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1. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 159

1902 - Leipzig : Roßberg
— 159 — rate und Beichtväter an Fürstenhöfen; die Schulen der Jesuiten wurden von zahlreichen Prinzen fürstlicher Häuser besucht, die später als Herrscher die Grundsätze des Ordens in ihren Ländern durchführten. Die Früchte ihrer Tätigkeit zeigten sich am besten in Bayern und Österreich, wo der Protestantismus allmählich verdrängt wurde. § 168. Die Hugenotteukriege in Frankreich und ihre Rückwirkung auf Deutschland. In Frankreich fand die calvinische Lehre, deren Bekenner man hier Hugenotten nannte, besonders viele Anhänger unter dem hohen Adel, der gegenüber dem Königtum eine selbständige Stellung zu behaupten suchte. Die Führung der Hugenotten übernahm die bourbonische Nebenlinie des französischen Herrscherhauses der Valois, welche das Königreich Navarra in den Pyrenäen besaß. An der Spitze der Katholiken standen die Herzöge von Guise. Es kam zu einem furchtbaren Bürger- und Religionskriege, der mit Unterbrechungen über dreißig Jahre dauerte (1562—1595) und Frankreich an den Rand des Abgrundes brachte. Der Retter seines Landes war Heinrich von Navarra. Er bestieg nach dem Aussterben der Valois als Heinrich Iv. den französischen Thron, gewann die Katholiken durch seinen Übertritt zu ihrem Bekenntnisse und versöhnte die Calvinisten durch den Duldungserlaß von Nantes. Frankreich blieb ein 1598. überwiegend katholisches Land. Durch die Hugenottenkriege wurden die religiösen Gegensätze in Deutschland noch verschärft. Namentlich steigerte das Blutbad der Bartholomäusnacht (23.-24. August 1542), wodurch in Paris und in den Provinzen mehrere Tausend Hugenotten umkamen, die Erbitterung der Protestanten. Auch die persönliche Teilnahme so vieler Deutschen an diesen Kriegen war nur zu sehr geeignet, den konfessionellen Haß in Deutschland zu schüren. Als Frankreich sich einigermaßen zu erholen begann, nahm Heinrich Iv. die deutschseindliche Politik der früheren französischen Könige wieder auf. Schon war er im Begriffe, mit Heeresmacht in Deutschland einzufallen, da traf ihn der Dolch eines Meuchelmörders (1610). § 169. Der Ausstand der Niederlande gegen die spanische Herrschaft und seine Folgen snr Deutschland. Die Niederlande, welche unter Karl V. siebzehn Provinzen umfaßten, waren von diesem Kaiser unter dem Namen „bur-

2. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 211

1902 - Leipzig : Roßberg
— 211 — 20. Oktober 1668 geboren. Ihre reichen Anlagen wurden durch einen gründlichen und vielseitigen Unterricht auf das beste entwickelt. Von fremden Sprachen verstand sie die lateinische, italienische, französische und englische. Sie machte mit ihren Eltern frühzeitig eine Reise durch Italien und Frankreich und kam mit vierzehn Jahren an den Hof Ludwigs Xiv. Zwei Jahre lang blieb sie daselbst und lernte die französische Sprache bis zu solcher Vollendung, daß später ein Gesandter in Berlin verwundert fragte, ob die Fürstin denn auch Deutsch verstehe. Dem Wunsche ihrer Eltern entsprechend heiratete sie 1684 den Kurfürsten Friedrich Iii. Ihr gebildeter Geist, der sich gern mit guten Dichterwerken und gelehrten Schriften beschäftigte, konnte keinen Geschmack an den prunkvollen Hoffestlichkeiten finden, woran ihr Gemahl so große Freude hatte. Es bildete sich allmählich um die Kurfürstin ein engerer Kreis von gleich-gesinnten Herren und Frauen zur Ausübung der Künste und zur gegenseitigen Belehrung durch wissenschaftliche Gespräche. Der Kurfürst war einsichtig genug, diesen Neigungen seiner Gemahlin Rechnung zu tragen. Er schenkte ihr ein Landhaus in dem Dorfe Lietzow in der Nähe Berlins und ließ ihr dort durch seine bedeutendsten Baumeister das Lustschloß Charlottenburg bauen. Hier war der Lieblingsaufenthalt der Fürstin und ihrer gelehrten Umgebung, deren Hauptzierde eine Zeitlang der Philosoph Leibniz war. Sophie Charlotte starb schon in ihrem 37. Lebensjahre zu Herrenhausen bei Hannover. 2. Friedrich Wilhelm I. § 23«. Friedrich Wilhelms I. Jugend und Thronbesteigung. Friedrich Wilhelm wurde am 15. August 1688 geboren. Schon als Kind zeigte er einen entschiedenen Willen und lebhaften Geist; was aber seine Erzieherinnen an ihm zu tadeln hatten, war eine gewisse Heftigkeit, die ihn später mitunter zu übereilten Handlungen hinriß. Daher wurde er frühzeitig männlicher Aufsicht übergeben. Er erhielt den Generalleutnant von Dohna zu seinem Erzieher, der aus ihn den besten Einfluß ausübte. Insbesondere ist es dessen Abneigung gegen putzsüchtiges Wesen zum Teil zuzuschreiben, daß sein Zögling ein abgesagter Feind alles nichtigen Prunkes wurde. Überhaupt war Friedrich Wilhelm darauf bedacht, unnütze Ausgaben zu vermeiden. Die Wahl seiner Lehrer, eines Franzosen, der zum Unterrichten wenig geschickt war, und eines Deutschen, der zuviel aus Kleinigkeiten hielt, war keine glückliche. Liebe zu den Wissenschaften, Teilnahme 14*

3. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 214

1902 - Leipzig : Roßberg
— 214 — der europäischen Großmächte. Preußen aber hatte nun endlich die Odermündung und Stettin in der Hand, die einst der Große Kurfürst vergeblich zu erwerben gesucht hatte. X § 232. Friedrich Wilhelms Tätigkeit als Regent. 1. Wirtschaftliche Maßregeln. Um verödete Landstriche zu bevölkern, erleichterte der König die Einwanderung fremder Ansiedler durch die Gewährung von Reisegeld und freiem Bauholz. So gewährte er bis zum Jahre 1728 gegen 20000 Familien Ausnahme. 1732 siedelte er 17000 protestantische Salzburger in Preußen an und zog eine große Anzahl Handwerker (böhmische Tuchweber) ins Land. Die Domänen wurden zu Musterwirtschaften eingerichtet, große Strecken Landes im Havelland ausgetrocknet und Hol= ländereien für Butter- und Käsebereitung angelegt. Die Bauern der königlichen Güter befreite er von der Leibeigenschaft, so daß sie nur noch erbuntertänig waren; ebenso verbot er den Gutsherren wie den Domänenpächtern das Prügeln der Untertanen. Auch trat er dem Mißbrauch entgegen, den manche Beamte und Offiziere mit dem Vorspanndienst der Bauern trieben. Zur Förderung des Gewerbefleißes schärfte der König den Behörden ein, dafür zu sorgen, daß alle Gattungen von Manufakturen, die noch nicht im Lande seien, daselbst eingerichtet werden sollten. Namentlich suchte er das Wollengewerbe soviel wie möglich zu heben, indem er dabei betonte, „daß dadurch viele arme Leute ihr Brot haben können". Deshalb verbot er die Einfuhr fremder Gegenstände der Gewerbetätigkeit und die Ausfuhr einheimischer Rohstoffe (Wolle, Flachs, Leder, Holz). In Berlin wurde eine große Tuchfabrik errichtet und das ganze Heer mit einheimischem Tuch bekleidet. Um den Absatz der Waren und den Verkehr im Lande zu erleichtern, begann er in seinem Staate die Gleichheit der Münzen, Maße und Gewichte durchzuführen. Für die mittellosen Kranken und die Waisen hatte der König ein warmes Herz. So errichtete er in Berlin ein Krankenhaus, die sog. Charite, und in Potsdam das Militärwaisenhaus. 2. Die Stellung zu Kunst und Wissenschaft. Für Wissenschaften und Künste besaß der König weder Neigung noch Verständnis. Ja er liebte es sogar, die Gelehrten zu verspotten. Nur das Volksschulwesen lag ihm am Herzen. Er machte den Anfang zu einer allgemeinen Volksbildung in Preußen. Die Eltern wurden für Schulversäumnisse der Kinder bestraft; kein Kind sollte aus der Schule entlassen werden, das nicht lesen konnte. Unter seiner Negierung wurden mehr als

4. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 217

1902 - Leipzig : Roßberg
— 217 — Um alles mit eigenen Augen zu sehen, reiste er beständig im Lande umher. Dabei besichtigte er die Truppen, pruste die Tätigkeit der Beamten und überzeugte sich von dem Zustande der Landwirtschaft, der Gewerbe, der Schulen und Kirchen. Wehe den pflichtvergessenen Beamten! '§ 235. Hof- i,rrd Familienleben. Bei Hose herrschte die größte Einfachheit. Feine französische Gerichte durften nicht auf den Tisch kommen; denn der König mar ein Feind des französischen Wesens. Hofseste wurden nur bei besonderen Anlässen veranstaltet. In allen Schlössern, besonders zu Berlin und Potsdam und in dem 8<^gbschlosse Wusterhausen, waren Rauchzimmer sür die Abhaltung des Tabakskollegiums eingerichtet. Das Familienleben Friedrich Wilhelms bot einen wohltuenden Gegensatz zu dem leichtfertigen und sittenlosen Treiben der meisten europäischen Höfe. Seine Gemahlin Sophie Dorothea, eine feingebildete, edle Frau, war eine Tochter des hannoverschen Kurfürsten und spätern Königs von England Georg I. Sie hoffte ihre ältesten Kinder Friedrich und Wilhelmine Friederike mit Mitgliedern des englischen Königshauses zu vermählen, wodurch der König, der davon nichts wissen wollte, oft zu Heftigkeiten hingerissen und das Familienleben bei Hose zeitweise recht unerquicklich wurde. § 236. Friedrich Wilhelms Persönlichkeit und Lebensweise. Friedrich Wilhelm war von mittlerer Größe und kräftigem Wüchse. In dem runden, gebieterischen Antlitz leuchteten helle, lebhafte Augen. Seine regelmäßige Kleidung war die Uniform. Beim Ausgehen trug er einen dreieckigen Hut und in der Hand den gefürchteten Bambusstock. — Entsprechend seinem Worte: „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren", stand er im Sommer um 4, im Winter um 6 Uhr auf. Eine Stunde später mußten seine Räte erscheinen und ihm die eingegangenen Schriftstücke vorlegen. Bis 10 Uhr war er mit Regierungsangelegen-heiten beschäftigt; die noch übrige Zeit des Vormittags widmete er seinen Soldaten; um 12 Uhr wurde höchst einfach zu Mittag gegeffen. Dabei erfreute es den König, wenn schönes, selbst gezogenes Obst aus der Tafel erschien. Den Nachmittag verbrachte er meistens im Kreise seiner Familie. — Außer dem Vergnügen, welches er auf Treibjagden suchte, gönnte er sich nur abends Erholung in dem Tabakskollegium. Nur aus Reisen wurde von dieser Einteilung des Tages abgewichen.

5. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 227

1902 - Leipzig : Roßberg
— 227 — § 244. Die politische Lage in Europa zur Zeit des Regierungsantritts Friedrichs Ii. Die wichtigste Frage war für Österreich damals, ob es nach dem Tode Karls Vi. seiner Tochter Maria Theresia gelingen würde, die Herrschaft über die österreichischen Erblande zu behaupten. Zwar hatten die meisten Staaten Europas das Haus-gesch der weiblichen Erbfolge in Österreich, die sog. pragmatische Sanktion Karls Vi., anerkannt, aber die Kurfürsten Karl Albert von Bayern und August Iii. von Sachsen, der zugleich König von Polen war, erhoben aus Grund ihrer Verwandtschaft mit dem Kaiserhause Anspruch auf Teile des Erbes, und es war zu erwarten, daß Frankreich, obwohl es die pragmatische Sanktion anerkannt hatte, sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, Habsburg zu schädigen, zu dem es seit den Tagen Karls V. in Gegnerschaft stand. In Frankreich war auf Ludwig Xiv., dem sein Sohn und der ältere seiner Enkel im Tode vorangegangen waren, im Jahre 1715 sein Urenkel Ludwig Xv. gefolgt, für den anfangs eine vormundschastliche Regierung eintrat. Unter der sparsamen Leitung des Kardinals Fleury hatte sich das Land einigermaßen erholt, ein Teil der Schulden war bezahlt und die Bevölkerung gewachsen. Frankreich besaß in Nordamerika ausgedehnte Kolonien, Kanada am Lorenzostrom und Louisiana am Mississippi. Dadurch wurde es in Zwistigkeiten mit England verwickelt, welches seit Beginn des 17. Jahrhunderts ebenfalls an der nordamerikanischen Küste Kolonien gegründet hatte, Neu-England, Virginien, Karolina u. a., und seine Hände immer weiter ausstreckte. In diesen Streitigkeiten stand Spanien zunächst aus der Seite Frankreichs. Die Krone von England war nach dem Tode der Königin Anna im Jahre 1714 an das Haus Hannover gefallen. Damals hatte Georg I. den Thron bestiegen, aus welchen Georg Ii. gefolgt war. In diesem Lande gab in allen wichtigen Fragen nicht der König, sondern das Parlament den Ausschlag. In dem großen Streite, der sich jetzt um die pragmatische Sanktion erhob, stellte sich England, infolge seines Gegensatzes zu Frankreich, aus die Seite Österreichs. Auch Rußland griff jetzt in die europäischen Verwickelungen ein. Hier hatte 1741 infolge einer Palastrevolution die jüngste Tochter Peters des Großen, Elisabeth, den Zarenthron bestiegen. § 245. Der erste Schlesische Krieg 1740 1742 und die Anfänge des Österreichischen Erbsolgekrieges. Die eigentümliche Lage, in der sich Österreich befand, bot Friedrich die günstige Gelegenheit, die früheren Ansprüche seines 15*

6. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 236

1902 - Leipzig : Roßberg
— 236 — wirtschastung des Bodens gemacht waren, und dieselben später in der Heimat verwerteten. Auch sorgte er für neue Feld- und Gartenfrüchte. Dem Eingreifen des Königs ist es zu verdanken, daß die noch wenig bekannte Kartoffel im großen angebaut wurde. Um für das Rindvieh die nötigen Futterkräuter zu ziehen, wurde der noch wenig bekannte Klee- und Lupinenbau gefördert. Für gute Leistungen in der Landwirtschaft setzte er Belohnungen und Preise aus; in Schlesien stiftete er den ersten landwirtschaftlichen Kreditverein. Auf den Krongütern wurden Musterwirtschaften angelegt; die Schafzucht wurde durch Einführung spanischer Tiere verbessert. Den Frondienst erleichterte er auf drei Tage und setzte eine bessere Behandlung der Bauern durch. § 255. Friedrichs Verdienste um die Hebung des Handels und der Industrie. Noch mehr als für die Landwirtschaft tat Friedrich für die Industrie, die, wie er selbst sagte, in seinem Lande „noch in der Wiege" war. 1. Gleich nach seiner Thronbesteigung hatte Friedrich eine besondere Abteilung im Generaldirektorium gegründet, deren Aufgabe die Verbesserung der vorhandenen Fabriken und die Einführung neuer Gewerbszweige war. 2. Die herangezogenen Ausländer wurden in neu angelegten Fabriken beschäftigt und die ausländischen Erzeugnisse mit hohen Steuern belegt. 3. Die alten Gewerbe, wie z. B. die Wollmanusakturen in der Mark, die Leinwandfabriken in Westfalen und die schlesische Weberei, erhielten Unterstützung. Wolle und Leinwand durften nicht eingeführt werden. 4. In Berlin wurde eine Porzellan- und Samtfabrik angelegt, eine Kattundruckerei eingerichtet und eine Spinnmaschine ausgestellt. Die Mädchen im Potsdamer Waisenhaus mußten das Spitzenklöppeln erlernen. Die Maßregeln des Königs trugen reiche Früchte. In der Kurmark, in Schlesien und in den rheinisch-westfälischen Provinzen entwickelte sich eine lebensfähige Industrie. 5. 1765 gründete der König die erste Bank in Berlin, welche den Kaufleuten Geld zu billigen Zinsen vorschießen sollte, damit sie nicht Wucherern in die Hände fielen. Bald entstanden auch in den Provinzen Banken. Ein zweites großes Geld- und Handelsinstitut wurde 1772 unter dem Namen der Seehand-lungsgesellschast errichtet, deren Schiffe unter preußischer Flagge die fremden Häfen besuchen sollten.

7. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 238

1902 - Leipzig : Roßberg
— 238 — von der Verwaltung getrennt und nur wissenschaftlich Befähigten anvertraut und die völlige Gleichheit aller Untertanen vor dem Gericht ausgesprochen. Auch dann, wenn ein Bürger gegen die königlichen Behörden oder gegen den König selbst Klage führte, sollten die Richter nur aus Grund der Gesetze nach Pflicht und Gewissen urteilen. So wurde Friedrich der Schöpfer eines pflichttreuen, unabhängigen Richterstandes. Aus Friedrichs Veranlassung entstand auch das Allgemeine Landrecht sür die preußischen Staaten. Es ist das erste große Gesetzbuch in deutscher Sprache, welches zwar unter dem großen König vollendet, aber erst unter seinem Nachfolger in Wirksamkeit getreten ist und seine Geltung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bewahrt hat. \^§ 258. Friedrichs Versuche zur Hebung der Volksbildung. Die von Friedrichs Vater erlassene Schulordnung (1736) war nicht vollzogen worden, namentlich nicht von den adligen Schul-patronen. Bald nach dem Hubertus bürg er Frieden erließ der König das Generalschulregiment, welches die Eltern verpflichtete. ihre Kinder in die Schule zu schicken. Auch sollten die Lehrer ihre Tüchtigkeit für ihr Amt in Prüfungen nachweisen, deshalb wurden einzelne Lehrerseminare gegründet. Doch blieben die Verordnungen des Königs oft ohne Erfüllung, weil zu geringe Mittel vorhanden waren, so daß er häufig invalide gewordene Unteroffiziere als Lehrer einstellte. § 25t). Förderung von Kunst und Wisseuschasteu. Den Gelehrten zollte Friedrich hohe Achtung, aber an die Akademie, welche er aus gänzlichem Verfall emporhob, berief er fast nur Franzosen. Eine Reihe von hervorragenden Gebäuden oerdankt Friedrich die Entstehung oder Wetterführung, so das Schloß Sanssouci, das Opernhaus, das Jnvalidenhaus, die Hedwigskirche, die Bibliothek, der Palast des Prinzen Heinrich. Seinen verdienten Generalen Schwerin, Winterseldt, Keith, Seydlitz, Zieten und dem alten Dessauer ließ er Standbilder errichten. Ganz besonders erfreute sich die Oper Friedrichs Begünstigung. Über die neueren Erzeugnisse der deutschen Literatur urteilte der König bis zu seinem Ende hart und absprechend, nur der Dichter Gellert galt ihm etwas.

8. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 242

1902 - Leipzig : Roßberg
— 242 — Das Streben der Kaiserin als Regentin war durchaus selbstherrlich nach jeder Richtung hin. Wie die Rechte der Stände durch die Selbstherrschaft und eine Ministerregierung beschränkt wurden, so wurden auch den Städten manche Befugnisse der Verwaltung und des Gerichtswesens entrissen; die ländliche Bevölkerung unterlag völlig der Willkür der Regierung. Ein neues Gesetzbuch hob die Hexenprozesse und Verbrennungen auf, ebenso wurde später die Folter abgeschafft. Sehr viel geschah unter ihrer Regierung zur Hebung des Gewerbes und Handels. In Wien wurde eine Porzellanfabrik gegründet. Viele Eisen- und Stahlwerkstätten, sowie Baumwoll-und Seidenfabriken entstanden. Wien wurde zur Industriestadt. ' Auch Kanäle und Straßen wurden gebaut, die Schiffahrt und das Postwesen gehoben. Im Heere wurde viel verbessert, meist nach preußischem Muster. § 265. Josef Ii. Nach dem plötzlichen Tode ihres Gemahls Kaiser Franz I. (1765) nahm Maria Theresia ihren ältesten Sohn Josef Ii. zum Mitregenten an, in Wirklichkeit war er nur ihr erster Minister. Sein Vorbild war Friedrich der Große. Josef Ii. bereiste sowohl das ganze Gebiet seiner Hausmacht, um sich über die Bedürfnisse der Bevölkerung zu unterrichten, als auch die Nachbarländer, um ihre Zustände kennen zu lernen. In kirchlicher Beziehung war zwischen beiden Regenten ein tiefer Abgrund; die Mutter entsetzte sich über das Streben des Sohnes nach Herstellung der Glaubensfreiheit. Nach dm Tode der Kaiserin (1780) war Josef Alleinherrscher; er suchte jetzt in seinen Ländern kirchliche, gesellschaftliche und 'staatliche Neuerungen vder Verbesserungen einzuführen. Durch ein Toleranzedikt gewährte er den Protestanten und Griechischkatholischen freie Religionsübung und gleiche Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klöster wurde vermindert und das dadurch gewonnene Vermögen zur Errichtung von Schulen und wohltätigen Anstalten benutzt. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und führte eine gleichmäßige Besteuerung und Gleichstellung vor dem Gesetz ein. Allgemeine Unzufriedenheit in allen Klassen der Bevölkerung, ein offener Aufstand in Belgien und ein drohender Aufstand in Ungarn waren die Folgen. Josef starb aus Gram über feine fruchtlose Lebenstätigkeit. „Ich habe das Unglück gehabt, alle meine Entwürfe scheitern zu sehen." Unter seinem Nachfolger Leopold Ii. blieb nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft bestehen. —h—das Beispiel der aufgeklärten Regierungen Friedrichs des Großen und Josefs Ii. blieb unter den anderen zeitgenössischen

9. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 305

1902 - Leipzig : Roßberg
— 305 — der damals in Bad Ems sich aufhielt, die Mißstimmung der französischen Regierung über diese Wahl zum Ausdruck zu bringen. Um Frankreich den Vorwand zum Kriege zu nehmen, verzichtete der Erbprinz Leopold auf die spanische Krone; nun verlangte Benedetti am 13. Juli 1870 vom König Wilhelm die Zusicherung, daß er die Bewerbung eines Hohenzollern um den spanischen Thron niemals wieder zulassen werde. Mit ruhiger Entschiedenheit wies der königliche Greis das Ansinnen ab, zugleich ließ er dem Botschafter bedeuten, daß er es ablehne, mit ihm noch weiter über diese Angelegenheit zu verhandeln. Diese Weigerung sah die französische Regierung als eine Beleidigung Frankreichs an und erklärte an Preußen den Krieg. Am 15. Juli war der König nach Berlin zurückgereist. Am Abend desselben Tages ordnete er die Kriegsbereitschaft des Heeres an. Vier Tage später trat der Reichstag des Norddeutschen Bundes zusammen. ld* Hat Deutschland", so hieß es in der vom König verlesenen Tyron-rede. „Vergewaltigungen seines Rechts und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten schweigend ertragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war." — „Wir werden nach dem Beispiele unserer Väter für unsere Freiheit und für unser Recht gegen die Gewalttat fremder Eroberer kämpfen, und in diesem Kampfe wird Gott mit uns sein, wie er es mit unseren Vätern war." Dem versammelten Reichstage teilte der Bundeskanzler mit, daß eben die sranzösische Kriegserklärung eingelaufen fei. Die Geldforderungen der Regierung wurden von der Mehrheit der Abgeordneten fofort bewilligt. An demselben Tage, dem Geburtstag seiner verewigten Mutter, der Königin Luise, erneuerte König Wilhelm für die Dauer dieses Krieges den Orden des Eisernen Kreuzes. Gleichzeitig befahlen die süddeutschen Fürsten die Kriegsbereitschaft ihrer Truppen und unterstellten sie dem Oberbefehl des Königs von Preußen. 2. Ter Aufmarsch der deutschen Heere. Die übermütige Kriegspartei in Paris träumte von einem raschen Siegesmarsch nach Berlin, obgleich die Vorbereitungen zum Kriege auf französischer Seite nur mangelhaft getroffen waren. Dagegen war auf preußischer Seite alles in bester Ordnung. Nord- und Süddeutschland standen einmütig zusammen. Mächtig entbrannte die vaterländische Begeisterung. Zum ersten Male wieder seit Jahrhunderten zogen die deutschen Heere unter einheitlicher Führung aus in den Kampf ..zur Wacht am Rhein". Das deutsche Heer stand unter dem Oberbefehl des greifen Königs Wilhelm; er leitete von feinem Hauptquartier aus mit feinem bewährten General Moltke. dem ernsten „Schweiger", die Bewegungen der Truppen. Rotzbach, Lehrbuch der deutschen Geschichte. 2. Aufl. 20

10. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 308

1902 - Leipzig : Roßberg
— 308 — zur Schlacht bei Sedan. Die Franzosen wurden auf allen Punkten geschlagen und immer mehr eingeengt. In Mac Mahons Hauptquartier befand sich auch Napoleon. Als die Sieger Miene machten, Sedan zu beschießen, befahl er, eine weiße Fahne zu hissen, um anzudeuten, daß er unterhandeln wolle. Am Nachmittag des 1. September bot er durch einen seiner Generaladjutanten dem König Wilhelm seine Ergebung an. „Da ich nicht an der Spitze meiner Truppen fallen konnte, so bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Degen in die Hände Eurer Majestät zu legen." So lautet das kurze, denkwürdige Schreiben. Am folgenden Tage, dem 2. September, hatte er eine Begegnung mit König Wilhelm und mit Bismarck; das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel wurde ihm für die Dauer des Krieges als Aufenthaltsort angewiesen. Am gleichen Tage unterzeichnete der General Wimpffen, der an Stelle des verwundeten Mac Mahon den Oberbefehl übernommen hatte, die Kapitulation von Sedan; dadurch kam das gesamte eingeschlossene Heer in deutsche Kriegsgefangenschaft. In Deutschland riefen die Nachrichten von den großartigen Erfolgen unaussprechlichen Jubel hervor. In Paris aber brach der Volksaufstand aus, das Kaisertum wurde beseitigt und die Republik ausgerufen; die Kaiserin Eugenie floh nach England. 6. Die Belagerungen der Festungen. Zwei Wochen nach dem Fall von Sedan langten die deutschen Truppen, die dort gekämpft hatten, vor Paris an und begannen die Einschließung der gewaltigen Stadt. König Wilhelm verlegte sein Hauptquartier nach Versailles. Die Eingeschlossenen machten mehrere Versuche, den Ring der deutschen Armeen zu durchbrechen. Besonders blutig verlief der Durchbruchsversuch, den der General Ducrot Anfang Dezember nach Osten in der Gegend der Dörfer Champigny und Brie machte. Aber als der Hunger kam und seit Ende Dezember die schweren Belagerungsgeschütze ihre verheerenden Geschosse in das Häusermeer hineinschleuderten, da war jede weitere Verteidigung aussichtslos, besonders nachdem auch der letzte große Ausfall nach Westen am 19. Januar 1871 abgeschlagen worden war. Am 28. Januar 1871 mußte sich Paris ergeben. Die „provisorische Regierung der nationalen Verteidigung", die nach dem Sturze des Kaisertums in Paris die Leitung Frankreichs in die Hände genommen hatte, verließ großenteils kurz vor der Einschließung die Stadt und verlegte zunächst ihren Sitz nach Tours, später nach Bordeaux. Ihr tatkräftigstes Mitglied war der Advokat Gambetta, der tatsächlich diktatorische Gewalt im Staate ausübte.
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