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1. Teil 3 - S. 81

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 81 — Ii. Woraus erklärt es sich, das? diese Länder ebenfalls den Namen Sachsen führen? Diese Herzogtümer sind Teile des Länderbesitzes, der einst in der Hand des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen vereinigt war. Nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) mußte — wie uns aus der Geschichte bekannt ist — Johann Friedrich der Großmütige die Kurwürde und den größten Teil seines Landes an den Herzog Moritz, denbnndes- genossen Karls V., abtreten. Er behielt für seine Söhne nur einige Landstriche in Thüringen. Aus diesen Landstrichen sind durch Erbtei- lung u. s. w. die jetzigen Herzogtümer entstanden. b. Ziel: Von den Staaten, die noch zwischen Harz und Thüringerwald liegen. Mit Hilfe der Karte wird gemeinsam festgestellt: Im Thüringer Berglande breiten sich noch aus: 1. Die schwarzbnrgischen Fürstentümer. Der Besitz der schwarzburgischeu Fürsten zerfällt in zwei völlig von einander getrennte Teile. Der eine Teil breitet sich zwischen Harz und Unstrut aus und führt den Namen Unterherrschaft. (Erklärung des Namens!) Der andre Teil liegt südlich von Erfurt auf den Höhen und am Nordabhange des Thüringerwaldes. Es heißt Oberherrschaft. (Grund!) Das Fürsten- tum Schwarzburg-Rudolstadt (Hauptstadt Rudolstadt!) umfaßt nun den größten Teil der Oberherrschaft und ein Stück (das östlichste!) der Unterherrschaft. Zum Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen (Hauptstadt (Sondershausen!) gehört dagegen die größere Hälfte der Unterherrschaft und ein Teil (der westlichste!) der Oberherrschaft. — Dies wird — um größere Klarheit zu erzielen — schematisch an der Wandtafel dargestellt. Unterherrschaft. Oberherrschaft. Zi Ichendorf. Deutschland. 2. 9jbt. 2. Aufl.

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 94

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 94 — der höhern Würde. So traten die Namen Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen bei den regierenden Kurfürsten mehr und mehr zurück. Zwar waren Meißen und Thüringen bedeutend größer als das Kurfürstentum Sachsen; aber dennoch bildete es das Hauptland, während Meißen zu einem Nebenlande herabsank. Infolgedessen trat auch der Name Mark Meißen mehr und mehr zurück, während man sich daran gewöhnte, mit dem Namen Sachsen alle wettmachen Länder zu bezeichnen, obwohl deren Bewohner überwiegend aus thüringisch-fränkisch-bayrisch-slawischer Bevölkerung bestanden. So wanderte der Name Sachsen von Norden nach Süden und er ward die Bezeichnung sür einen nichtsächsischen Volksstamm. Daher kommt es, daß diese Länder, welche nachmals geteilt wurden, noch heute den Namen Sachsen tragen, wie das Königreich Sachsen, die Provinz Sachsen und die sächsisch-thüringischen Herzogtümer. c) Ihre Bedeutung für die Wettiner. Die Wettiner nahmen zu dem meißnischen schwarzen Löwen im goldenen Felde auch das Wappen der Askanier an. Da diese zugleich Herren von Ballenstedt, d. h. Balkenstadt, am Harze waren, so zeigte ihr Wappen fünf schwarze Querbalken im goldenen Felde und einen Schrägbalken mit einer grünen Raute schräg darüber, dazu die gekreuzten roten Schwerter des Reichsmarschallamtes im schwarz-weißen Felde. Das neue kurfürstliche Wappen verdrängte nun die alten wettmachen Hausfarben, die blauen Pfähle im goldnen Felde. Seitdem grünt der Rautenkranz ununterbrochen in dem Wappen der Wettiner, obschon so manches Unwetter darüber hingebraust ist. Möge es fernerhin frisch bleiben, dieses teure und unzerstörbare Sinnbild und Kleinod Sachsens. Mit dieser neuen Würde traten die Wettiner in den höchsten Adel des Reiches ein, erhoben sich zu Kurfürsten und übernahmen bei der Erledigung der Kaiserkrone die Reichsverweserschaft in Norddeutschland, in den Ländern, in denen das sächsische Recht galt. 4. Die Schlacht bei Autzig (1426). Durch die neue Belehnung verpflichtete Kaiser Sigismund den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren zu neuem Kampfe wider die Hussiten, gegen welche er allein nichts ausrichten konnte. Nachdem die Hussiten ihren Feldherrn Ziska an der Pest verloren hatten, drangen sie unter dem neuen Anführer Prokop vor und suchten Außig, welches die Sachsen besetzt hatten, zu erobern. Leider befand sich Friedrich der Streitbare gerade auf dem Fürstentage zu Nürnberg, um die saumseligen Fürsten zu kräftigern Widerstände gegen die Hussiten aufzufordern. Da große Gefahr im Verzüge war, so entbot die Kurfürstin die Grafen, Mannen, Städte und Bauern zum Zuge nach Außig und rückte selbst an der Spitze der gesammelten 15000

3. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 51

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 51 — Prinz Albert verstand es, sich die Liebe und Achtung seiner Soldaten zu erwerben. Darum folgte man gern seinem Befehle. Dies schildert ein anderes Gedicht: „Soldat, das ist mein Leben, Soldat ist meine Lust, Der Kronprinz kommandieret, Trägt Sterne auf der Brust. Er schaut auf uns hernieder, Er reitet uns voran, Es kennet unser Albert Wohl einen jeden Mann. Er tut mit uns kampieren Im Biwak auf dem Feld: ,Guten Morgen, Kameraden!^ Das Leben uns gefällt." Zum Lohne für seinen Mut und sein Geschick erhielt Albert hohe Auszeichnungen und wurde ferner zum Major befördert. So hatte sich Albert seine ersten Sporen als Kriegsheld verdient. 3. Kronprinz Albert als Führer des sächsischen Heeres im preußisch-österreichischen Kriege. Im Jahre 1854 wurde Alberts Vater Johann König von Sachsen. Von der Zeit an hieß Albert Kronprinz von Sachsen. Auch im Frieden widmete er sich mit aller Hingabe dem Heereswesen und bildete sich so zum obersten Heerführer aus. Sein Feldherrngeschick an den Tag zu legen, ward ihm im Jahre 1866 Gelegenheit geboten. In diesem Jahre entstand ein Kriegs zwischen Preußen und Österreich. Der König Johann hielt zu Österreich. Deswegen erklärte Preußen auch an Sachsen den Krieg. Die sächsische Armee war zu schwach, sich allein den Preußen entgegenzustellen. Darum zog Johann mit derselben nach Böhmen. Zuvor wurden die Elbbrücken bei Riesa und Meißen gesprengt, um die Preußen am Vordringen zu hindern. Aber diese besetzten trotzdem rasch ganz Sachsen mit Ausnahme der Festung Königstein. König Johann übertrug den Oberbesehl seines Heeres dem Kronprinzen Albert. Die sächsische Armee wurde dann der österreichischen untergeordnet. Zum ersten Male kämpften die Sachsen bei Gitschin mit. Obgleich sie tapfer fochten, mußten sie doch mit den Österreichern vor den siegreichen Preußen zurückweichen. Dann kämpften sie bei Koniggrätz mit, wo die Entscheidung stattfand. Einen ganzen Tag stritten die Sachsen an der Seite der Österreicher gegen die Preußen. 4*

4. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 111

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 111 — Haltung der allgemeinen Kirchenversammlung, welche die Religions-streitigkeiten schlichten sollte. Da jedoch die Protestanten sich weigerten, das Konzil zu Trident zu beschicken, begann der Kaiser 1546 den Schmalkaldischen Krieg. Johann Friedrich der Großmütige ward in die Reichsacht erklärt. Herzog Moritz sollte diese vollstrecken und dafür die Schirmherrschaft über Magdeburg und Halberstadt erhalten. Aber er verhielt sich zunächst untätig. Unterdessen führte der Schmalkaldische Bund in Süddeutschland'einen nutzlosen Aampf gegen die schwachen kaiserlichen Truppen. Währenddessen sicherte König Ferdinand dem Herzog Moritz sowohl die Kurwürde als auch die Lande Johann Friedrichs zu und nun besetzte Moritz mit Hilfe böhmischer Krieger Kursachsen in wenigen Wochen. Auf diese Nach. richt hin zog Johann Friedrich mit seinem Heere eiligst von Süddeutschland nach seinem Stammlande und säuberte es auch in kurzer Zeit von den Truppen Moritzens und rückte sogar in das albertinische Sachsen ein. Wäre er kühn und rasch entschlossen gewesen, so hätte er mit seinem schlagfertigen Heere sowohl den Herzog Moritz als auch den Kaiser in die Enge treiben können: aber in seiner unentschiedenen, zaghaften Haltung ließ er die kostbare Zeit verstreichen. Da unterdeffen Karl V. mit seinem Heere heranrückte, zog sich Johann Friedrich auf das rechte Elbufer zurück, wo er bei Mühlberg sein Lager aufschlug. Hier kam es 1547 auf der Lochauer Heide zur L-chlacht. Der Kurfürst hörte in seiner Sorglosigkeit noch die Predigt, der er gerade beiwohnte, bis ans Ende zu, ehe er aufbrach. Er ward bald geschlagen und gefangen genommen. Blutenden Antlitzes näherte sich der Gefangene dem stolzen Sieger, der schon von weitem dem Kurfürsten zurief: „Erkennt Ihr mich nun für einen römischen Kaiser?" Johann Friedrich äußerte demütig: „Ich bin ein armer Gefangener. Kaiserliche Majestät wolle sich gegen mich als einen geborenen Fürsten gnädig halten." Doch der gestrenge Kaiser erwiderte: „Ich will mich so gegen Euch halten, wie Ihr es verdient." Hierauf antwortete gefaßt und würdevoll der Kurfürst: „Ich bin in Ew. Majestät Gewalt: darum tut mir wie es Euch beliebt und Gott gefüllt!" Karl V. ließ ein Kriegsgericht niedersetzen, das über Johann Friedrich das Todesurteil fällte. Die Nachricht davon erhielt dieser, als er gerade mit feinen Mitgefangenen Schach spielte. Ruhig setzte er das Spiel fort. Der Kaiser nahm das Todesurteil zurück; doch mußten sich Wittenberg und die übrigen Festungen Kursachsens ergeben, und Johann Friedrich mußte für sich und seine Nachkommen auf die Kurwürde und einen Teil feiner Sande verzichten, er selbst aber als des Kaisers ewiger Gesungener bleiben. Das war die sogenannte Wittenberger Kapitulation. Das Kurland nebst dem Gebiete östlich der Weißen Elster fiel an die Albertiner und das Vogtland als böhmisches Lehen an das Haus

5. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 190

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 190 — Sachsen, denn sie war der Grund, daß hauptsächlich Preußen und Rußland in ein feindliches Verhältnis zu Sachsen traten und 1815 am liebsten Sachsen ganz eingezogen hätten, wenn es nicht Österreich im Bunde mit England und Frankreich verhindert Hütten. Zu Frankreich ist Sachsen mehrfach teils in freundliche, teils in feindliche Beziehungen getreten. Solange Sachsen keine selbständige Politik trieb, so lange nahm es nur als Reichsstaat teil an den Feldzügen gegen den eroberungslustigen westlichen Nachbar. Zum ersten Male entschied sich Friedrich der Weise offen gegen Frankreich, als sich Franz I. nach Maximilians I. Tode nebst Karl I. von Spanien um die erledigte deutsche Kaiserkrone bewarb. Er lenkte die Wahl aus Maximilians Enkel und verschmähte das französische Geld. Kurfürst Moritz jedoch knüpfte freundliche Beziehungen zu Heinrich Ii. an; jemehr sich ihm die Notwendigkeit aufdrängte, allein gegen den Kaiser aufzutreten, destomehr ward er gezwungen, sich auf Frankreich zu stützen. Im Vertrage zu Lochau gewann er 1551 die Hilfe des westlichen Reiches, des großen Nebenbuhlers der Habsburger, indem er dem Könige Heinrich Ii. gestattete, die lothringischen Stifter Metz, Toul und Verdun zu besetzen und über sie das Reichsvikariat zu übernehmen. So sehr es uns auch als Deutsche von unserem jetzigen Standpunkte aus betrübt, ja beinahe verletzt, daß Moritz, einer der größten Wettiner, sich mit Frankreich gegen seinen Kaiser verband und das Reich zerstückeln hals, so müssen wir doch erwägen, daß Moritz durch die damaligen Zeitverhältnisse dazu gezwungen wurde. Die Stellung der Reichsfürsten zum Reichsoberhaupte war durchaus noch nicht fo gesichert und scharf umgrenzt als heute, vielmehr erlaubten sich viele Kaiser mancherlei Übergriffe und Verletzungen der gesetzlichen Bestimmungen und waren stets geneigt, ihre Macht zum Nachteile der Fürsten auszubeuten. Alle diese Verhältnisse und Zustände befanden sich noch in stetem Flusse und waren noch lange nicht festgelegt und vor gewaltsamen Abänderungen gefeit. Zum andern mußte Karl V. als ebenso undeutsch und reichsfeindlich gelten als Heinrich Ii. Zum dritten war es nichts Ungewöhnliches, wenn ein ausländischer Herrscher Deutscher Reichsfürst wurde. Zum vierten war damals das Vaterlandsgefühl noch nicht so geschärft und der deutsche Sinn noch nicht so ausgeprägt und verfeinert wie jetzt; zum letzten hatte eben Moritz seine Einwilligung nur dazu erteilt, daß Heinrich Ii. über die genannten Bistümer die Schirmvogtei ausübte, sie also nicht vom Reiche losriß und seinem Lande einverleibte. Daß dies in der Folge dennoch geschah, war nicht Moritzens Schuld. Vater August hingegen zog sich von Frankreich zurück und lehnte es beharrlich ab, sich in die französischen Religionsangelegenheiten zu mischen. Christian I. aber sandte dem Könige Heinrich Iv. zum Schutze der Hugenotten ein Hilssheer von 11000 Mann, das jedoch bald zurück-

6. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 131

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 131 — V. Johann Georg I. l. Wie Johann Georg die Lausitz pfandweise erwarb. Johann Georg I. (1611—56), der Bruder Christians Ii., erbte den sächsischen Kurhut in einer Zeit voll dumpfer Gärung und banger Schwüle, wie sie dem Ausbruche schrecklicher Stürme vorauszugehen pflegt. Ganz untätig blieb er während der Friedenszeit nicht; so stärkte und begründete er Sachsens Heereswesen neu. Nachdem Christian I. die Festungswerke von Dresden und von Königstein verstärkt und sie mit einer stehenden Besatzung (Guardia — Garde) versehen hatte, erließ Johann Georg I. die Defensionsordnung. Diese beruhte auf der allgemeinen Wehrpflicht der Grundbesitzer. Der Adel mußte zwei Regimenter schwere Reiterei stellen, die Städte und Ämter 9360 Defensioner zu Fuß, 1500 Schanzgräber, 406 Heerfahrtswagen und 17 Geschütze. So war Sachsens Rüstung genügend vorbereitet, wenn nur die Seele, die der neuen Ordnung Leben einhauchte, nicht gefehlt hätte. Leider ahnte Johann Georg den nahenden Sturm nicht. Es mangelte ihm der Scharfblick und die rasche Entschlossenheit eines Moritz. Mißtrauisch war er namentlich gegen die Union und gegen Brandenburg, eifersüchtig war er gegen das Ansehen anderer Fürsten, aber dabei unfähig, fein eigenes zu behaupten. Trotzdem er die redlichsten Absichten und den besten Willen besaß, seinem Vaterlande zu dienen, hat doch keiner soviel Unglück über dasselbe gebracht wie er. Anstatt sich als der erste protestantische Fürst und natürliche Wächter der evangelischen Freiheit der Union anzuschließen und von Anfang an die Sache der Protestanten kräftig zu verteidigen, schloß er sich mehr an das erzkatholische protestantenfeindliche Kaiserhaus an. Deshalb nahm er auf den Rat seines bestochenen Hofpredigers Hoe von Hoenegg, eines Wieners, der ein grimmiger Feind der Reformierten und ein ergebener Freund des Kaisers war, die ihm angetragene Krone Böhmens nicht an, sondern verband sich mit Kaiser Ferdinand Ii.. Nun rückte Johann Georg in den Lausitzen ein, die ebenfalls vom Kaiser abgefallen waren und Friedrich V. von der Pfalz als Markgrafen anerkannt hatten. Bautzen ward belagert und eingenommen, worauf Johann Georg I. die Huldigung entgegennahm. Trotz allen angewandten Fleißes konnte jedoch Kaiser Ferdinand die Kriegskosten nicht zurückerstatten. Deshalb mußte er sich schließlich dazu bequemen, die Lausitz im Jahre 1623 dem Kurfürsten und seinen Nachkommen pfandweise und wirklich zu übergeben und einzuräumen. Ferdinand entband die Lausitzer ihrer Untertanenpflicht gegen ihn, während Johann Georg deren Eidesleistung entgegennahm und versprach, sie in ihren Rechten und ihrer Glaubensfreiheit zu schützen. Während die Ritter den Treuschwur stehend ablegten, sprachen ihn die Vertreter der Städte kniend. So waren die Lausitzen wieder in 9*

7. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 132

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 132 — dm Besitz der Wettiner gelangt, nachdem sie schon Konrad von Wettin einmal (1136 und 1144) erworben hatte. Eigentümlicherweise erfolgte der Verlust und der nachmalige Erwerb aus gleichen Gründen, sie wurden nämlich von den Wettinern an Brandenburg verpfändet, und durch Verpfändung gelangten sie wiederum an die Wettiner. So machte gleichsam Johann Georg wieder gut, was Diezmann und Friedrich der Freidige einst aus Not dahingegeben hatten. 2. Warum Johann Georg!, mißtrauisch gegen den Kaiser wurde. Ferdinand Ii., der Zögling der Jesuiten, war kein Freund von Geradheit, Offenheit und Ehrlichkeit. Es kam ihm auf keinen Wortbruch und keine Tücke an, wenn er nur damit sein Ziel erreichte. So hatte er dem Kurfürsten versprochen, die Evangelischen nicht zu bedrücken, aber dennoch verübte Ferdinand die größten Bedrückungen, obgleich sich Johann Georg mehrfach darüber beschwerte. So widersprach Johann Georg auch der Ächtung Friedrichs, sowie der Erhebung Maximilians in den Kurfürstenstand und mancher anderer Gewaltmaßregel des herrfchfüchtigen Kaisers; aber dieser wußte den nachgiebigen Kurfürsten immer wieder zu beschwichtigen und verlieh ihm z. B. zur Beruhigung einige Titel, wie z. B. Durchlauchtig statt Gnaden und Euer Liebden statt Deine Liebden, sowie die Anwartschaft auf einige Gebiete (Grafschaft Hanau, Schwarzburg usw.). Ferdinand wollte eben den sorglosen Kurfürsten so lange hinhalten, bis ihm ganz Deutschland ohnmächtig auf Gnade und Ungnade zu Füßen lag, denn dann mußte sich auch der „Meißner" ohne Gnade und Erbarmen unter seinen Willen beugen. Je mehr aber der Kaiser mit seinen ehrgeizigen und herrschsüchtigen Plänen heraustrat und ohne Scheu die Rechte der Reichsfürsten verletzte, je mehr er auch den Kurfürsten von Sachsen willkürlich behandelte, desto mehr schwand dessen Vertrauen zu des Kaisers Treue. Langsam wandte er sich von diesem ab und suchte nun wieder das beinahe völlig verscherzte Zutrauen seiner Glaubensgenossen zu erlangen, indem er in Leipzig von seinen vornehmsten Theologen eine notwendige Verteidigung der evangelischen Kurfürsten und Stände des heiligen römischen Reiches ausarbeiten ließ, ja, er erklärte selbst, daß man bisher sie in ihrer Glaubensfreiheit antaste und sie da angreife, wo keine Geduld am Platze sei. Leider hatte er schon zu lange mit dem gewalttätigen Vorgehen des Kaisers und der Liga Nachsicht geübt. Darum machten seine Worte auch keinen Eindruck, zumal man wußte, daß er es doch nur bei Erklärungen bewenden lasse. Da kam das Wiederherstellungsgesetz (Restitutionsedikt) im Jahre 1629. Zwar hatte Ferdinand Ii. ausdrücklich erklärt, daß Kursachsen davon ausgenommen sei, aber selbst Johann Georg I. merkte nun doch, daß er auf die Dauer dem Kaiser und den Jesuiten nicht trauen könne, daß auch Sachsen früher oder

8. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 193

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 193 — ein und bahnten damit ein engeres Verhältnis zu den Wet-tinern an. Mit den Habsburgern gerieten die Wettiner gleich von Anfang an in ein feindliches Verhältnis. Rudolf I. von Habsburg nahm ihnen 1290 Brehna und das Pleißnerland, ja, Albrecht I. zog sämtliche Länder der Wettiner ein und belegte die Wettiner mit der Reichsacht. In der Schlacht bei Lucka (1307) siegte zwar Friedrich der Freidige über Albrechts Heer, dennoch wäre seine Herrschaft in Frage gestellt gewesen, wenn nicht 1308 Albrecht I. ermordet worden wäre. Von nun an zeigten sich die Wettiner streng kaiserlich und unterstützten namentlich die Habsburger in ihren Kämpfen gegen die Türken und die Franzosen. Je mehr aber die Hohenzollern sich emporschwangen, je mehr sie den Neid der Habsburger, welche keine andere deutsche Macht emporkommen lassen "wollten, erregten, desto unausbleiblicher war es, daß die Wettiner in diese Kämpfe zwischen Preußen und Österreich verwickelt wurden. Zunächst überflügelten die Hohenzollern ihre mächtigen Nachbarn, die Wettiner, je mehr und mehr. Ter jülich-klevische Erbfolgestreit (1609) entzweite die beiden lutherischen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und hätte jedenfalls einen Krieg zwischen ihnen heraufbeschworen, wenn gerade kampflustige und tatkräftige Wettiner am Ruder gestanden Hütten. Infolge von deren Nachgiebigkeit erwarb Johann Sigismund von Brandenburg Jülich - Kleve-Mark und Ravensberg und legte so den Grund zu den rheinischen Besitzungen der Hohenzollern. Da diese 1613 noch zur kalvi-nischen Lehre übertraten, so ward die Verstimmung zwischen ihnen und den Wettinern, welche in ihrer streng lutherischen Gesinnung den Kalvinismus haßten, dauernd. Unterdessen erwarb Brandenburg Preußen, und im Westfälischen Frieden setzte der große Kurfürst durch, daß ihm Magdeburg und Halberstadt, worauf Sachsen schon lange Erbanfprüche besaß, zusielen. So ist es leicht erklärlich, daß sich Johann Georg Ii. mit dem Kaiser gegen den Kurfürsten Friedrich Wilhelm verband, um ihn zur Herausgabe des eroberten schwedischen Vorpommern zu zwingen. Johann Georg Iii. hingegen vereinigte sich kurz danach (1681) mit demselben Fürsten, um Frankreichs Raubgelüste zu zügeln. Durch den Übertritt Friedrich Augusts I. zur katholischen Kirche erlangte Preußen die Führerschaft der deutschen Protestanten und überflügelte somit auch auf diesem Gebiete Sachsen. Im nordischen Kriege gingen Sachsen und Preußen wieder zusammen und eroberten gemeinsam Stettin und Stralsund. Ebenso stand es im ersten schlesischen Kriege auf der Seite Preußens, doch schon 1743 schloß Brühl ein Verteidigungsbündnis mit Österreich, dessen Spitze sich gegen Preußen richtete. So ward Sachsen in den 2. und 3. schleichen Krieg hineingezogen und bildete leider den Haupt- Franke, Sächsische Geschichte. 2. Aufl. 13

9. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 140

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 140 — aber dennoch vermochte er die Wunden des Krieges nicht völlig zu heilen; dies geschah erst im Lause der langen Friedenszeit, die unserm Vaterlande bis zum Siebenjährigen Kriege beschieden war. Er starb 1656, nachdem er 45 Jahre lang den Kurhut getragen hatte. 6. Die Gründung von Johanngeorgenstadt. Der Westfälische Friede brachte leider den böhmischen Protestanten die langersehnte Glaubensfreiheit nicht; vielmehr suchte sie Kaiser Ferdinand Iii. durch allerhand Bedrückungen zum Übertritte in die katholische Kirche zu bewegen. In ihrer Not wandten sie sich an den Kurfürsten Johann Georg I. und baten ihn, den Kaiser milde und nachgiebig gegen sie zu stimmen. Doch dessen Fürsprache war erfolglos; ja, Ferdinand erklärte, lieber über ein wüstes als ein ketzerisches Land regieren zu wollen. Da verkündete Johann Georg, alle, welche ihres Glaubens wegen nach Sachsen kämen, aufnehmen zu wollen. So wanderten nun viele Protestanten aus den Bergstädten Joachimsthal, Gottesgab, Platten und Abertham nach Sachsen. Im Jahre 1653 mehrten sich die böhmischen Einwanderungen zusehends, da den Evangelischen sogar alles Hab und Gut genommen werden sollte. Viele von diesen ließen sich am Fastenberge nieder, da nichts denn Stöcke und Steine zu finden waren. In Eile wurden einige notdürftige Hütten errichtet. Doch reichten diese kaum für die zahlreichen Auswanderer zu, und oft beherbergte ein kleines Häuschen 12 —14 Ehepaare mitsamt den Kindern. Trotz dieser Übelstände und trotz der strengen Winterkülte harrte die glaubenstreue Gemeinde mutig aus. Sie wandten sich an den Kurfürsten und baten ihn, am Fastenberge eine Stadt anlegen zu dürfen. Der Kurfürst bewilligte dies sofort und schenkte ihnen gegen einen geringen Erbzins Raum und Bauholz zum Aufban eines Häusleins, der neuen Stadt aber verlieh er alle Rechte und Freiheiten der anderen Bergstädte, nämlich Zunft und Innung, Handwerksgewohnheiten, Brauen, Malzen, Schlachten, Backen, Schenken und Mahlen. Nun schritt man rüstig ans Werk. Der Wald wurde gelichtet. Noch im Jahre 1654 erhoben sich zahlreiche Häuser, und im nächsten Jahre wurde der Grund zur Kirche gelegt. So entstand die neue freie Bergstadt „Johann Georgens Stadt" als die jüngste im Erzgebirge. Trotz der vielen Hindernisse, die ihr entgegenstanden, blühte sie fröhlich und rasch empor, denn es strömten immer neue Vertriebene ans Böhmen herzn, und der Bergbau warf im Anfange großen Gewinn ab, so daß die Stadt bald 240 Feuerstätten zählte. Mit der Gründung und hilfreichen Unterstützung von Johanngeorgenstadt hat sich Kurfürst Johann Georg I. noch ein ehrendes Denkmal gesetzt, das dauernder als Erz ist.

10. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 142

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 142 — Güter für verlustig erklärt und mußte alle Geschütze und Waffen abliefern. Bautzen übergab allein 150 Donnerbüchsen und Zittau 80 Wagen voll Waffen. Dazu verloren sie ihre Gerichtsbarkeit über das flache Land und damit ihr Handelsvorrecht, die Quelle ihres Reichtums. Zwar gewannen die größeren Städte ihre Rechte zum Teil wieder und auch die Güter kauften sie zurück, doch war die frühere Macht des Sechsstädtebundes gebrochen, obgleich er sich bis in unser Jahrhundert (1814) erhielt. Er bildete den einen Stand auf dem Landtage. Bei der Vereinigung mit Sachsen blieben die Lausitzen noch böhmische Lehen und der König von Böhmen behielt sogar das Heimfallsrecht, sobald der albertinische Mannesstamm aus-stürbe. So stand die Lausitz mit Sachsen nur in Personalunion, während die Lausitz ihre eigene Verfassung und ihre alten Rechte behielt. Erst seit der Einführung der Verfassung vom Jahre 1831 ist vieles im Lause der Zeit geändert worden; trotzdem besitzt noch heute die Lausitz ihre eigenen Provinziallandtage, aus denen der Standesherr auf Königsbrück den Vorsitz führt, eine eigene Landständische Bank zu Bautzen, einen Vierstädtebund und andere Eigentümlichkeiten. Vi. Johann Georg Ii., Iii. und Iy. l. Johann Georg Ii. und seine Stellung zu den Reichsangelegenheiten. Johann Georg I. hatte leider 1652 sein Land geteilt. Zwar erhielt der Kurprinz Johann Georg Ii. (1656—80) den Hauptteil, aber für feine jüngeren Söhne stiftete der Vater drei selbständige Fürstentümer unter der Hoheit des Kurfürsten. Es waren dies Sachsen-Weißenfels, welches Nordthüringen und Querfurt umfaßte und bis 1746 bestand, Sachsen-Merseburg, welches außer Merseburg noch die Niederlausitz umfaßte und bis 1738 sich erhielt, und Sachfen-Zeitz mit dem Neustädter und Vogtländischen Kreise, welches bis 1718 währte. Diese Erbteilung hatte mannigfache Streitigkeiten im Gefolge, welche freilich mit der Zeit geschlichtet wurden. Große Aufgaben stellte die Zeit an Johann Georg Ii., aber er war denen durchaus nicht gewachsen. Zuerst schloß er sich eng an das Kaiserhaus an und unterstützte es gegen die Franzosen und die Türken. Dann ließ er sich einmal von Frankreich bestechen, kämpfte aber im zweiten Raubkriege (1672—1679) wiederum gegen Frankreich. Nach dem Frieden von Nymwegen (1678) verband er sich mit dem Kaiser gegen den großen Kurfürsten von Brandenburg und zwang so diesen echt deutschen Helden mit, das eroberte schwedische Vorpommern wieder herauszugeben. Dann schloß er mit Ludwig Xiy. ein förmliches Bündnis. Diese Schaukelpolitik gereichte ihm nicht zum Segen.
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