In der Angst wünschten sie den heillosen Befehl zurück, aber zu spät: schon hatte das Blutbad begonnen. Gleich nach gehörtem Zeichen war das Haus Colignys mit 300 Geharnischten besetzt worden. Einige verwegne Böse-wichter stürmten mit dem Rufe: „Mord und Tod!" die Treppe hinan und drangen mit gezücktem Degen in das Schlafzimmer

8. Mittlere Geschichte - S. 120

1892 - Leipzig : Reisland
— 120 — ftdj lange, dieses Edikt anzuerkennen; aber endlich gewann sie Heinrich. 1610 wurde er von Ravaillac ermordet. Sein unfähiger Sohn Ludwig Xiii. folgte ihm. 23. Elisabeth und Maria Stuart. 1. Elisabeth. In England begann die Reformation unter dem tyrannischen Könige Heinrich Viii., der von 1509 bis 1547 regierte. Dieser war ein höchst leidenschaftlicher, despotischer Mann, ja einer der sonderbarsten Fürsten in der Geschichte Englands. Anfänglich war Heinrich Viii. ein entschiedener Gegner Luthers, wofür er vom Papste den Titel „Beschützer des Glaubens" erhielt. Als er sich aber von seiner ersten Gemahlin Katharina von Aragonien scheiden wollte, um Anna Boleyn zu heiraten, und ihm der Papst dazu die Einwilligung verweigerte, sagte er sich vom Papste los und erklärte sich zum Oberhaupt der englischen Kirche. Er zog die Klostergüter ein und verfolgte alle, die sich feinen religiösen Ansichten nicht fügten, Katholiken und Protestanten, mit gleicher Grausamkeit. Er war sechsmal verheiratet, und von diesen sechs Gemahlinnen ließ er zwei enthaupten (Anna Boleyn und Katharina Howard). Erst unter Heinrichs Viii. Sohne Eduard Vi. (1547 bis 1553) faßte die Reformation in England festen Fuß. Aber alles, was dieser aufgebaut hatte, riß feine Schwester Maria (1553—1558), Heinrichs Viii. Tochter von seiner ersten Gemahlin, wieder ein. Diese streng katholische Königin vermählte sich mit dem Könige Philipp Ii. von Spanien. Sie ließ Hunderte von Protestanten hinrichten und arbeitete mit großer Grausamkeit an der Ausrottung des Protestantismus. Unter dem Fluche von Tausenden starb sie 1558, und ihre ausgezeichnete Stiefschwester Elisabeth (1558 bis 1603), Tochter der Anna Boleyn, folgte ihr auf dem Throne. Elisabeth hatte eine wechselvolle Jugend verlebt. Von ihrer Schwester Maria hatte sie viel Ungemach erduldet. Aber in ihrer Einsamkeit hatte sie sich mit den Wissenschaften und mit Musik beschäftigt. Lateinisch sprach und schrieb sie geläufig und richtig, ebenso französisch und italienisch, sie war mit den römischen und griechischen Schriftstellern vertraut. Ihr Geist war im Unglück noch mehr gestählt worden. Sobald sie den Tod ihrer Schwester erfuhr, eilte sie nach London, wo der

9. Mittlere Geschichte - S. 123

1892 - Leipzig : Reisland
— 123 — Mit Hilfe eines Edelmanns entkam sie aus dem Gefängnis, und ihre alten Freunde sammelten sich um sie mit den Waffen in der Hand. Allein sie wurden von Murray geschlagen, und nun blieb ihr keine andere Zuflucht mehr, als bei der Königin Elisabeth in England Schutz und Hilfe zu suchen. Sie landete in Carlisle. Elisabeth ließ ihr sagen: wenn sie beweisen könne, daß sie an dem Morde ihres Gemahls unschuldig sei, so wolle sie ihr zur Wiedereinsetzung behilflich sein. Maria ging darauf ein, und Elisabeth setzte ein Gericht zur Untersuchung ein. Murray erschien und bewies seine Anklage durch Briefe. Doch kam man zu keinem Resultate. Dagegen machten Marias Anhänger mehrfache, wiewohl vergebliche Versuche, sie wieder zu befreien. Dabei kam man selbst Verschwörungen auf die Spur, die gegen Elisabeth gerichtet waren. Maria wurde daher auf festen Schlössern in strengem Gewahrsam gehalten. Bereits 18 Jahre befand sie sich in englischer Haft, als von neuem eine Verschwörung zur Ermordung Elisabeths und zur Befreiung Marias gestiftet ward, an deren Spitze der Engländer Babington stand. Die Verschwörung wurde entdeckt, und die Teilnehmer wurden enthauptet. Da Maria in diese Verschwörung abermals verwickelt war, so hielt Elisabeth nun das Leben derselben mit ihrer eigenen Sicherheit unverträglich. Es wurde daher ein Gericht niedergesetzt, und die Staatsräte sprachen das Todesurteil über sie aus, welches von Elisabeth bestätigt wurde. Maria empfing die traurige Botschaft auf Schloß Fothering-hay, wo sie jetzt gefangen saß, mit Heiterkeit und Würde. Sie beteuerte nochmals ihre Unschuld und nahm dann in der rührendsten Weise von ihren Dienern Abschied. Der 8. Februar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht zuvor brachte sie größtenteils im Gebete zu. Der Beistand eines Priesters, um den sie gebeten hatte, war ihr versagt worden. Am Morgen trat ein Diener zu ihr und sagte ihr, daß es Zeit sei. Mit ruhiger Miene folgte sie. Auf dem Wege fand sie ihren Haushofmeister Melvil. Dieser warf sich ihr zu Füßen und weinte laut auf. Sie entließ den alten Diener mit dem sanftesten Zuspruch, wollte ihn trösten und weinte selbst. Beim Eintritt in den Saal, in welchem das Blutgerüst aufgeschlagen war, trat ein protestantischer Geistlicher zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, ihren Glauben abzuschwören; er drohte ihr mit der ewigen Ver-

10. Mittlere Geschichte - S. 66

1892 - Leipzig : Reisland
— 66 — Konstantin Xi. fiel tapfer fechtend auf den Mauern seiner Hauptstadt. Viele Griechen flohen in das Abendland, wo sie die griechische Sprache verbreiteten und dadurch der Wissenschaft einen neuen Aufschwung verliehen. 12. Maximilian I. Nach Friedrich Iii. folgte sein ritterlicher Sohn Maximilian I. (1493—1519), der schon 1486 zu seinem Nachfolger gewählt war, aus dem deutschen Throne. Dieser war in allem das Gegenteil seines Vaters: lebenslustig und gewandt, tapfer bis zur Tollkühnheit. Schon vor seiner Thronbesteigung wurde durch ihn das Haus Habsburg, das nun bis zum Untergange des Reichs (1806) im Besitz des deutschen Kaiserthrones war, durch großen Ländererwerb bereichert. Karl der Kühne, Herzog von Burgund, der außer diesem Lande noch die heutigen Niederlande besaß, verlangte vom Kaiser Friedrich zum Könige gekrönt zu werden. Der Kaiser aber verlangte vor der Krönung die Vermählung seines Sohnes Maximilian mit Karls einziger Tochter Maria. Aber erst nachdem Karl der Kühne in den Schlachten bei Granson und Murten gegen die Schweizer (1476) seinen Kriegsruhm und bei Nancy (1477) sein Leben verloren hatte, erfolgte die Vermählung Maximilians mit Maria, wodurch die Niederlande an Österreich kamen. Maria starb schon 1482 an den Folgen eines Sturzes vom Pserde, indem sie zwei Kinder hinterließ: Philipp und Margareta. Durch seine zweite Heirat mit der Nichte des Herzogs Ludwig Moro von Mailand wurde Maximilian in Kriege mit Frankreich verwickelt, wodurch er Mailand verlor. Für Deutschland aber war seine Regierung nicht ohne Gewinn. Um dem Faustrecht Einhalt zu thun und Ruhe und Ordnung herzustellen, wurde auf dem Reichstage zu Worms (1495) ein ewiger Landfriede angeordnet, nach welchem bei schwerer Strafe der Reichsacht jede Selbsthilfe verboten wurde. Zur Schlichtung der Streitigkeiten unter den Reichsfürsten wurde das Reichskammergericht eingesetzt, welches aus einem Kammerrichter und sechzehn andern Richtern bestand. Der Sitz desselben war anfangs Frankfurt a. M., dann Speier, seit 1693 Wetzlar. Zur bessern Durchführung dieser Gerichts-pflege wurde das Deutsche Reich (ohne Böhmen und Schweiz)
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