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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 80

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Stadt, sich von ihnen große Vorrechte zu erwerben. Sie erweiterte ihr Gebiet durch eine Menge von Ankäufen, so .daß sie viele Herrschaften, Schlösser und Dörfer besaß; die Bürgerschaft war so zahlreich, daß bei einer Pest 12,000, "bei einer andern sogar 20,000 Menschen umkamen, ohne daß die Stadt in Verfall gekommen wäre. Bei der Judenverfol- gung wurden 6000 dieses Glaubens umgebracht. Zum Ruhm und Vortheil dieser Stadt gereichte besonders die auf ihre Ko- sten vollbrachte Stiftung einer Univetfttät, deren Einweihung 1392 erfolgte. Sie kam schnell in große Aufnahme. Er- fu r t war der Stapelplatz des ganzen t h ü r i n g i sch e n Han- dels und hatte seit 1330 eine Messe. Die Einkünfte dieser Stadt beliefen sich im Uten Jahrhundert auf 9)59 Pfund Silber. Leipzig, die vorzüglichste Stadt im Osterlande, vergrößercr sich zwar seit 1237 beträchtlich, doch konnte es beinweirem mit Erfurt nicht wetteifern, da es den Han- del mit Merseburg und Halle theilen mußte. Doch war seit 1388 der Handel in stetem Wachsen: Die wich- tigsten Artikel waren Leinwand und Pelzwerk, welches die Sorben dahin brachten. Seine eigentliche Wichtigkeit er- langte Leipzig erst durch die Stiftung der Universität -1409, wovon bereits Erwähnung geschehen. Von den Sitten in diesem Zeiträume ist wenig Er- freuliches zu melden-) Der Adel blieb roh und raubsichtig, und als er nach der Anwendung , des Pulvers nicht mehr allein auf seine festen Schlösser und Mauern trotzen konnte, und in den Kriegen nicht mehr den Fürsten ganz unent- behrlich war, da suchte ec durch übertriebenen Aufwand sein Ansehen zu behaupten, und schwelgte und zechte, wenn er im Kriege nicht mehr beschäftigt war. Bei der Geist- lichkeit verlor sich mit der Lust zu den Wissenschaften, auch alle gute Sitte, sie wetteiferte an Pruk und lleppig- keit, an Völlerei und Zügellosigkeit mit dem Adel, und brachte sich um alle Achtung der Weltlichen. Auch bei dem Bürger stände herrschte ein. ungemeffcner Aufwand, und viel Schwelgerei , doch fand- sich in diesem Stande noch die mehrste gute Sitte, und die-mehrste Rechtlichkeit. Der Bauernstand versank immer tiefer in die Leibeigenschaft; ihm wurden nach und nach immer größere Lasten aufgebür- der, sein Zustand war"beklagenswerch. «' • • -

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 149

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
149 die aber nicht beachtet wurden; noch größere Schwierigkei- ten machte die Universität, doch wurden die heftigsten Eife- rer für die römische Kirche entfernt und an ihre Stelle Anhänger der neuen Lehre berufen, und da mußte sie sich, endlich fügen. In Dresden wurden seit dem 30. Juni alle katholischen Kirchengebräuche abgeschafft und um Pfing- sten war der evangelische Gottesdienst schon im Gang. Im Juli wurde die große allgemeine Kirchenvisitation ge- halten und in den Jahren 1540 und 1541 eine abermalige. Die Stände, die im November 1539, der großen Landes- schulden wegen, zusammenberufen werden mußten, führten große Beschwerden über die Neuerungen, beklagten sich über die Eingriffe der Visitatoren in ihre Patronatsrechte und über neue Bürden beim Unterbalt der Geistlichen und Schulen; sie erlangten in der Hauptsache aber weiter nichts, als daß über die Verwendung der geistlichen Güter ein stän- discher Ausschuß mit zugezogen werden sollte, damit die Einkünfte zur Verbesserung der Universität, der Kirchen und Schulen verwendet würden. Herzog Heinrich, seiner Gutmüthigkeit und der Be- förderung der Kirchenverbefferung wegen, der Fromme ge- nannt, verlor in der letzten Zeit seiner Regierung alle Lust zu Staatsgeschäften, er legte deshalb auch am 7. August die Negierung wirklich nieder, wohl weil er das Heranna- hcn seines baldigen Lebensende fühlen mochte, welches am 18. August 1541 auch wirklich erfolgte. Siebenundzwanzigstes Capitel. Begebenheiten des Herzogs und nachmaligen Kurfürsten Moritz. Die Befestigung der Reformation durch ihn. Herzog Moritz, der in seinem 2osten Jahre zur Ne- gierung gelangte, war durch ein merkwürdiges Jugendleben früh zum Manne herangereist, und hatte noch in seinen Jünglingsjahrcn die Welt von vielen Seiten kennen lernen. Sein Vater liebte die Ruhe und den Genuß der Tafel, da-

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 260

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
260 sich mehrentheils von Frankfurt an der Oder nach Leip- zig wandten. Noch mehr hob sich der Handel dieser Stadt seit dem französischen Kriege von" 1792, so daß es Messen gab, auf denen für 56 bis 60 Millionen Thlr. Waaren eingeführt wurden. Von großer Wichtigkeit war die L ei p zig er Büchcrmesse, die während Friedrich August's Regierung eine immer größere Ausbreitung ge- wann. Nicht blos alle deutschen Buchhandlungen, son- dern auch Schweizer, Holländer, Dänen, Russen, Franzosen. Engländer bezogen den Leipziger Büchermarkt, oder wählten sich aus den Leipziger Buchhandlungen ihre Geschäftsträger und Leipzig behaup- tete sich mit immer steigender Wichtigkeit als der einzige allgemeine europäische Büchermarkt. Von Seiten der Re- gierung wurde alles Mögliche gethan, nun diesen Haupt- zweig des Handels^ zu begünstigen. Kein Nachdruck wurde im Umfange der sächsischen Lande gestattet; selbst kein fremder Nachdruck durfte in Leipzig verkauft werden, und eine Deputation von drei sächsischen und 6 auswärtigen Buchhändlern sollte Gutachten zur Beförder- ung des Buchhandels und Entscheidungen in Streitigkeiten über Büchersachen geben. Den Ruhm, den die Sachsen seit der Reformation genossen, zu den gebildetsten Stämmen Deutschlands zu gehören, haben sie auch unter Friedrich August's Regierung nicht verloren, da dieser einsichtsvolle Fürst die Grundlage aller Volksbildung, Kirche und Schule seiner vorzüglichsten Sorge widmete, wobei ihm sein abweichen- des Glaubensbekenntniß kein Hinderniß war. Daß er den Katholiken gleiche Rechte mit den Lutheranern zugestand war in dem Posen er Frieden vorgcschriebrn, mit Prose- lytenmacherei hat er selbst sich nie befaßt, noch solche begünstigt; dagegen wurde für eine zeitgemäße Verbesser- ung des protestantischen Gottesdienstes gesorgt, durch völ- lige Abschaffung des Erorcismus, verbesserte Kirchen- gebete, Einführung eines neuen Gesangbuches 1793 und Anordnung der allgemeinen Beichte. Auch in den Zeiten, wo überall über den Verfall der Religion geklagt wurde, war in Sachsen weniger als in andern Ländern Ursache dazu vorhanden, denn noch immer waren hier die Kirchen

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. XIV

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Xiv und Künste, zur Gründung gemeinnütziger Anstalten, wie der Hochschulen zu Leipzig 1409, zu Wittenberg 1506, zu milden Stiftungen, Errichtung großer Bauwerke, zur Zierde und zur Sicherheit des Landes, und zu Vielem, was ihnen ruhmwürdig und ihrem Volke heilsam war. Darum standen auch die Sachsenfürsten im In- und Auslande in hohen Ehren, und das Sachsenvolk galt für ein vorzüglich rechtliches, biederes, frommes, gewerbthä- tiges und aufgeklärtes Volk, und sein Name ward mit Achtung genannt in allen Landen. — Doch eine ganze besondere Wichtigkeit für alle kommende Zeiten erhielt Sachsen dadurch, daß aus seiner Mitte der Mann hervorging, der von der Vorsehung dazu bestimmt war, das schwere Joch des Aberglaubens und Irrwahns zu brechen, womit seit vielen Jahrhunderten eine herrschsüchtige und eigennützige Priesterschaft die gesammte Christenheit belastet hatte; der Mann, der mit einem Riesengeiste und Löwenmuth gegen eine Welt voll Trug und Wahn in den Kampf trat, der so lange mißhandelten und irre geleiteten Menschheit ihre heiligsten Rechte wieder erkämpfte, und die erhabene Chri- stuslehre von den widersinnigen Satzungen reinigte, womit -r Aberwitz und die Hinterlist sie verunstaltet hatten. Hat aber der Sachse Luther sich um die Menschheit die- ' • ses unvergängliche Verdienst erworben, so gebührt den Sachsen der Ruhm, daß sie den Lehren ihres großen |:/ Landsmann's offene Herzen und empfängliche Gemüther entgegen brachen, daß sie ihn in seinem Kampfe gegen Wahn und Boheit wacker unterstützten, und daß ihre Sittlichkeit und Bildung ihm der fruchtbare Boden war, in welchem die Saarseiner gereinigten Lehre Wurzel faßte -und gedieh. Und die Sachsenfürsten Friedrich der Weise und Johann der Beständige haben ihre Namen unsterblich gemacht durch der Schutz, den sie der Kirchen-

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 3

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
3 ten zu leben, da kehrten sie 593 in ihre Heimath zurück. Mit diesen zu gleicher Zeit war ein anderer Haufe in Gal- .lien eingebrochen und zurückgetrieben worden. In ihren früheren Wohnsitzen hatten sich unterdessen Schwaben angesiedelt und ließen sich nicht wieder daraus verdrängen, sie wurden daher dem Sachsen Volke cinverleibt, behielten aber ihr angestammtes Recht. Mit den Thüringern, denen die fränkische Herrschaft zu drückend wurde, ver- einigten sich die Sachsen mehrmals gegen die Franken zum Kriege, doch konnten sie nie viel ausrichten, weil sie ihre Streitkräfte stets theilen mußten, um die östlichen Grenzen gegen die vordringenden Slaven zu bewahren. Die Sachsen waren gezwungen, oftmals mit dem großen Frankenreiche blutige Kriege zu führen, denn die Fran- ken hätten die Sachsen gern unterjocht, strebten auch, das Christenthum ihnen aufzudringen, die Sachsen dage- gen wollten unabhängig dem Glauben ihrer Väter treu bleiben, und rächten sich für die Anfechtungen der Fran- ken durch Verheerungen und Plünderungen fränkischer Provinzen. Behielten die Franken die Oberhand, so sie- len sie ins Sachsenland ein, zwangen viele Sachsen, sich taufen zu lassen und verpflichteten sie zu einer jährli- chen Abgabe. Doch kaum hatten die gewaltsam Bekehrten wieder einige Streitkräfte gesammelt, als sic die christlichen Priester verjagten und die Zinszahlung verweigerten. So ging es, bis der Frankenkönig Karl der Große den langen und blutigen Unterjochungskrieg begann. Es war kein Wunder, daß die Sachsen sich gegen die Vereinigung mit den Franken und gegen die Einführung des Chci- stusglaubens aus allen Kräften sträubten, denn der Fran- ken Thun und Treiben, ihre Verfassung und ihre kirchliche Einrichtung dienten eben nicht dazu, den Sachsen Lust zur Verbindung mit ihnen und zur Annahme des Christcn- thums zu machen. Die Sachsen waren unverdorbene Deutsche, keusch, redlich, ihren Freunden und ihrem ge- gebenen Worte treu, zwar rachsüchtig und blutgierig gegen ihre Feinde, aber milde gegen ihre Hausgenossen und Un- tergebene. Das alles waren sie bei ihrem Aberglauben, bei ihrem Heidenthum und bei ihrer Rohheit. Die christ- lichen Franken dagegen waren unzüchtig, meineidig, hin-

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 15

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
15 gebracht. Gozberts Sohn, Hathan Ii. machte 704 dem heiligen Wilibrord eine reiche Schenkung in Thürin- gen. Einige Jahre darauf wurde das Herzogthum Thürin- gen, ungewiß auf welche Weise, aufgelöst, und mit dem Frankenreiche völlig vereinigt. Als dies geschah, waren die Thüringer noch bei- nahe alle Heiden, nur wenige Vornehme bekannten sich zum Christenglauben, und von diesen die mehrsten nach den von der katholischen Kirche für falsch erklärten Lehren der Arianer. Die rechtgläubigen Regenten der Franken konnten aber nicht dulden, daß ihre Unterthanen Götzen dienten, oder Irrgläubige waren, daher kam es ihnen ganz erwünscht, daß aus England der Mönch Winfried, ein geborner Angelsachse-erschien, um die Thüringer zu bekehren. Dieser beherzte und für seinen Glauben eif- rige Mann war viermal in den Jahren 719, 722, 726 und 736 in Thüringen, um das Christenthum zu pre- digen, und das Heidenthum sowi? den Arianismus auszurotten. Er brachte Schutzbriefe von dem Papst Gre- gor Vi. und von dem fränkischen Großhofmeister Karl Ma r te ll mit, und wandte sich an die Häupter des Volks, die schon dem Christenthume zugethan waren. Er zerstörte den Götzendienst, unterrichtete nebst einigen Gehülfen das Volk, stiftete Kirchen und Klöster, und richtete die bischöf- lichen Sprengel ein. Für das eigentliche Thüringen das Bisthum Erfurt, welches aber bald darauf mit Mainz vereinigt wurde. Nach seinem Tode fetzten seine Gefährten und Schüler das Bekehrungswerk fort, und da ihnen der weltliche Arm der fränkischen Regenten zu Hülfe kam, die harte Strafen gegen die Abgötter verhäng- ten, so wurden die Thüringer alle dem Christenglauben zugewandt. Viertes Capitel. Von den Sorben und der Thüringer Mark. Die Slaven gehören gleich den Deutschen zu den großen europäischen Stammvölkern, wohnten den deut-

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 50

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
50 dieses Zeitraums machte es nothwendkg, daß die Jahr- märkte in den Städten aus den Kirchen, wo sie bis dahin gehalten worden waren, auf die Marktplätze verlegt wur- den. Es wurden Kaufhäuser gebaut, Waagen errichtet und mehrere Anstalten zur Bequemlichkeit der Kaufieute getroffen, und der Handelsstand, früher verachtet und gedrückt, ge- wann großes Ansehen und vielen Einfluß in den Städten. Von der Gelehrsamkeit läßt sich aus jener Zeit noch wenig Lobenswerthes berichten, sie war noch ausschließlich das Eigenthum der Geistlichkeit; die Weltlichen kümmerten sich dazumal wenig darum, und wer von ihnen lesen und schreiben konnte, galt schon für einen gelehrten Mann. Daher war das Kloster Fulda hoch berühmt wegen der Gelehrsamkeit seiner Mönche, und auch in andern Klöstern wurden die Wissenschaften noch mit Eifer betrieben. Nur in den Klöstern und bei den Hochstiften gab es Schulen, und nur Geistliche waren Acrzte und Wundärzte, Meß- künstler und Geschichtschreiber. Uebrigens waren die thü- ringischen Landgrafen meistens besser unterrichtet als ihre gleichzeitigen Standesgenossen; hatte doch Ludwig der Milde und sein Bruder Hermann selbst in Paris studirt! —

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 106

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
106 Zweiundzwanzigstes Capitel. Von den Ursachen der Kirchenverbesserung und ihren ersten Wirkungen in Sachsen. Die Gebrechen der römischen Kirche waren sehr alt und schon oft zur Sprache gebracht worden, che noch Lu- ther seine Stimme dagegen erhob; aber noch immer hat- ten die Päpste das Verlangen nach einer Verbesserung zu- rückgewiesen und grausame Strafen gegen Alle verhängt, die einen Tadel gegen die, in der Kirche herrschenden, Miß- bräuche kund werden zu lassen wagten. In Frankreich hatten im Xlll. Jahrhundert die Albigenser, in Eng- land im Xiv. die Wiklefitcn, in Böhmen im Xv. die Hussiten eine Reinigung der Kirche von ihren Miß- bräuchen begehrt, und auch in Italien waren mehrere Stimmen deshalb laut geworden, doch immer noch durch blutige Metzeleien und Einzelne durch die Flamme des Scheiterhaufens zum Schweigen gebracht worden. Auch die Kirchcnversammlungen zu Koftnitz und zu Basel hatten nichts ausgerichtet, denn die Geistlichkeit befand sich gar zu wohl bei ihrem Wohlleben und in ihrer Berderbniß und besaß auch Macht und Reichthum genug, um mit Güte oder Gewalt alle Anmaßungen sich zu ändern, zu unrer- drücken. Während die Geistlichkeit aber, durch glückliche Zurückweisung aller Angriffe sicher gemacht, in ihrer Sit- tenlosigkeit fortlebte und immer tiefer darin versank, hatten sich die Zeiten gar sehr geändert. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst, 1436 — 1440, deren Wiege zu seyn unser geliebtes deutsches Vaterland von der Vorsehung ge- würdigt worden ist, wurden die Wissenschaften, die bis dahin, wegen großer Kostbarkeit und Seltenheit der Bücher, nur von Wenigen gründlich betrieben werden konnten, allen Menschen, die Fähigkeit und Lust zum Lernen hatten, zu- gänglich gemacht; wollte aber ein weiser und erfahrener Mann gute Lehren, nützliche Wahrheiten in Umlauf brin- gen , so hatte er durch die Buchdruckerpresse das Mittel er- halten, in kurzer Frist das, was er bekannt machen wollte, so vielen Tausenden mitzuthcilen, als durch die Feder oder

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 108

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
108 / ganz Deutschland der Vürgerftand und auch, ein großer Theil des Adels die altgewohnte Ehrfurcht vor der Gelstlich- keit verlor und sich nach einer gereinigten Lehre, nach einem verbesserten Gottesdienst sehnte, so war das doch nirgends mehr der Fall als in den sächsischen Landen. Das Volk darin war regsam, fleißig, ernsthaft, zum Denke;, aufge- legt, nüchtern, fromm und ehrbar und nahm ein großes Aergerniß an den anstößigen Sitten der Geistlichkeit. Von den drei in den sächsischen Landen befindlichen Univer- sitäten, Erfurt, Leipzig, Wittenberg war mancher Lichtstrahl in der Umgegend verbreitet worden und hatte cs hell in den Köpfen gemacht. Dazu fehlte es nicht an gu- ten Schulanstalten im Lande, und eine lange Reihe wür- diger Fürsten hatte durch eigenes Beispiel eines musterhaf- ten Lebenswandels und durch heilsame Verordnungen die Sittlichkeit bei dem Volke gehoben. Die Nähe von Böh- me n, wo durch H u ß und seine Anhänger bereits eine Kir- chenverbefferung versucht worden war, hatte wohl auch da- zu beigetragen den Wunsch darnach in Sachsen anzucegcn. So war Sachsen vor allen andern Landern der geeignete Boden, auf dem die heilvolle Saat der gereinigten Lehre gedeihen und Früchte bringen konnte; die Gemüther in die- sem Lande waren darauf vorbereitet, und es bedurfte nur eines bequemen Anlasses und eines dazu fähigen Hauptes, um das, was längst als ein höchst dringendes Bedürfniß von Taufenden gewünscht und erwartet wurde, zur Aus- führung zu bringen, und als die rechte Zeit dazu erschienen war, da fehlte es an beiden nicht. Der Anlaß, der zunächst die Kirchenverbefferung her- beiführte, war der fchaamlos getriebene Ablaßhandel, der zwar früher auch schon stattgefunden hatte, doch nicht mit einer solchen Frechheit und auf eine so sittenzerftörende Weise, als nunmehr. Von jeher hatten die Päpste auf mancherlei Weise Geld aus den christlichen Ländern zusam- men zubringen gesucht, und besonders war Deutschland eine reiche O-uclle von Einkünften für sie gewesen. Unter diesen Erwerbsquellen war der Ablaß eine der. ergiebigsten und wurde um so häufiger von ihnen benutzt, da es eine freiwillige Abgabe war, und daher auch kein Landesherr dagegen so leicht etwas einzuwenden haben konnte. Der

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 127

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
127 Unterhalt für die Geistlichen die Ursachen sein mochten. Lu- ther eiferte für sein Werk soviel er konnte und er gelangte doch wenigstens dahin, daß 1526 seine Ordnung des Got- tesdienstes in allen sächsischen Kirchen angenommen wurde. 1527 kam es endlich dahin, daß eine allge- meine Kirchenvisitation begonnen und eine Lehr- Kirchen- und Schulordnung abgefaßt wurde. Diese Kirchcn- visitation, an welcher, außer Luther und Mel auch thon, auch noch die übrigen berühmten Geistlichen, die bei der Verbreitung der neuen Lehre thatig waren, als Myco- nius, Menius, Jonas, Bugen Hagen, Spalati- nus und Masa nebst einer Anzahl Adeliger, Antheil nah- men, währte von 1527 bis 1529. Die Einkünfte der Kirchen und Stiftungen wurden verzeichnet, um davon die Besoldungen für Lehrer und Prediger zu erhalten. Der Gottesdienst ward von den anstößigen Mißbräuchen gereinigt, Einheit der Lehre und äußere Zucht und Ordnung bewirkt, auch das noch vorhandene Kirchengut gegen alle Eingriffe der Habsucht gesichert. Die Gebrechen des öffenlichen Un- terrichts wurden abgestellt und neue Schulen gegründet. Da einige katholische Fürsten, als die Kurfürsten Al- brecht von Mainz und Joachim von Brandenburg, die Herzoge Heinrich von Wo Isenbüttel und Erich von Kalenberg 1525 zu Dessau eine Verbindung zur Ausrottung der lutherischen Lehre gestiftet hatten, so schloffen der Landgraf Philipp von Hessen, der Kurfürst Johann von Sachsen, die Herzoge Philipp, Otto, Ernst, Franz von Braunschweig und Lüneburg, Heinrich von Meklenburg, Wolfgang von An- halt, die Grafen Gerhard und Alb recht von Mans- -seld und die Stadt Madeburg am 4ten Mai 1526 das Bundniß zu Torgau, um sich gegenseitig gegen die Katholiken beizustehen. Mit dem damaligen Hochmeister und Herzog Albrecht von Preußen schloß der Kurfürst zu gleichem Zweck noch einen besonder« Bund. Das Bünd- nis von Torgau hatte den guten Erfolg, daß die Fürsten, welche der Reformation zugethan waren, auf dem Reichs- tage zu Spcier fest zusammcnhielten und die Vollziehung des Edicts von Worms verhinderten. Darauf wurden die Anhänger der neuen Lehre auf eine
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