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1. Teil 3 - S. 11

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 11 — ist, daß ein Einbrechen nicht zu befürchten steht, fährt alle Welt auf Schlittschuhen, das alte Mütterchen, das sich Leseholz zur Feuerung sammelt, nicht minder, wie der Briefträger oder der rüstige Bursche, der auf Arbeit in die entfernte Stadt eilt. Die Minder fahren auf Schlittschuhen zur Schule, der Arzt zu seinem Kranken, Männer und Weiber zur Kirche, zu Nachbarsleuten auf Besuch oder in die Schenke zum Tanze. Zusammenfassung und Einpräguug. Der Spreewald. 1. Lage des Spreewaldes. 2. Wohnungen im Spreewalde. (Lage und Einrichtung.) 3. Wiese und Wald im Spreewalde. 4. Verkehr im Spreewalde. (Sommer — Winter.) 5. Bewohner des Spreewaldes. (Abstammung — Kleidung — Sitten und Gebräuche — Beschäftigung.) A. vergleich.*) a. 1. Stelle die Bodenarten, die die Mark Brandenburg aufweist, zusammen und vergleiche sie in Bezng auf ihren Wert. a. Ackerland. (Roggen, Weizen, Rüben.) b. Wiese. (Oderbruch und Spreewald besonders — Viehzucht, Heuhandel.) c. Wald. (Kiefern, Eichen, Buchen — Jagd, Holzhandel.) d. Moor. (Fehrbellins Umgegend — Torsstechereien.) e. Sandslächen. 2. Vergleiche den Oderbruch und den Spreewald! a. Beide sind entstanden infolge mangelnden Gefälles des Flusses. Das Wasser ist gleichsam in Verlegenheit, welchen Weg es wählen soll, und verbreitet sich daher netzartig nach allen Richtungen. d. Beide Gegenden waren einst nnwirtsame Gegenden, teilweise be- wachsen von undurchdringlichem Walde, teilweise bedeckt mit Binsen, Schilf und Schlamm. c. Beide Gegenden sind durch den Fleiß und das Geschick der Menschen zu bewohnbaren und fruchtbaren Landstrichen umgewandelt worden. (Kanalisierung.) *) Es kommen hier beide Seiten der Assoziation zur Geltung, nämlich 1. unter a. diejenige, die durch Herstellung vielfacher Verknüpfung, Reihenbildung ?c. den Gebrauch des Wissens sichern will, und 2. unter b. die, welche das Absondern des Begrifflichen zum Zielpunkt hat.

2. Teil 3 - S. 149

1895 - Leipzig : Wunderlich
Deutsche Sagen, die im Anschluß an vorstehende Präparationen dargeboten werden können. 1. Wie die Insel Hiddensee entstand.^) An der Westseite der Insel Rügen liegt die schmale Insel Hidden- see. Sie sollen beide früher miteinander verbunden gewesen, aber der Sage nach durch folgende Begebenheit getrennt worden sein. An einem Novemberabend war es, als der Sturm über die Felder und durch die entlaubten Eichenwälder der Insel Rügen sauste. Namentlich litt unter der Wut des Sturmes ein kleines Fischerdörfchen auf der nordwestlichen Spitze der Insel; gewiß wären die Strohhütten fortgeführt worden, hätte man nicht die Dächer mit schweren Steinen beschwert. Nur eine der Hütten war in etwas besserem Zustande; sie gehörte einer Witwe, Mutter Hidden, die, abgeschlossen von den Nach- barn, mit ihrer Kuh allein lebte. Mutter Hidden war nicht arm, denn ihr verstorbener Mann hatte ihr Geld und Sachen hinterlassen, aber sie gab niemandem etwas davon, ja sie verstieß sogar ihren einzigen Sohn, weil dieser ein armes Mädchen zur Frau genommen hatte. Während draußen noch der Sturm wütete, saß Frau Hidden vor einem düsterm Torffeuer auf der Ofenbank. Da klopfte es an die Thür. Anfänglich stellte sich die Alte als höre sie nichts; da aber das Klopfen nicht nachließ, öffnete sie die Thür; sie erblickte einen alten Mann in grauer Kutte, der sie befcheideutlich um ein Nachtlager und um etwas Abeudbrot bat. Da kam er aber recht an. Frau Hidden schlug ihm die Thür vor der Nase zu und rief hinaus, sie habe selber nichts und könne das Wenige nicht noch mit Bettlern teilen. Trotz Sturm und Wetter wanderte der Alte weiter, gelangte an das Ende des Dorfes und pochte an die Thür des letzten Hauses. Gleich kam eine junge Frau heraus, der er seine Bitte um Abendbrot und Nachtlager ebenfalls vortrug. *) Zu Pommern S. 16.

3. Teil 3 - S. 10

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 10 — tiefsten Trauer. Aber nicht allein die Bekannten und Verwandten sollen um den Verstorbenen trauern, auch sein Vieh soll teilnehmen an der all- gemeinen Traurigkeit. Kaum hatte der Verstorbene seine Augen für immer geschlossen, so ging der älteste Sohn in das Bienenhaus, klopfte an jeden Bienenstock und sprach: Bienchen, Bienchen stehet ans! Euer Wirt ist gestorben! Und als der Sarg aus dem Hause in den Kahn getragen wurde, ging der Sohn in den Stall, störte das Vieh auf, streute ihm Futter und wehklagte: Stehet aus, Stehet auf! Soeben tragen sie euren Wirt hinaus und nie kehrt er wieder! Wir beendigen unsere Fahrt, denn der Abend naht. Nebelschleier breiten sich über Wiese, Wald und Wasser. Aus dem Schilf am Ufer der Wasserstraßen tönt das Quaken der Frösche. Wir haben genug ge- sehen und bitten unseren Fährmann, uns zu einem Gasthause zu fahren, wo wir ausruhen können von unserer Reise. Wiedergabe durch die Kinder. Zur sachlichen Besprechung. a. Wir haben bei den Bewohnern des Spreewaldes eine Reihe Sitten und Gebräuche beobachtet, die sich bei uns nicht finden. Wie ist dies zu erklären? (Die Bewohner des Spreewaldes gehören dem deutschen Volksstamme nicht an, es sind Wenden. Sie sprechen noch heute die Sprache, die ihre Väter vor tausend Jahren redeten, singen noch immer die schwermütigen, eintönigen Volkslieder aus alter Zeit und halten an den Sitten und Gebräuchen fest, die einst im Wendenlande zu finden waren. — Kleidung, Gebräuche bei Hochzeiten und Begräbnissen, Trauerfarbe u. f. w.) b. Wie mag es in den Bauernhäusern aussehen, die auf den Inseln im Spreewalde stehen? Die meisten Häuser sind einstöckig und haben nur drei Räume, nämlich eine Stube, einen Schlafraum und die „Hölle". Der zuletzt genannte Raum dient als Küche und zum Aufenthalt für die Großeltern. Das Haus besitzt mir einen Ofen, der Stube und Küche zugleich wärmt. Neben dem Hause sind die Stallungen, in denen sich selten Pferde (Warum?) meist aber sehr viele Enten, Gänse (Warum?) und Schweine vorfinden. c. Wie verwenden die Spreewäldler das, was sie in Wiese und Garten erbauen? Auf Kähnen bringen die Bewohner Heu und Gemüse in die nächsten Städte, insbesondere nach Lübbenau. Hier er- scheinen Händler aus allen Gegenden, z. B. viele aus Berlin, um Ein- käufe zu machen. Oft halten in Lübbenau gleichzeitig 299—399 Kähne, die mit Meerrettig beladen sind. 6. Wie verkehren die Bewohner des Spreewaldes imwinter miteinander? Bei Beginn des Winters sind die Spreewäldler schlecht daran. Das Eis, welches die Wasserstraßen bedeckt, ist noch zu schwach, um Menschen oder Schlitten tragen zu können, aber doch stark genug, um dem Kahne den Weg zu versperren. Sobald aber das Eis so stark

4. Teil 3 - S. 43

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 43 — und Pferde. Diese Ställe sind so angelegt, daß die Tiere mit den Köpfen herein nach der Diele schauen. Im Hinteren Teile des Hauses (Zeichnen!) befinden sich die Wohnräume, nämlich eine große Familien- stube, einige kleine Stuben und eine Anzahl Kammern für die Bauers- leute und das Gesinde. In der Wand, die die Wohnräume von der Diele trennt, sind mehrere Fenster angebracht, damit „Hiusvah" (Hans- Vater) und „Hiusmoime" (Hausmutter) sich von der Stube oder Kammer aus überzeugen können, ob das Vieh hinreichend zu fressen hat, ob die Drescher und das übrige Gesinde fleißig sind u. s. w. Der Bauernhof ist meist umrauscht von Buchen, Linden oder Eichen und umgeben von einem Obstgarten und einem eingefriedigten grasreichen Hofraum, auf dem Vieh weidet und Rosse sich tummeln. Zur sachlichen Besprechung. a. Giebt es in ganz Westfalen solche Bauernhöfe? Nein? Sie finden sich meist im nordwestlichen Teile der Provinz, zwischen Lippe und Ems. (Zeige!) Dort breitet sich — besonders in der Nähe der Stadt Münster (Zeige!) — jenes fruchtbare Getreideland ans, von dem das Gedicht berichtet. b. Wie verwendet der westfälische Bauer sein Getreide? Einen Teil braucht er natürlich für sich. Er bäckt aus ihm ein dunkel- braunes, kräftiges Roggenbrot, Pumpernickel genannt. Den größeren Teil aber fährt er nach Münster zum Verkaufe. In Münster finden große Getreidemärkte statt. e. Gewähren auch die Eichenwälder Westfalens einen Nutzen? Sie spenden nicht allein Holz zum Hausbau und zur Her- stellung von Tischen und Schränken, sondern liefern besonders auch Eicheln als Futter für die Schweine. Die Schweine gedeihen bei dieser Nahrung sehr gut. Westfälischer Schinken ist weit und breit berühmt. ä. Das Gedicht spricht zuletzt noch von fernen blauen Hügeln. Welche meint es? Es meint die bewaldeten Höhen des Teutoburger Waldes im Norden und die des Sanerlandes im Süden. Ii. Wie sind die Leute geartet, die hier ihre Heimat haben? Auch auf diese Frage weiß das Gedicht zu antworten. Lies! „Und wie das Land, so sind die Leute. Wie's gestern war, so ist es heute — in ihren Herzen: offen, g'rad, schnurrstracks so wandeln sie den Pfad; stark, fest in dem, was sie erfaßt, doch ruhig immer, nie in Hast; dann aber zäh und unverdrossen. Der Mensch ist dort so abgeschlossen fast wie sein Haus, das seine Gipfel hinausstreckt in die Wipfel des Hains und aus den Fenstern weit hinsieht auf Wies' und Feldgebreit. Eintönig ist's, doch traumverloren denkt an das Land, wer dort geboren. Ihm zuckt voll Rührung die Gebärde nach Land und Volk der roten Erde." Aus „Die Maikönigin" von Wolfgang Müller.

5. Teil 3 - S. 23

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 23 — 3. Die Provinz Posen. Ziel: Wir lernen heute die Provinz näher kennen, die durch die Teilung Polens an Preußen gekommen ist. Wir be- trachten die Provinz Posen. Nachdem die Schüler noch einmal angegeben haben, was ihnen aus dem Geschichtsunterrichte über die Teilung Polens bekannt ist, werden die beiden Hauptfragen aufgeworfen. 1. Wo liegt die Provinz? Mit Hilfe der Karte wird festgesetzt: Die Provinz Posen ist eine Grenzprovinz. Sie breitet sich aus zu beiden Seiten der Warthe, eines Nebenflusses der Oder, und grenzt im Osten an Rußland, im Norden an Westpreußen, im Westen an Brandenburg und im Süden an Schlesien. U Ii. Hat der Hohenzollernstaat in der Provinz Posen einen wertvollen Zuwachs erhalten? 1.. Als Posen zu Preußen geschlagen wurde, war es wenig wert. Es besaß nur wenige große Ortschaften. Die meisten Städte waren klein, hatten enge und schmutzige Gassen und elende Häufer.*) Die Dörfer bestanden fast durchgängig aus Lehmhütten, die mit Stroh und Schilf gedeckt und von faulen und schmutzigen Menschen bewohnt wurden. Nur ganz wenige Dorfbewohner konnten lesen und schreiben. Die meisten hatten in ihrem Leben niemals eine Schule besucht. Die um die Dörfer herumliegenden Wiesen waren versumpft und voller Schilf. Auf den Feldern lagen zahlreiche Steine, die das Pflügen erschwerten und die Ernte beeinträchtigten. Ganze weite Landschaften, fo die Niede- rungen an der Warthe und Netze (Zeigen!) waren Sumpfland, wo man Schlamm, Schilf und braunes Wasser, nicht aber wohlangebante Felder und Wiesen vorfand. 2. Heute ist die Provinz Posen ebenfalls ein wertvoller Teil des Hohenzollernstaates. Wir finden jetzt neben großen Wäldern gute Wiesen und fruchtbare Felder. Auf den Wiesen weiden große Schafherden oder schnelle und kräftige Pferde und stattliche Rinder. In den Dörfern sieht es ebenfalls viel besser aus als ehemals. Wohl trifft man noch heute viele mit Stroh gedeckte Häuser und noch manche Lehm- und Holzhütte an, aber daneben erheben sich auch schon zahlreiche Gebäude, die sorgfältig wie bei uns ans Ziegeln und Steinen hergestellt sind. Viele der Ortschaften, die noch vor hundert Jahren klein und unbedeutend waren, sind jetzt zu schönen und blühenden Städten herangewachsen, so z. B. Bromberg und Posen. Zeige diese Städte und bestimme ihre Lage! (Posen liegt an der Warthe, ungefähr in der Mitte der gesamten Provinz. — Bromberg liegt an einem Nebenflusse der Weichsel, an der Brahe. Beide Orte sind wichtige Handelsstädte. *) Bromberg hatte 1772 nur 500 Einwohner.

6. Teil 3 - S. 42

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 42 — Westfälische Sitte. Zieht ihr den Rhein hinab weit in das Land hinein, wo keine Berge mehr sich heben, sich streckt der Boden flach und eben, da bietet rechts vom grünen Fluß mein Heimatsland euch treu den Gruß. Einsam auf stillgehegtem Gut wohnt dort der Bauersmann, — das thut, weil einzig er den Boden pflegt, der Korn und Holzung wohl ihm trägt und Roß und Rinder reichlich nährt, doch nicht ihm Wein und Frucht gewährt, wie sie an Rheines Hügeln reifen. Man sieht ihn nicht das Land durchstreifen, zu markten regsam frisch im Handel; eintönig ist der Heimat Wandel. Doch ob es formenlos sich spannt, es hegt in lieber Tren das Land, wer dort entsproß, die gelben Auen, von Ähren wogend, sind zu schauen gleichwie ein weites goldnes Meer. Es dehnen Wiesen sich daher, rings eingezäunt zur fichrern Weide, gleichwie grün Smaragd- geschmeide. Die Eichenwälder heben prächtig die breiten Kronen; stolz und mächtig durchbrauset sie des Sturms Choral. Ein Maierhof in jener Au' — die Höfe gleich eu sich genau, einer dem andern — ist die Stelle, wo ich mich an des Lebens Schwelle zuerst gefühlt. Das alte Haus sieht in die Winde weit hinaus. Aus Holzwerk ist es aufgebaut, stolz, stattlich groß und zahllos schaut an breiten Wänden Fach an Fach; in roten Ziegeln steht das Dach. Des Giebels Mitte zeigt ein Thor, — hoch ragt es in den Bau empor; alsschuppen und alstenne streckt estief inshaus sich. Drüber steckt so Heu als Korn. Zu jeder Seite da liegen längs der ganzen Weite die Ställe mit dem reichen Vieh. Im hintern Haus da wohnen sie; ringsum die Kammern, Küch und Stuben vereinen Eltern, Töchter, Buben und Magd und Knecht; denn Mensch und Tier, sie schützt dieselbe Woh- nnng hier. Und um das Haus da dehnen sich Baum Hof und Gärten säuberlich; das Rindvieh weidet weiter fort mit Gans und Huhn im Kampfe dort. Dort brausts von jung und alten Rossen, die das Gehege hält umschlossen. Und weiter sieht man Wies' und Felder, darüber Heiden auch und Wälder; und endlich ferne blaue Hügel, die Grenzen für der Sehnsucht Flügel." Im Anschluß an das Gedicht wird nun in gemeinsamer Arbeit folgendes Bild entworfen: Östlich vom Rheine, wo auf weiten fruchtbaren Ebenen sich wogende Ährenfelder, grüne Wiesen und herrliche Eichenwälder ausbreiten, erheben sich die stattlichen westfälischen Bauernhöfe. Diese Höfe gleichen sich fast vollständig. Das Haupthaus eines jeden ist ein einzelnes großes Gebäude mit einem mächtigen Dache. In der Giebelseite bemerkt man ein großes Thor. (Zeichnen!) Es ist so breit und hoch, daß ein beladener Ernte- wagen bequem hindurch fahren kann. Geht man durch dieses Thor in das Innere des Hauses, so gelangt man in einen großen leeren Raum. Dieser Raum führt den Namen Diele oder Deele, d. h. Flur. Der Fußboden besteht, ähnlich wie die Tenne unserer Scheunen, aus fest- geschlagener Erde. Von der Decke des Raumes hängen Stroh- und Heu- Halme herab, denn droben ist Korn und Heu ausgespeichert. Auf beiden Seiten der Diele (Zeichnen eines Grundrisses!) liegen Ställe für Kühe

7. Teil 3 - S. 150

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 150 — Die Frau — es war die Schwiegertochter der Mutter Hidden — ließ den Bettler in die Stube eintreten, in welcher nur noch wenige Kohlen glimmten, während in einer Ecke des Zimmers zwei halbnackte Kinder aus eiuem Haufeu alter Lumpen schliefen. Sie brachte dem er- müdeten Greise eine warme Suppe, die sich dieser wohlschmecken ließ, dann bereitete sie ihm ein Lager von Binsen und Schilf auf der Erde. Er legte sich nieder und schlief bald ein. Die Frau blieb uoch auf und wartete ängstlich auf ihren Mann, der ans den Fischfang ausgefahren war, um etwas für Frau und Kinder zu verdienen. Als derselbe am andern Morgen noch nicht zu Hause war, sprach der Fremde der be- kümmerten Frau Mut du; er meinte, ihr Mann werde wegen des Un- Wetters irgendwo ein Unterkommen gesucht und gefunden haben. Der Gast entfernte sich wieder; ehe er aber fortging, sagte er: „Gebt Acht, gute Frau, die Arbeit, die ihr heute zuerst beginnt, wird ench den ganzen Tag gelingen!" Nachdem der Mann sort war, holte die Fran ein Stückchen Lein- wand aus der Lade, um soviel abzuschneiden, als sie zu einem Hemdchen für ihr jüngstes Kind bedurfte. Sie nahm die Elle, nin ansznmesfen, wieviel sie noch übrig behalten werde, aber je länger sie maß, desto mehr behielt sie noch zu messen übrig; schließlich hatte sie in der Stube gar keinen Raum mehr und so maß sie denn bis zum Hause hinaus, und als ihr Mann zurückkehrte, hatte sie soviel Leinwand gemessen, daß der Haufen bis zum Dache 'der Hütte reichte. Nun konnte sie die Elle nicht mehr halten, sie hörte auf, und da war auch das Stück zu Ende. Sobald die Nachbarn erfuhren, welchen Segen der alte fremde Mann in das Haus gebracht hatte, kamen sie von allen Seiten herbei, um die schöne weiße Leinwand zu kaufen. Und da sich die Leute im Preise überboten, waren die Armen schnell aus alker Not. Die Kuude von dem Glücke der armen Fischerfamilie gelangte anch zur Schwiegermutter, zur Frau Hidden. Natürlich machte sie sich nun Vorwürfe darüber, daß sie den Bettler von der Thür gewiesen hatte. Der Gedanke, daß sie ebenso glücklich wie die junge Frau sein könnte, ließ ihr keine Ruhe; sie wanderte umher und suchte den alten Mann, und nachdem sie ihn gefunden, lud sie ihn ein, indem sie hinzufügte, sie sei an jenem Abende in einer gereizten Stimmung gewesen. Der Alte erschien am Abende. Als er am andern Morgen fortging, verabschiedete er sich mit demselben Versprechen, mit dem er sich einige Tage zuvor von der Schwiegertochter getrennt hatte. Frau Hidden war nun voller Freude, endlich am Ziel ihrer Wünsche zu sein; sie beschloß, die Arbeit zuerst zu beginnen, von der sie sich den meisten Vorteil ver- sprach: Geld zählen. Schon hatte sie ans dem Kasten 'einen alten, ledernen Beutel geholt und wollte ihn eben ausschütten, um zu zählen, da hörte sie ein klägliches Brüllen aus dem Stalle und nun besann sie sich erst, daß sie am gestrigen Tage vergessen hatte, die Kuh zu tränken.

8. Außereuropäische Erdteile - S. 18

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 18 — stürzen und über den Wassern einen schwarzen Punkt, nämlich die Brücke von Baumästen, auf der der Wauderer deu (Strom überschreitet. Gegen Morgen kommen wir endlich aus dein Kamm der Cordilleren an. 2. Auf dem Kamme. Wir stehen in einer Höhe von 4000 m. Neben uns erheben gewaltige Berge ihre trotzigen, schneebedeckten Häupter, zeigen Felsen ihre zerrissenen, rotschimmernden Wände, unter uns gähnen dunkle Schluchten, aus denen dumpfes Wasserrauschen an unser Ohr schlägt. Über uns zieht ein gewaltiger Vogel, ein Condor, einsam seine Kreise in der scharfen, reinen Lnft. Leider können wir nicht lange auf der Höhe weilen. Unser Führer mahnt zun? Aufbruch. Es ist nicht gut, meint er, den Mittag auf den Höhen der Cordilleren abzuwarten, da nachmittags sehr oft furchtbare Gewitter losbrechen. Dann werden die Berge von unermeßlichen Schneewirbeln ganz eingehüllt. Der Wind rollt und peitscht den Schuee mit solcher Gewalt und dieser Schnee selbst ist so dicht, daß es dnrchaus unmöglich ist, auch nur einige Schritte weit vor sich zu blicken. Jeder Weg, jeder Pfad verschwindet. Man hört nnr das Rollen des Donners, man sieht nur den roten Schein der Blitze durch den vom Sturm gepeitschten Schneewirbel zucken. Wir wollen unser Leben nicht aufs Spiel setzen und rüsten uns zum Abstieg. 3. Der Abstieg. Auch der Abstieg ist beschwerlich. Bergauf, bergab führt der Weg. Oft, wenn wir in eine tiefe Schlucht mühsam hinabgestiegen sind, muß man ans der anderen Seite znr alten Höhe hinaufklimmen, um bald darauf aufs Neue hinabzuklettern. So geht es stundenlang fort. Manchmal streckt ein Vicnnnafchaf von der Höhe eines Felsens herab seinen langen Hals gegen uns aus, betrachtet uns halb erschreckt und ergreift dann die Flucht. Weiterhin fressen gezähmte Lamas das spärliche Gras zwischen den Stämmen ab, heben kaum den Kopf ans, wenn wir vorbeireiten und grasen dann ruhig weiter. Diese Tiere, sagt unser Führer, kündigen die Nähe der Menschen an! Und in der That erblicken wir auch bald einige Jndianerhütten. Einige halbnackte Kinder spielen vor ihnen im Staube, mitten in einer Schar magerer Hunde. Die Hütten haben das Aussehen eines großen Bienenkorbes. Das kegel- förmige Dach ist aus Zweigen gefertigt und mit langem Gräfe gedeckt. Die Thür ist so niedrig, daß wir nns tief bücken müssen, wenn wir einen Blick ins Innere des Hauses werfen wollen. Wir steigen ab und betreten eine der Hütten. Im Hintergründe steht ein kleiner Osen aus Thon, in dem man, weil es an Holz fehlt, mit Gras und Schafmist Feuer macht. Zwei schlechte, vom Rauch geschwärzte Gefäße bilden den ganzen Haus- rat. In diesen Töpfen kocht man Mais und Kartoffeln, zuweilen auch ein Stück an der Sonne getrocknetes Hammel- oder Lamafleifch. Neben dem Ofen ist eine Bank von Erde. Diese Bank ist mit Schaffellen zu- gedeckt und bildet das gemeinfame Bett der Familie, auf dem Vater, Mutter und Kinder sich ausstrecken, und dadurch, daß sie eng aneinander rücken, gegen die Kälte der Cordilleren sich schützen. Wir besteigen

9. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 87

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 87 — hängt auch die Entstehung der Mineralquellen von Teplitz, Karlsbad, Franzens- und Marienbad u. s. w. zusammen. Die heißen Quellen kommen ans einem Kessel in der Nähe des unterirdischen Feuermeeres. Woher kommt die große Fruchtbarkeit ans und zwischen den Basaltkegeln? Sie rührt von der dem Basalt eigentümlichen Fähigkeit her, senchte Dünste anzuziehen, das Wasser bis ins Innerste eindringen zu lassen. Deshalb verwittert er trotz seiner bedeutenden Festigkeit schnell zu eiuem schwärzlichen, braunen, nahrhaften Boden, der auch die Sonnenstrahlen gut ausuimmt und behält. Warum wachsen nur aus den vermoderten Baumstämmen des Böhmerwaldes und uicht aus dem Boden selbst neue Bäume? Die Humusschicht des Waldbodens ist gewöhnlich so mächtig, daß die Samenkerne den eigentlichen Boden zum Keimen gar nicht finden. Um so üppiger sprossen die jungen Bäume auf den alten, faulenden Stämmen. Daher stehen die kleinen Tannen in der Reihe der liegenden Stämme. Inwiefern ist der Böhmerwald ein Segen für das ganze Land? Er bildet das Holzmagazin, aus welchem Böhmen und die Küstenländer der Ost- und Nordfee mit diesem Brenn- und Baumaterial versorgt werden. (Gefahr des Abholzens!) Die verschiedenen Arten der Holzindustrie briugeu vielen Menschen Beschäftigung. Beeren und Pilse dieuen den Waldarbeitern znr Nahrung. Die kühlere Atmosphäre über dem Walde verdichtet die an den Höhen sich brechenden Nebel, so daß sie sich als Regen auf die Nadeln der Bäume ergießeu, vou Ast zu Ast und auf das Moos tropfenweise niederfallen und nach und nach in den schwammigen Boden einsickern. Das Wasser kann nicht so rasch ab- fließen; das fruchtbare Land wird nicht abgeschwemmt, und die Nie- derungen werden nicht überschwemmt. Aber dafür bieten die reichen Quellen jahraus, jahrein, auch im trockeusteu Sommer Wasser für die Bäche und Flüsse des Landes; daher die Hochmoore nicht trocken legen! Woher die großen Hochmoore? Der harte Granit- und Gneis- boden läßt das Wasser der zahlreichen Niederschläge nicht durch. Es sammelt sich auf den Hochebenen oder hochgelegenen Mulden an. Gräser und Moose überwuchern die wasserreiche Fläche (Siehe Deutschland S. 42, 46. Warum ist Böhmen das erste Industrieland Österreichs? — viele Bodenschätze — (Welche?) — große Fruchtbarkeit — viele Ver- kehrsmittel zu Wasser und zu Lande, und zwar sowohl innerhalb des Landes als auch nach außen. Suche die Wasserstraßen, die Pässe (Über- gänge) und Eisenbahnlinien auf! Infolge des ausgebreiteten Holzhandels und der mannigfaltigen Holzindustrie (Balken, Bretter, Schindeln, Siebe, Schlitten, Bilderrahmen, Möbel u. f. w.) droht dem Lande immer mehr die Gefahr des Abholzens.

10. Außereuropäische Erdteile - S. 32

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 32 — Ufer verbanden, durchschnitten war. Prachtvolle Tempel, ansehnliche Paläste, fanden sich überall in großer Zahl. Auf dem See schwammen mächtige Flöße aus Holz, Rohr- oder Binsengeflecht, die mit fruchtbarer Erde bedeckt und dadurch in Gärten umgewandelt waren. Auf ihnen zog man Gemüse und Blumen. Überall herrschte bienenemsiges Treiben. Am lebhaftesten war der Verkehr auf dem großen Marktplatze. Hier boten Goldschmiede und Federhändler, Maler und Töpfer, Bücherhändler und Waffenschmiede, Pelzhändler und Korbflechter ihre Ware aus. Hier waren Lebensmittel in ungeheuren Mengen aufgestapelt: Geflügel, Fische, Wildpret, Brot, Backwerk, Korn, Früchte u. s. w. Hier waren auch Sklaven zum Verkaufe ausgestellt. Sie waren mit Halsketten an einen Pfahl gebunden und mit einem Preiszettel versehen. Mit Grauen und Abscheu erfüllte die Spanier der Tempel des K'riegsgottes Vitzlipntzli. Dem Haupteingange des Tempels gegenüber sah man eine große Pyramide, die aus über 100 000 Menschenschädeln bestand. Der Tempel selbst hatte die Gestalt einer gewaltigen, abge- stumpften Pyramide. Auf der Plattform befanden sich zwei mit Holz- fchnitzerei verzierte Türme, in denen die scheußlich gestalteten Götterbilder aufbewahrt wurden. Mit Schaudern wandten sich die Spanier von den fratzenhaften Bildern ab. Noch größer aber wurde ihr Grauen, als sie die dicke Kruste geronnenen Menschenblutes an den Wänden der Türme bemerkten und dann den gewölbten Opserstein sahen, ans denen man die Kriegsgefangenen hinzuschlachten pflegte. Die Spanier lohnten die ihnen erwiesene Gastfreundschaft mit schnödem Undanke, Cortez wußte den Kaiser in seine Wohnung zu locken, und dort ließ er ihm sogar Fesseln anlegen. Zuletzt zwaug er ihn, auf die Regierung seines Reiches zu Guusten der Eindringlinge zu ver- zichten. Nun walteten die Spanier mit größter Grausamkeit in der Stadt. Einst versammelten sich z. B. 600 vornehme Azteken, in schöne Festkleider gehüllt, zu einem Götterfeste. Kaum aber hatten die Gesänge und Tänze begonnen, so stürzten die Spanier, die als Zuschauer dabei waren, mit gezückten Schwertern auf die Azteken ein und hieben sie ohne Mitleid zu Boden, so daß der Boden mit Strömen von Blut über- schwemmt wurde. Keiner der Verratenen blieb am Leben! Ja, die Spanier beraubten die Toten sogar noch ihres Schmuckes. Kaum aber war die Schlächterei zu Ende, so wurde sie auch schon in der ganzen Stadt bekannt. Wutentbrannt griffen nun die Bewohner zu den Waffen. Vergeblich suchte Cortez sie zu beruhigen. Er ließ den gefangenen Kaiser von der Zinne des Daches herab zum Volke reden, allein ein Hagel von Steinen und Pfeilen folgte als Antwort, so daß Monteznma tätlich verwundet niedersank und einige Tage daraus starb. Da sah Cortez ein, daß er die Hauptstadt nicht behaupten konnte und beschloß, den Rückzug anzutreten. Dieser konnte in der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1520 nur mit den größten Schwierigkeiten vollführt werden und heißt
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