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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 3 - S. 24

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — Hierher bringen die Landleute ihr Getreide, die Viehzüchter ihre Rinder, Schweine und Pferde zum Verkauf. Hier wird auch die Wolle der zahl- reichen Schafherden*) verhandelt. Endlich ist auch die Bildung der Bewohner vielfach besser geworden. Seitdem alle Kinder zur Schule gehen müssen, trifft man nur selten noch Leute, die vom Lesen und Schreiben gar nichts verstehen. — Wiedergabe. Zur sachlichen Besprechung. 1. Woher kam es, daß Posen sich früher in einem so traurigen Zustande befand? In Polen hat es lange, lange Jahre an Ordnung und Gerechtigkeit gefehlt. Die Könige lebten meist, wie z. B. der uns bekannte August der Starke, herrlich und in Freuden, veranstalteten kost- spielige Feste, große Jagden, bauten prächtige Paläste u. s. w., aber be- kümmerten sich nicht um das Wohl des Landes. Auch der Adel lebte in Saus und Braus. Er machte sich kein Gewissen daraus, die Staats- kassen zu bestehlen, die Bauern mit schweren Abgaben zu bedrücken, bei den Juden hohe Summen auf Wucherzinsen zu borgen und das gestohlene, erpreßte oder geborgte Geld dann im Spiel oder bei großen Festen sinn- los zu verthun. Die Bauern mußten für die Adeligen umsonst arbeiten und wurden fast wie Vieh behandelt. Niemand kümmerte sich darum, ob ihre Kinder lesen und schreiben lernten, ob sie nach der Arbeit, die sie für den Gutsherrn leisten mußten, noch Zeit hatten, ihr eigenes Feld zu bestellen, oder ihre baufällige Hütte auszubessern. Der Reichstag, der des Landes Wohlfahrt beraten und förderu sollte, war völlig zweck- los. Seine Glieder wurden sast niemals untereinander einig. Jeder wollte etwas anderes. Gar oft kam es vor, daß sich die vornehmen Herren, die den Reichstag bildeten, gegenseitig die Köpse zerschlugen. In 110 Jahren fanden 55 Reichstage statt. 48 davon endeten mit Prügelei oder argem Tumult. Recht und Gesetz gab es nirgends im Lande. Die Richter beugten das Recht und nahmen Geschenke an. Die Edelleute konnten höchstens Geldstrafen erhalten. Es kam vor, daß ein Edelmann, der einen Bauer erschlagen hatte, mit 10 Mk. bestraft wurde. 2. Woher kommt es, daß die Provinz Posen sich in den letzten hundert Jahren so zu ihrem Vorteil verändert hat? Der bedeutende Umschwung, den wir kennen gelernt haben, erklärt sich a. aus der Fürsorge der preußischen Fürsten. Besonders hat Friedrich Ii. viel für Posen gethan. Er ließ nicht allein die sumpfigen Niederungen an der Warthe und Netze austrocknen und in fruchtbares Ackerland ver- wandeln, sondern sorgte auch in wirklich väterlicher Weise sür die Städte. So ließ er z. B. den Bromberger Kanal (Zeige!) graben und verband so die Weichsel und die Oder. — Weise nach, inwiefern der Kanal wirk- lich diesen Zweck erfüllt! (Weichsel — Brahe — Kanal — Oder.) Weise nach, inwiefern der Kanal für Bromberg große Vorteile bietet! — Die *) Die Provinz Posen hat über zwei Millionen Schafe aufzuweisen.

2. Teil 3 - S. 17

1895 - Leipzig : Wunderlich
seit Wallensteins Rücktritt schlecht geführt, nicht bezahlt und elend ver- pflegt wurden, leisteten keinen bedeutenden Widerstand. 3. Auf welche Weise kam Pommern an die Hohenzollern? Uns ist aus der Geschichte her bekannt, daß Pommern nicht auf einmal, sondern erst nach und nach an die Hohenzollern gekommen ist. Ein Teil, der kleinere, gelangte schon durch den Frieden zu Osnabrück und Münster (1648) an Brandenburg. Den größereu Teil, nämlich Vorpommern mit Usedom und Wollin und auch Stettin kaufte Preußens König, Friedrich Wilhelm I., den Schweden für 2 Millionen Thaler ab. 4. Hat denn Pommern einen Wert für Prenszen? Die Antwort auf diese Frage wird in gemeinsamer Arbeit gefunden. Sie lautet mit den von dem Lehrer gegebenen Ergänzungen ungefähr so: Pommern war es wert, daß die Hohenzollern es zu erlangen suchten, denn 1. Pommern hat eine bedeutungsvolle Lage. „Ein Blick auf die Karte zeigt ja, daß Pommern den mittleren Teil der Ostseeküste förmlich umklammert. Es umschlingt den Rand des Meeres wie ein langes Band, das Wasser und Land verknüpfen möchte." Wer also Pommern besitzt, hat einen großen Teil der Ostseeküste in seiner Gewalt. Er kann nicht nur das Landen feindlicher Schiffe (Schweden, Dänemark) verhindern und so das Land vor feindlichem Einfall schützen, sondern auch bequem mit seinen eigenen Schiffen hinaus in die Ferne fahren, Waren nach fremden Ländern bringen u. s. w. So lange Pommern in den Händen der Schweden war, war unser Vaterland nie vor einem Einfall der Schweden sicher (Einfall der Schweden 1675 von Pommern aus!), so lange ging auch der Transport der Waren auf der Oder nicht glatt und ruhig von statten. 2. Pommern besitzt eine Menge wichtiger blühender Städte. Zu ihnen gehört zunächst Stettin an der Odermündung. Beschreibe diese Mündung näher! (Die Oder mündet ins Haff. Aus diesem fließt sie in drei Ausgängen: Peene, Swine und Divenow ins offene Meer.) Stettin ist eine bedeutende Seehandelsstadt, „da allein hierher Seeschiffe aus der Ostsee so weit in das Land hineinfahren können, die Oder billige Weiterfracht gewährt und kein Hafen so nahe an Berlin liegt." (Kirchhoff.) Im Stettiner Hafen fahren jährlich mehrere Tausend See- schiffe ein und aus. Die ankommenden Schiffe bringen Kohlen und Petroleum, Heringe und Getreide. Die abfahrenden tragen besonders Holz und Spiritus hinaus in fremde Länder. Weiter liegt in Pommern das geschichtlich merkwürdige Stralsund. Die Mauern dieser Stadt bestürmte einst Wallenstein vergeblich,*) da Stralsund nicht allein durch eine tapfere Besatzung, sondern auch durch eine sehr günstige Lage geschützt *) Noch heute findet jährlich am 24. Juli ein Volksfest statt zur Erinnerung an den Abzug des kaiserlichen Heeres. Tisch endorf, Deutschland. 2. Abt. 2. Aufl. 2

3. Teil 3 - S. 130

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 130 — 5. Er hat das Recht, den Krieg zu erklären, wenn ein Angriff auf das Reich (Landesgrenze) erfolgt. 6. Er hat das Recht, Bündnisfe und Verträge mit anderen Staaten einzugehen. (Dreibund!) Ii. Wer den Kaiser in der Regierung unterstützt. 1. Die Reichsbeamten. (Reichskanzler — Gesandte — Reichs- gericht in Leipzig.) 2. Der Bundesrat. Er wird gebildet durch die Vertreter der 25 deutschen Staaten.*) Preußen sendet 17, Bayern 6, Württemberg und Sachsen je 4, Baden und Hessen je 3, Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig je 2, die übrigen Staaten je 1 Vertreter. Der Bundes- rat wirkt bei der Reichsgesetzgebung mit. Ohne Jeiite Zustimmung ist kein Reichsgesetz giltig. 3. Der Reichstag. Er besteht aus den Vertretern des deutschen Volkes. Auf je 100 000 Einwohner wird ein Reichstagsabgeordneter gewählt. Jeder Deutsche, der das 25. Lebensjahr überschritten hat, darf sich an der Wahl beteiligen. Aller fünf Jahre findet eine Reichstags- wähl statt. Die Wahl geschieht durch Stimmzettel und ist geheim. Gegen- wärtig giebt es über 400 Reichstagsabgeordnete. Diese versammeln sich in Berlin zu gemeinsamer Beratung (Reichsgesetze, Zölle, Reichssteuern.) Iii. Woher das Geld kommt, welches das Reich braucht für Heer, Flotte u. f. w. Es kommt 1. aus den Erträgen der Zölle, 2. aus deu Erträgen der Steuern (Salz, Branntwein!), 3. aus den Überschüssen des Post- und Telegraphenwesens, 4. aus den Beiträgen, die jeder einzelne Staat aus seiner Kasse zu leisten hat. Zur sachlichen Besprechung. a. Zähle die Staaten auf, die den Buudesftaat Deutsch- land bilden! (4 Königreiche, 6 Großherzogtümer, 5 Herzogtümer, 7 Fürstentümer und 3 sreie Städte.) b. Warum entsendet Preußen mehr Vertreter in den Bundesrat als die übrigen Staaten? (Größe!) c. Woran erkennen wir, daß Post- und Telegraphenwesen Reichsangelegenheiten sind? (Wappen mit der Überschrift „Kaiser- liches Postamt" — Kaiseradler auf Briefmarken, z. B. auf Zehnpfennig- marken — Kopf der Depefchenformulare!) 6. Was erkennst du daraus, daß uach dem Tode Wilhelmsi. sein Sohu Friedrich Iii. und sodann sein Enkel Wilhelm Ii. auf den Kaiserthron gelangte? (Die Kaiserwürde ist erblich im Hohenzollerngeschlecht.) *) Elsaß-Lothringen ist kein selbständiger Staat.

4. Teil 3 - S. 58

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 58 — unsere Ostseeküste bedrohten, so würde es längere Zeit dauern, ehe alle deutschen Kriegsschiffe zum Schutze unserer Küste versammelt wären. Diejenigen unserer Schiffe, die sich gerade in der Nordsee befänden, würden erst spät (Umweg!), vielleicht auch gar nicht eintreffen können (Weg durch die Dänen versperrt!). Mit der Vollendung des Kanals wird dies anders. Unsere Kriegsschiffe können dann schnell aus der Nordsee in die Ostsee und aus der Ostsee in die Nordsee gelangen und sich dort vereinigen, wo Gefahr für unsere Küste vorhanden ist. — 2. Der Nordostseekanal soll den Handel fördern, indem er a. Zeit und Geld erspart. — Alle diejenigen Schiffe, die von einem Ostseehafen aus (Königsberg, Danzig, Stettin, Lübeck, Kiel, Flensburg) nach einem deutschen Nordseehafen (Hamburg, Bremen) oder nach England fahren wollten, mußten einen großen und gefährlichen Umweg machen. (Zeige!) Nach der Fertigstellung des Kanals werden Dampfschiffe nn- gefähr 24 Stunden, Segelschiffe ungefähr 3 Tage eher ans Ziel ge- langen. Welchen Einfluß hat dies auf den Preis der Waren? b. Den Verkehr zwischen der Ost- und Nordseeküste vergrößert. Man hofft, daß durch die leichte und billige Verbindung in Zukunft mehr Schiffe als gegenwärtig die Ostseehäfen (Beispiele!) aufsuchen, um Waren hinzubefördern oder abzuholen. 3. Der Nordostseekanal soll die Verluste au Menschenleben, Schissen und Gütern, die sich bei der Fahrt um den Skagen (Zeigen!) ergaben, vermindern. Die Fahrt um das Kap Skagen gehört nämlich zu den gefährlichsten Seereisen. Führt doch die Küste bei Agger (Zeige!) den Namen „Kirchhof der Schiffe." *) Hier verunglücken jährlich gegen 299 Schiffe mit 599 Menschen und Gütern im Werte von 19 Millionen Mark. Diese gefährliche Fahrt kann sich von nun an der größte Teil der Schiffe, die aus einem Meere in das andere fahren wollen, ersparen. Sicher gleiten sie auf der ruhigen Fläche des Kanales dahin, und selbst bei Nacht können sie ruhig die Durchfahrt unternehmen, den gegen 1999 Glühlampen erhellen den Pfad. Zur sachlichen Besprechung. a. Wie aber steht es im Kanal mit dem Ausweichen der sich entgegenkommenden Schiffe? — Handelsschiffe, die selten über 12 m breit sind, können bequem aneinander vorbeifahren. Für die Kriegs- fchiffe aber sind Ausweichestellen angebracht. An diesen Ausweichestellen *) In den Jahren 1877—81 sind auf der Fahrt zwischen Nordsee und Ostsee 92 deutsche Schiffe im Werte von rund 4 Millionen Wert vollständig verloren gegangen. Hierbei sind die 69 Schiffe nicht mitgerechnet, welche auf genannter Strecke in dieser Zeit verunglückten, ohne daß man den Ort des Unterganges er- Mitteln konnte. — In der Zeit von 1858—81 sollen nicht weniger als 6316 Strandungen vorgekommen und dabei 91 Dampfer und 2742 Segelschiffe unter- gegangen sein.

5. Außereuropäische Erdteile - S. 154

1896 - Leipzig : Wunderlich
Bergwerken arbeiten. Tie harte Behandlung, schlechte Kost und anstrengende Arbeit machen dem Leben dieser Elenden in der Regel bald ein Ende. Welches sind nach der Karte die wichtigsten Niederlassungen? (To- bolsk am Jrtisch — Tomsk am Ob — Jrkutsk am Abfluß des Baikal- Sees — Jakntsk an der Lena — Ochotsk am ochotskifchen Meerbusen — Kiachta an der chinesischen Grenze.) Nur Jrkutsk hat mehr als 30 000 Einwohner. Zur Ergänzung. (Tie Namen sind natürlich nur für den Lehrer!) Ein großer Umschwung wird sich in Sibirien sicher nach Fertig- stellnng der großen trans-sibirischen Eisenbahn vollziehen. Der Plan, eine Eisenbahnverbindung zwischen dem europäischen Ruß- land und dem sibirischen Hafenplatze Wladiwostok zu schaffen, besteht schon seit den sechziger Jahren. Seine Verwirklichung fand dieses für Han- dels- und politische Zwecke gleichwichtige Projekt indeß erst durch eine Verordnung Kaiser Alexanders Iii. vom Jahre 1891. Ursprünglich waren 30 Jahre als Bauzeit in Aussicht genommen; gegenwärtig werden aber die Arbeiten an diesem Riesenwerke auf Wunsch des jetzigen Kaisers so gefördert, daß die endgiltige Fertigstellung noch in diesem Jahr- hundert zu erwarten ist. Die Größe des Unternehmens ersieht man am besten aus dem Umstände, daß diese neue Bahnverbindung, mit einer Länge von 7650 Kilometern, die längste der Welt werden wird. Die gewaltige Ansdehnuug wird erst ersichtlich, wenn man bedenkt, daß die Union- Pacisiebahn von New-Jork nach San Francisco nur 5000 Kilometer lang sind. Dieser Riesenbahnban, dessen Ausführung die Summe von 350 Millionen Rubel, also über eine Milliarde Mark erfordert, gehört zu den größten Aufgaben, welche sich die moderne Jngenieurkuust gestellt hat. Die Bahn beginnt in Tfcheljabinsk im Ural, der Endstation der Linie Samara-Usa-Tscheljabinsk. Von hier aus führt die neue Linie immer ostwärts, geht bei Omsk über den Jrtisch und bei Kriwoschtschekow über den Ob nach Krasnojarsk, wo der Jenissei zu überbrücken ist. Nunmehr geht die Bahn in mehr südlicher Richtung nach Jrkutsk am Baikal-See über welchen die Züge in der ersten Zeit mittelst großer Dampffähren übergesetzt werden, bis die Bahn um die Südspitze dieses Sees herum bis Murinsk fertiggestellt ist. Von letztgenanntem Orte geht die Bahn nach Tschita, von dieser Stadt aus immer am Schilka-Flusse entlang bis zur Festung Uststrjelka, dann im Thale des die russisch-chinesische Grenze bil- denden Amur-Stromes entlang bis nach Chabarowka, von welcher Stadt aus die Bahnlinie scharf nach Süden abbiegt, um nun im Ussurithale aufsteigend die Endstation Wladiwostok am stillen Ozean zu erreichen. Das frühere Projekt, die Bahn von Tschita ab über Zichichar und Ehulun in gerader Linie durch die chinesische Mandschurei zu führen, scheiterte an dem Widerstande Chinas, das hierdurch seine Sicherheit für die Zukunft

6. Außereuropäische Erdteile - S. 9

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 9 — losen Bewohner Westindiens führten. Sie töteten nicht allein Tausende in dem Kampfe, zu dem sie die Unglücklichen durch Rohheit und Hab- sucht aufgereizt hatten (Bluthunde!), sondern bereiteten auch denen, die den zahlreichen Gemetzeln entronnen waren, durch harte Arbeit ein frühes Ende. Zwangen sie doch die Indianer, die an keinerlei Anstrengung gewöhnt waren, im Schweiße ihres Angesichts auf den Feldern zu arbeiten um Baumwolle oder Nahrungsmittel zu gewinnen, oder Tag für Tag an den Ufern der Flüsfe Sand zu schöpfen, durchzuschwemmen und nach Goldkörnern zu durchsuchen. An Stelle der Indianer traten Neger von der Westküste Afrikas. Man raubte sie dort und verkaufte sie als Sklaven nach Westindien. Das Los dieser Negersklaven war entsetzlich. Fern von der Heimat, die sie nie wieder sehen konnten, wohnten sie auf Westindien in ärmlich auf- gerichteten Hütten und wurden täglich zur bestimmten Stunde von ihren Aufsehern zur Arbeit getrieben. Ohne Unterbrechung mußten sie in brennender Sonnenglut anf den Pflanzungen arbeiten, und wer ermattet den Arm sinken ließ, spürte bald die schwere Peitsche des Aufsehers auf seinem Rücken. Mehrere Jahrhunderte lang stand dieser entsetzliche Handel in Blüte. Seit 1807 aber ist der Sklavenhandel erst von Eng- land, dann von den übrigen Völkern abgeschafft und 1838 allen Sklaven auf den englischen Inseln die Freiheit geschenkt worden. Als vorher (1833) die Neger gezählt wurden, um festzustellen, welche Summen an die Sklavenbesitzer zu zahlen sei, fanden sich 587 118. Ihren Besitzern wurden 20 Millionen Pfund Sterling ausgezahlt. (Wieviel Millionen Mark?) Freilich zeigte sich gar bald, daß die befreiten Neger keine Lust zur Arbeit mehr hatten. Um die Plantagen nicht eingehen zu laffeu, mußte mau Kulis, Arbeiter aus Ostindien und China, kommen lassen. Noch heute arbeiten Tausende indische und chinesische Kulis auf Westin- dien. Viele kehren nach Jahren als wohlhabende Leute in ihre Heimat zurück. Auf den Inseln, die den Engländern nicht gehören, finden sich noch Negersklaven. Trotz des Verbotes ist der heimliche Sklavenhandel noch immer im Gange, und man rechnet, daß jährlich mehrere Tausende als Sklaven eingeführt werden. Doch ist das Los der Sklaven jetzt erträglicher, als einst. Sie wohnen in kleinen Häusern, haben Gärten, dürfen sich Hanstiere und Federvieh halten und können sich nebenbei so viel verdienen, daß sie sich loskaufen können. Viele haben gar nicht den Wunsch frei zu sein. So äußerte einst eine Sklavin, der man die Frei- heit anbot: „Werde ich dann auch alle Tage satt zu essen haben? Hier habe ich mein Brot, und Schläge nur, wenn ich sie verdiene. Zusammenfassung: 4. Die meisten westindischen Inseln sind nicht mehr im Besitze der Spanier. Wie wir schon vorhin hörten, gehört ein großer Teil Westindiens

7. Außereuropäische Erdteile - S. 58

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 58 — die an der Ostküste des Erdteils (New-Aork) gelandet worden sind. Aus Schissen, Eisenbahnen und Fuhrwerken gelangt hierher aber auch alles, was der Westeu hervorbringt, insbesondere Holz, Getreide und Vieh. So kommeu aus nah und fern jährlich mehr als eine Million Schweine bier an, die geschlachtet und eingepökelt und dann in alle Welt der- sandt werden. 2. Cineinnati verarbeitet einen großen Teil der ihm zu- gehenden Rohprodukte selbst und ist darum eine großartige Industriestadt. a. Werseu wir zunächst einen Blick ans die Verarbeitung des Holzes, das die Urwälder des Westens liefern. Wir suchen zu diesem Zwecke im Geiste eiue Tischlerei auf. Wie ganz anders als daheim! Die Tischlerei besteht aus über zwanzig fünfstöckigen Gebäuden, in denen gewaltige Maschinen sägen, hobeln, drechseln, polieren. Eine Maschine stellt wöchentlich 200 Dutzend Stühle her. Eine andere liefert täglich 50 Dutzend Bettstellen. 250 Maschinisten sind nötig, um die Maschinen in Ordnung zu halten. b. Weiter besuchen wir eins der großartigen Schlachthäuser. Mit Stannen hören wir, daß man in ihm jährlich 30000 Schweine nur deshalb schlachtet, um aus ihrem Fett Schmalz zu machen. Man wirft die Tiere, nachdem ihnen nur die Schinken abgeschnitten worden sind, in große Butten und preßt sie dort mit Hilfe der Dampfkraft so zusammen, daß selbst die Knochen sich in Pulver verwandeln. Das aus der ganzen Masse sich sammelnde Fett wird durch Röhren, die mit Hähnen versehen sind, in besondere Gefäße geleitet und dann weiter zu dem schönsten, reinsten Schmalz geläutert. Die in den Butten zurück- bleibende Masse wird meist als Düuger verkaust. c. An dritter Stelle sehen wir uns eine Schuhmacherei an und lassen uns dort erzählen, daß im Vorjahre 10000 Ochsenhäute zu Sohlen verschnitten und 500 Centner Schuhnägel und 600 Scheffel Holz- zwecken verbraucht worden sind. Was ist aus deu vielen tausend Dutzend Stieseln und Schuhen geworden? In Kisten verpackt sind sie auf Dampf- schiffen in ferne und nahe Städte gewandert. Zur sachlichen Besprechung. a. Die ausgedehnte Fleischerei hilft auch zahlreichen andern Erwerbs- zweigen zur Blüte. Welche Berufsarten werden z. B. stark vertreten sein? (Böttcher, Bürstenbinder, Lederhändler, Seifensieder, Messerschmiede, Fuhrleute u. s. w.) b. Cineinnati versendet seine Erdbeeren und Weintrauben bis an die Ostküste (New-York!) Miß die Entsernnng mit Hilfe des Zirkels! Wie ist es möglich, daß diese Früchte trotzdem frisch und wohlschmeckend am Bestimmungsorte ankommen? (Eisverpackung — Schnellzüge!) Zusammenfassung und Einprägung.

8. Außereuropäische Erdteile - S. 67

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 67 — c. Dem Bau der Bahn stellten sich gewaltige Schwierig- leiten entgegen. Welche wohl? (Sie mußte durch Gegenden geführt werden, wo es meilenweit keine menschliche Ansiedlnng gab. Sie war über reißende Ströme und tiefe Schluchten, über himmelhohe Gebirge und durch gewaltige Felseu zu führen. Außerdem suchten die Indianer das Werk auf alle mögliche Weise zu hindern. Sie überfielen die Ar- beiter, rissen die Schienen wieder auf, steckten die neu geschaffenen An- siedlungen in Brand n. s. w. d. Was mag eine Fahrkarte von New-Iork bis San Franzisco kosten? 150 Dollars. Ii. Wie war es möglich, ein solches Riesenwerk sertig zu stellen? Nur dadurch, daß man eine gewaltige Summe Geldes opferte, eine ganze Armee von Arbeitern aufbot und die Arbeit selbst nach einem sorgfältig angelegten Plane vornahm, gelang es, in 3 Jahren das Werk zu vollenden. Wie die Eisenbahn gebaut ward, erzählt eine amerikanische Zeitung also: „Voran zogen die 2000 Arbeiter, die die Nivellierung (Erkläre!) besorgten. Sie legten das große Werk unter täglichen Kämpfen an. (Indianer!) Ihnen folgten 1500 Holzfäller. Sie lichteten die Ur- Wälder an den Flüffen und am Abhänge des Felsengebirges und in den Pässen. Ihnen nach zogen die Ingenieure, die die Gleise absteckten. Ihnen folgten anf dem Fuße die, welche die Schwellen und die Binde- Hölzer legten. Weiter zurück standen die endlosen Wagenzüge mit allem für die Arbeit Nötigen beladen. Dem jeweiligen Arbeitsplatze am nächsten und demselben Stunde auf Stunde folgend, waren die Wohnungswagen für die Arbeiter. Jeder Wagen war 25 m lang. Die meisten ent- hielten Betten, andere waren als Speisezimmer, andere als Küchen, andere als Vorratskammern eingerichtet. Viele Arbeiter, denen der Aufenthalt in den Wagen lästig war, schliefen im Freien in Hängematten. Jeder hatte neben sich eine geladene Büchse oder einen Revolver liegen, um bei Überfällen (Indianer) nicht wehrlos zu sein. Diese Wohnungs- wagen wurden immer bis an das äußerste Ende des fertiggestellten Ge- leises vorgeschoben. Ihnen folgte dann stets ein mit Material und Vor- räten beladener Zug. Er wurde sofort uach dem Eintreffen abgeladen und fuhr dann zurück, um neue Lasten heranzuschleppen. Zwischen dem Arbeitsplatz und den abgeladenen Vorräten fuhren vom Morgen bis zum Abend Wagen, jeder von zwei Pferden gezogen, hin und her um den Schienenlegern das nötige Material zuzuführen. Sobald Schienen ankamen, wurde jede einzeln auf Rollen geworfen, von drei Männern ergriffen und in die gehörige Entfernung vorgeschoben und dann auf die bereits fertig- gestellten Unterlagen geworfen. Sodann rückten die Arbeiter heran, die die einzelnen Schienen aneinander festnieteten und die Zwischenräume 5-

9. Außereuropäische Erdteile - S. 68

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 68 — ausfüllten. Sobald die Ausfüller die Geleise verlassen hatten, wurden die Wohnungswagen wieder nachgeschoben. So stellte man in rastloser Arbeit ein Stück nach dem anderen fertig, bis endlich am 10. Mai 1869, als die Uhren in San Franzisco 11 Uhr 40 Minuten vormittags zeigten, der letzte Hammerschlag gethan war. In derselben Minute brachte der Telegraph die Nachricht nach New-Dork. Iii. Wie sind die Züge beschaffen, in denen man die weite Reise zurücklegt? Sie sind so beschaffen, daß sie den Reisenden, die ja mehrere Tage in ihnen zubringen müssen, möglichst viel Bequemlichkeit gewähren. Sie enthalten Schlafwagen, Restaurationen, Rauch- und Lesekabinette und Salonwagen und sind so eingerichtet, daß man während der Fahrt aus einem Wagen in den andern gehen kann. Besonders die Salonwagen sind mit großer Pracht ausgestattet. Möbel aus schwarzem Wallnußholz und mit Sammet gepolstert, reiche Vergoldung an den Wänden, flimmernde Spiegel, ein Klavier, ein Kronleuchter lasseu den Reisenden fast ver- gessen, daß er sich auf der Eisenbahn befindet. Selbst ein Druckerei- wagen begleitet jeden Zug. In ihm werden täglich 2 Zeitungen herge- stellt, die den Reisenden das mitteilen, was der Telegraph von West oder Ost den Stationen gemeldet hat, die der Zug passiert. Auch sonst ist für Lesestoff gesorgt. Jeden Morgen gegen 9 Uhr geht ein Bücher- händler durch den ganzen Zug hindurch und legt jedem Mitfahrenden ein Buch in den Schoß. Nach einer halben Stunde kommt er wieder, um seine Bücher einzusammeln. Mancher hat mittlerweile eine Geschichte angefangen und kauft deshalb das Buch. Öfters schreitet auch der Agent einer Versicherungsgesellschaft durch den Wagen und fordert die Reisenden auf, ihr Leben gegen Unfälle aller Art zu versichern. „3000 Dollar für 10 Cents per Tag!" ruft er, Gentlemens, versichern Sie ihr Leben! Wenn die Frühstücks- oder Mittagszeit herannaht, begeben sich die meisten Reisenden in die Speisewagen. Jeder Speisewagen bietet für ungefähr 20 Personen Platz. Für einen Dollar ä Person erhält man hier auf kleinen Platten alles, was man wünscht: Schweinefleisch, Brat- Wurst, Schinken, Kartoffeln u. s. w. Auch Kaffee und Thee sind zu haben. Abends suchen die meisten Reisenden einen Schlafwagen auf, um dort für 1 Dollar ein Bett zu erwerben, in dem sie sorglos ruhen, während der Zug durch .einsame Prairien, über dunkle Abgründe oder reißende Ströme dahinbraust seiuem fernen Ziele zu. Iv. Welche Bedeutimg hat dieser Schienenweg? 1. Diebahn besitzt eine wirtschaftliche (sociale) Bedeutung. Durch sie sind fruchtbare Landstriche für Ackerbau und Viehzucht er- schlössen worden, denn seitdem die Bahn die weiten Einöden in der Mitte des Erdteils mit den bevölkerten Landschaften im Westen und Osten ver-

10. Außereuropäische Erdteile - S. 147

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 147 — den letzten zwanzig Jahren vollzogen hat, sieht man am besten an der Hauptstadt Tokio. (Bestimme die Lage!) Ein Reisender, der diese Stadt, die eine Million Einwohner zählt, mehrere Male besncht hat, schreibt über sie: „Im Hanptteil der Stadt, wo ich früher durch enge, uubedentende Gassen gewandert war und nichts als einstöckige, schmutzige Holzhäuser und flitterhafte aber erbärmliche Buden gesehen hatte, da wandelte ich jetzt eine herrliche, breite Straße entlang, mit bequemen Trottoirs auf beiden Seiten und einem geräumigen Wagenweg in der Mitte. Zwischen dem Mittelweg und den Seitenwegen waren zwei Reihen von Bäumen, Kirschen, Aprikosen, Pflaumen und andere Blüten- und Frnchtbäume gepflanzt, unterbrochen von Fichten und sonstigem Immergrün. Die Häuser waren zweistöckig, einige aus Stein, andere aus roteu Ziegeln gebaut, alle zierlich und geschmackvoll und an der Vorderseite alle mög- lichen Warenlager und Läden enthaltend, welche sowohl nach ihrem In- halt als auch uach ihrer Einrichtung europäischen glichen. Hier war ein Uhrenmagazin mit prächtigen Schaustücken an den großen Fenstern, dort ein Lager von allerlei Maschinen, darunter eins mit einer voll- ständigen Dampfmaschine, mit Dampfhammer und Dampfwalzen zur Be- arbeitung von Eisen; hier eine Reihe von Schaufenstern voll der Herr- lichsten Glas- und Porzellanwaren, dort große Buchhandlungen mit allerlei litterarischen Schätzen des Westens: Grammatiken, Wörterbücher, Lesebücher, Weltgeschichten, Erdbeschreibungen, Romane n. s. w., hier ein ganzes Heer von Lampen, dort buchstäblich Tausende von Regen- und Sonnenschirmen, ebenso Kleidermagazine, Weißzeugläden u. s. w. Alles dieses kam mir wie ein Zauber vor; denn vor zwei Jahren noch war keine Spur von solch einer Straße in Tokio vorhanden. — Viele Quer- straßen, ebenso prächtig, wie jene Hauptstraße und dieselbe durchschneidend, steinerne Brücken u. s. w. waren im Bau begriffen. Alle Straßen waren eben und sauber, und wie in europäischen Städten beständig durch hin- und herfahrende Spritzapparate bewässert. An einer Stelle stieß ich auf eine große Druckerei in voller Thätig- keit; es war höchst interessant, eine ganze Reihe europäischer Druck- pressen von japanischen Arbeitern getrieben und unzählige Druckbogen zu Tage fördern zu sehen, sowie die emsigen Buchbinder zu beobachten und alles, was sonst noch drum und dran war. Bereits kommen auch mehrere einheimische Zeitungen heraus. Telegraphendrähte sieht man in allen Richtungen laufen, und an den belebtesten Plätzen sind Telegraphen- bureaus. Zum Einwurf frankierter Postsendungen sahen wir in allen Hauptstraßen Briefkästen und erfuhren, daß das Porto sehr gering und die Postverwaltung eine sehr gute sei. Auch passierten mehrere Mal Post- beamte an uns vorbei, welche mit ihren roten Karren und ihren Briefsäcken im Sturmschritt zwischen Bahnhof und Post hin- und hereilten, wie daheim bei uns. 10*
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TM Hauptwörter (200)200

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