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1. Teil 3 - S. 21

1895 - Leipzig : Wunderlich
—. 21 — Eisschollen bricht, so entsteht ein furchtbares Unglück. So geschah es im März des Jahres 1855, als in der Nähe der Dörfer Groß- und Klein- Montan der schützende Damm den Wogen nicht mehr zu widerstehen der- mochte. „Die hereinbrechenden Fluten und Eisschollen rissen in kurzer Zeit die Häuser fort und schwemmten sie dem Meere zu. Die Menschen retteten sich zum Teil auf die Dächer und Schollen, mit denen sie fort- getrieben wurden. Das Vieh ertrank fast ohne Ausnahme. Viele Menschen verloren entweder sosort in den Fluten ihr Leben oder erstarrten vor Frost ans den schwimmenden Schollen, mit denen sie dem Haff zugetrieben wurden. Jene genannten Dörfer waren bis aus wenige Ausnahmen von ~L der Erde vertilgt und, was mehr sagen will, ihr fruchtbarer Boden ist noch heute eine Wüste. Viele Meter hoch bedeckt heute der Triebsand jene gesegneten Fluren." b. Warum hat man Danzig und Königsberg zu Festungen gemacht? Danzig soll es verhindern, daß feindliche Schiffe sich der Weichselmündung nähern, in der Weichsel stromaufwärts gehen und so die übrigen an der Weichsel liegenden Städte sowie das zu beiden Seiten des Stromes sich ausbreitende Land bedrohen. — Königsberg soll beson- ders den Russen den Einmarsch erschweren. Wie ist dies zu denken? Iv. Wem ist es zu danken, daß Prenszen heute keine unwirksame, unfruchtbare Landschaft mehr ist? Der Dank dafür gebührt zunächst 1. Dem deutschen Ritterorden.*) Der deutsche Ritterorden war ein Ritterbund, der zur Zeit der Kreuzzüge von einem Sohne Rotbarts gestiftet worden war und die Eroberung des heiligen Landes und die Pflege verwundeter Kreuzfahrer zum Zwecke hatte. Im An- fange des dreizehnten Jahrhunderts kam eine Anzahl Ordensritter von Jerusalem nach Deutschland. Sie sagten, es sei auch ein verdienstvolles Werk, die Heiden im Norden Deutschlands zu bekehren und dem deutschen Reiche zu unterwersen, es sei dies so ehrenvoll, wie der Kampf im fernen Morgenlande mit den Türken, Sarazenen und Arabern. Freilich hatten sich die Ritter ein gar schweres Werk vorgenommen. Inwiefern? (Es galt ja die Wälder und Heiden Preußens in fruchtbares Ackerland um- zuschaffen, die heidnischen Bewohner zu bekehren und sie daran zu ge- wohnen, die friedlichen Beschäftigungen des Ackerbaus und Handels zu betreiben.) Doch die Ordensritter gingen mit Eifer an ihr Werk. Ich kann euch nicht alle Heldenthaten erzählen, die die Ritter unter ihren Hochmeistern oder Ordenskomthuren, so nannte man ihre Vorsteher, ver- richtet haben. Nur das sei bemerkt, daß der blutige Streit, den die Ordensritter mit den alten Preußen führen mußten, fünfzig lange Jahre währte, also viel länger dauerte als der Kampf, den Karl der Große mit den heidnischen Sachsen führen mußte. Die alten Preußen, welche *) Benutzt Dr. Vogel, Deutsche Geschichten.

2. Teil 3 - S. 116

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 116 — 4. Elsaß-Lothringen hat wichtige Festungen. Eine der stärksten Festungen ist Metz. Metz hat nicht nur einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben aufzuweisen, sondern ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen oder Forts umgeben. In ganz ähnlicher Weise ist auch Straßburg befestigt. Zur sachlichen Besprechung. a. Welchen Zweck haben die starken Festungen des Reichs- landes? Sie sollen den Franzosen den Einfall ins deutsche Reich wehren, indem sie wichtige Straßen und Eisenbahnen versperren, auf denen die Franzosen leicht ins Innere Deutschlands dringen können. Die Straßen, die Straßburg schützt, kennen wir bereits. Nenne und zeige sie noch einmal! Welche Wege aber schützt Metz? (Die, welche von Frankreich aus durch Lothringen nach Mannheim, Mainz und Koblenz führen! — Moselstraße!) — Welchen Zweck hatten diese Festungen, als sie sich noch in den Händen der Franzosen befanden? (Sie sollten den Deutschen den Einmarsch in Frankreich erschweren und den Franzosen den Einsall in Deutschland erleichtern.) Freilich haben sie im letzten Kriege diesen Zweck nicht erfüllt. Inwiefern? — Wie hat man wohl dafür gesorgt, daß es uns in einem späteren Kriege mit unseren Festungen nicht ähnlich geht, wie es den Franzosen 1870 mit den ihrigen erging? (Verstärkung der Befestigungen.) b. Hatten denn die Deutschen ein Recht, Elsaß-Lothringen den Franzosen wegzunehmen? Gewiß? Die Franzosen hatten es ja erst stückweise von Deutschland losgerissen. Straßburg war von Ludwig Xiv. sogar mitten im Frieden geraubt worden. c. Was erinnert wohl noch hente in den Reichslanden an die französische Herrschaft? Noch heute reden viele Bewohner die französische Sprache. Dies ist besonders in Lothringen der Fall. „Dort erblicken wir auch in Kleidung und Lebensweise der Landbewohner noch viel französische Art. Die Männer tragen mit Vorliebe die blaue Bluse und die gezipfelte Mütze. Die Frauen schmücken sich gern mit der weißen Morgenhaube und einem hellen über die Brust gekreuzten Schultertuche. Die Wohnhäuser sind nicht sehr breit, aber von größerer Tiefe. Grüne Holzklappläden (Jalousien) schließen die kleinen Fenster. In der Haus- flur weitet sich ein Kamin nischensörmig aus, in dem ein kupferner Kessel an einer Kette über dem Feuer hängt. In der Wohnstube aber fehlt vielfach der Ofen, dessen trauliche Nähe der Deutsche so ungern vermißt." (Schreyer.) — Allerdings ist französische Sprache und französische Art in den Reichslanden in Abnahme begriffen. Wie erklärst du dir dies? (Schule, Kirche, Militär, Verwaltung.) b. 3tfl: Wie es am Sonntage, am Johannisfest und bei Hochzeitsfeierlichkeiten in den elsäßifchen Dörfern zugeht.

3. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 66

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 66 — Verminderung der Stromgeschwindigkeit leicht geschehen kann, so sinkt das überschüssige Material. Ebenso geschieht es bei ganz schwachem Gefälle in der Mündnngsgegend. An der Mündung kommt noch die wider- strebende Kraft der Meereswogen dazu, so daß hier Sandkörnchen usw. zu Boden sinken. Das Land bant sich auf diese Weise immer weiter ins Meer hinaus, und das Flußbett wird vou den Ufern her immer seichter und verhindert den Zugang größerer Schiffe. Pflicht? Reinigung durch Baggermaschine. Die Seinemündung ist nicht so sehr versandet, weil dieser Fluß schon während seines langen, trägen Laufes viel Sedi- meute abgelagert hat und die Kraft der Meeresfluten an den vorge- lagerten Landzungen gebrochen werden. Warum erheben sich die Dünenhügel nicht über 90 m? — weil die Kraft des Windes nicht so stark ist, die Sandkörner höher zu tragen. Warum gedeiht in der Champagne so guter Wein? Der Kreide- und Kalkboden sangt die Sonnenstrahlen weniger ein wie der schwarze Humusboden, sondern reflektiert sie vielmehr. Die Wärme kommt besonders den Trauben zu statten, und der Saft verwandelt sich leicht in süßen Most. Verfassung und Verwaltung: Frankreich ist seit dem 4. September 1870 eine Republik. Die Deputierten kämm er und der Senat fertigen die Gesetze, und die 16 Ministerien mit dem Präsidenten an der Spitze führen sie aus. Die Deputierten sind die durch allgemeine Wahl ernannten Vertreter des Volkes. Die Senatoren werden größtenteils von den Departements, znm kleineren Teile von der Nationalversammlung gewählt. Tie einzelnen Departements werden von den Präsekten verwaltet. Was hat die französische Regierung zur Verteidigung des Landes gethau? Zum Schutze der Ostgrenze sind in den Alpen die wichtigsten Pässe gesperrt. Von Vesancon bis Verdun ziehen sich mehrere Reihen Sperrforts hin, welche bei Ausbruch eines Krieges mit Deutsch- land das rasche Vordringen des Feindes verhindern sollen. Paris, von Natur durch die hügeligen Ränder des Beckens geschützt, ist in groß- artigster Weise mit Verteidigungsanlagen, den alten und neuen Forts iu konzentrischen Kreisen, versehen. Snche die Festungen an der bel- gischen Grenze! Welche Vorteile gewährt die zentrale Lage von Paris für die Kunst und Wissenschaft? In Paris laufen die Fäden der Staatswaltung zusammen. Die Ministerien stehen mit den Präfektureu der Departements durch Telegraphen, Telephons, Eisenbahnen, Wasserstraßen in Verbindung; dadurch wird ein einheitliches Zusammengehen und eiue rasche Verständigung ermöglicht. Parktikularistische Bestrebuugeu konnten

4. Königreich Sachsen - S. 156

1897 - Leipzig : Wunderlich
Sächsische Sagen, die im Anschluß an einzelne Teile des Unterrichts erzählt werden können. 1* Die vierzehn Nothelfer bei Gottleuba. Als die Hussiten im Jahre 1429 durch das Land Meißen zogen und alles mit Mord und Brand verwüsteten, kamen sie auch in das sächsische Hochland und zwar in die Nähe des in einem der tiefsten und schönsten Thäler Sachsens liegenden Städtchens Gottleuba, welches zum Amte Pirna gehört. Schon brachten Flüchtlinge aus Liebstadt die Nach- richt, daß das feindliche Heer im Anzüge sei, und die Zeit schien zu kurz, um in die benachbarten Berge zu flüchten, wenn man die Feinde nicht eine Zeit lang aufhalten konnte. Da rief der Bürgermeister rasch die ratlosen Bürger auf dem Markte zusammen und forderte sie auf, freiwillig Zurückzubleiben und sich den Husiteu eutgegenzuwerfeu, auf daß Greise, Weiber und Kinder inzwischen Zeit zum Entrinnen gewinnen könnten. Obwohl sich aber fast alle Männer bereit erklärten, so wählte der tapfere Mann doch nur dreizehn Unverheiratete aus und zog mit ihnen, nachdem sie von den Ihrigen auf Nimmerwiedersehen Abschied genommen, dem Feinde entgegen. Sie besetzten eine steile Bergspitze, bei welcher diese vorüber mußten, wenn sie zur Stadt wollten, und als ihnen die Hussiten einen Gesandten entgegenschickten, der sie znr Übergabe auffordern sollte, wiesen sie ihn mutig zurück. Nun rückten jene mit ihren ganzen Massen heran, um sie von ihrem Posten zu vertreiben, allein sie widerstanden männiglich, und erst nach Verlauf von drei Stunden, als keiner der vierzehn mehr am Leben war, ward der Paß frei, und die Feinde drangen über die Leichen der tapferen Bürger ins Thal herab, allein sie fanden niemanden mehr im Städtchen, denn jener Aufenthalt hatte alle gerettet. Die waldige Höhe aber, wo jene so wacker gestritten, heißt noch jetzt die vierzehn Nothelfer.*) *) Manche freilich leiten diesen Namen von einer Kapelle ab, die einst dort gestanden haben soll, (Die zwölf Apostel, die Jungfrau Maria, Johannes der Täufer oder Josef führen in katholischen Ländern den Namen der 14 Nothelfer!) die aber recht gut zum Andenken an jene Begebenheit erst erbaut sein könnte, um- somehr, als jene Vierzehn dort begraben worden sein sollen. Eine andere, südlich von der Stadt gelegene Höhe, die jenen Bürgern als Ausguck gedient haben soll, heißt noch jetzt „die schnelle Gucke."

5. Königreich Sachsen - S. 162

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 162 — 7. Der Fähndrich von Scharfenberg. Im dreißigjährigen Kriege suchten die Schweden unser Sachsenland durch Verwüstungen und Bedrückungen aller Art schwer heim, und das schöne Meißner Land hatte besonders viel zu leiden. Die Schweden er- schienen auch vor Scharfenberg, belagerten die Burg und wollten sie erobern. Die Besatzung derselben bestand nur aus etwa 30 Bewaffneten, und so konnte es den Schweden augenscheinlich nicht schwer fallen, die Burg mit Erfolg zu bestürmen. Doch so leicht, wie sie glaubten, ging dies nicht an. Dreimal stürmten sie gegen die Burg an, wurden aber von der wackeren Besatzung immer mit großem Verluste zurückgeschlagen. Dies ermüdete die feindlichen Schweden, denen an der Eroberung der Burg überhaupt nicht viel lag, dergestalt, daß sie beschlossen, stillschweigend wieder abzuziehen, um sich wichtigeren Unternehmungen zuzuwenden. Ein Teil des Belagerungsheeres war bereits abgegangen, als plötzlich von der Burg aus ein weißer Pfeil ins Lager der Schweden abgeschossen wurde. Die Feinde hoben ihn auf, sahen, daß er mit Papier umwickelt war, eutrollten dieses und erkannten in demselben ein Schriftstück. Der schwe- dische Anführer, welchem es schleunigst überbracht wurde, las es und sah, daß es ein Schreiben vom Rottmeister des Schlosses Scharfenberg ent- hielt. Ein auf so geheimem Wege angekommenes Schreiben mußte von Wichtigkeit sein, und das war es auch wirklich. Der Rottmeister berichtete den Schweden darin, daß er vom Schloßhauptmann schwer beleidigt worden sei und sich daher an diesem rächen wollte. Er versprach den Feinden gegen eine hohe Belohnung und ehrenvolle Einstellung in die schwedischen Reihen ein Verräter an der Burg und deren Besatzung werden zu wollen. Gingen die Schweden auf diesen Vorschlag ein, so seien sie davon in Kenntnis gesetzt, daß sich in einem Birkeuwäldchen unweit des Burg- berges eine verborgene Thür befände, welche zu einem unterirdischen Treppengang und aus diesem in den Schloßkeller sühre. Diesen wolle er den Schweden öffnen, falls sie auf seinen Vorschlag eingehen würden, und sie könnten dann ihren Einzug in den Schloßhof halten. Um aber ganz sicher zu gehen, wie es solchen Feiglingen beliebt, und damit sein Leben nicht in Gefahr komme, verlangte der böse Rottmeister noch, die Schweden sollten drei Trompetenstöße ertönen lassen, falls sie mit dem Vorschlage einverstanden wären. Nachdem der schwedische Anführer das Schriftstück gelesen hatte, ertönte alsbald das Zeichen des Einverständnisfes mit dem Verräter. Wohl vernahm die ganze Besatzung der Burg die Trompetenstöße, da jedoch im feindlichen Lager alles ruhig blieb, so schöpfte der Schloßhaupt- mann keinen Verdacht. Der verräterische Rottmeister bewies sich als eine echte Judasseele. Er stellte sich gegen den Schloßhauptmann ganz demütig und unterwürfig, ermutigte die gesamte Besatzung durch eine Ansprache und beteuerte, daß

6. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 63

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 63 — 880 schlug der Babenbergische Sorbenmarkgraf Poppo die empörerischen Sorben und Tschechen so, daß „keiner von solcher Menge übrig blieb." 892 erlitt aber der Bischof Arno von Würzburg auf dem Schloßberg bei Chemnitz im Gau der Chutizer den Märtyrertod von sorbischer Hand. Die westlichsten Sorbenstämme waren der deutschen Oberherrschaft unterworfen und mußten auch schon Zins zahlen. Von Vorteil war, daß die Sachsen und Thüringer dem Christentum gewonnen waren, daß die Sachsen den Drang in sich fühlten, ihre Herrschaft weiter nach Osten auszudehnen. Mit diesem Entwickelungsabschnitt war zunächst dem Vordringen der Slawen Halt geboten und der Anfang zur Zurückeroberung des verlorenen Gebietes gemacht. Die Urgeschichte der Mark Meiszen. 1. Die Unterjochung der Daleminzier. a) Wie Heinrich I. die Festung Gana zerstörte. Die Sorben ertrugen freilich die Oberherrschaft der Deutschen nur widerwillig. Sie suchten das Joch derselben abzuschütteln und ihre eigene Macht wieder bis an die Saale auszudehnen. Daher verbanden sie sich, wie früher mit den Awaren, Tschechen und Mähren, so jetzt mit den wilden Ungarn, die Arnulf von Kärnten 892 gegen den mächtigen Mährenfürsten Swatopluk zu Hilfe gerufen hatte und seit 908 ihre Waffen gegen ihre einstigen Bundesgenossen kehrten. Um diesen Plünderungen ein Ende zu machen, mußte Heinrich I. seine Ostgrenze sichern. Aber im Anfange schlugen ihn die Ungarn bei Püchau an der Mulde und Heinrich mußte sich in diese Burg flüchten. Dann schloß er 924 einen neunjährigen Waffenstillstand. In dieser Zeit erweiterte und befestigte er die Grenzburgen und legte auch neue an und versah sie mit genügender Besatzung. Er scheute sich nicht, selbst Verbrecher hierzu zu verwenden und siedelte z. B. bei Merseburg eine Verbrecherkolonie an, deren Aufgabe darin bestand, Raubzüge ins Sorbengebiet zu machen. Nachdem er sein Reiterheer ausgebildet hatte, unterwarf er die Heweller und nahm ihre Wasserburg Brenna-bor mitten im Winter ein. Hieraus griff er die Daleminzier an und schlug sie überall siegreich zurück. Bald hatte er den ganzen Gau erobert. Nur die Festung Gana an der Jahna widerstand ihm noch. Hier leisteten ihm die Daleminzier die verzweifeltste Gegenwehr und kämpften auf Tod und Leben um ihre Freiheit. Nach zwanzigtägiger Belagerung aber fiel sie den Deutschen in die Hände. Die sorbischen Männer wurden erschlagen, die Frauen und Kinder

7. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 170

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 170 — die trotzige Rajewskischanze, wobei allerdings die Mehrzahl in die Gräben stürzte und umkam. Nur 240 Reiter traten von Moskau aus den Rückzug an, von denen nur 55 Mann heimkehrten. Die sächsischen Truppen mußten an der Beresina den Rückzug decken und waren die letzten, welche auf dem jenseitigen Ufer ausharrten, bis die Brücke hinter ihnen in Brand gesteckt ward. Nur traurige Reste, noch dazu körperlich geknickt, sahen den heimatlichen Boden wieder. Napoleon kam auf seiner Flucht wieder nach Dresden, wo er den Sommer zuvor den höchsten Glanz seiner Macht entfaltet hatte. Friedrich August I. wäre im Frühjahr 1813 gern vom Rheinbünde zurückgetreten und hätte sich den verbündeten Preußen und Russen angeschlossen; aber ihre Macht erschien ihm nicht stark und ihre Absicht nicht lauter genug. Darum zögerte er und ging nach Prag, um Österreich und Bayern zu einer Vermittelung aufzumuntern. Unterdessen sprengten die zurückweichenden Franzosen die Elbbrücken zu Meißen und Dresden. Schon befahl Friedrich August dem Befehlshaber der Festung Torgau, diese neutral zu halten und für beide Kriegsparteien zu sperren ; da errang Napoleon bei Großgörschen den Sieg und trieb die Verbündeten über die Elbe zurück. Nun trat Napoleon schroff gegen den König Friedrich August I. auf und verlangte barsch von ihm, in feine Hauptstadt zurückzukehren, die sächsischen Truppen mit den französischen zu vereinigen und als Glied des Rheinbundes seine Pflicht zu erfüllen, wo nicht, so werde er Sachsen als erobertes Land betrachten und behandeln. Mit schwerem Herzen kehrte der König nach Dresden zurück und beugte sich unter den, hartherzigen Eroberer, da er im entscheidenden Augenblicke von Österreich im Stiche gelassen ward und die Rache des Siegers fürchtete. Sachsen bildete nun ein großes Kriegslager. Seit dem Waffenstillstände von Poischwitz ward eifrig an den Festungen gearbeitet Das Land feufzte unter der Last der Heeresmaffen, die unaufhörlich sich hindurchwälzten, sowie unter den hohen Lieferungen. Dresden und Leipzig waren mit Verwundeten überfüllt; aber Handel und Wandel stockten, und die Staatsmittel waren beinahe erschöpft. Da entbrannte der Kampf aufs neue. Österreich trat auf die Seite der Verbündeten und siel in Sachsen ein. Allein Napoleon blieb bei Dresden nochmals Sieger. Doch half ihm dieser Sieg wenig; er mußte sich schließlich nach Leipzig zurückziehen, wohin ihm der König Friedrich August schweren Herzens folgen mußte, da er in gefangenen Händen war. Napoleons Stern war im Erbleichen. Auf Leipzigs Gefilden ward sein Geschick entschieden. Mitten im furchtbaren Riesenkampfe gingen die sächsischen Scharen mit klingendem Spiele und fliegenden Fahnen zu den Verbündeten über. Leider konnte dies das traurige Schicksal des edlen Königs Friedrich August nicht abwenden. Entblößten Hauptes erwartete er die Ankunft der siegreichen Monarchen, welche ihn jedoch

8. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 53

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 53 — auf die Deutschen. Auch die Sachsen lagen mit ihrem hohen Führer vor Paris. Bei Brie und Champigny wurden sie Anfang Dezember mit Übermacht von den Franzosen angegriffen und furchtbar beschossen. Trotzdem hielten sie wacker aus, bis ihnen Hilfe nahte und die Franzosen wieder hinter die Mauern von Paris zurück-gedrängt wurden. Gegen Ende Dezember beschossen die Sachsen dann das Festungswerk Mont Avron und erstürmten es. So hatten sich die Sachsen im schweren Kampfe ausgezeichnet bewährt. 5. Die Heimkehr der Sachsen und ihres heldenmütigen Kronprinzen. Nach dem Frieden zogen die Deutschen wieder nach Hause. Auch die sächsischen Truppen kehrten nach der geliebten Heimat zurück. Biele allerdings sahen ihr Vaterland nicht wieder, denn sie hatten im Feindeslands den Heldentod erlitten. Die siegreichen Soldaten wurden bei ihrer Heimkehr jubelnd empfangen. Großartig war namentlich ihr Einzug in Dresden am 11. Juli 1871. Mit Eichenlaub und Tannenzweigen waren die Straßen der Hauptstadt geschmückt. Wer nur irgend konnte, hatte sich aufgemacht, die tapferen Krieger zu begrüßen. Mit rauschender Musik kamen sie gezogen, froh, daß der gefahrvolle und mühselige Feldzug zu Ende war. Voran ritt der Kronprinz Albert, der ruhmgekrönte Führer der Heldenscharen. Er trug jedoch nicht mehr den Degen, sondern den Marschallstab in der Hand; denn am Tage zuvor hatte ihn der Deutsche Kaiser Wilhelm I. zum Lohne für feine Verdienste zum Reichsfeldmarschall ernannt. Aber auch in Sachsen ward er hochgeehrt. Die Stadt Dresden überreichte ihm zur Erinnerung an den denkwürdigen Feldzug einen silbernen Lorbeerkranz, die Stände des Meißener Kreises einen silbernen Ehrenschild, die Stadt Leipzig ein silbernes Denkmal und die höchsten Ofsiziere der von ihm geleiteten Maasarmee einen Marschallstab. So ward der Kronprinz empfangen und willkommen geheißen in feiner Vaterstadt und seinem Vaterlande. So wurden die tapferen Scharen, welche er zu Ruhm und Sieg geführt hatte, jubelnd begrüßt und hoch geehrt von den Bewohnern und vom Könige Johann, welcher in seinem Tagesbefehle alle ihre Verdienste lobend und rühmend hervorhob. So haben die Sachsen das Deutsche Reich einigen und errichten helfen; so ist auch Albert ein Mitbegründer des Deutschen Reiches. Kaiser Wilhelm ehrte ihn noch dadurch, daß er ein Festungswerk der wieder erworbenen Festung Straßburg „ Kronprinz von Sachsen" nennen ließ. 6. Albert als König von Sachsen. Im Jahre 1873 schloß am 29. Oktober König Johann auf dem Schlosse zu Pillnitz seine Augen für immer. Albert bestieg

9. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 120

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 120 — Kaisers Argwohn zu wecken, konnte jetzt Moritz ein bedeutendes ^eer auf)teilen. Die Belagerung von Magdeburg zog er absichtlich in die Lange, um unterdessen Zeit und Mittel zum gewaltsamen Vorgehen gegen den Kaiser zu gewinnen. Dazu schloß er noch einen geheimen Bund nut dem Markgrafen von Brandenburg und dem Herzoge von Mecklenburg, sowie mit dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich dem er das Reichsvikariat über die lothringischen Stifter Metz, Toul und Verdun einräumte, so daß diese immer noch zu Deutschland gehören sollten, tenbltch stel Magbeburg, und Moritz nahm für den Kaiser das Reich und für sich die Hulbigung der Magbeburger entgegen. Nun hätte aber Moritz das Heer entlassen müssen, aber er hielt es noch beisammen und brach mit ihm nach Süden auf, nachdem er sich dessen Treue gesichert hatte. Noch immer hielt er den nichts befürchtenden Kaiser im guten ©tauben und hatte ihm sogar mitgeteilt daß er ihm münblich von Magdeburgs Belagerung Bericht erstatten wolle. Moritz rückte aber in Eilmärschen nach Tirol, erstürmte die Ehrenberger Klause und zog siegreich in Innsbruck ein. Erst kurz zuvoi war Karl \ . in einer Sänfte bei Rocht und Rebel nach Kärnten geflüchtet, -jm Nassauer Vertrage (1552) mußte der Kaiser nachgeben und die gefangenen Fürsten freilassen. Mit biedern Vertrage loar sowohl die Übermacht Karls V. in Deutschland gebrochen als die Gewalt des Konzils über die deutschen Protestanten aufgehoben, und bieg alles war Moritzens schlau eingeleitetes und kühn und erfolgreich burchgeführtes Werk. Nun staub der vor kurzem noch so Bitter gehaßte und arg geschmähte Verräter Moritz vor den Deutschen als ein großer und geachteter Held und als Retter und Schirmherr der evangelischen Kirche da. 5. Sein rasches Ende und seine Bedeutung. Leider stand Moritz schon am Ende seiner glänzenden Laufbahn Der Kaiser erweckte in Albrecht von Brandenburg-Kulmbach dem Kurfürsten Moritz einen neuen Feind. Obgleich dieser sein ehemaliger ■xjugenbgespiele^ und Kriegsgesährte gegen den Kaiser gewesen war, so entzweite er sich bennoch mit Moritz und setzte trotz des Passauer Vertrages, den er als eine Verräterei beutscher Nation verspottete, den Kampf auf eigene Faust fort. Namentlich plünberte er die geistlichen Stifter am Rhein und Main und in Franken. So sah sich Moritz genötigt, im Bunbe mit anberen Fürsten dem raublustigen und beutesüchtigen Friebensstörer mit Waffengewalt entgegen zu treten, zumal berselbe sogar in Thüringen eingefallen war. Bei Sievershausen im Lüneburgischen kam es 1553 zu einer blutigen Schlacht. Es entspann sich ein harter Reiterkampf. Lange wogte er unentschieben hin und her und schon mancher eble Kämpfer in Moritzens Heer beckte die Walstatt. Moritz spornte die Tapferkeit

10. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 138

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 138 — lebte. Zwar leistete die Stadt Widerstand, aber Bauer drang bald in sie ein und ließ sie zum großen Teil in Schutt und Asche legen. Hatte sich nicht ein schwedischer Offizier der unglücklichen Stadt erbarmt, wäre sie jedenfalls gleich Wurzen von Grund aus zerstört worden. Auf sein Geheiß legte die Tochter des Kurfürsten, Marie Äibylla, bei Baner Fürsprache für Pirna ein und so ward die Stadt vor der völligen Zerstörung bewahrt. Wie Baner, hauste auch Torstenson schrecklich in Sachsen, nachdem er bei Breitenfeld 1642 die Kaiserlichen geschlagen hatte. Vor allem lag ihm daran, Freiberg zu erobern. Aber es verteidigte sich mannhaft, obgleich es nur eine ganz kleine Besatzung besaß. Ununterbrochen ließ er die Stadt beschießen und legte zahlreiche Minen an, doch gelang es ihm nicht, die „Hexenstadt", wie er sie in seiner ohnmächtigen Wut nannte, in seine Gewalt zu bekommen. Zwar wären ihre Kräfte bald erschöpft gewesen, da ihr Torstenson sogar das Trinkwasser abgeschnitten hatte, aber zur rechten Zeit erschienen die Kaiserlichen unter Pikkolomini und entsetzten sie. Noch heute erinnert ein Denkmal am Peterstore, wo der Kamps am heftigsten tobte, an jene Zeiten schwerer Bedrängnis und ruhmvoller Ausdauer. Darnach aber nahm der schwedische General Königsmark 1645 Meißen ein und ^ bedrohte sogar Dresden. Da sah der bedrängte Kurfürst ein, daß solchem Jammer und Elend ein Ende gemacht werden müsse. Wie der Kurfürst von Brandenburg schon 1641, so schloß er 1645 zu Kötzschenbroda einen Waffenstillstand mit den Schweden. Zwar behielten diese Leipzig und Torgau besetzt und konnten ungehindert jederzeit durch das Land marschieren, aber trotzdem war der Waffenstillstand eine große Wohltat für das Land, da es nun von den schrecklichen Verheerungen und Greueln verschont blieb, wenngleich die Lieferungen an die Schweden das Land noch drückten. Im Frieden von Münster und Osnabrück behielt Sachsen die Lausitz, der Knrsürst aber wurde Leiter der evangelischen Stände (corpus evangelicorum) im Reichstage. 5. Sachsens Verluste im Dreißigjährigen Kriege. So große Wunden der unselige Krieg ganz Deutschland schlug, so große Verluste fügte er unserem engern Vaterlande zu, obgleich dieses in der ersten Hälfte des Krieges beinahe ganz davon verschont blieb. Um so mehr mußte es in der zweiten Hälfte leiden, da es in der Mitte der kriegführenden Mächte lag. Einzelne Teile waren ganz entvölkert, denn was das allzeit mordende Schwert des Feindes nicht fraß, das fiel der Pest und der Hungersnot zum Opfer. Besonders schwer war das Vogtland heimgesucht worden. Ölsnitz und Adorf wurden z. B. über hundertmal, andere Städte zehn- bis zwanzigmal geplündert. Solche Greuel hatte man seit den Hussitenkriegen nicht
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