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1. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 110

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 110 — Was werden wir also in dem östlichen Tieflande Europas finden? — breite, muldenförmige Tieflandsbecken mit Geröll und frucht- barer Erde bedeckt — an den Flüssen sumpfige Niederungen, Moore, Seen — sandige, bewaldete Landrücken, seenreiche Plateaus (Seen- platten). Bekannt ist die große Kälte in Rußland. Vermutungen über die Ursache: große Ausdehnung, besonders nach N kontinentales Klima, d. h. sehr kalte Winter und sehr heiße Sommer. Lage von Deutschland aus? — im O — ohne natürlichen Schutzwall. Ge- fahr? Folge? Festungen längs der Grenze beider Reiche. Feindliche Berührungen? — im 7 jährigen Kriege bei Zorn- dorf, Kuunersdors — Zug Napoleons nach Rußland. Wovon werden wir also zu sprechen haben? 1. Lage, Grenzen, Größe des östlichen Tieslands. 2. Bodengestalt, Bodenbeschassenheit, Klima, Bewässerung und Pro- dukte Nord-, Mittel- und Südrußlands. Ii, 1. Lage in Europa? — östlich von Deutschland und Österreich — bildet den Rumpf von Europa. Grenzen? (Siehe Karte!) Lage auf der Erdkugel? — zwischen 46. und 70.° nördlicher Breite und 42.—78. östlicher Länge. Größe? — von N nach S 360 Meilen — von O nach W 270 =• ungefähr 90000 □ Meilen — Hälfte von dem Flächeninhalte Europas (5,4 Million qkm, bei 100 Million Einwohner a qkm 47 Einwohner). Die Bode»gestalt ist im allgemeinen wie wir vermuteten: Breite, lange Tieflandsbecken im N, in der Mitte, im 8 von Flüsfen (Welchen?) durchzogen — Sümpfe und Moore (Siehe schwarze, kurze Schraffeu!) am Nördlichen Eismeer, in den Ostseeprovinzen und an einigen Flüssen — Suche auch die Landrücken und Seenplatten auf, die sich zwischen den Tiefebenen ausbreiten! Nordruftland. Begrenzung? — im 0 der Rauhe Ural, im 8 der Nordrussische und Westrussische Landrücken, im 0 die Ostsee mit Rigaer, Finnischem und Bottnischem Meerbusen, im N das Nördliche Eismeer mit Weißem- und Karischem Meere. Teile? — Die arktische Tiefebene (oder das Onega-, Dwina- und Pet- schoragebiet). Quellen und Lauf dieser Flüsse? Woher das viele Wasser? — Wasser- dünste vom Eismeere, die sich am bewaldeten „Nordrussischen Land- rücken" brechen. Klima? — sehr kalt - Karisches Meer, der „Eiskeller Europas" — das Weiße Meer 9 Monate zugefroren. Folge? Fischfang (Wale,

2. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 123

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 123 — Der Wald gedeiht nicht ohne ein bestimmtes Maß von Wärme und und Feuchtigkeit. Tiere sind abhängig vom Vorkommen gewisser Pflanzen und Tiere. Tiefebene und niedrige Wasserscheiden erleichtern die Kanalverbindung. Vergleiche die Küsten des Schwarzen Meeres, der Ostsee, des nörd- lichen Eismeeres! Strandseen heißen in Südrußland Limanen, an der Ostseeküste Haffe, bei Vendig Lagunen. Die Küstenländer Estland, Livland und Kurland, die Nordküsten des Schwarzen und Kaspischen Meeres sind flach, sandig sumpfig, die Küsten Finnlands und der Halbinsel Krim steil (Flach- und Steilküste). Holme, Barren, Nehrungen, Sandbänke sind flache Inseln vor den Flußmüudungen und längs der Flachküsten. Vergleiche Deutschland. Rußland, Frankreich n. s. w. nach Größe, Einwohnerzahl, Staatsverfassung und -Verwaltung! Rußland, das größte Reich Europas, ist zehnmal so groß als Deutsch- land und Frankreich, zwanzigmal so groß als Italien. Rußland (102^ Mill. Einwohner) hat doppelt so viel Einwohner als Deutschland (52^/z Mill. Einw.) und dreimal so viel als Frankreich (38 Mill.) und Italien (31 Mill. Einw.) Rußland hat eine unbeschränkte, Deutschland und Italien eine beschränkte Monarchie, Frankreich und die Schweiz sind Republiken. Nenne die gesetzgebenden Körper und die verschiedenen Namen für die Verwaltungsbezirke der einzelnen europäischen Staaten! Skandinavien. Ziel: Das Land, in welchem sich die altgermanische Lebensweise und der heidnische Glaube unserer Vorfahren am längsten erhalten hat. I. Wie war die Lebensweise und der Glaube der alten Deutschen? Wohnung? — Weitläufige Einzelgehöfte mit Stallungen, Scheunen und Wohnhaus aus Holz und Lehm, von kleinen Feldern, sumpfigen Wiesen und Ungeheuern Wäldern umgeben — das Innere des Hauses war eiu einziger Raum mit dem tennenartigen Fußboden und dem Herde in der Mitte. Beschäftigung? — Jagd — an der Meeresküste Fischfang — wenig Ackerbau — viel Viehzucht — Kriege — keine Industrie — wenig Verkehr. Eigenschaften? — Gastfreundschaft, Mut, körperliche Stärke, Einfach- heit, Keuschheit, Wahrhaftigkeit und Treue. Sitten? — Totenbestattung in Kähnen aufs Meer („absegeln") — Sonnenwend- oder Jnlfest — Trinkgelage. Glaube? — an Wodan und die wilde Jagd — an Hertha (oder Frau Holle), die in den Jnternächten auf die Erde kam u. s. w. — an

3. Europa - S. 230

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 230 — Ozean entfernt und so dem ausgleichenden Einflüsse des Meeres entrückt ist. — 6. Anbau. In beiden Ländern sind weite Strecken unbebaut und öde. In Spanien sind es besonders die mittleren Landstriche (Hochebenen), in Rußland die nördlichsten und ein Teil der südlichsten Gegenden. (Tundren — Steppen.) 7. Städte. In beiden Ländern liegt die Mehrzahl der wichtigen Städte am Meere (Petersburg, Archangel, Astrachan, Odessa — Cadiz, Malaga, Cartagena, Valencia, Barcelona), doch hat jeder der beiden Staaten auch im Innern an einem unbedeutenden Flusse eine volkreiche Stadt. (Madrid — Moskau.) 8. Geschichtliche Erinnerungen. Beide Staaten haben einst Napoleon I. erfolgreich Widerstand ge- leistet. Beiden kam dabei die Natur ihres Landes zu statten. d. 3tfl: Wir vergleichen Skandinavien und Italien. Es geschieht dies in Bezug auf: 1. Gestalt. Bei beiden Halbinseln herrscht die Längsausdehuung vor. Beide kann man mit einem Stiefel vergleichen, bei Skandinavien sind Stiesel und Absatz durch das Kattegat, bei Jtalieu durch den Busen von Tarent geschieden. — Beide Halbinseln sind im Süden am meisten gegliedert. 2. Grösze und Bevölkerungsdichte. Skandinavien ist viel größer als die Apenninenhalbinsel. Es ist ungefähr 21/3 mal so groß. Dafür aber ist Italien viel stärker be- völkert als Skandinavien. Wohnen doch auf der Apenninenhalbinsel 39 Millionen, auf der skandinavischen Halbinsel aber nur 7 Millionen Menschen. Es ist dies auch erklärlich. Zunächst ist ein Teil Skandi- naviens so nördlich gelegen, daß der Mensch dort nur mühsam sein Leben zu fristen vermag (Lappen!) und große Strecken unbenutzt liegen bleiben müssen. Weiter kann auch ein großer Teil des Gebirgslandes nicht bewohnt werden, weil auf ihm sich Schnee und Eisfelder und mit Trümmern übersäete Hochflächen ausbreiten. Drittens endlich nehmen auch die großeu Seen einen nicht unbeträchtlichen Teil des Landes für sich in Anspruch. 3. Küstenentwicklung. Die Küstenentwicklung Skandinaviens ist bedeutend größer, als die Italiens. Die vielen Fjorde, die wir an der Westküste Norwegens finden, machen die Küste Skandinaviens zu der zerrissensten Europas. 4. Jnselbildnng.

4. Europa - S. 217

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 217 — a Im Norden an das nördliche Eismeer. b. Im Osten an das Uralgebirge. e. Im Süden an das kaspische Meer, an den Kaukasus und an das schwarze Meer und d. Im Westen an den Prnth, an die Weichsel, an die Ostsee und an den Torneaflnß. — Nur hier im Westen berührt sich Ruß- land mit den übrigen Staaten Europas. Es grenzt nämlich im Westen an Rumänien, an Österreich, an Deutschland und an Schweden und Norwegen. B. Weiter befragen wir die Karte über die Gröae des abge- grenzten Gebietes. Sie sagt uns, daß Rußland allein größer ist, als alle anderen europäischen Staaten zusammen. Es ist ungefähr zehnmal so groß als unjer Vaterland Deutschland, umfaßt also gegen 5 499 999 qkm. Außerdem steht auch noch ein großer Teil Asiens unter russischer Herrschaft. Wir werden dies später noch näher kennen lernen. — Die Karte giebt uns auch einen Anhaltepunkt für die Bestimmung der Be- Völkerungszahl. Was kannst du aus der Zahl und Größe der Ort- schaften, die deine Karte aufweist, schließen? (Rußland muß sehr schwach bevölkert sein. Sehen wir doch aus unserer Handkarte große Landes- teile, die nicht eine einzige größere Stadt aufzuweisen haben.) Ihr habt Recht! In Rußland kommen durchschnittlich nur 28 Menschen auf 1 qkm. (In Sachsen? — In Deutschland?) Rechnet aus, wieviel Einwohner demnach das europäische Rußland besitzt! (Gegen 97 Millionen!) Diese 97 Millionen setzen sich aus verschiedenen Völkerschaften zusammen. Wir finden unter ihnen außer den eigentlichen Russen noch Polen, Kosaken, Baschkiren u. s. w. C. Art dritter Stelle suchen wir in gewohnter Weise Aufklärung über die Bodenbeschaffenheit des Gebietes. Was lehrt deiue Karte? 1. Der größte Teil Rußlands ist Tiesebene. Aus dieser weiten Tiefebene ragen nur wenige Erhebungen von geringer Höhe her- vor, so z. B. die Waldei-Höhe.*) 2. An den Grenzen Rußlands erheben sich bedeutende Ge- birge. Zu diesen sind zu rechnen: a. Der Ural. Er beginnt am nördlichen Eismeere, zieht sich zu- nächst in südwestlicher Richtung hin, wendet sich aber später nach Süden und behält die Richtung bis zum Uralflusse bei. Nach der europäischen Seite fällt er langsam, nach der asiatischen Seite hingegen steil ab. Man teilt ihn gewöhnlich in drei Teile ein und unterscheidet da einen waldreichen (südlichen), einen erzreichen (mittleren) und einen wüsten (nördlichen) Ural. *) Die Annahme von zwei Landrücken (baltisch-ural und karpathisch-ural) mit dazwischen liegendem Tieflande verliert nach neueren Messungen ihre Giltia- feit. (Rüge.) a a

5. Europa - S. 229

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 229 — 7. Handel. (Ausfuhr von Kaviar, Getreide, Hanf, Wolle, Leder und Häuten, Pelzwaren, Metallen.) Vergleich. a. 3ifl: Wir vergleichen heute Rußland und Spanien mit- einander. Dies kann geschehen in Bezug auf: 1. Lage. a. Beide Länder sind Grenzländer, und zwar bildet Rußland den äußersten Osten, Spanien (und Portugal) den äußersten Westen unseres Erdteils.) b. Beide Länder grenzen im Süden an ein Binnenmeer, dessen Ausgang sie nicht besitzen. Gibraltar befindet sich in den Händen der Engländer, Konstantinopel in dem Besitze der Türken. 2. Bevölkerungsdichte. Beide Länder haben eine geringe Bevölkerungsdichte. In Spanien kommen nur 34, in Rußland sogar nur 18 Einwohner auf 1 qkm. (In Sachsen dagegen!) 3. Bodenbeschaffenheit. a. Beide Länder besitzen Randgebirge. (Ural, Kaukasus, Jailagebirge — cantabrisches Randgebirge, Pyrenäen, Gebirge von Granada.) b. Beide Länder haben im Inneren Erhebungen. (Waldai- höhe, Bergufer der Wolga — Scheidegebirge.) Doch ist das Innere Rußlands Tiefebene, das Innere Spaniens dagegen meist Hochebene. 4. Bewässerung. a. Beide Länder haben große Ströme aufzuweisen, doch haben die Flüsse Spaniens mit Ausnahme des Ebros alle eine entschieden West- liche Richtung, während die Flüsse Rußlauds sich vom Innern aus strahlenförmig über das Land verbreiten. Außerdem ist hervorzuheben, daß die spanischen Flüsse wasserärmer und nicht so zur Schisfahrt geeignet sind, wie die russischen Ströme. b. Rußland ist reich, Spanien arm an großen Seen. 5. Klima. Beide Länder haben Kontinentalklima, doch liegt das bei Spanien daran, daß die Randgebirge den Seewinden den Eingang versperren, während es in Rußland daher kommt, daß das Innere zu weit von dem

6. Außereuropäische Erdteile - S. 195

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 195 — c. Es besitzt wie Großbritannien Bergbau. Es ist reich an Steinkohle, Kupfer und Porzellanerde, aber arm an Eisen. d. Es besitzt wie Großbritannien einen regen Handel. Deutschland be- zieht aus Japan hauptsächlich Seide, Reis und Kupfer. Die wich- tigsteu Handelsplätze sind Jokohama und Nagasaki. 8. Bewohner. Die Japaner sind wie die Chinesen Mongolen, zeichnen sich aber durch ihre Liebe zum Vaterlande, ihren kühnen Wagemut (Krieg!), ihren Kunstsinn und ihre Empfänglichkeit für fremde An- schauungen, Sitten und Erfindungen aus. 9. Staatsverhältnisse. Japan ist ein Kaiserreich. Sein Herrscher führt den Titel Mikado. 9. Sibirien. (Sibirien mit Amurgebiet ca. 12l/2 Mill. qkm und 8 Mill. Einwohner.) Ziel: Wir lernen heute Sibirien kennen, ein Land, welches besser ist als sein Ruf. I. Was lehrt die Karte über dieses Gebiet? A. Sie belehrt uns wieder an erster Stelle über die Lage des Landes. Sie zeigt: Sibirien füllt den Norden Asiens. Es grenzt 1. im Norden an das Nördliche Eismeer, 2. im Westen an das Uralgebirge, 3. im Süden an den Gebirgswall, der Hoch- und Jnnerasien umsäumt (Altaigebirge z. B.), 4. im Osten an den Großen Ozean, insbesondere an das Berings- meer und an das Ochotskische Meer. Beide Meeresteile sind durch die Halbinsel Kamtschatka voneinander geschieden. B. Weiter befragen wir die Karte über die Größe des abgegrenzten Gebietes. Sie sagt uns, daß Sibirien größer ist als ganz Europa. — Sie gibt uns auch einen Anhaltepunkt für die Bestimmung der Be- Völkerungszahl. Aus der Zahl und Größe der Ortschaften, die die Karte aufweist, kann man schließen, daß Sibirien sehr dünn bevölkert sein muß. Sehen wir doch auf unserer Handkarte große Landesteile, die nicht eine einzige Stadt aufzuweisen haben. — Sibirien hat nur 6 Millionen Einwohner. 0. An dritter Stelle suchen wir Aufklärung über die Boden- beschaffenheit des Gebietes. Was lehrt die Karte? Sibirien wird durch den Jenissei in zwei Teile geteilt, in einen westlichen und einen östlichen. 1. Der westliche Teil Sibiriens ist vollkommenes Tief- land, bewässert von gewaltigen Strömen. — Dieses Tiefland, fügt der Lehrer hinzu, zeigt ein dreifaches Bild. a. Der Süden ist teils mit Salzseen und Sümpfen erfüllt, teils mit fruchtbarer Erde bedeckt. (Getreidebau — Pferde- und 13*

7. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 111

1911 - Leipzig : Wunderlich
Gustav Ädolf. Von Dietrich Schäfer. Als 16jähriger Jüngling ist Gustav Adolf an die Spitze seines Reiches getreten. Es war im Kalmarkriege; die Dänen standen im Lande. Sie hatten im Osten Kalmar, im Westen Elfsborg erobert. Elfsborg ist nach dem Frieden in ihren Händen geblieben. Das damalige Schweden war eng umgrenzt. Wir sind auf Grund statistischer Nachrichten^ die gerade für Schweden früh einsetzen, in der Lage, von der damaligen Bevölkerungszahl ziemlich genaue Vorstellungen zu gewinnen. Sie hat in ihrer Gesamtheit, Finnland eingeschlossen, schwerlich eine Million erreicht. Daß sie durch Boden und Klima ärmer war als die irgend eines anderen europäischen Landes, braucht kaum bemerkt zu werden. Des Königs letztes Silber ist in die Münze gewandert, als er 1619 von der Pfandsumme von einer Million Taler die letzte Rate zahlte, ohne deren pünktliche Erlegung Elssborg den Dänen geblieben wäre. Urteilt man allein nach den materiellen Erträgen, so hätte man Schweden nicht höher einschätzen dürfen als etwa die süddeutschen protestantischen Territorien Württemberg, Ansbach und Baden, wie denn zum Beispiel tatsächlich bei den Bemühungen um Dänemarks Beitritt zur Union erwogen wurde, daß dieses im Vergleich zu Schweden doch weitaus volkreichere und wohlhabendere Land „nicht viel vermöge; Württemberg zum Beispiel noch um die Hälfte mehr". Und es war nicht nur der Krieg mit Dänemark, der auf Schweden lastete, als Gustav Adolf die Regierung übernahm. Man stand zugleich gegen Rußland und Polen im Felde. Gustav Adolf erzwang von dem durch innere Unruhen geschwächten Zarenreiche im Frieden von Stol-bowa 1617 die Abtretung Jngermanlands und des Küstenstriches rechts der Newa zwischen diesem Flusse, dem Ladogasee und der finnischen Grenze. Bei der Grundlegung der Feste am Zusammenfluß von Ochda und Newa, die der Vorläufer Petersburgs war, glaubte er erklären zu dürfen, daß nun der Russe auf ewig von der Ostsee ausgeschlossen sei. Der Zwist mit Polen, der von König Sigismunds Ansprüchen auf die schwedische Krone herrührte, war von längerer Dauer. In zahlreichen Feldzügen hat Gustav Adolf zu Estland noch Livland und Kurland gewonnen, seit 1626 den Gegner an der Weichsel bekriegt und

8. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 193

1910 - Leipzig : Wunderlich
Stellung d. deutschen Kolonialpolitik innerhalb d. kolonialen Bestrebungen usw. 193 sich an zahlreichen Stellen Polynesiens fest. Frankreich begann, freilich erst im späteren Verlaufe des 19. Jahrhunderts, die Verluste wieder einzuholen, die es England gegenüber erlitten hatte; es setzte sich in Hinterindien fest, es machte Erwerbungen in Kochinchina, Kambodscha, Annam und Tongking und griff mit seinem Einfluß und seinem Erwerbs- Hunger immer mehr hinweg über den Süden der chinesischen Grenze. Während so das zivilisierte Europa in dieser Periode im fernen Osten vor allem durch die wichtigsten damaligen Staaten seines west- lichen Zentrums und damit durch die doppelte, in sich uneinige und mit- einander rivalisierende Macht Frankreichs und Englands vertreten war, näherte sich demselben Osten von Osteuropa her eine einzige, zäh von Ziel zu Ziel fortschreitende Macht: Rußland. Die Moskowiter hatten 1552 Khasan und 1554 Astrachan erobert; 1587 war ihr Einfluß bis Tobolsk vorgeschoben, 1604 bis Tomsk; Jrkutsk wurde 1632 erreicht und Jakntsk und Ochotsk 1637 und 1638; um 1707 war man herrschend bis Kamtschatka vorgedrungen, und nun folgte, vornehmlich freilich erst mit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts, eine Wendung nach den Südgebieten des asiatischen Kontinents hin: wie der Russe zu sagen pflegt, hin zu den warmen Meeren. Es war eine stetige, ungeheure, mit der Wucht des Schicksalsmäßigen auftretende Vergrößerung, die man wohl auf eine bestimmte Anzahl von Geviertmeilen für das Jahr hat berechnen wollen; und feit der Mitte des 19. Jahrhunderts war sie derart nach Süden zu fortgeschritten, daß ihre spätere Berührung mit dem von Süden nach Norden verlaufenden Vordringen Englands und Frankreichs wahrscheinlich wurde. Bahnten sich damit ohne weiteres schwere Verwicklungen an, wie sie zunächst freilich nur in dem noch heute wichtigsten und die Politik des fernen Ostens an erster Stelle beherrschenden Gegensatze zwischen England einerseits und Rußland und Frankreich andererseits zum Ausdruck gelangten, so wurde in einer dritten und jüngsten Periode, die erst um wenige Jahrzehnte zurückreicht, das Bild noch viel belebter. Denn jetzt traten drei neue starke und modern expansive Mächte in den Wettbewerb um die Kolonisation und Kultivation, ja in abgeschwäch- tem Siune auch um die Handelshegemonie des Ostens ein: Japan, das Deutsche Reich und die Vereinigten Staaten. Das Moment, das die Bestrebungen dieser neuen Mächte unter- einander verknüpft, ist, daß sie die Stelle, an der vermutlich einmal die Entscheidung über die Hegemonie des fernen Ostens fallen wird, China, nicht so sehr, wie zunächst England, Frankreich und Rußland, von Süden und Westen her und zu Lande erreichen können, wie vielmehr zur See und vom Osten aus. In dieser Sachlage ist es gegeben, zumal auch die europäischen Ost- und Westmächte zugleich und teilweise vornehmlich als Seemächte in Betracht kommen, daß innerhalb des chinesischen Machtbereiches es wieder die Küstenländer und die sie umspülenden Schmied er, Lektüre zur Gesch. des 19. Jahrh. 1z

9. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 85

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 85 — deutschen Ausfuhrhandels über See einen ungeheuern Nutzen versprechen. So frevelhaft das auch ist und wäre, so lehrt uns doch die Geschichte Englands, daß dies nicht zaudert, einen unbequemen und rührigen Nebenbuhler zu vernichten. Es kann sich eben noch nicht zu dem Grundsatz bekennen: Deutschland ist gleichberechtigt nicht bloß zu Lande, sondern auch zu Wasser, im Welthandel, in der Kolonialpolitik, in der Weltpolitrk. Einen triftigen Grund zu diesem Vernichtungskriege gibt es allerdings nicht. Die Erde bietet Raum für die Briten wie für die Deutschen. Wir aber sind mehr auf das Festland von Europa angewiesen und unsre Zukunft liegt nicht in _ dem Sinne wie für England auf dem Wasser, sondern einzig und allein auf dem Lande, auf der Sicherung unserer Grenzen und vor allem auch der Grenzen unseres deutschen Sprachgebietes. Möchte man das diesseit und jenseit des Kanals erkennen und möchte man uns in London in unserer „deutschen" Politik keine Hemmnisse mehr bereiten wie einst! Doch muß Deutschland durch seine Flotte und seine Bündnisse so stark sein, daß es England jede Deutschfeindlichkeit verbieten kann. V. Rußland als Welt- und Kolonialmacht. 1. Rußland als halbasiatischer Barbarenftaat. a) Die normannische Zeit. Rußlands Bevölkerung ist ein Gemisch sehr verschiedener Stämme und Rassen. Die Hauptmasse bilden Slawen verschiedener Art; die kräftigen, blonden Großrussen, mit Germanen und Finnen vermischt, bewohnen die Mitte, den Osten und Norden; die dunkleren Klein» russen oder Rutheuen, mit tatarischem Blute vermengt, sind im Südwesten ansässig; die hellblonden Weißrussen haben den mittleren Westen inne. Im Nordwesten stoßen wir aus die finnisch-ugrischen oder ural-altaischen (finnisch-tatarischen oder turanischen) Finnen, Karelier, Esten und Liven, denen sich im Norden die Lappen, Ostjaken usw. zugesellen. In den Ostseeprovinzen herrschen die Lettoslawen vor, die Litauer, Letten und Altpreußen. Im Süden und Südosten gibt es mancherlei Gruppen und Stämme der ural-altaischen Völkersamilie, wie die Chasareu, Polowzer, Wolgabulgaren usw. Bis zum 9. Jahrhundert hatten die Slawen noch keine staatliche Ordnung geschaffen und sie zerfleischten sich daher in unaufhörlichen Fehden und Kämpfen und gerieten dadurch auch in Abhängigkeit von mächtigeren, kriegerischen Nachbarvölkern. Insbesondere herrschte zwischen den Finnen, Litauern und Slawen meist Kampf und Streit. Um sich der Finnen zu erwehren, riefen um 860 slawische Fürsten am Jlmensee die normannischen Waräger aus Norwegen zu Hilfe. Sie blieben im Lande, bildeten den russischen Uradel und verschmolzen mit den Russen. Da sie vom

10. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 98

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 98 — Großmacht gewesen. Die Polen bildeten einen durch starke Beimengung deutsch-germanischen Blutes wesentlich verbesserten slawischen Stamm, der schon um 950 sich staatlich einigte. Boleslaw I. Chrobry (der Kühne, 992—1025) errichtete ein großpolnisches Reich, das er weit nach Westen und Osten ausdehnte und das von der Elbe bis nach Kiew reichte. Das hätte dem deutschen Reiche ungemein schädlich werden können, zum Glücke aber zerrütteten Thronstreitigkeiten das Land und ermöglichten so die deutsche Besiedlung nach Osten zu. Aber Wladislaw I. (1306—33) vereinigte Großpolen mit Kleinpolen und erneuerte so das polnische Reich, machte sich vom deutschen Kaiser unabhängig und nahm auch den Königstitel an. Seitdem ward Polen wiederum dem Deutschtum ungemein gefährlich, zumal unter den litauischen Jagellonen (1386—1572), die dem polnischen Reiche Litauen einbrachten. Sie richteten ihre Blicke auf das preußische Ordensland und im Thoruer Frieden (1466) erwarben sie Westpreußen mit Pomerellen, Ermland und Kulm und dazu die Oberlehnshoheit über Ostpreußen. Durch glückliche Kriege vergrößerten sie ihr Land, eroberten Livland, Masowien und andre Gebiete. Um 1570 erreichte Polen seine größte Ausdehnung und umfaßte gegen 940000 qkm mit etwa 15 Millionen Einwohnern. So war es das mächtigste Reich Osteuropas und gebot von der Ostsee bis beinahe an das Schwarze Meer. Ihm wäre eigentlich die Rolle zugekommen, welche später Rußland zufiel, wenn es nicht 1572 beim Aussterben der Jagellonen in ein Wahlreich verwandelt worden wäre. Jedes Wahlreich wird der Tummelplatz wilder Parteikämpfe und zerrüttender Bürgerkriege. Dies zeigte und rächte sich auch au Polen. Seitdem ging es unaufhaltsam abwärts mit ihm, insbesondere aber, als ihm tn Rußland feit Peter dem Großen ein gefährlicher und ländergieriger Nachbar erstand. Seit 1572 war die polnische Königskrone käuflich und wer am meisten bot, der bekam sie. Bestechlichkeit war an der Tagesordnung. Je ohnmächtiger die Königsgewalt war, t>esto_ allmächtiger war der Adel, der die ganze Staatsgewalt an sich gerissen hatte. Der Adel hatte nebst der Geistlichkeit den Grundbesitz inne. Er bestand aus dem niedern und höhern und höchsten Adel. Der niedere Adel zählte etwa 15—20 000 Glieber, von benen jebes ein ober zwei Dörfer besaß. Er war dem höheren Abel unterworfen, der aus etwa zwei Dutzenb Adelsgeschlechtern zusammengesetzt war. Uber biefen erhob sich der höchste Abel, der ungefähr zehn Abelsfamilien umfaßte. Gegen biefe war das Königtum völlig ohnmächtig. Trotz des Königs bilbete Polen in Wirklichkeit eine Abelsrepublik und der König war nicht mehr als bereu Präsident. Bei jeber Wahl würden dem neuen Könige die Befugnisse geschmälert und dem Hochadel die Vorrechte neu bestätigt. Jeder Adlige konnte durch fein freies Nein (Veto) jeglichen Reichstagsbeschluß umstoßen. Eine geordnete Regierung war dadurch.
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