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1. Das Mittelalter - S. 56

1893 - Leipzig : Dürr
— 56 — in den Marken ein kriegerischer Geist, und die Markgrafen waren meist in unaufhörlichen Fehden abgehärtete, trotzige Heldennaturen, deren Leben im Lager und auf dem Schlachtfelde verfloß. Die wichtigsten Marken waren die Ostmark an der Donau, die thüringische Mark an der ^aale, Unstrut und Gera, die Nordmark (spätere Altmark) an der Elbe, die Mark Schleswig an der Eider, die spanische Mark an dem Ebro. Wie für den Staat, so sorgte Karl der Große auch für die Kirche, Me ihm nächst feinen politischen Plänen besonders am Herzen lag. Wo und wie er konnte, unterstützte er die Diener der Kirche in ihrem Wirken, ließ Gotteshäuser und Klöster erbauen und pflog mit den angesehensten Bischöfen und Äbten einen regen Verkehr. Ans der Hofgeistlichkeit entnahm er die meisten seiner Räte, und der Vorsteher derselben, der Erzkaplan, stand an der Spitze der kaiserlichen Kanzlei. Die Marienkirche in Aachen wurde mit großer Kunst und großen Kosten im edelsten Stile ausgeführt, aus Rom und Ravenna entnahm er die Marmorsäulen, mit denen er sie verzierte. Um den Kirchengesang zu verbessern, berief er Sänger aus Italien an den Hof. Er drang darauf, daß die Predigt in deutscher Sprache gehalten wurde, und wie schwer es auch den an das Lateinische gewöhnten Geistlichen ankam, sie mußten es lernen. Damit es ihnen an Stoff und Vorbild nicht fehle, regte er den gelehrten Langobarden Paul Warnefried an, Predigten und erbauliche Betrachtungen ans den Kirchenvätern zusammenzustellen, die bei den Nachmittagsgottesbieusten vorgelesen werden sollten. Die Sorge, welche er den kirchlichen Einrichtungen und der Bildung der Geistlichen zuwandte, gab ihm ein Übergewicht über den Klerus, der seinem Eifer kaum zu folgen vermochte. Karl der Große war thatsächlich das Haupt der Kirche, feine Verordnungen beziehen sich ebensowohl auf die religiösen, wie auf die weltlichen Angelegenheiten, alle wichtigen Stellen wurden nur nach feinem Willen besetzt, die Konzilien traten auf seinen Befehl zusammen und erhielten die Bestätigung ihrer Beschlüsse von ihm, sogar der Papst war ihm Unterthan. Auch für Wissenschaft und Kunst sorgte Karl der Große, und dies kann man als die Krone seiner Bestrebungen betrachten. Denn er selbst hatte feine wissenschaftliche Erziehung genoffen und vermochte kaum in späteren Jahren mühsam das Schreiben zu erlernen. Aber sein Interesse für geistige Unterhaltung war ein so reges, daß er sich sogar beim Mahle vorlesen ließ. Erstaunlich war, was er sich durch eisernen Fleiß aneignete, rasch fand er sich in schwierigen Untersuchungen zurecht, seine eigene Rede war leicht und sicher, Lateinisch sprach er geläufig, und auch das Griechische verstaub er. Der Umgang

2. Das Mittelalter - S. 72

1893 - Leipzig : Dürr
— 72 — für das Land, denn zur Belagerung von ummauerten Städten hatten die Ungarn weder Luft noch Zeit, und so wußten die Laudleute, wo sie Schutz vor den Schrecken der ungarischen Ranbfcharen finden konnten. Heinrich hat mit diesen Befestigungen deu Grund zum Städtewefeu gelegt, das den Deutschen bis dahin noch ziemlich fremd war. Indem er überdies gebot, daß der Markt und das Gericht in den geschützten Orten abgehalten würden, gab er bereits dem Stadtleben, das sich freilich erst später daraus entwickelte, die erste Grundlage. Die wichtigsten Burgflecken, die Heinrich gründete oder befestigte, sind Quedlinburg, Goslar, Merseburg, Gandersheim, Esseu, Nordhausen, Pöhlde, Duder-stadt, Grona. Auch durch kirchliche Stiftungen, auf die Heinrich nicht weniger Sorge und Einkünfte verwandte, find diese Orte ausgezeichnet. Der Dom zu Merseburg, die Fraueuklöster zu Gandersheim und Quedlinburg versetzen uns in seine Zeit. Während er diese Einrichtungen eifrig betrieb, begann er, gleichsam als Vorübung für den Kampf mit den Ungarn, den Krieg mit den Slaven, die mit den ersteren fast immer im Bunde waren und auch ihrerseits häufige Einfälle in Sachsen machten. Wie die Germanen, Kelten, Griechen und Römer waren sie in der Urzeit aus Asien eingewandert und bildeten mit diesen eine Völker-familie, die von einem und demselben asiatischen Volke abstammte. Der Name Slaven ist ihnen erst von den Germanen beigelegt worden und kaun recht wohl mit dem Worte „Sklave" gleichbedeutend fein, weil in den fortwährenden Grenzkriegen immer neue Tausende derselben in Knechtschaft gerieten. Sie selbst hatten keinen gemeinschaftlichen Volksnamen, sondern nannten sich mit den Namen der Hanptstämme Winden, Serben u. f. w. Heinrich zog zuerst gegen die Slaven an der Havel und Spree und bezwang sie nach vielen blutigen Gefechten dadurch, daß er ihre Feste Breuuabor (Brandenburg) eroberte. Diese Burg war vou Sümpfen umgeben und schien unzugänglich zu sein. Heinrich benutzte einen starken Frost, der den Übergang über die Sümpfe ermöglichte und nahm die Mauern im Sturm. Damit war der Stamm der Heveller unterworfen. Dann wandte er sich gegen die Dalemineier im heutigen Sachsen. Auch hier mußte erst eine Feste, Gana, erobert werden, ehe sich die Slaven für besiegt erklärten. Im Jahre 929 konnte Heinrich an einem Elbübergange die Bnrg Meißen anlegen, und damit erhielten die deutschen Eroberungen an der Slavengrenze einen festen Mittelpunkt. Von Meißen aus zog Heinrich nach Böhmen. Als er sich der Hauptstadt Prag näherte, beeilte sich der Herzog Wenzeslav die gänzliche Unterjochung dadurch abzuwenden, daß er einen jährlichen

3. Das Mittelalter - S. 76

1893 - Leipzig : Dürr
— 76 — Heinrich war entflohen, kehrte aber zurück und ergab sich aus Gnade und Ungnade. Der König ließ ihn nach Ingelheim bringen. Als Otto am Weihnachtsmorgen des Jahres 941 mit den Seinen den Dom zu Frankfurt betrat, nahte sich ihm sein Bruder Heinrich im Büßergewand und fiel ihm zu Füßen. Otto zögerte, ihn aufzuheben, aber auf Bitten der Mutter verzieh er noch einmal dem Sünder und schloß ihn in die Arine. Er hat es nie zu bereuen gehabt, Heinrich blieb ihm lebenslang treu. Otto erkannte die Ausrichtigkeit seiner Gesinnung bald und übertrug ihm die Verwaltung des erledigten Herzogtums Bayern, mit Lothringen belehnte er den fränkischen Grafen Konrad den Roten, den gewaltigsten Krieger seiner Zeit, und um ihn noch fester an sich zu fesseln, gab er ihm seine Tochter zur Gemahlin. In Schwaben, das ebenfalls frei geworden war, setzte er seinen Sohn Ludolf als Herzog ein, und zum Erzkanzler des Reichs machte er seinen gelehrten, weisen und ihm treu ergebenen Bruder Brun, den Erzbischof von Köln. So schien aus Leid und Verwirrung Vertrauen und Sicherheit hervorzugehen. Während der inneren Unruhen regten sich die Reichsfeinde an der Nord- und Ostgrenze von neuem. Die Ungarn versuchten wiederholt in Deutschland einzufallen, wurden aber sowohl aus Sachsen und Franken, als auch aus Süddeutschland blutig zurückgeworfen. Der Dänenkönig Harald Blauzahn bemächtigte sich der Mark Schleswig, und die Slaven schickten sich allerwärts an, das deutsche Joch abzuschütteln. Gegen die letzteren hatte Otto zwei gewaltige und treue Kriegsmänner als Grenzfeldherrn und Grenzwächter: den Sachsen Hermann Billung an der Nord- und Ostsee, von der Elbmnnduug bis zur Peene, und den Markgrafen Gero im Osten zwischen Elbe und Oder. Gras Gero, ein Mann, der nicht durch Geburt auf einen hohen Rang Anspruch machen konnte, aber von Otto mit richtigem Blicke ausgewählt worden war, ist recht eigentlich der Begründer der östlichen Marken. Die Länder Brandenburg, die Lausitz und Meißen bildeten das weite Gebiet seines Wirkens, Kämpseus und Herrschend Unaufhörlicher Krieg war die Losung seines Lebens und die Forderung, die er an seine Mannen stellen mußte. So schwer lastete der Grenzdienst aus jedem einzelnen, daß selbst die erprobtesten Kriegsmänner zuweilen widerwillig wurden. Darum mußte auch der Markgraf ein harter Mann sein, und hart war Graf Gero in hohem Grade. Einst erfuhr er, daß die slavischen Fürsten ihn zu einer Zusammenkunft verlocken und ermorden wollten. Da lud er dreißig dieser Häuptlinge zu einem Gastmahl und ließ sie alle erschlagen bis ans einen, der entfloh. Solch' grausame Rache reizte die Slaven zu einem Verzweiflungskampfe, der kein Ende nehmen

4. Das Mittelalter - S. 164

1893 - Leipzig : Dürr
— 164 — hatten sich nur mühsam im Besitze der Mark behaupten können. Schon der erste Ludwig hatte einen bösen Kampf mit dem falschen Waldemar auszufechten, einem Abenteurer, der sich für den letzten Askanier ausgab. Karl Iv., der damals mit den Wittelsbachern im Streite lag, erkannte ihn als echt an und belehnte ihn mit der Mark. Erst als der Herzog von Bayern die Reichskleinodien ausgeliefert hatte, ließ er den seltsamen Mann fallen, so sehr dieser auch von den askanischen Fürsten in Anhalt beschützt wurde. Der falsche Waldemar mußte die Mark an Ludwig den Bayer abgeben, er lebte fortan als fürstlicher Gast in Dessau und ist daselbst gestorben. Karl Iv. trug sich bis zu seinem Tode mit Plänen, seine Hausmacht zu vergrößern. So schloß er mit den östreichischen Herzögen einen Erbvertrag und vermählte seinen Sohn Sigmund mit Maria, der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen, um feiner Familie Aussichten auf diese Länder zu eröffnen. Der Kaiser starb 1378, zu einer Zeit, als neue kirchliche und politische Verwicklungen das Reich in feindliche Parteien zu spalten drohten. 9. Wenzel (1378—1400). Karls Iv. Sohn Wenzel war schon zu Lebzeiten des Vaters zum König erwählt worden. Die Zerwürfnisse, die dem alten Kaiser noch kurz vor seinem Tode Sorge gemacht hatten, waren das päpstliche Schisma und der Städtekrieg. Im Jahre 1378 stritten sich zwei Päpste um den Stuhl Petri, der eine schlug seinen Sitz in Rom aus, der andere in Avignon. Sie bekämpften sich mit Heeresmacht, und ganz Europa trennte sich in zwei Parteien. Wenzel und mit ihm die meisten deutschen Fürsten, darunter die Erzbifchöfe von Mainz, Trier und Köln, hielten zu dem römischen Papste, allein die kirchliche Uneinigkeit (das Schisma) ließ sich nicht beseitigen, sondern äußerte ihre verderbliche Wirkung auch in Deutschland. Der Städtekrieg war der Versuch der reichsunmittelbaren Städte, sich als eine ebenbürtige Macht neben die Fürsten zu stellen. Eine große Zahl kleiner selbständiger Ortschaften gab es in Schwaben, dem an das Reich gefallenen Erbe der Hohenstaufen. Hier entstand der schwäbische Städtebund, im Jahre 1376 von vierzehn schwäbischen Bürgergemeinden zur Aufrechterhaltung ihrer Freiheiten und Rechte gestiftet. Er war gegen die Fürsten und gegen die Adligen gerichtet, die sich ebenfalls in Bündnisse zusammen zu thun anfingen. Unter den Fürsten war Gras Eberhard der ©reiner von Württemberg der erbittertste und gefürchtetste. Doch glückte es den schwäbischen

5. Das Mittelalter - S. 175

1893 - Leipzig : Dürr
— 175 lands wurde zum Schutze des Friedens und zur Abwehr der Er-vberuugsgelüsle einzelner Fürsten der schwäbische Bund gestiftet, zu dem viele Fürsten, selbst norddeutsche, mehrere Rittergesellschaften und die meisten Reichsstädte gehörten. Das Bundesheer war schon 1488 12 000 Mann stark. Ju Norddeutschland war das Haus Wettin unter Friedrich dem Streitbaren zu Macht und Bedeutung gelangt. Der Name Sachsen, der eigentlich nur dem Kurlande zukam, ging allmählich auch ans Meißen und Thüringen über. Friedrichs des Streitbaren Nachfolger war Friedrich der Sanftmütige 1428—64. Trotz seiner Friedensliebe konnte er den Bruderkrieg, den Krieg mit seinem Bruder Wilhelm, der durch einen schlimmen Rat, Apel von Vitztnm, aufgehetzt wurde, nicht abwenden. Als die Brüder den Streit durch einen Vergleich zu Naumburg glücklich beendet hatten, rächte sich Apel, dessen Einfluß nun erlosch, durch den Prinzenraub. Die Prinzen Ernst und Albert wurden auf sein Anstiften im Sommer 1455 nachts von einem Ritter Kunz von Kaufungen und dessen Helfern aus dem Schlosse zu Altenburg entführt. Aber an der böhmischen Grenze am Fürstenberge bei Elterlein, wurde Kunz von Kausuugen mit Albrecht von einem Köhler (Georg Schmidt) ausgehalten, der den Ritter gefangen nahm und den Prinzen befreite, auch Ernst, der von zwei andren Rittern bis Stein an der Mulde gebracht worden war, ward infolgedessen wieder ausgeliefert. Die Räuber aber erlitten die verdiente Strafe. Als Friedrich der Sanftmütige den Tod herannahen fühlte, bat er seine Söhne Ernst und Albert, die Regierung gemeinschaftlich zu verwalten. Aber seine Mahnung wnrde nur kurze Zeit beachtet. Ju der Leipziger Teilung 1485 erhielt Ernst das Kurland und Thüringen, Albert Meißen und die Hälfte des Osterlandes als Herzogtum Sachsen. Damit wurde der große Besitz des Hauses Wettin für immer zersplittert. Im Gegensatz hierzu bemühten sich die Hohenzollern, die Einheit des Erbes wenigstens im Hanptgebiete zu wahren. Der Nachfolger-Friedrichs I., Friedrich Ii., vereinigte die Neumark (um Frankfurt n. d. Oder) mit der Mittel- und Altmark, und Albrecht Achilles erließ das berühmte Hohenzollersche Hausgesetz, nach welchem die Marken ein Ganzes bleiben sollten. Nur die fränkischen Herrschaften (Ansbach, Bairenth re.) sollten der Nebenlinie zufallen. Es ist von Bedeutung, daß der Grundsatz der Unteilbarkeit der Länder gegen das Ende des Mittelalters zur Geltung kam. Damit entstand der Staat, denn so lange es Sitte war, das beherrschte Gebiet bei dem Tode des Fürsten unter dessen Söhne zu teilen, solange war das ganze Land mit seinen Bewohnern persönliches Eigentum des zeitweiligen Besitzers, im Staate aber ist

6. Das Mittelalter - S. 111

1893 - Leipzig : Dürr
— 111 — ten, ihren Pflichten als Vasallen nachzukommen. Freilich war ans solche Versprechungen wenig zu geben. Die halbheidnischen Nachbarn suchten den Schutz des Kaisers tun:, wenn bei Thronstreitigkeiten der eine Bewerber den andern verdrängen wollte. Ebenso unsicher waren die westlichen Ausläufer des deutschen Reiches, vor allem Lothringen. Burgund kettete Friedrich dadurch wieder fester an das Reich, daß er sich mit der Erbin des schönen Landes, der jungen Beatrix vermählte. Zu diesen burgundischen Besitzungen gehörten Savoyen, Hochburgund, die Provence und die französische Schweiz mit ihren Alpenstraßen. Als Friedrich 1157 zu Würzburg Reichstag hielt, sah er nicht nur die Gesandten der Vasallenstaaten, sondern auch die Frankreichs, Spaniens, Englands und Griechenlands sich um seine Gunst bemühen. In diese Zeit fällt die Grundlegung und erste Abgrenzung der deutschen Staaten, die in der Folgezeit dazu berufen waren, eine bedeutende Rolle zu spielen. Da ist es zuerst die Mark Brandenburg, die unter Albrecht dem Bären, dem Askanier, eine feste Gestalt erhält. Sie war entstanden aus der Nordmark, der jetzigen Altmark; Albrecht der Bär fügte 1157 die Mittelmark und später die Neumark hinzu. Von der zeitweiligen Verwaltung des Herzogtums Sachsen hatte er keinen anderen Vorteil gehabt, als daß die Mark in seinem Hause erblich wurde. Sein großes Verdienst besteht darin, daß er die Slavengegenden an der Havel, Spree, Oder und Warthe auf die Dauer für das Christentum gewann. In dieser Christianisierung und Germanisier ung übertraf ihn freilich fast noch der Sachsenherzog Heinrich der Löwe, der Mecklenburg und Pommern unterwarf und den von ihm beschützten und besetzten Bistümern Oldenburg und Ratzeburg unterordnete. In der Slavenbekehrung wetteiferte mit ihm ferner Konrad von Wettin, der Markgraf von Meißen und den Sausitzen. Auch er war der erste erbliche Markgraf in dieser Mark, die Belehnung erfolgte 1123. Er starb 1157 im Kloster Petersberg bei Halle. Wie Heinrich Jasomirgott, der Babenberger, 1156 die alte Ostmark als das Herzogtum Östreich wieder in Besitz nahm, nachdem er das Herzogtum Bayern abgetreten hatte, ist schon erwähnt worden. Auch im Westen entstand ein neuer Staat, die Pfalzgrafschaft am Rhein, die Friedrich 1155 für seinen Bruder Konrad schuf. Im Jahre 1158 zog Friedrich Barbarossa zum zweiten Male nach Italien, um das stolze Mailand zu züchtigen. Diesmal hatte er ein Heer von 50 000 Mann zusammengebracht, darunter 10 000 Ritter. Mit dieser Macht bewog er leicht Mailand zur Übergabe, die zwöls Konsuln mußten ihm im Namen der Stadt Treue schwören. Auf der

7. Das Mittelalter - S. 112

1893 - Leipzig : Dürr
— 112 ronkalischen Ebene hielt er Heerschau, berief die italienischen Großen und die Abgeordneten der Städte zu sich, um ihre Huldigung entgegen zu nehmen, und ließ dann unter Zuziehung der berühmtesten Rechts-gelehrten Italiens die kaiserlichen Rechte, die Regalien (Landeshoheit, Rechtspflege, Zölle, sonstige Einkünfte) feststellen. Allein dies wurde die Veranlassung zu neuen Streitigkeiten. Crema, das seine starken Mauern niederreißen sollte, hatte Friedrichs Gesandten gemißhandelt, die Mailänder wiesen den kaiserlichen Oberrichter (Podesta) zurück. Crema wurde belagert, erobert und dem Erdboden gleich gemacht, die Einwohner retteten nichts als das nackte Leben. Unterdessen war Papst Hadrian Iv. gestorben. Bei der nun folgenden Wahl war ein Zwiespalt (Schisma) unvermeidlich; die Kaiserlichgesinnten wählten Viktor Iv., die Strengkirchlichen, welche den Papst über den Kaiser setzten, Alexander Hi. Friedrich veranstaltete ein Konzil zu Pavia, das die Wahl nochmals prüfen sollte, und die versammelten Bischöse entschieden sich für Viktor, aber da die englische und französische Geistlichkeit fehlte, so war ihr Urteil erfolglos. So leicht ließ sich also Alexander nicht beseitigen. Die Willenskraft und Entschiedenheit dieses Mannes war außerordentlich. Durch nichts konnte er bewogen werden, nachzugeben, und das Glück war auf seiner Seite. Da Friedrich mit dem kirchlichen Streite nicht zu einem Ende kommen konnte, so wandte er sich zunächst wieder den lombardischen Angelegenheiten zu. Das widerspenstige Mailand wurde von neuem belagert und nach erbittertem Kampfe im März 1162 zur Unterwerfung gezwungen. Meilenweit im Umkreise hatten die Deutschen das Land verwüstet, die Hungersnot in der Stadt stieg aufs höchste, so daß die fast zur Verzweiflung getriebenen Einwohner endlich die Konsuln zur Übergabe auf Gnade und Ungnade drängten. Alle Bürger mußten in wenigen Tagen die Stadt verlassen, diese selbst wurde dann in einen Trümmerhaufen verwandelt, nur der Dom blieb verschont. Das schreckliche Schicksal Mailands bewirkte, daß sich alle die übrigen Städte Oberitaliens dem Kaiser unterordneten. Allein auch diese Strenge hatte nur die Folge, daß der Kamps mit größerer Erbitterung wieder aufloderte, Denn auf die Seite der Lombarden stellte sich Papst Alexander Hi. mit der ganzen ihm eigentümlichen Energie. Friedrich sah bald nach der Zerstörung Mailands die lang entbehrte Heimat wieder. Hier fand er alles in bester Ordnung. Herzog Heinrich der Löwe und Markgraf Albrecht der Bär setzten rüstig die Germanisierung und Christianisierung Mecklenburgs, Pommerns, der Mittelmark und Neumark (an der Oder) fort. Flandrer,

8. Das Mittelalter - S. 150

1893 - Leipzig : Dürr
— 150 — lenkte er das deutsche Königtum in eine ganz neue, in die allein noch offene Bahn. Da er alles Abenteuerliche mied, so zeigte er sich immer schlicht, einfach und bescheiden, und feine reine Frömmigkeit gewann ihm die Herzen aller Gutgesinnten. Er wird uns geschildert als ein hochgewachsener Mann mit zierlichem Haupte, bleicher Gesichtsfarbe, starker, langgestreckter Nase, spärlichem Haupthaar, immer mäßig in Speise und Trank, arm im höchsten Reichtum. 2. Adolf von Nassau (1291—98). Die Kurfürsten (Wahlfürsten), d. H. die ersten geistlichen und weltlichen Fürsten, welche die Wahl des Königs als ihr Vorrecht betrachteten, vereinigten ihre Stimmen nicht auf Rudolfs Sohn Albrecht, dessen Macht sie fürchteten und dessen herrisches Wesen sie haßten, sondern aus den armen Grasen Rudolf von Nassau, der ihnen ungefährlich schien und große Versprechungen machte. Adolf von Nassau, ein sehr gebildeter, tapferer und ehrenwerter Mann, dachte bei der Übernahme der Königskrone wohl hauptsächlich daran, sich wie sein Vorgänger Hausgut zu verschaffen und seine zahlreiche Familie zu versorgen, aber ihm brachte die Königswürde nur Kamps, Enttäuschung und einen frühen Tod. Mit voreiliger Hast mischte er sich in die Streitigkeiten der Wettiner, um Meißen und Thüringen zu erlangen. Meißen, das damals von einer Nebenlinie der Wettiner an die Hauptlinie zurückgefallen war, nahm er sogleich in Verwaltung, und Thüringen kaufte er dem schwachen Landgrafen Albrecht dem Entarteten ab. Als dessen Söhne Friedrich der Freidige und Diezmann ihr Erbe zurückforderten, ließ er das unglückliche Land auf das furchtbarste verwüsten. Da er überdies den Wahlfürsten die gegebenen Versprechungen nicht hielt oder auch nicht halten konnte, so bildete sich eine feindliche Partei gegen ihn, an deren Spitze Albrecht von Östreich stand. Es kam so weit, daß er auf einer Fürstenverfammlnng zu Mainz abgefetzt und fein Gegner Albrecht, vor dem er immer in Furcht gelebt hatte, gewählt wurde. In dieser äußersten Bedrängnis beschloß er in ritterlicher Weise, sein Recht mit den Waffen geltend zu machen, denn er erkannte eine Gewalt der Kurfürsten über ihn nicht an. In einem engen Thale bei Göllheim trat er 1298 an der Spitze derer, die ihm treu geblieben waren, dem Habsburger entgegen, aber gegen die überlegene Heeresmacht Albrechts konnte der verlassene König nichts ausrichten. In Verzweiflung suchte er den Räuber seiner Krone selbst auf dem Schlachtfelde auf, das Gottesurteil des Zweikampfes sollte entscheiden. Es fiel gegen ihn aus, von Albrechts Speer getroffen sank er tödlich

9. Das Mittelalter - S. 170

1893 - Leipzig : Dürr
— 170 — Mit fester Hand stellte Friedrich (I.) die Ordnung her, und dabei versäumte er es nicht, seinem schwerbedrängten königlichen Freunde in dem Husiteukriege treu zur Seite zu stehen. Der Aufruhr hatte sich nämlich in einigen Jahren zu einem großen Kriege entwickelt. Zwar gab es unter den Husiteu eine gemäßigte Partei, die nicht eine vollständige Umwandlung der Kirche, sondern nur den Gebrauch des Kelches bei dem Abendmahle verlangte. Man nannte sie Calixtiner (Kelchner) Aber mehr als diese vermochte die Partei der ungestümen Eiferer, die sich vom Papste und der herrschsüchtigen Geistlichkeit lossagten und der Werkheiligkeit die Kraft des Glaubens entgegensetzten. Sie hatten um das Schloß Austie das Städtchen Tabor gegründet und nannten sich nach diesem Taboriten. Ihr Anführer war Johann Zizka, ein fanatischer Mann, der mit Feuer und Schwert die Duldung der husitifcheu Lehren erzwingen wollte. In der Schlacht bei Deutsch-Brod brachte er 1422 dem königlichen Heere eine schwere Niederlage bei. Vergebens wandte sich Sigmund an das Reich, weder Steuern noch Truppen konnte er bekommen, denn alle Stände hatten nichts im Auge als ihren eigenen kleinen Vorteil. Die Städte verweigerten die Geldbeiträge, die Fürsten schoben die Schuld auf die Städter und waren so mißtrauisch gegeneinander, daß sie lieber nichts thun, als sich ein kleines Opfer auferlegen wollten. Nur aus sein eigenes Heer und auf feine Freunde war der König angewiesen. Zu diesen Freunden gehörte außer dem neuen Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog Albrecht von Östreich auch der Mark- und Landgraf Friedrich der Streitbare von Wettin. Er hielt treu zu dem König und verteidigte sein Land tapfer gegen die Husiten. Zum Dank dafür verlieh ihm Sigmund 1423 das durch Aussterben der askanifchen Linie erledigte Kurfürstentum Sachsen-Wittenberg. Drei schöne Länder vereinigte nun das Haus Wettin unter seinem Szepter: die Mark Meißen mit den Nebenländern, die Landgrafschaft Thüringen und das Kurfürstentum Sachfen-Witten-berg. Leider wurde der schöne Besitz nach der Sitte der Zeit durch Teilungen immer wieder zerrissen. Die Husiten kamen nicht zur Ruhe. Als Ziska starb, gaben sich die Taboriten in Procop dem Großen und Procop dem Kleinen, nicht weniger wilde und grausame Führer. Jetzt begannen die verheerenden Züge der Husiten in die Nachbarländer, in Ostreich, Ungarn, Sachsen, Schlesien und Franken. Plündernd, sengend und brennend durchzogen sie die Dörfer und Landstädtchen, und so groß war die Furcht vor ihnen, daß auch die mühsam zusammengebrachten Heere beim Anblick der wilden Scharen davon liefen. Zuletzt mußte man

10. Das Mittelalter - S. 176

1893 - Leipzig : Dürr
— 176 — die Regierungsgewalt das Vorrecht der ganzen fürstlichen Familie, die durch den Erstgebornen vertreten wirb. Albrecht Achilles refibierte nicht in Berlin, fonbern überließ die Marken feinem Sohne Johann (Ticero, er selbst wibmete sich der alten fränkischen Heimat. Man nennt ihn auch den Stäbteseinb, weil er fortwährenb mit den fränkischen Städten, befonbers mit Nürnberg im Streite lag. Es war ein harter Kampf. Mit Albrecht verbündet waren 22 Fürsten und Herren, aber die Nürnberger unter ihrem Stadt-hanptmann Heinrich von Plauen hielten tapfer die Gegenwehr. Jahre 1450 erlitt Albrecht bei Pillenreut eine schwere Niederlage, bennoch fetzte er den Krieg fort, der immer mehr in eine Verwüstung der schönen Maingegenb ausartete. Der Streit der Fürsten mit den Städten lebte unter dem schwachen Regiment Kaiser Friebrichs m. überall in Deutschland von neuem auf. In Schwaben, am Rhein und in Franken wehrten sich die freien Bürgerschaften noch einmal verzweifelt gegen die benachbarten Sanbeshemt, die ihnen keine Vorrechte gönnten, fonbern sie sich, wenn es möglich war, Unterthan machten. Die Hand-werkerheere rückten in „Zechen" georbnet, zu Roß und zu Fuß, unter Führung ihrer Ratsherrn aus, oft verstärkt durch Ritter, die von der Stadt Lohn empfingen. Aber es war ein vergeblicher Kampf. Allmählich erlahmte die Kraft des Ausharrens in den Städten, sie halfen sich mit Sölbnerfcharen, die so unzuverlässig waren, daß sie mehr schabeten als nützten. Nur die alten Reichsstädte, wie Köln, Mainz, Straßburg, Regensburg, Frankfurt, und die großen Hartfastäbte Hamburg, Lübeck, Bremen retteten ihre Freiheit in die neue Zeit hinüber. Währenb das Kurfürstentum Brandenburg im Aufsteigen begriffen war, verlor das Ordensland Preußen rasch an Macht und Bebeutung. Auch hier hatten die Städte einen Bunb geschlossen, um sich vor den willkürlichen Maßregeln des Ordens gegen ihre Privilegien zu schützen. Das ganze Land war im Aufruhr. In feiner Bedrängnis rief der Großmeister den König von Polen Kasimir Hi. zu Hilfe, gleichzeitig boten biefem aber auch die Städte und der mit ihnen ver&unbene Abel ein Bündnis an. Der Polenkönig trat auf die Seite des Landes. Dreizehn Jahre lang kriegte er mit dem Orben, bis biefer enblich im Frieden zu Thorn 1466 ihm Westpreußen abtrat. Den Deutschherrn blieb nur Ostpreußen, der Großmeister verlegte seine Resibenz nach Königsberg. 3. Maximilian I. (1493—1519). Als Friedrich Hi. im Jahre 1493 starb, übernahm sein Sohn Maximilian I., der schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen
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