Zweites B u ch.
Von der Vereinigung Th ü ring en 6 mit
Meißen bis zur Verbindung des Herzog-
thums und der Kurwürde Sachsen mit
diesen Ländern, 124? bis 1423.
Eilftes Capitel.
Von Heinrich des Erlauchten Kampf um Thü-
ringen und von seiner Kinder und Enkel
Kriegen.
Ntarkgraf Heinrich war in der vollen Blüthe seiner
Kraft und hatte sich dnrch seine Kriegsthaten einen hochbe-
rühmten Namen gemacht, als ihm Thüringen zufiel.
Durch diese Erbschaft schien das Haus Wettin auf den
Gipfel der Macht zu gelangen, denn sein Landgebiet wurde
durch Thüringen mehr als verdoppelt, und zudem ge-
hörten sowohl seine Stammlande als die ihm zugefallenen
zu den reichsten und bestgelegenstcn im deutschen Reiche.
Allein Markgraf Heinrich gelangte nicht sogleich zum ru-
higen Besitz des Landes, sondern mußte einen langen schwe-
ren Krieg deshalb führen, und am Ende doch einen großen
Theil davon abtreten, um das Uebrige seinem Stamme zu
retten, da auch Andere, und nicht ohne gute Gründe, An-
sprüche auf die Erbschaft machten. Mit diesem Erbschafts-
streit hatte es folgende Bewandniß:
Markgraf Heinrich war der Sohn Juttas, einer
4*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Ntarkgraf_Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
02
40,000 Mark, und dieser wieder für 5o,ooo Mark an die
Markgrafen von Brandenburg verpfändet, und letztere
fingen an mit bewaffneter Hand sich in den Besitz des Lan-
des zu setzen. In Thüringen wollten die drei Städte
Eisenach, Kreuzburg und Franken stein reichsfrei
sein und forderten den König Al brecht auf, daß er als
Ad olfs Nachfolger Thüringen in Besitz nehmen möchte.
Bei der Ländergier dieses Fürsten bedurfte es des Aufmun-
terns nicht, längst war cs seine Absicht gewesen, sich der
Wettinfchen Länder zu bemächtigen, doch damit sein
Länderraub einen Anschein von Recht gewinnen möchte, lud
er die Markgrafen Friedrich und Diezmann auf einen
Hoftag nach Fulda, um wegen ihrer Länder mit ihnen zu
rechten, und als sie vor einem solchen partheiifchen Richter
nicht erscheinen mochten, da sprach er die Reichsacht gegen
sie aus und überzog 1306 Meißen mit Krieg. Friedrich
der Gebissene bemächtigte sich unterdeß mit Hilfe seiner
Schwiegermutter der Wartburg. Die Mühlhäuser,
Nordhäuscr und Erfurter belagerten ihn zwar und
bedrängten ihn hart, doch ward er von seinen Getreuen
entsetzt, und bald war beinah ganz Thüringen in seinen
Händen. König Alb recht hatte, der reichen Bergwerke
wegen, sein Hauptaugenmerk auf Meißen gerichtet, und
erschien 1307 mit einem starken Heere, meistens aus Schwa-
den und Rheinländern bestehend, um es in Besitz zu
nehmen. Seine Krieger hausten auf eine' gottesvergessene
Weile im Lande, weshalb denn auch die Landleute höchst
erbittert auf sie waren und ihren Landesherrn, wo sie konn-
ten, Beistand leisteten. Friedrich und Diezmann schlu-
gen am 3. Mai das feindliche Heer bei Lucca, ohnweit
Alten bürg, völlig, daß es ganz auseinander gesprengt
wurde, wo dann die aufgebrachten Bauern noch viele Tau-
sende auf der Flucht erschlugen. Von dieser schmähligen
Niederlage ist dassprüchwort entstanden: Es wird Dir
gehen, wie den Schwaben bei Lucca. König Al-
b recht wurde durch andere Händel abgehalten, nochmals
einen Angriff auf Meißen zu thun, und kaum ein Jahr
darauf fiel er durch Meuchelmord. Die größte Gefahr für
das Haus Wettin war nun vorüber.
Dennoch mußten noch manche schwierige Kampfe be-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
72
seiner Fürsten wurde Leipzig später ein Hauptsitz der
Wissenschaften für ganz Deutschland, und ist es Iabr-
hundcrte hindurch geblieben. Die größten Gelehrten sind
daraus hcrvorgegangen und haben nützliche Kenntnisse in
ihrem Vatcrlande verbreitet, dessen Einwohner an Einsicht,
Verstand und Wissen keinem Volke auf der Erde nachstehcn.
Zwei Jahre nach Stiftung der Universität schritten die bei-
den Markgrafen zu einer O erterung, d. h. widerruflichen
Theilung ihrer Lande, und Leipzig mit der Universität
blieb dem ältesten, Friedrich. Im Jahre 1415 erfolgte
eine zweite und 1423 die dritte Theilung, in'welcher
Wilhek m Leipzig erhielt. Diese Theilungen hatten aber
keinen Bestand, denn Wilhelm starb 1425 unvermählt,
und sein Landtheil fiel an Friedrich.
Friedrich der Streitbare? war in dem deut-
schen Reiche sehr geachtet, und besonders hielt der Kaiser
Sigismund gar viel auf ihn. Dazu hatte er auch wohl
Ursache, denn Friedrich war nicht nur ein tapferer, ein-
sichtsvoller und redlicher Fürst, sondern auch einer der mäch-
tigsten und reichsten, und leistete dem Kaiser treuen Bei-
stand. Auf der Kirchenversammlung zu Kostnitz erschien
er zweimal, einmal 1414, und dann 1417; das zweite
Mal mit so großer Pracht, daß er cs darin allen andern Für-
sten zuvorthat. Ec wollte damals die Belehnung über Mei-
ßen und über einige böhmische Ortschaften empfangen;
da ihm aber Sigismund die Lehne über letzere nicht er-
theilen wollte, zog er im Unwillen von dannen und sagte:
„Was der Kaiser mir jetzt verweigert, das soll er wohl
bald in freiem Felde mir gewähren." Was er gesagt hatte,
wurde wahr, denn nur zu bald bedurfte Sigismund sei-
nes Beistandes gegen die Hussiten, und ertheilte ihm
die Lelehnung 1420 im Feldlager vor Prag.
In den 1419 in Böhmen ausgebrochenen Hussi-
ten krieg wurde Markgraffriedrich stark verwickelt, was
allerdings seinen Landen anfangs zu großem Nachtheil ge-
reichte, doch spater dem Häuft Wettin einen reichen Ge-
winn brachte^. und dessen dauernden Glanz begründete.
Gleich den andern deutschen Fürsten zogen auch die
Markgrafen Friedrich der Streitbare und Wil-
helm Ii. dem Kaiser 1420 zu Hülfe, doch mit einer weit
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Sigismund Sigismund Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Leipzig Leipzig Prag Wettin
140
sogleich auf, um sie zurück zu eroberu. Das war aber
das Uebelfte, was er thuu kounte, denn nun zog der Land-
graf von Hessen auch nach Hause und ganz Oberdeutschland
blieb dem Kaiser überlaffen, der alle Reichöstände darin,
die zum schmalkald ischeu Bunde gehörten, mit schwerer
Geldstrafe belegte, große Lieferungen von Kriegsbedürfniffen
von ihnen erpreßte und sie zwang, dem Bunde zu entsagen/
Hatte das Bundesheer sich nur noch eine kurze Zeit gegen
den Kaiser gehalten, so würde er schon des Geldmangels
wegen dem Bunde einen guten Frieden haben bewilligen
müssen und der Kurfürst ohne Schwertschlag wieder zu
seinen Landen gekommen scyn. Nachdem Io Hann Fried-
rich sich vom Bundesheere getrennt hatte, zog er schnell
durch Franken, brandschatzte mehrere katholische Neichs-
stande und eroberte dann sein Land ohne große Mühe zu-
rück. Darauf fiel er im Januar 1547 in das herzogliche
Sachsen und eroberte es bis auf Leipzig, -Pirna und
Dresden. Nachdem er Leipzig 3 Wochen lang ver-
geblich belagert hatte, ging er dem Markgrafen von Bran-
denburg — Kulmbach entgegen, den der Kaiser mit
6000 Mann dem Herzog Moritz zu Hilfe geschickt hatte,
überfiel ihn bei Nochlitz, schlug und zersprengte seine
Schaar und nahm ihn selbst gefangen. Nach diesem Siege
hätte der Kurfürst den Herzog Moritz sehr leicht völlig
überwältigen können, allein ec ließ sich verleiten, einen
-Waffenstillstand auf vier Wochen mit ihm einzugehen, und
zog sich an die Elbe, um Böhmen nahe zu seyn, da
die böhmischen Stände eine Verbindung mit ihm gegen
den Kaiser unterhandelten. Moritz benutzte den Waffen-
stillstand, um sich mit dem Könige Ferdinand bei Brix
zu vereinigen, wo beide die Ankunft des Kaisers erwarten
wollten und zugleich-'durch ihre Stellung die böhmischen
Stände verhinderten, sich mit dem Kurfürsten zu vereinigen.
So hatte sich dieser Fürst abermals von dem klugen Mo-
ritz überlisten lassen, den, sich unschädlich zu machen und
dann die Hilfe der Böhmen und Mähren an sich
zu ziehen, ihm so leicht gewesen wäre.
Kaiser Karl kam'endlich am 5ten April mit seinem
Heere in Eger an, vereinigte sich mit Ferdinand und
Moritz und trat am I2tcn seinen Zug nach Sachsen an.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Moritz Ferdinand Brix Karl_kam'endlich Karl Ferdinand Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Oberdeutschland Sachsen Leipzig Dresden Leipzig Eger Sachsen
229
an Lebensmitteln am 11. Ottobre feine unangreifbare Stel-
lung verlassen müssen, und war am 13. über die Elbe
gegangen, wo es schon die Preußen vorfand. ^ Mann
und Roß waren vom Hunger abgezehrt, ihr Gepäck und
Schießbedarf von den Preußen genommen, der Feldherr
Rutowsky holte vom Kürfürsten Verhaltungsbesehle ein,
der mußte ihm das Schicksal des Heeres anheimstellen.
Rutowsky kapitulirte, und 14,000 Sachsen mit 180
Kanonen gaben sich den Preußen gefangen. Die Offi-
ziere wurden auf ihr Ehrenwort, nicht gegen Preußen zu
dienen, entlassen, die Unteroffiziere und Gemeine unter
preußische Regimenter gesteckt, sie liefen aber fast alle
davon und gingen nach Polen oder zu den Franzosen,
wo der Prinz Taver von Sachsen einen eigenen Heeres-
theil davon bildete. Der Kurfürst und Brühl erhielten
Passe nach Polen. Brühl selbst verleumdete das säch-
sische Heer, als ob es seine Schuldigkeit nicht gethan
habe, und selbst Oe streich, welches doch allen Vortheil
von diesem Unglück Sachsens zog, war ungerecht gegen
Sachsen. Der König nahm nun seine Winterquartiere
in Dresden und behandelte Sachsen als ein völlig er-
obertes Land. Die großen Besoldungen der Hofbeamten
strich er, eine große Menge Rekruten ließ er ausheben und
Sachsen mußte den größten Theil der Summen her-
geben, die er während des ganzen Kriegs zur Erhaltung
seiner Heere bedurfte. Das war die traurige Folge von
Brühl's verkehrter Politik!
Durch Sachsens Besetzung von den Preußen wa-
ren die verbündeten Mächte zu Abschließung neuer Bünd-
nisse und zu Beschleunigung ihrer Rüstungen bewogen wor-
den. Frankreich stellte statt der vertragsmäßigen 24,000
Mann 105,000 und zahlte 12 Millionen Hilfsgelder an
Oestreich, welches seine Rüstungen verdoppelte. Auch
Schweden, von Rußland und Fr an k r ei ch genöthigt,
führte ein Heer gegen Preußen ins Feld, und selbst das
deutsche Reich setzte 60,000 Mann auf den Kriegsfuß,
um den König von Preußen, als einen Reichsfeind zu
bekämpfen. Friedrich Ii. war, nachdem er sein Heer in
Sachsen verstärkt, nach Böhmen gegangen und hatte
am 6. Mai 1757 einen großen Sieg bei Prag gewonnen
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Rutowsky Rutowsky Oestreich Friedrich_Ii Friedrich
Achtes Buch.
Von der Erhebung Sachsens zum König-
reiche bis zum Jahre 1834.
Vierzigstes Capitel,
Auswärtige und Kriegsbegebenheiten vom
Jahre 1806 bis 1813.
v-^achsen hatte durch seine Erhebung zum Königreiche
nichts gewonnen, wohl aber durch seinen gezwungenen Bei-
tritt zum Rheinbunde seine Selbstständigkeit eingebüßt und
war nunmehr gezwungen, an allen Kriegen Frankreichs
Theil zu nehmen. Dazu kamen Handels und Censurbe-
schrankungen und andere drückende Einmischungen des
französischen Kaisers in die innern Landesangelegenhei-
ten. Schon gleich nach erfolgter Erhebung zur Königswürde
mußte Friedrich August abermals 6000 Mann, den
Rest seines Heeres, nach Preußen zur Bekämpfung seines
ehemaligen Bundesgenossen, senden. Die Lorbeeren, die
sich die sächsischen Krieger bei der Belagerung von
Danzig und in der Schlacht bei F r i e d l a n d erkämpften,
konnten ihm keine Freude machen, denn die Sache, für die
sie kämpften, war keine gerechte, und Gerechtigkeit war
stets der Leitstern dieses Fürsten. Eben so wenig konnten
ihm die Vortheile, die ihm durch den Frieden von Til-
sit zusielen, angenehm sein, er wurde zum erblichen Her-
zog von Warschau ernannt, welches 1851 Geviertmei-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August
267
leon den Erbau einer Landesfestung in Torgau, die
unter 5 bis 6 Millionen Thlr. nicht herzustellen war,
Gegen den Willen des gewaltigen Kaisers galt kein Wi-
derspruch, das Land mußte die schwere Last ohne Murren
übernehmen. Was hals es, daß der König von Napo-
leon persönlich hochgeehrt wurde, wer vortheilte davon,
daß der König von Sachsen über mehr Land und Leute
gebot, als der König von Preußen, stiegen doch die Ab-
gaben und die Staatsschulden jährlich höher, während der
Handel in Verfall gerieth, der Ackerbau stockte und beinah
alljährlich einige Tausend Männer und Jünglinge ihr
Leben verloren auf dem Schlachtfelde oder in den Spitälern.
Zwar erhielten die Manufacturen und Fabriken durch die
Handelssperre einigen Aufschwung und ihre Zahl vermehrte
sich ansehnlich von Jahr zu Jahr, allein es ließ sich vor-
aussehen, daß dieser Vortheil nur vorübergehend sein würde,
auch war er so bedeutend nicht, um die andern großen
Schadenstände auch nur einigermaßen zu übertragene Nur
ein Thor konnte den traurigen äußern Schimmer Sach-
sens für etwas Erfreuliches halten!
Eine Schreckenszeit rückte immer näher heran, der
Ausbruch eines Völkerkriegs war unvermeidlich. Spanien
und P ortugal hatten seit 1808, von England unter-
stützt, die Waffen ergriffen. Alexander I. mannigfach
durch Napoleons Herrschsucht bedroht, rüstete gewaltig,
söhnte mit England sich aus, schloß Frieden mit der
Pforte, Bündnisse und Verträge mit England, Schwe-
den und den Cortes von Spanien. Frankreichs
Kaiser wünschte diesen Krieg, durch den er die letzte selbst-
ständige Macht des europäischen Festlandes zu brechen hoffte.
Ganz Italien und dem rheinischen Bund gebot er
schleunig zu rüsten, mit Oeftreich und Preußen schloß
er Bündnisse, durch die sie sich verbindlich machen mußten,
bedeutende Streitkräste zu stellen, ganz besonders aber nahm
er das von ihm gestiftete Herzogthum Warschau in An-
spruch, dessen Bewohnern er mit der Wiederherstellung des
Königreichs Polen schmeichelte und dadurch zu den un-
erhörtesten Anstrengungen in Stellung von Mannschaft und
Kriegsbedürfnissen verinochte, denn nur von dem Eifer,
mit dem sie sein Unternehmen unterstützten, sollte es ab-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I. Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Torgau Sachsen Spanien England Napoleons England England Spanien Frankreichs Italien Warschau
36 /
Antheil an dem Handel, meistens waren es nur Wenden,
Freigelassene und verarmte Freie unter den Einheimischen,
die sich dem Handel widmeten. Die Verkäufer zogen mit
ihren Maaren im Lande umher, und stellten sie besonders
an solchen Orten feil, wo zu einem Heiligenfeste das Volk
in großer Menge versammelt war. Daraus entstanden die
Jahrmärkte und endlich auch die Messen.
Neuntes Capitel.
Thüringen unter den Grafen und Landgrafen
bis zur Vereinigung mit Meißen, 1247.
Als Kaiser Otto!, i. I. 968 fein Herzogthum Sach-
sen dem Hermann Billing verlieh, trennte er Thü-
ringen davon, und setzte Markgrafen über dies Land,
deren Amt aber nicht von langer Dauer war, weil cs,
nachdem die Reichsgrcnze weiter nach Osten vorgerückt,
und durch die Markgrafen von Meißen und Branden-
burg hinreichend gedeckt war, keines Markgrafen in Thü-
ringen mehr bedurfte. Ein neues Herzogthum ward nicht
mehr errichtet, daher wurden mehrere Grafenhäuser gar
mächtig, und erlangten beinahe fürstliches Ansehen, weil
sie nicht mehr unter einem Herzoge oder Markgrafen stan-
den, sondern des Kaisers unmittelbare Lehnsleute waren.
Am mächtigsten wurde das Grafenhaus, dessen Anherr
Ludwig mit dem Barte, ein Sprößling aus Earl des
Großen Stamm gewesen, und aus Frankreich nach
Thüringen gekommen sein soll, wo ihm Kaiser Kon-
rad U., sein Verwandter, i. Jahr 1039 ein beträchtliches
Stückland, welches noch unbebaut, geschenkt hatte. Lud-
wig kaufte zu dem Geschenkten noch viel mehr dazu,
erhcirathete auch mit seiner Gemahlin Cäcilia von Sän-
ger Hausen reiche Erbgüter, und wurde so der mächtigste
unter den thüringischen Grafen. Sein ältester Sohn
Ludwig Ii., der ihn 1050 beerbte, war ein streitbarer
Mann, bei dessen Lebzeiten viele Kriege in Thüringen
und Sachsen geführt wurden, in die er auch verwickelt
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Otto Hermann_Billing Ludwig Ludwig Cäcilia_von_Sän- Ludwig_Ii Ludwig
Drittes Buch.
Von dergelangung des Hauses Wettin
zur Kurwürde und zum Herzogthum Sach-
sen, bis zur Capitulation vo n Witten-
berg; von 1423 bis 1547.
Siebzehntes Capitek.
Die Hussitenkriege und der Bruderkrieg.
Friedrich der Streitbare blieb nicht unangefochten wegen
der Kur und des Herzogthums Sachsen, auf welches der
Herzog Erich als rechtmäßiger Erbe noch lange Jahre
Ansprüche machte; doch der Kaiser schützte den Markgrafen
im Besitz, da ihm derselbe bereits wichtige Dienste geleistet
hatte, und er sich deren noch ferner gegen die Hussiten
zu bedienen gedachte. Markgraf Wilhelm Ii. starb im
März 1425 ohne Kinder und Kurfürst Friedrich, der
ihn beerbte, erhielt dadurch einen schönen Länderzuwachs.
Der kam ihm gut zu Statten, denn der Kaiser warf die
ganze Last des Hussitenkrieges auf ihn. Er sollte in
des Kaisers Namen Krieg führen, Frieden schließen, un-
terhandeln, strafen und begnadigen, ganz nach eigenem Gut-
dünken, und dafür wurde ihm die Stadt Außig und
Brix verpfändet. In dem Kriege sollten die deutschen
Fürsten ihm Beistand leisten; allein sie zeigten sich säumig
und ließen die Verwirrungen unbenutzt, die nach, dem Tode
des berühmten Ziska unter den Hussiten entstanden
waren, die sich in mehrere Parteien, als Taboriten,
6
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Erich Wilhelm Friedrich Friedrich Brix Ziska
152
gelischen Glaubenspartei in Deutschland benutzen würde.
Doch kam Alles anders, als es den Anschein hatte, denn
der junge thatkcäftige Fürst hatte zwar dem Kaiser gedient,
um durch seine Gunst einen glänzenden Standpunkt unter
den deutschen Fürsten und eine Vermehrung seiner Lande
zu gewinnen, aber seinen Glauben wollte er deshalb nicht
aufopfern, im Gegenthcil läßt sich vermuthen, daß er ge-
dacht habe, er würde, wenn er an der Spitze der prote-
stantischen Partei stände, besser den Vortheil derselben wahr-
nehmen als die früheren durch ihn gestürzten Häupter, und
daß er dadurch sein Gewissen wegen des, seinem Vetter an-
gethanen Unrechtes, beruhigt habe. Der Kaiser wollte sich
eine größere Gewalt in Deutschland verschaffen und
darin wie in einem Erbkönigreiche schalten, er wollte ferner
die evangelische Lehre nach und nach unterdrücken, obgleich
er sich stellte, als ob er den Kirchenfrieden nur durch güt-
liche Vergleiche herzustellcn gesonnen sei; endlich wollte er die
deutsche Kaiserkrone erblich an sein Haus bringen und zu
dem Zwecke vorerst seinem Sohne Philipp die römische
Königskrone zuwenden. Da er mit den auswärtigen
Mächten Frieden, den schmalkaldischen Bund zertrüm-
mert, und den Reichöständen durch die schwere, an dem
Kurfürsten I o h a n n F r i e d r i ch vollzogene Rache, in Schrek-
ken gesetzt hatte, so schien es, als ob seine Absichten ihm
nicht fehlschlagen könnten. Jetzt als Deutschlands
Unabhängigkeit und die so schwer errungene Gewissensfrei-
heit in der größten Gefahr schwebten und ihr Untergang
unvermeidlich schien, trat Kurfürst Moritz als der Retter
deutscher Freiheit und der Kirchenverbesserung auf, und
wie auch sein früheres Benehmen getadelt werden mag, so
verdient er doch nicht weniger den Dank aller seiner deut-
schen Landsleute dafür, daß er ihnen durch seine Klugheit und
durch seinen Muth die höchsten Güter, die politische und
kirchliche Freiheit, gerettet hat.
Moritz hatte durch die Gunst des Kaisers eine reiche
Vermehrung seines Ländergebiets und die Kurwürde erlangt,
und der großmüthige Karl glaubte den jungen ehrgeizigen
Fürsten hinlänglich für seine Dienste belohnt und zu seinem
treuen Anhänger gemacht zu haben. Allein Karl hatte
nicht von seinem Eigenthume, sondern nur das gegeben,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Moritz Moritz Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands