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1. Teil 3 - S. 164

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 164 — wie auf einem Schlachtfelde. Und als er sich erschrocken umblickt, um die Ursache von diesem sonderbaren Rauschen und Rasseln zu erspähen, da steht vor ihm die Gestalt eines geharnischten Kriegers und spricht: „Was rief dich, Unglückseliger, in diese Wildnis her? Was rief dich hierher, um uns aus tiefen, schweren Träumen zu wecken? Wisse, da drunten in den Höhlen, in meilenweitem Gange, schlafen Heere schon Jahrhunderte lang. Die Frevel verruchter Söhne, der Bruch geschworner Treue hat längst schon auf uns des Himmels Strafe geladen. Vernimm die grause Kunde: du stehst an derselben Stelle, wo Ludwig der Fromme von seinem Heere verrathen wurde. Wir schlössen dichte Reihen bis an die fernen Berge, um den königlichen Herrn zu schirmen, da zog die Heeresschaar der Söhne in blanken Waffen herbei und von dumpfem Rauschen dröhnte der weite Rasenplan. Sie stürmten heran, die frevlen Brüder, in ihren Fäusten Schwerter, in ihren Blicken Zorn, der türkische Lothar schlüpfte durch unser Lager und bot uns blanke Münzen und glatte Worte dar. Ja, selbst der heilige Vater bethörte uns den Sinn, schlich durch unsere Reihen und stellte uns vor, daß die Treue Frevel sei, die mau dem Sünder erweise; er streute schlimme Saat, bis wir uns verblendet dem Verrathe fügten. Draus schlugen die vernichten Söhne die Hand des Vaters, die dieser bereits znm Frieden entgegen- streckte, in schweres Eisenband, sie rissen ihm die Krone vom silberweißen Haupte und führten den verlassenen Greis hinweg. Da hob der Betrogeue Augen und Hände gen Himmel und sprach im bittersten Schmerzgefühl: „Es giebt keine Treue mehr anf Erden! Gefchworne Treue und Kindesliebe sind nur Trug." Dann verfluchte er seine entarteten Söhne und ihre Kampfgenossen. Weh, falsche Söldnerschaaren, so feil und so verrucht! Weh dir, o Lügenstätte — ihr seid fortan verflucht! Und der Himmel hat das Racheflehen des Kaisers erhört! In meilenweiten Gräbern liegen hier anf öder Heide alle jene Meineidigen, die das Unglück des frommen Kaisers verschuldeten. Da schlafen auch die frevelnden Söhne, und wie sie ihrem Vater des Lebens Glück und des Herzens Ruhe geraubt habeu, so kommen sie selber in aller Ewigkeit nicht zur Ruhe; denn nimmermehr wird der Fluch von diesem Felde ge- nommen, das seit jeneni Tage das Lügenfeld heißt!" So schloß der gespenstische Krieger seine Erzählung, dann versank er vor den Augen des erschrockenen Wanderers in den Erdboden, der sich mit dumpfem Dröhueu öffnete und wieder schloß, nachdem er seine Beute verschlungen hatte. — Der Wandersmann sich kreuzet und thut zur selben Stund' Im Thanner Münster drüben die Märe beichtend kund. Nach Pfeil.

2. Teil 3 - S. 155

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 155 — anbruch von der Feuersbrunst verzehrt. Von dem Kaufherrn und seinen Gästen gab nichts mehr Kunde. Jahre vergingen, die Brandstätte in der Brückenstraße blieb unauf- gebaut, denn niemand wollte den Grund und Boden übernehmen, auf dem sich so Fürchterliches zugetragen hatte. Die Tochter des Kauf- Herrn war wenige Tage nach jenem Schreckenstage gestorben, ihren Vater glaubte man von den Trümmern des eingestürzten Hauses erschlagen und andere Erben hatten sich nicht eingefunden, überhaupt war auch nichts zu erben, denn kurz nach dem schrecklichen Ereignisse hatten unvorhergesehene Unglücksfälle alles Eigentum Dietmolds verzehrt. Eines Abends erschien ein alter Mann bei dem in der Kirche zu St. Columban im Beichtstuhle sitzenden Priester und bat diesen, ihm zu folgen und einem Sterbenden die letzte Wegzehrung zu geben. Der Priester machte sich auf den Weg und folgte seinem Führer bis in eine am Ende der Stadt liegende ärmliche Hütte, in welcher er aus elendem Lage einen Sterbenden antras. Dieser gestand, daß er der todtgeglanbte Dietbold sei; er beichtete alle seine Sünden und teilte noch mit, daß er durch seinen treuen alten Diener aus den Flammen gerettet und hier in diese Hütte geschafft worden sei. Mit seinem Diener habe er späterhin oft des Nachts die Brandstätte besucht und daselbst aus dem Schutte noch ziemlich viel seiner Habe gerettet; diese möge jetzt der Priester aus seinen Händen in Empfang nehmen und den größten Teil unter diejenigen ver- teilen, die er in seinem Leben betrogen habe, zu welchem Zwecke er ihm ein Verzeichnis von Namen einhändigte. Den Rest bestimmte er aber dazu, daß Messen für sein Seelenheil gelesen werden sollten. Der Geist- liche versprach feierlich, diese Wünsche zu erfüllen. Bald daranf starb Dietbold reumütig; sein alter Diener trat in das Kloster, dem der Priester angehörte. An der Stelle, an welcher sonst das Haus des Reichen stand, ward ein neues stattliches Gebäude errichtet und über der Thür desselben das Standbild eines Greises angebracht, der zur Erinnerung an das Schicksal Dietbolds in der Rechten einen großen Krebs hielt. Dieses Denkmal befand sich bis zum Jahre 1817 in einer Spitzbogennische des ehemaligen Nesselroder Hofes auf der Brückenstraße. Seit jener Zeit kam es weg, weil es ganz verwittert war. Jetzt befindet es sich in dem sogenannten Wallrasfiannm zu Köln. Nach Pfeil. 6. Der Schelm von Bergen. Auf dem Römer zu Frankfurt am Main war Maskenball; es galt der Krönungsfeier Karls des Großen. — Hierzu waren in dem glänzend erhellten Saale viele Fürsten und Ritter versammelt in ihren Prachtgewändern und in den verschiedensten

3. Außereuropäische Erdteile - S. 32

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 32 — Ufer verbanden, durchschnitten war. Prachtvolle Tempel, ansehnliche Paläste, fanden sich überall in großer Zahl. Auf dem See schwammen mächtige Flöße aus Holz, Rohr- oder Binsengeflecht, die mit fruchtbarer Erde bedeckt und dadurch in Gärten umgewandelt waren. Auf ihnen zog man Gemüse und Blumen. Überall herrschte bienenemsiges Treiben. Am lebhaftesten war der Verkehr auf dem großen Marktplatze. Hier boten Goldschmiede und Federhändler, Maler und Töpfer, Bücherhändler und Waffenschmiede, Pelzhändler und Korbflechter ihre Ware aus. Hier waren Lebensmittel in ungeheuren Mengen aufgestapelt: Geflügel, Fische, Wildpret, Brot, Backwerk, Korn, Früchte u. s. w. Hier waren auch Sklaven zum Verkaufe ausgestellt. Sie waren mit Halsketten an einen Pfahl gebunden und mit einem Preiszettel versehen. Mit Grauen und Abscheu erfüllte die Spanier der Tempel des K'riegsgottes Vitzlipntzli. Dem Haupteingange des Tempels gegenüber sah man eine große Pyramide, die aus über 100 000 Menschenschädeln bestand. Der Tempel selbst hatte die Gestalt einer gewaltigen, abge- stumpften Pyramide. Auf der Plattform befanden sich zwei mit Holz- fchnitzerei verzierte Türme, in denen die scheußlich gestalteten Götterbilder aufbewahrt wurden. Mit Schaudern wandten sich die Spanier von den fratzenhaften Bildern ab. Noch größer aber wurde ihr Grauen, als sie die dicke Kruste geronnenen Menschenblutes an den Wänden der Türme bemerkten und dann den gewölbten Opserstein sahen, ans denen man die Kriegsgefangenen hinzuschlachten pflegte. Die Spanier lohnten die ihnen erwiesene Gastfreundschaft mit schnödem Undanke, Cortez wußte den Kaiser in seine Wohnung zu locken, und dort ließ er ihm sogar Fesseln anlegen. Zuletzt zwaug er ihn, auf die Regierung seines Reiches zu Guusten der Eindringlinge zu ver- zichten. Nun walteten die Spanier mit größter Grausamkeit in der Stadt. Einst versammelten sich z. B. 600 vornehme Azteken, in schöne Festkleider gehüllt, zu einem Götterfeste. Kaum aber hatten die Gesänge und Tänze begonnen, so stürzten die Spanier, die als Zuschauer dabei waren, mit gezückten Schwertern auf die Azteken ein und hieben sie ohne Mitleid zu Boden, so daß der Boden mit Strömen von Blut über- schwemmt wurde. Keiner der Verratenen blieb am Leben! Ja, die Spanier beraubten die Toten sogar noch ihres Schmuckes. Kaum aber war die Schlächterei zu Ende, so wurde sie auch schon in der ganzen Stadt bekannt. Wutentbrannt griffen nun die Bewohner zu den Waffen. Vergeblich suchte Cortez sie zu beruhigen. Er ließ den gefangenen Kaiser von der Zinne des Daches herab zum Volke reden, allein ein Hagel von Steinen und Pfeilen folgte als Antwort, so daß Monteznma tätlich verwundet niedersank und einige Tage daraus starb. Da sah Cortez ein, daß er die Hauptstadt nicht behaupten konnte und beschloß, den Rückzug anzutreten. Dieser konnte in der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1520 nur mit den größten Schwierigkeiten vollführt werden und heißt

4. Außereuropäische Erdteile - S. 62

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 62 — gesicht. „Herab von den Pferden! Zwei mögen sie festhalten! Die an- dern streifen ihre Hemden ab! Schnell!" Unwillkürlich gehorchten alle. Gabriel zündete ein Stück Zunder auf der Pfanne seines Gewehres an, und bald loderte aus Hemden und Tüchern, verdorrtem Prairiegras und Büffeldünger ein mächtiges Feuer empor, emsig geschürt und verstärkt durch neu hinzngetragene Haufen dürren Grases. Ein Beben der Erde, als ob sie in ihren Grundvesten wanke, ein Angstgeheul, ein Gebrüll der Wut und des Schmerzes verkündet das Anrücken der schrecklichen Tiermassen. Schon konnten wir ihre Hörner, ihre Füße unterscheiden — das Feuer war im Erlöschen, die Flammen sanken zusammen. Ta schleuderte Gabriel im Augenblicke der höchsten Gefahr eine Flasche mit Branntwein in die Glut. Sie zerplatzte, und zurück prallten die zottigen Teufel vor den aufschießenden Blitzen der scharfen, blauen Feuersäule, und Hunderten derselben brachten die Stockung des Zurückprallens den Tod. Ringsum sahen wir nichts als die zottigen Nuhnen der plumpen Ungeheuer. Kein Spalt war in den fliehenden Abasien bemerklich, außer der schmalen Linie, die sich geöffnet hatte, das Feuer zu meiden. Die Sekunden, während welcher die Tierhaufen rechts und links vor- überflogen, wurden zu martervollen Stunden, bis endlich die Massen dünner und dünner sich gestalteten. Zuletzt waren wir nur noch von den schwereren und erschöpfteren Tieren des Nachtrabs umgeben. Die erste Gefahr war vorüber, aber eine andere, ebenso große nahte heran. Die ganze Prairie stand in Flammen, und die zischenden Fluten des Feners rückten mit furchtbarer Schnelligkeit auf uns los. Die Pferde hatten wie- der einigen Atem gewonnen, darum stiegen wir frisch in die Sättel! Und gejagt von der Todesangst, rasten Rosse und Reiter den Büffeln nach, denn Eile war Leben. Da bemerkten wir vor uns eine Schlucht, in welcher die Tiere zu Tausenden sich stürzten. Der Abgrund mußte uns retten oder begraben. Wir sprangen hinab und erreichten turmtief den Boden, zur Besinnung gekommen, fühlten wir nns unverletzt. — Wir waren gerettet. Unser Fall brach sich an der ungeheuren Masse von Tieren, auf den Tausenden von Leichnamen, die eine Sekunde vorher den Sprung über den Abgrund aus Furcht vor dem Feuer oder gedrängt von den nachstürzenden Masfen gemacht und dabei Hals und Beine gebrochen hatten, so daß ihre Leiber wie Kissen uns aufnahmen. Wir wanden uns aus der Unmasse tierischer Leichname heraus, ge- wannen eine Strecke weiter unten einen freien Platz, auf dem wir aus- rühren und Gott dankten für die wunderbare Rettung. Roch so manches erzählt uns unser Führer von dem Leben und den Gefahren in der Prairie, bis endlich sein gastliches Haus uns wiede- rum aufgenommen hat. Ermüdet von den Anstrengungen des Tages legen wie uns zu erquickendem Schlafe nieder und träumen von der weiten Prairie und ihren Bewohnern.

5. Außereuropäische Erdteile - S. 64

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 64 — 2. Die Indianer vernachlässigen ihre Kranken. Wird ein Indianer van einer ansteckenden Krankheit befallen, so läßt man ihn ohne jede Hilfe. Seine gesunden Nachbarn brechen ihre Zelte ab und schlagen sie aus Furcht vor Ansteckuug erst in weiter Ent- sernung vom Kranken wieder auf. Der arme Mensch ist dann in seinem elenden Wigwam mutterseelenallein der Kälte, dem Hunger und dein Durste, ja auch den wilden Tieren preisgegeben und geht gewöhnlich elend zu Grunde. 3. Die Indianer huldigen dem Branntweingenuß und be- rauschen sich oft bis zur Bewußtlosigkeit. Für „Feuerwasser" giebt der Indianer das Wertvollste und Uneut- behrlichste hin. Ist er dann betrunken, so wird er in widerlicher Weise zärtlich. Ein Reisender war z. B. Zeuge, wie ein Indianer einige Schlucke Branntwein in den Mnnd nahm, dann einen Stammesgenossen umarmte und ihm aus seinem Munde den Schnaps einflößte. Hierdurch wollte er zeigen, wie sehr er seinen Freund schätze. 4. Die Indianer führeu blutige Kämpfe untereinander. Geringer Ursachen wegen geraten benachbarte Stämme in Zwist und bekriegen sich dann manchmal jahrelang. Mit entsetzlichem Geheul stürzen sich die Kämpfer aufeinander und suchen sich mit dem Tomahawk, dem langstieligen Schlachtbeile, niederzuschlagen. Sobald ein Kämpfer stürzt, zieht sein Widersacher blitzschnell ein scharf geschliffenes Messer aus dem Gürtel und zieht dem Gefallenen die Kopfhaut samt den Haaren herunter. Diese Kopfhaut, Skalp genannt, dient dann als Siegeszeichen. Auch die Gefangenen werden nicht geschont. Man bindet sie an Baum- pfähle und peinigt sie langsam zu Tode. 5. Die Indianer vermindern durch sinnlose Jagden die Zahl der Büffel immer mehr. Zu dieseu sinnlosen Jagden werden hauptsächlich die tiefen Schluchten benutzt, deren es im westlichen Teile der Prairie viele Hunderte giebt. So oft sie nämlich an einer solchen Schlucht eiue Büsfelherde antreffen, so können sie der Versuchung nicht widerstehen, eine Jagd anzustellen, wie sie von alters her bei ihrem Volke üblich war. Sie treiben die Herde, wenn sie auch noch so groß ist, mit wildem Geschrei der Schlucht zu, und nun stürzen sich die von wahnsinnigem Schrecken er- grisfenen Tiere zu Taufenden in den Abgrund, wo die ungeheuren Körper, von einer Klippe zur andern hinabrollend, bald eine ungeheure Masse schwarzer, blutiger Leichen bilden. Ein anderes Versahren mutwilliger und massenhafter Vernichtung, dessen sich die Indianer bei der Büsfeljagd bedienen, ist folgendes. Eine lange Reihe berittener Jäger wird, wenn sie eine weidende Herde um- zingelt hat, fchuell geschlossen, man drängt die erschrockenen Tiere nach einen Mittelpunkt zusammen und macht von allen Seiten einen ungestümen

6. Außereuropäische Erdteile - S. 141

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 141 — bencr er keine Spur von Kenntnis hat. und Versprechungen zu machen, die er nicht zu halten gedenkt. Es ist einem Chinesen eine Kleinigkeit, sich als Führer durch eine Gegend anzubieten, die er selbst uoch nie betreten hat, oder die Besorgung von Gegenständen zu übernehmen, die er gar nicht kennt. Ein Fremder, der sich von einem Chinesen durch eine Stadt führen und über die Bedeutuug der ausgestellten Denkmäler, die Straßenvorgänge, die Einrichtungen in den Palästen, Tempeln oder Läden u. s. w. unterrichten läßt, kann sicher sein, daß 9/io von allem, was er zu hören bekommt, von dem Führer ersuudeu ist. Es kann ihm passieren, daß ihm ein Götzenbild als ein Denkmal zu Ehren eines hundertundsünszigjährigen Greises und ein altes verrostetes Opfermesser als das Schlachtschwert eines berühmten Helden bezeichnet und in über- schwenglichen Worten gerühmt wird. 3. Die Chinesen haben eine Anzahl lasterhafte Gewohn- heiten. Zu diesen gehört hauptsächlich das Opiumraucheu. Das Opium ist der aus den unreifen Mohnkapseln durch Auritzeu gewonnene und später zu einer braunen Masse eingetrocknete Saft. Er wird Haupt- sächlich in Ostindien gewonnen. Bei uns wird das Opium nur auf Verordnung des Arztes gebraucht, in China aber verwenden es Taufende, um sich mit seiner Hilfe in einen von schönen Träumen begleiteten Rausch zu versetzen. In jeder chinesischen Stadt giebt es eine Anzahl „Opium- kiöllen", iu deueu man Opium rauchen und dann seinen Rausch aus- schlafen kaun. In diesen Lokalen steht eine Anzahl hölzerner Pritschen, auf denen sich die Raucher ausstrecken können. Sobald ein Raucher es sich bequem gemacht hat, zieht er seine Pfeife hervor, eine flötenähnliche Röhre, auf der man einen Pfeifenkopf angebracht hat, der so winzig ist, daß ein erbsengroßes Stück Opium dariu festsitzt. Mit Hilfe der kleinen Lampe, die neben jeder Pritsche auf einem kleinen Tischchen steht, wird das Opium angezündet. Dann thut der Raucher langsam mehrere Züge, verschluckt den Rauch und wartet die Wirkung des Giftes ab. Anfänger erreichen bald ihren Zweck, alte Sünder aber müssen oft fünf bis sechs Pfeifen rauchen, ehe sie von schönen Träumen umgaukelt werden. Kaum atmend liegen sie dann aus ihren Pritschen und schwelgen in den wunder- barsten Traumgesichten. — Die Folgen des Opiumrauchens sind schrecklich. Der gewohnheitsmäßige Opiumraucher magert nach und nach -zum Skelett ab, weit stehen die Backenknochen hervor, tief liegen die Augen in ihren Höhlen. S?in gestimmtes Nervensystem ist zerrüttet. Seine Hände und Füße zittern, kaum vermag er sich aufrecht zu erhalten. Trotzdem läßt er von feinen, Laster nicht. Er giebt seinen letzten Heller hin, um sich Opium und immer wieder Opinm zu kaufen, bis er endlich, zum Tiere herabgesunken, dem Tode verfällt. 4. Die Chinesen haben eine mangelhafte Rechtspflege und verhängen grausame Strafen über die Schuldigen.

7. Außereuropäische Erdteile - S. 9

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 9 — losen Bewohner Westindiens führten. Sie töteten nicht allein Tausende in dem Kampfe, zu dem sie die Unglücklichen durch Rohheit und Hab- sucht aufgereizt hatten (Bluthunde!), sondern bereiteten auch denen, die den zahlreichen Gemetzeln entronnen waren, durch harte Arbeit ein frühes Ende. Zwangen sie doch die Indianer, die an keinerlei Anstrengung gewöhnt waren, im Schweiße ihres Angesichts auf den Feldern zu arbeiten um Baumwolle oder Nahrungsmittel zu gewinnen, oder Tag für Tag an den Ufern der Flüsfe Sand zu schöpfen, durchzuschwemmen und nach Goldkörnern zu durchsuchen. An Stelle der Indianer traten Neger von der Westküste Afrikas. Man raubte sie dort und verkaufte sie als Sklaven nach Westindien. Das Los dieser Negersklaven war entsetzlich. Fern von der Heimat, die sie nie wieder sehen konnten, wohnten sie auf Westindien in ärmlich auf- gerichteten Hütten und wurden täglich zur bestimmten Stunde von ihren Aufsehern zur Arbeit getrieben. Ohne Unterbrechung mußten sie in brennender Sonnenglut anf den Pflanzungen arbeiten, und wer ermattet den Arm sinken ließ, spürte bald die schwere Peitsche des Aufsehers auf seinem Rücken. Mehrere Jahrhunderte lang stand dieser entsetzliche Handel in Blüte. Seit 1807 aber ist der Sklavenhandel erst von Eng- land, dann von den übrigen Völkern abgeschafft und 1838 allen Sklaven auf den englischen Inseln die Freiheit geschenkt worden. Als vorher (1833) die Neger gezählt wurden, um festzustellen, welche Summen an die Sklavenbesitzer zu zahlen sei, fanden sich 587 118. Ihren Besitzern wurden 20 Millionen Pfund Sterling ausgezahlt. (Wieviel Millionen Mark?) Freilich zeigte sich gar bald, daß die befreiten Neger keine Lust zur Arbeit mehr hatten. Um die Plantagen nicht eingehen zu laffeu, mußte mau Kulis, Arbeiter aus Ostindien und China, kommen lassen. Noch heute arbeiten Tausende indische und chinesische Kulis auf Westin- dien. Viele kehren nach Jahren als wohlhabende Leute in ihre Heimat zurück. Auf den Inseln, die den Engländern nicht gehören, finden sich noch Negersklaven. Trotz des Verbotes ist der heimliche Sklavenhandel noch immer im Gange, und man rechnet, daß jährlich mehrere Tausende als Sklaven eingeführt werden. Doch ist das Los der Sklaven jetzt erträglicher, als einst. Sie wohnen in kleinen Häusern, haben Gärten, dürfen sich Hanstiere und Federvieh halten und können sich nebenbei so viel verdienen, daß sie sich loskaufen können. Viele haben gar nicht den Wunsch frei zu sein. So äußerte einst eine Sklavin, der man die Frei- heit anbot: „Werde ich dann auch alle Tage satt zu essen haben? Hier habe ich mein Brot, und Schläge nur, wenn ich sie verdiene. Zusammenfassung: 4. Die meisten westindischen Inseln sind nicht mehr im Besitze der Spanier. Wie wir schon vorhin hörten, gehört ein großer Teil Westindiens

8. Außereuropäische Erdteile - S. 109

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 109 — sonstige Blasinstrumente ertönten überall. Hier tanzten Weiber und Männer in gesonderten Reihen beim Schalle der Musik gegeneinander, dort wieder tanzte eine Schaar Mädchen und Frauen allein, Hand in Hand iu langer Reihe sich durch die Menge windend, mit heller Stimme singend, eine Flötenbläferin voraus. Hoch über den Häuptern der Menge sah man ein Gerüst emporragen. Es war auf einem niedrigen, stark gebauten Karren befestigt und bestand aus einem ungefähr 5 in hohen Pfahl, aus deffen oberen Ende zwei kreuzweis übereinander liegende Balken horizontal (Zeichnen!) so angebracht waren, daß sie gedreht werden konnten. An jeden? der vier Enden der beiden Balken war an zwei durch das Fleisch des Rückens geschlagenen eisernen Haken ein lebendiger Mensch ungefähr so aufgehängt, wie unsere Fleischer ein geschlachtetes Tier aufzuhängen pflegen. Diese Männer hatten sich freiwillig in diese Stellung begeben und ließen sich zu Ehren Schiwas unter dem Zuruf des Volkes und dem Getöse der Tamtam an dem beweglichen Kreuze hin und herdrehen, daß das Blut am Körper herabrieselte. Von Zeit zu Zeit fuhr man den Wagen an eine andere Stelle, damit ja jeder das widerwärtige Schauspiel genau betrachten konnte. Gegen Mittag, als die Sonne glühenden Brand niedersandte, (25° R, int Schatten) ging das Fest zu Ende. Der größte Teil der Menge verlief sich, nur eiue Schar Weiber tanzte unermüdlich ihren Ringeltanz im Schatten großer Bäume weiter. 4. Viele Tiere genießen göttliche Verehrung. Besonders erfreuen sich die Ochsen und Affen großen Ansehens. In jeder indischen Stadt, insbesondere aber wieder iu Benares, kann man sich davon täglich und stündlich überzeugen. So schreibt ein Reisender von Benares: Eine Unsumme vou Stieren jeden Alters, dabei zahm wie die Hnnde, spazieren stolz und genügsam mit der Miene des Herrn umher oder versperren dir, quer über die Gasse gelagert, den Weg. Viele Menschen gewahrst du, welche knieend diese Bestien mit Blumen schmücken und sich ehrer- bietig zu ihnen herabneigen. Wehe dir, wenn es dir einfiele, durch einen derben Stoß dir den nötigen Platz zum Vorübergehen zu verschaffen! Das gemeine Volk würde dich zerreißen. Hat deine Geduld dies überwunden und betrittst du durch eine nene Pforte einen andern Stadtteil, so beginnt damit eine noch härtere Prüfung. Die Ochsen sind zwar verschwunden, aber an ihrer Stelle springen und klettern eine unzählige Menge Affen, lauter Weibchen, einem indischen Gotte geweiht. Sie klettern von Dach zu Dach, von Fenster zu Fenster, und vor ihren zerzausenden und mausenden Krallen ist nichts sicher. Keinen Augenblick lassen sie dich in Ruhe, nehmen dir die Kopf- bedeckung oder springen dir aus die Schulter. Dort, hinter den Ver- zierungen eines Daches versteckt, langen sie hervor und rupfen dich oder greifen ungestraft in die Bärte der Obsthändler und Zuckerbäcker, reißen den Kindern das Brot vom Munde und klettern an ihnen herauf.

9. Außereuropäische Erdteile - S. 207

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 207 c. Die von den beiden Zügen eingeschlossene Hochebene hat zahl- reiche Seen aufzuweisen (Schotts) nud ist auf unserem Atlas mit dem Namen Halfasteppe bezeichnet. — Sie heißt so, fügt der Lehrer hinzu, weil sie meist mit Halfagras bewachsen ist. Zur sachlichen Besprechung. a. Welche Bodenformen würde der kennen lernen, der das Atlasgebiet von Nord nach Süd durchwanderte? (Küsten- sauni am Mittelmeer • - Aufstieg zu den Höhen des kleinen Atlas ■ - Niedersteigen znr Hochebene — Wanderung über die seenreiche Hoch- ebene — Aufstieg zu den Höhen des großen Atlas — Niedersteigen zur Wüste) — Einfaches Profil. b. Wie mag es um die Bewässerung des Atlasgebietes bestellt sein? Das Atlc.sgebiet hat keine bedeutenden Ströme. Die Flüsse, die sich am Nordabhange des kleinen Atlas entwickeln, werden schon nach kurzem Laufe vom Mittelmeere ausgenommen. Die am Süd- abhange des großen Atlas entspringenden Gewässer verschwinden bald im Sande der Wüste. c. Weckt der Ncinte Atlas nicht auch Erinnerungen aus deni Geschichtsunterrichte? (Der Riese Atlas, der das Himmels- gewölbe trug!) Ii. Worin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung dieses Gebiets? 1. Hier lag (ungefähr dort, wo jetzt die Stadt Tunis liegt) das mächtige Karthago, dem nicht nur der ganze Nordrand von Afrika, sondern auch die Inseln Malta, Sizilien, Sardinien und Korsika nud eiu Teil Spaniens unterthänig war. Es trieb einen großartigen Handel. Seine Karawanen zogen bis ins Innere Afrikas um Elfenbein, Gold- staub und Sklaven gegen Salz und Datteln umzutauschen. Seine Flotten beherrschten das ganze Mittelmeer und trugen, besonders aus dem silber- reichen Spanien unendliche Mengen edlen Metalls herbei. Als aber dann die Römer immer mächtiger wurden und ihre Hand nach den Besitzungen der Karthager — und zwar zunächst nach dem kornreichen Sizilien — ausstreckten, kam für Karthago die Zeit langwieriger Kämpfe. In drei blutigen Kriegen rangen Karthago und Rom um die Weltherrschaft, und Rom siegte. Nach einem verzweislungsvollem Kampfe wurde Karthago im Jahre 146 v. Chr. von den Römern erobert und in Brand gesteckt. Während die Feuersäulen durch die Straßeu wogteu und die stolze Stadt in einen Asche- und Trümmerhaufen verhandelte, bahnten sich die siegestrunkenen Römer durch das Feuermeer hindurch einen Weg zur hochgelegenen Burg von Karthago, wohin sich der Rest der Karthager zurückgezogen hatte. In einem ans der höchsten Spitze des Berges stehenden Tempel verteidigte sich eine Schar noch lange mit dem Mute

10. Königreich Sachsen - S. 156

1897 - Leipzig : Wunderlich
Sächsische Sagen, die im Anschluß an einzelne Teile des Unterrichts erzählt werden können. 1* Die vierzehn Nothelfer bei Gottleuba. Als die Hussiten im Jahre 1429 durch das Land Meißen zogen und alles mit Mord und Brand verwüsteten, kamen sie auch in das sächsische Hochland und zwar in die Nähe des in einem der tiefsten und schönsten Thäler Sachsens liegenden Städtchens Gottleuba, welches zum Amte Pirna gehört. Schon brachten Flüchtlinge aus Liebstadt die Nach- richt, daß das feindliche Heer im Anzüge sei, und die Zeit schien zu kurz, um in die benachbarten Berge zu flüchten, wenn man die Feinde nicht eine Zeit lang aufhalten konnte. Da rief der Bürgermeister rasch die ratlosen Bürger auf dem Markte zusammen und forderte sie auf, freiwillig Zurückzubleiben und sich den Husiteu eutgegenzuwerfeu, auf daß Greise, Weiber und Kinder inzwischen Zeit zum Entrinnen gewinnen könnten. Obwohl sich aber fast alle Männer bereit erklärten, so wählte der tapfere Mann doch nur dreizehn Unverheiratete aus und zog mit ihnen, nachdem sie von den Ihrigen auf Nimmerwiedersehen Abschied genommen, dem Feinde entgegen. Sie besetzten eine steile Bergspitze, bei welcher diese vorüber mußten, wenn sie zur Stadt wollten, und als ihnen die Hussiten einen Gesandten entgegenschickten, der sie znr Übergabe auffordern sollte, wiesen sie ihn mutig zurück. Nun rückten jene mit ihren ganzen Massen heran, um sie von ihrem Posten zu vertreiben, allein sie widerstanden männiglich, und erst nach Verlauf von drei Stunden, als keiner der vierzehn mehr am Leben war, ward der Paß frei, und die Feinde drangen über die Leichen der tapferen Bürger ins Thal herab, allein sie fanden niemanden mehr im Städtchen, denn jener Aufenthalt hatte alle gerettet. Die waldige Höhe aber, wo jene so wacker gestritten, heißt noch jetzt die vierzehn Nothelfer.*) *) Manche freilich leiten diesen Namen von einer Kapelle ab, die einst dort gestanden haben soll, (Die zwölf Apostel, die Jungfrau Maria, Johannes der Täufer oder Josef führen in katholischen Ländern den Namen der 14 Nothelfer!) die aber recht gut zum Andenken an jene Begebenheit erst erbaut sein könnte, um- somehr, als jene Vierzehn dort begraben worden sein sollen. Eine andere, südlich von der Stadt gelegene Höhe, die jenen Bürgern als Ausguck gedient haben soll, heißt noch jetzt „die schnelle Gucke."
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