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Neunzehnte? Capitel.
Die Regierung der Brüder Ernst und Albrecht.
Beide Brüder sollten, dem Testamente ihres Vaters
zufolge, gemeinschaftlich regieren, und das haben sie auch zu
ihrem Vorthcil und zum Besten des Landes 21 Jahre lang
gethan. Im Jahr 1465 empfingen sie beide gemeinschaft-
lich die Belehnung über ihre Lander von ihrem Oheim, dem
Kaiser; darauf unterstützten sie den König Georg von
Böhmen, Albrechtö Schwiegervater, gegen die unru-
. higen Schlesier. 1466 zogen beide Brüder gegenhcin-
richii., Burggrafen zu Meißen und Herrn von Plauen,
der ihre Unterthanen beraubt hatte, nahmen ihm Schloß
und Stadt und behielten es als ein Lehn von Böhmen.
Da sie durch die Auffindung der Silbergruben zu Schnee-
de rg zu einem Ueberfiuffe an Gelde gekommen waren, so-
kauften sie 1472 die Herrschaft Sagan für 50,000 Gold-
gülden , die bis 1549 bei Sachsen blieb. Dann kauften sie
1477 die Herrschaft Sorau, Breskau und Storgau
für 62,000 Gülden. Die letzter« wurden aber schon i5io
gegen Rückzahlung der Kauffumme zurückgegeben. Nach dem
Tode König Georg Podiebrads von Böhmen, be-
warb sich der Herzog Albrecht, dessen Eidam, um die
böhmische Krone. Er rückte mit einer beträchtlichen
Kriegsmacht in Böhmen ein; doch da er seine Ansprüche
zu heftig verfolgte, so faßten die Stände eine Abneigung
gegen ihn und wählten den Prinzen Wradislaw von
Polen. Seiner Schwester, der Acbtissin Hedwig von
Q-ue d linb urg, leistete der Kmfürst Ernst Beistand gegen
die Bürger, wofür er 1470 die erbliche Schirmherrschaft
über dieses Kloster erhielt. Seinem Sohn Ernst verhglf
der Kurfürst 1476 zum Erzbisthum Magdeburg. 1473
wurde derselbe auch zum Bischof von Halberstadt er-
wählt. Er unterstützte denselben in seinen Streitigkeiten
mit der Stadt Halle 1478, und half ihm i486 die wider-
spenstige Stadt Halberstadt überwältigen. Unterdessen
leistete Herzog Albrecht dem Kaiser Friedrich Iii. Kucgö-
dienste gegen Karl den Kühnen, von Burgund, und
7
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Albrecht Albrecht Georg_von
Böhmen Albrechtö_Schwiegervater Georg_Podiebrads_von_Böhmen Albrecht Albrecht Hedwig_von
Q-ue Ernst Ernst Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Karl Karl
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und das Ofterland, ferner auf Großenhayn, Tor-
gau und Ortrand, und verpflichtete sich, binnen 3jah-
ren 32,000 Mark Silber an Kriegökosten zu zahlen, wo-
für er zur Sicherheit noch einige Städte verpfändete. Nach-
dem er im Juli 1312 in Freiheit gefetzt worden, begann
er den Krieg in Thüringen wieder. Den Aebten von
-Fulda und Hersfeld nahm er ihre thüringischen
Besitzungen wieder, Mühlhausen, Nord hausen muß-
ten die Schonung mit großen Geldsummen erkaufen, Er-
furt, durch Hunger bezwungen, gab alles heraus, was
cs vom Landgrafen Albrecht erkauft oder erschlichen hatte,
und zahlte 10,000 Mark. Ehe noch der Vertrag mit Er-
furt zu Stande kam, starb daselbst am I3ten November
1314 der alte Landgraf Albrecht der Entartete, der Ur-
heber aller dieser Handel.
Gleich darauf fing der Krieg mit Brandenburg
wieder an. Bei der Belagerung von Zwenkau 1315 blieb
des Markgrafen Sohn erster Ehe, Friedrich der Lahme.
Endlich kam 1317 zu Weißenfels ein Hauptvergleich
zu Stande. Meißen und Freiberg kamen wieder an
den Markgrafen Friedrich zurück. Bald darauf als in
Brandenburg große Verwirrungen entstanden, wurde
das Uebrige, was noch zu Meißen gehörte, zurückge-
wonnen, die Lausitz aber blieb verloren. Sobald Fried-
rich die auswärtigen Kriege beendigt hatte, ging er an
die Zerstörung der Naubschlöster in Thüringen, und half
auch den unruhigen Erzbischof von Magdeburg mit den
Bürgern versöhnen. Nicht lange sollte er aber die Ruhe
genießen; er verfiel in eine Schwermuth, bald darauf wurde
er 1322 auch vom Schlage gerührt und mußte 2§ Jahr,
der Sprache beraubt, das Lager hüten, bis endlich am
loten oder I7ten November 1324 der Tod seine Leiden en-
digte. Ec war ein Fürst von großen Gaben und herrli-
chem Gcmüth, kaum hat je einer mit so viel Standhaftigkeit
und Muth die größten Widerwärtigkeiten besiegt. Er ist
als der Erretter und Erhalter des Wettinischen Für-
stenhauses zu betrachten, welches ohne seine Ausdauer sicher
zu Grunde gegangen wäre.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_der_Lahme Friedrich Freiberg Friedrich Friedrich Muth
Extrahierte Ortsnamen: Mühlhausen Nord Brandenburg Brandenburg Magdeburg Wettinischen_Für-
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Landgraf Friedrich den Neft von Jena an sich gekauft,
1346 kaufte er einen Theil der Stadl Langensalza.
Das wollte der Erzbischof von Mainz, dem auch ein
Theil der Stadt gehörte, nicht dulden, cs kam zur Fehde,
der Landgraf belagerte die Stadt, und da die Belagerten
ihn verhöhnten, so ließ er Feuer hincinwerfen; 1800 Men-
schen kamen in den Flammen um. Mainz mußte nachgebcn,
aber durch welche Blutschuld war dieser Sieg errungen!
Friedrichs Söhne brachten 1374 auch den Rest von
Langensalza an sich. Noch kaufte Friedrich der
Ernsthafte dem Herzog Magnus von Braun schweig
die Mark Lands berg ab, der sie von Brandenburg
erworben hatte. Während dieses Markgrafen Negierung
wurde Deutschland und besonders Thüringen 1348
durch ein gewaltiges,Erdbeben in Noch und Schrecken ver-
seht. 2m Jahre darauf wüthete die furchtbare Pest, die
unter dem Namen des schwarzen Todes bekannt ist.
Nach dem Tode des Kaisers Ludwig des Baiern,
wurde dem Landgrafen Friedrich die deutsche Krone
angeboten. Karliv. bewog ihn aber durch eine Summe
von 10,000 Mark Silber, daß er sie ablehnte. Dieser Ver-
trag war ein baarer Gewinn, denn schon ein Jahr darauf,
am i8ten November 1349, starb Friedrich im 39sten
Lebensjahre.
Friedrich der Ernsthafte hintcrließ 4 Söhne, Fried-
rich den Strengen, Balthasar, Ludwig und Wil-
h e! m. Der älteste, F r ie d r i ch, obgleich erst 17 Jahre
alt, führte die Negierung für sich und seine Brüder, von
denen aber Ludwig zum geistlichen Stande bestimmt war.
Durch einen Vergleich zu Gotha, 1356, vcrpfiichteten
sich die Brüder zu einer gemeinschaftlichen Negierung für
ihre Lebenszeit. Sie erhielten darüber vom Kaiser die
Gesammtbelehnung, auch für ihr Haus das Oberjägcr-
meisteramt. Die gemeinschaftliche Negierung der drei
Brüder, die 30 Jahre lang bis zum Tode Friedrichs
des Strengen dauerte, zeichnete sich durch viele Erwer-
bungen und viele Kriege aus. Eine Haupterwerbung war
die Pflege Coburg mit der Herrschaft Schmalkalden,
die der Landgraf Friedrich mit seiner-Gemahlin Katha-
rine von Henne borg erheirathere. Dann erlangte er
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs_Söhne Friedrichs Friedrich Friedrich Magnus_von_Braun Magnus Ludwig_des_Baiern Ludwig Friedrich Friedrich Karliv Friedrich Friedrich Friedrich Balthasar Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrichs Friedrich Friedrich
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größeren Heeresmacht als die übrigen. Die Meißner
fochten mit großer Tapferkeit bei dem Berge Withpw,
nachmals Ziskaberg genannt, wurden endlich doch aber,
überwunden, weil die übrigen Deutschen ihnen keinen
Beistand leisteten. Erbittert über ihren Verlust, ließen sie,
sich viele Unmenschlichkeiren gegen. die B ölstm e n zw Schul-,
den kommen, die ihnen aber Gleiches mit Gleichem vergal-
ten. Da S i g i ö m u n d nichts gegen die H u ff i t e n batte,
ausrichten können, so schlossen die Wett.i wischen Fürstem
zum Schutz ihrer Lande ein Bündniß mit den vier R h e i Ir-
land isch en Kurfürsten, dann aber drang Friedrich der
Streitbare 1420 in Böhmen.ein, schlag die.hussi-.
ten bei Brix, welches sie belagerten, und nahm ihnen.-
all ihr Geschütz, dann aber eroberte er idie .Städte Lad,ans
und Kommotau. Das Reichsheer lagerte unterdessen vor
Saatz, lief aber aufdie Rachricht, daß die Hussiren ka-
men, auseinander. Da-Frs cd rich. rmd sein Bruder in dem
Hussitenkriege viel.mehr leisteten, als andere Reichsfür-
sten, und als wozu er verpflichtet war, so bewilligte ihm der
Papst Martin V. -das Recht., Haß seine ttnterthaucn vor-
kein auswärtiges geistliches. Gericht: sollten gefordert werden
können; der Kaiser aber verpfändete den beiden Markgrafen
für ihre Kriegskosten die Städte-, Schlösser und Güter
Stahlberg, Schdneck, Myla, Battendors, Spa-
renberg, Mühlborg, Oßeck und Landschütz. .Der.
Beistand, den das Wett in ische Fürstenhaus dem Kai-
ser in dem Hussitenkriege unausgesetzt leistete, und die-
Anhanglichkeit, die es ihm- bei jeder Gelegenheit erwies;-
vor Allem aber der Eifer und die Treue Markgraf Fried-
richs des Streitbaren, verpachtete ihn zur Dankbar-,
keit, auch war dem Kaiser Sigismund viel daran gele-»
gen, sich den mächtigen > und streitba-ren Markgrafen erge-
den zu erhalten/ daher ergriff er die Gelegenheit, die sich^
ihm darbot, ihn auf eine, recht ausgezeichnete Weise zu des
lohnen. ' ,
Der Kurfürst Albrecht Hi. von Sachsen war im
November 1422 kinderlos gestorben, und mit ihm.das Säch-
sisch - W i t t e n b e rg i sch e Fürstenhaus erloschen, welches
außer der Kur noch mehrere hohe Reichswürden besaß.
Bon dem Ascanischcn Stamme war freilich noch ein
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der
Streitbare Friedrich Brix Martin_V. Güter
Stahlberg Myla Sigismund Albrecht_Hi Albrecht
Stadt, sich von ihnen große Vorrechte zu erwerben. Sie
erweiterte ihr Gebiet durch eine Menge von Ankäufen, so
.daß sie viele Herrschaften, Schlösser und Dörfer besaß; die
Bürgerschaft war so zahlreich, daß bei einer Pest 12,000,
"bei einer andern sogar 20,000 Menschen umkamen, ohne daß
die Stadt in Verfall gekommen wäre. Bei der Judenverfol-
gung wurden 6000 dieses Glaubens umgebracht. Zum Ruhm
und Vortheil dieser Stadt gereichte besonders die auf ihre Ko-
sten vollbrachte Stiftung einer Univetfttät, deren Einweihung
1392 erfolgte. Sie kam schnell in große Aufnahme. Er-
fu r t war der Stapelplatz des ganzen t h ü r i n g i sch e n Han-
dels und hatte seit 1330 eine Messe. Die Einkünfte dieser Stadt
beliefen sich im Uten Jahrhundert auf 9)59 Pfund Silber.
Leipzig, die vorzüglichste Stadt im Osterlande,
vergrößercr sich zwar seit 1237 beträchtlich, doch konnte es
beinweirem mit Erfurt nicht wetteifern, da es den Han-
del mit Merseburg und Halle theilen mußte. Doch
war seit 1388 der Handel in stetem Wachsen: Die wich-
tigsten Artikel waren Leinwand und Pelzwerk, welches die
Sorben dahin brachten. Seine eigentliche Wichtigkeit er-
langte Leipzig erst durch die Stiftung der Universität
-1409, wovon bereits Erwähnung geschehen.
Von den Sitten in diesem Zeiträume ist wenig Er-
freuliches zu melden-) Der Adel blieb roh und raubsichtig,
und als er nach der Anwendung , des Pulvers nicht mehr
allein auf seine festen Schlösser und Mauern trotzen konnte,
und in den Kriegen nicht mehr den Fürsten ganz unent-
behrlich war, da suchte ec durch übertriebenen Aufwand
sein Ansehen zu behaupten, und schwelgte und zechte, wenn
er im Kriege nicht mehr beschäftigt war. Bei der Geist-
lichkeit verlor sich mit der Lust zu den Wissenschaften, auch
alle gute Sitte, sie wetteiferte an Pruk und lleppig-
keit, an Völlerei und Zügellosigkeit mit dem Adel, und
brachte sich um alle Achtung der Weltlichen. Auch bei
dem Bürger stände herrschte ein. ungemeffcner Aufwand, und
viel Schwelgerei , doch fand- sich in diesem Stande noch die
mehrste gute Sitte, und die-mehrste Rechtlichkeit. Der
Bauernstand versank immer tiefer in die Leibeigenschaft;
ihm wurden nach und nach immer größere Lasten aufgebür-
der, sein Zustand war"beklagenswerch. «' • • -
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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135
Bischof nicht bezahlte, da ließ der Kurfürst Wurzen mit
400 Mann besetzen. Herzog Moritz, ohne dessen Zustim-
mung es geschehen war, zog sogleich ein Heer zusammen,
eben so der Kurfürst, und schon wollten beide den Kampf
beginnen, als der Landgraf Philipp herbeieilte und am
loten April 1542 die feindlichen Vettern mit einander ver-
glich. Dieser unblutige Feldzug wurde, weil er gerade zur
Osterzeit vorfiel, der Fladenkrieg genannt.
Von weit größerer Bedeutung war ein Streit mit
dem Herzog Heinrich, dem Jüngeren, von Braun-
schweig, der ein heftiger Feind der Protestanten und des
schmalkald isch e n Bundes war. Ganz besonders erbit-
tert zeigte er sich gegen den Kurfürsten von Sachsen, den
er sogar verleumdete, daß er chm nach dem Leben gestan-
den habe. Dagegen hat Herzog Heinrich sich von dem
Verdacht, daß er Mordbrenner nach Sachsen und Hes-
sen gesandt habe, nicht gereinigt. Der Haß beider Für-
sten Hegen einander war so groß, daß sie durch gedruckte
Schriften einander angriffen, worin sie sich gegenseitig mit
den allernicdrigsten Schimpfworten belegten. Doch blieb
cs nicht bei den Schmähungen, sondern es kam auch zu
Thätlichkeiten. Der Kurfürst von S a ch se n und der Land-
graf von Hessen überfielen im Juli 1542 Herzog Hein-
richs Land mit 19,000 Mann, eroberten am I2ten Au-
gust Wolfenbüttel und binnen Monatsfrist ckas ganze
Land. Sie führten nun darin sogleich die Reformation
ein und eine Kirchenordnung, und ließen sich durch keine
Ermahnungen des Kammergcrichts und des römi-
schen Königs daran hindern. Die Vermittelung des Her-
zogs Ludwig von Baiern wiesen die Sieger zurück, und
wollten das Land nur gegen Bezahlung von 1 Million
Gulden den Kindern des Herzogs Heinrich zurückgeben.
Die Eroberung dieses Landes erfolgte nicht etwa aus blo-
ser Nachsucht des Kurfürsten, sondern war aus dem Grunde
nöthig, weil die schmalkaldischen Bundesglieder einen
so gefährlichen Feind nicht in ihrem Rücken dulden konn-
ten. Da der Kaiser im Kriege mit Frankreich begriffen,
König Ferdinand aber höchst unglücklich pegen die Tür-
ken war, so mußte die katholische Partei die Eroberung
geschehen lassen. Nunmehr wäre es aber an der Zeit ge-
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Extrahierte Personennamen: Moritz Philipp Philipp Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Ludwig_von_Baiern Ludwig Heinrich Heinrich Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Hessen Frankreich
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Die staatswirthschaftliche Thätigkeit Augusts ist für
die damalige Zeit beinahe unerhört zu nennen, und hatte die
erfreulichsten Wirkungen für seine Lande, die wohl zu sei-
ner Zeit die wohlhabendsten und bestregierten unter allen
deutschen waren. Die Rechnungen seiner Aemter revidirte
er entweder selbst oder sein Sohn Christian, daher ließen
sich die Beaufsichtigten keine Veruntreuungen oder Pflicht-
versäumnisse zu Schulden kommen. Durch seine vortreff-
liche Wirthschaft vermehrten sich seine Einkünfte in der Art,
daß er nicht nur einen Schatz von mehrern Millionen sam-
melte, sondern sehr große Summen seinen Unterthanen ge-
gen ab lösliche und unablösliche Zinsen geben konnte,
um sie aus den Händen der Wucherer zu retten. Die
Summen, die er auf diese Weise ausgethan, belaufen sich
gleichfalls auf Millionen. Dann hat er große Güterankäufe
gemacht und dadurch das Staatsgebiet erweitert. Den
Standen schoß er eine Million Gulden vor, dem Kaiser
Rudolf gleichfalls eine ansehnliche Summe auf die Pfand-
schaft seiner lausitzer Städte. Endlich hatte er uner-
meßliche Summen auf große Bauwerke verwendet, als von
Augustusburg, Annaburg, Moritzburg, dem Lust-
schlosse auf dem Königfteine, der Befestigung von König-
stein und Dresden, des Zeughauses, des Jäger-
Hofes, der Kanzlei-und Münzgebäude, des Schlos-
ses zu F r e i b e r g. Auf Wissenschaften und Künste ver-
wandte er gleichfalls nicht geringe Summen. So gab er
allein 30,000 Gulden für Stipendien und freie Stellen im
Convict auf der Universität zu Wittenberg. Er ver-
mehrte die Professoren und erhöhte ihre Besoldungen, die
Dresdner Bibliothek hat er gestiftet, auch die Kunstkam-
mer, eine Münzsammlung und andere Sammlungen ver-
danken ihm ihr Entstehen.
Bei so vielem Löblichen, was von diesem, um sein
Land so verdienten, Fürsten gemeldet werden kann, darf aber
auch eine Schwäche, deren er sich schuldig gemacht, nicht
verschwiegen werden. Dieses ist seine Einmischung in die
kryptocalvinistischen Streitigkeiten, und die harte
Verfolgung, die er über die kryptocalvinistischen
Geistlichen verhängte. Der ehrwürdige Melanchthon
hatte gegen seinen Willen zu einem Streite Veranlassung
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Augusts Christian Rudolf Rudolf Melanchthon
Viertes B u ch.
Kursachsen unter der albrechtinischen Linie,
bis zum Frieden zu Prag 1635.
Sechsundzwanzigstes Capitel.
Begebenheiten der albertinischen Linie und
Ereignisse in ihren Landen bis zum An-
fall der Kur.
Herzog Albrecht, der Stifter der jüngern w et t i n i sch e n
Linie, war ein hochberühmter Kricgsheld, der noch vor
dertheilung 1484 viele bewunderte Heldenthatcn vollbrachte
und sich einen unvergänglichen Ruhm erworben hatte, so
daß er der Beherzte genannt wurde. Leider hatten seine
Lande keinen Gewinn davon, denn seine Kriegsthaten ge-
reichten nur dem Kaiser zum Nutzen, kosteten aber seinem
Lande Menschen und Geld. Er focht für den Kaiser gegen
Karl den Kühnen von Burgund 1475, dann gegen den
König Matthias und Corvinus von Ungarn 1487,
darauf half er i486 den römischen König Maximilian
aus der Gefangenschaft der Bürger zu Brügge befreien.
Er wurde nun zum Statthalter der Niederlande ernannt
und mußte daselbst mit dem Schwert in der Hand die Ruhe
aufrecht erhalten. Auch wurde ihm die Aufsicht über, den
Erzherzog Philipp, den Erben der Niederlande,' an-
vertraut; er mußte deshalb die Negierung seiner eigenen
meißnischen Lande seinem Sohne Georg und einigen
Rathen übertragen. Die Stände erhoben dringende Be-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Karl Karl Matthias Corvinus Maximilian Maximilian Philipp Philipp Georg
208
Angriff, da nahmen die Russen und Franzosen schänd-
lich die Flucht, und die Sachsen erlitten, wie tapfer sie
auch fochten, eine vollständige Niederlage und büßten allein
an Gefangenen 7000 Mann ein. König August, der
von der andern Seite schon bis auf 15 Stunden von
Frauftadt vorgedrungen war, zog sich, als er die Nie,
derlage seiner Sachsen vernahm, nach Tykoczin zurück,
um dem großen russischen Heere naher zu sein.
Hatte Kursachsen schon bis dahin ungeheuere Ver-
luste an Geld und Menschen erlitten, so drohte dem armen
Lande durch die Niederlage bei F rau st a dt noch eine weit
größere Drangsal,, denn der Schwedenkönig rückte im
September 1706 selbst nach Sachsen, nahm ohne Wider-
stand die wichtigsten ^ Platze ein und legte sein Hauptquar-
tier nach Altranstädt. Ein ungeheuerer Schrecken ver-
breitete sich durch das ganze Land und überall verbargen die
Einwohner ihre beste Habe und suchten sich durch die
Flucht zu retten. König Karl aber ließ bei schwerer
Strafe die Entfernung der Einwohner und die Fortschaf-
fung ihrer Habseligkeiten verbieten und sicherte ihnen sei-
nen Schutz zu. Wirklich. hielt er auch strenge Mannszucht,
und seine Schweden mußten alles, was sie bedurften,
baar bezahlen, auch sorgte er für die Sicherheit der damals
eintreffenden Leipziger Herbstmesse. Freilich zeigten
6000 Polen, die mit Stanislaus Lesczynski nach
Sachsen kamen, keine solche Mäßigung, und wo sie
standen, hatten die Einwohner viel durch Erpressungen und
Mißhandlungen zu leiden. König August, der wenigstens
seine Erblande retten wollte, sandte den Kammerpräsidenten
von Im Hof und den geheimen Referendar Pfing-
sten mit unbeschrankter Vollmacht, den Frieden um jeden
Preis mit dem Könige von Schweden zu verhandeln.
Da sich der König von Polen noch bei den Russen be-
fand, so mußten die Verhandlungen sehr geheim getrieben
werden. Der Friede kam am 14. September 1706 zu
Altranstädt zu Stande und enthielt folgende harte Be-
dingungen. Der König entsagt für sich und seine Nach-
kommen zu Gunsten des Königs Stanislaus Les-
czynski der polnischen Krone und allen früheren Bünd-
nissen, liefert alle noch besetzten polnischen Plätze aus, be-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: August Karl Karl Stanislaus_Lesczynski August Stanislaus_Les-
211
zu Ausgang des Jahres 1715 die schwedischen Pro-
vinzen durch die große Uebermacht der Verbündeten endlich
überwältigt worden waren, erhielt König August als An-
theil an der Beute 16 gefangene schwedische Regimenter,
die zusammen etwa looo Mann ausmachren; das war der
ganze Gewinn eines mehrjährigen Krieges, der Sachsen
wiederum mehrere Millionen gekostet hatte. Unterdessen
waren in Polen neue Unruhen entstanden, da sich eine
starke Partel für den König Stanislaus erhoben hatte.
Friedrich August mußte abermals eine beträchtliche
Streitmacht aufbringen, um sich in Polen behaupten zu
können und erst am 3. November 1717 kam der Friede
zu Stande. Endlich wurde^ nachdem Karl Xii. seinen
Tod vor Friedrichshall gefunden hatte, im December
1719 ein Waffenstillstand mit Schweden geschlossen, der
allen Feindseligkeiten ein Ende machte und zehn Jahre
darauf in einen Frieden verwandelt wurde. König Au-
gust wurde von Schweden als König von Polen an-
erkannt und zahlte dagegen dem König Stanislaus
1 Million Thaler. Auch nachdem die Feindseligkeiten mit
Schweden geendigt waren, wurde Friedri ch August's
Thätigkeit mehr von Polen und vom Auslande als von
der Regierung seiner Erblande in Anspruch genommen. Er
strebte den Einfluß Rußlands auf Polen zu vermindern,
trachtete darnach, die polnische Krone bei seinem Hause
erblich zu machen und wollte seinem unehelichen Sohne
Moritz, dem gerühmt gewordenen Helden, unter dem
Namen des Grafen von Sachsen, dqs Herzogthum Kur-
land verschaffen. In allen diesen Bestrebungen war er
aber unglücklich. Er hatte den leeren Glanz einer Krone,
die weder seine Macht noch seine Einkünfte vermehrte, mit
dem Wohlstände seiner Erblande, mit dem Leben und dem
Glück vieler Tausend seiner Unterthanen erkauft. Es ist
kaum zu begreifen, daß König August noch einen Werth
auf eine Krone setzen konnte, die ihm nur Einschränkungen,
Demüthigungen und Kummer und Sorge zu Wege brachte,
ohne ihm im Mindesten einen wesentlichen Vortheil zu ge-
währen. Er mußte sich verbindlich machen, daß seine Ge-
mahlin, Christine Eberhardine nie das polnische
Reich betreten durfte, weil sie lutherisch war. Seine
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Extrahierte Personennamen: August Stanislaus Friedrich Friedrich August Karl_Xii Karl Moritz August Christine_Eberhardine