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1. Teil 3 - S. 24

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — Hierher bringen die Landleute ihr Getreide, die Viehzüchter ihre Rinder, Schweine und Pferde zum Verkauf. Hier wird auch die Wolle der zahl- reichen Schafherden*) verhandelt. Endlich ist auch die Bildung der Bewohner vielfach besser geworden. Seitdem alle Kinder zur Schule gehen müssen, trifft man nur selten noch Leute, die vom Lesen und Schreiben gar nichts verstehen. — Wiedergabe. Zur sachlichen Besprechung. 1. Woher kam es, daß Posen sich früher in einem so traurigen Zustande befand? In Polen hat es lange, lange Jahre an Ordnung und Gerechtigkeit gefehlt. Die Könige lebten meist, wie z. B. der uns bekannte August der Starke, herrlich und in Freuden, veranstalteten kost- spielige Feste, große Jagden, bauten prächtige Paläste u. s. w., aber be- kümmerten sich nicht um das Wohl des Landes. Auch der Adel lebte in Saus und Braus. Er machte sich kein Gewissen daraus, die Staats- kassen zu bestehlen, die Bauern mit schweren Abgaben zu bedrücken, bei den Juden hohe Summen auf Wucherzinsen zu borgen und das gestohlene, erpreßte oder geborgte Geld dann im Spiel oder bei großen Festen sinn- los zu verthun. Die Bauern mußten für die Adeligen umsonst arbeiten und wurden fast wie Vieh behandelt. Niemand kümmerte sich darum, ob ihre Kinder lesen und schreiben lernten, ob sie nach der Arbeit, die sie für den Gutsherrn leisten mußten, noch Zeit hatten, ihr eigenes Feld zu bestellen, oder ihre baufällige Hütte auszubessern. Der Reichstag, der des Landes Wohlfahrt beraten und förderu sollte, war völlig zweck- los. Seine Glieder wurden sast niemals untereinander einig. Jeder wollte etwas anderes. Gar oft kam es vor, daß sich die vornehmen Herren, die den Reichstag bildeten, gegenseitig die Köpse zerschlugen. In 110 Jahren fanden 55 Reichstage statt. 48 davon endeten mit Prügelei oder argem Tumult. Recht und Gesetz gab es nirgends im Lande. Die Richter beugten das Recht und nahmen Geschenke an. Die Edelleute konnten höchstens Geldstrafen erhalten. Es kam vor, daß ein Edelmann, der einen Bauer erschlagen hatte, mit 10 Mk. bestraft wurde. 2. Woher kommt es, daß die Provinz Posen sich in den letzten hundert Jahren so zu ihrem Vorteil verändert hat? Der bedeutende Umschwung, den wir kennen gelernt haben, erklärt sich a. aus der Fürsorge der preußischen Fürsten. Besonders hat Friedrich Ii. viel für Posen gethan. Er ließ nicht allein die sumpfigen Niederungen an der Warthe und Netze austrocknen und in fruchtbares Ackerland ver- wandeln, sondern sorgte auch in wirklich väterlicher Weise sür die Städte. So ließ er z. B. den Bromberger Kanal (Zeige!) graben und verband so die Weichsel und die Oder. — Weise nach, inwiefern der Kanal wirk- lich diesen Zweck erfüllt! (Weichsel — Brahe — Kanal — Oder.) Weise nach, inwiefern der Kanal für Bromberg große Vorteile bietet! — Die *) Die Provinz Posen hat über zwei Millionen Schafe aufzuweisen.

2. Teil 3 - S. 76

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 76 — Theater, dem Museum — hinter dem Theater der Schwanenteich, umgeben von schattigen Promenaden (Linden!) mit Ruhebänken, b. Sie ist umgeben von grünem Laubwalde (Rosenthal!), von fruchtbaren Feldern, (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Rübsen u. f. w.), von grünen Wiesen (Schlüsselblumen im Frühlinge in großer Menge) und wohlgepflegten Gärten (Kohlgärten!). 2. Leipzig ist eine große Handelsstadt. Viele Leute be- suchen sie, um zu kaufen oder zu verkaufen. Besonders wird mit Ranchwaren (Leder, Pelzwaren) und Büchern gehandelt. Diese Bücher werden meist in Leipzig selbst hergestellt: Ver- fasser, Setzer, Buchbiuder, Buchhändler. — Unser Lesebuch stammt aus Leipzig!) Ausführlich werde geschildert: a. Das tägliche Leben in Leipzig. (Kausläden mit großen Niederlagen. — Droschken, Pferdebahn, Schubkarren und Rollwagen mit Kisten und Ballen. — Güterzüge.) b. Das Leben zur Zeit der Messe. In Leipzig finden alljährlich zu Ostern und zu Michaelis (Also?) große Messen (Jahrmärkten ähnlich!) statt. Schon wochenlang vorher rasseln die schweren Rollwagen von den Bahnhöfen zur inneren Stadt, hochbeladen mit Kisten, Ballen und Fässern. Giebt es doch mehr als 209000 Centner Meß- guter, die aus allen Ländern der Welt, zum großen Teile aber auch aus Sachsen selbst, anlangen, an Ort und Stelle zu bringen. Da haben die Rollknechte, Aufläder Packer und Markthelser tüchtg zu thun. Alles, was der Gewerbfleiß des Menschen schafft, ist aus der Messe zu finden, das feinste Seidenzeug wie der geringste Kattun, die zarteste Spitze wie die gröbste Leinwand, außerdem Spielwaren, Porzellan, Gläser, Geschirre — kurz alles, was das Menschenherz begehrt. Tie größte Rolle spielen aber die Tuche, die Rauchwaren und das Leder. Dazu haben unzählige Tiere ihre Wolle, ihren Pelz und ihre Haare hergeben müssen, vom heimischen Schafe bis zum fernen Kamele, vom heimischen Kaninchen bis zum russischen Zobel, vom heimischen Zicklein bis zum amerikanischen Büffel. Wer noch nie eine Messe sah, kann sich keine Vorstellung von der Menge der Waren machen. Die erste Woche ist dem Großhandel gewidmet. Da füllen sich die Straßen, Höse und Durchgänge der Häuser mit Menschen; jeder Winkel wird mit Waren besetzt; überall hängen fremde Firmen. Mancher Leipziger Kauf-

3. Teil 3 - S. 21

1895 - Leipzig : Wunderlich
—. 21 — Eisschollen bricht, so entsteht ein furchtbares Unglück. So geschah es im März des Jahres 1855, als in der Nähe der Dörfer Groß- und Klein- Montan der schützende Damm den Wogen nicht mehr zu widerstehen der- mochte. „Die hereinbrechenden Fluten und Eisschollen rissen in kurzer Zeit die Häuser fort und schwemmten sie dem Meere zu. Die Menschen retteten sich zum Teil auf die Dächer und Schollen, mit denen sie fort- getrieben wurden. Das Vieh ertrank fast ohne Ausnahme. Viele Menschen verloren entweder sosort in den Fluten ihr Leben oder erstarrten vor Frost ans den schwimmenden Schollen, mit denen sie dem Haff zugetrieben wurden. Jene genannten Dörfer waren bis aus wenige Ausnahmen von ~L der Erde vertilgt und, was mehr sagen will, ihr fruchtbarer Boden ist noch heute eine Wüste. Viele Meter hoch bedeckt heute der Triebsand jene gesegneten Fluren." b. Warum hat man Danzig und Königsberg zu Festungen gemacht? Danzig soll es verhindern, daß feindliche Schiffe sich der Weichselmündung nähern, in der Weichsel stromaufwärts gehen und so die übrigen an der Weichsel liegenden Städte sowie das zu beiden Seiten des Stromes sich ausbreitende Land bedrohen. — Königsberg soll beson- ders den Russen den Einmarsch erschweren. Wie ist dies zu denken? Iv. Wem ist es zu danken, daß Prenszen heute keine unwirksame, unfruchtbare Landschaft mehr ist? Der Dank dafür gebührt zunächst 1. Dem deutschen Ritterorden.*) Der deutsche Ritterorden war ein Ritterbund, der zur Zeit der Kreuzzüge von einem Sohne Rotbarts gestiftet worden war und die Eroberung des heiligen Landes und die Pflege verwundeter Kreuzfahrer zum Zwecke hatte. Im An- fange des dreizehnten Jahrhunderts kam eine Anzahl Ordensritter von Jerusalem nach Deutschland. Sie sagten, es sei auch ein verdienstvolles Werk, die Heiden im Norden Deutschlands zu bekehren und dem deutschen Reiche zu unterwersen, es sei dies so ehrenvoll, wie der Kampf im fernen Morgenlande mit den Türken, Sarazenen und Arabern. Freilich hatten sich die Ritter ein gar schweres Werk vorgenommen. Inwiefern? (Es galt ja die Wälder und Heiden Preußens in fruchtbares Ackerland um- zuschaffen, die heidnischen Bewohner zu bekehren und sie daran zu ge- wohnen, die friedlichen Beschäftigungen des Ackerbaus und Handels zu betreiben.) Doch die Ordensritter gingen mit Eifer an ihr Werk. Ich kann euch nicht alle Heldenthaten erzählen, die die Ritter unter ihren Hochmeistern oder Ordenskomthuren, so nannte man ihre Vorsteher, ver- richtet haben. Nur das sei bemerkt, daß der blutige Streit, den die Ordensritter mit den alten Preußen führen mußten, fünfzig lange Jahre währte, also viel länger dauerte als der Kampf, den Karl der Große mit den heidnischen Sachsen führen mußte. Die alten Preußen, welche *) Benutzt Dr. Vogel, Deutsche Geschichten.

4. Teil 3 - S. 142

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 142 — Wetterwasser in den Alpen — Lawinen — Versumpfung — Überschwemmungen der Weichsel.) 2. Treten die Niederschläge zu selten oder zu schwach auf, so erwächst dem Menschen ebenfalls Schaden. (Ackerbau — Störung der Schiffahrt u. f. w.) Vii. Beschäftigung der Menschen. 1. Viele Erwerbszweige knüpfen sich an den Boden. 2. Viele Erwerbszweige hängen von Bodenarten und Witterung ab. (Ackerbau, Obst- und Weinbau z. B. — Wassermangel und Wasserübersluß machen den Boden un- fruchtbar.) 3. Manche Bauschen beschäftigen sich mit der Ge- Wlnnuttg der Naturstoffe (Bergbau z. B.!), andere mit der Verarbeitung dieser Stoffe (Herstellung von Metallwaren z. B.!). noch andere mit dem Austausch des Verarbeiteten. (Handel!) 4. Dort, wo mehr hergestellt als verbraucht wird, entsteht Handel. a. Der Handel wird unterstützt durch die Nähe des Meeres, durch schiffbare Flüffe, Kanäle, Eisenbahnen und gute Straßen. b. Man unterscheidet Groß- und Kleinhandel, Ausfuhr- und Einfuhrhandel, Land-, Fluß- und Seehaudel. 5. Fleiß und Ausdauer werden überall belohnt. (Heide, Moor, Befestigung der Dünen! — Die Provinzen Preußen, Posen u. s. w.) 6. Die Haupterwerbszweige find: Laudbau (Ackerbau, Gemüsebau, Obstbau, Weinbau), Viehzucht, Bergbau, Gewerbe und Handel. 7.* Die Beschäftigung hat vielfach Einfluß aufdiedichtig- keitder Bevölkerung. Ackerbaugegenden sind z. B. weniger dicht bevölkert als Gegenden,, in denen eine rege Fabrik- thätigkeit sich findet. (Rheinprovinz, Sachsen u. s. w.) Viii. Das Zusammenleben der Menschen in Gemeinde und Staat. 1.*Das Leben in der Großstadt hat seine Vorzüge und seine Nachteile. 2.* „Ein sinniger Geist, eine thätige Hand, sie ziehen den Segen ins Vaterland." 3.*Jeder Deutsche hat ein engeres und ein weiteres Vaterland. 4. Ohne Steuern können Gemeinde und Staat nicht bestehen.

5. Teil 3 - S. 154

1895 - Leipzig : Wunderlich
reichsten Handelsherren in Flandern und den Städten der Hansa. Natur- lich trieben sie auch demgemäß vielen Luxus. Einer aber unter ihnen, ein gewisser Dietbold, der von Antwerpen nach Köln übersiedelt war, übertraf sie alle an Reichtum und Schwelgerei. Leider verdankte Diet- bold sein Vermögen nicht nur seinem Fleiße, sondern er hatte viel Geld durch Wucher erworben. An seinem Reichtums hingen zahlreiche Thränen, ja das Volk erzählte sogar, der Erwerb des Geldes sei nicht ohne Blut abgegangen, wie denn der genannte Handelsherr kein unrechtes Mittel scheute, um Geld zu erwerben. Einst richtete Dietbold das Hochzeitsfest seiner einzigen Tochter aus, und zwar mit einem solchen Prunk, daß alle Gäste darin übereinstimmten, in Köln niemals etwas Ähnliches gesehen zu haben. Das Gastmahl brachte die feinsten und kostbarsten Gerichte, die man ans allen Erdteilen mit ungeheuren Kosten hatte erlangen können. Und die Getränke be- standen ans den ausgesuchtesten Weinen. Schon nahte sich das Mahl seinem Ende, da öffnete sich die Thüre des Saales und unter die über- mütige Gesellschaft trat ein finsterer Mönch in der schwarzen Kutte eines Karthäusers, er schritt auf dem Hausherrn zu und sprach mit dumpfer Stimme: »memento mori« („Gedenke, daß du sterben mußt!") Schauer überlief die Gäste, während der Bräutigam, der die Erscheinung des Mönchs für eiuen schlechtgewählten Scherz hielt, ihm einen Becher reichte und ihn aufforderte, mit ihm zu trinken. Der fremde Gast that dies auch, aber er wiederholte seinen Spruch. Als der Brautvater Mut faßte und mit ihm wirklich anstoßen wollte, da wies er ihn zurück mit den schrecklichen Worten: „Ich trinke nicht mit dir, dein Becher ist mit Blut gefüllt!" Vor Schreck über diese Worte ließ Dietbold den Becher fallen — da sahen die entsetzten Gäste, wie ans demselben rotes Blut über das weiße Tischtuch hinab aus den Boden floß. Der Mönch führte gleichzeitig drohend hinzn, der Reiche werde bald ärmer sein als der ärmste Bettler in Köln, denn das Maaß seiner Sünde sei voll. Nun ergriff den Kauf- Herrn fürchterliche Wut, er rief laut aus: „Eher kriechen die gesottenen Krebse dort aus der Schüssel, ehe meine Habe zu Grunde geht!" Nach diesen Worten befahl er seiner Dienerschaft, den Frechen hinaus- zuwerfen; ehe dieselben sich aber an den Fremden vergreifen konnten, er- schütterte ein Donnerschlag das Haus in seinen Grundmauern, Blitze fuhren durch die Fenster, die rotgesottenen Krebse krochen aus den Schüsseln, auf denen sie ausgetragen waren, über den Tisch, und der Mönch, auf den der Kaufherr mit gezücktem Schwerte losstürzte, ver- schwand in der Erde. Plötzlich kamen Flammen aus allen Ecken des Saales heraus. Brautpaar und Gäste hatten genug zu thun, ihr Leben zu retten, alles; das Haus und die gefüllten Speicher, waren mit Tages-

6. Teil 3 - S. 165

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 165 — Is. Das Riesenspielzeug. Vor vielen vielen Jahren stand in Elsaß eine Burg, Niedeck ge- heißen. Auf ihr hauste ein Riesengeschlecht, das den Menschen freundlich gesinnt und zur Hilfe iu der Not bereit War. Die Burg lag tief im Walde versteckt, und es bedurfte vieler Riesenschritte, um zu den Wohnungen der Menschen zu gelangen. Darum war auch das Riesenfränlein über die Maßen verwundert, als es eines Tages weiter als gewöhnlich, bis an den Saum des Waldes, ihren Spaziergang ausgedehnt hatte und plötzlich eine weite Fläche Ackerland vor sich sah. Was aber ihre Ver- wunderung noch mehr steigerte, war ein Bauer, der hinter dem mit zwei Pferden bespannten Pfluge herging und pflügte. „Das ist ein prächtiges Spielzeug, wart, dich nehm ich mit nach Haus!" So rief sie voller Freuden und klatschte in die Hände, daß es weit hinaus schallte und Bauer und Pferde stutzten. Dann lies sie ans den Bauer mit seinem Gespann zu, kniete nieder, strich alles, Pferde, Pflug und Bauer in ihre Schürze und trat fröhlich den Heimweg an. Der Riesenvater daheim war voller Neugierde, was seinem Töchterchen so überaus Freundliches widerfahren sein möchte, denn etwas Gutes mußte es sein; das erkannte er an ihrem lachenden Gesichte und ihrem freudigen Zuwinken. „Was hast du denn, Kind?" fragte der Alte, als sein Töchterchen ins Zimmer eingetreten war, „dn bist ja ganz außer dir vor Freude! Laß doch sehen, was bringst du denn da in deiner Schürze?" Ach, Vater, jubelte das Kind, ein prächtiges, lebendiges Spielzeug. Nach diesen Worten öffnete sie ihre Schürze und stellte alles, Pferde. Pflug und Bauer auf den Tisch vor den Vater hin. Der Riesenvater aber runzelte die Stirn, wiegte gar bedenklich das Haupt hiu und her und sprach: „Kind, was hast du an- gerichtet! Du hast deu Bauer vou seiner Arbeit im Felde weggenommen und wähnst, du habest dir ein Spielzeug nach Hause gebracht. Merke dir: Der Bauer ist der nützlichste aller Menschen, denn durch seine mühe- volle Arbeit zwingt er die Erde zur Hervorbringung aller Früchte, ohne die weder Menschen noch Tiere, noch weniger wir Riesen leben können. Weißt du denn nicht, woher das Brot kommt, daß du täglich verzehrest? Der Bauer muß säen und pflügen, muß ernten und dreschen, ehe der Müller das Korn zum Mahlen und der Bäcker das Mehl zum Backen erhalten kann. Nimm alsobald den Bauer und sein Gespann wieder in deine Schürze und trage alles dahin, wo dn es weggenommen hast, damit er weiter arbeite, dir, uns allen zum Segeu." Das Riesenfräulein verstand zwar nicht recht, was der Vater alles zum Lobe des Bauers gesagt hatte — ja sie hätte ihn am liebsten als Spielzeug behalten — aber als folgsame Tochter thnt sie nach des Vaters Gebote, strich Pferde, Pflug und Bauer iu ihre Schürze und trug sie hinaus vor den Wald auf das Feld. Der Bauer erholte sich bald von dem gehabten Schrecken. Als

7. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 36

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 36 — verbringen. In der guten Jahreszeit arbeiten die Handwerker vor den Thören ans der Straße bis tief in die Nacht hinein. Hier wird ge- hämmert, gehobelt, geseilt und gesägt — herüber und hinüber geschwatzt und gelacht. Schreiber fertigen für die Leute Briefe, Kontrakte u. f. w. Gärtner fahren frühmorgens mit Salat, Gemüse und Früchten durch die Straßen. Lazzaroni, die Armen, Besitzlosen Neapels, lungern auf den Plätzen am Hafen herum. Ihre Ansprüche ans Leben sind die denkbar mäßigsten und in dem reichgesegneten Lande mit wenig Kosten zu be- friedigen. Macearoni und eine Art Wassermelone befriedigen den leckersten Appetit. Einer Wohnung bedarf es in der lauen Sommerluft nicht; zum Übernachten giebt es Brücken, Thorbogen genug. Harte Arbeit ver- richtet der Lazzaroni nicht; er ist Bote und Bettler. — An der öst- lichen Küstenbahn liegt Bari, die größte Stadt Apuliens, und Brindisi, als Anschlußpunkt ostmittelmeerischer Dampfschiffahrtslinie nach Griechenland. Kosenza liegt an dem nach dem Buchsbaum benannten Bufento in Ca- labrien. Ii, 2. Warum besitzt das Apennineulaud viel Ödland? Im Alter- tum auf das sorgfältigste angebaut, verfielen seit dem Untergange des freien Bauernstandes und zur Zeit der Völkerwanderung die Dämme und Kanäle, so daß die beckenartigen Gebirgsthäler und die Küstenebenen infolge mangelnden Abslnsses der Verwilderung und der Versumpsuug auheim fielen. In der sommerlichen Hitze steigen aus den Morästen und Lachen giftige Dünste auf, die den Bauer zwangen, seinen Wohnsitz aus dem Flachland weg auf deu erhöhten Stellen, an den Thalwänden und auf deu Bergvorsprüngen anzulegen. Trotzdem finden hier immer noch viele Arbeiter einen frühen Tod. Wegen der früheren Unsicherheit (Räuberweseu) und wegen der viel Kapital erfordernden Wasserbauten bildete sich der Riesengüterbesitz aus. Die Grundherren wohnten einst in den Städten, besonders in Uuteritalieu oft stunden-, ja meilenweit von der nur zur Saat- und Erntezeit vorübergehend umwohuten Feldflur entfernt. Durch die gemieteten Arbeiter kommt nur eine oberflächliche Feld- bestelluug zu stände. Fernere Ursachen find die Gegensätze von Regen- Überfluß im Winter und Regenarmut im Sommer infolge des trockenen, heftigen Glutwindes. Die Menschen befällt zu dieser Zeit eine Mattig- keit, Unlust; die Blätter der Bäume rollen sich zusammen und fallen nach wenigen Tagen ab. Im Frühlinge schwemmen die reißenden Ge- Wässer den srnchtbaren Boden fort, so daß viele nackte Felsen zu Tage treten. Wie könnte dieser Übelstand beseitigt werden? Die Ver- ödnng des Landes würde immer mehr eingeschränkt, wenn der Bauer Herr des Bodens wäre, so daß der Grundbesitz in kleinere Bauerngüter

8. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 100

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 100 — Stunden, also täglich 2 mal), wenn der Mond einen Meridian passiert. Da der Mond täglich 49 Minuten später in den Meridian tritt, so verspätet sich auch der Eintritt der Gezeiten. Die größten Fluten (Spring- fluten) entstehen l1/2 Tag nach dem Neu- und Vollmonde, zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden. In dem Meridiane ist der Mond dem betr. Erdteil näher und die Anziehung des Wassers erfolgt stärker. Wie nun Mond und Sonne (Sonnenwende) in gleicher Richtung auf das Meerwasser einwirken, so muß die Flut stärker werden und dann haben die Küstenbewohner Sturmflut (Springflut). Entstehung der Düueu und Schutz gegen dieselben. (Siehe Deutschland. S. 85.) Wie haben die Menschen die Niederlande zum großeu Teile dem Meere förmlich abgerungen? Sie habeu die Meeres- ufer durch Deiche befestigt, um dem Eindringen der Meeresfluteu zu wehreu; sie habeu das angeschwemmte Marschland vor den Dünen und Deichen wieder durch Dämme vom Meere abgeschlossen. Die Kanäle entwässern die sumpfigen Niederungen und nehmen die.hohen Flutmassen des Meeres auf. Fest angestellte Deichbeamte bessern die durch die Fluten zerrissenen Stellen der Dünen aus; jede Beschädiguug durch Menschenhand wird sehr streng bestraft. Die Verbesserungen, welche nach jahrhundertlangem, konsequentem Schasfeu au dem von Natur weuig begünstigten Land geschehen sind, geben ein beredtes Zenguis vou der Klugheit, Geschicklichkeit und von der unverdrossenen Allsdauer der Holländer. Freilich bleibt ihnen noch vieles 51t thnn übrig. Inwiefern dieser Kampf mit der Natur ein großartiges Erziehuugsmittel? Er stählt den Mann. Der Holländer ist nner- schrocken in jeder Gefahr; rasch entschlossen, ist er zur Hilfe be- reit, auch wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht. Er beugt sich schließlich vor der Macht eines Höheren, und bittet um Gottes Beistand, wenn er seine Ohnmacht den Naturgewalten gegenüber empfindet. Die ungesunden Niederungen mit fauligen und schlammigen Wasser nötigen die Bewohner zur größten Reinlichkeit. Die Not macht erfinderisch. Zweck der Kanäle und Windmühlen? Einmal befördern und erleichtern die Kauäle den Verkehr; jede Ortschaft besitzt ein Netz von solchen Verkehrsstraßen, auf denen Boote, Segelschiffe und Dampfer da- hingleiten. Ferner wird durch die Kanäle der Ab- und Zufluß der Gewässer reguliert, das stagnierende Wasser wird auch durch die Wiud- mühlen fortbewegt. Wassermühlen können wegen des geringen Gefälles nicht angelegt werden. Endlich dienen die Kanäle auch dazu, Felder und Weideu, Gärteu und Häuser eiuzuzäunen, abzligrenzen und Wiese» zu bewässern. Warum im Mittelalter eine große Handelsmacht, wie ist sie verlörell gegailgen? Münduugslaud — viele große schiffbare Flüsse und Flußarme — günstige Lage in der Mitte Europas — Be-

9. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 109

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 109 — a. Vorzüge der Meereslage: aa. zwischen Nord- und Ostsee, die durch das Skager Nack und Kattegat in Verbiuduug stehen — bb. die vielen Inseln von fahrbaren Wasserstraßen umgeben — cc. Die Ostseeküste Jütlands und die Küsten der Inseln haben viele tiefe Buchten, Föhrden, die als sichere Häfen und als Laichplätze und Aufenthaltsorte der Fische dienen. b. Bedeutung der Meereslage: aa. Fischfang auf bent Meere in den Buchten — die vielen fahr- baren Wasserstraßen erleichtern den Fischfang, besonders den Heringsfaug — bb. Handel: Kopenhagen, die größte Handelsstadt, liegt an der vorzüglichsten Wasserstraße — Handel zwischen beiden Meeren, zwischen England, Dänemark, Rußland — cc. frühere Machtstellung: Snndzoll, Kolonien (Faroerinseln, Island, Grönland) — Herrschaft über de» Verkehr zwischen Nord- und Ostsee dnrch den Nordostseekanal verloren. 2. Ähren erinnern an den Getreidebau, der die Folge der Bodeubeschaffeuheit ist. a. Bodenbeschaffenheit: aa, der Landrücken im O der Halbinsel Jütland enthält viel Geschiebelehm — bb. die Inseln bestehen meistenteils aus Schlemmland (Warum?) und Kreide (Klinte) — dagegen die Westküste und das Jnuere Jütlands besitzt unfruchtbaren Saudboden (Heidelandschafteu, Sümpfe, Moore, Dünen) — cc. Mangel an Kohlen und Erzen. b. Bedeutung derselben aa. Ackerban (Ostküste Jütlands viel große Gehöfte mit wogenden Getreidefeldern, Seeland ist die reichste Insel, ein köstlicher Park, besonders um Kopenhagen viele Getreidefelder. — bb. Viehzucht, Käse- und Butterbereitung — cc. geringe Industrie: Eisenindustrie fehlt wegen Mangel an Kohlen und Eiseu — Flachsbau durch Meeresnähe begünstigt. Folge? — Leinweberei. Wnhtand. Ziel: Das große, östliche Tiefland Europas als Fortsetzung der norddeutschen Tiefebene, das Land der Russen. I. Kurze Wiederholung der norddeutschen Tiefebene nach Boden- beschaffenheit, Bewässerung, Produkten u. s. w. Siehe Deutschland S. 82, 83.

10. Außereuropäische Erdteile - S. 71

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 71 — bricht und endlich zwischen Weiden sich hinwindet. Das obere Thal ist von ungeheuren Felsblöcken bedeckt, welche in wilder Verwirrung durch- einander liegen; Gebirgswasser wälzen sich herab und gruben sich Löcher zwischen und unter ihnen durch. 2. Ganz dürftig ist die Pflanzenwelt des Landes. Wald giebt es nicht. Vereinzelt stehende Fichten, Birken und Erlen bleiben kümmerlich klein. Selten erreicht ein Baum Manneshöhe. Dagegen giebt es zahlreiche Moose. Die wichtigste Pflanze Grönlands ist das Löffel- kraut. Dieses unserem Meerettig ähnliche Gewächs besitzt langgestielte, eiförmige Wurzelblätter und kleine weiße Blüten, aus denen kugelige Schötchen entstehen. Es ist eßbar und bildet ein wirksames Mittel gegen eine in den nördlichen Ländern häufige Krankheit, gegen die Zahnfleisch- faule (Skorbut)*). Freilich ist es sehr erklärlich, daß sich hier kein Pflanzenleben findet. 9 Monate lang herrscht der Winter, und der kurze Sommer, der von Juni bis August währt, vermag kaum den Boden an der Oberfläche aus- zutaueu. Im uördlichsteu Teile des Laudes geht die Sonne zwei Monate lang gar nicht auf und im südlichsten giebt es Tage, wo sie nur 3 Stunden sichtbar ist. 4. Dürftig ist auch die Tierwelt dieses Landes. Land- säugetiere giebt es nur fünf. Es sind dies der Eishase, der ein Fell von schneeweißer Farbe aber schwarze Ohrenspitzen besitzt, der Polar- fuchs, der sich durch seinen dicken Pelz auszeichnet, der Eisbär, das Renntier und der Hund. Die hier lebenden Hunde sind freilich anders geartet als die uufrigeu. Sie sind träge und ungelehrig und können nicht einmal zur Jagd verwendet werden. Sie bellen auch nicht, sondern mucksen und heulen nur. Zahlreicher ist die Vogelwelt vertreten. Am häufigsten ist die Eidergans. Es giebt kleine Felseninseln, die vom Gipfel bis zum Fuße ganz mit den Nestern dieser Tiere, die wir schon aus Island kennen lernten, bedeckt sind. Am zahlreichsten sind die Be- wohner des Meeres. Walfische, Seehunde zahlreiche Fischarten beleben die Fluten der Meere, die das einsanie Land bespülen. Iii. Wohnen auch Menschen in diesem unwirksamen Lande? Die Zahl der Bewohner wird auf 20—25000 Personen geschätzt. Es sind Eskimos. Hier seht ihr sie im Bilde**). Beschreibt sie! (Die Eskimos haben schwarzes, straffes Haar und eine braungelbe Hautfarbe. Ihr Kopf *) Nässe, Kälte, der Genuß schlechter Nahrungsmittel und Mangel an Bewegung find die Hauptursachen dieser Krankheit. Sie äußert sich zuerst in einer verdrieß- lichen Gemütsstimmung und durch Trägheit und Mattigkeit in allen Gliedern. Dann entstehen Geschwüre am Zahnfleische, die sich bei der geringsten Berührung öffnen und heftig bluten. Die Zähne fallen dabei nach und nach aus. *) Vergl. Teschendorf, Europa 2. Aufl. S. 198 und 208. **) Lehmann-Leutemann, Völkertypen, Bild 1.
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