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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 53

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
53 schwer, bei vielen ganz unmöglich auszumitteln, ob sie Allode oder Neichslehne waren. Außer der Herzogin S o- ' phie von Brabant, die zum wenigsten ganz Hessen; und einen großen Theil von Thüringen forderte, ver- langte Graf Siegfried von Anhalt, Herzog Albrecht von Braun schweig, als Verlobter der Tochter Sophi- ens, verlangte Graf Herman n von Henneberg, Hein- richs des Erlauchten Stiefbruder, endlich auch der' Herzogin Sophie Schwester, eine Klosterfrau, Antheil an den Allodien; der Erzbischof von Mainz aber forderte alle thüringischen Güter, die Main zische Lehne waren, zurück. Endlich wollten auch die thüringischen Vasallen dem Markgrafen Heinrich nicht huldigen, er mußte sie mit den Waffen in der Hand dazu zwingen, und erst nachdem er sie in einer Schlacht besiegt, leisteten sie ihm 1249 zu Weißenfels die Huldigung. Unterdeffen hatte der Her- zog von Braunschweig Minden, das Landgericht an der Lüne, die Duderstädter Mark an sich gerissen, und die Landschaft an der Werra überfallen. Die hes- sischen Lehnsträger aber und auch piele thüringische erklärten sich für die Herzogin Sophie. Damit nun nicht in dem Streit dieser Beiden um die Erbschaft, das Land der Raub der Nachbarn werden möchte, so schloß der Mark- graf mit der Herzogin Sophie einen Vergleich auf io Jahre, nach welchem er als Vormund Heinrichs des Kindes Hessen und die Wartburg verwalten wollte, cs sei denn, daß ein Kaiser oder Fürstcnrath den Streit frü- her entscheiden sollte. Als aber 1254 der Erzbischof Ger- hard von Mainz dem Markgrafen die Neichslehne in beiden Landen verlieh, da glaubte die Herzogin Sophie ihres Sohnes Rechte gefährdet und verbündete sich deshalb mit Herzog Albrecht dem Großen von Braunschweig, dem sie ihre Tochter zur Gemahlin gab, und mit dessen Schwester Adelheid ihren Sohn verlobte. Markgraf Heinrich gab der Herzogin Gutensberg zurück, um den Krieg zu vermeiden, da er aber die thüringischen Al- lode nicht zurückgeben wollte, so behielt Herzog Albrecht die Landschaft an der Werra und rückte mit einem Heere in Thüringen ein, und nun begann ein heftiger 7jahri- ger Krieg, in welchem Thüringen auf eine gräuelvolle

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 92

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
92 v die Stadt seinem Bruder Wilhem entsagen und ihm al- lein huldigen und Hilfe leisten solle. Da ging der ganze Nath mit dem greisen Bürgermeister Niklas Weller an der Spitze, mit entblößten Häuptern und mit Sterbekleidern auf dem Arm zum Kurfürsten und Weller sagte: der Rath hatte beiden Fürsten gemeinschaftlich den Treueid geleistet, und lieber wolle er sein graues Haupt vom Rumpfe tren- nen lassen — und wie er so auch die übrigen Nathsherrn — als die Leschworne Pflicht verletzen. Da klopfte ihm der Kurfürst auf die Achsel und sagte: „Nicht Kopf ab, Alter, solcher redlicher Männer bedürfen wir noch ferner." Bald nach dem Blutbade bei Gera rückten die beiden Heere gegen einander, um in der Nahe dieser Stadt die Entscheidungsschlacht zu liefern. Da begegneten sich die fürstlichen Brüder auf dem Felde und wurden, nach einem kurzen Gespräch, einig, in Leipzig eine Zusammenkunft zu halten. Als daselbst, und auch später in Mühlhausen keine völlige Ausgleichung erfolgte, da von beiden Theilen die Rache das Feuer der Zwietracht wieder anzufachen such- ten, so kamen sie zu Anfang des Jahres 1451 in Naum- burg zusammen. Hier söhnten sie sich am 27sten Januar aufrichtig wieder mit einander aus, und von da ab ist die Eintracht nimmer wieder zwischen ihnen unterbrochen wor- den. Dieser jammervolle Bruderzwist giebt den Fürsten ein warnendes Beispiel, zu welchen unheilvollen Schritten sie verleitet werden, wenn sie eigennützigen, ränkesüchtigen Räthen ihr Vertrauen schenken und nicht selbst genau prü- fen, was -zr ihrem und zu ihres Landes Besten dient. Mußten hier ooch erst viele Tauseude unschuldig das Leben opfern und aber viele Tausende Hab und Gut verlieren, ehe die Fürsten es einsahen, daß sie blos um die unlau- teren Absichten ihrer Räthe zu befördern, ihrer Länder Wohl- fahrt und ihre eigene Ruhe aufs Spiel gesetzt hatten. Das wnrde besonders dem Herzoge Wilhelm recht einleuchtend. Der Haupturheber aller Irrungen, Graf Apel von Vitz- thum fiel kurz nach dem Blutbade zu Gera, wahrschein- lich weil er zu dieser Unthat gerathen, in Ungnade bei dem Herzoge und pilgerte nach Rom. Während seiner Abwe- senheit war der Friede zu Naumburg geschlossen zu des- sen Bedingungen es gehörte, daß Apel gegen Empfang

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 97

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
07 Neunzehnte? Capitel. Die Regierung der Brüder Ernst und Albrecht. Beide Brüder sollten, dem Testamente ihres Vaters zufolge, gemeinschaftlich regieren, und das haben sie auch zu ihrem Vorthcil und zum Besten des Landes 21 Jahre lang gethan. Im Jahr 1465 empfingen sie beide gemeinschaft- lich die Belehnung über ihre Lander von ihrem Oheim, dem Kaiser; darauf unterstützten sie den König Georg von Böhmen, Albrechtö Schwiegervater, gegen die unru- . higen Schlesier. 1466 zogen beide Brüder gegenhcin- richii., Burggrafen zu Meißen und Herrn von Plauen, der ihre Unterthanen beraubt hatte, nahmen ihm Schloß und Stadt und behielten es als ein Lehn von Böhmen. Da sie durch die Auffindung der Silbergruben zu Schnee- de rg zu einem Ueberfiuffe an Gelde gekommen waren, so- kauften sie 1472 die Herrschaft Sagan für 50,000 Gold- gülden , die bis 1549 bei Sachsen blieb. Dann kauften sie 1477 die Herrschaft Sorau, Breskau und Storgau für 62,000 Gülden. Die letzter« wurden aber schon i5io gegen Rückzahlung der Kauffumme zurückgegeben. Nach dem Tode König Georg Podiebrads von Böhmen, be- warb sich der Herzog Albrecht, dessen Eidam, um die böhmische Krone. Er rückte mit einer beträchtlichen Kriegsmacht in Böhmen ein; doch da er seine Ansprüche zu heftig verfolgte, so faßten die Stände eine Abneigung gegen ihn und wählten den Prinzen Wradislaw von Polen. Seiner Schwester, der Acbtissin Hedwig von Q-ue d linb urg, leistete der Kmfürst Ernst Beistand gegen die Bürger, wofür er 1470 die erbliche Schirmherrschaft über dieses Kloster erhielt. Seinem Sohn Ernst verhglf der Kurfürst 1476 zum Erzbisthum Magdeburg. 1473 wurde derselbe auch zum Bischof von Halberstadt er- wählt. Er unterstützte denselben in seinen Streitigkeiten mit der Stadt Halle 1478, und half ihm i486 die wider- spenstige Stadt Halberstadt überwältigen. Unterdessen leistete Herzog Albrecht dem Kaiser Friedrich Iii. Kucgö- dienste gegen Karl den Kühnen, von Burgund, und 7

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 100

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
100 den Staats- und Ssttenverhältniffen anderer Länder hatte auch manche Veränderung in den sächsischen Ländern zur Folge. Der Fürstenhof erhielt eine Vermehrung des Hofstaats und einen vergrößerten Glanz, und wenn gleich die Kurfürsten in diesem Zeiträume meistens gute Staats- wkrthe waren, und eichen ehrbaren Lebenswandel führten, so ließen sie es an ihrem Hofe doch nicht an einem Auf- wande fehlen, der einem königlichen nahe kam. Die land- ständische Verfassung gewann eine andere Gestaltung und festere Ordnung, die Stande des Herzogthums Sachsen erschienen auf den meißnischen und osterländischen Landesverfammlungen, und seit 1428 nahmen die Stande regelmäßig Theil daran und bildeten mit den Prälaten, Grafen, Herrn und Rittern die Landschaft. Außer der Bede, von der schon die Rede gewesen und die nach und nach außer Gebrauch kam, wurden andere Abgaben einge- führt. Denn die Landesherrn singen an die Reichslastcn auf die Unterthanen zu wälzen, auch reichten die Einkünfte der fürstlichen Kammergüter nicht mehr zur Bestreitung der Kosten der Kriegszüge und der glänzenden Hofhaltung hin. In Thüringen war schon 1405 eine allgemeine Kopf- steuer, der Bär oder Bern genannt, aufgekommen; in Meißen wurde i486 die ginfe (Accise), der 3oste Pfennig von allem feilen Verkauf, und 1443 eine Kopfsteuer von 2 gr. für den Kopf eingeführt. Letztere ward 1454 nach dem Vermögen und dem Einkommen erhoben, und selbst Geistliche und Ritter waren davon nicht ausgenom- men. Die Landschaft verwilligte zwar alle diese Abgaben, doch nicht ohne sich dabei die Bestätigung alter und Ver- leihung neuer Rechte auszubedingen. So wurde 1428 die Beisteuer zum Hussitenkriege nur unter dem Beding ver- wiüigt, daß die Lehnsgüter in Ermangelung männlicher Nachkommen auch auf Töchter und Seitenvcrwandte ver- erben sollten; und 1438 gestand der Kurfürst der Land- schaft das Recht zu, sich zu ihrer Sicherheit zu vereinigen, wenn er außer der jetzigen noch andere Forderungen sollte machen wollen. Als diese Steuern 1451 bewilligt werden sollten, erlangten die Stände das Recht, das erho- bene-Geld in Leipzig niederzulegen und durch einen stän- dischen Ausschuß verwalten zu lassen. Dadurch wurde der

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 64

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
64 und das Ofterland, ferner auf Großenhayn, Tor- gau und Ortrand, und verpflichtete sich, binnen 3jah- ren 32,000 Mark Silber an Kriegökosten zu zahlen, wo- für er zur Sicherheit noch einige Städte verpfändete. Nach- dem er im Juli 1312 in Freiheit gefetzt worden, begann er den Krieg in Thüringen wieder. Den Aebten von -Fulda und Hersfeld nahm er ihre thüringischen Besitzungen wieder, Mühlhausen, Nord hausen muß- ten die Schonung mit großen Geldsummen erkaufen, Er- furt, durch Hunger bezwungen, gab alles heraus, was cs vom Landgrafen Albrecht erkauft oder erschlichen hatte, und zahlte 10,000 Mark. Ehe noch der Vertrag mit Er- furt zu Stande kam, starb daselbst am I3ten November 1314 der alte Landgraf Albrecht der Entartete, der Ur- heber aller dieser Handel. Gleich darauf fing der Krieg mit Brandenburg wieder an. Bei der Belagerung von Zwenkau 1315 blieb des Markgrafen Sohn erster Ehe, Friedrich der Lahme. Endlich kam 1317 zu Weißenfels ein Hauptvergleich zu Stande. Meißen und Freiberg kamen wieder an den Markgrafen Friedrich zurück. Bald darauf als in Brandenburg große Verwirrungen entstanden, wurde das Uebrige, was noch zu Meißen gehörte, zurückge- wonnen, die Lausitz aber blieb verloren. Sobald Fried- rich die auswärtigen Kriege beendigt hatte, ging er an die Zerstörung der Naubschlöster in Thüringen, und half auch den unruhigen Erzbischof von Magdeburg mit den Bürgern versöhnen. Nicht lange sollte er aber die Ruhe genießen; er verfiel in eine Schwermuth, bald darauf wurde er 1322 auch vom Schlage gerührt und mußte 2§ Jahr, der Sprache beraubt, das Lager hüten, bis endlich am loten oder I7ten November 1324 der Tod seine Leiden en- digte. Ec war ein Fürst von großen Gaben und herrli- chem Gcmüth, kaum hat je einer mit so viel Standhaftigkeit und Muth die größten Widerwärtigkeiten besiegt. Er ist als der Erretter und Erhalter des Wettinischen Für- stenhauses zu betrachten, welches ohne seine Ausdauer sicher zu Grunde gegangen wäre.

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 66

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
66 Landgraf Friedrich den Neft von Jena an sich gekauft, 1346 kaufte er einen Theil der Stadl Langensalza. Das wollte der Erzbischof von Mainz, dem auch ein Theil der Stadt gehörte, nicht dulden, cs kam zur Fehde, der Landgraf belagerte die Stadt, und da die Belagerten ihn verhöhnten, so ließ er Feuer hincinwerfen; 1800 Men- schen kamen in den Flammen um. Mainz mußte nachgebcn, aber durch welche Blutschuld war dieser Sieg errungen! Friedrichs Söhne brachten 1374 auch den Rest von Langensalza an sich. Noch kaufte Friedrich der Ernsthafte dem Herzog Magnus von Braun schweig die Mark Lands berg ab, der sie von Brandenburg erworben hatte. Während dieses Markgrafen Negierung wurde Deutschland und besonders Thüringen 1348 durch ein gewaltiges,Erdbeben in Noch und Schrecken ver- seht. 2m Jahre darauf wüthete die furchtbare Pest, die unter dem Namen des schwarzen Todes bekannt ist. Nach dem Tode des Kaisers Ludwig des Baiern, wurde dem Landgrafen Friedrich die deutsche Krone angeboten. Karliv. bewog ihn aber durch eine Summe von 10,000 Mark Silber, daß er sie ablehnte. Dieser Ver- trag war ein baarer Gewinn, denn schon ein Jahr darauf, am i8ten November 1349, starb Friedrich im 39sten Lebensjahre. Friedrich der Ernsthafte hintcrließ 4 Söhne, Fried- rich den Strengen, Balthasar, Ludwig und Wil- h e! m. Der älteste, F r ie d r i ch, obgleich erst 17 Jahre alt, führte die Negierung für sich und seine Brüder, von denen aber Ludwig zum geistlichen Stande bestimmt war. Durch einen Vergleich zu Gotha, 1356, vcrpfiichteten sich die Brüder zu einer gemeinschaftlichen Negierung für ihre Lebenszeit. Sie erhielten darüber vom Kaiser die Gesammtbelehnung, auch für ihr Haus das Oberjägcr- meisteramt. Die gemeinschaftliche Negierung der drei Brüder, die 30 Jahre lang bis zum Tode Friedrichs des Strengen dauerte, zeichnete sich durch viele Erwer- bungen und viele Kriege aus. Eine Haupterwerbung war die Pflege Coburg mit der Herrschaft Schmalkalden, die der Landgraf Friedrich mit seiner-Gemahlin Katha- rine von Henne borg erheirathere. Dann erlangte er

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 73

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
73 größeren Heeresmacht als die übrigen. Die Meißner fochten mit großer Tapferkeit bei dem Berge Withpw, nachmals Ziskaberg genannt, wurden endlich doch aber, überwunden, weil die übrigen Deutschen ihnen keinen Beistand leisteten. Erbittert über ihren Verlust, ließen sie, sich viele Unmenschlichkeiren gegen. die B ölstm e n zw Schul-, den kommen, die ihnen aber Gleiches mit Gleichem vergal- ten. Da S i g i ö m u n d nichts gegen die H u ff i t e n batte, ausrichten können, so schlossen die Wett.i wischen Fürstem zum Schutz ihrer Lande ein Bündniß mit den vier R h e i Ir- land isch en Kurfürsten, dann aber drang Friedrich der Streitbare 1420 in Böhmen.ein, schlag die.hussi-. ten bei Brix, welches sie belagerten, und nahm ihnen.- all ihr Geschütz, dann aber eroberte er idie .Städte Lad,ans und Kommotau. Das Reichsheer lagerte unterdessen vor Saatz, lief aber aufdie Rachricht, daß die Hussiren ka- men, auseinander. Da-Frs cd rich. rmd sein Bruder in dem Hussitenkriege viel.mehr leisteten, als andere Reichsfür- sten, und als wozu er verpflichtet war, so bewilligte ihm der Papst Martin V. -das Recht., Haß seine ttnterthaucn vor- kein auswärtiges geistliches. Gericht: sollten gefordert werden können; der Kaiser aber verpfändete den beiden Markgrafen für ihre Kriegskosten die Städte-, Schlösser und Güter Stahlberg, Schdneck, Myla, Battendors, Spa- renberg, Mühlborg, Oßeck und Landschütz. .Der. Beistand, den das Wett in ische Fürstenhaus dem Kai- ser in dem Hussitenkriege unausgesetzt leistete, und die- Anhanglichkeit, die es ihm- bei jeder Gelegenheit erwies;- vor Allem aber der Eifer und die Treue Markgraf Fried- richs des Streitbaren, verpachtete ihn zur Dankbar-, keit, auch war dem Kaiser Sigismund viel daran gele-» gen, sich den mächtigen > und streitba-ren Markgrafen erge- den zu erhalten/ daher ergriff er die Gelegenheit, die sich^ ihm darbot, ihn auf eine, recht ausgezeichnete Weise zu des lohnen. ' , Der Kurfürst Albrecht Hi. von Sachsen war im November 1422 kinderlos gestorben, und mit ihm.das Säch- sisch - W i t t e n b e rg i sch e Fürstenhaus erloschen, welches außer der Kur noch mehrere hohe Reichswürden besaß. Bon dem Ascanischcn Stamme war freilich noch ein

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 80

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Stadt, sich von ihnen große Vorrechte zu erwerben. Sie erweiterte ihr Gebiet durch eine Menge von Ankäufen, so .daß sie viele Herrschaften, Schlösser und Dörfer besaß; die Bürgerschaft war so zahlreich, daß bei einer Pest 12,000, "bei einer andern sogar 20,000 Menschen umkamen, ohne daß die Stadt in Verfall gekommen wäre. Bei der Judenverfol- gung wurden 6000 dieses Glaubens umgebracht. Zum Ruhm und Vortheil dieser Stadt gereichte besonders die auf ihre Ko- sten vollbrachte Stiftung einer Univetfttät, deren Einweihung 1392 erfolgte. Sie kam schnell in große Aufnahme. Er- fu r t war der Stapelplatz des ganzen t h ü r i n g i sch e n Han- dels und hatte seit 1330 eine Messe. Die Einkünfte dieser Stadt beliefen sich im Uten Jahrhundert auf 9)59 Pfund Silber. Leipzig, die vorzüglichste Stadt im Osterlande, vergrößercr sich zwar seit 1237 beträchtlich, doch konnte es beinweirem mit Erfurt nicht wetteifern, da es den Han- del mit Merseburg und Halle theilen mußte. Doch war seit 1388 der Handel in stetem Wachsen: Die wich- tigsten Artikel waren Leinwand und Pelzwerk, welches die Sorben dahin brachten. Seine eigentliche Wichtigkeit er- langte Leipzig erst durch die Stiftung der Universität -1409, wovon bereits Erwähnung geschehen. Von den Sitten in diesem Zeiträume ist wenig Er- freuliches zu melden-) Der Adel blieb roh und raubsichtig, und als er nach der Anwendung , des Pulvers nicht mehr allein auf seine festen Schlösser und Mauern trotzen konnte, und in den Kriegen nicht mehr den Fürsten ganz unent- behrlich war, da suchte ec durch übertriebenen Aufwand sein Ansehen zu behaupten, und schwelgte und zechte, wenn er im Kriege nicht mehr beschäftigt war. Bei der Geist- lichkeit verlor sich mit der Lust zu den Wissenschaften, auch alle gute Sitte, sie wetteiferte an Pruk und lleppig- keit, an Völlerei und Zügellosigkeit mit dem Adel, und brachte sich um alle Achtung der Weltlichen. Auch bei dem Bürger stände herrschte ein. ungemeffcner Aufwand, und viel Schwelgerei , doch fand- sich in diesem Stande noch die mehrste gute Sitte, und die-mehrste Rechtlichkeit. Der Bauernstand versank immer tiefer in die Leibeigenschaft; ihm wurden nach und nach immer größere Lasten aufgebür- der, sein Zustand war"beklagenswerch. «' • • -

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 89

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
89 wollte, zu vererben. Zu diesem, dem Hause Wettin und dem Lande so nachtheiligen Vorhaben, hatte Vitzthum auch einen Theil der thüringischen Stände günstig ge- stimmt. Kurfürst Friedrich konnte dazu natürlich nicht stillschweigen, und da er wußte, daß Apel der Urheber dieses ihm feindseligen Planes war, so verlangte er, daß sein Bruder denselben nebst dessen Brüdern N u ß o und Bernhard vonvitzthum und den übrigen ihm feindseligen Räthen von sich entfernen, auch alle dem Wettinischen Hause nach- theiligen Verbindungen auftösen möchte. Herzog Wilhelm gab dieser Forderung aber kein Gehör, sondern glaubte viel- mehr dem arglistigen Vitzthum, der ihm einredete: der Kur- fürst wollte nur deshalb des Herzogs treue Räthe von ihm entfernen, damit er desto gewisser ihn selbst, als einen jungen unerfahrenen Herrn, nach seinem Willen lenken könnte, und da er nicht Lust hatte unter seines Bruderö Vormundschaft zu stehen, ließ er demselben einen unfreundlichen Bescheid sagen; des Kurfürsten Näthe und Freunde mögen denn auch wohl, statt zum Frieden zu rachen, das Zornfeuer angebla- sen haben, und so kam denn wirklich der Krieg zwischen den beiden Brüdern im August 1440 zum Ausbruch. Der Kurfürst begann die Feindseligkeiten damit, daß er Apels Schloß Noßla angriff. Herzog Wilhelm feierte gerade damals zu Jena seine Hochzeit mit Anna, Kaiser Al- brecht Ii. Tochter, und die Gäste ließen die Tafel im Stich und liefen von dannen, als die Nachricht von des Kurfürsten Kriegszug ankam. Dieser bot den Frieden an, wenn der Herzog seine Näthe entlassen würde, doch dieser wollte lieber das Land meiden, als thun, was sein Bru- der begehrte, und so hatte denn der schreckliche Bruderkrieg seinen Fortgang. Viele thüringische Adelige, die da einsahen, daß der Herzog Unrecht hatte, traten auf die Seite des Kurfürsten; dafür ließ Wilhelm ihre Güter verwüsten. * Der Erzbischof von Magdeburg, die Bischöfe von Mer- seburg und Naumburg und die Stadt Erfurt verbün- deten sich auch mit Friedrich. Da nun Wilhelm sei- nem Bruder nicht mehr gewachsen war, so rief er 9000 Böhme n herbei, die halfen ihm zwar wenig, verwüsteten aber seine Lande sowohl wie die seines Bruderö auf die schrecklichste Weise. Diesem gräuelvollen Kampfe, der da-

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 135

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
135 Bischof nicht bezahlte, da ließ der Kurfürst Wurzen mit 400 Mann besetzen. Herzog Moritz, ohne dessen Zustim- mung es geschehen war, zog sogleich ein Heer zusammen, eben so der Kurfürst, und schon wollten beide den Kampf beginnen, als der Landgraf Philipp herbeieilte und am loten April 1542 die feindlichen Vettern mit einander ver- glich. Dieser unblutige Feldzug wurde, weil er gerade zur Osterzeit vorfiel, der Fladenkrieg genannt. Von weit größerer Bedeutung war ein Streit mit dem Herzog Heinrich, dem Jüngeren, von Braun- schweig, der ein heftiger Feind der Protestanten und des schmalkald isch e n Bundes war. Ganz besonders erbit- tert zeigte er sich gegen den Kurfürsten von Sachsen, den er sogar verleumdete, daß er chm nach dem Leben gestan- den habe. Dagegen hat Herzog Heinrich sich von dem Verdacht, daß er Mordbrenner nach Sachsen und Hes- sen gesandt habe, nicht gereinigt. Der Haß beider Für- sten Hegen einander war so groß, daß sie durch gedruckte Schriften einander angriffen, worin sie sich gegenseitig mit den allernicdrigsten Schimpfworten belegten. Doch blieb cs nicht bei den Schmähungen, sondern es kam auch zu Thätlichkeiten. Der Kurfürst von S a ch se n und der Land- graf von Hessen überfielen im Juli 1542 Herzog Hein- richs Land mit 19,000 Mann, eroberten am I2ten Au- gust Wolfenbüttel und binnen Monatsfrist ckas ganze Land. Sie führten nun darin sogleich die Reformation ein und eine Kirchenordnung, und ließen sich durch keine Ermahnungen des Kammergcrichts und des römi- schen Königs daran hindern. Die Vermittelung des Her- zogs Ludwig von Baiern wiesen die Sieger zurück, und wollten das Land nur gegen Bezahlung von 1 Million Gulden den Kindern des Herzogs Heinrich zurückgeben. Die Eroberung dieses Landes erfolgte nicht etwa aus blo- ser Nachsucht des Kurfürsten, sondern war aus dem Grunde nöthig, weil die schmalkaldischen Bundesglieder einen so gefährlichen Feind nicht in ihrem Rücken dulden konn- ten. Da der Kaiser im Kriege mit Frankreich begriffen, König Ferdinand aber höchst unglücklich pegen die Tür- ken war, so mußte die katholische Partei die Eroberung geschehen lassen. Nunmehr wäre es aber an der Zeit ge-
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