265
gel, wozu Friedrich August von Napoleon gezwun-
gen wurde, hat ihm manchen Vorwurf der Harte und der
Habsucht zugezogen, obgleich er durchaus nicht nach freiem
Willen handelte. Napoleon hatte sich im Tilsiter
Frieden alle Schuldforderungen Vorbehalten, welche Preu-
ßen an das Herzogthum Warschau zu machen hatte,
und drang solche dem König Friedrich August, gegen
eine Summe von 20 Millionen Franken, durch den gehei-
men Vertrag zu Bayou ne, vom 11. Mai 1808, auf.
Demgemäß halten die Forderungen des Königs von Preu-
ßen und der preußischen Staatskasse mit Beschlag ge-
legt werden können, allein auch das Vermögen der Bank,
der Seehandlung, der Witwenkasse, des potsd amm er
Waisenhauses, vieler Kirchen, milder Stiftungen und das
Vermögen von Privatpersonen wurde mit Beschlag belegt,
im Ganzen eine Summe von 17 Millionen Thaler, wo-
von nur der kleinste Theil das Eigenthum des Königs
von Preußen war. Friedrich August erließ zwar
den Befehl, das gerichtlich nachgewiesene Privatvermögen
frei zu lassen, allein es wurde so wenig darauf gehalten,
daß Preußen über 15 Millionen Thlr. verlor. Alle
Unterhandlungen Preußens waren vergebens, denn Na-
poleon lies keine billige Ausgleichung zu.
Da Oestreich's Rüstungen den Ausbruch eines
neuen Kriegs befürchten ließen, so erhielten die Fürsten
des Rheinbundes i. I. 1808 von Napoleon die Wei-
sung, ihre Truppen zusammenzuziehen und im August be-
zogen 13,406 Mann Sachsen zwei Lager zwischen Pirna
und Bu d issin, doch wurden sie schon im October in ihre
Standquartiere wieder entlassen, da durch den Congreß zu
Erfurt vom 27. September bis 14. Octbr., dem auch der
König von Sachsen beiwohnte, Napoleon sich den
Beistand Rußland's in einem etwaigen Kriege mit Oe st-
reich zugesichert hatte. Dennoch brach der Krieg im fol-
genden Jahre 1809 mit Oestreich aus, 18 bis 19,000
Sachsen wurden unter den Befehl des Marschalls
Bernadotte gestellt und der König ging am 18. Juni
mit seiner Familie über Leipzig nach Frankfurt am
Main. Die Sachsen nahmen zuerst am 17. Mai An-
theil am Kampfe, und besonders zeichneten sie sich' in der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August_von_Napoleon Friedrich August Napoleon Napoleon Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Napoleon August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Pirna Sachsen Sachsen Frankfurt_am
Main
246
derung des sächsischen Heeres, die Überlassung des Kö-
nig ft eins auf zwei Jahre, und nun trat Sachsen
in Verbindung mit Preußen mit den Waffen auf.
Während König Friedrich von Schlesien aus in
Böhmen eindrang, "ließ der Kurfürst 22,000 Mann zu
dem Heere stoßen, welches Prinz Heinrich durch Sach-
sen nach Böhmen führte. Eine im Erzgebirge zurück-
gelassene Abtheilung von Sachsen und Preußen sollte
die feindlichen Einfälle abwehren. Trotz dem brächen im
September 1778 zwei östreichische Regimenter durch,
brandschatzten eine Menge Städte und führten, wenn die
geforderten großen Summen nicht gleich bezahlt wurden,
angesehene Einwohner als Geißeln mit sich fort und sandten
sie bis nach Ofen in Ungarn. Diesen Brandschatzungen
wurde zwar spater vorgebeugt, doch hatten diese Gegenden
durch Einquartirungen viel gelitten. Am 13. Mai 1779
wurde dieser kurze Krieg durch den Frieden zu Teschen
geendigt. Kursachsen erhielt für die baiersche Allo-
dialerbschaft 6 Millionen Gulden, auch die Lehnsrechte über
die schön burgischen drei Receßherrschaften, Glaucha,
Waldenburg und Lichten stein. Friedrich Au-
gust gab von der erstrittenen Erbschaft jedem seiner Ge-
schwister 50,000 Gülden, das Uebrige wies er der Haupt-
kasse des Landes zu und es wurden davon die Millio-
nen Thlr. Schulden an Hannover abgezahlt und die
dafür verpfändeten Aemter und Einkünfte wieder gelöst.
Das gute Verhältniß mit Preußen erleichterte auch
die Auseinandersetzung wegen der Grafschaft Mansfeld,
deren letzter Besitzer 1780 gestorben war. Kursachsen hatte
diese Grafschaft lange der Schulden wegen sequestrirt, an
Preußen siel ein Theil davon für Magdeburg, und
da die Schulden von beiden Theilen übernommen werden
mußten, war die Auseinandersetzung sehr verwickelt. Eine
andere Erwerbung war das Amt Walternienburg mit
12,000 Thlr. jährlichen Einkünften. f Auf Verwendung
Rußlands wurde es jedoch an die Fürsten von Anhalt
gegen eine jährliche Abgabe von 4,000 Thlr. überlassen.
Kaiser Joseph wollte, was er nicht mit den Waffen
in der Hand hatte erkämpfen können, durch friedliche Unter-
handlungen erhalten. Er trug dem Kurfürsten Karl
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schlesien Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_Au- Friedrich Joseph
282
Staatsminister von der Reck und der Generalmajor von
Gaudi bekannt machten, daß Preußen, einverstanden
mit Rußland u. Oestreich, Sachsen in Besitz neh-
men würde. Ein leidiger Trost war die Versicherung, daß
Sachsen seine Gerechtsame und Ungetrenntheit behalten und
nie in eine bloße preußische Provinz verwandelt werden
sollte. Wie sehr sich die preußische Landesverwaltung
auch bestrebte, durch Schonung und Milde die Herzen der
Sachsen für sich zu gewinnen, so minderte das die Trauer
des Volkes um den geliebten Landesherrn und über den
Verlust der Unabhängigkeit des Vaterlandes nicht, und die
Anstrengungen, die Napoleons Rückkehr von Elba
nöthig machten, als die Ausrüstung 6 neuer Landwehrregi-^
menter und ein Zwangsanlehn von - Million Thlr. zur
Einlösung der ausgestellten Steueranweisungen, erschienen
nur um so drückender. Alle öffentlichen Aeußerungen der
Sehnsucht seines Volkes nach seinem Könige, alle Bitt-
schriften und Deputationen an die Monarchen und an den
Eongreß zu Wien wurden verhindert, eine Deputation
der Stande an den Kaiser Alexander ward mit Un-
willen zurückgewiesen und auch eine Bittschrift des Heeres
ungnädig ausgenommen und der von allen Sachsen hoch-
geehrte General Le Coq im Frühjahr 1815 nach Sachsen
abgerufen und in eine Festung verwiesen. Als endlich eine
Theilung Sachsens in Vorschlag kam und in Folge der-
selben das Heer getheilt werden sollte, was doch, da die
Theilung noch keineswegs geschehen, voreilig war, so ent-
stand in dem sächsischen Heere deshalb ein Aufstand.
Die sächsischen Krieger, die in Lüttich standen, wurden
von überlegener preußischer Macht umzingelt, entwaff-
net, 6 Grenadiere und 1 Tambour herausgenommen und
erschossen.
König Friedrich August hatte unterdessen in Ber-
lin und Friedrichsfelde sein Unglück mit Muth und
Würde ertragen und alles angewandt um zu seinem Rechte
zu gelangen. Er hatte sich an die Höfe von Paris und
London und an den Wiener Eongreß gewendet und
mit großem Nachdrucke der Besitznahme seines Landes wi-
dersprochen. Eine Entschädigung, die ihm am Rhein und
in Westphalen geboten wurde, wies er standhaft zurück,
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleons Alexander Alexander Friedrich_August Friedrich August Muth
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsen Napoleons Elba Wien Sachsen Sachsen Sachsens Ber- Friedrichsfelde Paris London Rhein
284
die ganze Nieder Lausitz, den Kurkreis mit Barby
und Gommern, Th eile des in eigner und leipziger
Kreises, den größten Theil der Stifte Merseburg und
Naumburg, Zeiz, das sächsisch e Mannsfeld, den
thüringischen und n e u städter Kreis und das Fürsten-
thum Q u e r f u r t, Görlitz, Lübben, Guben, T o r -
g a u, Wittenberg, E i l e n b u rg, M e r se b u rg, W ei-
st e n fe l s, Naumburg und Schulpforta, Langen-
salze, Weißensee, Neustadt und andere Städte, über-
haupt 13674 Geviertmeilen und 864,400 Menschen mit
allen S a l z w e r k e n, dem fettesten Kornboden und den ge-
schontesten Wäldern gingen damit verloren. Die an
Preußen abgetretenen Landschaften erhielten den Namen
das Herzogthum Sachsen. Die Räumung des Landes
soll 15 Tage nach der Auswechselung der Unterschriften vor
sich gehen. Besondere Behörden werden unverzüglich die
Auseinandersetzung wegen der Archive, Schulden, Rückstände
Cassenbillets, des Eigenthums der öffentlichen Anstalten und
milden Stiftungen, des Heeres, der Artillerie und der
Kriegsvorräthe beginnen. Bei dem Heere haben alle Offi-
ziere, Feldprediger und Chirurgen, so wie alle Ausländer
die Wahl des Dienstherrn, bei den übrigen entscheidet
der Geburtsort. Die Schulden der getheilten Provinzen
bleiben auf denselben haften, auch bei den getheilten gehen
sie nach den Einkünften. Dasselbe gilt von den ausstehen-
den Forderungen. Alle Gemeinden, Corporationen, fromme
Stiftungen und Unterrichtsanstalten behalten ihre Besitzungen
und Einkünfte. Preußen verpflichtet sich 150/0(10,
nöthigen Falls 250,000 Centner Salz ohne Ausgangszoll
zu einem Preise an Sachsen zu liefern, der dem Könige
von Sachsen seine bisherige Salzsteuer nicht schmälert.
Am 27. Mai trm der König der am 27. März geschlos-
senen Verbindung gegen Frankreich bei und stellte 8,000
Mann Linientruppen und eine gleiche Zahl Landwehr.
Am 8. Juni wurde die deutsche Bundesacte für Sach-
sen unterzeichnet.
So war denn das Aer^ste über das unglückliche S ach -
scn verhängt, das, was Jahrhunderte lang durch gemein-
same anden zusammengehalten worden und in ein Ganzes
verwachst^, wurde, getrennt und zerriffen. Landsleute, Brü-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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287
setzt, und die vielen Untersuchungen beschrankt wurden. Da-
gegen blieb die auf den Landlagen zur Sprache gekommene
Veränderung der nicht mehr zeitgemäßen Verfassung ohne
Folge. Zwar wurden am 19*. October 1817 die Stände
der bei dem Königreiche gebliebenen Oberlausitz und die
Hochstifter Merseburg, ist aumbürg und Zeiz mit
denen der 4 Kreise vereinigt, auch wurde der enge und
weite Ausschuß der Ritterschaft in einem Collegium verbunden,
dann wurden 29 neue Ritterschaftliche Stellen gegründet;
das war aber auch in der Hauptsache Alles, im Uebrigen
blieb es beim Alten, und wie viel auch auf den Landtagen
zur Sprache gebracht wurde, so wenig wurde ausgerichtet.
Nur die strenge Gerechtigkeitsliebe des Königs entschädigte
gewißermaßen für dieses allerdings dem Bildungszustande
des Volks keineswegs angemessene Festhalten bei dem Alten.
Dennoch fehlte es an Veränderungen bei den Landes-
behörden nicht. An die Stelle des geheimen Consiliums
trat am 6. October 1817 der geheime Rath, welches die
oberste Staatsbehörde war, hauptsächlich zur Berathung des
Regenten, wie zur Aufsicht über die übrigen Landesbehörden
und zur Annahme der Beschwerden der Unterthanen be-
stimmt. Für außerordentliche Fälle bildete der geheime Rath
mit Zuziehung der königlichen Prinzen und der Häupter
anderer Collegien den Staasrath. Die zweite höchste Lan-
desbehörde, das geheime Finanzcollegium, erlitt
wegen Verringerung des Landes eine Verminderung seiner
Mitglieder. Das Finanzcollegium that alles, jeden
Zweig des Staatshaushaltes empor zu bringen, wobei
ihm der König durch die veränderte Ordnung des Kas-
senwesens zu Hilfe kam. Es wurden 2 Centralkas,
sen, die Hauptkasse und die Rentkammer mit 5 ver-
schiedenen Zahlämtern eingeführt. 25 Millionen rückstän-
dige Zahlungen der keraegnaiious - Kasse von 1807 bis
1817 wurden für niedergeschlagen und erloschen erklärt, wo-
durch freilich Viele einen Theil ihres Vermögens verloren.
Besonders viel geschah für die Verbesserung des Forstwesens,
welches um so nöthiger war, da die nutzbarsten und ge-
schontesten Wälder für das Königreich Sachsen verloren
gegangen waren. Auch wurde am 13. April 1816 die
Forstbildungsanstalt zu Tharandt zu einer Forstaca-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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169
Dünn ftudirte er zu Leipzig und erhielt 1544 die Admi-
nistratur des Hochftifts Merseburg, die er aber nieder-
legte, als er sich 1548 mit Anna, der Tochter Königs
Christian Iii. von Dänemark, vermählte. Sein Bru-
der verstattete ihm die von dem Vater angeordnete Mitre-
gierung nicht, wies ihm aber ein kleines Gebiet mit lan-
desherrlichen Rechten zu seinem Einkommen an, und ernannte
ihn zu seinem Stellvertreter bei den inländischen Regierungs-
geschäften, wenn er selbst in auswärtigen Kriegen abwesend
wäre. Unter diesen Umständen, so wie schon bei seinem
früheren Aufenthalte zu Prag, hatte der Prinz hinlänglich
Gelegenheit, sich Kenntnisse von Staatsgeschäften zu erwer-
den , die er auf das Beste benutzte und dadurch einer der
einsichtsvollsten Regenten wurde.
Der Zustand Kursachsens war eben kein erfreulicher,
als August die Regierung übernahm. Von Außen her
wurde der Staat durch einen Ueberfall vom Markgrafen
Albrecht bedroht, und zugleich forderte die Ernesti-
nische Linie die i. Jahre 1547 abgetretenen Länder, Rechte
und Würden zurück. Im Innern war die Verwaltung
noch ungeordnet und manches in Verwirrung. Das Land
wurde von einer Schuldenlast von i,ooo,ooy Gulden gedrückt,
die Verarmung und Entvölkerung nahm überhand und unter
den Geistlichen erhoben sich so heftige Streitigkeiten, daß
dadurch die Ruhe des Landes gestört werden konnte. Nur
ein weiser und kraftvoller Fürst, der mit Muth und Stand-
haftigkeit auch Mäßigung und Vorsicht vereinigte, vermochte
die mannigfachen Wirrnisse im Staate zu enden und die
Gefahren, die ihn bedrohten, abzuwenden, und als ein sol-
cher erwies sich August. Gleich nach dem er die Huldi-
gung von den Ständen empfangen, bewog er sie, eine Ver-
mehrung der Kriegsmacht zu bewilligen, um einem Angriffe
Markgraf Alb rechts widerstehen zu können, dann aber
schloß er durch dänische und kurbrandenburgische
Vermittelung am 11. September 1553 Frieden mit diesem
streitlustigen Fürsten. Die Forderungen der Ernestini-
schen Linie brachte er am 24. Februar 1554 durch den
Vertrag zu Naumburg zum Schweigen, durch welchen er
die vier Aemter, Altenburg, Eisenverg, Sachsen-
burg und Herbiöleben an die ältere Linie abtrat und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Anna Königs
Christian_Iii August Albrecht Albrecht Muth August
221
sich Sachsen an Preußen an, allein Brühl hatte sich
durch seine schwankende hinterlistige Politik in solche Verle-
genheiten verwickelt, daß er, um sich selbst zu retten, es
heimlich mit Oe streich hielt, während doch Kursachsen
Preußens Bundesgenosse war. Das sächsische Heer
erhielt daher geheimen Befehl, das preußische nichts zu un-
terstützen, es nahm also weder Theil an den glänzenden
Siegen der Preußen, noch erhielt Sachsen in dem
Frieden zu Wien am 23. Juli 1742 irgend einen Vor-
theil, und der kostspielige Feldzug war vergebens gethan.
Nach diesem Frieden schloß Kursachsen am 20.
December 1743 und 13. Mai 1744 zwei Verträge mit
O estreich, wodurch beide Staaten ihre Länder einander
gewährleisteten. Der Vortheil dieser Verträge war gan^
allein auf Oestreich's Seite, und Sachsen wurde dabei
abermals auf eine recht unverantwortliche Art in einen
Krieg verwickelt, doch Graf Brühl erhielt dafür von
England Geldgeschenke, von Oestreich Güter in Böh-
men. Als nun Friedrich Ii. im Herbst 1744 den zwei-
ten schlesischen Krieg begann und am 16. September
Prag eroberte, da vereinigten sich 22,000 Sachsen unter
des Herzogs Johann Adolf von Weißenfels Befehl
mit dem östreichischen Heere unter dem Herzog Karl
von Lothringen. Darauf schloß König Friedrich am
8. Januar 1745 mit Oestreich, England und den
Niederlanden einen Bund und verpflichtete sich, gegen
150,000 Pfund Sterling Hilfsgelder jährlich 30,000 Mann
zum Schutz des Königreichs Böhmen zu stellen. Einen
zweiten geheimen Vertrag schloß er aber mit Oestreich
am 18. Mai 1745 zu Leipzig, wodurch festgesetzt ward,
daß beide Mächte nicht eher die Waffen niederlegen wollten,
bis dem Könige von Preußen Schlesien und Glaz
entrissen, und er in engere Grenzen eingeschlossen worden
wäre. Sachsen sollte das Herzogthum Magdeburg
nebst Halberstadt und dem Saalkreise, und jenach-
dem der Krieg glücklich ausfallen würde, auch das Fürsten-
thum Krossen nebst dem züllichauer Kreise, de^
Sch wiebusser Kreis in Schlesien und den kottbnfser
Kreis in der Niederlausitz erhalten. Abermals oranacn
nun 24,000 Mann Sachsen in Böhmey und Nieder-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Graf_Brühl Oestreich_Güter Friedrich_Ii Friedrich Johann_Adolf_von_Weißenfels Johann Adolf Karl
von_Lothringen Karl Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Wien Sachsen England Böh- Prag Sachsen England Leipzig Magdeburg Schlesien Niederlausitz Sachsen Böhmey
264
I?n mit 2 Millionen 319,396 Seelen enthielt und spater
noch durch Abtretungen von Oestreich und Preußen
vergrößert wurde. Dieses neue Herzogthum war durch den
Krieg und die großen Schenkungen an französische
Marschalle völlig ausgesogen, und die Einkünfte, die dem
König als Herzog von Warschau zugewiesen waren,
hat er wohl nie völlig bezogen. Die Erwerbung des
cottbußer Kreises war ein offenbarer Verlust, denn durch
die Abtretung des Amtes Gommern, Ramis und
Elm enan, die Grafschaft B ar b y mit Ausnahme von
Walternienburg, das ganze sächsische Alansfeld
mit Ausnahme von Artern, Vockstadt und Born-
stadt und das Miteigenthum an der Grafschaft Tref-
furt und der Vogtei Dorla, verlor die sächsische
Staatskaffe an 60,000 Thlr. Einkünfte. Die Theilnahme
an der Schutzherrschast über Danzig gewährte nicht nur
keinen Vortheil, sondern mußte auch Sachsen in unange-
nehme Weiterungen mit Preußen bringen. Der einzige
wesentliche Vortheil für Sachsen waren die zollfreien
tandelsstaaten durch das preußische Gebiet zwischen
achsen und Polen. Schon gleich nach Abschluß des
Friedens von Tilsit, vom 13.bis22.Juli, erschien Napo-
leon zu Dresden, und ihm zu Ehren wurde der Orden
her Nautenkrone gestiftet. Vom 11. November bis 27.
December war Friedrich August selbst in seinem neuen
Herzogthum, um die Huldigung zu empfangen. Früher
schon am 2. October 1807 waren alle deutsche Beamte
7000 an der Zahl, der Stellen beraubt worden und dem
unglücklichen Preußen zugewendet worden. Friedrich
August handelte nicht aus eigenem Antriebe so hart, er
war durch den Ariedensschluß und die Verfassung des Her-
zogthums dazu gezwungen worden.
Wie uneigennützig Friedrich August sein neues
Herzogthum verwaltete, geht daraus hervor, daß er nicht
das Mindeste von den ihm ausgesetzten 7 Millionen nach
Sachsen zog, sondern aus eigenem Vermögen fast 5 Mil-
lionen dem warschauer Staatsschatz vorschoß, und end-
lich sogar 2^ Millionen polnischer Gulden aus den
sächsischen Staatskassen nach Warschau sandte, die
erst sein Nackfolger ersetzt erhielt. Eine feindselige Maßre-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
251
26. December 1805 der Kampf zwischen Oe streich und
Frankreich geendigt worden war, erfolgte die völlige Auf-
lösung des deutschen Reichs, indem der Kaiser Napo-
leon am 12. Juli 1806 den Rheinbund stiftete und
am 6. August Kaiser Franz 11. die deutsche Kaiserwür-
de niederlegte. Preußen war schon vorder Stiftung des
Rheinbundes mit Frankreich, welches sein Gebiet
verletzt hatte, in Mißverständnisse verwickelt worden, die
durch die Stiftung des Rheinbundes noch vermehrt wur-
den. Preußen beabsichtigte einen ähnlichen Bund im
nördlichen Deutschland zu stiften, wozu auch Kursach-
scn gehören sollte. Da Frankreich diesem Bunde aber
Hindernisse in den Weg legte und auch außerdem feindseli-
ge Schritte gegen Preußen that, so rüstete sich diese
Macht zum Kriege. Sachsen war durch seine Lage ge-
zwungen, sich an Preußen anzuschließen und 22,000
Mann zu dem preußischen Heere, welches unter dem
Befehle des Fürsten Hohenlohe in Thüringen stand,
stoßen zu lassen. Der Kampf wurde damit eröffnet, daß
der Großherzog von Berg am 8. October den Uebergang
über die Sale bei Saalburg erzwang und die dortste-
henden Preußen und Sachsen zurückwarf. Am folgen-
den Tage mußte sich der preußische General Tauen-
zien, der von den Franzosen umgangen war, mit groß-
ßem Verluste bei S chle iz an der Spitze von 6,000 Pr eu-
ßen und 3,000 Sachsen durchschlagen. Am 10. Octo-
der verlor der Prinz Ludwig von Preußen gegen die
Marschälle Lannes und Augereau bei Saalfeld Sieg
und Leben. Das preußische Heer war nun in allen sei-
nen Stellungen umgangen und verlor am 14. October die
Doppelschlacht bet Jena und Auerstadt, wodurch das
ganze nördliche Deutschland in die Hände der Sieger
siel. In dieser Schlacht geriethen 6000 Sachsen in
französische Gefangenschaft, die übrigen wurden zer-
sprengt. Früher schon hatte Napoleon einen Aufruf
an die Sachsen erlassen, daß sie von Preußen sich
trennen und mit ihm sich vereinigen sollten, jetzt entließ er
.die sächsischen gefangenen Offiziere und Soldaten nach
dem Versprechen, nicht gegen ihn zu dienen, in ihre Hei-
math und ließ dem Kurfürsten die Neutralität anbieten.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: August Franz Franz Ludwig_von_Preußen Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheinbund Rheinbundes Frankreich Deutschland Frankreich Sachsen Saalburg Sachsen Sachsen Saalfeld Jena Deutschland Sachsen
286
die Frankreich zu zahlen hatte,erhielt Sachsen 6,804,748
Franken; auch an Vergütungen aus den früheren Kriegen
wurde Sachsen eine beträchtliche Summe zugewiesen.
Die Hoffnung Vieler, daß nunmehr nach wiederherge-
stelltem Frieden alles Veraltete in der Verfassung und Ver-
waltung abgethan und eine neue zeitgemäße Ordnung der
Dinge eingeführt werden möge, ging nicht in Erfüllung,
denn weder der König noch die Minister waren zu durch-
greifenden Veränderungen geneigt,wogegen sich auch mehrere
von den Standen setzten, deren Privatvortheil dabei in
Berührung kam. Ein Hauptgeschäft war die Auseinander-
setzung mit Preußen, besonders die Geldangelegenheiten.
Von den 5 Millionen Kassenbillets übernahm Sachsen
3 Millionen 250,000 Thlr. Die Steuerschulden betrugen
22 Millionen 480,802 Lhlr., wovon auf das preußische
Herzogthum Sachsen ' siel. Von den Schulden der
Kammercreditcasse blieben bei Sachsen 1 Million 613,234
Lhlr. Die Centralsteuerobligationen, über 3 Million 200,000
Lhlr. übernahm Preußen ganz, Sachsen dagegen die
sämmtlichen Landescommissions - und Compensationsscheine
von 1 Million 486,000 Lhlr. Einige Cassen wurden nach
Verhältniß der Bevölkerung getheilt. Den frommen Stift-
ungen und Unterrichtsanstalten, so wie Familien und Pri-
vatpersonen blieben ihre Besitzungen und Forderungen un-
verkürzt. Nach Beendigung dieser Arbeit konnte erst die
sächsische Staatsschuld genau festgestellt werden; sie be-
lief sich auf 16 Millionen 66'>,771 Thlr. Zur Tilgung und
Verzinsung erhielt die Steuercredikcasse jährlich 713,333
Thlr. 8 Gr. Die Gewissenhaftigkeit der Verzinsung besserte
den Credit Sachsens so ungemein, daß die öprocenligen
Papiere 8 bis 9 procent über pari standen, und daß ohne
Gefahr einer allgemeinen Aufkündigung zur Verringerung
des Zinsfußes geschritten werden konnte.
Wichtig für den Handel und die Schifffahrt war der
Zusammentritt sämmtlicher Elbuferstaaten zu Dres-
den, die nach mehrjährigen Verhandlungen am 23. Juni
1821 die Elbschifffahrtsacte zu Stande brachten, der
zu Folge die Elbe frei und kein Zwangszuschlag und
Stapel mehr ftattsinden, die 35 Zollstätten der 10 Ufer-
staaten auf 14 vermindert, die Zollsätze bedeutend herabge-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsens