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1. Mittlere Geschichte - S. 15

1892 - Leipzig : Reisland
— 15 — diesem öffentlichen Krönungsmahle bedienten ihn zum Zeichen der Unterwerfung der Herzog von Franken als Truchseß der für die Speisen sorgte, der von Schwaben als Mundschenk, der von Bayern als Marschall und der von Lothringen als Kämmerer. Diese Hofämter galten von nun an als die höchsten Reichsämter. Auf Otto I. waren die Eigenschaften seines Vaters übergegangen. Er suchte den Glanz der Krone dadurch zu erhöhen, daß er widerspenstige Große demütigte und die Herzogtümer an seine Verwandten verlieh. Sachsen verlieh er Hermann Billung, dem tapfern Streiter gegen die Slawen, Schwaben seinem Sohne Ludolf, Bayern seinem Bruder Heinrich, der sich zweimal gegen ihn empört hatte, und dem er zweimal, zuletzt am Weihnachtsfeste zu Frankfurt, verziehen hatte. Auch gegen die Dänen kämpfte Otto; ihr König Harald hatte Schleswig erobert, das fein Vater gestiftet hatte. Otto führte fein Heer siegreich bis zur Spitze von Jütland an den Ottensund und nötigte Harald zur Taufe und zur Lehnspslicht. Er stiftete mehrere Bistümer bei den Slawen, z. B. Havelberg, Brandenburg rc. und nötigte auch die Polen zur Anerkennung der deutschen Hoheit. Markgraf Berengar von Jvrea hatte den König Lothar vergiftet. Er bemächtigte sich des Thrones und nötigte Adelheid, die junge und schöne Witwe Lothars, eine burgundische Königstochter, seinen Sohn Adalbert zu heiraten. Adelheid weigerte sich, darauf einzugehen. Da wurde sie von Berengar und dessen böser Gemahlin (Wi lla) in einem festen Schlosse am Gardasee eingekerkert. Ein frommer Priester, Martin, untergrub die Mauern des Schlosses und führte sie in einem Kahne über den See, wo sie ein Fischer pflegte. Endlich kam sie nach Kanossa, wo sie Markgraf Azzo aufnahm. Berengar belagerte das Schloß. Da schickte Adelheid einen Boten nach Deutschland, um König Otto um Hilfe zu bitten, wofür sie ihm ihre Hand und die Krone von Italien anbot. Dieser Hilferuf rührte das Herz des deutschen Königs, und er beschloß sie zu befreien. Mit Heeresmacht zog er 951 über die Alpen, vertrieb den Berengar, eroberte die Hauptstadt Pavia, vermählte sich mit Adelheid und wurde König von Italien. Den Berengar setzte er als Vizekönig über Italien. Bald darauf erschienen die Ungarn wieder in Deutschland. Bei ihrem Erscheinen prahlten sie: ihre Rosse würden die Flüsse und Seen austrinken und die Städte zerstampfen;

2. Mittlere Geschichte - S. 76

1892 - Leipzig : Reisland
— 76 — gerade das kleinste, übrig. Mit diesem beschloß er nach Spanien zurückzukehren, ehe vielleicht Pinzon ihm dort zuvorkäme. Er ließ in dem neuerbauten Fort, das er Navidad nannte, 38 Spanier zurück, ermahnte sie zu einem freundlichen Betragen gegen die Indianer und trat am 4. Januar 1493 die Rückreise an. Am dritten Tage seiner Fahrt traf er den treulosen '-plnzon, der nichts entdeckt hatte und nun die erste Botschaft nach Europa bringen wollte. Dieser entschuldigte sich, und Kolumbus verzieh ihm. Bald daraus drohte ein fürchterlicher Sturm den führten Seglern den Untergang. Kolumbus verlor auch in dieser schrecklichen Lage die Fassung nicht. Er schrieb eilig die Nachricht von seiner Entdeckung aus Pergaments steckte dies sorgfältig verwahrt in eine Tonne und warf diese ins Meer. Doch der Himmel ward wieder heiter, und am 15. Januar entdeckte man Land. Es war St. Maria, eine der Azoren. Auf der letzten Fahrt trieb den Kolumbus ein neuer Sturm in den Tajo (4. März). König Johann Ii. wollte ihn selbst sprechen und bereute es nun, dem Kolumbus nicht Gehör geschenkt zu haben. Als endlich Kolumbus am 15. Marz in den Hafen von Palos einlief, ward er von der Menge mit Jubel empfangen. "Man läutete die Glocken, feuerte die Kanonen ab und erdrückte ihn fast, als er zuerst in ein Kloster ging, um Gott seinen D>artk zu bringen. Der Hof hielt sich damals in Barcelona aus; Kolumbus durchzog daher Spanien der Länge nach, wie im Triumphe, und in Barcelona selbst hielt er einen feierlichen Einzug. Dann stattete er vor dem Throne an Ferdinand und Jsabella Bericht ab und ward mit Ehren und Lobsprüchen überhäuft. Die Nachricht von einer neuentdeckten Welt flog nun durch ganz Europa; am lebhaftesten ward Spanien erregt. 3n kurzer Zeit hatten sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, um an der zweiten Fahrt, die nun in das eigentliche Goldland gehen sollte, teilzunehmen. Der König rüstete ihnen 17 Schiffe aus, sandte Handwerker und Bergleute mit, und Kolumbus sorgte für europäische Tiere und Gewächse, von denen er sich aus jenen fruchtbaren Inseln gutes Gedeihen versprach. Auch die Einwilligung des Papstes wurde eingeholt, welcher entschied, daß alles Land, welches 360 Meilen westwärts von den Azoren liege, den Portugiesen, was jen-

3. Mittlere Geschichte - S. 86

1892 - Leipzig : Reisland
— 86 — der Peruaner zu kämpfen und geriet in große Bedrängnis, als Almagro aus Chile zurückkehrte. Dieser schlug die Peruaner und Bemächtigte sich Kutzkos, wobei er zwei Brüder Pizarros gefangen nahm. Der eine entkam, und obgleich Almagro schon oft von Pizarro betrogen war, so traute er ihm noch einmal und ließ den andern Bruder los. Dies wurde sein Verderben. Die Brüder kamen mit Heeresmacht und lieferten dem kranken, 75jährigen Almagro eine Mutige Schlacht und nahmen ihn gefangen. Er wurde vor Gericht gestellt und als Verräter hingerichtet (1538). Drei Jahre nachher rächte der junge Almagro seinen Vater (1541). An einem Sonntage um die Mittagszeit, wo alles zu ruhen pflegte, stürzten achtzehn Verschworene auf die Straße, riefen laut: „Lange lebe der König, aber der Tyrann sterbe!" und drangen in den Palast des Statthalters ein. Pizarro war eben vorn Tische ausgestanden und unterredete sich mit einigen Freunden. Es erhob sich ein hitziges Gefecht; der alte Pizarro verteidigte den Eingang mit Schwert und Schild und focht mit allem Feuer eines jungen Kämpfers. Nach langem Kampfe fiel endlich sein Stiefbruder neben ihm, dann seine übrigen Begleiter, und zuletzt empfing auch er, an Kräften erschöpft und fast atemlos, den Todesstoß in die Kehle. 5. Ferdinand Magelhaens (1519—22). Die lange gesuchte Durchfahrt nach Indien wurde von dem Portugiesen Ferdinand Magelhaens gesunden. Er segelte am 10. August 1519 von Sevilla ab, fuhr an die Küste von Südamerika und untersuchte jede Bucht. Am 12. Januar 1520 erreichte er die Mündung des La Plata. Von nun an hatte er mit rauher Witterung und gefährlichen Klippen zu kämpfen und mußte in den Hafen von St. Julian einlaufen, um den Winter abzuwarten. Hier lernten die Reisenden zuerst eine Menschengattung kennen, die von ungewöhnlicher Leibesgröße war, alle an zwei Meter und darüber. Sie waren in Pelzwerk gekleidet und wußten Pfeil und Bogen gut zu gebrauchen. Magelhaens nannte dies Riesenvolk Patagonier. Endlich erreichte er die Durchfahrt. Zwanzig Tage segelte er durch diese krumme und höchst gefährliche Straße, die feinen Namen führt, und am 27. November 1520 erblickte er zu feiner großen Freude die unermeßliche Südfee. Zwei von feinen fünf Schiffen waren verloren gegangen. Ein günstiger Wind trieb ihn nun durch den weiten Ozean so ununterbrochen fort,

4. Mittlere Geschichte - S. 92

1892 - Leipzig : Reisland
— 92 — der Herr segnete die Arbeit, so daß er zu Wohlstand gelangte und Ratsherr wurde. Der Vater schickte sein Söhnlein früh in die Schule, und bei schlechtem Wetter trug er es wohl gar auf den Armen hin. Vater und Lehrer behandelten aber den Knaben sehr streng, so daß er ein schüchternes Wesen annahm. Fünfzehnmal bekam er einmal an einem Vormittage die Rute. So wuchs er unter strenger Zucht und Gebet heran und lernte fleißig. Im vierzehnten Jahre sandte ihn der Vater nach Magdeburg auf die lateinische Schule (1497). Dort hatte der Knabe eine schwere Lehrzeit. Dabei mußte er durch Singen vor den Thüren der Reichen sich das Brot verdienen. Da es ihm in dieser Stadt gar zu kümmerlich erging, so brachte ihn der Vater im folgenden Jahre nach Eisenach auf die Schule, wo er einige Unterstützung von Verwandten mütterlicherseits zu erhalten hoffte. Aber auch hier ging's unserm Luther ansangs nicht besser. Wie in Magdeburg, so mußte er auch hier fein Brot mit Singen vor den Häusern verdienen. Da half Gott. Die fromme Frau des Konrad Cotta hatte schon in der Kirche sich an der sanften Stimme des Knaben erbaut. Als er nun eines Tages vor dem Hause Cottas sang, hieß sie ihn in ihr Haus kommen und gab ihm Wohnung und Unterhalt, und hielt ihn wie ihr Kind. Hier blieb Luther bis zu seinem achtzehnten Jahre. Im I. 1501 bezog er die Universität Erfurt, um dort nach dem Willen seines Vaters die Rechte zu studieren. Mit großem Eifer warf er sich auf die Philosophie des Mittelalters und die Werke der alten Schriftsteller. Allein diese Wissenschaft gewährte ihm geringe Befriedigung. Besonders gern besuchte er die Universitätsbibliothek, und hier fand der zwanzigjährige Jüngling zum erstenmal eine vollständige lateinische Bibel. Bisher hatte er nur die gewöhnlichen Sonntags-evangelien und Episteln gekannt, wie sie in den Kirchen vorgelesen wurden. Samuels Jugendgeschichte fiel ihm zuerst in die Augen und fesselte ihn so, daß er von dem köstlichen Buche nicht wieder loskommen konnte. Tag für Tag las er in demselben, und dies brachte ihn zu einem andern Entschluß: er wendete sich der Theologie zu. Dennoch arbeitete er fleißig fort, so daß ihm sein rastloser Eifer eine schwere Krankheit zuzog. Ein alter Priester besuchte den Todkranken und ermutigte ihn mit den Worten: „Mein lieber Bruder, seid getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott

5. Mittlere Geschichte - S. 106

1892 - Leipzig : Reisland
— 106 — allerlei krankhaften Zuständen: Steinschmerzen und Schwindel. Doch arbeitete er noch ost über seine Kräfte. Indes war er immer heiter und konnte sogar über seine Krankheit scherzen. Vornehmlich erheiterte ihn die Musik; er spielte die Laute und Flöte. Abends saß seine Familie um ihn und sang geistliche Lieder, die er begleitete. „Musik," pflegte er zu sagen, „ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herz zufrieden, erfrischt und erquickt wird; sie verjagt den Geist der Traurigkeit, wie man am König Saul sieht. Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie macht feine und geschickte Leute." Seinen Kindern war er ein äußerst liebevoller, aber doch strenger Vater. Auch den Armen that er Gutes, obgleich seine Umstände nicht glänzend waren. Sein starkes Gottvertrauen ließ ihn jedes Ungemach ertragen. Auf Ersuchen der Grasen von Mansfeld reiste Luther im Januar 1546, also mitten im Winter, mit seinen drei Söhnen nach Eisleben, um Streitigkeiten in der gräflichen Familie zu schlichten. Unterwegs, namentlich in Halle, wo er mit Lebensgefahr über die angeschwollene Saale setzte, wurde er krank; eine Erkältung verursachte ihm Brustbeklemmungen. Dennoch war er in Eisleben unermüdet thätig; er arbeitete an dem Friedenswerke, predigte noch viermal, zuletzt am 14. Februar. Am 17. Februar fühlte er sich so krank und schwach, daß er auf seiner Stube blieb und den Friedensverhandlungen nicht beiwohnte. Er legte sich auss Ruhebette, ging dann wieder herum, betete viel und unterhielt sich mit seinen Freunden. Todesgedanken stiegen in ihm auf, und nachdenkend sprach er: „Ich bin hier zu Eisleben getauft, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Abends ging er in das Speisezimmer und sprach viel vom Tode und vom Wiedersehen. Bald kehrte er in sein Zimmer zurück; da befielen ihn die heftigsten Brustbeklemmungen. Er legte sich aufs Bett und schlummerte ein wenig. Seine Freunde und zwei seiner Söhne umstanden sein Lager. Um 10 Uhr erwachte er wieder und ermahnte sie, zu Bette zu gehen. Er ließ sich in seine Schlaskammer führen, und indem er sich in das gewärmte Bett legte, reichte er allen die Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für fein Evan- gelium, daß es ihm wohlgehe, denn das Konzilium zu Trident und der leidige Papst zürnet hart mit ihm!" Schwer atmend schlief er ein, doch um 1 Uhr erwachte er wieder. Er ging in seine Stube zurück und einigemal auf und ab, klagend über Beklommenheit. Dann legte er sich aufs Ruhebett und

6. Mittlere Geschichte - S. 7

1892 - Leipzig : Reisland
seiner ganzen Gestalt. Er hatte eine gewölbte Stirn, große, lebhafte Augen, die, wenn er zürnte, flammenden Feuern glichen. Er besaß eine außerordentliche Stärke. Eisen zerbrach er mit Leichtigkeit, und einen geharnischten Mann hob er auf wie ein Kind. Seine Vergnügungen bestanden in Reiten, Jagen und Schwimmen, worin ihm keiner gleichkam. Speise und Trank genoß er mäßig; Trunkenheit war ihm verhaßt. Ein Braten, vom Jäger am Spieße herbeigebracht, war seine Lieblingsspeise. Seine Kleidung war sehr einfach; sie war von feiner Gemahlin und seinen Töchtern gesponnen und gewebt. Er trug Strümpfe und leinene Beinkleider, mit Bändern kreuzweis umwunden, darüber ein Wams mit seidenen Streifen, seltener einen Mantel. Er unterschied sich darum in feinem gewöhnlichen Anzuge nicht vom Volke. Aber stets war er mit dem Schwert umgürtet, dessen Griff und Gehenk von Gold war. Ausländische Kleidung war ihm verhaßt. Bei feierlichen Gelegenheiten jedoch und an hohen Festen erschien er in kaiserlicher Pracht; dann trug er einen golddurch-wirkten Rock, Schuhe mit Edelsteinen besetzt und eine goldene Krone auf dem Haupte. Karl gönnte sich wenig Ruhe. Er stand oft mitten in der Nacht aus und nahm Schreibtafel und Griffel, um sich im Schreiben zu üben. Da er als Knabe nicht schreiben gelernt hatte, wie fast alle Kinder damaliger Zeit, fo suchte er als Mann das Versäumte nachzuholen; aber die des Schwertes gewohnte Hand brachte es darin nie zu großer Fertigkeit. Lateinisch sprach er mit großer Geläufigkeit; griechisch verstand er ebenfalls. Bei Tische wurde aus guten Schriften vorgelesen. Die tüchtigsten Gelehrten aller Länder zog er an seinen Hof, welche eine Art gelehrter Gesellschaft bildeten. Darunter stand der gründlich und allseitig gebildete Aicuin, ein Angelsachse, als Karls Ratgeber und sein und feiner Kinder Lehrer obenan. Außerdem treten noch Einhard (Eginhard), der eine Geschichte Karls d. Gr. geschrieben hat, Paulus Diakonus, Karls Schwiegersohn Angilbert u. a. hervor. 6. Karls Tod. Die dauerhafte Gesundheit Karls wurde erst in den letzten vier Jahren durch häufige Fieber angegriffen. Schmerzlich berührte ihn der Tod feiner beiden ältesten Söhne Pipin und Karl. Er machte sein Testament, setzte aber feine Negierungsthätigkeit noch fort. Als er sich schwächer fühlte, berief er seinen Sohn Ludwig aus Aquitanien nach Aachen zu einer Reichsverfammlung (813). Hier stellte er unter ein-

7. Mittlere Geschichte - S. 8

1892 - Leipzig : Reisland
— 8 — stimmigem Zuruf der ganzen Versammlung den Großen seines Reiches seinen Sohn als Mitregenten und Nachfolger in der Kaiserwürde vor. Dann begab er sich in vollem Kaiserornate, die Krone auf dem Haupte, in die Marienkirche und kniete mit seinem Sohne vor dem Hauptaltare, auf welchem eine goldene Krone lag, in stillem Gebete. Hieraus ermahnte er seinen Sohn, Gott zu fürchten, seine Völker wie seine Kinder zu lieben, die Armen zu unterstützen und vor Gott und Menschen unsträflich zu wandeln. Dann fragte er ihn, ob er das alles erfüllen wolle? „Mit Gottes Hilfe!" antwortete Ludwig. Nun befahl ihm Karl, die Krone mit eigenen Händen zu nehmen und sich aufzusetzen. Ludwig kehrte hierauf nach Aquitanien zurück. Der Vater sah ihn nicht wieder. Im Januar 814 warf ein heftiges Fieber dm 72jährigen Kaiser aufs Krankenlager. Sein gewöhnliches Heilmittel, das Fasten, war bei dem geschwächten Körper ohne Wirkung. Ant fünften Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl. Darauf nahm seine Schwäche zu. Am Morgen des 28. Januar war seine letzte Stunde gekommen. Er bezeichnete sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes, faltete seine Hände über der Brust, schloß die Augen und betete mit leiser Stimme: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Und so verschied er nach einer 47jährigen Regierung. Der Leichnam wurde gesalbt und unter lautem Wehklagen des Volks in der von ihm erbauten Marienkirche in Aachen begraben. Da faß er auf einem goldenen Stuhle, in vollem Kaiserschmucke, aus dem Haupte die Krone, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen, die goldene Pilgertasche um die Hüften, Zepter und Schild zu den Füßen. Die Gruft wurde mit Spezereien gefüllt, dann verschlossen und versiegelt. Das Grab ist noch heutiges Tages zu sehen. Dasselbe bedeckt eine Marmorplatte, welche die einfache Inschrift trägt: „Carolus Magnus“. Geöffnet wurde die Gruft durch Otto Iii., dann durch Friedrich Barbarossa, der die Gebeine in einen Sarg legen ließ. 2. Ludwig der Fromme und feine Söhne und der Vertrag ;u Verdun. Ludwig der Fromme (814—840), Karls des Gr. Nachfolger, war ein zwar wohlgesinnter und gelehrter, aber schwacher Mann; es fehlte ihm die Kraft, ein so großes Reich zusammenzuhalten und zu beherrschen. Die von seinem Vater

8. Mittlere Geschichte - S. 56

1892 - Leipzig : Reisland
— 56 — Wie Rudolf für fein Haus sorgte, so war er auch bemüht, bte dem Reiche entrissenen Güter demselben wiederzugewinnen und für das innere Gedeihen des Reiches zu sorgen. Er zog nach Schwaben, um den wilden Grasen Eberhard von Württemberg, der sich Gottes Freund und aller Welt Feind nannte, zu demütigen. Auch andere Grasen und Ritter am Rhein nötigte er, den Landfrieden zu beschwören. Gegen die Raubritter zog er aus und schleifte ihre Burgen. In Thüringen allein zerstörte er 66 solche Raubschlösser, und die Räuber, auch die adeligen, wurden aufgehangen. In Erfurt wurden 29 solcher Räuber hingerichtet. Dadurch wurde wieder Ruhe im Lande, der Handel blühte, und die Bürger konnten wieder ihren friedlichen Geschäften nachgehen. Mit Recht ist daher Rudolf von feinen Zeitgenossen „der Wiederhersteller des Deutschen Reiches" genannt worden. 8. Rudolfs Sinnesart. Dabei war Rudolf einfach in ferner Lebensweise. Er trug ein graues Wams, das er sich int Felde selbst flickte. Fehlte es an Lebensmitteln, so war er der erste, welcher eine Rübe aus dem Acker zog. Er erlaubte jedem den Zutritt; denn er sagte: „Ich bin nicht Kaiser geworden, um mich einzuschließen." Auf Treue und Manneswort hielt er so sehr, daß noch lange das Sprichwort galt: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" — Einst war der Kaiser in Mainz. Es war sehr kalt, und er fror. Da gab es an einem Bäckerladen glühende Kohlen; er trat hin, um sich zu warnten. Die Bäckerin, die ihn feiner geringen Kleidung wegen für einen gemeinen Kriegsknecht hielt, wollte das nichf leiden und rief: „Troll dich fort zu deinem Bettelkönige, der das ganze Land aufzehrt!" Der Kaiser lachte zu ihren Schimpfreden und blieb auf feinem Platze. Da goß das böse Weib dem vermeintlichen Krtegsknechte ein Gefäß voll Wasser über die Kleider. Jetzt eilte Rudolf so schnell als möglich in das Lager zurück. Bei Tische erzählte er sein Abenteuer. Dann schickte er der unfreundlichen Frau eine Schüssel voll Fleisch und ließ ihr sagen, das sei von dem alten Soldaten, der sich für das frifche Bad bedanken lasse. Als die Bäckerin erfuhr, wer der arme Kriegs-knecht gewesen sei, lief sie eiligst ins Lager und warf sich dem Kaiser zu Füßen. Rudolf legte ihr als Strafe auf, daß sie vor allen Gasten ihre Schimpfreden wiederholen mußte. Das that sie auch zur Kurzweil aller Anwesenden. Rudolf wünschte seinen ältesten Sohn Albrecht zu feinem Nachfolger erwählt zu sehen. Allein die Fürsten fürchteten die

9. Neuere Geschichte - S. 4

1895 - Leipzig : Reisland
genug zur Verteidigung, aber wie betäubt floh der Winterkönig, wie man ihn spöttisch nannte, weil seine Herrschaft nur einen Winter gedauert hatte, nach Breslau und von dort nach Holland. Schrecklich war die Bestrafung des Aufstandes in Böhmen. Siebenundzwanzig der vornehmsten Edelleute wurden hingerichtet, andre eingekerkert und ihre Güter eingezogen, die evangelischen Prediger und Lehrer und alle, die nicht katholisch werden wollten, wurden aus dem Lande vertrieben, dagegen kehrten die Jesuiten zurück. Den Majestätsbrief zerschnitt Ferdinand mit eigener Hand und verbrannte das Siegel. Der Kurfürst Friedrich von der Pfalz wurde geächtet, seine Kurwürde aber nebst der Oberpfalz dem Maximilian von Bayern übertragen, nachdem Tilly letztere erobert hatte. 3. Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig. Der Krieg schien beendigt zu sein; die Union hatte sich aufgelöst. Da traten drei Heerführer zur Verteidigung des vertriebenen Kurfürsten auf: Graf Ernst von Mansfeld, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Dnrlach und Herzog Christian von Braunschweig. Ihnen gegenüber stand Tilly mit dem ligistischen Heere. Zwar zog dieser gegen Mansfeld bei Wisloch (1622) den kürzeren; bald darauf aber wurde der Markgraf von Baden bei Wimpfen gänzlich geschlagen, und er wäre gefangen worden, wenn sich nicht 300 Bürger aus Pforzheim unter ihrem Bürgermeister Deimling heldenmütig bis auf den letzten Mann für ihn geopfert hätten. Christian von Braunschweig stand in Westfalen, wo seine zuchtlosen Scharen von den Gütern der Geistlichen lebten. In Paderborn nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel aus der Kirche und schickte sie mit der Bemerkung in die Münze: ihr Auftrag fei in alle Welt zu gehen, nicht hier still zu stehen. Die daraus geprägten Thaler erhielten die Unterschrift: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind." Er wurde bei Höchst von Tilly so geschlagen, daß er mit Mansfeld den deutschen Boden verlassen mußte. Noch einmal kamen beide nach Westfalen, wurden aber 1623 bei Stadtlehn so geschlagen, daß sie zu Friedrich, der nun seine Sache aufgab, nach Holland flüchten mußten. Nun hatte der Kaiser seine Feinde aus dem Felde geschlagen. Um das Wiederanwachsen der österreichischen Macht zu hemmen, verband sich jetzt Frankreich mit England und Dänemark zu heimlicher Unterstützung der Protestanten in Deutschland, und es erhob sich nun der nieder sächsische Kreis unter seinem Kriegsobersten, dem dänischen Könige

10. Neuere Geschichte - S. 9

1895 - Leipzig : Reisland
— 9 — Besatzung, Butler, Gordon und Leßlie, stifteten eine heimliche Verschwörunb gegen sein Leben an und weihten noch die Hauptleute Geraldin, Deveroux und Macdonald in ihr Geheimnis ein. Butler hatte den Generalen Gallas und Piccolomini versprochen, ihn lebendig oder tot zu liefern. Zuerst sollten des Herzogs Freunde aus dem Wege geräumt werden. Gordon lud daher Jllo, Terzky, Kiusky und Neumann auf den 25. Febr. 1634 zum Abendessen auf die Citadelle ein. Die Geladenen erschienen. Während sie sorglos schmausten, trat auf einmal Geraldin mit sechs Dragonern in den Saal und rief: „Holla! wer ist gut kaiserlich?" Gordon, Butler und Leßlie riefen: „Es lebe Ferdinand!" und traten an die Seite. Nun fielen die Mörder über die Gäste her und hieben sie nieder. Draußen standen noch vierundzwanzig Dragoner, die unterdessen die Bedienten niedergemacht hatten, während die aufgezogene Zugbrücke hinderte, daß einer entrinnen konnte. In der Stadt herrschte tiefe Stille. Leßlie besetzte leise die Straßen, welche zu des Herzogs Wohnung am Markte führten. Butler, Geraldiu und Deveroux begaben sich mit einer Anzahl entschlossener Dragoner nach Wallensteins Wohnung. Es war abends um elf Uhr. Butler blieb an der Hausthür, Geraldin besetzte die Hausflur. Deveroux stieg mit seinen Dragonern die Treppe hinauf. Eiu Kammerdiener, der sie abhalten wollte, wurde im Vorzimmer niedergestoßen; ein anderer entsprang mit dem Geschrei: „Rebellen! Rebellen!" Von diesem Lärm erwachte der Herzog, sprang ans dem Bette und eilte unaugefleidet zum Fenster. jjn dem Augenblicke wurde die Thür gesprengt und Deveroux drang mit seinen Dragonern hinein. „Bist Du der Schelm," rief er, „der Seiner Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Ohne einen Laut von sich zu geben, erhielt Wallenstein von Deveroux den Stoß der Helle-barde in die Brust. So endete ein Mann, der zu den außerordentlichsten Menschen aller Zeiten gehört. Er war einund-fünfzig Jahre alt geworden. Der Leichnam wurde in einen Teppich gewickelt und zu den anderen Ermordeten in die Citadelle gebracht. Die Verschworenen teilten sich in die beträchtliche Barschaft des Ermordeten. Sie bemächtigten sich auch seiner Papiere, unter welchen sich aber kein einziges befand, das den Verdacht des Hochverrats bestätigt hätte. Der Kaiser vergoß Thränen bei der Nachricht von dem traurigen Ende seines mächtigen Feldherrn.
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