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1. Teil 3 - S. 11

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 11 — ist, daß ein Einbrechen nicht zu befürchten steht, fährt alle Welt auf Schlittschuhen, das alte Mütterchen, das sich Leseholz zur Feuerung sammelt, nicht minder, wie der Briefträger oder der rüstige Bursche, der auf Arbeit in die entfernte Stadt eilt. Die Minder fahren auf Schlittschuhen zur Schule, der Arzt zu seinem Kranken, Männer und Weiber zur Kirche, zu Nachbarsleuten auf Besuch oder in die Schenke zum Tanze. Zusammenfassung und Einpräguug. Der Spreewald. 1. Lage des Spreewaldes. 2. Wohnungen im Spreewalde. (Lage und Einrichtung.) 3. Wiese und Wald im Spreewalde. 4. Verkehr im Spreewalde. (Sommer — Winter.) 5. Bewohner des Spreewaldes. (Abstammung — Kleidung — Sitten und Gebräuche — Beschäftigung.) A. vergleich.*) a. 1. Stelle die Bodenarten, die die Mark Brandenburg aufweist, zusammen und vergleiche sie in Bezng auf ihren Wert. a. Ackerland. (Roggen, Weizen, Rüben.) b. Wiese. (Oderbruch und Spreewald besonders — Viehzucht, Heuhandel.) c. Wald. (Kiefern, Eichen, Buchen — Jagd, Holzhandel.) d. Moor. (Fehrbellins Umgegend — Torsstechereien.) e. Sandslächen. 2. Vergleiche den Oderbruch und den Spreewald! a. Beide sind entstanden infolge mangelnden Gefälles des Flusses. Das Wasser ist gleichsam in Verlegenheit, welchen Weg es wählen soll, und verbreitet sich daher netzartig nach allen Richtungen. d. Beide Gegenden waren einst nnwirtsame Gegenden, teilweise be- wachsen von undurchdringlichem Walde, teilweise bedeckt mit Binsen, Schilf und Schlamm. c. Beide Gegenden sind durch den Fleiß und das Geschick der Menschen zu bewohnbaren und fruchtbaren Landstrichen umgewandelt worden. (Kanalisierung.) *) Es kommen hier beide Seiten der Assoziation zur Geltung, nämlich 1. unter a. diejenige, die durch Herstellung vielfacher Verknüpfung, Reihenbildung ?c. den Gebrauch des Wissens sichern will, und 2. unter b. die, welche das Absondern des Begrifflichen zum Zielpunkt hat.

2. Teil 3 - S. 117

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 117 — Nachdem die Kinder angegeben haben, wie die genannten Festtage bei uns gefeiert werden, wird folgender Stoff erarbeitet. 1. Der Sonntag im elsäfxischen Dorfe. Am Sonntag trifft man nachmittags in einem elsäßischen Dorfe die Bevölkerung in Gruppen beisammen. Die Alten sitzen beim Schoppen, trinken den Wein der eigenen Feldmark, das helle, selbstgebraute Bier, sprechen „vom Prüß und vom Schwobe" und verabreden wohl auch eine Verlobung. Währenddem schieben die Burschen, die kurze Pfeife im Munde, mit der kurzen Jacke bekleidet, unverdrossen die großen, ungefügen Kegeln nach den weitauseiuanderstehenden Kegeln. Die Mädchen aber gehen Arm in Arm in langer Reihe auf der Dorfgasse auf und nieder singend und plaudernd. 2. Das Johannisfest im elsäßischen Dorfe. Am Abend des Johannistages werden Feuer angezündet, durch welche die Knaben hindurchspringen. Auf den benachbarten Höhen kommt man zusammen und schleudert brennende, aus harzigem Holze geschnittene Scheiben in die Luft. Wie Raketen stiegen „Schiwälä" (Scheibchen, denen man mit Stäbchen einen besonderen Schwung zu geben versteht) durch die Nacht. 3. Hochzeit im elsäßischen Dorfe. Schon 8 oder 14 Tage vor der Hochzeit werden die Gäste vom Bräutigam und dem Brautführer eingeladen. Der Hut des letzteren ist mit Bändern, Rosmarin und künstlichen Blumen geschmückt, und auch an der Reitpeitsche und dem Zaum der Pferde sind bunte Bänder zu be- merken. Vor jedem Hause eiuer Familie, die eingeladen wird, erdröhnt ein Pistolenschuß. Die Einladungsformel wird von dem Brautführer in Reimen hergesagt. Am Morgen des sorgfältig ausgewählten Trautages erscheinen der Brautführer und eine der Brautjungfern vor der Wohnung des Pfarrers, melden sich mit einem Pistolenschuß an und überbringen dem geistlichen Herrn eine Flasche Wein, die „Brautsuppe" (wobei ein gewaltiges Stück Rindfleisch die Hauptrolle spielt), sowie ein Schnupstuch, aus welchem ein Stengel Rosmarin herausragt. Bei der Hochzeit trügt die Braut ein aus Flittergold verfertigtes Häubchen, das, auf dem Wirbel sitzend, einer goldenen Krone gleichsieht. Ein rotes seidenes Band wallt weit über ihren Rücken hinab. Im übrigen gehen Bräutigam und Braut in schwarzer Abendmahlskleidung. Der Bräutigam schreitet im Zuge an der Seite des Pfarrers, die Braut an der des Brautführers; die Tauf- paten, welche im Elsaß sehr hoch gehalten werden, folgen gleich hinter den Eltern des Brautpaares. Junge Burschen, die auf dem Kirchhofe mit ihren Flinten und Pistolen bereitstehen, geben bei der Ankunft des Zuges einige Salven. Auch in dem Augenblicke, wo der Bräutigam der Braut vor dem Altare den Ring ansteckt und der Geistliche seinen Segen

3. Teil 3 - S. 82

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 82 — 2. Die reusjischen Fürstentümer. Der Besitz der reußischen Fürsten umfaßt zwei Elsterlandschaften und eine Saalelandschaft. Die beiden an der Elster liegenden Gebiete sind durch ein Stück von Sachsen- Weimar von einander getrennt. Wir können daher eine nördliche und eine südliche Elsterlandschaft unterscheiden. Die südliche Elsterlandschaft mit der Stadt Greiz bildet das Fürstentum Reuß ältere Linie. Die nördliche Elsterlandschaft mit der gewerbreichen Stadt Gera und das an der Saale gelegene Gebiet machen den Besitzstand des Fürstentums Reuß jüngere Linie aus. Das Fürstentum Reuß jüngere Linie besteht demnach aus zwei von einander völlig getrennten Teilen. Zur sachlichen Besprechung. a. Woher mag die Bezeichnung „ältere und jüngere Linie" rühren? (Die reußischen Lande waren früher in einer Hand vereinigt. Im Mittelalter aber teilten sich zwei Brüder in den Besitzstand. Seit- dem giebt es zwei Fürstentümer Reuß. Die Nachkommen des älteren Bruders nennen sich noch heute die ältere, die des jüngeren die jüngere Linie.) b. Vergleiche die beiden Fürstentümer hinsichtlich ihrer Größe! (Renß jüngere Linie ist über noch einmal so groß!) c. Schematische Darstellung an der Wandtafel! j. L. S.-Weimar. j. L. ä. L. c. Ziel: Wir untersuchen, ob sich die thüringischen Staaten derselben Vorzüge erfreuen, wie das benachbarte Königreich Sachsen. Die Schüler geben zunächst noch einmal kurz und übersichtlich die Vorzüge an, die das Königreich Sachsen besitzt. (Vergl. S. 69—75.)

4. Teil 3 - S. 149

1895 - Leipzig : Wunderlich
Deutsche Sagen, die im Anschluß an vorstehende Präparationen dargeboten werden können. 1. Wie die Insel Hiddensee entstand.^) An der Westseite der Insel Rügen liegt die schmale Insel Hidden- see. Sie sollen beide früher miteinander verbunden gewesen, aber der Sage nach durch folgende Begebenheit getrennt worden sein. An einem Novemberabend war es, als der Sturm über die Felder und durch die entlaubten Eichenwälder der Insel Rügen sauste. Namentlich litt unter der Wut des Sturmes ein kleines Fischerdörfchen auf der nordwestlichen Spitze der Insel; gewiß wären die Strohhütten fortgeführt worden, hätte man nicht die Dächer mit schweren Steinen beschwert. Nur eine der Hütten war in etwas besserem Zustande; sie gehörte einer Witwe, Mutter Hidden, die, abgeschlossen von den Nach- barn, mit ihrer Kuh allein lebte. Mutter Hidden war nicht arm, denn ihr verstorbener Mann hatte ihr Geld und Sachen hinterlassen, aber sie gab niemandem etwas davon, ja sie verstieß sogar ihren einzigen Sohn, weil dieser ein armes Mädchen zur Frau genommen hatte. Während draußen noch der Sturm wütete, saß Frau Hidden vor einem düsterm Torffeuer auf der Ofenbank. Da klopfte es an die Thür. Anfänglich stellte sich die Alte als höre sie nichts; da aber das Klopfen nicht nachließ, öffnete sie die Thür; sie erblickte einen alten Mann in grauer Kutte, der sie befcheideutlich um ein Nachtlager und um etwas Abeudbrot bat. Da kam er aber recht an. Frau Hidden schlug ihm die Thür vor der Nase zu und rief hinaus, sie habe selber nichts und könne das Wenige nicht noch mit Bettlern teilen. Trotz Sturm und Wetter wanderte der Alte weiter, gelangte an das Ende des Dorfes und pochte an die Thür des letzten Hauses. Gleich kam eine junge Frau heraus, der er seine Bitte um Abendbrot und Nachtlager ebenfalls vortrug. *) Zu Pommern S. 16.

5. Teil 3 - S. 10

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 10 — tiefsten Trauer. Aber nicht allein die Bekannten und Verwandten sollen um den Verstorbenen trauern, auch sein Vieh soll teilnehmen an der all- gemeinen Traurigkeit. Kaum hatte der Verstorbene seine Augen für immer geschlossen, so ging der älteste Sohn in das Bienenhaus, klopfte an jeden Bienenstock und sprach: Bienchen, Bienchen stehet ans! Euer Wirt ist gestorben! Und als der Sarg aus dem Hause in den Kahn getragen wurde, ging der Sohn in den Stall, störte das Vieh auf, streute ihm Futter und wehklagte: Stehet aus, Stehet auf! Soeben tragen sie euren Wirt hinaus und nie kehrt er wieder! Wir beendigen unsere Fahrt, denn der Abend naht. Nebelschleier breiten sich über Wiese, Wald und Wasser. Aus dem Schilf am Ufer der Wasserstraßen tönt das Quaken der Frösche. Wir haben genug ge- sehen und bitten unseren Fährmann, uns zu einem Gasthause zu fahren, wo wir ausruhen können von unserer Reise. Wiedergabe durch die Kinder. Zur sachlichen Besprechung. a. Wir haben bei den Bewohnern des Spreewaldes eine Reihe Sitten und Gebräuche beobachtet, die sich bei uns nicht finden. Wie ist dies zu erklären? (Die Bewohner des Spreewaldes gehören dem deutschen Volksstamme nicht an, es sind Wenden. Sie sprechen noch heute die Sprache, die ihre Väter vor tausend Jahren redeten, singen noch immer die schwermütigen, eintönigen Volkslieder aus alter Zeit und halten an den Sitten und Gebräuchen fest, die einst im Wendenlande zu finden waren. — Kleidung, Gebräuche bei Hochzeiten und Begräbnissen, Trauerfarbe u. f. w.) b. Wie mag es in den Bauernhäusern aussehen, die auf den Inseln im Spreewalde stehen? Die meisten Häuser sind einstöckig und haben nur drei Räume, nämlich eine Stube, einen Schlafraum und die „Hölle". Der zuletzt genannte Raum dient als Küche und zum Aufenthalt für die Großeltern. Das Haus besitzt mir einen Ofen, der Stube und Küche zugleich wärmt. Neben dem Hause sind die Stallungen, in denen sich selten Pferde (Warum?) meist aber sehr viele Enten, Gänse (Warum?) und Schweine vorfinden. c. Wie verwenden die Spreewäldler das, was sie in Wiese und Garten erbauen? Auf Kähnen bringen die Bewohner Heu und Gemüse in die nächsten Städte, insbesondere nach Lübbenau. Hier er- scheinen Händler aus allen Gegenden, z. B. viele aus Berlin, um Ein- käufe zu machen. Oft halten in Lübbenau gleichzeitig 299—399 Kähne, die mit Meerrettig beladen sind. 6. Wie verkehren die Bewohner des Spreewaldes imwinter miteinander? Bei Beginn des Winters sind die Spreewäldler schlecht daran. Das Eis, welches die Wasserstraßen bedeckt, ist noch zu schwach, um Menschen oder Schlitten tragen zu können, aber doch stark genug, um dem Kahne den Weg zu versperren. Sobald aber das Eis so stark

6. Teil 3 - S. 150

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 150 — Die Frau — es war die Schwiegertochter der Mutter Hidden — ließ den Bettler in die Stube eintreten, in welcher nur noch wenige Kohlen glimmten, während in einer Ecke des Zimmers zwei halbnackte Kinder aus eiuem Haufeu alter Lumpen schliefen. Sie brachte dem er- müdeten Greise eine warme Suppe, die sich dieser wohlschmecken ließ, dann bereitete sie ihm ein Lager von Binsen und Schilf auf der Erde. Er legte sich nieder und schlief bald ein. Die Frau blieb uoch auf und wartete ängstlich auf ihren Mann, der ans den Fischfang ausgefahren war, um etwas für Frau und Kinder zu verdienen. Als derselbe am andern Morgen noch nicht zu Hause war, sprach der Fremde der be- kümmerten Frau Mut du; er meinte, ihr Mann werde wegen des Un- Wetters irgendwo ein Unterkommen gesucht und gefunden haben. Der Gast entfernte sich wieder; ehe er aber fortging, sagte er: „Gebt Acht, gute Frau, die Arbeit, die ihr heute zuerst beginnt, wird ench den ganzen Tag gelingen!" Nachdem der Mann sort war, holte die Fran ein Stückchen Lein- wand aus der Lade, um soviel abzuschneiden, als sie zu einem Hemdchen für ihr jüngstes Kind bedurfte. Sie nahm die Elle, nin ansznmesfen, wieviel sie noch übrig behalten werde, aber je länger sie maß, desto mehr behielt sie noch zu messen übrig; schließlich hatte sie in der Stube gar keinen Raum mehr und so maß sie denn bis zum Hause hinaus, und als ihr Mann zurückkehrte, hatte sie soviel Leinwand gemessen, daß der Haufen bis zum Dache 'der Hütte reichte. Nun konnte sie die Elle nicht mehr halten, sie hörte auf, und da war auch das Stück zu Ende. Sobald die Nachbarn erfuhren, welchen Segen der alte fremde Mann in das Haus gebracht hatte, kamen sie von allen Seiten herbei, um die schöne weiße Leinwand zu kaufen. Und da sich die Leute im Preise überboten, waren die Armen schnell aus alker Not. Die Kuude von dem Glücke der armen Fischerfamilie gelangte anch zur Schwiegermutter, zur Frau Hidden. Natürlich machte sie sich nun Vorwürfe darüber, daß sie den Bettler von der Thür gewiesen hatte. Der Gedanke, daß sie ebenso glücklich wie die junge Frau sein könnte, ließ ihr keine Ruhe; sie wanderte umher und suchte den alten Mann, und nachdem sie ihn gefunden, lud sie ihn ein, indem sie hinzufügte, sie sei an jenem Abende in einer gereizten Stimmung gewesen. Der Alte erschien am Abende. Als er am andern Morgen fortging, verabschiedete er sich mit demselben Versprechen, mit dem er sich einige Tage zuvor von der Schwiegertochter getrennt hatte. Frau Hidden war nun voller Freude, endlich am Ziel ihrer Wünsche zu sein; sie beschloß, die Arbeit zuerst zu beginnen, von der sie sich den meisten Vorteil ver- sprach: Geld zählen. Schon hatte sie ans dem Kasten 'einen alten, ledernen Beutel geholt und wollte ihn eben ausschütten, um zu zählen, da hörte sie ein klägliches Brüllen aus dem Stalle und nun besann sie sich erst, daß sie am gestrigen Tage vergessen hatte, die Kuh zu tränken.

7. Teil 3 - S. 152

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 152 — Schon meinten die Gesellen, ihr letztes Stündlein sei erschienen, da kam einer von ihnen auf den glücklichen Einfall, beherzt zu antworten: „Mächtiger Höllenfürst, halte ein und höre mich an! Wir versprechen dir zu Willen sein und in der Nähe des Domes ein Wirtshaus zu bauen." „Gut," sprach der Teufel, „ich bin damit einverstanden, doch rate ich euch, haltet Wort, sonst wird euer Bau niemals beendet werden. Und damit ihr des Versprechens eingedenk bleibt, schleudre ich diesen Stein auf den Platz herab." Krachend stürzte der Stein auf den Platz vor der Kirche; dort liegt er heute noch. — Die Gesellen hielten Wort. Sie bauten an der be- stimmten Stelle ein Haus mit mehreren großen Kellern. Dieses Haus nannte man den Domkeller. Auch der Tom wurde vollendet und am 9. November 859 feierlich eingeweiht. Nach Pfeil. 3 Die Keule vom Thore zu Jüterbogk. In Jüterbogk hängt an einem Thorflügel eine hölzerne Keule von mehreren Fuß Länge. Darunter ist eine Tafel befestigt, aus der ge- schrieben steht: „Wer seinen Kindern giebt das Brot und leidet nachher selber Not, den schlagt mit dieser Keule tot." Davon wird erzählt, es sei einmal ein reicher Mann gewesen, der habe drei Söhne gehabt, denen er bereits bei Lebzeiten all sein Vermögen gegeben, sodaß er nachher selbst habe darben müssen, da ihn keines seiner Kinder habe unterstützen wollen. Als er nun gestorben, sind seine Kinder gekommen, um zu sehen, ob nicht noch etwas zu erben übrig sei, aber da haben sie nichts als einen grvßen schweren Kasten gefunden, und als man ihn geöffnet, ist er mit schweren Steinen angefüllt gewesen und darunter hat die Keule mit der Tafel gelegen und eine Verordnung, daß man beides am Stadtthore aufhängen solle. Und das ist denn auch geschehen. W. Schwarz. 4. Der Rabe zu Merseburg. Au vielen Häusern der alten Stadt Merseburg sieht nian noch hente einen Raben über den Thüren in Stein gehauen, der einen Ring im Schnabel hält. Den Gruud zu diesen Bildern soll folgende Begeben- heit gegeben haben. In den Jahren 1466 bis 1514 war Thilo von Throtha Bischof von Merseburg. Ties war ein strenger, jähzorniger Mann, der sich zu seinem Vergnügen einen Raben hielt, welcher ihm durch sein lustiges Ge- bahren und Schwatzen viel Spaß machte. Einst war dem Bischof ein

8. Teil 3 - S. 155

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 155 — anbruch von der Feuersbrunst verzehrt. Von dem Kaufherrn und seinen Gästen gab nichts mehr Kunde. Jahre vergingen, die Brandstätte in der Brückenstraße blieb unauf- gebaut, denn niemand wollte den Grund und Boden übernehmen, auf dem sich so Fürchterliches zugetragen hatte. Die Tochter des Kauf- Herrn war wenige Tage nach jenem Schreckenstage gestorben, ihren Vater glaubte man von den Trümmern des eingestürzten Hauses erschlagen und andere Erben hatten sich nicht eingefunden, überhaupt war auch nichts zu erben, denn kurz nach dem schrecklichen Ereignisse hatten unvorhergesehene Unglücksfälle alles Eigentum Dietmolds verzehrt. Eines Abends erschien ein alter Mann bei dem in der Kirche zu St. Columban im Beichtstuhle sitzenden Priester und bat diesen, ihm zu folgen und einem Sterbenden die letzte Wegzehrung zu geben. Der Priester machte sich auf den Weg und folgte seinem Führer bis in eine am Ende der Stadt liegende ärmliche Hütte, in welcher er aus elendem Lage einen Sterbenden antras. Dieser gestand, daß er der todtgeglanbte Dietbold sei; er beichtete alle seine Sünden und teilte noch mit, daß er durch seinen treuen alten Diener aus den Flammen gerettet und hier in diese Hütte geschafft worden sei. Mit seinem Diener habe er späterhin oft des Nachts die Brandstätte besucht und daselbst aus dem Schutte noch ziemlich viel seiner Habe gerettet; diese möge jetzt der Priester aus seinen Händen in Empfang nehmen und den größten Teil unter diejenigen ver- teilen, die er in seinem Leben betrogen habe, zu welchem Zwecke er ihm ein Verzeichnis von Namen einhändigte. Den Rest bestimmte er aber dazu, daß Messen für sein Seelenheil gelesen werden sollten. Der Geist- liche versprach feierlich, diese Wünsche zu erfüllen. Bald daranf starb Dietbold reumütig; sein alter Diener trat in das Kloster, dem der Priester angehörte. An der Stelle, an welcher sonst das Haus des Reichen stand, ward ein neues stattliches Gebäude errichtet und über der Thür desselben das Standbild eines Greises angebracht, der zur Erinnerung an das Schicksal Dietbolds in der Rechten einen großen Krebs hielt. Dieses Denkmal befand sich bis zum Jahre 1817 in einer Spitzbogennische des ehemaligen Nesselroder Hofes auf der Brückenstraße. Seit jener Zeit kam es weg, weil es ganz verwittert war. Jetzt befindet es sich in dem sogenannten Wallrasfiannm zu Köln. Nach Pfeil. 6. Der Schelm von Bergen. Auf dem Römer zu Frankfurt am Main war Maskenball; es galt der Krönungsfeier Karls des Großen. — Hierzu waren in dem glänzend erhellten Saale viele Fürsten und Ritter versammelt in ihren Prachtgewändern und in den verschiedensten

9. Teil 3 - S. 165

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 165 — Is. Das Riesenspielzeug. Vor vielen vielen Jahren stand in Elsaß eine Burg, Niedeck ge- heißen. Auf ihr hauste ein Riesengeschlecht, das den Menschen freundlich gesinnt und zur Hilfe iu der Not bereit War. Die Burg lag tief im Walde versteckt, und es bedurfte vieler Riesenschritte, um zu den Wohnungen der Menschen zu gelangen. Darum war auch das Riesenfränlein über die Maßen verwundert, als es eines Tages weiter als gewöhnlich, bis an den Saum des Waldes, ihren Spaziergang ausgedehnt hatte und plötzlich eine weite Fläche Ackerland vor sich sah. Was aber ihre Ver- wunderung noch mehr steigerte, war ein Bauer, der hinter dem mit zwei Pferden bespannten Pfluge herging und pflügte. „Das ist ein prächtiges Spielzeug, wart, dich nehm ich mit nach Haus!" So rief sie voller Freuden und klatschte in die Hände, daß es weit hinaus schallte und Bauer und Pferde stutzten. Dann lies sie ans den Bauer mit seinem Gespann zu, kniete nieder, strich alles, Pferde, Pflug und Bauer in ihre Schürze und trat fröhlich den Heimweg an. Der Riesenvater daheim war voller Neugierde, was seinem Töchterchen so überaus Freundliches widerfahren sein möchte, denn etwas Gutes mußte es sein; das erkannte er an ihrem lachenden Gesichte und ihrem freudigen Zuwinken. „Was hast du denn, Kind?" fragte der Alte, als sein Töchterchen ins Zimmer eingetreten war, „dn bist ja ganz außer dir vor Freude! Laß doch sehen, was bringst du denn da in deiner Schürze?" Ach, Vater, jubelte das Kind, ein prächtiges, lebendiges Spielzeug. Nach diesen Worten öffnete sie ihre Schürze und stellte alles, Pferde. Pflug und Bauer auf den Tisch vor den Vater hin. Der Riesenvater aber runzelte die Stirn, wiegte gar bedenklich das Haupt hiu und her und sprach: „Kind, was hast du an- gerichtet! Du hast deu Bauer vou seiner Arbeit im Felde weggenommen und wähnst, du habest dir ein Spielzeug nach Hause gebracht. Merke dir: Der Bauer ist der nützlichste aller Menschen, denn durch seine mühe- volle Arbeit zwingt er die Erde zur Hervorbringung aller Früchte, ohne die weder Menschen noch Tiere, noch weniger wir Riesen leben können. Weißt du denn nicht, woher das Brot kommt, daß du täglich verzehrest? Der Bauer muß säen und pflügen, muß ernten und dreschen, ehe der Müller das Korn zum Mahlen und der Bäcker das Mehl zum Backen erhalten kann. Nimm alsobald den Bauer und sein Gespann wieder in deine Schürze und trage alles dahin, wo dn es weggenommen hast, damit er weiter arbeite, dir, uns allen zum Segeu." Das Riesenfräulein verstand zwar nicht recht, was der Vater alles zum Lobe des Bauers gesagt hatte — ja sie hätte ihn am liebsten als Spielzeug behalten — aber als folgsame Tochter thnt sie nach des Vaters Gebote, strich Pferde, Pflug und Bauer iu ihre Schürze und trug sie hinaus vor den Wald auf das Feld. Der Bauer erholte sich bald von dem gehabten Schrecken. Als

10. Außereuropäische Erdteile - S. 63

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 63 — Zur sachlichen Besprechung. 1. Wo sind die Indianer zu Hause, die wir in der Prairie trafen? (Sie haben keinen bestimmten Wohnsitz. In Zelten sind sie zu Hause, die sie bald hier, bald dort in der Prairie oder int Urwalde auf- schlagen. Diese Zelte haben die Form eines umgestülpten Trichters, be- stehen aus bemalten Tierhäuten und heißen Wigwams. Betritt man bei Tage eines dieser Zeltdörfer, so trifft man gewöhnlich nur Weiber, Kinder und Greise an, denn die Männer sind fast den ganzen Tag auf der Jagd. lbüsfeljagd!) 2. Warum stellt m an den Büffeln so eifrig nach? (Das Fleisch der Büssel bildet die Hauptnahrung der Indianer. Der Pelz dient ihnen anstatt der Mäntel. Die gegerbten Häute brauchen sie zum Zeltbau und zu Deckeu für ihre Schlafstätten. Ungegerbte Felle verwenden sie zum Bau vou Cauoes (Kähne,) zu Sätteln, Zügeln, Lassos und Riemenwerk aller Art. Aus den Hörnern inachen sie Trinkgeschirre und Lössel. Die Knochen liefern Kriegskeulen, oder sie werden um des im Innern enthaltenen wohlschmeckenden Markes wegen zerbrochen. Zusammenfassung und Einpräguug an der Hand der Übersicht: Die Prairie. 1. Die Lage und Ausdehnung der Prairie. 2. Das Pflanzen leb en. (Grasmeer-Baumgruppen.) 3. Das Tierleben. 4. Die Bewohner. (Indianer!) 5. Die Gefahren der Prairie. 7. Der Untergang der Indianer und seine Ursachen. Ziel: Woher es kommt, daß sich die Zahl der Indianer von Jahr zu Jahr verringert. Nachdem von den Kindern noch einmal angegeben worden ist, was ihnen aus der vorigen Stunde über die Indianer bekannt ist und der Lehrer darauf hiugewiefeu hat, daß diese Rothäute noch vor 150 Jahren die Herren Nordamerikas waren, wird gemeinsam den Gründen für das Aussterben dieser Race nachgeforscht. Das Resultat der Unterrichtsarbeit lautet: Das Aussterben der Indianer ist in der Hauptsache auf folgende Gründe zurückzuführen: 1. Die Indianer bekümmern sich zu wenig um ihre Nach- kommen. Ihre Kinder haben unter Unsanberkeir und Schmutz, unter Kälte und Hunger zu leiden und erfreuen sich so wenig der Sorgfalt und des Schutzes der Eltern, daß die meisten schon im ersten Lebensjahre sterben und nur die am Leben bleiben, die von Haus aus kerngesund sind.
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