Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 3 - S. 125

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 125 — Auf dem Hohenstaufen erhob sich einst eine stolze Burg, die Stammburg eines mächtigen Kaisergeschlechts. Auf ihr verlebte Kaiser Friedrich Rotbart seine Jugendzeit. Auf ihr wuchs Konradin, der letzte Hohenstanfe, heran zu einem Jüngling voll Mut und Entschlossenheit. Auf ihr hat manch glänzendes Fest stattgefunden. Von dieser Kaiserburg ist jedoch fast kein Stein übrig ge- blieben. Im Bauernkriege ist sie von aufrührerischen Bauern erobert, geplündert und verbrannt worden. Gras und Disteln wachsen dort, wo einst mutige Rosse stampften und Ritter in klirrender Rüstung dahinschritten. Der Name der großen Hohenstaufenkaiser aber, die einst hier ihre Heimat hatten, ist noch nicht vergessen. Noch immer wird von ihnen und ihren Thaten erzählt.

2. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 36

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 36 — verbringen. In der guten Jahreszeit arbeiten die Handwerker vor den Thören ans der Straße bis tief in die Nacht hinein. Hier wird ge- hämmert, gehobelt, geseilt und gesägt — herüber und hinüber geschwatzt und gelacht. Schreiber fertigen für die Leute Briefe, Kontrakte u. f. w. Gärtner fahren frühmorgens mit Salat, Gemüse und Früchten durch die Straßen. Lazzaroni, die Armen, Besitzlosen Neapels, lungern auf den Plätzen am Hafen herum. Ihre Ansprüche ans Leben sind die denkbar mäßigsten und in dem reichgesegneten Lande mit wenig Kosten zu be- friedigen. Macearoni und eine Art Wassermelone befriedigen den leckersten Appetit. Einer Wohnung bedarf es in der lauen Sommerluft nicht; zum Übernachten giebt es Brücken, Thorbogen genug. Harte Arbeit ver- richtet der Lazzaroni nicht; er ist Bote und Bettler. — An der öst- lichen Küstenbahn liegt Bari, die größte Stadt Apuliens, und Brindisi, als Anschlußpunkt ostmittelmeerischer Dampfschiffahrtslinie nach Griechenland. Kosenza liegt an dem nach dem Buchsbaum benannten Bufento in Ca- labrien. Ii, 2. Warum besitzt das Apennineulaud viel Ödland? Im Alter- tum auf das sorgfältigste angebaut, verfielen seit dem Untergange des freien Bauernstandes und zur Zeit der Völkerwanderung die Dämme und Kanäle, so daß die beckenartigen Gebirgsthäler und die Küstenebenen infolge mangelnden Abslnsses der Verwilderung und der Versumpsuug auheim fielen. In der sommerlichen Hitze steigen aus den Morästen und Lachen giftige Dünste auf, die den Bauer zwangen, seinen Wohnsitz aus dem Flachland weg auf deu erhöhten Stellen, an den Thalwänden und auf deu Bergvorsprüngen anzulegen. Trotzdem finden hier immer noch viele Arbeiter einen frühen Tod. Wegen der früheren Unsicherheit (Räuberweseu) und wegen der viel Kapital erfordernden Wasserbauten bildete sich der Riesengüterbesitz aus. Die Grundherren wohnten einst in den Städten, besonders in Uuteritalieu oft stunden-, ja meilenweit von der nur zur Saat- und Erntezeit vorübergehend umwohuten Feldflur entfernt. Durch die gemieteten Arbeiter kommt nur eine oberflächliche Feld- bestelluug zu stände. Fernere Ursachen find die Gegensätze von Regen- Überfluß im Winter und Regenarmut im Sommer infolge des trockenen, heftigen Glutwindes. Die Menschen befällt zu dieser Zeit eine Mattig- keit, Unlust; die Blätter der Bäume rollen sich zusammen und fallen nach wenigen Tagen ab. Im Frühlinge schwemmen die reißenden Ge- Wässer den srnchtbaren Boden fort, so daß viele nackte Felsen zu Tage treten. Wie könnte dieser Übelstand beseitigt werden? Die Ver- ödnng des Landes würde immer mehr eingeschränkt, wenn der Bauer Herr des Bodens wäre, so daß der Grundbesitz in kleinere Bauerngüter

3. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 37

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 37 — zerfiele; denn je kleiner der Landbesitz, desto besser kann der Einzelne das Feld bebauen und das Land ausnützen. Der eigene Besitzer wird auch viel sorgfältiger den Acker bestellen als der Mietling. Auch würden die Ackerbauverhältnisse weit günstiger sich gestaltet haben, wenn die Großgrundbesitzer, d. h. der Adel und die hohe Geistlichkeit zu rechter Zeit die Besserungsarbeiten begonnen hätten. In unserer Zeit ist ja an vielen Stellen hierzu ein erfreulicher Anfang gemacht worden; aber es . wird noch viele Opfer an Arbeit, Kapital und Menschenleben kosten, bis der Zustand des Altertums wieder gewonnen sein wird — bis das Land seinen Getreidebedarf selbst decken kann. Vor allem sind die höher gelegenen Landschaften durch künstliche Bewässerung zu befeuchten. Von einem Brunnen oder einer tiefen Grube, in welcher sich zur Regen- zeit das Wasser ansammelt, laufen die flachen Kanäle über die ein wenig geneigte Feldflur. An heißen Felsabhängen sprengt der Bauer mit dem Spaten Stufen in das Gestein und trägt auf die einzelnen Terrassen fruchtbare Erde. Ein Sturzregen verwüstet oft das Werk laugen Fleißes. Woher kommen die kahlen Felsen und Maremmen? Der Apennin besteht seinem Hauptcharakter uach aus thouigeu Felsarten, welche leicht verwittern. Durch die Regengüsse im Winter wird die Oberfläche gar oft zu einer gleitenden Breimasse, und die Flüsse werden zu Schlammströmen, die die Meerbusen füllen und die Küsten weiter ins Meer hinausrücken. Die thonigen Felsmassen lösen sich um so leichter, da große Strecken des Gebirges entwaldet worden sind. Immer tiefer greifen die Thäler und Regenschluchten in die Gebirge ein. Dörfer und Städte sind durch dieses Erdgleiten verschüttet worden, Eisenbahndämme abgerutscht, Tunnel eingestürzt. Warum ist Italien das Land der Maler und Bildhauer? Da, wo das Land künstlich bewässert und terrassiert worden ist, grünen und blühen die seltensten Pflanzen, reifen die Oliven, Feigen, Aprikosen und Mandeln. Ein tiefblauer Himmel breitet sich über die italienischen Landschaften aus, so daß die immergrünen Gelände im herrlichen Farbenschmuck er- glänzen; auf unzähligen Bildern finden wir daher italienische Landschaften dargestellt. Der Apennin birgt in seinem Schöße (Carrara) den vorzüglichsten Marmor. Er läßt sich leicht bearbeiten und eignet sich ganz besonders zur Darstellung von Statuen n. s. w. Die reichverzierten Paläste, Ka- thedralen und anderen Kunstbauten der Großstädte bestehen aus Marmor. In Florenz und Rom n. s. w. haben sich viele Knnstschätze angesammelt, die noch heutzutage die Künstler andrer Staaten herbeilocken und zu neuem Schaffenstriebe anregen. Warum suchen viele Italiener Arbeit im Ausland? Italien besitzt trotz seiner günstigen Lage viel Ödland. Wegen Mangels an Kohlen und Eisenerzen giebt es hier wenig Industrie.

4. Europa - S. 210

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 210 — Bäche hinab zum Meere stürzen. Schön sind die zahlreichen klaren Seen, auf deren glattem Spiegel Boote mit weißen Segeln dahinziehen und Fischer ihre Netze auswerfen in die blaue Flut. Schön sind die hochstämmigen, rauschenden Nadelwalder, die sich wie ein grüner Mantel um Thal und Höhe schlingen. Schön sind die Wasserfälle, wo unler donnerähnlichem Tosen über schwarze Felsen herab ungeheure Wassermassen in die Tiefe schießen, daß der weiße Gischt hoch aufspritzt und die Stimme des Menschen nicht im stände ist, das gewaltige Strudel», Rauschen und Tosen zu übertönen. 2. Ein eigenartiges Volksleben. Die Halbinsel wird nämlich von drei Volksstämmen bewohnt, von den Norwegern, den Schweden und den Lappen. a. Werfen wir zunächst einen Blick auf Norwegens Bewohner. Es sind das meist große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren. Die meisten Männer sind Bauern oder Fischer und Lotsen. Die norwegischen Bauern wohnen in engen Thälern, meist auf einzeln gelegenen Höhen mitten zwischen ihren Feldern, Gärten und Wiesen. Geschlossene Dörfer sind selten. Die Häuser sind aus Holz ge- baut, inwendig und auswendig mit Brettern bekleidet und auch mit Öl- färbe gestrichen. Während des langen Winters ist der Bauer ganz allein auf sich angewiesen; Eis und Schnee sperren ihn von allen seinen Nach- barn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigener Schneider, Schuster, Schmied, Maurer, Zimmermann, Fleischer und Gerber zu sein, und in allen diesen Handwerken zeigt er eine große Geschicklichkeit. Unter den norwegischen Bauern herrschen viele eigentümliche Sitten und Gewohn- heiten. Unternimmt z. B. ein Bauer eine Reise, so wird er seinen Wagen bepacken, das Pferd anspannen, seinem Weibe vielleicht über manches Bescheid geben, was in seiner Abwesenheit zu thuu ist, aber es fällt ihm nichr ein, sich bei der Abreise von seiner Frau etwa mit Gruß oder Handschlag zu verabschieden. Ebenso wenig hat er bei der Heim- kehr irgend ein Wort des Willkommens oder ein äußeres Zeichen der Freude des Wiedersehens. Zuerst versorgt der Bauer sein Pferd, dann packt er, von den Kindern umringt, seine in der Stadt gemachten Ein- käufe aus; die Frau zu grüßen, oder ihr gar die Hand zum Willkommen zu reichen, fällt ihm nicht ein, ebenso wenig läßt sich aber auch die Bäuerin in ihrer Beschäftigung durch die Ankunft des Bauern stören. Als einst jemand einem norwegischen Bauern sagte: „Höre mal, meiner Ansicht nach mnßte deine Frau sogleich von ihrer Arbeit aufstehen, dir entgegen kommen, dich willkommen heißen und dir die Hand zum Gruße reichen," da konnte sich der Bauer des Lachens nicht enthalten und meinte: „Wenn sie sich so benähme, würden uns die Dienstleute schön auslachen." Und als dann der Fragende weiter sprach: „Hast du uie gehört, daß ein Bauer, wenn er von der Reise heimkehrte, seiner Frau ,guten Tag' gesagt hat?", erwiderte der Bauer: „Ja doch, vor vielen

5. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 8

1907 - Leipzig : Wunderlich
3. Wie die Mark Meißen errichtet ward. Darnach zog Heinrich I. mit einem Teile seiner Soldaten nach Hause. Ein Leil seiner Reiter aber blieb in dem eroberten Sorbenlande zurück. Die unterworfenen Wenden blieben zwar in ihren Wohnsitzen, aber sie verloren den größten Teil ihres Grundbesitzes und büßten ihre Freiheit ein, sie wurden zu leibeigenen Knechten und Mägden der Deutschen. Das ganze Ackerland nahm der deutsche König in Besitz. Da er es jedoch nicht selbst bewirtschaften konnte, so verteilte er es unter seine Krieger. Diese bekamen keinen Lohn oder Sold; dafür erhielt jeder von ihnen ein Stück Land angewiesen als Lehen. Er bebaute es natürlich nicht selbst, sondern ließ es von den unterjochten Sorben bestellen. Die meisten Krieger waren Reiter oder Ritter. Darum wurden ihre großen Güter zu Rittergütern, welche sie durch starke Mauern vor Einfüllen und Plünderungen schützten. In der Burg Meißen stand eine große Zahl Reiter und Krieger. Ein Gras führte sie an. Er sollte mit seiner Schar die unterworfenen Wenden im Zaume halten und jeden Aufruhr mit Gewalt unterdrücken. Die Wenden konnten aber ihre frühere Freiheit und Macht nicht gleich vergessen. Oft erhoben sie sich wider ihre Herren und erschlugen die Deutschen, wenn sie diese in geringer Anzahl fanden. Da das eroberte Sorbenland an der Grenze lag, hieß es eine Mark oder ein Grenzland. Man nannte diese Mark nach der Burg Meißen Mark Meißen. Die Burg Meißen war die Hauptburg; der Meißner Graf hatte den Oberbefehl darüber und hieß deshalb der Markgraf von Meißen. Daher nannte man das Land auch eilte Markgrafschaft. Der Markgraf wurde vom Könige erwählt und mußte diesem gehorchen. Im Namen und im Aufträge des Königs verwaltete er die Mark. Er bekam ebenfalls kein Geld, sondern er wohnte umsonst auf der Burg zu Meißen und erhielt eine große Anzahl von Rittergütern zu seinem Lebensunterhalte. So wurde die Mark Meißen gegründet. 4. Wie die heidnischen Wenden zu Christen und zu Deutschen wurden. Die unterworfenen Sorben wohnten meistens für sich zusammen. Da aber durch den Krieg viele getötet worden waren, ließen Heinrich und feine Nachfolger viele Deutsche nach der Mark Meißen kommen. Die eingewanderten deutschen Ansiedler gründeten in der Regel neue Ortschaften. Die Namen dieser endigten zumeist auf bach, berg, bürg, tal, kirch, brunn, dorf, seld, Hain, Walde, grün oder reut, wie z. B. Reichenbach, Waldenburg, Frankenberg, Markneukirchen, Schwarzenberg, Großenhain, Ehrenfriedersdorf usw. Die eingewanderten Sachsen legten z. B. Sachsenburg an der Zschopau an, außerdem Sachsendors

6. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 178

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 178 — (Munizipalgerichtsbarkeit — Stadtgerichtsbarkeit, Patrimonium — Erbgut, Patrimonialgerichtsbarkeit ^ Erbgerichtsbarkeit) hob er schon 1856 auf. An ihre Stelle traten königliche Gerichtsämter und Bezirksgerichte. So wurde von da an die gesamte Rechtsprechung von Rechtsgelehrten ausgeübt, die im Aufträge des Staates und im Namen des Königs das Urteil schöpften und verkündeten. Die Gerichtsverhandlungen, welche bis dahin geheim waren und ohne Anwesenheit anderer stattfanden, wurden öffentlich und mündlich. Das ganze Gerichtsverfahren zerfiel in die Voruntersuchung, das Anklageverfahren und in die Hauptverhandlung. Dem Staatsanwalte fiel die Aufgabe zu, die Anklage zu erheben. In bestimmten Fallen wurden zur Urteilsfällung Geschworene und Schöffen hinzugezogen. 1856 erschien auch das neue Strafgesetzbuch und 1865 das bürgerliche Gesetzbuch, das alle Beziehungen der Staatsangehörigen zueinander regelte. Für das Erwerbsleben war die Aufhebung des Zunft- und Jnnungszwanges und die Einführung der Gewerbefreiheit von einschneidender Bedeutung. Ebenso fielen die alten Bannrechte und die gutsherrlichen Jagdrechte, während von nun an Handels- und Gewerbekammern den Gewerbestand vertraten. Der Elbverkehr nahm einen raschen Aufschwung, denn er wurde 1863 von allen Zöllen befreit. Außerdem vertiefte man den feichten Stromlauf, so daß die Kettenschleppschifffahrt 1869 ihre segensreiche Wirksamkeit entfalten konnte. Das Eisenbahnnetz verdichtete sich von Jahr zu Jahr, und elektrische Telegraphen trugen mit Blitzesschnelle die Gedanken durch das Land. Auch die Post verbesserte sich immer mehr; sie führte (1850) zur Erleichterung des Verkehrs die Briefmarke ein. Überall herrschte emsige Betriebsamkeit, reger Erwerbssinn. Davon legten die rasch sich mehrenden Sparkassen Zeugnis ab. Aber auch das Schulwesen blieb nicht zurück. Die Universität hob sich zu einer der ersten Deutschlands empor. Da viele neue Volksschulen entstanden, mußten auch immer mehr Seminare gegründet werden, und es fand nun auch der Turnunterricht Pflege in den höheren wie in den niederen Schulen. So erlebte Sachsen eine glückliche Zeit, und das Land nahm zu an Einwohnern und der Staat an Vermögen und Einnahmen. Leider unterbrachen zwei Kriege diese friedliche Entwickelung. 4. Seine Stellung zu den deutschen Einigungskriegen. So glücklich Sachsen in der friedlichen Erwerbsarbeit gedieh, so unsicher wurde die politische Lage. Der Zollverein einigte zwar einen großen Teil von Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht, aber in politischer Beziehung spitzten sich die Gegensätze zwischen Preußen und Österreich immer mehr zu. König Johann trat mehrfach als Vermittler auf, fanb aber wenig Entgegenkommen bei Preußen, weshalb er sich zu Österreich als der herkömmlichen deutschen Vormacht

7. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 129

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 129 — vinismus verdächtig waren, mit Gewalt entsetzt und vertrieben worden. So kannte man damals keine Duldung und keine Glaubens- und Gewissensfreiheit, ja, die Bekenntnisse, welche einander am nächsten standen, verfolgten sich am erbittertsten. So ward in Sachsen zum zweitenmale der Kalvinismus ausgerottet und so gelangte zum zweiten Male das strenggläubige Luthertum zur alleinigen Herrschaft. Für die weitere Entwicklung Sachsens war dies von großer Wichtigkeit, denn nunmehr wandte sich Sachsen von den süddeutschen Protestanten, welche zumeist das reformierte Glaubensbekenntnis angenommen hatten, ab und schloß sich wieder mehr an das katholische Kaiserhaus an, obgleich dieses die Protestanten auszurotten suchte. Die sächsische Ritterschaft war deswegen ein so grimmiger Feind Krells gewesen, weil dieser als ein bürgerlicher Emporkömmling es gewagt hatte, die adligen Räte zu überflügeln und die Vorrechte des Adels anzutasten, weil sie im rechtgläubigen Luthertum einen Verbündeten ihrer Standesvorrechte, im bürgerlichen Kalvinismus aber einen Gegner ihrer Vorrechte erblickten. So ist also Dr. Krell ein Opfer weltlicher Rachsucht und beschränkten Glaubenshasses geworden. Er selbst aber hatte auch Glaubenszwang ausgeübt, ohne den man in jenen Zeiten nun einmal nicht auszukommen meinte. b) Christians Ii. schwache Regierung. Hatte sich schon Christian I. von seinem klugen Kanzler lenken und leiten lassen, so war Christian Ii. erst recht unfähig, ein kräftiges und selbständiges Regiment zu führen. Zwar war er großen und starken Leibes, aber matten Geistes, und er bekannte selbst, daß er mit fremden Augen sehen, mit fremden Ohren hören und mit fremdem Munde reden müsse. Wegen seiner schwächlichen Nachgiebigkeit und Gutmütigkeit nannten ihn seine Zeitgenossen nur das „fromme Herz". Am liebsten vergnügte er sich auf der Jagd, auf Turnieren und Festen. Bei diesen prachtvollen Hofsesten kamen unter anderem auch schon große Feuerwerke vor; am meisten erregten jedoch die auf der Elbe schwimmenden Walfische, welche Feuer spien, das Aufsehen und den Beifall der Menge. Bei einem dieser Feste fiel Christians Bruder, Johann Georg I., ins Wasser und wurde nur mit Mühe vom Schiffer gerettet, wofür dieser zehn Taler erhielt. Da Christian dem Trnnke stark ergeben war, so machte er sich erst recht untüchtig zum Regieren. Zu seiner Zeit stand in Stadt und Land bei hoch und niedrig der Trunk in hoher Blüte. Den Lehensleuten ward zur Pflicht gemacht, einen gewaltigen Lehensbecher zu leeren, um zu zeigen, ob sie gut deutsch und von Adel geboren und dem Vaterlande gute Dienste leisten könnten. Wilde tolle Zech-turuiere wurden veranstaltet. Ungeheure Triukgeschirre bildeten den geschütztesten Zimmerschmuck. Man trank aus Stiefeln, Schuhen, Franke, Sächsische Geschichte. 2. Aufl. 9

8. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 142

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 142 — Güter für verlustig erklärt und mußte alle Geschütze und Waffen abliefern. Bautzen übergab allein 150 Donnerbüchsen und Zittau 80 Wagen voll Waffen. Dazu verloren sie ihre Gerichtsbarkeit über das flache Land und damit ihr Handelsvorrecht, die Quelle ihres Reichtums. Zwar gewannen die größeren Städte ihre Rechte zum Teil wieder und auch die Güter kauften sie zurück, doch war die frühere Macht des Sechsstädtebundes gebrochen, obgleich er sich bis in unser Jahrhundert (1814) erhielt. Er bildete den einen Stand auf dem Landtage. Bei der Vereinigung mit Sachsen blieben die Lausitzen noch böhmische Lehen und der König von Böhmen behielt sogar das Heimfallsrecht, sobald der albertinische Mannesstamm aus-stürbe. So stand die Lausitz mit Sachsen nur in Personalunion, während die Lausitz ihre eigene Verfassung und ihre alten Rechte behielt. Erst seit der Einführung der Verfassung vom Jahre 1831 ist vieles im Lause der Zeit geändert worden; trotzdem besitzt noch heute die Lausitz ihre eigenen Provinziallandtage, aus denen der Standesherr auf Königsbrück den Vorsitz führt, eine eigene Landständische Bank zu Bautzen, einen Vierstädtebund und andere Eigentümlichkeiten. Vi. Johann Georg Ii., Iii. und Iy. l. Johann Georg Ii. und seine Stellung zu den Reichsangelegenheiten. Johann Georg I. hatte leider 1652 sein Land geteilt. Zwar erhielt der Kurprinz Johann Georg Ii. (1656—80) den Hauptteil, aber für feine jüngeren Söhne stiftete der Vater drei selbständige Fürstentümer unter der Hoheit des Kurfürsten. Es waren dies Sachsen-Weißenfels, welches Nordthüringen und Querfurt umfaßte und bis 1746 bestand, Sachsen-Merseburg, welches außer Merseburg noch die Niederlausitz umfaßte und bis 1738 sich erhielt, und Sachfen-Zeitz mit dem Neustädter und Vogtländischen Kreise, welches bis 1718 währte. Diese Erbteilung hatte mannigfache Streitigkeiten im Gefolge, welche freilich mit der Zeit geschlichtet wurden. Große Aufgaben stellte die Zeit an Johann Georg Ii., aber er war denen durchaus nicht gewachsen. Zuerst schloß er sich eng an das Kaiserhaus an und unterstützte es gegen die Franzosen und die Türken. Dann ließ er sich einmal von Frankreich bestechen, kämpfte aber im zweiten Raubkriege (1672—1679) wiederum gegen Frankreich. Nach dem Frieden von Nymwegen (1678) verband er sich mit dem Kaiser gegen den großen Kurfürsten von Brandenburg und zwang so diesen echt deutschen Helden mit, das eroberte schwedische Vorpommern wieder herauszugeben. Dann schloß er mit Ludwig Xiy. ein förmliches Bündnis. Diese Schaukelpolitik gereichte ihm nicht zum Segen.

9. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 164

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 164 — die Staatsschulden zu tilgen, ward die Finanzverwaltung 1782 dem geheimen Finanzkolleg überwiesen und so musterhaft geordnet, daß die Schuldenlast bis zum Jahre 1806 wesentlich vermindert werden konnte. Schon im Jahre 1772, in dem Jahre der großen Teuerung, konnte Sachsen die ersten Kassenscheine ausgeben und im Jahre 1789 war Sachsens Staatskredit völlig wiederhergestellt. Um die Staatseinnahmen zu vermehren, pflegte er namentlich die Schafzucht. Nicht nur sandte er einen Schafmeister nach Spanien, sondern er gründete auch in Hohnstein eine Schäferschule und verpflanzte die Merinos von den Stammschäfereien auf die kurfürstlichen Kammergüter und von da auf die Ritter- und größeren Bauerngüter. So wurde Sachsen ein Hauptgebiet der Schafzucht und in Leipzig kamen oft 14000 Zentner Elektoralwolle (d. h. kurfürstliche Wolle) auf den Markt. Die Pferdezucht hob er, indem er kurfürstliche Gestüte einrichtete. Der Anbau der Kartoffel machte namentlich seit dem Not- und Hungerjahre 1772 große Fortschritte. Diese Teuerung bildet eine der größten Schreckenszeiten, welche Sachsen je erlebt hat. Schon 1770 war die Witterung höchst ungünstig und verdarb sowohl die Aussaat als die Ernte. Im nächsten Jahre gesellte sich zu der langanhaltenden Nässe noch Hochwasser. Von da an wuchs die Teuerung von Monat zu Monat, bis sie in die schlimmste Hungersnot ausartete. Viele aßen Kleie, Wurzeln, Gras und Krautabfälle. Der Hungertyphus, das sogenannte Faulfieber, raffte gegen 100000 Menschen weg, namentlich im armen Erzgebirge. Zwar schwelgte diesmal nicht der Hos wie zur Zeit Augusts des Starken, er hals vielmehr, so gut er konnte, ließ Getreide aus dem Aus lande herbeischaffen und erleichterte die Abgaben, aber bei den mangelhaften Verkehrsverhältnissen reichte dies nicht aus. Allerdings wurde die allgemeine Hebung der Landwirtschaft dadurch wesentlich gehindert, daß der Bauernstand noch unfrei war und wegen der Steuerfreiheit der Rittergüter die meisten Staatslasten zu tragen hatte. Dies veranlaßte sogar im Jahre 1790 mehrere Bauernunruhen in der Gegend von Hohnstein, Nossen und Lommatzsch, da man hoffte, daß auch in Sachsen die adeligen Vorrechte wie in Frankreich abgeschafft werden könnten. Man forderte unter anderem Aufhebung der Fronen und der Wildhegung. Bei Osch atz zwangen die Bauern ihre Rittergutsbesitzer sogar, auf die Fronen, das Jagd- und Schafhütungsrecht zu verzichten. Ein gewisser Geißler wollte sogar an der Spitze der zusammengeströmten Bauern den Kurfürsten im Triumphzuge von Pillnitz nach Dresden führen, damit er dort ihre Wünsche erfülle. Doch kam es nicht dazu, und die Unruhen wurden ohne Blutvergießen beendet, während der gerechte Kurfürst manche Übelstände abstellen ließ. Für Handel und Gewerbe konnte schon mehr geschehen, da der bürgerliche Mittelstand frei war. Den Bergbau hatte schon

10. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 70

1907 - Leipzig : Wunderlich
— ?o — zugleich als Lehnrichter die niedere Gerichtsbarkeit aus. Jeder Siedler bekam eine Hufe und mußte dafür nach einigen Freijahren eine Pacht in Form von Abgaben zahlen. Die Kirche wurde mit ein oder zwei Hufen bedacht. Nun baute man flugs längs des Baches oder der angegebenen Straße die Gehöfte und begann den Waldboden zu roden oder das Bruchland zu entwüffern und urbar zu machen. Vor dieser schweren Arbeit scheute der gemächliche Sorbe zurück. Da nun viele deutsche Ritter, Grafen, Markgrafen, Bischöfe, Äbte usw. ausgedehnten Waldbesitz erhalten hatten und diesen in keiner Weise ausnützen konnten, so lag ihnen sehr viel daran, ihn mit deutschen Siedlern zu besetzen. Desgleichen schufen diese aus Sümpfen und Einöden fruchtbare Gefilde und halfen fo den Grund-herren die Grundrente erhöhen und neue Einnahmen zu erschließen. So war das Streben dieser Grundherren, ihre Gefälle zu vermehren, die Ursache dazu, immer neue Scharen von deutschen Bauern ins Land zu ziehen. Je mehr deutsche Bauern erschienen, desto mehr nahm deutsches Wesen, deutsche Sprache und Sitte überhand und verdrängte zugleich die sorbische. Dazu verschmolzen auch die deutschen Bauern nach und nach mit den Sorben, erst selten, dann öfter und zuletzt ohne Bedenken. Seitdem gewöhnten sich die Wenden an die deutsche Sprache und wandten sie immer mehr an. In Leipzig, Altenburg und Zwickau konnte die wendische Sprache 1327, in der Mark Meißen 1424 als Gerichts- und Amtssprache verboten werden. Doch sind einzelne wendische Ausdrücke von den Deutschen angenommen worden, wie z. B- Peitsche (bitsch), Grenze (graniza), Plauze (pluzo, Lunge), Halunke (holanek, Wende, Wicht, „Wende" war lange das schlimmste Schimpfwort gegen Deutsche), Mutfche (mutscha, Kuh), Huschegans (hus, Gans), Kaule (kula, Kugel), Quark (twaroch, geronnene Milch), Schmetten und Schmand (smje-tana, das Zusammengerührte), Jauche (jucha, Brühe), padauz (pad, Fell), pietschen (pitsch, trinken), pimpeln (pimplitsch, zimperlich sein), Kretscham (Gasthaus, Erbschenke) usw. Die Bevölkerung des Flachlandes enthält mehr wendisches Blut, als die des mittleren Berglandes, und die des Gebirges ist strichweise ganz sorbenrein. 6. Die Ausbreitung des Christentums in Sachsen. Zu dieser Verschmelzung der Deutschen und Sorben trug die Verbreitung des Christentums unter den heidnischen Wenden nicht wenig bei. Schon unter Heinrich I. kamen christliche Sendboten nach der Mark Meißen. Sie dienten allerdings zuerst nur den christlichen Deutschen ^ welche die Burgwarten besetzt hielten. Darum wurden die ersten Kirchen, einfache Bauten aus Holz, oder Feldsteinen, auch in den Burgen errichtet. Die nächsten Kirchen entstanden in den rein deutschen Niederlassungen, sowie in den Klöstern
   bis 10 von 245 weiter»  »»
245 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 245 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 9
2 2
3 2
4 73
5 22
6 1
7 1
8 2
9 0
10 50
11 0
12 6
13 8
14 6
15 7
16 5
17 0
18 0
19 1
20 7
21 0
22 5
23 8
24 1
25 13
26 140
27 8
28 2
29 11
30 3
31 2
32 8
33 3
34 6
35 0
36 27
37 35
38 15
39 77
40 8
41 0
42 2
43 4
44 0
45 29
46 10
47 8
48 6
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 5
3 6
4 35
5 3
6 3
7 2
8 10
9 29
10 1
11 8
12 1
13 0
14 3
15 0
16 12
17 68
18 19
19 1
20 2
21 4
22 1
23 9
24 1
25 2
26 4
27 0
28 2
29 1
30 1
31 3
32 1
33 0
34 1
35 1
36 26
37 24
38 10
39 6
40 9
41 86
42 9
43 39
44 4
45 17
46 8
47 0
48 1
49 0
50 0
51 0
52 7
53 8
54 53
55 10
56 3
57 1
58 5
59 20
60 2
61 6
62 0
63 22
64 0
65 4
66 9
67 0
68 48
69 18
70 4
71 24
72 139
73 4
74 1
75 2
76 11
77 8
78 10
79 6
80 0
81 0
82 3
83 6
84 4
85 2
86 4
87 8
88 1
89 2
90 8
91 3
92 79
93 0
94 28
95 4
96 2
97 2
98 33
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 324
1 402
2 70
3 224
4 53
5 190
6 629
7 253
8 43
9 137
10 136
11 187
12 491
13 407
14 272
15 46
16 39
17 78
18 183
19 203
20 67
21 77
22 68
23 14
24 238
25 498
26 160
27 60
28 204
29 313
30 108
31 36
32 296
33 824
34 461
35 152
36 183
37 50
38 55
39 376
40 181
41 42
42 148
43 263
44 172
45 52
46 163
47 592
48 49
49 24
50 367
51 469
52 369
53 70
54 523
55 227
56 51
57 70
58 180
59 753
60 73
61 96
62 149
63 36
64 71
65 202
66 107
67 151
68 29
69 11
70 68
71 243
72 104
73 59
74 94
75 151
76 115
77 64
78 284
79 40
80 92
81 1263
82 93
83 297
84 119
85 52
86 115
87 142
88 85
89 354
90 158
91 213
92 288
93 69
94 517
95 231
96 92
97 144
98 70
99 120
100 624
101 167
102 296
103 163
104 124
105 61
106 82
107 251
108 31
109 203
110 156
111 165
112 124
113 154
114 248
115 101
116 92
117 40
118 32
119 406
120 63
121 286
122 202
123 199
124 278
125 266
126 166
127 300
128 29
129 347
130 268
131 472
132 55
133 566
134 92
135 135
136 711
137 148
138 70
139 280
140 276
141 75
142 368
143 231
144 50
145 245
146 42
147 52
148 168
149 47
150 72
151 181
152 306
153 111
154 150
155 212
156 221
157 148
158 55
159 122
160 122
161 205
162 37
163 39
164 64
165 113
166 266
167 66
168 284
169 94
170 92
171 95
172 100
173 278
174 128
175 740
176 203
177 588
178 67
179 275
180 52
181 36
182 298
183 2327
184 145
185 73
186 46
187 73
188 500
189 69
190 28
191 44
192 80
193 354
194 101
195 168
196 348
197 47
198 80
199 203