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1. Mittlere Geschichte - S. 117

1892 - Leipzig : Reisland
— 117 — versammelten sich, besonders in der Gegend von Tours, bei Nacht. Da nun nach dem Volksglauben dort der König Hugo nächtlich spukte, so nannte man die Reformierten spottweise Hugenotten. Indes wurden diese immer zahlreicher; selbst zwei königliche Prinzen aus dem Hause Bourbon, König Anton von Navarra und sein Bruder Herzog Ludwig von Conds, bekannten sich öffentlich zur reformierten Lehre. Dagegen verfolgte eine andere hohe Familie, die Guisen aus dem Hause Lothringen, die Hugenotten aus allen Kräften. Schon unter Heinrich Ii. kam es durch dessen Gemahlin, Katharina von Medicis, zu wütenden Parteikümpfen. Unter Franz Ii., dem Gemahl der Maria Stuart, begann die Verfolgung der Hugenotten; unter Karl Ix. kam es durch die Ränke der Katharina zu offenen Kriegen mit den Protestanten , an deren Spitze Heinrich von Navarra, der Prinz Conds und der Admiral Coligny standen. Da die ränkesüchtige Katharina durch Gewalt nichts mit den Hugenotten anfangen konnte, griff sie zur List. Sie veranstaltete die Vermählung ihrer Tochter Margarete von Valois mit dem jungen Heinrich von Bearn. Auch der Admiral Coligny und Prinz Conds waren nach Paris gekommen und wurden vom Könige wohlwollend aufgenommen. Katharina aber beschloß mit ihren Räten, die Protestanten in der Bartholomäusnacht, den 24. August, zu überfallen und zu ermorden. Der König erschrak anfangs, aber man wußte ihn zu überreden. 2. Die Bartholomäusnacht. Die Vorkehrungen zu diesem grauenvollen Überfalle wurden mit solcher Verschwiegenheit getroffen, daß kein Reformierter etwas davon erfuhr. Als es dunkel wurde, erwartete Karl mit bangem Herzklopfen die bestimmte Stunde. Seine Mutter, die beständig um ihn blieb, sprach ihm Mut ein. Man mußte ihm aber doch den Befehl zum Läuten der Glocke, womit das Zeichen gegeben werden sollte, abnötigen. Mit der Unruhe eines Missethäters ging er zum Fenster und sah zitternd hinaus. Seine Mutter und sein Bruder waren bei ihm. In der Angst wünschten sie den heillosen Befehl zurück, aber zu spät: schon hatte das Blutbad begonnen. Gleich nach gehörtem Zeichen war das Haus Colignys mit 300 Geharnischten besetzt worden. Einige verwegne Böse-wichter stürmten mit dem Rufe: „Mord und Tod!" die Treppe hinan und drangen mit gezücktem Degen in das Schlafzimmer

2. Mittlere Geschichte - S. 120

1892 - Leipzig : Reisland
— 120 — ftdj lange, dieses Edikt anzuerkennen; aber endlich gewann sie Heinrich. 1610 wurde er von Ravaillac ermordet. Sein unfähiger Sohn Ludwig Xiii. folgte ihm. 23. Elisabeth und Maria Stuart. 1. Elisabeth. In England begann die Reformation unter dem tyrannischen Könige Heinrich Viii., der von 1509 bis 1547 regierte. Dieser war ein höchst leidenschaftlicher, despotischer Mann, ja einer der sonderbarsten Fürsten in der Geschichte Englands. Anfänglich war Heinrich Viii. ein entschiedener Gegner Luthers, wofür er vom Papste den Titel „Beschützer des Glaubens" erhielt. Als er sich aber von seiner ersten Gemahlin Katharina von Aragonien scheiden wollte, um Anna Boleyn zu heiraten, und ihm der Papst dazu die Einwilligung verweigerte, sagte er sich vom Papste los und erklärte sich zum Oberhaupt der englischen Kirche. Er zog die Klostergüter ein und verfolgte alle, die sich feinen religiösen Ansichten nicht fügten, Katholiken und Protestanten, mit gleicher Grausamkeit. Er war sechsmal verheiratet, und von diesen sechs Gemahlinnen ließ er zwei enthaupten (Anna Boleyn und Katharina Howard). Erst unter Heinrichs Viii. Sohne Eduard Vi. (1547 bis 1553) faßte die Reformation in England festen Fuß. Aber alles, was dieser aufgebaut hatte, riß feine Schwester Maria (1553—1558), Heinrichs Viii. Tochter von seiner ersten Gemahlin, wieder ein. Diese streng katholische Königin vermählte sich mit dem Könige Philipp Ii. von Spanien. Sie ließ Hunderte von Protestanten hinrichten und arbeitete mit großer Grausamkeit an der Ausrottung des Protestantismus. Unter dem Fluche von Tausenden starb sie 1558, und ihre ausgezeichnete Stiefschwester Elisabeth (1558 bis 1603), Tochter der Anna Boleyn, folgte ihr auf dem Throne. Elisabeth hatte eine wechselvolle Jugend verlebt. Von ihrer Schwester Maria hatte sie viel Ungemach erduldet. Aber in ihrer Einsamkeit hatte sie sich mit den Wissenschaften und mit Musik beschäftigt. Lateinisch sprach und schrieb sie geläufig und richtig, ebenso französisch und italienisch, sie war mit den römischen und griechischen Schriftstellern vertraut. Ihr Geist war im Unglück noch mehr gestählt worden. Sobald sie den Tod ihrer Schwester erfuhr, eilte sie nach London, wo der

3. Mittlere Geschichte - S. 123

1892 - Leipzig : Reisland
— 123 — Mit Hilfe eines Edelmanns entkam sie aus dem Gefängnis, und ihre alten Freunde sammelten sich um sie mit den Waffen in der Hand. Allein sie wurden von Murray geschlagen, und nun blieb ihr keine andere Zuflucht mehr, als bei der Königin Elisabeth in England Schutz und Hilfe zu suchen. Sie landete in Carlisle. Elisabeth ließ ihr sagen: wenn sie beweisen könne, daß sie an dem Morde ihres Gemahls unschuldig sei, so wolle sie ihr zur Wiedereinsetzung behilflich sein. Maria ging darauf ein, und Elisabeth setzte ein Gericht zur Untersuchung ein. Murray erschien und bewies seine Anklage durch Briefe. Doch kam man zu keinem Resultate. Dagegen machten Marias Anhänger mehrfache, wiewohl vergebliche Versuche, sie wieder zu befreien. Dabei kam man selbst Verschwörungen auf die Spur, die gegen Elisabeth gerichtet waren. Maria wurde daher auf festen Schlössern in strengem Gewahrsam gehalten. Bereits 18 Jahre befand sie sich in englischer Haft, als von neuem eine Verschwörung zur Ermordung Elisabeths und zur Befreiung Marias gestiftet ward, an deren Spitze der Engländer Babington stand. Die Verschwörung wurde entdeckt, und die Teilnehmer wurden enthauptet. Da Maria in diese Verschwörung abermals verwickelt war, so hielt Elisabeth nun das Leben derselben mit ihrer eigenen Sicherheit unverträglich. Es wurde daher ein Gericht niedergesetzt, und die Staatsräte sprachen das Todesurteil über sie aus, welches von Elisabeth bestätigt wurde. Maria empfing die traurige Botschaft auf Schloß Fothering-hay, wo sie jetzt gefangen saß, mit Heiterkeit und Würde. Sie beteuerte nochmals ihre Unschuld und nahm dann in der rührendsten Weise von ihren Dienern Abschied. Der 8. Februar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht zuvor brachte sie größtenteils im Gebete zu. Der Beistand eines Priesters, um den sie gebeten hatte, war ihr versagt worden. Am Morgen trat ein Diener zu ihr und sagte ihr, daß es Zeit sei. Mit ruhiger Miene folgte sie. Auf dem Wege fand sie ihren Haushofmeister Melvil. Dieser warf sich ihr zu Füßen und weinte laut auf. Sie entließ den alten Diener mit dem sanftesten Zuspruch, wollte ihn trösten und weinte selbst. Beim Eintritt in den Saal, in welchem das Blutgerüst aufgeschlagen war, trat ein protestantischer Geistlicher zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, ihren Glauben abzuschwören; er drohte ihr mit der ewigen Ver-

4. Mittlere Geschichte - S. 66

1892 - Leipzig : Reisland
— 66 — Konstantin Xi. fiel tapfer fechtend auf den Mauern seiner Hauptstadt. Viele Griechen flohen in das Abendland, wo sie die griechische Sprache verbreiteten und dadurch der Wissenschaft einen neuen Aufschwung verliehen. 12. Maximilian I. Nach Friedrich Iii. folgte sein ritterlicher Sohn Maximilian I. (1493—1519), der schon 1486 zu seinem Nachfolger gewählt war, aus dem deutschen Throne. Dieser war in allem das Gegenteil seines Vaters: lebenslustig und gewandt, tapfer bis zur Tollkühnheit. Schon vor seiner Thronbesteigung wurde durch ihn das Haus Habsburg, das nun bis zum Untergange des Reichs (1806) im Besitz des deutschen Kaiserthrones war, durch großen Ländererwerb bereichert. Karl der Kühne, Herzog von Burgund, der außer diesem Lande noch die heutigen Niederlande besaß, verlangte vom Kaiser Friedrich zum Könige gekrönt zu werden. Der Kaiser aber verlangte vor der Krönung die Vermählung seines Sohnes Maximilian mit Karls einziger Tochter Maria. Aber erst nachdem Karl der Kühne in den Schlachten bei Granson und Murten gegen die Schweizer (1476) seinen Kriegsruhm und bei Nancy (1477) sein Leben verloren hatte, erfolgte die Vermählung Maximilians mit Maria, wodurch die Niederlande an Österreich kamen. Maria starb schon 1482 an den Folgen eines Sturzes vom Pserde, indem sie zwei Kinder hinterließ: Philipp und Margareta. Durch seine zweite Heirat mit der Nichte des Herzogs Ludwig Moro von Mailand wurde Maximilian in Kriege mit Frankreich verwickelt, wodurch er Mailand verlor. Für Deutschland aber war seine Regierung nicht ohne Gewinn. Um dem Faustrecht Einhalt zu thun und Ruhe und Ordnung herzustellen, wurde auf dem Reichstage zu Worms (1495) ein ewiger Landfriede angeordnet, nach welchem bei schwerer Strafe der Reichsacht jede Selbsthilfe verboten wurde. Zur Schlichtung der Streitigkeiten unter den Reichsfürsten wurde das Reichskammergericht eingesetzt, welches aus einem Kammerrichter und sechzehn andern Richtern bestand. Der Sitz desselben war anfangs Frankfurt a. M., dann Speier, seit 1693 Wetzlar. Zur bessern Durchführung dieser Gerichts-pflege wurde das Deutsche Reich (ohne Böhmen und Schweiz)

5. Mittlere Geschichte - S. 67

1892 - Leipzig : Reisland
— 67 — in 10 Kreise eingeteilt, von denen jeder einen Kreisobersten hatte. Diese zehn Kreise waren: der österreichische, bayrische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, niederrheinische, burgun-dische, westfälische, obersächsische, niedersächsische. Auch das Po st wesen wurde unter Maximilian zuerst in Deutschland eingeführt. Die erste Postverbindung wurde zwischen Wien und Brüssel hergestellt und vom Grafen von Taxis geleitet, der zum General-Postmeister ernannt wurde. Diese Würde blieb bei der Familie, und jeder Fürst, der diese neue Einrichtung in seinem Lande treffen wollte, mußte das Recht dazu der Familie Taxis abkaufen. Glücklicher als in seinen Kriegen war Kaiser Maximilian in Vergrößerung seiner Hausmacht. Er bewirkte nämlich die Verbindung seines Sohnes Philipp des Schönen mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand des Katholischen von Aragonien und der Königin Jsabella von Castilien. Zwar starb Philipp schon 1506, aber sein Sohn Karl vereinigte die beiden Länder Aragonien und Castilien zum Königreiche Spanien. Da dieser nun auch die amerikanischen Kolonien und die spanischen Nebenländer Neapel und Sizilien erhielt, so wurde er, später auch noch zum deutschen Kaiser erwählt, der mächtigste Fürst seiner Zeit. Die beiden andern Enkel Maximilians, Ferdinand und Maria, vermählten sich mit den Kindern des Königs Ladislaus von Böhmen und Ungarn und brachten auch diese Länder an Österreich. Im Jahre 1519, als schon durch Luthers Reformation -eine neue Zeit angebrochen war, starb Maximilian, der, ohne gekrönt zu sein, vom Papste den Titel „Erwählter deutscher Kaiser" erhalten hatte, der „letzte Ritter" auf dem Throne. 5*

6. Mittlere Geschichte - S. 90

1892 - Leipzig : Reisland
— 90 — 30 galt, so sagten die Mönche, welche nun nichts mehr mit Abschreiben verdienten, Faust habe einen Bund mit dem Teusel gemacht. Als bei einem Bischofsstreite die Stadt Mainz durch Erzbischof Adolf von Nassau in Brand gesteckt wurde, verbrannte auch Fausts Werkstätte, und Gutenbergs Druckerei geriet ins Stocken. Damals zerstreuten sich die Buchdrucker-gehilfen, die man, um das Geheimnis zu bewahren, ängstlich bewacht hatte, nach Augsburg, Nürnberg, Italien rc., und die Kunst wurde Gemeingut. Gutenberg wurde zu Eltville unter die Hofjunker des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte arm, aber sorgenfrei bis 1466. Im I. 1837 hat ihm die Stadt Mainz ein Denkmal gesetzt. Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst wurde auch die Kupferstecherkunst erfunden und bald durch Einführung des Scheidewassers statt des Grabstichels vervollkommnet. 2. Kulturgeschichtliches. Waren es früher die Klöster gewesen, welche die Wissen sch aften gepflegt und zum Teil gerettet hatten, so traten später, als sich das Verlangen nach einer Verbesserung der Kirche überall kundgab, die Mönche gegen jede wissenschaftliche Forschung auf und verketzerten alle, die das Wort Gottes in seinen Quellen aussuchten. Doch das aufbrechende Licht ließ sich nicht zurückdämpfen. Es ent- standen neue Bildungsanstalten und Universitäten, erst in Italien, dann in allen Ländern Europas. Die erste in Deutschland gegründete Universität war die zu Prag (1348).. Nach dem Muster derselben wurden in schneller Folge viele andre gestiftet: zu Wien (1365), zu Heidelberg (1386), zu Köln (1388), zu Erfurt (1392), zu Würzburg (1402), zu Leipzig (1409), zu Rostock (1419) u. a. Gelehrte wie Johann Reuchlin, Erasmus von Rotterdam und der edle Ulrich von Hutten wetteiferten mit den Italienern in Kenntnis griechischer und lateinischer Sprache und Wissenschaft. Auch die deutsche Dichtkunst war nicht müßig, obgleich ihr Blütenalter zugleich mit dem Rittertums geschwunden war. Das deutsche Minnelied und die ritterlichen Helden-gesänge der Minnesänger waren verstummt; dagegen begannen die ehrbaren Meister in den Städten ihre Stimme zum zunftmäßigen Gesänge zu erheben. Es bildeten sich nach Art der Handwerkerzünfte die Meistersängerzünfte. Die Mitglieder derselben zerfielen in Schüler (Schulfreunde), Sänger und Meister. Es war genau festgesetzt, welches Maß von

7. Mittlere Geschichte - S. 121

1892 - Leipzig : Reisland
— 121 — Jubel des Volkes sie empfing. Es kam mit ihr eine neue Zeit für das Land. Die erste Handlung der jungen Königin war, daß sie bte evangelische Lehre wieder so herstellte, wie sie unter Eduard Vi. gewesen war. Sie ließ sich den Suprematseid leisten, wodurch die Oberhoheit der königlichen Gewalt über die Kirche anerkannt wurde. Sie verfaßte ein Glaubensbekenntnis in 39 Artikeln, welches noch jetzt gilt. Darin bestimmte sie, daß sowohl die Bischöfe als die Ceremonieen beibehalten werden sollten, weshalb die englische Hochkirche auch die b i s ch ö f l i ch e (Episkopal-) Kirche genannt wird. Nun trennten sich von derselben die Puritaner oder Presbyterianer, Reformierte, welche nach Calvin Vereinfachung des Gottesdienstes verlangten und den Suprematseid verweigerten, wodurch innere Zwistigkeiten hervorgerufen wurden. Elisabeth war nie vermählt. Philipp Ii. warb um ihre Hand, ward aber zurückgewiesen. Sie erklärte: England sei. ihr Gemahl und jeder Unterthan ihr Sohn. 2. Maria Stuart. Der Ruhm Elisabeths wurde getrübt durch ihr Betragen gegen die unglückliche Maria Stuart, Königin von Schottland Diese, eine Tochter Jakobs V. von Schottland, war in Frankreich erzogen und in ihrem sechzehnten Jahre mit dem Dauphin, dem nachmaligen Königs Franz Ii. vermählt worden. Als Elisabeth den Thron bestieg, erhob Maria als Enkelin der ältesten Schwester Heinrichs Viii. Ansprüche auf den englischen Thron und nahm mit ihrem Gemahl das englische Wappen und den englischen Königstitel an. Nun blieben zwar ihre Ansprüche erfolglos, aber die Spannung zwischen beiden Fürstinnen wurde immer größer. Zum Unglück starb schon 1560 Franz Ii. und bald darauf auch Mariens Mutter, die Regentin von Schottland. Während der Regentschaft hatte die Lehre der Protestanten auch in Schottland Wurzel gefaßt, besonders durch Johann Knox, der mit hinreißender Kraft und Überzeugung predigte. Sein Feuereifer entflammte das Volk so, daß es Kirchen und Klöster zerstörte. Schon ehe Maria Stuart nach Schottland kam, hatte die Reformation gesiegt. Im I. 1561 kehrte Maria Stuart als Witwe nach Schottland zurück. Sie wandte sich mit der Bitte an Elisabeth, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Diese schlug es ihr ab. Nun schiffte sich Maria ein. Traurig ruhte ihr Blick auf dem geliebten Frankreich. Mit Jubel wurde die 19 Jahre 8*

8. Mittlere Geschichte - S. 100

1892 - Leipzig : Reisland
— 100 — Schrift erst 1534 unter Beihilfe Melanchthons. Luther verfiel oft in Schwermut und bildete sich ein, der Teufel verfolge ihn um feines Werkes willen. Einst, heißt es, glaubte er sogar den Teufel an der Wand zu sehen, aber herzhaft warf er das Tintenfaß nach ihm. Als Luther etwa ein Jahr auf der Wartburg gewesen war, erhielt er die Nachricht, daß in und um Wittenberg viel Unfug getrieben werde. Dr. Karlstadt, Luthers Freund und Amtsgenosse, ein ungestümer, schwärmerischer Eiserer, stürmte mit seinen Anhängern die Kirchen, vertrieb die katholischen Geistlichen und vernichtete die Bilder der Heiligen. Luther vernahm das mit dem tiefsten Unwillen. Nicht länger mochte er aus der Wartburg bleiben, so sehr fein Kurfürst es wünschte. Sofort eilte er nach Wittenberg zurück und predigte acht Tage lang gegen den entstandenen Unfug mit solcher Kraft und solchem Erfolge, daß die Schwärmer die Stadt verlassen mußten und die Ruhe und Ordnung wieder hergestellt wurde. 3. Thomas Miinzer. Auch anderwärts entstanden bedenkliche Unruhen. Aus dem Bauernstande lastete damals ein schweres Joch. Durch drückende Abgaben, harte Frondienste rc. wurden die Bauern wie Leibeigene behandelt. Sie hatten schon mehrmals versucht, das Joch abzuschütteln. Als nun Luther von der christlichen Freiheit predigte und meinte, es dürfe niemand zum Glauben gezwungen werden, so verstanden die Bauern unter christlicher Freiheit die Befreiung von Abgaben und Frondienst. Sie scharten sich zusammen und setzten zwölf Punkte ihrer zum Teil gegründeten, doch vielfach unmäßigen Forderungen auf. Auch Luther war aufgefordert worden, sich darüber zu erklären, und gab eine Ermahnung zum Frieden heraus. Aber damit war beiden Teilen nicht gedient. In Franken, Schwaben, Thüringen und am Rheine, überall brach die Empörung aus, und brennende Burgen und Klöster bezeichneten ihre verheerende Bahn. Graf Helfenstein wurde nach der Eroberung von Weinsberg in die von den Bauern hingehaltenen Spieße gejagt. In Schwaben wurde der Bauernkrieg durch den grausamen Grasen Georg Truchseß von Waldburg mit dem Heere des schwäbischen Städtebundes unterdrückt. Durch solche Greuel veranlaßt, gab Luther eine Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" heraus, worin er sagt, man solle sie wie tolle Hunde totschlagen. Auch Ritter Götz von Berlichingen mit der

9. Mittlere Geschichte - S. 124

1892 - Leipzig : Reisland
— 124 — dammnis. Sie Bat ihn, sich und sie nicht zu Belästigen, da sie entschlossen sei, im katholischen Glauben zu sterben. Sie Betete hierauf für ihre Kirche, für ihren Sohn und für Elisabeth. Dann wurden ihr die Augen verbunden, woraus sie niederkniete und ihr Haupt aus den Block legte. Mit dem zweiten Hiebe war es vom Körper getrennt. So starb Maria im fünfundvierzigsten Jahre ihres Alters. Sie hatte ihre Fehler schwer genug gebüßt. Elisabeth zeigte Bei der Nachricht von Mariens Tode große Bestürzung. Sie vergoß Thränen und verwünschte den Diensteifer ihrer Räte. Ja, sie suchte sogar das Gehässige der That auf die Minister zu wälzen. Doch war die Hinrichtung nicht ohne gefahrdrohende Folgen. Der Papst erneuerte feinen Bann gegen Elisabeth. König Philipp Ii. von Spanien aber hatte es auf die Vernichtung der protestantischen Königin abgesehen, deren Flotte eine Anzahl spanischer Schiffe in Cadiz zerstört und die spanischen Kolonieen geschädigt hatte. Es wurde eine Flotte ausgerüstet, die sogenannte Armada (die unüberwindliche), die aus 150 Schiffen Bestand, welche 20 000 Soldaten, 8000 Matrosen und 3000 Kanonen, sowie eine Schar Mönche mit dem Großinquisitor zur Katholisierung Englands an Bord hatte. Sie stand unter dem Befehl des Herzogs von Medinasidonia. Allein durch die Geschicklichkeit des englischen Admirals Howard und durch furchtbare Seestürme wurde die stolze Armada im englischen Kanal vernichtet. England wurde unter der umsichtigen Regierung Elisabeths die erste See- und Handelsmacht. Elisabeth starb 1603, nachdem sie den Sohn der Maria Stuart als Jakob I. zu ihrem Thronerben eingesetzt hatte. I Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Gerbel & Co. in Alten bürg.

10. Mittlere Geschichte - S. 45

1892 - Leipzig : Reisland
— 45 — eigner Schwiegersohn, zornig hervor und rief: „Wie darfst du frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurteilen?" Zugleich hieb er ihn mit dem Schwerte, daß er für tot Hinwegetragen wurde. Der König verbiß seinen Zorn. Konradin sprach noch rührende Worte zum Volke. Dann umarmte er seinen Jugendfreund, legte sein Oberkleid ab, hob die Arme gen Himmel und sprach: „Jesus Christus, Herr der Welt! Wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände!" Nun kniete er nieder und rief: „D Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Darauf empfing er den Todesstreich. Als Friedrich das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er im heftigsten Schmerze laut auf, so daß alle zu Thränen gerührt wurden. Dann fiel auch sein Haupt. So kläglich endete das edle Geschlecht der Hohenstaufen. 5. Siziliamsche Vesper. Durch ganz stalten zogen sich wilde Parteikämpfe. Auch das Papsttum hatte in Karl von Anjou einen gefährlichen Gegner erhalten. Aber das Regiment der Franzosen war begleitet von der unmenschlichsten Tyrannei. Länger als zehn Jahre erduldeten die Sizilier diese Gewaltherrschaft, da nahm das unterdrückte Volk Rache. Infolge einer frechen Frevelthat, welche ein Franzose namens Drouet an einer Bürgerstochter in Palermo beging, kam es um die Vesperstunde des 30. März 1282 in Palermo zu einem Mutigen Aufstande, bei welchem alle Franzosen auf Sizilien ermordet wurden. Dieses Blutbad wird die sizilianische Vesper genannt. Die Herrschaft über Sizilien wurde Peter von Aragonien übertragen. Nun fetzten zwar die Franzosen alle Mittel in Bewegung, die Insel wiederzuerobern, allein alle Anstrengungen blieben erfolglos, Sizilien blieb dem Hause Aragonien. 6. Das Interregnum. Zwei Jahre nach dem ^ode Konrads Iv. kam sein Gegenkaiser Wilhelm von Holland in einem Kriege gegen die Friesen um (1256). Das kaiserliche Ansehen war bereits so tief gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone annehmen wollte. Sie wurde daher fremden fürsten übertragen. Ein Teil der Fürsten wählte Richard von Cornwallis, einen englischen Prinzen, der andere den spanischen König Alfons X. von Castilien. Letzterer ist nie nach Deutschland gekommen; Richard kam dreimal, aber sein Ansehen dauerte nur so lange als sein Geld. Man nennt diese
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