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1. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 101

1913 - Leipzig : Dieterich
seit 1786 die Gewinnung von Runkelrübenzucker betrieb. Er hatte 1801 in Schlesien die erste Zuckerfabrik errichtet. Die Stelle des Kaffees vertraten Zichorien und gebrannter Roggen, auch Eichelkaffee wurde getrunken. Viele Familien gewöhnten sich wieder daran, statt des Frühkaffees eine Mehl-, Bieroder Milchsuppe einzunehmen. Leider nahm infolge des hohen Kaffeepreises auch der Schnapsverbrauch zu. Am wenigsten wurde die bäuerliche Bevölkerung Sachsens von der Sperre betroffen. Sie brauchte weder für die Ausübung der Landwirtschaft, noch für ihre Lebenshaltung ausländische Produkte, höchstens Kaffee und Zucker. Der Bauer litt auch nicht durch die Unterbindung des Handels mit England. Was er erzeugte, diente ihm zur Bestreitung seiner Abgaben und Leistungen an den Grundherrn (s. S. 34) und zum eigenen Verbrauch. Zum Verkauf blieb ihm demnach herzlich wenig übrig. Die Abnahme der Kaufkraft anderer Stände, besonders der Kaufleute, beeinflußte also seine wirtschaftliche Lage gar nicht. Nur ein Umstand war es, der ihn am Verdienste schädigte: in den Bauernhöfen wurde viel gespornten* Flachs und Baumwolle. Da nun die Sperre die Ausfuhr von Leinenwaren lähmte und die überseeische Baumwolle zu manchen Zeiten, besonders seit 1811, selten war, so mußten oft viele fleißige Hände feiern, was auch vom Landmann schmerzlich empfunden werden mußte. Eher schon konnten die Rittergutsbesitzer unzufrieden mit der Sperre sein, da sie für den Absatz ihrer Erzeugnisse fürchten mußten. Wenn die Ausfuhr von Getreide erlaubt war, hatten sie Körnerfrüchte nach Hamburg verkauft, das englischer Stapelplatz für Getreide geworden war. Infolge der Sperre ging kein Körnchen mehr saal- und elbabwärts. Darum fielen seit Ende 1806 die Getreidepreise allgemein, sie zogen auch in den folgenden Jahren nicht wieder an. Der Wert der Grundstücke sank, und manche Besitzer, die infolge der früher hohen Getreidepreise Güter gekauft hatten, verarmten und wurden zahlungsunfähig. Doch wußte sich auch mancher Grundherr andere Einnahmequellen zu offnen: da 101

2. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 105

1913 - Leipzig : Dieterich
und Plauen gesellten sich solche in Penig, Hainichen, Öderan, Burgstädt und Schneeberg. Chemnitz wurde der Hauptort. Dort fertigte man so feine Druckwaren, daß sie für englische Fabrikate gehalten wurden. Die Druckereien hatten als Farbstoffe fast durchgängig Kolonialprodukte gebraucht (s. S. 70), deren Preise gewaltig in die Höhe gegangen waren. Indigo und Curayao kosteten das 3—5 fache, Cochenille und Blauholz das 2—21/2 fache, Rotholz und Gallus Aleppo das Dopelte, Gummi Senegal das 11/2 fache gegen früher. Querzitron war von 10—12 Talern auf 90 Taler für den Zentner gestiegen. Infolge dieser Preissteigerungen griff man zu Ersatzmitteln. Für Indigo nahm man Waid, der im Gothaischen und Weimarischen in geringen Mengen erbaut wurde. Jetzt vermehrte man die Waidkulturen, machte auch bei Dresden und Leipzig Anbauversuche. Ehe aber nennenswerte Erfolge erzielt wurden, war die Sperre vorüber. Für den viel gebrauchten Querzitron fand sich kein Ersatzmittel. Der Aufschwung der Kattunweberei kam auch der Haud-spinnerei zugute, da jetzt wieder gröbere Sorten von Garn verwendet werden konnten. Die Häusler und Tagelöhner auf dem Lande verspannen Baumwolle aus Mazedonien, Kleinasien, Brasilien und Nordamerika, deren Preise ebenfalls höher geworden waren. Bis Michaelis 1808 stiegen sie auf das Doppelte, sanken aber bis Ostern 1811 wieder, worauf sie bis zum Ende der Sperre wieder anzogen. 1813 gab es im Vogtlande noch über 1100 Handspinner. Die feineren Garnsorten lieferten die Jennymaschinen (s. S. 69), die immer weitere Verbreitung in Sachsen fanden. In und um Chemnitz setzte man Tausende dieser Maschinen in Betrieb. Michaelis 1810 waren über 200000 Spindeln im Gange. Viele Handspinner wurden Maschinenspinner. Die Jennymaschine wurde seit 1811 von der Mulemaschine (sieh S. 66) verdrängt, die mehr und feineres Garn erzeugte. In Chemnitz waren Michaelis 1814 über 80000, in Oderan über 10000, in Mülsen und Burgstädt je 8000, in Lichtenstein Georg-Eckart-Institut ^05 für interr.ationaid Schulbuchfcrschunfl Eraunschvvaig •Sofcilbuchbioliothek -

3. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 12

1913 - Leipzig : Dieterich
Rückkehr aus dem Bayrischen Erbfolgekriege (Kartoffelkrieg)i) aber wurde sie zwecks Erhöhung der Kriegstüchtigkeit schwadronsweise zusammengezogen und in diejenigen Städte gelegt, die durch Vereinigung der Infanterie (zu ganzen Bataillonen) ihre bisherige Garnison verloren hatten. Das Land leistete nun an Stelle der früheren Naturalverpflegung die Kavallerieverpflegungsgebühren, auf jedes gangbare Schock jährlich 42 Pfennig. Die Stadt Leipzig war von der Einquartierung in Friedenszeiten befreit. Für die Truppenverpflegung im Kriege waren im ganzen Bereiche des Kurfürstentums 11 Landmagazine (in Dresden, Leipzig, Wittenberg, Torgau, Zeitz, Heldrungen, Zwickau, Freiberg, Weißenfels, Bautzen und Spremberg) und ein Festungsmagazin (Königstein) angelegt. Hier wurde während des Friedens Getreide aufgespeichert, wozu seit 1781 von jeder Hufe Ackerbodens (Magazinhufe) eine Metze Korn und eine Metze Hafer (Magazingetreide) abgeführt werden mußte. Von allen diesen Reallasten waren die Rittergüter2) befreit. Deren Inhaber entrichteten dafür, weil sie seit der veränderten Kriegführung keine Ritterpferde mehr zu stellen brauchten, eine Jahresabgabe in Höhe von 30 000 Talern unter dem Namen der Donativgelder. Diese Summe verteilten sie untereinander nach Maßgabe der von ihnen ehemals aufzubringenden Ritterpferde. Sachsen gab es aber auch indirekte Abgaben und zwar in Gestalt von Verbrauchssteuern, deren älteste die Tranksteuer war, die bereits 1438 eingefordert wurde. Sie erhöhte sich im Laufe der Zeit bedeutend. Ursprünglich 5 Groschen vom Fasse Bier betragend, stieg sie bis 1749 auf 1 Taler 8 Groschen vom Fasse Braunbier und 1 Taler 12 Groschen vom Fasse Weißbier. Seit 1671 wurden auch Wein und Branntwein versteuert. Die Tranksteuer bezahlte der Brauer 1778—79. Sieh Petermann, Sächsisch-Deutsche Geschichte, 2.T., S. 178. 2) Aber nur die regulären Rittergüter, also solche, deren Besitzer Ritterpferde zu stellen hatten, demnach ihr Ritterlehen durch Kriegsdienste für den Landesherrn verdienen mußten. „Beschockte" Rittergüter genossen keine Steuerbefreiung. 12

4. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 15

1913 - Leipzig : Dieterich
Für ausländische Erzeugnisse galten in der Hauptsache die Sätze des Ausschreibens von 1657 und 1670, die folgendes bestimmten: „Von allen fremden in Unsere Lande kommenden Kauf- und Handelswaren sollen in Leipzig oder wo sie niedergelegt und abgeladen werden, des Werts von 100 Talern mit 16 Groschen verakzisiert werden," ... „von allen durchgehenden fremden Waren aber, welche Unsere Stadt Leipzig berühren und darin nicht ausgepackt werden, sollen (als für durchgehendes Gut) von 100 Talern Wert 8 Groschen entrichtet werden." Von einer Tonne Heringe waren 3 Groschen, von einem Zentner holländischen Käse 2 Groschen, von einem Zentner Speck oder Schinken 2 Groschen 6 Pfennig zu versteuern. In den Städten wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts die Generalkonsumtiousakzise eingeführt, eine Abgabe, die nach dem Vorbilde Brandenburgs Handel und Gewerbe der Städte genau erfassen und stärker als bisher zur Steuer heranziehen sollte. Sie wurde erhoben 1. von allen Waren, die in Verkehr traten, ohne Rücksicht aus ihren Ursprung oder ihre frühere Steuerbelastung: von Getränken (Wein, Branntwein, Bier), Essig, Getreide, Backwerk (Semmeln, Brot, Kuchen, Mehl und Zugemüsen), vom Haus- und Bankschlachten, von Viktualien, Rohstoffen, Manufaktur- und Kaufmannswaaren, sogar vom Zug- und Stallvieh; 2. als Abgabe („Nahrungsgeld") von Künstlern und Handwerksleuten, „wie die auch Namen haben mögen", in Dresden, Leipzig, Wittenberg, Weißenfels, Merseburg, Zeitz, Naumburg, Zwickau, Freiberg, Langensalza, Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban, Lüb-ben und Guben vierteljährlich von 4—1 Taler, in anderen Städten von 2 Talern bis 12 Groschen, die Tagelöhner nach Unterschied der Orte von 12—3 Groschen; 3. als Grundsteuer von städtischem Besitz. Dafür brauchten die Stadtbewohner nur die Hälfte ihrer bisher geleisteten Schock- und Quatembersteuern aufzubringen (s. S. 8 ff.). 15

5. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 18

1913 - Leipzig : Dieterich
Gr. Pfg. Von einem Paar Tauben .... Von einem jungen Huhne .... Ein alt Huhn......................... Von einem Kapaun..................... Von einer zahmen oder wilden Ente Vom Auerhahn oder Trappe . . . Von einem Fasan ober Birkhuhn . Von einem Kaninchen.................. Von einem Hasen ..................... 4 9 6 2 2 5 usw. Nachdem mit der Generalkonsumtionsakzise 1701 in der Grafschaft Mansselb der erste Versuch gemacht worben war und 1702 die Städte Zwickau, Torgau, Oschatz, Meißen, Wurzen, Eilenburg und Großenhain selbst um ihre Einführung baten, würde sie 1703 in allen amtssässigen Stäbten in Geltung gesetzt, und schon 1704 überstieg der Steuerertrag der Generalakzise die Summe aller anberen Steuern. Flecken und Dörfer blieben befreit, weil Schock- und Quatembersteuern schon hoch genug waren. Um nun aber zu verhinbent, daß sich Handel und Gewerbe aufs Laub zögen, würde 1705 die Dorfakzisorbnung bekannt gegeben, die zwar den Lanbmann nicht belasten sollte, aber boch allen Handel in der ersten Hand, alles den Stäbten zu-kommenbe Gewerbe1) und alle Fabrikatur beim Ein- ober Verkauf der Waren mit der Akzise belegte. Für die Stadt Leipzig bestanb eilte ßesonbere Akzisorbnnng. 1) Verboten waren auf dem Lanbe: der Großhandel mit Ausnahme der Getränke; der Einzelverkauf erhandelter Kramwaren mit Ausnahme von Baum-, Rübsen-, Leinöl, Jnfelt, Schwefel, Feuerschwamm, geringem Rauchtabak, Pfeffer, Ingwer, Zwirn, Teer, Syrup, Essig, Kümmel, Jnseltlichten, Tabakspfeifen, Seifen, Nadeln, Stricken, Nägeln, Zwecken, Wagenschmiere, Zugemüsen, Heringen, Wacholder und getrockneten Kräutern; die Anlage von Hand- und Grützmühlen; die Errichtung von Fabriken; der Betrieb eines Hanbwerks zum „feilen Verkaufe" mit Ausnahme der Zimmerleute, Maurer, ©chneiber, Grob- ober Hus-fchmiebe, Wagner, Leineweber und Strumpfwirker und aller Gewerbe, „die an keine Innung gebunden find"; endlich das Hausieren der Juden, der Buttenträger, der Italiener, Königseer und „anderer gebrannten Wasser- und Kräuter»

6. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 33

1913 - Leipzig : Dieterich
Bürde dem Sohne und dem Enkel; von ihr ist keine Erlösung. Sie leistet der Dürftige dem Reichen, der Unglückliche dem seiner Meinung nach ganz Beglückten, der Neidische dem Angesehenen, nicht selten Aufgeblasenen, zuweilen der Gläubiger dem Schuldner, leider manchmal der Mißmutige dem übermütigen, der Fleißige dem indolenten Prasser, der Gekränkte dem Beleidiger und Unterdrücker, der Rechtschaffene dem Buben, der gehöhnte Gatte dem Störer seines Hausfriedens, der Vater dem Verführer seiner Tochter 1).// Der Frondienst, den der Bauer dem Grundherrn leistete, wurde meist nur durch eine der Arbeit entsprechende Beköstigung vergütet. Über die Beschaffenheit der Frönerkost erhoben sich mannigfach Klagen, so daß häufig zwischen Herrschaft und Frönern Festsetzungen über das Essen getroffen wurden. Auf dem Rittergute Leubnitz im Amte Plauen i. V. erhielt jeder Acker- und Handfröner nach einem Vertrage vom Ende des 17. Jahrhunderts die Woche über folgendes: „Montags Sauerkraut, auf 2 Tische (wahrscheinlich jeder Tisch zu 10 Personen) eine Wasserstütze voll; dienstags Klöße, jede Person 2, wozu auf einen Tisch ein Kübel voll Gerstenmehl gegeben wird; zu den Klößen ist ein absonderliches Maß; mittwochs Erbsen, auf 10 Personen 2i/2 Kannen; donnerstags wieder Klöße; freitags Linsen, aus 10 Personen 2i/2 Kannen; oder in Ermangelung derer große Graupen, 10 Personen 1 Kanne; sonnabends Rändelbrei (vermutlich eine Art Hirse, Grieß ober Grütze, vielleicht aus Heidekorn oder Buchweizen); und wird jeden Tag eine Kosentsnppe und Kofentmärte (Kofent ist Dünn- oder Halbbier, also Biersuppe, die warm war, während die Kofentmärte wohl kalt gegessen und hierein das Brot gebrockt wurde). Wenn die Handfröner einen ganzen Tag arbeiten, bekommen sie die an oben erwähnten Tagen gesetzten Speisen und jeder dazu 2 Stück Brot und einen Käse; wenn sie aber nur einen halben Tag arbeiten, wird ihnen nur ein Stück Brot und ein Käse gegeben2)." Der Vertrag enthält x) P. A. F. von Münchhausen, Seite 42. a) C. v. Raab, Seite 42. 3 Petermann, Kulturgeschichte. 33

7. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 100

1913 - Leipzig : Dieterich
Schmuggelei wurde ein Leipziger Frachter stark belastet und auf den Königstein gebracht, nach etlichen Monaten aber wieder entlassen. Die Eigentümer der konfiszierten Waren beschwerten sich bei der Regierung und baten um Aufhebung des Sequesters, hatten damit aber nur hinsichtlich der Fabrikmaterialien Erfolg; die Materialwaren wurden mit einer starken Nachversteuerung belegt und die Beschlagnahme dann aufgehoben. Die erhöhte Auflage auf Kolonialwaren brachte im Königreich Sachsen bis zum November 1811 einen Mehrertrag von 691596 Talern ein, hatte aber auch in Gemeinschaft mit Napoleons strengen Maßregeln zur Folge, daß Leipzig nicht Zentrum des europäischen Kolonialwarenhandels blieb; seit 1811 wurden nämlich die überseeischen Produkte von Wien aus in Europa verbreitet. Wenn es nun auch in Sachsen an Kolonialwaren nicht gefehlt hat, so waren doch die Preise dafür sehr gestiegen; besonders Kaffee, Zucker, Tee und Pfeffer waren teuer geworden. Vor der Sperre hatte ein Pfund Kaffee durchschnittlich 131/2'—16 Groschen gekostet. Dieser Preis erhöhte sich Michaelis 1809 auf 23—25 und Ostern 1812 auf 28 Groschen. Für einen Zentner Zucker hatte man in Leipzig Ostern 1806 33 (Melis), 36 (Raffinade) und 38—41 Taler (Kandisbrot) bezahlt. Melis stieg bis Ostern 1813 auf 115, Raffinade auf 130 Taler pro Zentner, und Kandisbrot, das Ostern 1811 noch 86 Taler gekostet hatte, war überhaupt nicht mehr zu haben. Die unteren Schichten der Bevölkerung verzichteten ganz auf den Genuß von Kaffee und Zucker, und die höheren Klassen schränkten sich so ein, daß sie für diese Bedürfnisse nicht mehr als früher ausgaben. Die Unzufriedenheit wegen der Verteuerung der Lebenshaltung war in Sachsen unter den gebildeten und gesellschaftlich höher stehenden Leuten allgemein. Aber die Not machte auch hier erfinderisch: Birnensaft, Honig und Sirup wurden zur Süßung der Speisen herangezogen; man stellte auch Versuche an, den Zucker durch den Saft der Mohr- und Zuckerrübe zu ersetzen, ein Weg, den zuerst der Berliner Chemiker Achart) beschritten hatte, der 100

8. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 61

1913 - Leipzig : Dieterich
Ebene brachte besonders Weizen und Korn, das Gebirge Hafer hervor. Fast in allen Gegenden baute man Erbsen, Wicken, Linsen und Hirse an, Erdäpfel besonders im Erzgebirge, Vogtlande und Neustädter Kreise. Der Kleebau war noch unbedeutend; der Anbau von Runkelrüben, die man häufig an Stelle des Kafsees brannte und sogar zur Zuckerbereitung zu benutzen anfing, wurde immer umfänglicher. Im Erzgebirge, besonders bei Falkenberg, Wildenau, Arnsfeld, Lauterstein, Frauenstein, Schwarzenberg, Altenberg, Freiberg und Grünhain, zog man viel Lein, bei Dresden, Oschatz, Leipzig, Zwickau, Hoyerswerda, Ruhland und Königsbrück Tabak, bei Bockau, Jöhstadt, Eibenstock Medizinalkräuter, wie Alant, Baldrian, Arnika und Rhabarber, bei Naunhof auch Fenchel und Anis. Bei Langensalza und Sorau pflanzte man Farbkräuter, wie Waid, Saflor und Färberröte, bei Würchwitz und Dahlen Krapp. Edelobst, Hopfen und Wein gediehen in den warmen Flußtälern Sachsens, Garten- und Küchengemüse fast überall, Holz in weiten Wäldern, die fast 1/3 des Landes bedeckten. Besonders große Wälder gab es bei Schwarzenberg, Auerbach i. V., Schöneck, Colditz, Mutzschen, Torgau, Annaburg, Düben, Liebenwerda, Gräsenhain und in Thüringen. Heidel-, Prei-ßel-, Brombeeren, Schwämme und Morcheln wuchsen reichlich in den Forsten des Erzgebirges und des Kurkreises. Die Wälder waren von mancherlei Wild belebt. Auch Rot- und Schwarzwild war noch vorhanden. Sogar gefährliche Raubtiere sollen noch gesehen worden sein: Wölfe dann und wann bei Zittau und in der Heide bei Görlitz und Muskau, Luchse in den großen Waldungen des Gebirges. An Haustieren mangelte es ebenfalls nicht. Der Kurfürst unterhielt Stutereien in Annaburg, Torgau, Döhlen, Graditz, Repitz, Merseburg, Altzella, Kalkreuth, Wendelstein und Veßra, die in Gemeinschaft mit den in Privathänden befindlichen Pferdezüchtereien zu Döbern, Elßnig, Drebliger, Pistel, Torgau, Wehret, Heufchieben und Donndorf bei Eckartsberga die Militärpferde lieferten. In Thüringen, dm Elb- 61

9. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 65

1913 - Leipzig : Dieterich
terial zu feinen Stroharbeiten, wie Hüten, Körben, Blumen, Tafelaufsätzen (Dresden, Dippoldiswalde, Königstein, Poffendorf, Kreischa, Lockwitz, Burkhardtswalde, Meusegast, Dohna). Aus Lein, Rübsen und Raps schlug man Ö l (Sorau). Runkelrüben und Zichorienwurzeln benutzte man zur Herstellung eines Kaffeefurrogates. Die Dresdener Zichorienkaffeefabrik versorgte fast das ganze Land mit ihrem Erzeugnis. In der Freiberger Gegend versuchte man schon, aus Runkelrüben Zucker zu gewinnen. Tabak wurde in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Bautzen, Herrnhut und Klein-welka verarbeitet. Aus medizinischen Kräutern und Wurzeln erzeugte man Pulver, Pslaster, Tee und Schnupftabak (Eibenstock, Schneeberg, Bockau, Jöhstadt). Ju Dahlen gab es eine Krappmühle, in Langensalza eine Roßmühle zum Zermalmen der Farbhölzer. Hopsen und Gerste wurden in zahlreichen Brauereien gebraucht. Die besten Biere waren das Dresdener, Wurzener und Merseburger Bier, die Leipziger Gose, der Nerchauer Pumpernickel und der Wittenberger Kuckuck. In vielen Orten wurde auch Branntwein und Essig gemacht. In ländlichen Gemeinden spann man Flachs, am meisten in der Oberlausitz. Den besten Zwirn lieferte Grimma. Leinenwaren kamen aus Marienberg, Lengefeld,Olbernhau, Frauenstein, Dippoldiswalde, Chemnitz, Waldenburg, Lichtenstein, Glauchau, Hohenstein, Ernsttal, Callnberg, Hartenstein, Lößnitz, Wildenfels, Stolpert, Sebnitz, Bischofswerda, Radeberg, Neusalza, Ortrand, Dahlen, Wurzen, Mügeln, Mntzschen, Leisnig, Döbeln, Colditz, Rochlitz, Geithain, Hartha, Gerings-walde, Mittweida, Grimma, am häufigsten und besten aber aus der Oberlausitz, nämlich aus Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban, Löbau, Kamenz, Wittichenau, Pulsnitz, Elstra, Bernstadt, Herrnhut und aus den meisten Dörfern dieser Gegenden. Die Damastweberei hatte ihren Hauptsitz in Großschönau, Neuschönau und Waltersdorf, die Leinwanddruckerei besonders in Lauban und Löbau. Leinwandbleichen sah man am häufigsten in der Oberlausitz (Zittau, Görlitz, Lauban, 5 Petermaiin, Kulturgeschichte. 65

10. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 70

1913 - Leipzig : Dieterich
Chemnitzer Gegend Verwendung. Sie wurden viel von Webern und Wirkern gekauft, die nun ihren Bedarf an Garn von ihren Familiengliedern Herstellen ließen oder sich selbst auf die Maschinenspinnerei legten. Eine Jennymaschine erzeugte durchschnittlich das Achtzehnfache des Spinnrades. Im Jahre 1798 gelang es dem Chemnitzer Großkaufmann Wühler, den englischen Mechaniker Whitefield, und 1799 dem Kaufmann Bernhard in Chemnitz, den englischen Spinnmeister Evans für ihre Dienste zu gewinnen. Sie schritten alsbald zur Herstellung der englischen Mule- und Watermaschinen, die durch Wasserkraft getrieben wurden. Jetzt war man in die Lage gekommen, feine Garne spinnen zu können, die sofort im Erzgebirge und Vogtlande großen Absatz fanden. Auch Web-uud Strumpfwirkerstuhl wurden verbessert. Die Baumwollenartikel wurden vielfach gebleicht. Solche Bleichen gab es besonders in Chemnitz und Plauen i. V. Die Kattundrucker brauchten Farbstoffe. Sie benutzten besonders Indigo (blau), Cochenille (rot), rotes und gelbes Fernambukholz, Blauholz, Quercitron (Rinde der amerikanischen Färbereiche, gelb), Gallus Aleppo (schwarz), Curcume (Ingwer, gelb) und Krapp (rot). Der Krapp wurde, da die Ernte in Würchwitz und Dahlen unzureichend war, aus Holland geholt. Die anderen Farbstoffe, überseeische Produkte, bezog man durch Leipziger Händler. Außer Baumwolle und Farbstoffen bezog man auch Seide vom Auslande. Zwar hatte August der Starke in Hosterwitz Maulbeerbäume anpflanzen lassen, um Seidenraupenzucht treiben zu können, aber die Bäume waren verkümmert. Die Seidenmanufakturen lieferten vorzüglich Sammet (Leipzig), Strümpfe und Handschuhe (Dresden, Leipzig, Limbach, Görlitz), Tücher (Leipzig, Langensalza), Halbatlasse (Sebnitz und Umgebung, Meerane, Hohenstein, Burgstädt, Guadau), Spitzen (Freiberg, Schneeberg, Annaberg, Auerbach, Klingental), Bänder und Posamentierarbeiten (Annaberg, Buchholz, Schneeberg, Oberwiesental, Wolkenstein, Thum, Dohna, Radeburg, Radeberg, Herrnhut) und Damast 70
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