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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Aus dem Deutschen Reiche - S. 98

1897 - Leipzig : Wachsmuth
98 bis 0,37 m bei leerem und von 1,4 bis 1,7 ui bei vollbeladenem Zustande. Ihre Tragfähigkeit beläuft sich auf 200 bis 230 t. Die Zillen werden höchstens 40 ui laug und 4,5 ui breit gebaut und erhalten einen Tiefgang von 0,16 bis 1 ui. Ihre Tragfähigkeit beläuft sich auf 100 bis 120 t. Sie werden in den waldreichen Gegenden der oberen Moldau ans Fichten- und Tannenholz roh zusammengezimmert, und leer oder mit Landesprodnkten beladen gehen sie hinab an die Werften zwischen Anßig und Bodenbach, wo sie ausgebaut, mit Kajüten, Masten, Ankern und dergl. versehen und vor allem widerstandsfähiger gemacht werden. Die „nackte" Zille wird so zur „Markt- zille", denn oft geht sie schon nach der ersten Thalfahrt durch Kauf in andere Hände über. „Der Zille darin ähnlich, daß es auch an seinem Ursprnngsorte nur dürftig zugerichtet und erst weiter flußabwärts umgeformt und zu weiterer Reise tauglich gemacht wird, aber noch viel einfacher als sie, nämlich Fahr- zeug und Ware zugleich, ist das Floß. Die mannigfachen Gestaltungen desselben, die in Böhmen gebräuchlich und besonders durch die Znfnhrw?ge bedingt sind, weichen — in der Regel erst, wenn es die Landesgrenze über- schritten hat — den drei Hanptformen der sächsischen Banart, deren unter- scheidendes Merkmal in der Verbindung der Lagen oder Tafeln besteht, ans denen jedes Floß sich zusammengesetzt. Bei dem „Floß mit Boden", das seines großen Tiefgangs wegen nur bei hohem Wasferstande, meist nur im zeitigen Frühjahre, zu erwarten ist, liegen in einer Tafel 30 bis 60 Stämme, die etwa 8 bis 10 ui lang sind und vorn und hinten von Qnerstaiuzen zusammengehalten werden, so nebeneinander, daß an den Enden jeder zweite um etwa 2,25 m hervorragt; in die Lücken der einen Tafel greifen die vor- stehenden Stämme der anderen ein und eine besonders starke Qnerstange fesselt sie aneinander. Sechs ans solche Weise verbundene Lagen bilden den „Boden", ans dem nun abwechselnd quer oder der Länge nach Stämme und oberhalb des Wassers Bretter, Stangen, Pfähle, Brennholz und dergl. geladen werden, bis ein Einsinken des Ganzen von 1,40 bis 1,65 ui erfolgt ist. Durch Verwendung stärkerer Stämme und durch vermehrte Belastung führt man in der Mitte des Floßes eine etwas größere Breite und tiefere Einsenknng herbei. Diese Bauart ist die ältere; jünger, erst im Anfange der vierziger Jahre eingeführt, ist die der „Prahme", eines Floßes, das zwar länger, aber flacher als jenes ist. Bei einer Länge von 100 bis höchstens 113 ui besteht es gewöhnlich aus 10 nicht über 12 ui breiten Tafeln, die ebenso zusammen- gesetzt und beladen werden wie jene, aber mit der Abweichung, daß sie an ihren Enden geradlinig abschneiden und sich nicht berühren, sondern durch

2. Aus dem Deutschen Reiche - S. 8

1897 - Leipzig : Wachsmuth
boote durchkreuzen den See, und riesige, mit stockwerkhohen Verdecken ver- sehene Trajekt- oder Überfuhrschiffe nehmen auf ihre doppelten Schienenge- leise gleich ganze Reihen von Eisenbahnwagen (8) und schleppen sie von der bayerischen oder den Württembergischen Linien unvermittelt hinüber nach Ror- schach oder Romanshorn auf die Schweizer Eisenbahnronten (etwa 800 Millionen kg Frachtgüter). Teils sind es Landeserzengnisse, die von einem Orte der Küste zum andern verfahren werden (Getreide, Wein, Obst, Gemüse, Holz, Vieh), teils Fabrikwaren und Handelsprodukte, die von Süden nach Norden, von Osten nach Westen geschafft werden. Rorschach und Lindau find für den Getreidetransport sehr bedeutende Handelsorte; jenes empfängt das südrnssische Getreide über Marseille, dieses den ungarischen Kornsegen über Wien und München. — Betrachten wir nun den Bodensee an sich. Der Bodensee bildet einen großartigen, von Ostsüdost nach Westnordwest gestreckten Wasserspiegel von 539 qkm Oberfläche. Seine größte Länge (von Bregenz bis Ludwigshafen) beträgt 64 km, seine größte Breite (zwischen Langenargen und Arbon) 14 km; der Umfang seiner Ufer mißt nahezu 260 km. Auf dem See könnte die Gssamtbevölkerung der Erde — jeder mit mehr als 30 qäern! — Platz finden, und der Rhein, der unterhalb Rheineck in einer Breite von 65 m mündet, würde 2 Jahre 20 Tage brauchen, um das Becken zu füllen. Die Tiefe des Sees ist sehr verschieden. Das eigentliche Seebecken beginnt mit einer flachen, bis zu 10 m tiefen Uferzone von wechselnder Breite Ü, dem „Strande", und senkt sich dann in kräftigeren oder sanfteren Böschungen zur Sohle des „Seekessels" hinab, der bei Lindau bis 78 m, zwischen Immen- staad und Uttwil 252 m Tiefe hat. Der Bodensee besteht aus einem Hauptbecken, dem Obersee, an das sich im Nordwesten zwei Ausläufer, der Überlinger See und der Untersee mit dem Zeller See angliedern. Diese drei Wasserflächen treffen ungefähr in dem Punkte zusammen, wo Konstanz liegt, dessen Bedeutung nicht zum wenigsten eine Folge eben dieser Lage ist. Jeder der Teile ist anders geartet. Den Überlinger See charakterisieren die steilen Ufer, die wegen dieser Eigen- schaft nur wenige Ansiedelungen gestatten und außerdem großenteils heute noch bewaldet sind. Für den Untersee ist bezeichnend die geringere Tiefe des Beckens und die Flachheit der Ufer, die darum häufig versumpft sind, so daß man auch hier die Siedelungen nicht überall gleich dicht findet. Sogar die Dampfschiffahrt wird durch die eigenartige Beschaffenheit des Untersees Sie ist beispielsweise am Überlinger See aus wenige Meter beschränkt, dehnt sich aber am Rohrspitz auf über 2 km aus.

3. Aus dem Deutschen Reiche - S. 9

1897 - Leipzig : Wachsmuth
9 beeinflußt, indem einerseits nur Schiffe mit sehr geringem Tiefgänge ver- wendet werden können, anderseits im Winter zuweilen eine Unterbrechung der Fahrten nötig wird. Der Obersee endlich, der als der eigentliche Boden- see zu betrachten ist, ragt vor allem durch seine bedeutende Größe über die anderen Teile hervor. Ganz steiles, wie flaches Ufer flndet sich seltener; auch tritt der Wald fast nirgends bis an das User heran, dasselbe ist fast über- all reich bebaut.. Jeder dieser drei Teile hat seine Insel, die ganz und gar seinem Charakter entspricht. Der Obersee, in dessen Fluten sich die meisten Ansiedelungen spiegeln, hat eine Jnselstadt: Lindau; der Untersee besitzt die ziemlich flache, stellenweise versumpfte Reichenau, und im Überlinger See liegt das reizende Jnselchen Mainau, dessen Steilheit jedem mit dem Dampfschiffe heranfahrenden Besucher sofort ins Auge fällt. Gespeist wird der Bodensee von etwa 100 größeren und kleineren Flüssen und Bächen. Den bedeutendsten Zufluß bildet der Rhein, der sich, die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz bildend, als ansehnlicher Strom unterhalb Rheineck in den See ergießt. 65 in breit tritt er mit trüber Flut ein, und eine kleine Strecke vermag man seine Wasser von den grünen Wellen des Sees zu unterscheiden. Wie den bedeutendsten Zufluß, so bildet der Rhein auch den einzigen Abfluß des Bodensees: schön geklärt verläßt er ihn bei Stein in einer Breite von 80 in. So ist der Bodensee das Läuterungsbecken des jungen Rheines; naturgemäß verliert er durch die steinigen und erdigen Zuführungen immer mehr an Tiefe?) Der Spiegel des Bodensees ist einer scharf ausgesprochenen jährlichem Höhenschwankung unterworfen. Seinen niedersten Stand hat er im Februar. Wenn dann im Hochgebirge der Schnee schmilzt, steigt das Wasser bis Anfang Juli meist um 2 in. Zu dielen jährlichen Schwankungen gesellen sich noch besondere Gleichgewichtsschwankungen, Ruhß genannt, die gleichsam in einem Schaukeln des Spiegels bestehen: derselbe hebt sich am einen Seeende und senkt sich gleichzeitig am andern. Gewöhnlich ist die Größe des Ruhß sehr gering, sie beträgt meist nur wenige Centimeter, kann aber bis zum Betrage von 2 ni anwachsen. Hervorgerufen wird diese Erscheinung jedenfalls durch regelmäßige Windstöße. Ist der See stürmisch, dann kann man auch meer- artige Wogen, schaumgekrönt übereinander stürzend, heranrollen und mit mächtigem Rauschen an den Ufern emporlaufen sehen. Ein besonders hitziger 0 Wenn man für den Bodensee einen Rauminhalt von rund 50 Millionen cbm und für die Menge der ihn durch seine Zuflüsse u. s. w. alljährlich zugeführten festen Bestandteile und der aus dem See selbst herstammenden Sinkstoffe (Schalen von Krusten- tieren u. dergl.) 4 Millionen cbm annimmt, so würde es immerhin noch eines Zeitraums von 12500 Jahren bedürfen, bis er vollständig zugefüllt wäre.

4. Aus dem Deutschen Reiche - S. 10

1897 - Leipzig : Wachsmuth
10 Gast ist der Föhn, jener (in den Nordalpen) berüchtigte Südwind, der nicht selten ohne merkbare Abzeichen aus den Bergen hervorbricht und mit ver- heerender Gewalt über den See dahinbraust. Lehe dem Nachen, der von einem solchen Sturme überrascht wird! Die wild aufgeregte Flut wirft ihn hin und her und fordert seine Insassen als „Opfer des Sees". Selbst die großen Dampfer sind dann schweren Kämpfen mit den Elementen ausgesetzt, ja sie müssen zuweilen ihren Lauf einstellen. Die gewaltige Ausdehnung, die große Tiefe und die stärkere Wellen- bewegung des Obersees sind auch die Ursache, daß der See nur in den härtesten Wintern ganz zufriert. Der Untersee und die Strecke zwischen den beiden Brücken Lindaus gefrieren fast alljährlich; die ganze Fläche schloß sich in den letzten vier Jahrhunderten nur sechsmal, iu unserem Jahrhundert 1830 und 1880. Der Merkwürdigkeit zuliebe wurden beide Male großar- tige Feste auf der festen Seefläche gefeiert; die Festzeitnng ward auf dem Eise gesetzt und gedruckt. Die schaurige Seite bat uns Gustav Schwab in seiner bekannten Ballade gezeichnet.— Betrachten wir nun das Bild, das uns den Bodensee bei Lindau darstellt. Wir stehen nördlich von Lindau, nicht allzuweit vom User des Boden- sees und blicken nach Süden (Süden zu Ost!) hin, Vor uns breitet sich ein hügeliges Gelände aus, das mit Obstbäumen bestanden ist, die eben ihrer Früchte beraubt werden. Ostwärts (am linken Rande des Bildes!), wo die Hänge etwas steiler abfallen, die Bestrahluugsverhültnisse also günstigere sind, befindet sich ein wohlummauerter Weinberg. Nach Süden hin gehen die den See begleitenden Höhen in eine schwach gewellte Uferebene über, deren teppichartig ausgebreitete Felder auch noch hier und da dem Obstbaue Raum gewähren müssen. Am Ufer des Sees stehen die Obstbäume so dicht beiein- ander, daß man die dazwischen versteckten Dörfer kaum sieht; weiße Giebel- wände und rote Ziegeldächer, auch wohl ein Turm ragt hier und da heraus, aber größere Ansiedelungen, die durch ihre Häusermasse die Bäume auf eine größere Strecke verdrängten, sind nicht sichtbar. Im See selbst liegt Lindau, das schwäbische Venedig?) Mit dem Fest- lande durch den 550 m langen Eisenbahndamm und eine 220 m lange hölzerne Brücke verbunden, präsentiert sich die hübsche Jnselstadt höchst malerisch. Seinen Hauptvorzug besitzt Lindau in seiner wundervollen Umgebung, in seinen herr- lichen Ausblicken auf den See, der groß und majestätisch, wie eine Bucht des 1) Der Flächenraum, den Lindau bedeckt, umfaßt 0,41 qkm, ist also 8?2 so groß roie der Augustusplatz in Leipzig.

5. Aus dem Deutschen Reiche - S. 11

1897 - Leipzig : Wachsmuth
11 Meeres, die Stadt und ihre Staden mit seinen Wellen bespült. Aber auch die innere Stadt enttäuscht den nicht, der, entzückt durch die Schönheit ihrer • Ansicht, insbesondere vom See her, durch die Straßen wandert. Neben den prächtigen Hotels und anderen großartigen Bauten der neuen Zeit blieb genug aus verflossenen Jahrhunderten übrig, um der Stadt jenen tieferen Reiz zu verleihen, den die Erinnerungen an eine reiche Vergangenheit gewähren. Die sogenannte Heidenmauer am Ostende des Jnselstädtchens gilt als Bruchstück des riesigen Wartturmes, den angeblich Kaiser Tiberius hier einst errichtet hat; die Peterskirche, jetzt zu Schrannenzwecken benutzt, ist ein Denkmal der Karolinger- zeit, und das alte Rathaus zeigt uns den schönen Stil der alten Reichsstadt. An der Südseite schützt ein sicherer Hafen die dort ankernden Schiffe vor der Gefahr der Brandung bei stärkerem Süd- oder Westwind. Von großartiger Wirkung ist die Einfahrt dieses Hafens. An der nördlichen Molenspitze steigt ein stattlicher Leuchtturms zu 33 m Höhe empor, an der südlichen sitzt ans 10 in hohem granitenem Sockel ein 6,5 ni hoher marmorner Löwe, der als stolzes Wahrzeichen der Stadt und des Bayerlandes nicht nur den Hafen, sondern ans weithin die Umgebung desselben beherrscht. Lindau war von jeher eine Hanptstation des Fremdenverkehrs, der sich in neuerer und neuester Zeit durch Eisenbahn und Dampfschiffahrt bedeutend entwickelt hat- Wir sehen denn auch auf unserem Bilde eine ziemliche Anzahl von Fahrzeugen, da und dort treten Maste hervor, schweben Rauchsäulen, schimmern weiße Segel. Eine Dampfschiffahrt auf dem Bodensee ist, besonders bei schönem, klarem Wetter, außerordentlich genußreich. In herrlichem Blau- grün schimmert unter uns das Wasser; perlender Silberschaum spritzt am Bug des Schiffes über die leicht gekräuselte dunkelblau-grüne Fläche, und hinter uns brodelt die breite, weiße Wellenstraße des eilenden Dampfers und zieht eine blickende Furche über den dunkel gefärbten Spiegel, auf dem sich die Wolken des Himmels und die Uferberge klar und ruhig abzeichnen. Wohl die schönste Fahrt, die auf dem Bodensee gemacht werden kann, ist die Fahrt von Lindau nach Bregenz. Der herrliche blaugrüne See mit feinen lachenden Ufern, die im Süden aufsteigenden Vorarlberger und Schweizer Berge mit dem schönen Pfänder und der prächtigen Säntisgruppe und das malerisch sich ausbreitende Bregenz gewähren ein einzigartiges Bild. Diesen Eindruck steigert eine Fahrt an einem Sonntage, an dem alle Fahrzeuge ihre Flaggen gehißt haben, und nun die bunten Farben der Schweiz, von Österreich, Bayern, Württemberg und Baden lustig von den Masten der zahlreichen Schiffe flattern. Wie Lindau selbst, so wird auch der gegenüberliegende Ufersaum gern ) Wir sehen ihn auf unserm Bilde links von dein Kirchlnrine über der Eisenbahnbrücke.

6. Aus dem Deutschen Reiche - S. 17

1897 - Leipzig : Wachsmuth
Der Rheinsall bei Schaffhausen. Der Maler hat seinen Standpunkt am rechten Stromnfer etwas unter- halb des Falles genommen; wir betrachten also den Rheinsall bei Schafshausen von Nordwesten her. Im Hintergründe erheben sich (nach Suden hin) be- waldete Berge, die Ausläufer des Aarganer Jura, unter ihnen (nahe dem linken Rande des Bildes) die ihrer herrlichen Aussicht wegen besnchenswerte Höhe der Bnchhalde. Vor ihr strömt von Osten her der in ein enges Felsen- bett eingezwängte Rhein. Durch ein Kalkriff, ans dessen Höhe das mit Türmen und hohen Giebeln verzierte Schloß Laufen steht, wird er (rechts von der Mitte des Bildes) nach Norden abgedrängt. Über diesem Teile seines Laufes gewahren wir die im Winter 1856/57 erbaute Eisenbahnbrncke, die auf zehn steinernen Bogen von verschiedener Spannweite ruht. Ein Eisenbahnzug, der von der etwa drei Viertelstunden vom Falle entfernten Stadt Schaffhansen her nach einem unter dem Schlosse Lausen durchführenden Tunnel und weiter nach der nahegelegenen thurganischen Station Dachsen fährt, „erweckt uns das wohlthuende Gefühl, daß auch hier, wo die Natur ihre wildesten Kräfte entfesselt zu haben scheint, der Menschengeist nicht vergebens mit ihren Ge- walten gerungen hat. Die Brücke ist 192 in lang und trägt neben dem Eisenbahngeleise einen Pfad für Fußgänger. Wer hier oben steht, dem bietet der Rhein ganz eigenartige Reize dar. Er sieht flußaufwärts die schweren Wassermassen hier in schlangenglatter,' spiegelnder Fläche, dort an verdeckten Rissen und kleinen Abstürzen des Felsbettes wild aufschäumend und zu weißem Gischt sich aufkrümmend, wie dunkles Schicksal heranschießen. Unterhalb der Brücke wird das weiße Schaumgebranse allgemeiner, die glatten Flächen ver- schwinden fast ganz, und die ganze Breite des Stromes erscheint zornig wallend, in wildester Erregung." Und doch beginnt der eigentliche Absturz erst einige zwanzig Meter unterhalb der Brücke. Da auf einmal gerät die ganze gewaltige Wassermasse bis auf den Grund rn ungeheure Bewegung. Der Boden, auf dem sie sich bisher hingewälzt hatte, ist ihr plötzlich ent- zogen; jäh senkt sich der felsige Grund znr Tiefe, und über ihn stürzen in 2

7. Aus dem Deutschen Reiche - S. 20

1897 - Leipzig : Wachsmuth
20 das ausfließende Wasser einer flachgedrückten Brunnenröhre darbietet: von oben bis unter die Mitte eine glatte, glänzende, dunkle, aber von wechselnden glänzenden Streifen durchsetzte, schwach gebogene Masse, unten allmählich sich teilend und lockernd und, infolge Vermischung mit Luft, sich weiß färbend. Ter Anblick des Rheinfalls hat, von der Größe ganz abgesehen, einen we- sentlich andern Charakter. Es ist keine senkrechte, sondern eine in seichtem Bogen ansteigende und in Teilen zerrissene, mit Absätzen, Kanten, anfragenden Spitzen und Kuppen versehene Felswand. Die vier mächtig ans der Wasser- masse hervorragenden Felsen, von denen je einer rechts und links durch einen voranstehenden verdeckt erscheint, sind nur der stärkste, in die Angen fallendste Ausdruck für einen Felscharakter, der sich im Kleinen unter bcn Massen des Falles überall wiederholt. Daher die sonst bei Wasserfällen nicht hänsig vor- kommende gewaltige Brandung in der ganzen Höhe des Falles. Nur da und dort ist ein kleinerer, geschlossener Sturz sichtbar, die Hauptmasse sind dunkel aufschäumende, mit weißem Gischt umrandete, abgerundete, mit Fels und Wasser und Luft in wütendem Kampfe stehende, ewig wechselnde und doch scheinbar sich gleich bleibende, wolkenähnliche Gebilde. Die Schwerkraft reißt sie wütend nach unten, der Felsrifs des Grundes ruft den Massen der Ba- sis ein donnernd Halt zu und wirft sie zurück und auswärts, die überlagern- den und die nachschießenden Wasser drängen zurück, und die obersten, in diesem Tumult bereits gelockertem Schichten werden von der Luft noch weiter zu einem seinen Gischt zerteilt und zersprüht, der milchig wolkig das Ganze überlagert. Und neues Aufwirbeln, neue Zerstäubung findet statt unten, wo die Massen ins Becken sich stürzen . . . Das ganze mächtige Becken zu Füßen des Falles ist in einem Aufruhr, der flußabwärts nur langsam und allmäh- lich zur Ruhe kommt. Well' an Welle in herrlichstem Smaragdgrün schimmernd, drängt sich in diesem Becken, erst, in der Nähe des Falles, noch wilder be- wegt und mit weißem Gischt nmschünmt, über welchem schwacher purpurner Schimmer liegt, nach der Ferne hin allmählich sich beruhigend und die silberne Umrandung verlierend." (Stncki). Wer alle Reize des wundervollen Schauspieles in sich aufnehmen will, muß einen ganzen Rundgang um den Fall machen. Einen wunderbaren Anblick bietet der Fall von dem unmittelbar unter dem Schlosse Laufen am Felsen vorspringenden „Känzeli,"C cm dessen Pavillon der Gischt des Falles hinan- spritzt, und noch weiter unten von der sogenannten Fischetz,H einer am Ufer- felsen klebenden eisernen Galerie, ans der man unmittelbar unterhalb des mächtigeren der herabstürzenden Ströme steht und den kecksten Spritzwellen 0 Beide sind auf dem Bilde angegeben.

8. Aus dem Deutschen Reiche - S. 47

1897 - Leipzig : Wachsmuth
Helgoland. Wenn man von der Elbmündung her auf der Fahrt gegen Helgoland- begriffen ist, so erscheint einem die Insel zuerst wie ein schmaler, nebelgrauer Fleck am Horizonte. Später tritt sie deutlicher aus dem Dunstkreise hervor,, und immer höher und höher wächst bei der Annäherung die graue Masse aus dem Meere. Entfernt einer Insel ähnlich zu sein, stellen sich die steilen und hohen Felswände wie ausgemauerte Festungswerke dar. Doch bald verschwindet diese Täuschung. Deutlicher und immer deutlicher treten die einzelnen Formen den Blicken entgegen, und wenn der Dampfer näher zieht, erblickt man auch die flache, niedrige, Düneninsel, die bei dem Einlaufen in die Helgoländer- Reede zur Rechten liegt. Dann wird es einem auch möglich, die einzelnen Teile der lieblichen Insel zu unterscheiden, und endlich erkennt man mit Bestimmtheit die kleinen rotbedachten Häuschen, die wie aus einer Nürnberger Spielzeugschachtel an den Felsen geklebt erscheinen, sowie die lange Reihe- der Badekarren auf der Düne. Jetzt fällt der Anker. Da ein eigentlicher Hafen nicht vorhanden ist1) und die Schiffe etwas vor dem Eilande halten müssen, kommen zahlreiche Boote mit grün-rot-weißer Flagge (Erklärung S. 49). herangefahren, um die Ankommenden der Insel zuzuführen. Die Treppe der Landungsbrücke und diese selbst (etwa 120 in lang) überschreitend, betritt man zunächst das Unterland, ein flaches, sandiges Gestade, bedeckt mit Trümmerfleinen und olivengrünen Bündertangen, die der Sturm massenhaft ans Ufer geworfen hat. Hier begegnet der Blick einigen Rüstern, Linden, Obstbäumen und Beerengesträuchen, besonders auch Kartoffel- feldern. Dazwischen stehen Gasthäuser für Badegäste un.d andere Wohnungen, meist weißleuchtend getüncht und mit roten Dächern und grünen Thüren unl> Läden vergehen. Hier auf dem Unterlande beftnden sich auch die meisten öffentlichen Gebäude: das Theater, der Straudpavillon, das Konversations- 0 Zum nötigsten Schutze der gelandeten Schiffe erblicke«, wir auf u«serm Bilde die- jüngst errichtete Mole, einen Wehr- und Haf.enda.ninr.

9. Aus dem Deutschen Reiche - S. 51

1897 - Leipzig : Wachsmuth
51 in den hellen Dünen lagern. Hinter und neben der Düne dehnt sich das Meer, tiefblau, im Sonnenlichte glitzernd —- bis See und Himmel sich am fernen Horizonte in leichtem Dunste vereinen. Und wohin auch der Blick schweift über das weite Wasser, überall leuchten weiße Segel, von frischer Westbrise gefüllt, und halten sich die langgestreckten Ranchwolken vorüber- ziehender Dampfer. Des Abends treffen sich hier die Bewohner des Ober- landes und schanen, auf die breite Schutzmauer gelehnt, ans die flimmernden Lichter der tief nnter ihnen liegenden Hänser hinab, horchen ans die fernen Stimmen und Laute, die von unten zu ihnen heranfschallen, und beobachten die Lichtreflexe auf den dunklen Wassern der Nordsee. Ein überraschendes, zauberhaftes Bild bietet sich ihrem Blicke dar, wenn bei dunkler Sommer- nacht das Meer ruht und kein Wind seine Flache kräuselt. Der ganze sternenbesäte Himmel scheint sich im Meere zu spiegeln. Große und kleine Sternchen schweben mit zartem Lichte im Wasser, und da wo Schiffsschrauben oder Ruderschläge ruhelos das Meer durchwühlen, entsteht eine Lichtstraße, die sich wie ein Kometeitschweif weit hinter dem Schiffe herzieht. Diese Erscheinung, das sogenannte Meerlenchten, wird verursacht durch zahllose Infusorien (Noctiiuca miliaris), kleine rötliche Wesen, die in allen Meeren angetroffen werden. Jedes derselben bringt sein mildes Licht mit sich, und im Glanze von Tausenden der zarten Geschöpfe funkelt das leuchtende Meer.h Lohnend ist auch ein Spaziergang am Rande des Oberlandes; denn fast überall hat man einen schönen Blick ans die den Abhang umsäumenden Felspfeiler und Felsthore. Leider ist der Felsen an vielen Punkten mürbe und bröckelig, so daß man den äußeren Rand nicht ohne Gefahr betreten kann. Während ans der Westseite der ungehinderte Andrang der Wogen (Seite 55) den Felsen zerklüftet, sind es ans der Ostseite die auf dem tiefer liegenden Felsrande sich ansammelnden wässerigen Niederschläge in Gemeinschaft mit dem Wechsel der Temperatur und die zerstörende Kraft des Frostes. Am meisten sind die freier liegenden Ecken der Insel von der Zerklüftung befallen, die Südspitze, die Nordspitze und die Ostecke; am wenigsten die durch das vor- liegende Unterland mehr geschützte Südostseite. An der Südwestseite hat der Felsen nach neueren ans Grund verschiedener Messungen und Beobachtungen angestellten Berechnungen in den letzten 40 Jahren nahezu 2 m d. i. 5 cm 0 5(n der Südküste von Helgoland sah Joh. Walther einmal in einem Streifen von 5 m Breite und 100 m Länge solche Scharen von Noctiiuca, daß das Wasser wie ein rötlicher Brei aussah. Ein großes Glas mit diesem Tierbrei gefüllt, leuchtete nach drei ^agen beim Schütteln des Glases noch so intensiv, daß man beim Scheine desselben Buchstaben erkennen konnte. 4*

10. Aus dem Deutschen Reiche - S. 64

1897 - Leipzig : Wachsmuth
64 wie hinter Bollwerken, und wv die Natnr sie nicht schuf, da muß der Mensch, ihrem Beispiele folgend, kostspielige Deiche anlegen. Links von der Elbe i]t die ganze Küste eingedeicht; ununterbrochen — geradlinig oder in einer stetigen sanften Krummlinie — erstrecken sich die Schutzdümme. Mächtige Deiche begleiten auch die größeren Flüsse, so die Weser, die Ems, den Rbein (und dessen Mündungsarme) und die Schelde. Die großen Rheindeiche beginnen schon auf deutschem Boden, etwa in der Gegend von Wesel. In doppelter Entfaltung umsäumen sie die einzelnen Mündungsarme; den gewöhnlichen Ufern bei mittlerem Sommerwasserstande folgen die Sommerdeiche, und hinter ihnen in einiger Entfernung erstrecken sich dann die weit höheren Winterdeiche, zwischen sich ein weites Bett einschließend, in welchem sich die Hochwasser fortwälzen können. Auf überaus breiter Grundlage (30, 40 und mehr Meter) ruhend, steigen die Deiche in gleicher Neigung außen möglichst sanft, innen etwas steiler empor. Oben sind sie immer noch 3—4 m breit und wie unsere Straßen schwach gewölbt?) Ihre Höhe schwankt zwischen 8 und 12 m so daß die Krone (so nennt man den obersten Teil) den mittleren Hochwasser- stand um 4—7 in überragt. Bei Ausführung der Deiche ist ganz besonders darauf zu sehen, daß alle Teile sowohl unter sich, als auch mit dem Untergründe in innige Ver- bindung gebracht werden. Zu diesem Zwecke wird der Boden vorher von dem Rasen entblößt und bis zu größerer Tiefe von den Wurzeln der Bäume, Sträucher und der anderen Gewächse befreit, außerdem auch wohl aufgelockert. Die Erde, die zur Schüttung benutzt wird, muß gleichfalls rein von Rasen, Wurzeln, Torfstücken und dergl. sein, weil diese die innige Verbindung der Masse verhindern und leicht zur Bildung von Quellen Veranlassung geben. Am besten eignet sich Marschboden, er besteht ans Thon, der mit vielen feinen vegetabilischen Stössen versetzt ist; doch wird auch eine Erde, der etwas Sand beigemengt ist, als brauchbar angesehen. Die zur Anlage erforderliche Erde wird meist dem Vorlande entnommen, weil sie sich hier durch die Niederschlüge des Meeres oder des Stromes bald wieder ersetzt. Man bringt sie in dünnen Lagen auf und stampft sie, bevor die folgende darüber geschüttet wird, in etwas feuchtem Zustande fest. Wird jedoch die Erde in Karren angefahren die mit Pferden oder Ochsen bespannt sind, so erfolgt die Befestigung schon unter den Hufen der Zugtiere, wie auch unter den Rädern der Wagen; 0 Die Krone oder die Kappe der Deiche wird als Fahrweg benutzt, bei Fluß- deichen stets, bei Seedeichen seltener, weil hier zur Zeit eines Sturmes der Verkehr zu unbequem und wegen der aufschlagenden Wellen, vor denen die Pferde zu scheuen pflegen, auch zu gefährlich sein würde.
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