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1. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 60

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 60 — 1 Die Gleichheit bezog sich nur auf die spartanischen Vollbürger, nicht auf die Umwohner und Leibeignen. 2. Die Gleichheit war nur so lange unter den Vollbürgern zu erhalten, als es gelang, dem überschüssigen Nachwuchs neues Land zu verschaffen! 3. Die Gleichheit konnte nur erhalten bleiben, solange Sparta ein geschlossener Landwirtschaftsstaat blieb, der weder Einfuhr noch Ausfuhr brauchte. 4. Um der Gleichheit willen mußte man die persönliche Freiheit, Neigung und Beanlagung oft bedrücken, ja schwächliche Kinder dem Tode überliefern. Die Erhaltung der Gleichheit und des Gemeineigentums machte es nötig, stets für einen unfreien Arbeiterstand zu sorgen. Ein ganzer Staat kann niemals auf völlige Gleichheit aller seiner Angehörigen und auf Gemeineigentum gegründet werden, da die einzelnen Glieder viel zu ungleich sind in ihren Anlagen, Neigungen, Fähigkeiten und Leistungen. Aber ein Staat darf die Vermögensunterschiede auch nicht zu groß werden und die Verschuldung des Bauernstandes nicht überhandnehmen lassen, sonst gerät er in Gefahr wie Attika zur Zeit Drakons und Solons. In politischer Beziehung herrschte in Attika unter den Freien beinahe völlige Gleichheit, in wirtschaftlicher Hinsicht herrschte Ungleichheit; denn in wirtschaftlicher Beziehung gibt neben Anlage und Erbteil die Tüchtigkeit und Regsamkeit des einzelnen den Ausschlag. Das muß so bleiben, weil sich sonst die Faulen auf die Fleißigen und die Verschwenderischen auf die Sparsamen verlassen. Wo man zu sehr auf Gleichheit hinarbeitet, leidet das Gemeinwesen und es bleibt hinter aufstrebenden Staaten zurück wie Sparta hinter Attika. Iv. Die Perserkriege. A. Darbietung. Wie die Perser Griechenland zu unterjochen suchten. 1. Die Anlässe zu den Perserkriegen. An der Westküste Kleinasiens hatten die Griechen zahlreiche Pslanz-ftäbte gegründet. Sie alle wurden dem lydischen Könige Krösus zinspflichtig und untertänig. Die Griechen ertrugen die lydifche Oberherrschaft willig, weil die früheren endlosen Fehden unter ihnen aufhörten und Handel und Gewerbe mächtig aufblühten. Mit dem griechischen Handel verbreiteten sich auch griechische Sprache und Bildung in Klein-

2. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 61

1906 - Leipzig : Wunderlich
— Glasiert. Krösus verehrte griechische Götter und gebärdete sich iu allem wie ein Hellene. Nach seinem Sturze unterwarfen die Perser alle griechischen Städte in Kleinasien. Um 500 unternahm Darms einen großen Kriegszug gegen die Skythen, die an der untern Donau saßen. Auf einer hölzernen Brücke setzte er mit seinem ungeheuern Heere über und drang in die Steppen vor. Die einheimischen Fürsten sandten nicht Wasser und Erde, die persischen Zeichen der Unterwerfung, sondern einen Vogel, einen Frosch, eine Maus und fünf Pfeile. Das sollte bedeuten: „Wenn ihr nicht in die Lüfte fliegt wie dieser Vogel, oder euch nicht in die Erde verkriecht wie diese Maus, oder nicht in die Sümpfe springt wie dieser Frosch, so werden euch diese Geschosse erreichen". Die Skythen — indogermanische Wanderstämme — verwüsteten ihre Ortschaften und flüchteten in ihre öden Steppen zurück. Wegen drohender Hungersnot mußte Darius über die Donau zurückweichen und unverrichteter Sache heimkehren. Ein Grieche namens Miltiades hatte sogar geraten, die Brücke abzubrechen, um dadurch Darius samt seinem Heere zu vernichten. Infolge dieses Mißerfolges empörten sich die kleinasiatischen Griechen und eroberten Sardes, die Hauptstadt von Lydien. Aber sie wurden nachher überwunden und mußten sich ebenfalls der perfischen Oberherrschaft fügen. 2. Der erste Perserkrieg. Die Schlacht bei Marathon. Die Athener hatten den kleinasiatischen Griechen beigestanden. Deshalb beschloß Darius, Griechenland zu unterwerfen, und ließ durch feine Herolde Wasser und Erde zum Zeichen der Unterwerfung einfordern. Aber die Spartaner stürzten die Gesandten in einen Brunnen und die Athener in einen Abgrund. Hierüber war Darius so erzürnt, daß er blutige Rache schwur. Ein Sklave mußte ihn täglich beim Mahle an sein Vorhaben erinnern: „Herr, gedenke der Athener". Der erste Zug gegen Athen unter Mardonius mißglückte, denn ein Sturm zerschellte die persische Flotte. Da sandte er 490 v. Chr. ein neues Heer (unter Datis und Artapherues). Glücklich landete es in Attika und sammelte sich in der Ebene von Marathon. Athen rüstete zum schweren Kampfe und erbat sich auch von Sparta Hilfe. Nach einer alten Satzung aber durften die Spartaner nicht vor dem Vollmonde ausrücken. So rückten die Athener allein aus, 10000 Mann stark. Ihnen standen aber angeblich 100000 *) Feinde gegenüber. Unter den 10 Feldherren der Athener genoß Miltiades das größte Ansehen und Vertrauen, weil er die persische Kriegsweise kannte. Ihm übertrugen sie den Oberbefehl. Im Sturmschritt ließ er die Athener zum Angriff vorrücken. Die Perser hielten das Häuflein für verrückt und erwarteten ruhig den Angriff. Zwar wurde das 1) Die Zahlenangaben für die persischen Heere sind meist stark übertrieben. Nicht 300 000, höchstens 30000 Krieger kann Mardonius gehabt haben. Die Volksschule verzichtet am besten auf solche unsicheren Zahlen.'

3. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 74

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 74 — chischen Wissenschaften und Künsten unterrichten. Fleißig übte sich Alexander im Laufen, Springen und Fechten. Als sich viele darüber wunderten, daß er nicht an den griechischen Wettkämpfen teilnahm, erwiderte er stolz: „Ich mag nur mit Königen um die Wette laufen." Einst hatte sein Vater ein ungemein feuriges Pferd. Niemand war imstande, es zu besteigen. Wild schleuderte es jeden Reiter herab. Da erbat sich der jugendliche Alexander die Erlaubnis, den wilden Renner zu zähmen. Mit fester Hand ergriff er die Zügel, führte das Roß gegen die Sonne, streichelte es sanft und schwang sich plötzlich auf seinen Rüden. Blitzschnell sauste das Roß davon. Alle zitterten um das Leben des Prinzen. Wohlgemut aber tummelte dieser das Roß imb lenkte es ganz nach seinem Belieben. Voller Freude rief der beglückte Vater ahnungsvoll aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich! Mazedonien ist für dich zu klein!" Als Philipp wieder einmal eine Stadt erobert hatte, seufzte Alexander: „Mein Vater wird mir nichts zu erobern übriglassen." Sein Vater ließ aber auch den Geist seines Sohnes vollkommen ausbilden. Der gelehrteste Mann Griechenlands (Aristoteles) unterrichtete den strebsamen, lernbegierigen Knaben und erfüllte ihn mit glühender Begeisterung für die Heldengestalten der griechischen Vorzeit. Die Ilias führte Alexander stets mit sich und verbarg sie nachts unter seinem Kopfkissen. Wie Achill wollte er ein ruhmgekrönter Held werden. Aufs tiefste ergriff ihn der heldenmütige Freiheitskampf der Griechen gegen die Perser, und schon in seiner Jugend faßte er den Plan zu kriegerischen Großtaten gegen den hellenischen Erbfeind. In der Entscheidungsschlacht bei Ehäronea (338) empfing er die Feuertaufe und verdiente sich die ersten Sporen. Seinem feurigen Ungestüm verdankte Philipp vor allem den Sieg. Dankbar war Alexander gegen seinen Lehrer. Er sagte: „Meinem Vater verdanke ich mein Leben, meinem Lehrer ein würdiges Leben." So war Alexander ein gereifter Mann, als er mit 20 Jahren den väterlichen Thron bestieg. 2. Sein entschlossener Regierungsantritt. Als sein Vater meuchlings ermordet ward, jubelte ganz Griechenland auf; man glaubte, das mazedonische Reich ginge unter dem unerfahrenen Herrscher seinem baldigen Ende entgegen. Wie sehr hatte man sich darin geirrt! Rasch drang Alexander mit einem Heere nach Griechenland vor und erzwang seine Anerkennung als Oberfeldherr. Darauf unterwarf er die nördlichen Völker der Balkanhalbinsel. Da verbreitete sich das Gerücht, er wäre im Kampf gefallen. Die Thebaner empörten sich und ermordeten die Besatzung. Alexander aber erschien unvermutet, nahm Theben ein, schleifte es und verkaufte die Bewohner als Sklaven. Durch die schreckliche Zerstörung Thebens erschreckt, beugte sich ganz Griechenland willig unter Alexanders Herrschaft. Dann begehrte er in Delphi ein Orakel über seinen Feldzug gegen die Perser. Die Priesterin weigerte

4. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 79

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 79 — 1. Es beruhte nur auf der persönlichen Tatkraft und Tüchtigkeit feines Grünbers. Alexanber schuf es und nahm es mit ins Grab. 2. Alexanber starb zu früh und konnte beshalb fein Reich nicht genug befestigen und orbnen. 3. Er hinterließ nicht einmal einen anerkannten Thronerben; feine Oberfelbherren und Oberbeamten waren eigennützig und zerstückelten das große Reich. 4. Das große Reich war ans persönlicher Willkür eines Eroberers hervorgegangen. Es bestand kein Grund und Zwang, ein Reich zu gründen, das sich von dem Adriatischen Meere bis zum Indus erstreckte. 5. Das mazedonische Stammland war viel zu klein, den dauernden Kern eines solchen Riesenreiches zu bilden. 6. Die Griechen und andre Völker versuchten fortwährend, sich loszureißen. 7. Die Gegensätze waren zu groß. Hätte sich Alexander mit der westlichen Hälfte, dem Mittelmeergebiet des alten Perferreiches begnügt, wäre fein Reich von größerer Dauer gewesen. Das mazedonische Weltreich starb an übermäßiger Gebietserweiterung, am unstillbaren Tatendrang seines Grünbers. 3. Welchen Einfluß hat das Weltreich Alexanders gehabt? So kurze Zeit bies Reich bestauben hat, so großen Einfluß hat es ausgeübt. So vergänglich fein Bestaub war, so bauerhaft waren feine Nachwirkungen. Welche find bies? 1. Das griechische Mutterland sank von Stufe zu Stufe. Handel und Verkehr und die Erwerbsgelegenheiten zogen sich nach Asien. Große Scharen griechischer Auswanderer ließen sich in den Gebieten des mazedonischen Weltreiches nieder. Alexander und seine Nachfolger in Ägypten und Syrien gründeten viele Städte und siedelten darin Griechen an. Vorwiegend Griechen waren im Osten die Krieger, Kaufleute, Ärzte, Künstler, die Gelehrten, Reisenden und Abenteurer. Griechenland verarmte, verödete, verwilderte vielfach. In ehemals volkreichen Städten wuchs Gras und weidete Vieh. 2. Griechische Bildung und Sprache verbreiteten sich nach Westasien. Die griechische Sprache ward die Welt- und Verkehrssprache in ganz Vorderasien. Die griechische Bildung und Wissenschaft befruchtete die morgen-ländische und erhielt von der morgenländischen zahlreiche Bereicherung. Insbesondere Erdkunde und Geschichte, Sternkunde und Weltweisheit wurden eifrig gepflegt. Die alten Volksgötter erhielten eine allgemeinere Deutung. Man erkannte die Ähnlichkeit der Götternaturen und ließ ab von der früheren Verfolgungsfucht und Unduldsamkeit. Freilich zog auch in vielen Gleichgültigkeit und Teilnahmlosigkeit gegen die Religion

5. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 21

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 21 — unter Hiskia vergeblich und begnügte sich mit einer Abgabe und großer Kriegsbeute. Aber um so grausamere Rache nahm er an dem trotzigen Babylon, das er von Grunb aus zerstörte und verwüstete. Selbst den Schutzgott dieser Stadt brachte er nachtufmibe, bomit die, die sich etwa auf dem Trümmerhaufen aufiebeln wollten, des göttlichen Schutzes entbehrten. Seitbem ging aber Assyriens Macht mehr und mehr zurück. Das alte gewaltige Reich As für verfiel, obgleich es eine Zeitlang sogar Ägypten sich zinspflichtig gemacht hatte. Mebien und Babylonien verbanben sich gegen Assyrien. 607 v. Chr. sank das stolze Ninive in Trümmer. Der letzte^König S ajixa n a p ct l (Affurbanipal) verbrannte sich in der Hofburg samt feinen Weibern und Schätzen, um der schmählichen Gefangenschaft zu entgehen. Da aber Ninives Tempel und Paläste aus festen Granit- und Marmorquabern errichtet worben waren, haben sie sich bis jetzt als großartige Trümmer und Überreste erhalten. Nun erftanb im Zwischenstromland das neubabylonische Reich, das besonbers von den Chalbäern (die am Münbungsgebiete des Euphrat saßen) gestützt warb. Unter Nebukabnezar erreichte es um 600 v. Chr. feine größte Macht und Ausbehnung. Er unterwarf Phö-nizien und eroberte Tyrus und schlug ein ägyptisches Heer. Wieberholt zog er gegen das Zweistämmereich Juba. Obgleich Jeremia und Ezechiel zum unverbrüchlichen Gehorsam rieten, empörte sich Zebekias. Nebukabnezar eroberte (586) Jerusalem, nahm den König gefangen und ließ beffen Söhne vor seinen Augen hinrichten. Darauf würde Zebekias geblenbet und in ehernen Ketten nach Babel geschleppt. Die Mauern Zions würden geschleift, der Tempel niebergebrannt, nachbem alle heiligen Gesäße und wertvollen Geräte geraubt waren. Ein großer Teil der Jubäer mußte in die babylonische Gefangenschaft toanbem. Nachbem Nebukabnezar noch viele Kriege geführt hatte, ließ er Babylon wieber erbauen und machte es zur Hauptstabt feines Reiches. Schöne Tempel und herrliche Gebäube zierten wieber Babylon. Riefenhaft aber waren die Festungswerke, durch die er feine Stadt uneinnehmbar zu machen suchte. Jenseits der 90 m hohen, 25 m breiten Außenmauer, die von einem breiten Wassergraben umschlossen war, legte er die 30 m hohe und 6 m breite mebische Mauer an, die die Stadt gegen Norben schützen sollte. Ein künstliches Meer, umgeben von einem hohen Damme, schützte die Stadt im Sübosten vor feinblichen Überfällen. Hunbert Tore aus Erz vermittelten den Verkehr und führten auf die fchnurgeraben Straßen. Zwischen der äußern und innern Mauer befanb sich Acker- und Weibelanb. So hatte Babylon einen Umfang von 70 km. Dennoch warb Babylon 539 v. Chr. von dem persischen Könige Cyrus erobert und Babylonien zu einer persischen Provinz gemacht. So enbete das neubabylonifche Reich nach kurzer Blüte. Belfazar (Nabonneb) war der letzte babylonische König. Zwar behielt Babel noch lange feine alte Bebeutung, aber enblich (200 bis 300 n. Chr.) sank es in Schutt und Asche, und so erfüllte sich

6. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 22

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 22 — Jesajas (13, 19—22) Wort: „Babel wird umgestürzt werden. Es wird nie wieder bewohnt sein und nicht mehr bevölkert in Ewigkeit. Zelten wird dort nicht der Nomade, und Hirten werden sich nicht bei ihm lagern. Nur Steppentiere suchen künftighin ihr Lager, und die Eule nistet in den Häusern; es tanzen daselbst Bocksgeister. Schakale heulen in seinen Palästen und in seinen Lustgärten Windhunde." 3. Die babylonische Kultur. Das Zwischenstromland ist einer der ältesten Sitze der menschlichen Bildung und Gesittung, wenn nicht ihr ältester. Die ältesten Bewohner (die Sumerer) besaßen schon eine Schrift. Sie bestand aus keilförmigen Strichen und heißt deshalb Keilschrift. Diese keilförmigen Striche bezeichneten ursprünglich ganze Wöiier, wie z. B. ein den Stern, den Himmel, den Gott (im Himmel). Aus dieser keilschriftförmigen Wortschrift entwickelte sich dann eine Silbenschrift ähnlich wie bei den Ägyptern. Diese Schriftzeichen schrieb man nicht auf Papier, sondern drückte sie mit einem Griffel in Tontäfelchen ein. Aus den Trümmern Ninives hat man schon weit itber~2i30öö Tontäfelchen ausgegraben, die jedenfalls zumeist der ältesten Bibliothek der Welt angehört haben, nämlich der, welche Sardanapal anlegte. Um 1500 v. Chr. war diese Keilschrift und die babylonische Sprache allgemeines Verständigungsmittel in ganz Vorderasien. Nicht bloß die Kaufleute, sondern auch die Fürsten, sogar die Pharaonen Ägyptens bedienten sich ihrer. Die babylonische Sprache war die erste Weltsprache und die Keilschrift die erste Weltschrift. Doch ging später die Kenntnis dieser Schrift verloren. Erst im vergangenen Jahrhundert ist es unsern Gelehrten gelungen, diese rätselhaften Inschriften zu entziffern, da auf einer Tafel die Keilschrift in eine andere Sprache übersetzt war. Da die babylonische Sprache und Schrift in ganz Vorderasien herrschte, sind auch viele babylonische Sagen und Erzählungen von andern semitischen Völkern angenommen worden. Die ältesten Erzählungen der Bibel, wie die Sintflut und der Turmbau zu Babel, weisen uns hin auf Babylonien. Große Fluten, in denen alle Menschen samt allem Getier umkamen, waren im Zwischenstromlande keine Seltenheit, namentlich in den ältesten Zeiten, wo noch keine Dämme den Fluten ihre Bahnen vorzeichneten. Wie sollten sich die Babylonier diese verheerenden Überschwemmungen erklären? Ihr oberster Gott Bel war erzürnt über die sündigen Menschen und beschloß, sie durch eine große Flut zu vertilgen. Ein frommer Mensch aber ward von dem drohenden Unheil in Kenntnis gesetzt, baute auf das Geheiß Gottes ein Schiff und rettete sich darin samt seiner Familie und allen Tieren. Wie Noah sandte er eine Taube, eine Schwalbe und einen Raben aus. Hierauf opferte er den Göttern, die den lieblichen Opfergeruch einsogen und versprachen, keine solche Flut mehr zu senden.

7. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 9

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 9 — mittleres und ein neues Reich. Das alte1) Reich bestand von 2500 bis 2200 b. Chr. und ward von Memphis aus beherrscht. Die Pyramiden westlich von Kairo sind Zeugen seiner Macht und Größe. Infolge innerer Wirren zerfiel es. Endlich ward um 2000 des mittlere Reich gegründet. Die Herrscher thronten in Theben und eroberten das goldreiche Nubien, erbauten Tempel, errichteten Dämme und Schleusen. Um 1700 jedoch ward Ägypten von einem räuberischen Hirtenbolke (den Hyksos) unterjocht. Nach etwa 200 Jahren errang Theben wieder die Macht und schüttelte die Fremdherrschaft ab. Das neue Reich (1600—1100) war ein Eroberungsreich und dehnte seine Herrschaft aus über Palästina, Syrien und Mesopotamien. In diese Zeit füllt auch der Aufenthalt der Kinder Israel im Lande Gosen und deren Knechtschaft und harte Frondienste. Ägypten erlebte eine Zeit hoher Blüte, Theben schmückte sich mit Tempeln, und Felsengräber gruben sichln den felsigen Bergkamm. Aber die Kriege berfchlangen auch hohe Summen. Als die Kriegsbeute aufgezehrt war, drückten schwere Lasten das arbeitende Volk. Söldnerheere sogen das Land aus. Das Priestertum sammelte in den Tempeln Schätze um Schätze. Das Volk berarmte. Bürgerkriege zerrütteten das Reich. Jesaja berkündet von ihnen: Ich rege auf Ägypten gegen Ägypten, sie kämpfen einer gegen den andern, Bruder gegen Bruder, Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich. So war es kein Wunder, daß das durch innere Wirren geschwächte Reich eine Beute sremder Eroberer ward. Psammetich schüttelte um 660 die assyrische Oberherrschaft ab, indem er fremde (griechische und karische) Söldner herbeirief. Sais in Unterägypten machte er zur Hauptstadt. Noch einmal blühte Ägypten auf. Doch 525 ward Amasis, der letzte selbständige Herrscher Ägyptens, gestürzt, und Ägypten ward eine persische Probinz. Zweihundert Jahre später eroberte es Alexander der Große von Mazedonien, im Jahre 30 b. Chr. ward es römische Probinz. Im siebenten Jahrhunderte n. Chr. ward es arabisch-mohammedanisch, später türkisch. Seit 1882 hat es England besetzt und betrachtet es als ein von ihm abhängiges Land. B. Besprechung. 1. Inwiefern war das alte Ägypten ein wichtiges Kulturland? Das alte Ägypten ist ein wichtiges Kulturland der alten Geschichte; denn 1. schon um 4000 b. Chr. bildete es einen einheitlichen Staat mit einem Oberhaupte an der Spitze; 1) Der ägyptische Priester Manethos zählt 31 Herrscherhäuser bis auf Alexander den Großen. Das 4.—6. Herrscherhaus heißt das alte Reich, das 12.—14. das mittlere, das 18.-20. das neue.

8. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 28

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 28 — namens Mandane. Von ihr träumte er, daß aus ihrem Schoße ein Weinstock wüchse, der ganz Asien überschattete. Da ließ er die Traumdeuter kommen und erzählte ihnen den wundersamen Traum. Sie sprachen, daß ein Sohn der Mandane ganz Asien (und also auch Medien) unterwerfen werde. Um dies zu verhindern, gab er seine Tochter Mandane dem Persersürsten Kambyses, denn er dachte, daß einem Perser solche Waffentaten nicht gelingen könnten. Als Mandane einen Sohn bekam, befahl er seinem Minister Harpagus, diesen umzubringen. Aber Harpagus übergab Cyrus einem Hirten, damit er ihn aussetze. Weil aber sein eignes Kind eben gestorben war, setzte der Hirt das tote aus und behielt das fremde. So wuchs Cyrus als Hirtenknabe auf. Einst ernannten die Knaben des Dorfes Cyrus zu ihrem Spielkönige. Als ihm der Sohn eines vornehmen Meders nicht gehorchte, peitschte er ihn tüchtig. Deshalb verklagte dessen Vater den Cyrus bei Astyages. Furchtlos sagte Cyrus zum Könige: „Ich war zum König ausgerufen. Da er mir nicht gehorchte, strafte ich ihn. Habe ich unrecht gehandelt, wohlan, ich stehe hier!" Der Mut und die kluge Antwort des Knaben fielen dem König Astyages auf. Deshalb forschte er nach der Herkunft des Knaben und erfuhr bald, daß es sein Enkel war. Betroffen ließ er die Traumdeuter kommen. Sie beruhigten deu besorgten König, denn der Traum sei schon dadurch erfüllt, daß Cyrus im "(Spiele König gewesen sei. Astyages nahm nun den Knaben zu sich, rächte sich aber furchtbar an Harpagus. Er ließ das Söhuchen des Harpagus töten und setzte dem nichts ahnenden Vater das gebratene Fleisch vor. Nach dem Essen zeigte er Harpagus den Kops und sagte: „So straft der König den Ungehorsam seiner Diener". Cyrus blieb bei seinen Eltern in Persien. Eines Tages erhielt er von Harpagus, seinem Lebensretter, einen Hasen zum Geschenk. Als Cyrus den Hasen aufschnitt, faud er einen Brief; darin forderte er den Cyrus auf, Astyages vom Throne zu stoßen. Cyrus ging auf den Plan ein und ließ die Perser zuerst einen Tag hart arbeiten, indem sie einen Acker von Dornen und Disteln reinigen mußten. Am nächsten Tage lud er sie zu fröhlichem Mahle. Dann fragte er sie: „Welcher Tag hat euch am besten gefallen?" Wie aus einem Munde antworteten sie: „der heutige". Darauf entgegnete er ihnen: „Solche Festtage sollt ihr oft haben, wenn ihr mir helft, das Joch der Meder abzuschütteln". Kampfesmutig zogen die Perser unter Cyrus gegen die Meder. Astyages sandte ihnen ein Heer unter Harpagus entgegen. Dieser ging aber zu Cyrus über. Astyages ward gefangen genommen und entthront, aber milde behandelt. So war Cyrus Herrscher über Persien und Medien. b) ©eine glücklich ert Kriege. Als Cyrus (grch. Kyros, pers. Kurusch, bibl. Koresch) König von Persien und Medien geworden war, verbanden sich drei Könige gegen ihn, nämlich die Herrscher von Babylonien, Ägypten und Lydien. Der König von Lydien in Westkleinasien

9. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 29

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 29 — hieß Krösus und war der Schwager von Astyages. Sein Reich hatte er durch siegreiche Kriege weit ausgedehnt. Dazu war er im Besitze großer Schätze; namentlich besaß er sehr viel Gold. Einst hatte ihn der weise Solon aus Athen besucht. Ihm zeigte Krösus alle seine Schätze und fragte ihn dann: „Wen hältst du für den Glücklichsten unter den Menschen?" Solon antwortete: „Den Athener Tellus. weil er wohlgeratene Söhne und Enkel gehabt hat und nach einem glücklichen Leben im Kampfe für sein Vaterland gefallen ist." „Wen hältst du nach ihm für den Glücklichsten?" fragte Krösus begierig. Solon nannte jetzt die beiden Brüder Kleobis und Biton. „Ihre Mutter war eine Priesterin. Als sie einst in den Tempel fahren wollte, blieben die Stiere aus. Da spannten sich ihre Söhne vor den Wagen und zogen ihn in den Tempel. Die beglückte Mutter bat die Götter, ihren Söhnen das Beste zu schenken, was es für den Menschen gäbe. Da entschliefen die beiden Söhne und erwachten nicht wieder." Unwillig rief jetzt Krösus aus: „Achtest du mich und meine Schätze für nichts?" Ruhig und gelassen entgegnete Solon: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen". Das sollte Krösus bald erfahren. Ehe er den Krieg gegen Cyrus begann, ließ er das Orakel zu Delphi fragen, ob fein Angriff glücken werde. Die schlauen Priester antworteten: „Wenn Krösus über den Grenzfluß Halys geht, wird er ein großes Reich zerstören". Im Vertrauen auf diese Weissagung rückte Krösus gegen Cyrus; aber die Bundesgenossen blieben aus. Deshalb wich er vor dem persischen Heere zurück. Cyrus zog vor die Hauptstadt Sardes und nahm sie ein. Selbst die Burg siel durch Verrat in seine Hände. Damit hatte er sich Lydiens und des Krösus bemächtigt. Der Sage ttatih hatte Cyrus den gefangenen Krösus zum Feuertode verurteilt. Auf dem Scheiterhaufen rief Krösus bestürzt aus: „O Solon, Solon, Solon!" Als Cyrus das hörte, ließ er Krösus vor sich führen und fragte ihn, was diese Worte bedeuten sollten. Da erzählte Krösus wehmütig sein Gespräch mit Solon. Cyrus ward dadurch gerührt und schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Berater bei sichx). Hierauf wandte sich Cyrus gegen Babylon. Die Babylonier wehrten sich nicht tapfer. Ihr König Nabonned war kein Kriegsheld und verließ sich mehr auf seine Götter als auf die Schwerter. So brachte Cyrus bald Babylon in seine Gewalt und machte das neubabylonische Reich zu einer persischen Provinz. Als kluger Fürst schonte er die schöne Stadt und behandelte die Babylonier mild, die ihn deshalb auch mit Freuden als ihren Herrscher begrüßten. Den Juden erlaubte er, in ihre Heimat zurückzukehren. 536 zogen etwa 42000 Juden nach Jerusalem und begannen den Tempel und die Manem zu erbauen. In einem Kriege 1) In Wirklichkeit wollte sich Krösus wie Sardanapal nach der Sitte der semitischen Könige samt seinen Weibern und Schätzen auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Persische Krieger aber ergriffen ihn lebend, und Cyrus begnadigte ihn. Die Sage stellt der Großmut des Cyrus ein ehrendes Zeugnis aus.

10. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 31

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 31 — in Gold (der Darikus 23,44 Mark) und Silber (etwas mehr als 1 Mark) erleichterten den Handelsverkehr. Die Verkehrssprache war im Osten das Persische, im Westen das Aramäische. Die geborenen Perser waren frei von Abgaben und wurden in die höchsten Stellen berufen. Die übrigen Bewohner entrichteten eine Grundsteuer und außerdem Lebensrnittel, Reittiere und Bekleidungsstücke für das Heer. Starke Besatzungen lagen in Festungen. Die Leibgarde zu Roß schützte den König vor Mordanschlägen, die 10000 Unsterblichen bildeten die Kerntruppe des Heeres. Die jungen Perser erhielten ihre Ausbildung am Hofe zu Susa. Herrliche Bauwerke schmückten diese Hauptstadt (wie auch Persepolis und Ekbataua). Längere Zeit erfreute sich dieses Reich einer friedlichen Blütezeit und schuf in dieser Zeit viele Einrichtungen, die später von den andern großen Reichen übernommen wurden. B. Besprechung. 1. Inwiefern ist das Perserreich das bedeutendste morgenländische Reich. Das Perserreich war das bedeutendste Reich des Morgenlandes, denn 1. es übertraf an Größe alle andern weit; 2. es bestand ungefähr zwei Jahrhunderte in ungeschwächter Macht; 3. es ward sorgfältig verwaltet; 4. es förderte die Werke des Friedens, insbesondere Handel und Verkehr durch Anlegung von Poststraßen. 2. Inwiefern war Cyrns ein trefflicher Herrscher? 1. Cyrus zeichnete sich durch Tapferkeit aus; 2. er erweiterte sein Reich durch glückliche Kriege; 3. er sicherte es gegen räuberische Nachbarvölker; 4. er war nie grausam gegen unterworfene Könige und Völker, ahmte also die Assyrer und Babylonier hierin nicht nach; 5. er ließ den besiegten Völkern möglichst viel von ihrer Freiheit und Selbständigkeit und begnügte sich mit der Oberherrschaft; 6. er schonte vor allem die gottesdienstlichen Gebräuche und achtete den Glauben andrer; 7. er zerstörte keine Kunstwerke in eroberten Städten. 3. Warum gingen das ägyptische, assyrische und babylonische Reich zugrunde? 1. In längeren Friedenszeiten entwöhnten sich die Könige des Kriegslebens und verlernten die Kriegskunst und ergaben sich der Üppigkeit und Pracht.
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