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1. Teil 3 - S. 24

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — Hierher bringen die Landleute ihr Getreide, die Viehzüchter ihre Rinder, Schweine und Pferde zum Verkauf. Hier wird auch die Wolle der zahl- reichen Schafherden*) verhandelt. Endlich ist auch die Bildung der Bewohner vielfach besser geworden. Seitdem alle Kinder zur Schule gehen müssen, trifft man nur selten noch Leute, die vom Lesen und Schreiben gar nichts verstehen. — Wiedergabe. Zur sachlichen Besprechung. 1. Woher kam es, daß Posen sich früher in einem so traurigen Zustande befand? In Polen hat es lange, lange Jahre an Ordnung und Gerechtigkeit gefehlt. Die Könige lebten meist, wie z. B. der uns bekannte August der Starke, herrlich und in Freuden, veranstalteten kost- spielige Feste, große Jagden, bauten prächtige Paläste u. s. w., aber be- kümmerten sich nicht um das Wohl des Landes. Auch der Adel lebte in Saus und Braus. Er machte sich kein Gewissen daraus, die Staats- kassen zu bestehlen, die Bauern mit schweren Abgaben zu bedrücken, bei den Juden hohe Summen auf Wucherzinsen zu borgen und das gestohlene, erpreßte oder geborgte Geld dann im Spiel oder bei großen Festen sinn- los zu verthun. Die Bauern mußten für die Adeligen umsonst arbeiten und wurden fast wie Vieh behandelt. Niemand kümmerte sich darum, ob ihre Kinder lesen und schreiben lernten, ob sie nach der Arbeit, die sie für den Gutsherrn leisten mußten, noch Zeit hatten, ihr eigenes Feld zu bestellen, oder ihre baufällige Hütte auszubessern. Der Reichstag, der des Landes Wohlfahrt beraten und förderu sollte, war völlig zweck- los. Seine Glieder wurden sast niemals untereinander einig. Jeder wollte etwas anderes. Gar oft kam es vor, daß sich die vornehmen Herren, die den Reichstag bildeten, gegenseitig die Köpse zerschlugen. In 110 Jahren fanden 55 Reichstage statt. 48 davon endeten mit Prügelei oder argem Tumult. Recht und Gesetz gab es nirgends im Lande. Die Richter beugten das Recht und nahmen Geschenke an. Die Edelleute konnten höchstens Geldstrafen erhalten. Es kam vor, daß ein Edelmann, der einen Bauer erschlagen hatte, mit 10 Mk. bestraft wurde. 2. Woher kommt es, daß die Provinz Posen sich in den letzten hundert Jahren so zu ihrem Vorteil verändert hat? Der bedeutende Umschwung, den wir kennen gelernt haben, erklärt sich a. aus der Fürsorge der preußischen Fürsten. Besonders hat Friedrich Ii. viel für Posen gethan. Er ließ nicht allein die sumpfigen Niederungen an der Warthe und Netze austrocknen und in fruchtbares Ackerland ver- wandeln, sondern sorgte auch in wirklich väterlicher Weise sür die Städte. So ließ er z. B. den Bromberger Kanal (Zeige!) graben und verband so die Weichsel und die Oder. — Weise nach, inwiefern der Kanal wirk- lich diesen Zweck erfüllt! (Weichsel — Brahe — Kanal — Oder.) Weise nach, inwiefern der Kanal für Bromberg große Vorteile bietet! — Die *) Die Provinz Posen hat über zwei Millionen Schafe aufzuweisen.

2. Teil 3 - S. 118

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 118 — über das Paar ausspricht, krachen die Gewehre. Das Schießen bei der Hochzeit soll die bösen Geister, die sonst den Neuvermählten das Leben sauer machen, verscheuchen. Bevor der „Hochzeitimbs" beginnt, müssen an die Männer und Burscheu des Orts Wein und einige Laibe Weißbrot geliefert werden. Auch die Armen und Kranken dürfen nicht leer aus- gehen. Bei einer elsäßischen Hochzeit werden oft 10 bis 16 Tische voll Gäste wenigstens drei Tage lang unterhalten. Kein Wunder, wenn 800 bis 1200 Pfund Fleisch und 12 bis 18 Hektoliter Wein vertilgt werden. Dabei läßt auch die Güte der bereiteten Speisen nichts zu wünschen übrig. Die Geladenen kommen äußerst langsam herbei, deuu das Gegenteil wäre ein Zeichen von Heißhunger und Gier. Das Her- kommen schreibt für alle Gäste bestimmte Plätze vor. Der Bräutigam, welcher sich bei Tafel uicht setzen darf, hat darauf zu sehen, daß jene mit Speise und Trank immer wohlversehen sind. Mit einem Rosmarin- stengel im Munde, mit Flasche und Glas in der Hand, eilt später jeder „Burscht" (Bursche) nach dem Tanzplatze. Hier tanzt erst der Bräutigam mit der Braut allein, alsdann der Brautführer mit jeder der Braut- jungfern. Sind die Ehrentänze vorbei, dann dürfen alle Burschen mit ihren Mädchen tanzen. Nach dem Tanze geht es ins Hochzeitshaus zurück, wo auss ueue gegessen und getrunken wird. Kommt dann der Teller zu Gaben für die Musikanten, deren Instrumente und Kehlen angeblich ganz „verlacht" (vertrocknet) sind, oder geht die Köchin mit ihrem großen Löffel, an welchem ein Band befestigt ist, von Tisch zu Tisch, dann zieht jeder der Gäste seinen Beutel und giebt das übliche Trinkgeld. Was der erste Tag an Freuden und Vergnügen gebracht hat, wiederholt sich an den beiden folgenden. Zur sachlichen Besprechung. a. Warum wird der Hochzeitstag wohl sorgfältig ausgewählt? (Aberglaube! — 16 Tage jedes Monates sind nach der Meinung der Landleute verdächtig, 3 Tage des Jahres entschieden Unglückstage, nämlich der 1. April, der 1. August und der 1. Dezember.) — Wie urteilst du? b. Ob wohl noch andere Festtage so gefeiert werden, wie der Hochzeitstag? Auch bei den „Leichenimbsen", bei Kindtaufen und zur „Meßti" (Kirchweih) geht es hoch her. Sonst aber ist der elsäßische Bauer sehr sparsam. Zusammenfassung des gesamten Stoffes an der Hand der Übersicht: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. 1. Lage und Größe des Reichslandes (14 500 qkm und 1 650 000 Einwohner.) 2. Bodenbeschaffenheit. 3. Bewässerung.

3. Teil 3 - S. 149

1895 - Leipzig : Wunderlich
Deutsche Sagen, die im Anschluß an vorstehende Präparationen dargeboten werden können. 1. Wie die Insel Hiddensee entstand.^) An der Westseite der Insel Rügen liegt die schmale Insel Hidden- see. Sie sollen beide früher miteinander verbunden gewesen, aber der Sage nach durch folgende Begebenheit getrennt worden sein. An einem Novemberabend war es, als der Sturm über die Felder und durch die entlaubten Eichenwälder der Insel Rügen sauste. Namentlich litt unter der Wut des Sturmes ein kleines Fischerdörfchen auf der nordwestlichen Spitze der Insel; gewiß wären die Strohhütten fortgeführt worden, hätte man nicht die Dächer mit schweren Steinen beschwert. Nur eine der Hütten war in etwas besserem Zustande; sie gehörte einer Witwe, Mutter Hidden, die, abgeschlossen von den Nach- barn, mit ihrer Kuh allein lebte. Mutter Hidden war nicht arm, denn ihr verstorbener Mann hatte ihr Geld und Sachen hinterlassen, aber sie gab niemandem etwas davon, ja sie verstieß sogar ihren einzigen Sohn, weil dieser ein armes Mädchen zur Frau genommen hatte. Während draußen noch der Sturm wütete, saß Frau Hidden vor einem düsterm Torffeuer auf der Ofenbank. Da klopfte es an die Thür. Anfänglich stellte sich die Alte als höre sie nichts; da aber das Klopfen nicht nachließ, öffnete sie die Thür; sie erblickte einen alten Mann in grauer Kutte, der sie befcheideutlich um ein Nachtlager und um etwas Abeudbrot bat. Da kam er aber recht an. Frau Hidden schlug ihm die Thür vor der Nase zu und rief hinaus, sie habe selber nichts und könne das Wenige nicht noch mit Bettlern teilen. Trotz Sturm und Wetter wanderte der Alte weiter, gelangte an das Ende des Dorfes und pochte an die Thür des letzten Hauses. Gleich kam eine junge Frau heraus, der er seine Bitte um Abendbrot und Nachtlager ebenfalls vortrug. *) Zu Pommern S. 16.

4. Teil 3 - S. 151

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 151 — Schnell griff sie nach dem Eimer, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, aber — sonderbar! — das Wasser strömte fort und fort aus dem Brunnen, so daß sie bald bis über die Knie im Wasser stand. Sie rief um Hilft, aber niemand hörte den Ruf. Das Wasser stieg immer höher, und immer höher kletterte die Alte in Todesangst, bis sie endlich ans der Spitze ihres Hauses stand. Da ging die Sonne unter und der Bann war gelöst. Aber nun entstand ein See, der immer größer und Zuletzt so groß ward, daß er das Land überschwemmte und von Rügen das Stück Land abtrennte, welches jetzt nach Frau Hidden heißt: Hiddensee. Nach Pfeil. 2. Der Lügenstein in Halberstadt. In Halberstadt aus dem Domplatze befindet sich ein großer runder Fels. Man nennt diesen Stein Lügenstein, und zwar auf Grund einer Sage. Hildegrim, der erste Bischos von Halberstadt, wollte in dieser Stadt einen Dom bauen lassen, und dazu berief er einen tüchtigen Baumeister, der einen Plan zu dem Bauwerke entwerfen mußte. Das ging freilich nicht so schnell, denn der Bischof hatte an dem Plane bald dies bald das auszusetzen. Endlich fand der Plan die Genehmigung des Auftrag- gebers. Nun ließ der Baumeister geschickte Gesellen kommen und ver- sprach diesen einen hohen Lohn, wenn sie es fertig brächten, den Bau in kurzer Zeit zu vollenden. Die Gesellen gingen ans Werk. Bevor der Grundstein gelegt wurde, hielt der Baumeister eine Rede, in welcher er sagte, daß das zu bauende Hans dazu ausersehen sei, dem Herrn zu dienen und den durstenden Seelen aus dem Born der ewigen Wahrheit Labung zu bieten. Als der Meister von den durstenden Seelen sprach, glaubte der fernstehende Teusel es handle sich um den Bau eines Wirtshauses, und da ein solches seinen vollen Beifall fand, weil er da manche Seele zu gewinnen hoffte, so nahm er sich vor, den Bau zu fördern; er legte deshalb selbst Hand ans Werk und trug das Baumaterial mit herbei. Kamen die Gesellen früh zum Bauplatz, waren sie nicht wenig verwundert, denn der Bau hatte während der Nacht ersichtlich zugenommen. So vergingen einige Wochen. Da merkte der Teufel endlich, daß er an der Errichtung eiues Gotteshauses mit gearbeitet habe, und er beschloß, den Bau samt den Arbeitern zu vernichten. Als eines Morgens der Baumeister der Arbeit seiner fleißigen Gesellen zuschaute, erschien hoch oben in der Luft der Teufel mit einem großen, mächtigen Felssteine und rief den Arbeitern zu: „Ich habe euren Bau gefördert, weil ich glaubte, daß ihr ein Wirtshaus schaffen wolltet; jetzt sehe ich, daß meine Arbeit vergebens gewesen ist, nun will ich mich rächen und euch unter den Trümmern eures Baues begraben!"

5. Teil 3 - S. 154

1895 - Leipzig : Wunderlich
reichsten Handelsherren in Flandern und den Städten der Hansa. Natur- lich trieben sie auch demgemäß vielen Luxus. Einer aber unter ihnen, ein gewisser Dietbold, der von Antwerpen nach Köln übersiedelt war, übertraf sie alle an Reichtum und Schwelgerei. Leider verdankte Diet- bold sein Vermögen nicht nur seinem Fleiße, sondern er hatte viel Geld durch Wucher erworben. An seinem Reichtums hingen zahlreiche Thränen, ja das Volk erzählte sogar, der Erwerb des Geldes sei nicht ohne Blut abgegangen, wie denn der genannte Handelsherr kein unrechtes Mittel scheute, um Geld zu erwerben. Einst richtete Dietbold das Hochzeitsfest seiner einzigen Tochter aus, und zwar mit einem solchen Prunk, daß alle Gäste darin übereinstimmten, in Köln niemals etwas Ähnliches gesehen zu haben. Das Gastmahl brachte die feinsten und kostbarsten Gerichte, die man ans allen Erdteilen mit ungeheuren Kosten hatte erlangen können. Und die Getränke be- standen ans den ausgesuchtesten Weinen. Schon nahte sich das Mahl seinem Ende, da öffnete sich die Thüre des Saales und unter die über- mütige Gesellschaft trat ein finsterer Mönch in der schwarzen Kutte eines Karthäusers, er schritt auf dem Hausherrn zu und sprach mit dumpfer Stimme: »memento mori« („Gedenke, daß du sterben mußt!") Schauer überlief die Gäste, während der Bräutigam, der die Erscheinung des Mönchs für eiuen schlechtgewählten Scherz hielt, ihm einen Becher reichte und ihn aufforderte, mit ihm zu trinken. Der fremde Gast that dies auch, aber er wiederholte seinen Spruch. Als der Brautvater Mut faßte und mit ihm wirklich anstoßen wollte, da wies er ihn zurück mit den schrecklichen Worten: „Ich trinke nicht mit dir, dein Becher ist mit Blut gefüllt!" Vor Schreck über diese Worte ließ Dietbold den Becher fallen — da sahen die entsetzten Gäste, wie ans demselben rotes Blut über das weiße Tischtuch hinab aus den Boden floß. Der Mönch führte gleichzeitig drohend hinzn, der Reiche werde bald ärmer sein als der ärmste Bettler in Köln, denn das Maaß seiner Sünde sei voll. Nun ergriff den Kauf- Herrn fürchterliche Wut, er rief laut aus: „Eher kriechen die gesottenen Krebse dort aus der Schüssel, ehe meine Habe zu Grunde geht!" Nach diesen Worten befahl er seiner Dienerschaft, den Frechen hinaus- zuwerfen; ehe dieselben sich aber an den Fremden vergreifen konnten, er- schütterte ein Donnerschlag das Haus in seinen Grundmauern, Blitze fuhren durch die Fenster, die rotgesottenen Krebse krochen aus den Schüsseln, auf denen sie ausgetragen waren, über den Tisch, und der Mönch, auf den der Kaufherr mit gezücktem Schwerte losstürzte, ver- schwand in der Erde. Plötzlich kamen Flammen aus allen Ecken des Saales heraus. Brautpaar und Gäste hatten genug zu thun, ihr Leben zu retten, alles; das Haus und die gefüllten Speicher, waren mit Tages-

6. Teil 3 - S. 159

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 159 — das Gebirge und bildete eine Schlucht, durch die das Wasser absloß, so daß die Thäler und Tiefen nach und nach srei wurden. Als der Teufel sah, daß ihm das Spiel verdarben war, geriet er in Wut, erhob sich in die Luft, eilte in die Höhen, packte einen ganzen Berg, nahm ihn auf den Rücken und wollte ihn in die Schlucht stopfen und so die Bergscharte zudämmen. Doch die Last wurde ihm unterwegs zu schwer; an der Grenze des heutigen lippischen Landes fiel er mit seiner Bürde zu Boden, und die Masse begrub ihn. Tie Höhe heißt jetzt Bonstapel oder Boben- stabel, und noch soll der Teufel dort sitzen und von Zeit zu Zeit rumoren. Die Bergschlucht aber ist die westfälische Psorte. Grösse. U 8. jder westfälische Pumpernickel. - Emst reiste ein Franzose durch Westfalen, dem wollte das schwarze^ dort übliche, Pumpernickel genannte Brot nicht munden. Er reichte es seinem Pferde mit den Worten: „Bon pour Nickel!" b. h. gut für Nickel. Nickel war aber der Name seines Pferdes. So soll das westfälische Brot seinen Namen bekommen haben. Andere sagen, es habe denselben von dem Backer Nickel Pumper, der es im 16. Jahrhundert zu Osna- brück zuerst gebacken habe. 9. Der grosze Rosenstock am Dome zu Hildesheim. Der Kaiser Ludwig, der eiu frommer Mann war, trug stets einen Rosenkranz zum Gebete bei sich. Als er einst auf der Jagd war im Walde Hils, von dem die Stadt Hildesheim ihren Namen erhalten haben soll, verlor er denselben. Das verursachte dem Kaiser großes Herzeleid; alle seine Diener mußten das verlorne Kleinod suchen, und er gelobte und sprach: „Wo der Rosenkranz wiedergesunden wird, da will ich eine Kapelle bauen lassen zur Ehre Gottes, meines Herrn." Endlich sand man ihn an dem Zweige eines wilden Rosenstocks, der stand in voller Blüte, obgleich es mitten im Winter war und hoher Schnee die Gegend bedeckte. Der Kaiser hielt sein Gelübde und ließ an der Stelle eine Kapelle bauen, die war das erste Gebäude von Hildesheim; auch verlegte er deu Bischofsplatz, den sein Vater Karl der Große zu Elze errichtet hatte, hierher. Wo der Rosenstock gestanden hatte, war jetzt der Altar des Gotteshauses. Die Wurzeln aber trieben unter dem Mauerwerke einen neuen Schößling hervor, und der wuchs sröhlich und blieb auch verschont, als die spätere Domkirche durch eine Feuersbrunst eingeäschert wurde. An der nördlichen Mauer des nenen Domes ist er wie ein Wein- stock emporgewachsen, seine Krone ist gegen 9 na hoch, während sie sich

7. Teil 3 - S. 166

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 166 — das Fräulein sich am Waldessaume umschaute, ging er wieder wie vor- her dem Pfluge nach und zog Furchen. Nach Pfeil. 17. Eh leb' die fröhlich Pfalz! Pfälzer Mundart. Ich kenn' e Land am deitsche Rhei', deß glänzt vun Glick im Sunneschei', do saa'n ich: „Gott erhalt's!" Vum milde Himmel iwwerschpannt, bringt Korn im Wei' deß schöne Land nn schreibt sich „fröhlich Pfalz!" Wie schtrerft sich lang im weit deß Land! Hie' zieht d'r Rhei' sei' Silwerband, nn drowwe ragt die Hardt! Do schafft d'r Winzer froh fei' Werk, die Axt klingt hell am Duuuerschberk als fix uff Pälzer Art. Und ans d'r alte Zeire Nacht red't mancher Schtaa vun alter Pracht; jetzt schlingt sich Epich drum; un aus der Schladt' int Derser Zahl hebt majeschtetisch sich em Dahl d'r alte Kaiserdumm. Un wann de Schiern am Himmel fchteh' nn owens sich deß Land beseh' en seiner Summerpracht: do rauscht's am Schtrom mit Hellem Klang, un fröhlich zieht's wie Luscht un Sang dorch Berk un Dahl bei Nacht. Deß eß un bleibt e deitsches Land, jctz raicht's em Elsaß schtolz die Hand un ruht en sichre Hut; daun jetzt nennt's lau Franzos meh sei', doforr do sorgt die Wacht aam Rhei' mit Kraft un deitschem Mut. Herr Gott, wie eß deß Land so schee'! Ich trink ahns uff fei' Wohlcrgeh', nn nochmools: „Gott erhalt's! Eß leb' sei' Luft, es leb' fei' Wei', Eß leb' sei' Glick, sei' Sunneschei', Eß leb' die fröhlich Pfalz!" Elard Bringleb. Druck von Brückner & Niemann.

8. Teil 3 - S. 150

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 150 — Die Frau — es war die Schwiegertochter der Mutter Hidden — ließ den Bettler in die Stube eintreten, in welcher nur noch wenige Kohlen glimmten, während in einer Ecke des Zimmers zwei halbnackte Kinder aus eiuem Haufeu alter Lumpen schliefen. Sie brachte dem er- müdeten Greise eine warme Suppe, die sich dieser wohlschmecken ließ, dann bereitete sie ihm ein Lager von Binsen und Schilf auf der Erde. Er legte sich nieder und schlief bald ein. Die Frau blieb uoch auf und wartete ängstlich auf ihren Mann, der ans den Fischfang ausgefahren war, um etwas für Frau und Kinder zu verdienen. Als derselbe am andern Morgen noch nicht zu Hause war, sprach der Fremde der be- kümmerten Frau Mut du; er meinte, ihr Mann werde wegen des Un- Wetters irgendwo ein Unterkommen gesucht und gefunden haben. Der Gast entfernte sich wieder; ehe er aber fortging, sagte er: „Gebt Acht, gute Frau, die Arbeit, die ihr heute zuerst beginnt, wird ench den ganzen Tag gelingen!" Nachdem der Mann sort war, holte die Fran ein Stückchen Lein- wand aus der Lade, um soviel abzuschneiden, als sie zu einem Hemdchen für ihr jüngstes Kind bedurfte. Sie nahm die Elle, nin ansznmesfen, wieviel sie noch übrig behalten werde, aber je länger sie maß, desto mehr behielt sie noch zu messen übrig; schließlich hatte sie in der Stube gar keinen Raum mehr und so maß sie denn bis zum Hause hinaus, und als ihr Mann zurückkehrte, hatte sie soviel Leinwand gemessen, daß der Haufen bis zum Dache 'der Hütte reichte. Nun konnte sie die Elle nicht mehr halten, sie hörte auf, und da war auch das Stück zu Ende. Sobald die Nachbarn erfuhren, welchen Segen der alte fremde Mann in das Haus gebracht hatte, kamen sie von allen Seiten herbei, um die schöne weiße Leinwand zu kaufen. Und da sich die Leute im Preise überboten, waren die Armen schnell aus alker Not. Die Kuude von dem Glücke der armen Fischerfamilie gelangte anch zur Schwiegermutter, zur Frau Hidden. Natürlich machte sie sich nun Vorwürfe darüber, daß sie den Bettler von der Thür gewiesen hatte. Der Gedanke, daß sie ebenso glücklich wie die junge Frau sein könnte, ließ ihr keine Ruhe; sie wanderte umher und suchte den alten Mann, und nachdem sie ihn gefunden, lud sie ihn ein, indem sie hinzufügte, sie sei an jenem Abende in einer gereizten Stimmung gewesen. Der Alte erschien am Abende. Als er am andern Morgen fortging, verabschiedete er sich mit demselben Versprechen, mit dem er sich einige Tage zuvor von der Schwiegertochter getrennt hatte. Frau Hidden war nun voller Freude, endlich am Ziel ihrer Wünsche zu sein; sie beschloß, die Arbeit zuerst zu beginnen, von der sie sich den meisten Vorteil ver- sprach: Geld zählen. Schon hatte sie ans dem Kasten 'einen alten, ledernen Beutel geholt und wollte ihn eben ausschütten, um zu zählen, da hörte sie ein klägliches Brüllen aus dem Stalle und nun besann sie sich erst, daß sie am gestrigen Tage vergessen hatte, die Kuh zu tränken.

9. Teil 3 - S. 152

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 152 — Schon meinten die Gesellen, ihr letztes Stündlein sei erschienen, da kam einer von ihnen auf den glücklichen Einfall, beherzt zu antworten: „Mächtiger Höllenfürst, halte ein und höre mich an! Wir versprechen dir zu Willen sein und in der Nähe des Domes ein Wirtshaus zu bauen." „Gut," sprach der Teufel, „ich bin damit einverstanden, doch rate ich euch, haltet Wort, sonst wird euer Bau niemals beendet werden. Und damit ihr des Versprechens eingedenk bleibt, schleudre ich diesen Stein auf den Platz herab." Krachend stürzte der Stein auf den Platz vor der Kirche; dort liegt er heute noch. — Die Gesellen hielten Wort. Sie bauten an der be- stimmten Stelle ein Haus mit mehreren großen Kellern. Dieses Haus nannte man den Domkeller. Auch der Tom wurde vollendet und am 9. November 859 feierlich eingeweiht. Nach Pfeil. 3 Die Keule vom Thore zu Jüterbogk. In Jüterbogk hängt an einem Thorflügel eine hölzerne Keule von mehreren Fuß Länge. Darunter ist eine Tafel befestigt, aus der ge- schrieben steht: „Wer seinen Kindern giebt das Brot und leidet nachher selber Not, den schlagt mit dieser Keule tot." Davon wird erzählt, es sei einmal ein reicher Mann gewesen, der habe drei Söhne gehabt, denen er bereits bei Lebzeiten all sein Vermögen gegeben, sodaß er nachher selbst habe darben müssen, da ihn keines seiner Kinder habe unterstützen wollen. Als er nun gestorben, sind seine Kinder gekommen, um zu sehen, ob nicht noch etwas zu erben übrig sei, aber da haben sie nichts als einen grvßen schweren Kasten gefunden, und als man ihn geöffnet, ist er mit schweren Steinen angefüllt gewesen und darunter hat die Keule mit der Tafel gelegen und eine Verordnung, daß man beides am Stadtthore aufhängen solle. Und das ist denn auch geschehen. W. Schwarz. 4. Der Rabe zu Merseburg. Au vielen Häusern der alten Stadt Merseburg sieht nian noch hente einen Raben über den Thüren in Stein gehauen, der einen Ring im Schnabel hält. Den Gruud zu diesen Bildern soll folgende Begeben- heit gegeben haben. In den Jahren 1466 bis 1514 war Thilo von Throtha Bischof von Merseburg. Ties war ein strenger, jähzorniger Mann, der sich zu seinem Vergnügen einen Raben hielt, welcher ihm durch sein lustiges Ge- bahren und Schwatzen viel Spaß machte. Einst war dem Bischof ein

10. Teil 3 - S. 153

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 153 — kostbarer Ring weggekommen, den er von feinem Busenfreunde, dem Bischof Gerhard von Meißen, zum Geschenk erhalten hatte. Nun hatte der Bischof einen alten, wegen seiner Rechtschaffenheit allgemein geachteten Kammerdiener und einen etwas jüugeren Leibjäger. Letzterer trng aber schweren Groll gegen ersteren im Herzen, weil er glaubte, daß jener ihm hinderlich sei, wie er es wünsche, in der Gunst seines Herrn zu steigen. Derselbe hatte den Raben verschiedene Worte gelehrt, unter anderen auch den Spruch: „Hans Dieb!" Als nun der Bischof, nachdem er den Dieb- stahl erfahren, außer sich vor Zorn alle seine Leute streng befragte, um den Dieb herauszubekommen, da schrie der Rabe auf einmal: „Hans Dieb! Hans Dieb!" Unglücklicherweise hieß oer alte Kammerdiener Johannes, und der Bischof hielt den Spruch des Vogels gerade in diesem Augenblicke für ein Gottesurteil; trotz alles Leugnens und Beteuerns seiner Unschuld wurde der Greis ergriffen, ins Gefängnis geworfen, vor das bischöfliche Gericht gestellt und lediglich auf deu durch das Vogel- geschrei erregten Verdacht hin verurteilt und hingerichtet. Einige Zeit nachher trng es sich zu, daß bei einem heftigen Sturme das Rest des Rabeu vom Turme herabstürzte; darin fand sich mancherlei güldenes und silbernes Kleinod und auch des Bischofs Ring, um den der fromme Kammerdiener unschuldig hingerichtet worden war. Das traf des Bischofs hartes Herz wie ein Blitzstrahl, und es ergriff ihn eine bittere Reue wegen seines Jähzorns, der ihn zu dem ungerechten Urteile veran- laßt hatte. Er legte sein bisheriges Familienwappen ab und nahm ein neues an, d. h. er setzte in das Schild einen Raben, der einen Ring im Schnabel trug, und oben aus der Krone hoben sich zwei Arme und Hände, deren Finger einen Ring faßten. Dieses Wappen ließ der Bischof überall anbringen, damit es ihn stets an seine Unthat erinnern möge und zu steter Buße mahne, innen und außen am bischöflichen Palast, im Dome, an den Mauern, in den Zimmern, auf deu Gängen, auch an vielen Häusern der Stadt. Dasselbe Wappen und über demselben das Bild des hingerichteten Kammerdieners mit aufgehobenen Händen ohne Kopf erblickt man auch an seinem messingenen Grabdenkmale, welches im Dome zu Merseburg errichtet worden ist. Zum ewigen Andenken an diese Begebenheit wird noch heute ein Rabe in einem stattlichen Käfig auf dem äußeru Schloßhofe zu Merse- bürg gehalten. Der Wärter desselben genießt eine Pension von 12 Scheffeln Korn und 12 Thalern, muß aber, wenn der Rabe stirbt, einen andern anschaffen. Marie Schäling. 5* Die Krebse zu Köln. Die Stadt Köln war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handels- städte, namentlich blühte das Tuchmacherhandwerk daselbst, und viele Kölner Kaufleute ließen ihre Schiffe auf der See gehen, wie die
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