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1. Teil 3 - S. 156

1895 - Leipzig : Wunderlich
lustigen Masken. Natürlich hatten auch die Frauen und Edelfräulein es nicht fehlen lassen, das Fest des Kaisers durch Gold und Geschmeide zu verherrlichen. Und wie es bei einer solchen Veranlassung, bei Musik und Tanz in der Ordnung war. pulsierte in allen Teilnehmern ein freudig bewegtes Leben. Doch nein, nicht in allen! Ein Gast, den niemand kannte, machte eine Ausnahme. Zwar waren sein Benehmen, sein Anstand tadellos, er selbst war ein schön gewachsener, hoher, stattlicher Mann, aber seine Trauerkleidung — er trug ein schwarzes Ritterkleid ohne alle Ab- zeichen, an denen man ihn hätte erkennen können — paßte offenbar nicht in diesen heitern, glänzenden Kreis von Fürsten, Rittern und Edelfrauen, die mit ihrem Herrn und Kaiser ein fröhliches Fest begingen. Natürlich war der fremde Gast für alle, insbesondere für die Damen, ein Stück der Neugierde, und als er gar stolzen Schrittes aus die Königin zugiug, bescheiden ein Knie vor ihr beugte nud sie um die Ehre eines Tanzes bat, da steckten alle die Köpfe zusammen und harreten, was wohl die Fran Königin sagen und thuu werde. Die Königin stieg lächelnd von ihrem erhöhten Sitze, reichte dem Unbekannten freundlich die Hand und flog dann leichten und zierlichen Schwunges mit ihm die langen Reihen im Saale dahin — sie entsann sich nicht, jemals mit einem besseren, gewandteren Tänzer getanzt zu haben. Sie entsann sich aber auch nicht, jemals anmutiger, angenehmer unterhalten worden zu fein, als sie von dem Unbekannteil während und nach dem Tanze unterhalten wurde; er wußte so leicht und ungezwungen und dennoch so achtungsvoll mit ihr zu sprechen, daß sie ganz unwill- kürlich einen Vergleich mit ihm und denen, die bis dahin mit ihr in Be- rührung gekommen waren, in Gedanken anstellte, der offenbar zu seinem Gunsten aussiel. Und darum bewilligte sie ihm huldvoll nicht nur den zweiten Tanz, um den er bat, sondern auch den dritten und vierten. Das erregte natürlich große Verwunderung und viel Neid unter den Fürsten und Rittern, deren keiner einer ähnlichen Gunst sich rühmen konnte; unter den Damen aber steigerte es die Neugierde, wer der glück- liche Unbekannte sein möge, im höchsten Grade, und alle, der Kaiser selbst nicht ausgenommen, sahen mit brennender Ungeduld der Stunde entgegen, wo nach dem Maskengesetze jeder, also auch der Unbekannte, sich werde zu erkennen geben müssen. Ja, diese Ungeduld, diese Neugierde beherrschte alle Anwesenden so sehr, daß sie sogar vergaßen, sich selber dem Vergnügen des Tanzes hinzugeben — ein Opfer, das den Damen und Edelfräulein gewiß nicht leicht wurde. Endlich, endlich kam der Augenblick, wo jeder die verhüllende Maske vom Gesicht nehnien mußte. Alle thaten es, aber der Unbekannte schlug sein Visier nicht zurück und weigerte sich auch, es zu thuu, bis endlich die Königin ihm befahl, das Visier zu öffnen. „Majestät", bat er, „gebt mir Urlaub, ich muß nach Haufe gehen!" —

2. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 26

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 26 — linien! Wie lange braucht ein Dampfer, der in I Stunde 25 km durchfährt? Folgerungen aus diesen günstigen Verbindungen? — Schiffahrt, Handel, Reichtum, Herrschaft — dazu kommen Verständnis der alten Römer für Ackerbau, Krieg und Tugenden der Römer: Vaterlandsliebe lregnlus), Tapferkeit (Cocles), Rechtschaffenheit und Unbestechlichkeit (Fa- brizius), Selbstverleugnung (Skävola), Einfachheit und Genügsamkeit Wodurch ist den Italienern diese Machtstellung verloreu gegangen? Im Altertums war die Kultur auf die Gestade des Mittelmeeres beschränkt; nachdem aber im Mittelalter der Seeweg nach Ostindien und Amerika entdeckt worden war, schlug der Welthandel andere Bahnen ein. Durch deu uuermeßlichen Reichtum verweichlichten und entsittlichten die Römer, (die maßlose Verschwendung eines Lucullus u. s. w.) und das morsche Reich wurde durch das Ungestüm der jugendkräftigen deutschen Völkerstämme zerstört. Nach den Kreuzzügen entwickelte sich ein reger Handelsverkehr zwischen Europa und Asien. Venedig und Genna bildeten den Mittelpunkt dieses Handels, und die Machtstellung Italiens ging auf diese Republiken über. Auch die Herrschaft (Papsttum) in geistlichen Dingen, in Kunst und Wissenschaft behielten die Italiener; die unüber- trefflichen Kunstschätze bilden noch heutigen Tages eine gewaltige An- ziehungskraft für fremde Völker. B. Wie gestaltet und wie gros; ist sie? 1. Kartenlesen. Wie ist die Halbinsel im allgemeinen gestaltet? — langgezogener, schmaler Streifen Landes (Gestalt eines Reiterstiefels — Absatz und Fußspitze desselben dnrch den Busen von Tarent geschieden). Zwischen welchen Breitengraden breitet sie sich aus? — 361/2—46y2° nördlicher Breite. Wieviel Grade und Meilen? Welche Punkte müssen wir anmerken, wenn wir den Umriß von Italien zeichnen wollen? Der 42. Breiten- und der 12. Längengrad werden so auf die Wandtafel gezeichnet, daß sie sich rechtwinkelig durch- kreuzeu. Nun giebt man im rechten Entfernnngsverhältuisse die Puukte Cap Leuka, Ravenua, Genna und Cap Spartivento an und verbindet sie durch Hilfslinien, so daß die eigentliche Halbinsel, das Aveuninenland, ein verschobenes Rechteck bildet, das 1099 km lang und 189 km breit und dessen Flächeninhalt also 189999 qkm ist. Verbindet man nun die Punkte Monako, Mont Blank, die Quelle der Piave und Raveuna, so erhält man das Pogebiet in Gestalt eines Rechtecks, das 329 km lang und 299 km breit, dessen Flächeninhalt also 64999 qkm ist. Ebenso werden nach den Graden der Karte die ungefähre Länge und

3. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 82

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 82 — land zwischen Italien, Österreich und Deutschland. Die imposanten Ge- birgsscenerien locken viele Reisende herbei, die ans verschiedenen Bahn- linien leicht ins Innere des Landes kommen. Die breiten Längsthäler und Tieflandsbecken liegen südlich, sind geschützt vor den rauhen Nord- winden, haben fruchtbaren Boden. Gebirge und Ebenen sind besonders im 0 vielfach verschmolzen, und die Mittelalpen und Hügellaudschasten tragen auf den Gipfeln dunkle Wälder, grüne Matten und an den Ge- hängen fruchtbare Felder. Die Bewohner können hier Viehzucht und Ackerbau treiben. Salz, Eisenerze und andere Bodenschätze lockten die Bewohner frühzeitig herbei und schufen Gewerbe und Handel. Der Wald und das Wasser begünstigen sie. Inwiefern wirkt die Gebirgsuatur bestimmend auf deu Menschen? Die Gebirge üben einen bestimmenden Einfluß auf den Charakter, die Gesundheit, Beschäftigung, sogar auf den Häuserbau der Bewohner. Sie wecken in ihnen Gottesfurcht („Mit unserer Macht ist nichts gethan"), Krast, Mut, Selbstvertrauen, die Freiheitsliebe, den Ernst, die Sinnigkeit und die Heimatsliebe. Von großem Weltverkehr abge- schiedene Gegenden bewahren in Sitte, Sprache u. s. w. viel Alter- tümliches. Ii, 3. Österreich, Ostreich, die Ostmark Karls des Großen. Vorarlberg, Arlberg nach der Arle — Bergföhre benannt. Brenner ist der Berg der „deutschen Brenner", die dort einst Bäume fällten, Hütten bauten, Köhlen brannten und durch Brand die schmalen Feldchen und Wiesen urbar machten. Zill er, von Zilari = Zieler, bezeichnet den Fluß als den seinem Ziele zustrebenden, eiligen, hurtigen, im Sinne von Ende, Grenze, also Grenzer, und zwar einst zwischen den Bistümern Salzburg und Brixen und zwischen Bayern und Tirol. Steiermark bildete früher eine Mark gegen die Ungarn. Salzburg, Salzach, Salzkammergut habeu die Namen infolge des salz- haltigen Gesteius erhalten. Hall, Hallein, Hallstadt von dal und sal (Salz), also Salinenorte. Eng ad in von Jnngaden (Berchtesgaden) — Behälter, Wohnung des Inn. Innsbruck — Jnnbrücke. Mur, Murg vou muor = Moor, mourae (Morast), moorig, sumpfig, . also Moorflüsse, weil sie im Anfang durch Sümpfe und Moore fließen. Meran (verwandt mit Mur) vom it, mora — Steinhaufen, moraine — Gletscherfchutt, der im 9. Jahrhundert Maja, das alte Meran begrub, also an der mar an, an der meran — an der Muhr, Moräne. Gast ein von (ahd.) gasteini — Gestein oder von Gastuni (Gostyn) — Niederlassung, die Gastliche, wobei gastlich ini altern Sinn für

4. Außereuropäische Erdteile - S. 65

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 65 — Ängriff auf die sinnlosen Massen, welche laut brüllend gegen einander rennen. Die Krieger springen nun von ihren Pferden ans die Rücken der Büffel, schwingen ihre langen Speere und stoßen fast bei jedem Schritte, den sie auf der dichten Masse thun, die scharfe Spitze zwischen das Rückgrat und den Schädel eines neuen Opfers. Auf diese Weise werden in kurzer Zeit Hunderte von Büffeln erlegt, ohne den Jägern den geringsten Nutzen zu gewähren; denn diesen fehlt es an Mitteln, so viele Häute, die sonst größeren Wert für sie haben würden, in ihre Hütten oder an einen Handelsposten zu schaffen. Auch die beliebtesten Leckerbissen, welche der Büffel gewährt, bleiben bei einem solchen massen- haften Abschlachten unbenutzt und werden die Beute der Wölfe und Geier, die sich nun einige Tage lang gütlich thun. Zusammenfassung und Einprägung. Zur weiteren Vertiefung. Bei Erledigung unserer heutigen Aufgabe haben wir gleichzeitig die Fehler und Mängel der Indianer kennen gelernt Welche sind uns entgegengetreten? (Unreinlichst, Unwissenheit, Trunksucht, Leichtsinn, Grausamkeit). Doch wir wollen unseren roten Brüdern nicht Unrecht thun. Sie besitzen neben diesen häßlichen Zügen auch schöne Eigenschaften. Ihre Ehrlichkeit findet selten ihresgleichen. Wenn sie ihr Haus allein lassen, verschließen sie die Thür nicht, sondern stellen nur ein Holzscheit dagegen; das nennen sie ein indianisches Schloß; sie wissen, daß kein Indianer sie bestiehlt. Diese Ehrlichkeit ist nicht ihr einziger Schmuck. Beispiele von Liebe der Eltern zu den Kindern, der Kinder zu den Eltern kommen vor, die uns, die wir das vierte Gebot gelernt haben und wohl aus- wendig können, aufs tiefste beschämen. Hört nur ein Beispiel von Eltern- liebe! Ein Indianer hatte einen anderen wegen einer Beschimpfung er- schössen und wurde an die Verwandten des Ermordeten ausgeliefert. Da stand er mitten in der Versammlung und sprach: „Ich bin ein Mann und fürchte den Tod nicht. Aber ich beklage ein Weib und vier Kinder, die ich noch sehr jung hinterlasse, ich beklage Vater und Mutter, die sehr alt sind, und die ich durch die Jagd unterhielt." Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, da erhob sich sein Vater und sagte: „Mein Sohn stirbt mutig. Aber er ist jung und voll Kraft, er kann besser für seine Mutter, sein Weib und seine vier Kinder sorgen. Er muß deshalb da bleiben, sie zu ernähren. Ich bin dem Ende meines Laufes nahe; ich bin zu nichts mehr nütze; ich kann nicht mehr gehen wie der Rehbock, dessen Lauf man nicht sieht, wie den Flug des Windes; ich kann nicht mehr schlafen wie der Hase, dessen Angen sich nicht schließen. Ich habe gelebt als ein Mann, ich will sterben als ein Mann. Darum trete ich an seine Statt." Alles weinte um den Alten her. Zum letztenmal um- armte er Weib, Sohn, Schwiegertochter und Enkel. Dann legte er sich Tischendorf, Fremde Erdteil«. f.

5. Außereuropäische Erdteile - S. 139

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 139 — 7. Die Erfindungen, die sie schon im Altertume gemacht haben. Vergl. S. 134. 8. Die Gelehrten ihres Landes. Diese haben gründliche Studien und viele schwierige Prüfungen hinter sich und stehen bei dem gesamten Volke iu hohem Ansehen. Die meisten haben ihre Prüfungen in dem großen Exameugebäude zu Peking abgelegt, welches gegen 10 000 Zimmer enthält. 9. Zahlreiche gute Eigenschaften und schöne Charakter- Zttge. Zu diesen ist zunächst a. Fleiß und Ausdauer zu rechnen. Diese treten besonders beim Ackerbau hervor. Durch tausend Gräben und Rohrleitungen, durch aufge- mauerte Terassen und Dämme haben die Chinesen viele Gegenden ihres Landes in einen Garten verwandelt, wo kein Quadratmeter unnötig brach liegt und Reis, Weizen, Gerste, Tabak, Baumwolle, Thee, Maul- beerbäume in ungeheueren Mengen erbaut werden. Besonders gut angebaut ist das Land zwischen den beiden Hauptströmen Chinas. Es ist durch Fleiß und Ausdauer zu einer der fruchtbarsten Gegenden der Erde geworden. b. Höflichkeit. Diese gilt in China für die größte Zierde des Menschen. So erfordert z. B. jeder Besuch eine lange Reihe von Förmlichkeiten. Die erste ist das Abgeben von Visitenkarten, die aus rotem Papier hergestellt und mit Goldblumen verziert sind. Hat der Hausherr die Karten erhalten, so erscheint er an der Thür und fordert seinen Gast durch zahllose Verbeugungen und Wendungen auf, einzn- treten. Auf diese Einladung antwortet der Gast wieder mit vielen Worten und Verbeugungen, in denen er andeutet, daß er nicht würdig sei, das Haus zu betreten. Ist er dann endlich immer unter Ver- beuguugen und begrüßenden Worten bis in das Innere gelangt, so hat er wieder der Landessitte entsprechend vor dem Niedersetzen, vor dem Anrühren der ihm angebotenen Tasse Thee zahlreiche Höflichkeitsformeln zu erfüllen. c. Ehrerbietung gegen das Alter, insbesondere gegen die Eltern. Die Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern sind bis ins kleinste festgestellt. So hat der Sohn morgens und abends die Eltern in ihrem Zimmer aufzusuchen und sich zu erkundigen, ob ihnen etwas mangelt. Er darf das Haus nicht verlassen, ohne seinen Vater davon zu benachrichtigen. Geht er mit seinem Vater aus, so hat er sich immer einen Schritt zurückzuhalten. Die Staatsbehörden sehen streng darauf, daß die Kiudespstichten unweigerlich erfüllt werden, und verhängen Strafen gegen die Säumigen, teilen aber auch Belohnungen an solche aus, die sich durch besonders schöne Erfüllung ihrer Kindespflichten aus-

6. Außereuropäische Erdteile - S. 140

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 140 — zeichnen. Ausgezeichnete Beispiele kindlicher Liebe werden sogar öffentlich bekannt gemacht. Zusammenfassung und Einprägung. Chinas Schattenseiten. 3tfl: Wir reden heute davon, worauf sich die Chinesen nichts einzubilden brauchen. In gemeinsamer Arbeit, nnter Benutzung des Bildes von Lehmann- Lentemann (Völkertypen, Nr. 3.) und der bereits bei den Kindern vor- handenen Vorstellungen wird festgestellt: 1. Tas äußere Aussehen der Chinesen ist nicht schön. Die Chinesen haben ein viereckiges Gesicht, kleine lang geschlitzte Augen, vorstehende Backenknochen, schwarze, straffe Haare, dünnen Bart an Kinn und Oberlippe und gelbe Gesichtsfarbe. Tie Männer scheeren den Vorder- und Hinterkopf ganz kahl und bringen die Haare um den Scheitel in einen Zopf, der den Rücken hinunterhängt. Ein „schöner Mann" ist nach chinesischen Begriffen ein solcher, der einen dicken Banch, lange Nägel und kleine Füße besitzt. — Uns Europäer sinden die Chinesen häßlich. Sie nennen uns „rotborstige Teufel". 2. Tie Chinesen haben neben ihren guten Eigenschaften e-ine Anzahl häßlicher Charakterzüge. Tazu gehört in erster Linie a. Tie Lieblosigkeit. Oft kommt es vor, daß alte Lente anf offener Straße entkräftet zusammen sinken. Aber niemand von den Vor- übergehenden wirft auch nur einen Seitenblick auf den znsammenge- brochenen Körper. Man überläßt den Gefallenen einfach feinem Schick- sale. Das ist aber noch lange nicht das Schlimmste. Gar oft kommt es vor, daß die Eltern ihre neugeborenen Kinder, znmal schwächliche Mädchen, kaum nach der Geburt töton. indem sie sie eutweder in einen Strom werfen, oder sie lebendig auäscyeii, daß sie eine Beute der halb wilden Hunde werden, die sich herrenlos in den Straßen umhertreiben. Wohl geben sich christliche Missionäre alle erdenkliche Mühe, diesen Greueln zu steuern, allein ihre Anstrengungen verschwinden in der Menge der täglichen Unthaten. Es bleibt ihnen meist nichts übrig, als neuge- borcne Mädchen, deren Tötuug sie befürchten, den Eltern für eine Kleinigkeit vielleicht für einen Schilling (— 94 Pfennig) abzukaufen und auf eigene Kosten zu erziehen. b. Die Unredlichkeit und Verlogenheit. Die Chinesen be- trachten sich als das klügste Volk der Erde und halten jeden anderen Menschen für einen „Barbaren", den man ungestraft betrügen darf. Sie bieten daher auch z. B. Reisenden, die irgend eine Kleinigkeit als An- denken kaufen inollen, wertlose Sachen zu fabelhaft hohen Preisen an. Dabei ist der Chinese stets bereit, über Tinge Auskunft zu geben, von

7. Teil 2 - S. 23

1897 - Leipzig : Wunderlich
Wie vermitteln wir den Schülern, mit denen wir es gerade zu thun haben, am besten das Verständnis der Ferne? (Vergl. S. 25.) In einzelnen Fällen kann weiter auch der erdkundliche Unterricht selbst eine Geschichtsbetrachtung anstellen und zwar in der Weise, daß er, nachdem die geographische Behandlung eines Landes abgeschlossen ist, die Frage auswirft: Wie sah es einst in diesem Lande aus? Der Geogra- phieunterricht wird dann vorbereitend und ergänzend wirken, letzteres besonders dadurch, daß er — vom Lande ausgehend — solche Stoffe in den Kreis seiner Betrachtungen zieht, die im Geschichtsunterricht keinen Platz oder nur Erwähnung finden können. So kann z. B. das Wenige, was der Zögling aus Griechenlands Geschichte kennen lernen muß, leicht und fruchtbar an die Betrachtung der Balkanhalbinsel angeschlossen wer- den*) und zwar in der Weise, daß wir dem Schüler im Hinblick auf die Trümmer der Göttertempel, auf die zerborstenen Säulen, die aus grau- grünen Ölbaumwäldern hervorschauen oder umwuchert von Gras und roten Distelblumen aus dürrem Felsboden zerstreut liegen, ein anschauliches Bild entwerfen von der Herrlichkeit und Größe, die hier versunken und zerstoben ist. Eine derartige Besprechung wird sich auf ein gutes Bild (Lehmann, Akropolis z. B.) zu stützen und nicht mehr als zwei Unterrichts- stunden in Anspruch zu nehmen haben. — So kann weiter auch das, was wir dem Volksschüler von Roms Entwicklung, Größe und Fall zu bieten haben, sich eng und wirkungsvoll anschließen an eine Wanderung, die wir im Geiste durch das heutige Rom unternehmen.**) Wir besuchen eben auf unserem Spaziergange auch jene gewaltigen Trümmerstücke und Rinnen, die die Gedanken ganz von selbst zurücklenken in längst ver- gangene Zeiten. Wir treten mit dem Schüler in Vespasians Kolosseum und zeichnen ihm ein Bild jener Tage, wo 100000 Zuschauer die Gallerie des Riesen- banes füllten und mit gespannter Begier auf den Sandplatz hinunterschauten, wo unschuldige, waffenlose Christen wilden Tieren zum Futter vorge- worsen wurden, oder Gladiatoren sich auf Tod und Leben bekämpfen mußten. Wir suchen weiter das Forum***) auf, von dem aus einstmals das römische Volk der Welt Befehle gab, und lernen dort, im Anschluß an eine geeignete Frage, Beispiele der Tapferkeit und Vaterlandsliebe, der Rechtschaffenheit und Unbestechlichkeit, der Einfachheit und Sitten- reinheit und so die Ursache für Roms Größe und Herrlichkeit kennen. Und nachdem wir so das alte herrliche Rom aus den Ruinen emporsteigen ließen, kehren wir zur Gegenwart zurück und fragen uns: Wie ist es gekommen, daß all diese Herrlichkeit und Größe wieder in Schutt und Asche sank? Eine kurze Schilderung der Sittenverderbnis, die wie eine *) Vergl. Tischendorf, Europa, 3. Aufl., S. 148 ff. **) Vergl. Tischendorf, Europa, 3. Aufl., S. 107 ff. ***) Benutzung von Lehmann, Geogr. Bilder.

8. Europa - S. 44

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 44 — Einem jeden guten Menschen wird es gar wundersam ums Herz, wenn am hellen Sommermorgen die Glocken des Kirchleins erklingen und ihre Klänge rufend und mahnend hineinsenden in die tiefen Thäler und Schluchten. Und bald strömt es herbei aus alleu Winkeln und hervor aus deu dunklen Tobelu und herab von den braunen Holzhütten über die maigrünen Matten, das Volk in seinem Sonntagsstaat. Die Weiber und Mädchen, meist in hellen, fröhlichen Farben mit genesteltem Mieder und silbernen Kettlein, gehen direkt ins Gotteshaus, während die „Bueben" und Männer noch draußen stehen bleiben, bis das „Ganze Geläute" zu- sammen als letztes Mahnzeichen ertönt und nun der Orgel mächtige Stimmen anheben und in den Gasten alles still und lauschig wird. — Und ist die Kirche dann zu Ende, so wandeln die, die noch jüngst ein liebes Angehöriges der Familie verloren haben, auf den schlichten Gottes- acker am Kirchlein und schmücken die einfachen schwarzen Kreuze dort mit einem Kranze von frisch gepflückten Alpenrosen. Die fröhlichen Burschen aber ziehen ins Wirtshaus, um sich zum weiten Heimweg zu stärken, oder es findet vor der Kirche Gemeindeversammlung statt, wo neue Gesetze verlesen oder Ortsbeamte gewählt werden. Der Nachmittag aber vereint die männliche Jugend auf dem Schießstande. Hier wird fleißig mit der Büchse nach der Scheibe geschossen, damit die Hand sicher ist, wenn es gilt, den flüchtigen Gemsbock zu jagen oder gar die Heimat gegen Feinde zu verteidigen. Seine Heimat liebt der Alpenbewohner über alles. Zur sachlichen Besprechung. a. Woher mag es kommen, daß wir hier im Alpendorfe eine so herzliche Frömmigkeit finden? (Die einfachsten und nötigsten Dinge sind in den Alpen mit Gefahr verbunden. Wenn ein Älpler nach dem nächsten Dorfe geht, so muß er stets denken, daß dies vielleicht sein letzter Gang ist. Ein Gewitter, ein Nebel, ein Schnee- gestöber, das ihn überrascht, kann ihn ins Verderben stürzen. Darum ist er immer bedacht, sich mit seinem Gotte abzufinden. b. Wie erklärt sich wohl die Heimatliebe der Alpenbewohner? (Die Schönheit und Eigenart der Heimat. — Das, was die Heimat bietet, findet der Alpenbewohner nirgends wieder. Darum zieht es ihn, wenn er in der Fremde weilt, so mächtig zurück zu den grünen Matten, blauen Seen, schneeglänzenden Gipfeln und tosenden Ge- birgsbächen seines Heimatlandes.) c. Ob die Eigenart des Bodens noch andere Eigenschaften im Alpenbewohner entstehen läßt? (Fleiß und Ausdauer, — Mut und Tapferkeit, — Genügsamkeit. — Ausführlicher Nachweis!) B. vergleich. a. 3ul: Wir stellen heute fest, wie die Alpenbewohner einer-

9. Europa - S. 45

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 45 — seits von ihrem Gebirge beeittftlcht werden, und wie sie es andererseits auch beherrschen. Gemeinsam wird auf Grund des vorausgegangenen Unterrichts fest- gesetzt: A. Die Alpenbewohner werden von dem Alpengebirge nach mancherlei Hinsicht beeinflußt. 1. Das Gebirge schreibt ihnen die Beschäftigung vor. (Vgl. S. 42.) 2. Das Gebirge zwingt vielfach zu harter Arbeit im Schweiße des Angesichts. (Der Wildheuer. — Der Rutner. — Die oom Wildwasser mit Schutt und Geröll bedeckte Wiese.) 3. Das Gebirge macht ilmen Vorschriften beim Bau der Wohnungen. (Nicht hierher, hier drohen Lawinen — nicht dorthin, da drohen Wild- Wässer — nicht dahin, da ist das Haus dem Föhn preisgegeben u.s.w.) 4. Das Gebirge erschwert dem Alpenbewohner vielfach den Verkehr mit seinen Mitmenschen, im Winter oft den Verkehr mit dem nächsten Nachbar. 5. Das Gebirge stellt besondere Anforderungen an den Körper seiner Bewohner. (Kraft, Ausdauer, Gewandtheit.) 6. Das Gebirge fordert bestimmte Eigenschaften. (Mut, Fleiß, Zähigkeit.) 7. Das Gebirge weist seine Bewohner eindringlich aus den höchsten Herrn hin, dem allein Sturm und Lawinen und Wasserfluten gehorsam sind. B. Die Alpenbewohner machen aber auch das gewaltige Gebirge sich uuterthan. 1. Sie verbreitern enge Thäler, schlagen kühne Brücken über furcht- bare Abgründe und durchbohren mächtige Berge, um sich in Verbindung mit anderen Ländern und Völkern zu setzen. (Nachweis!) — Handel. 2. Sie suchen durch Anpflanzung von Wäldern und Aufrichtung von Schutzdämmen die Macht der Lawinen und Wetterwasser zu brechen. (Vergl. S. 23 und 26.) 3. Sie machen sich die gewaltigen Wasserkräfte, die von den Bergen niederstürzen, dienstbar. Mühlen, Holzschneiden, Flößerei.) 4. Sie scheuen nicht Mühe noch Gefahr, um mit Hilfe gelehriger Tiere (Hunde!) dem Gebirge seine Opfer zu entreißen. (Vergl. S. 35.) und S. 40) b. 3tfl: Wir untersuchen, wodurch sich die Alpen von anderen uns bekannten Gebirgen unterscheiden. Wir finden: Die Eigentümlichkeiten der Alpen sind in der Hauptsache folgende: 1. Bedeutende Höhe. Die Gipfel der Alpen ragen bis zu einer

10. Europa - S. 69

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 69 — Wie kam es, daß die Tiroler zu Hofers Zeit solange mächtigen Feinden standhielten? Nachdem kurz dargestellt worden ist, wie der Freiheitskrieg ver-- laufen ist, ("Resultate des Geschichtsunterrichts!) wird auf Grund gemein- famer Thätigkeit als Antwort festgesetzt: 1. Die Tiroler kannten ihr Land genau. Es war ja ihr Heimatland. Jeder Bergpfad, jede Furt war ihnen bekannt. Daher kam es, daß sie den Feinden so oft den Weg verlegen, ihnen Übergänge ab- schneiden oder ihnen in den Rücken fallen konnten. 2. Die Tiroler sind stark und gewandt. Das verdanken sie ihrer Lebensweise. (Arbeitsreiches Leben in frischer Bergluft — Mäßigkeit.) 3. Die Tiroler sind mutig und unerschrocken. („Sie schreiten verwegen auf Feldern von Eis." — Sie klimmen zu schwindelnden Höhen, um die flüchtigen Gemsen zu jagen.) 4. Die Tiroler vertrauen auf Gott. Sie, die täglich von Gefahren umgeben sind, („Von eurer Fahrt kehrt sichs nicht immer wieder") sind gewohnt, ihre Sache Dem anheimzustellen, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dache fällt. 5. Die Tiroler lieben das Hergebrachte. Das zeigte sich schon zur Zeit Josefs Ii. Sie hassen Neuerungen. (Ihr Land ver- ändert sich auch nicht: Starre Felsen — ewiger Schnee auf den Bergen.) Zusammenfassung: Die Eigenschaften der Tiroler. Hierauf wird der gesamte über Tirol dagewesene Stoff zusammengestellt und eingeprägt an der Hand der Übersicht: Tirol. 1. Lage Tirols. 2. Bodenbeschaffenheit. (Schilderung!) 3. Flüsse und Straßen. 4. Ortschaften. 5. Beschäftigung der Bewohner. 6. Eigenart der Bewohner. (Eigenschaften — Kleidung.) 7. Geschichte. (Maximilian I. — Aufstand zur Zeit Josefs Ii. — Hofer.) Den Schluß der Behandlung kann die Erläuterung des nachstehen- den Gedichtes bilden:
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