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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 97

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
07 Neunzehnte? Capitel. Die Regierung der Brüder Ernst und Albrecht. Beide Brüder sollten, dem Testamente ihres Vaters zufolge, gemeinschaftlich regieren, und das haben sie auch zu ihrem Vorthcil und zum Besten des Landes 21 Jahre lang gethan. Im Jahr 1465 empfingen sie beide gemeinschaft- lich die Belehnung über ihre Lander von ihrem Oheim, dem Kaiser; darauf unterstützten sie den König Georg von Böhmen, Albrechtö Schwiegervater, gegen die unru- . higen Schlesier. 1466 zogen beide Brüder gegenhcin- richii., Burggrafen zu Meißen und Herrn von Plauen, der ihre Unterthanen beraubt hatte, nahmen ihm Schloß und Stadt und behielten es als ein Lehn von Böhmen. Da sie durch die Auffindung der Silbergruben zu Schnee- de rg zu einem Ueberfiuffe an Gelde gekommen waren, so- kauften sie 1472 die Herrschaft Sagan für 50,000 Gold- gülden , die bis 1549 bei Sachsen blieb. Dann kauften sie 1477 die Herrschaft Sorau, Breskau und Storgau für 62,000 Gülden. Die letzter« wurden aber schon i5io gegen Rückzahlung der Kauffumme zurückgegeben. Nach dem Tode König Georg Podiebrads von Böhmen, be- warb sich der Herzog Albrecht, dessen Eidam, um die böhmische Krone. Er rückte mit einer beträchtlichen Kriegsmacht in Böhmen ein; doch da er seine Ansprüche zu heftig verfolgte, so faßten die Stände eine Abneigung gegen ihn und wählten den Prinzen Wradislaw von Polen. Seiner Schwester, der Acbtissin Hedwig von Q-ue d linb urg, leistete der Kmfürst Ernst Beistand gegen die Bürger, wofür er 1470 die erbliche Schirmherrschaft über dieses Kloster erhielt. Seinem Sohn Ernst verhglf der Kurfürst 1476 zum Erzbisthum Magdeburg. 1473 wurde derselbe auch zum Bischof von Halberstadt er- wählt. Er unterstützte denselben in seinen Streitigkeiten mit der Stadt Halle 1478, und half ihm i486 die wider- spenstige Stadt Halberstadt überwältigen. Unterdessen leistete Herzog Albrecht dem Kaiser Friedrich Iii. Kucgö- dienste gegen Karl den Kühnen, von Burgund, und 7

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 64

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
64 und das Ofterland, ferner auf Großenhayn, Tor- gau und Ortrand, und verpflichtete sich, binnen 3jah- ren 32,000 Mark Silber an Kriegökosten zu zahlen, wo- für er zur Sicherheit noch einige Städte verpfändete. Nach- dem er im Juli 1312 in Freiheit gefetzt worden, begann er den Krieg in Thüringen wieder. Den Aebten von -Fulda und Hersfeld nahm er ihre thüringischen Besitzungen wieder, Mühlhausen, Nord hausen muß- ten die Schonung mit großen Geldsummen erkaufen, Er- furt, durch Hunger bezwungen, gab alles heraus, was cs vom Landgrafen Albrecht erkauft oder erschlichen hatte, und zahlte 10,000 Mark. Ehe noch der Vertrag mit Er- furt zu Stande kam, starb daselbst am I3ten November 1314 der alte Landgraf Albrecht der Entartete, der Ur- heber aller dieser Handel. Gleich darauf fing der Krieg mit Brandenburg wieder an. Bei der Belagerung von Zwenkau 1315 blieb des Markgrafen Sohn erster Ehe, Friedrich der Lahme. Endlich kam 1317 zu Weißenfels ein Hauptvergleich zu Stande. Meißen und Freiberg kamen wieder an den Markgrafen Friedrich zurück. Bald darauf als in Brandenburg große Verwirrungen entstanden, wurde das Uebrige, was noch zu Meißen gehörte, zurückge- wonnen, die Lausitz aber blieb verloren. Sobald Fried- rich die auswärtigen Kriege beendigt hatte, ging er an die Zerstörung der Naubschlöster in Thüringen, und half auch den unruhigen Erzbischof von Magdeburg mit den Bürgern versöhnen. Nicht lange sollte er aber die Ruhe genießen; er verfiel in eine Schwermuth, bald darauf wurde er 1322 auch vom Schlage gerührt und mußte 2§ Jahr, der Sprache beraubt, das Lager hüten, bis endlich am loten oder I7ten November 1324 der Tod seine Leiden en- digte. Ec war ein Fürst von großen Gaben und herrli- chem Gcmüth, kaum hat je einer mit so viel Standhaftigkeit und Muth die größten Widerwärtigkeiten besiegt. Er ist als der Erretter und Erhalter des Wettinischen Für- stenhauses zu betrachten, welches ohne seine Ausdauer sicher zu Grunde gegangen wäre.

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 102

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
102 zu werden, that der Lasterhaftigkeit großen Vorschub. Der Bernhardiner Mönch, Johann von Capistrano, der Deutschland durchzog um einen Kreuzzug gegen die Türken zu predigen, kam 1452 auch durch Meißen und Thüringen. Er predigte, vom Herzog Wilhelm auf- gefordert, auch in Jena, dann aber auch im andern Städten gegen die verderbten Sitten und brachte es so weit, daß die Bürger ihre Würfel und Spieltische, die Frauen und Jungfrauen ihre Zöpfe und andere Putzstücke auf den Markt zusammen brachten und verbrannten. Doch dauerte diese Buße nicht lange und bald herrschte wieder die alte Ueppigkeit, daher vermehrte Herzog Wilhelm seine Lan- desordnung 1452 mit mehreren Polizeigesetzen. In Mei- ßen wurde die allgemeine Landcsordnung erst 1482 cinge- führt, worin Vorschriften enthalten sind, wie Dienstboten gekleidet und was sie an Lohn erhalten sollen, ferner wie viel Esten und Lohn die Arbeiter erhalten sollen, und wie viel bei Festlichkeiten an Aufputz und Schmuck verwendet werden könne. Das, was darin erlaubt ist, beweist, daß in allen Volksklaffen ein großer Wohlstand geherrscht habe; selbst die Handwerker gingen in Sammt und Seide gekleidet, und es mußte ihnen untersagt werden, des Mittags mehr als 6 und des Abends mehr als 5 Gerichte und mehr als zweierlei Wein und Bier auf dem Tische zu haben. Frauen- kleider sollten nicht mehr als 15o Gulden kosten und nicht Schleppen über 2 Ellen lang haben. Alle Verordnungen waren doch nicht im Stande, den übertriebenen Aufwand zu hemmen. Sachsen hatte sich von den Verwüstungen des Hu.ssitenkriegs und der Bruderfchde schnell wieder erholt, und ein großer Bergsegen, besonders nachdem 1471 die reichhaltigen Silbergänge bei Schnccberg entdeckt wur- den, brachte viel Geld in Umlauf, Handel und Gewerbe blühten, und der Bürgerstand stand in seinem höchsten Flor. Dresden erhielt 1443 eine eigene Stapclgerechtigkeit; in Leipzig wurde noch vor 148o, des Tauschhandels wegen, ein eigenes Gewandhaus angelegt; 1458 erhielt Leipzig den Neujahrs mar kt und 1466, 1469 und 1497 kaiserlich privilegirte Messen, und Kon rad Kachelofen legte i486 die erste Buchdruckerei in Leipzig an.

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 66

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
66 Landgraf Friedrich den Neft von Jena an sich gekauft, 1346 kaufte er einen Theil der Stadl Langensalza. Das wollte der Erzbischof von Mainz, dem auch ein Theil der Stadt gehörte, nicht dulden, cs kam zur Fehde, der Landgraf belagerte die Stadt, und da die Belagerten ihn verhöhnten, so ließ er Feuer hincinwerfen; 1800 Men- schen kamen in den Flammen um. Mainz mußte nachgebcn, aber durch welche Blutschuld war dieser Sieg errungen! Friedrichs Söhne brachten 1374 auch den Rest von Langensalza an sich. Noch kaufte Friedrich der Ernsthafte dem Herzog Magnus von Braun schweig die Mark Lands berg ab, der sie von Brandenburg erworben hatte. Während dieses Markgrafen Negierung wurde Deutschland und besonders Thüringen 1348 durch ein gewaltiges,Erdbeben in Noch und Schrecken ver- seht. 2m Jahre darauf wüthete die furchtbare Pest, die unter dem Namen des schwarzen Todes bekannt ist. Nach dem Tode des Kaisers Ludwig des Baiern, wurde dem Landgrafen Friedrich die deutsche Krone angeboten. Karliv. bewog ihn aber durch eine Summe von 10,000 Mark Silber, daß er sie ablehnte. Dieser Ver- trag war ein baarer Gewinn, denn schon ein Jahr darauf, am i8ten November 1349, starb Friedrich im 39sten Lebensjahre. Friedrich der Ernsthafte hintcrließ 4 Söhne, Fried- rich den Strengen, Balthasar, Ludwig und Wil- h e! m. Der älteste, F r ie d r i ch, obgleich erst 17 Jahre alt, führte die Negierung für sich und seine Brüder, von denen aber Ludwig zum geistlichen Stande bestimmt war. Durch einen Vergleich zu Gotha, 1356, vcrpfiichteten sich die Brüder zu einer gemeinschaftlichen Negierung für ihre Lebenszeit. Sie erhielten darüber vom Kaiser die Gesammtbelehnung, auch für ihr Haus das Oberjägcr- meisteramt. Die gemeinschaftliche Negierung der drei Brüder, die 30 Jahre lang bis zum Tode Friedrichs des Strengen dauerte, zeichnete sich durch viele Erwer- bungen und viele Kriege aus. Eine Haupterwerbung war die Pflege Coburg mit der Herrschaft Schmalkalden, die der Landgraf Friedrich mit seiner-Gemahlin Katha- rine von Henne borg erheirathere. Dann erlangte er

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 109

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Ablaß sollte, seiner anfänglichen Errichtung nach, nichts an- ders scyn, als eine nach geschehener Neue und Buße eines Sünders ihm crtheilte Vergebung seiner Ucbertretungen, doch mit dem Vorbehalt eines künftigen bessern Lebens- wandels, und nur für solche Sünden, von denen los zu .sprechen der Papst sich allein Vorbehalten hatte. Bald aber wurde der Ablaß auch auf alle übrigen Sünden, auf die Aufhebung gcthaner Gelübde, auf die Befreiung von kirch- lichen Gebräuchen ausgedehnt. Da mit dem Ablaß vieler Unfug getrieben und vieles Geld nach Rom gezogen wor- den war, so setzten sich doch die deutschen Fürsten zuweilen dagegen, und die Papste mußten von Zeit zu Zeit einen neuen Vorwand erfinden, um den Einspruch bei ihrem Ab- laßhandel zu vermeiden. Mehrmals hatte schon der Tür- ken krieg zum Vorwände dienen müssen, doch da das zu- sammengebrachte Geld nie dazu angewandt wurde, sondern stets in den Scckel des Papstes fiel, so war schon einmal 1501 dem Papst Alexander Vi. von den deutschen Für- sten die Bedingung vorgeschrieben worden, daß er § der Ablaßgelder in Deutschland lassen mußte. Dennoch versuchte der verschwenderische Papst Leo X. aufs Neue den Ablaßhandel in Gang zu bringen und nahm zum Vor- wand den Ausbau der Peterskirche zu Rom. Damit seine Geldschneiderei aber um so besser Fortgang haben möchte, so ernannte er den Kurfürsten Al brecht von Mainz, der auch zugleich Erzbischof von Magdeburg und Administra- tor von Halberstadt war, zu seinem Oberbevollmachtig- ten und ließ ihm einen Theil vom Gewinn. Kurfürst Alb- recht, ein Bruder des Kurfürsten Joachim von Bran- denburg, war ein verschwenderischer Herr, der seiner Prachtlicbe wegen mit den Einkünften seiner drei reichen Erzbisthümcr und Bisthümcr nicht auslangte, und dem daher der neue Zuschuß durch den Ablaßkram ganz er- wünscht kam. Er bestellte für die Lander Meißen und Thüringen den Dominikanermönch Johann Tezel, einen lasterhaften und frechen Menschen, der auf eine marktschreierische Weise den Leuten die Ablaßzettel auf- schwatzte und sie alle ohne Bedingung zur Buße und Bes- serung, ja sogar für Sünden, die sie noch begehen wollten, verkaufte. Dadurch machte er alles Gute, was gewissen-

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 73

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
73 größeren Heeresmacht als die übrigen. Die Meißner fochten mit großer Tapferkeit bei dem Berge Withpw, nachmals Ziskaberg genannt, wurden endlich doch aber, überwunden, weil die übrigen Deutschen ihnen keinen Beistand leisteten. Erbittert über ihren Verlust, ließen sie, sich viele Unmenschlichkeiren gegen. die B ölstm e n zw Schul-, den kommen, die ihnen aber Gleiches mit Gleichem vergal- ten. Da S i g i ö m u n d nichts gegen die H u ff i t e n batte, ausrichten können, so schlossen die Wett.i wischen Fürstem zum Schutz ihrer Lande ein Bündniß mit den vier R h e i Ir- land isch en Kurfürsten, dann aber drang Friedrich der Streitbare 1420 in Böhmen.ein, schlag die.hussi-. ten bei Brix, welches sie belagerten, und nahm ihnen.- all ihr Geschütz, dann aber eroberte er idie .Städte Lad,ans und Kommotau. Das Reichsheer lagerte unterdessen vor Saatz, lief aber aufdie Rachricht, daß die Hussiren ka- men, auseinander. Da-Frs cd rich. rmd sein Bruder in dem Hussitenkriege viel.mehr leisteten, als andere Reichsfür- sten, und als wozu er verpflichtet war, so bewilligte ihm der Papst Martin V. -das Recht., Haß seine ttnterthaucn vor- kein auswärtiges geistliches. Gericht: sollten gefordert werden können; der Kaiser aber verpfändete den beiden Markgrafen für ihre Kriegskosten die Städte-, Schlösser und Güter Stahlberg, Schdneck, Myla, Battendors, Spa- renberg, Mühlborg, Oßeck und Landschütz. .Der. Beistand, den das Wett in ische Fürstenhaus dem Kai- ser in dem Hussitenkriege unausgesetzt leistete, und die- Anhanglichkeit, die es ihm- bei jeder Gelegenheit erwies;- vor Allem aber der Eifer und die Treue Markgraf Fried- richs des Streitbaren, verpachtete ihn zur Dankbar-, keit, auch war dem Kaiser Sigismund viel daran gele-» gen, sich den mächtigen > und streitba-ren Markgrafen erge- den zu erhalten/ daher ergriff er die Gelegenheit, die sich^ ihm darbot, ihn auf eine, recht ausgezeichnete Weise zu des lohnen. ' , Der Kurfürst Albrecht Hi. von Sachsen war im November 1422 kinderlos gestorben, und mit ihm.das Säch- sisch - W i t t e n b e rg i sch e Fürstenhaus erloschen, welches außer der Kur noch mehrere hohe Reichswürden besaß. Bon dem Ascanischcn Stamme war freilich noch ein

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 113

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
113 verslläten zu unterwerfen. Doch verpflichtete er sich, über die Lehre vom Ablässe zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Stillschweigen geboten würde. Der Cardinal wollte ihn heimlich verhaften und nach Nom bringen lassen, Luther aber, zur rechten Zeit gewarnt, entfloh und kam glücklich zu Wittenberg an. Der Cardinal verlangte nun vom Kurfürsten Friedrich, daß er Luth er n nach Rom senden oder wenigstens aus seinem Lande verbannen möchte, und der Kurfürst war anfangs unschlüßig über das, was er thun sollte; Luther aber war gesonnen nach Paris zu gehen. Als aber der weife Friedrich eine Erklärung über den Streit forderte, gab Luther sie ihm so einleuchtend, daß der Kurfürst das Begehren des Cardi- nals abschlug, weil Luther noch seines Irrlhums, viel- weniger einer Ketzerei überführt worden wäre. Luther machte nun seinen Streit mit dem Cardinal durch den Druck bekannt und berief sich ans eine von dem Papst anzuord- nende allgemeine Kirchenversammlung. Ist Sachsen vor allen andern Ländern von Gott gewürdigt worden, die Pflanzstätte der gereinigten Lehre zu seyn, so hat es auch den Ruhm, daß ein Sachse es war, der mit Gottes Hilfe das große Werk der Glaubens- verbefferung unternahm, und daß ein sächsischer Fürst sich das Verdienst erwarb, dieses heilvolle Unternehmen so lange vor allen Anfechtungen zu schützen, bis es hinreichend Wurzel gefaßt und Ausbreitung genug erhalten hatte, um allen Stürmen, die über dasselbe hereinbrachen, widerstehen zu können. Nur durch das Zusamentreffen vieler günstiger Umstände war es möglich, daß ein Werk gelingen konnte, dessen Ausführung früher großen Volksvereinen und mäch- tigen und gelehrten Männern noch immer mißlungen war, und welches durchzusetzen einst selbst Kaiser und Reich sich vergebens bestrebt hatten. Der Mann, der das Licht der Wahrheit anzünden, die Ketten des Wahns und des Vor- urtheils brechen sollte, war dazu ganz vorzüglich mit Gei- stes und Gemüthsgaben ausgerüstet, und nicht leicht ist unter allen, die jemals das Gute aufrichtig gewollt und dafür gewirkt haben, ihm einer gleich gekommen. Die große geistige Kraft, die unermüdliche Thätigkeit, die aufrichtige Frömmigkeit, der brennende Eifer für Wahrheit und Recht, 8

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 115

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
115 fcf> c n Hofes nicht haben vermeiden können, und er hatte unbezweifelt den grossen Einfluß verloren, den er auf die Angelegenheiten des Reichs besaß und den er so umsichtig zum Schutze der Reformation benutzte. — Hätte in S a ch- sen nie eine andere große Begebenheit staltgefunden als die Kirchenverbefferung, so würde diese allein hinrei- chen, diesem einen geehrten Namen in der Geschichte zu machen; und hatte Sachsen keine großen und berühm- ten Männer seines Stammes mehr aufzuweisen, als vr. Martin Luther und Kurfürst Friedrich den Weisen, so würden die Verdienste dieser beiden Edlen genügen, um den Sachsen einen wichtigen Anthcil an dem Wirken zur Aufklärung und zum Wohle der gcsammten Menschheit einzuräumen. Dreiundzwanzigstes Capitel. Friedrich des Weisen Thätigkeit in den Reichs- angelegenheiten und weiterer Fortgang der Kirchenverbesserung. Ein ganz besonders günstiges Ereigniß für die Refor- mation war der Hintritt Kaiser Maximilian s am I2tcn Januar 1519, denn nun erhielt Kurfürst Friedrich bis nach erfolgter neuen Kaiserwahl die Neichsverweserschaft in allen Ländern, in denen das sächsische Recht galt, ge- bot also über die Hälfte des deutschen Reichs mit kaiser- licher Machtvollkommenheit und war um so eher im Stande, Luthern und seine Lehre zu schützen. Derpapst und alle Gegner der Reformation mußten, um den mächtigen Kur- fürsten sich nicht abgeneigt zu machen, den Streit ruhen lassen, und so gewann »die Reformation Zeit sich zu ver- breiten und zu befestigen. Bei der Kaiserwahl hatte Kurfürst Friedrich den allerwichtigsten Einfluß; seine Stimme galt am allermehr- sten, und die Könige von Spanien, Frankreich und England bewarben sich um seine Gunst, um die Kaiser- krone zu gewinnen; ihm wurden grosse Geldsummen gebo- ten, doch edelmüthig wiess er sie zurück und erklärte, daß

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 80

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Stadt, sich von ihnen große Vorrechte zu erwerben. Sie erweiterte ihr Gebiet durch eine Menge von Ankäufen, so .daß sie viele Herrschaften, Schlösser und Dörfer besaß; die Bürgerschaft war so zahlreich, daß bei einer Pest 12,000, "bei einer andern sogar 20,000 Menschen umkamen, ohne daß die Stadt in Verfall gekommen wäre. Bei der Judenverfol- gung wurden 6000 dieses Glaubens umgebracht. Zum Ruhm und Vortheil dieser Stadt gereichte besonders die auf ihre Ko- sten vollbrachte Stiftung einer Univetfttät, deren Einweihung 1392 erfolgte. Sie kam schnell in große Aufnahme. Er- fu r t war der Stapelplatz des ganzen t h ü r i n g i sch e n Han- dels und hatte seit 1330 eine Messe. Die Einkünfte dieser Stadt beliefen sich im Uten Jahrhundert auf 9)59 Pfund Silber. Leipzig, die vorzüglichste Stadt im Osterlande, vergrößercr sich zwar seit 1237 beträchtlich, doch konnte es beinweirem mit Erfurt nicht wetteifern, da es den Han- del mit Merseburg und Halle theilen mußte. Doch war seit 1388 der Handel in stetem Wachsen: Die wich- tigsten Artikel waren Leinwand und Pelzwerk, welches die Sorben dahin brachten. Seine eigentliche Wichtigkeit er- langte Leipzig erst durch die Stiftung der Universität -1409, wovon bereits Erwähnung geschehen. Von den Sitten in diesem Zeiträume ist wenig Er- freuliches zu melden-) Der Adel blieb roh und raubsichtig, und als er nach der Anwendung , des Pulvers nicht mehr allein auf seine festen Schlösser und Mauern trotzen konnte, und in den Kriegen nicht mehr den Fürsten ganz unent- behrlich war, da suchte ec durch übertriebenen Aufwand sein Ansehen zu behaupten, und schwelgte und zechte, wenn er im Kriege nicht mehr beschäftigt war. Bei der Geist- lichkeit verlor sich mit der Lust zu den Wissenschaften, auch alle gute Sitte, sie wetteiferte an Pruk und lleppig- keit, an Völlerei und Zügellosigkeit mit dem Adel, und brachte sich um alle Achtung der Weltlichen. Auch bei dem Bürger stände herrschte ein. ungemeffcner Aufwand, und viel Schwelgerei , doch fand- sich in diesem Stande noch die mehrste gute Sitte, und die-mehrste Rechtlichkeit. Der Bauernstand versank immer tiefer in die Leibeigenschaft; ihm wurden nach und nach immer größere Lasten aufgebür- der, sein Zustand war"beklagenswerch. «' • • -

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 118

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
118 Wahrheit seiner Sache überzeugt, aber auch selbst seine Gegner achteten seine Beherztheit und Freimüthigkeit. Er erhielt freies Geleit zur Rückkehr; doch kaum war er fort und auch Kurfürst Friedrich abgereist, als das Wormser Edict bekannt gemacht wurde, welches Luthern und seine Anhänger in die Acht erklärte, seine Lehren verbot und alle seine Schriften zum Feuer verdammte. Nun glaubten seine Widersacher den Sieg errungen zu haben, doch froh- lockten sie zu früh, wie sie bald zu ihrem Schrecken erfah- ren sollten. Der Kurfürst Friedrich war nicht mehr bei Abfassung des Edictes zugegen gewesen, er hielt sich also auch nicht daran gebunden; Herzog Georg dagegen ließ die Verbreitung der neuen Lehre bei der schwersten Strafe ver- bieten, verwiest viele Lausende des Landes, die sich zu der neuen Lehre bekannten, ließ bei der Universität eine strenge Untersuchung halten, verbot das Lehren der griechi- schen und hebräischen Sprache daselbst und zeigte seine Feindschaft gegen Luthers Lehren auf das Heftigste. Der Hast des Herzogs Georg und die bekannte Hin- terlist des römischen Hofes ließ alles für die Sicherheit Luthers fürchten, daher wurde er auf seiner Rückreise im thüringer Walde, auf das Veranstalten Kurfürst Fried- richs, plötzlich durch einige verkappte Reiter vom Wagen gehoben und heimlich nach der Wartburg gebracht; dort mußte er sich in weltlichen Kleidern, unter dem Namen des Junker Georg, aufhalten, damit seine Widersacher jede Spur von ihm verlören. Die Trauer aller Anhänger der neuen Lehre über Luthers Verschwinden war sehr groß, denn sie glaubten, daß er in die Hände seiner Feinde gefal- len sey. Doch bald wurden sie durch seine Schriften über- zeugt, daß er noch lebe, auch wurde sein Aufenthalt auf der Wartburg dadurch sehr nützlich, daß er daselbst Ruhe gewann, das neue Testament zu übersetzen, welches schon im folgenden Jahre gedruckt wurde, und nun mehr in die Hände des Volkes kam und die Hauptstütze der gereinigten Lehre wurde. Auch in Luthers Abwesenheit hatte die Reformation in den kurfürstlichen Landen keinen Stillstand. Bis dahin war noch wenig an den gottesdienstlichen Gebräuchen ge- ändert worden, da Luther selbst nicht dafür war, daß
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