Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 128

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 128 — Volk ließ lieber die Kinder gar nicht taufen. Ein Dresdner Fleischer erschien sogar mit dem Beile in der Hand am Taufsteine und drohte, dem Geistlichen den Kopf zu spalten, wenn er sein Kind nicht mit dem Exorzismus taufe. Auch an anderen Orten kam es zu gewaltsamen Auftritten. Dr. Krell ließ es zwar nicht an Strenge fehlen, aber dennoch war die Empörung im Lande groß. 2. Christian Ii. a) Die Hinrichtung Krells und die Unterdrückung des Kalvinismus in Sachsen. Christian Ii. (1591—1611) war ein Knabe von acht Jahren, als ihm die Kurwürde zufiel. Während seiner Minderjährigkeit führte Herzog Friedrich Wilhelm von Weimar als Administrator die Regierung des Landes, während sich die Kurfürstinwitwe Sophie eifrig der Erziehung ihrer Kinder widmete. Daran erinnern noch die Sophiendukaten, welche die Inschrift trugen: „Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt." Mit dem Tode Christians I. trat in Kursachsen ein großer Umschwung ein. Sowohl die Kurfürstin als der Vormund waren streng lutherisch gesinnt und daher dem Kanzler Dr. Krell nicht zugetan. Nun beschwerten sich sogleich viele Adlige über den Kanzler und baten den Administrator, die vertriebenen Geistlichen wieder einzusetzen, den Landtag zu berufen und den Kanzler zu verhaften. Herzog Friedrich Wilhelm willfahrte diesem Antrage sogleich, und so ward Krell noch vor Christians Beisetzung verhaftet und auf den Königstein in festes Gewahrsam gebracht. Zehn Jahre lang währte der Prozeß gegen ihn. Man beschuldigte ihn gar vieler Verbrechen. So habe er sich in Religionssachen die größten Gewaltschritte erlaubt, habe den Kurfürsten von dem guten Einverständnis mit dem Kaiserhause abgelenkt, habe ihn bewogen, sich mit Frankreich in gefährliche Unterhandlungen einzulassen, habe dadurch dem Kurfürsten schwere Sorge und Bekümmernis bereitet und ihm die Staatssachen meistens vor oder während der Mahlzeit vorgelegt, so daß dieser in solchen Schwermut verfallen sei, daß er daran gestorben sei. Zwar lag offen zutage, daß diese Anschuldigungen dem Haß und Neid und der Rachgier von Krells Feinden ihre Entstehung verdankten. Deshalb zog sich auch der Prozeß so in die Länge. Erst in Prag ward von auswärtigen Richtern über Krell das Todesurteil gefällt. Zwar bestätigte der Administrator dasselbe noch, aber Christian Ii , der unterdes mündig geworden war, überließ er die schwere Aufgabe, das Todesurteil an Krell zu vollstrecken. Da Krell zu schwach war, das Blutgerüst zu Dresden zu besteigen, wurde er darauf getragen. Der Scharfrichter rief höhnend: „Das war ein kalvinistifcher Streich! Seine Teufelsgesellen mögen sich wohl sürsehen, denn man schont hier keinen." Nach Christians I. Tode waren auch alle Geistlichen, welche des Kal-

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 154

1907 - Leipzig : Wunderlich
Waffen, Rüstungen, Naturgegenstände, Gemälde, Kupferstiche, Bücher und andere Kunstschätze ankaufen und aufbewahren. Sein Sohn Friedrich August Ii. setzte alle diese Sammlungen eifrig fort und bereicherte namentlich die Gemäldegalerie mit kostbaren Gemälden. Zwar verursachten sie große Ausgaben; aber sie waren doch nicht umsonst ausgegeben, denn durch sie wurden bleibende Schätze erworben, die noch heute das Auge des Beschauers ergötzen und den Geschmacksinn aller veredeln können. Für Dresden bildeten und bilden sie eine wichtige Anziehungskraft für alle Fremden, die sich oft nur ihretwegen hier einfinden. c) Die Feste und Vergnügungen. Bedauerlich aber bleibt es, daß August der Starke in seinem Hofleben und seinen Hoffesten keine Grenze kannte und ungezählte Millionen vergeudete. Das ganze Leben löste sich in eine Reihe prunkvoller Feste aus. In dieser Hinsicht übertraf er seinen Urahnen Johann Georg Ii. noch weit. Zum Hofe gehörte ein ganzes Heer von kostbar gekleideten Beamten und Kavalieren; es fehlte nicht an Edelknaben und Falkonieren, an Hoftaschenspielern und Hofdichtern, an Hofjuden und Hofnarren, die mit ihren derben Späßen die Hofgesellschaft erheiterten. In den prächtigen Opern gingen künstliche Elefanten und ganze Regimenter, fowie zahllose Tänzer und Tänzerinnen über die Bühne. Ebenso ausgesucht waren die Jagden. Da gab^es Bärenhetzen, Schweinehetzen und Fuchsprellen; ja, August der Starke veranstaltete zuweilen Kampfe mit' Löwen, Tigern, Leoparden, Wölfen, wilden Pferden, wilden Katzen und Auerochsen. Einst mußten die Bauern zu seiner Schlittenfahrt erst den Schnee herbeifahren. Trotzdem im Lande große Teuerung und im Erzgebirge sogar eine schreckliche Hungersnot herrschte, ließ er 1719 bei der Vermählung des Kurprinzen unausgesetzt einen ganzen Monat lang prunkvolle Feste veranstalten. Die Braut ward mir einem Prachtschiffe, das vergoldet war und von Matrosen, die in Atlas und Seide gekleidet waren, bedient wurde, abgeholt, und König August empfing sie am Elbufer, umgeben von 1900 Adligen und vielen tausend kostbar gekleideten Soldaten. „ Nicht allein in Dresden, sondern auch in Moritzburggroßsedlitz, Ubigau und im Plauenschen Grunde fanden dann die Feste, Opern, Turniere, Paraden, Jagden, Jahrmärkte, Bergaufzüge, Türken- und Götterfeste statt. Am meisten Aufsehen erregte jedoch das Lustlager bei Zeithain, das großartige militärische Schauspiel im Jähre 1730. Elnefläche von 3 Geviertmeilen wurde zu diesem Behufe geebnet und hergerichtet und mit Back- und Schlachthäusern versehen. Vier Schiffbrücken wurden über die Elbe geschlagen und eine davon ward absichtlich in die Luft gesprengt. 30000 Mann in kostbarer neuer Ausstattung zeigten hier ihre Kunst und ihren Glanz den anwesenden fünfundvierzig Fürsten und anderen hohen Gästen. Janitscharen und

3. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 157

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 157 — berge anzubauen. So ward 1722 der Grund zu der Gemeinde Herrnhut gelegt, die sich in frommem Glauben unter den Schutz des Herrn stellte. Trotzdem diese Gemeinde das evangelisch-lutherische Glaubensbekenntnis annahm, so unterschied sie sich doch in manchen Einrichtungen von der evangelischen Landeskirche. Die Glieder betrachteten sich als Brüder und besaßen darum manches gemein. Nach und nach vergrößerte sich der Ort mehr und mehr. Am wichtigsten war, daß sich der Gras Zinzendors der Gemeinde selbst annahm, in den geistlichen Stand eintrat und ihr Bischos wurde. Er gab ihr einfache Gottesdienstvorschriften und ermahnte sie, fleißig zu beteu und sleißig zu arbeiten, Jesus Christus über alles zu lieben und sich wie Brüder und Schwestern zu behaudeln. Vor allem Pslegte er den Missionsgeist unter ihnen. Zehn Jahre nach der Gründung (1732) machten sich die beiden ersten Sendboten auf, um deu Negersklaven in Westindien die frohe Botschaft von der Erlösung durch Christi Tod und Auferstehung zu verkünden. Unablässig sandte die Gemeinde ihre Heidenbekehrer hinaus und so hat sie unendlich viel zur Ausbreitung des Christentums unter den Heiden getan. Über 100 Missionsplätze und 300 Missionäre unterhält gegenwärtig die Brüdergemeinde ans ihre eigenen Kosten. Darum verdient ihr edler Stifter, der Graf von Zinzendorf, unseren wärmsten Dank und unsere aufrichtige Verehrung. Ii. Friedrich August Ii. 1. Brühls verderbliche Willkürherrschaft. Friedrich August Ii. (1733—1763), der einzige erbberechtigte Sohn des Kurfürsten Friedrich August I., erbte den Kurhut. Zwar machte er sofort der anstößigen Mätressenwirtschast seines Vaters ein Ende; aber in seiner Gutmütigkeit überließ er die unumschränkte Leitung der Staatsgeschäfte seinem Günstlinge, dem Grafen Heinrich von Brühl. Dieser Manu hatte sich iu kurzer Zeit vom Pagen bis zum Premierminister emporgeschwungen. Da Friedrich August Ii. wenig Gefallen an den Regiernngsgefchäften fand und sich meistens nur seinen kostbaren Sammlungen, seinen schönen Banwerken usw. widmete, überließ er die _ ganze Regierung dem Grafen Heinrich von Brühl; denn dieser wußte das Vertrauen seines Herrn im höchsten Maße zu erwerben und während dessen ganzer Regierungszeit zu behaupten.*) Die Schwäche des Fürsten benutzte nun Heinrich von Brühl *) Der Herzog von Modena mußte großer Schulden halber seine wertvolle Sammlung von ungefähr 100 Gemälden verkaufen. Friedrich August Ii. war sogleich bereit, diese zu erwerben, und Brühl wußte das Geschäft zur Zufriedenheit femes Herrn abzuschließen. Für 900000 Mark kamen die herrlichen Gemälde, unter denen „Die büßende Magdalena", „Die heilige Nacht" usw., in seinen Besitz

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 95

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
95 bürg, dem sie, nach Zusicherung ihres Lebens und der Frei- heit, den Prinzen auslieferten. Kunz wurde schon 7 Tage nach dem begangenen Raube von dem Gericht der Vier und Zwanziger zu Freiberg verurtheilt und enthaup- tet. Schweinitz und Schwalbe wurden geviertheilt, der Köhler Georg Schmidt aber erhielt ein Freigut und jährlich vier Scheffel Korn für sich und seine Nachkommen geschenkt und führte von nun ab den Namen Triller, weil er den Prinzenräuber mit seinem Schürbaume getrillt. Herzog Wilhelm führte auch nach der Aussöhnung mit seinem Bruder eine unruhige und wunderliche Lebens- weise, verwickelte sich in viele politische Händel, machte weitaussehende Pläne, that große Reisen und Kriegszüge und lebte in ewigen Wirrem Seine Gemahlin, eine edle Kaiserstochter, Anna, liebte er nicht, eine schöne aber freche Frau, Katharina von Hesberg, geborne von Brandenstein, hatte ihn bethört. Er verwies seine Gemahlin nach Eckarts berge, daselbst mußte sie in tiefer Einsamkeit in Gesellschaft von nur zwei Frauen und einem alten Hofmarschall ihr Leben vertrauern. Er soll ihr sogar die Fenster haben zumauern lassen. Als sie einst, um die Liebe ihres Gemahls zu erflehen, nach Rosta fuhr, be- gegnete ihr der Herzog auf der Brücke und warf ihr seinen Holzschuh ins Gesicht. _ Mit blutenden Wunden am Kopf und im Herzen kehrte die unglückliche Fürstin zurück in ihre Einsamkeit, wo sie am I3ten November 1464 dem Grame erlag. Nun vermählte sich ihr untreuer Gatte mit seiner Buhlin, gegen die er bis an ihren Tod die größte Zärt- lichkeit bewies, obgleich sie mehrmals die eheliche Treue brach und selbst von dem Hofgesinde verachtet wurde. Da der Herzog durch seine Gemahlin Erbansprüche auf Luxemburg hatte, so zog er mit einem ansehnlichen Heere dahin, um sein Erbtheil geltend zu machen, doch wurde er mit Geld abgefunden. Als darauf 1457 sein Schwager, König Ladislav von Böhmen starb, da suchte er die böhmischen Stände für sich zu gewinnen, daß sie ihn zu ihrem Könige wählten, allein die Böhmen gedachten der Mißhandlungen, die er an ihres verstorbenen Königs Schwester ausgeübt. Auch war die Mehrzahl schon für den Georg Podiebrad gestimmt, und dieser machte,

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 88

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
88 Freundschaft leben und mit Ruhe für die Wohlfahrt ihrer Länder sorgen können, wenn nicht böse Menschen den Samen der Zwietracht aufs Neue ausgestreut und die Her- zen, die gegen einander nur voll Liebe schlagen sollten, mit Haß und Groll erfüllt hätten. Das ist aber ein Fluch, der zu allen Zeiten und bei allen Völkern auf den Thronen und Fücstenstühlen ruhte, daß ihnen Habsucht, Ehrgeiz, Falschheit und Lüge unter der Hülle der Treue und Dienst- beflissenheit nur zu leicht nahen dürfen, und daß die Für- sten, weil ste zu entfernt von den übrigen Menschen stehen, so selten dazu gelangen, Trug und Heuchelei von Wahr- heit und Rechtschaffenheit zu unterscheiden. Gewiß der größte Theil aller Drangsale, die die Völker durch die Miß- griffe ihrer Regenten erlitten haben, hat nicht in dem Uebel- wollen oder der Willkühr der Fürsten, sondern in dem Miß- brauche seinen Grund, den die fürstlichen Räthe und Günst- linge von dem Vertrauen ihrer Herrn machten. Sie schmei- chelten den Leidenschaften und Schwächen ihrer Gebieter, machten sich dadurch beliebt und verlockten, einmal im Be- sitz des Zutrauens ihrer Herrn, diese zu den größten Un- gerechtigkeiten gegen Nachbarn, Verwandte und Unterta- nen , da sie ihrem Fürsten um so unentbehrlicher wur- den, jemehr diese in Streitigkeiten und Kriege verwickelt waren. So war es schon vor alten Zeiten und so ist es noch häufig jetzt der Fall, und darum ist ein Volk seinem Fürsten, der eine gute Wahl bei Ernennung seiner Mini- ster und Räthe zu treffen und die böswilligen zu entfernen weiß, auch den größten Dank schuldig; denn was ein schlech- ter Minister Böses und ein wackerer wohlgesinnter Gutes stiften kann, davon find in der sächsischen Geschichte viele merkwürdige Beispiele zu finden, zu denen auch der hier in Rede stehende Bruderzwist gehört. Wilhelm war kriegerisch, ehrgeizig und eifersüchtig auf seine Fürstengewalt, das benutzte Apel von Vitzthum und bildete dem jungen Fürsten ein, sein Bruder, der Kur- fürst, gehe damit um, seine Landtheile zu kürzen und den Meister darin zu spielen. Dadurch brachte er es soweit, daß Wilhelm in seinem Zorn damit umging, seine Lande, falls er ohne Nachkommen sterben sollte, auf den König L a d i s- law von Böhmen, dessen Schwester Anna er hcirathen

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 171

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
171 Hofstaat, jährlich 20,000, tn der Folge aber 30,000 Gulden. Gleich nach dem Antritt der Vormundschaft ließ der Herzog den Kanzler Krell, auf Verlangen der Kurfürstin und einiger Adeligen, verhaften und ihm, nachdem er lange auf dem König stein gesessen, den Proceß machen. Ihm konnte weder Untreue, noch Verrath, noch sonst ein Ver- brechen bewiesen werden, und seine einzige Schuld war, daß er die calvinischen Lehren in Sachsen einzuführen ge- strebt hatte. Sein Proceß wurde in die Lange gezogen und kostete dem Staate 118,000 Gulden. Der Unglückliche wurde nach einer 10jährigen Heft, nachdem Christian Ii. die Regierung selbst angetreten, hingerichtet. Um den Cal- vinismus auszurotten, beschlossen die Stände auf dem Landtage zu Torgau 1592 eine allgemeine Kirchen Vi- sitation und ließen vier Glaubensartikel entwerfen, die jeder Staatsdiener unterschreiben mußte, um sich als recht- gläubiger Lutheraner auszuweisen. Uebrigens zeigte sich der Vormund als einen milden, gerechten und friedliebenden Regenten und stellte das gute Vernehmen zwischen Sach- sen und Oestreich wieder her, welches seit den letzten ,-Regierungsjahren August's gestört worden war. Kurfürst Christian Ii. übernahm am 23. Septem- der 1601 die Regierung selbst, und die Vormundschaft über seine beiden minderjährigen Brüder. Die Hinrichtung Krell's, die bald nach seinem Regierungsantritt erfolgte, fällt nicht sowohl dem Kurfürsten, als vielmehr den glü- henden Feinden des Kanzlers zur Last, die durch unrecht- liche Mittel seine Verurtheilung zu bewirken wußten. Gleich darauf führte Christian Ii. den Religionseid ein, den alle Staatsdiener auf das Concordien buch ablegen mußten, dann stiftete er 1602 den Kirchenrath in Dresden, und versetzte 1607, auf Antrag der Stände, das Obercon- sistorium von Meißen nach Dresden zurück. Seit dem Tode des Kurfürsten August war Kur- sachsens Ansehen im Auslande in Verfall gerathen, weil es den Regenten an Kraft und Thätigkeit, wohl auch att Erfahrung gefehlt hatte, den, ihnen nach ihrem Stande.ge- bührenden Einfluß auf die Angelegenheiten des deutschen Reiches, zu behaupten. Dieß war denn auch wohl die Ur- sache, daß Christian Ii., als i. I. 1609 der Herzog

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 218

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
218 zen neueren Zeit nicht seines Gleichen gehabt. Me nur er- sinnlichen Belustigungen folgten einander, und was nur da- bei Theures, Kostbares und Seltenes herbeigeschafft werden konnte, durfte nicht fehlen. Dies Prunkfest, oder vielmehr diese Reihe von Festlichkeiten, soll 4 Millionen Thaler ge- kostet haben. Gerade zu der Zeit wurde das Land von einer schweren Theuerung gedrückt und im Erzgebirge wüthete eine Hungersnvth. — Außer diesen Festen zehr- ten noch die Günstlinge und Geliebten an dem Mark des Landes. Der Feldmarschall Flemming soll allein 16 Millionen Thaler hinterlassen haben. Es wird gerechnet, daß Friedrich August aufseine Kriege, Feste, Günst- linge und überhaupt auf entbehrliche Dinge während seiner Regierung, loo Millionen Thaler aufgewendet hat. Was hatte aus Sachsen werden können, wenn statt seiner ein Kurfürst August regiert hatte. Er starb am 1. Februar 17^3 zu Warschau. Fünfunddreißigstes Capitel. Die Regierung Friedrich Auguft's Ii., als Kö- nig von Polen Auguft's Iii. bis zum sie- benjährigen Kriege, 1756. Friedrich August Ii. hatte bei der Uebernahme der Regierung des Kurstaates wenig Neigung, auch wenig Hoffnung den polnischen Thron zu besteigen, denn er war nicht ehrgeizig und liebte die Ruhe; überdieß hatte sein Water sich vergebens bemüht, ihm die Thronfolge in Po- len zu verschaffen, und Rußland, Oestreich und Preußen waren gesonnen, einen portugiesischen Prin- zen auf den polnischen Thron zu befördern. Da indes- sen Frankreich den König Stanislaus Lesczinski wieder einzusetzen versuchte, so erklärten sich die drei obenge- nannten Mächte für den Kurfürsten von Sachsen, der nun auch in den Plan derselben einging, sich um die pol- nische Krone bewarb und auch mit dem Beistände Ruß-

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 219

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
219 lands und Oestreichs am 22. September 1733 von einer Partei gewählt wurde. Eine andere Partei, die zehn Tage früher den Stanislaus Lesczinski gewählt hat- te, mußte erst bekämpft und beseitigt werden; dazu war wieder Geld und ein Heer erforderlich, und Kursachsen mußte wieder Beides liefern. Der König wurde am 17. Januar 1734 nebst seiner Gemahlin zu Krakau gekrönt, und darauf stießen 12,000 Sachsen unter dem Herzog Johann Adolf von Weißenfels zu dem russischen Heere und belagerten Danzig, welches der Partei des Königs Stanislaus zugethan war. Diese Stadt mußte sich am 3. Juli ergeben und an König August eine Mil- lion Thaler bezahlen. Doch einmal Etwas für den unge- heueren Aufwand, der der p 0 l n i sch e n Krone wegen ge- macht wurde! — Aumahlig gelang es nun dem Könige, die Gegenpartei zu beruhigen und seit dem Pacifica- tions - Reichstage zu Warschau 1736 wurde Au- gust's Negierung in Polen allgemein anerkannt. Dieser Fürst, der nicht die großartigen Eigenschaften seines Vaters besaß, hatte doch mehrere Schwachen desselben an sich, besonders aber die, sich von seinen Günstlingen lei- ten zu lassen; da er aber nicht die Kraft und Einsicht sei- nes Vorgängers besaß, so wurde sein Vertrauen noch auf eine weit schändlichere Weise gemißbraucht, als bei seinem Vorgänger. Sein erster Günstling war der polnische Fürst Sulkowsky, der einst sein Begleiter aus Reisen gewesen war und nachmals die politischen Angelegenheiten leitete. Ihn stürzte 1738 der Herr von Brühl, seit 1737 in den Reichsgrafenstand erhoben. Dieser hatte sich durch seine Geschäftigkeit bei der polnischen Königswahl und durch seine Gewandheit bei dem Könige beliebt gemacht und er- hielt nach und nach die mehrsten hohen Staatsämter und machte sich dadurch dem Könige unentbehrlich, daß er stets auf neue Vergnügungen und Unterhaltungen für ihn sann, die nölhigen Geldsummen zu den großen Ausgaben des Kö- nigs, glelchviel auf welche Weise, herbei zu schaffen wußte und ihn der Regierungssorgen gänzlich überhob. Uebrigens besaß er weder große Einsichten in der Politik, noch Cha- rakterfestigkeit und Kenntnisse der Staatswirthschaft; dage- gen aber große List, Heuchelei und eine seltsame Schmieg-

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 223

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
223 steuern zahlte Sachsen an Preußen noch 1 Million Thaler, tritt der Convention von Hannover bei, stellte alle gegen Preußen verfügte Handelsbedrückungen ab, sichert den Preußen die richtige Zahlung ihrer in der sächsischen Steuer stehenden Capitalien und erhält die protestantische Religion aufrecht. Noch sollte die Stadt Fürstenberg nebst Schidlo und dem Oderzoll gegen Entschädigung abgetreten werde, doch unterblieb dieses. Das waren die Bedingungen des Friedens, der am 25. Decem- der zu Dresden geschloffen wurde. So wurde der kurze Krieg beendigt, der unnützer Weise begonnen und Sachsen mehrere Tausend Menschen und 5 bis 6 Millionen gekostet, ohne den mindesten Vortheil zu gewahren. Kaum war der Friede hergestellt, als Brühl das sächsische Heer an England überlassen wollte; doch vermittelte es der Marschall won Sachsen, daß Kur- sachsen neutral blieb, während Frankreich drei Jahre lang jährlich zwei Millionen Franken zahlte. Dieses Ab- kommen gab Gelegenheit zu einer näheren Verbindung mit Frankreich, deren Folge die Vermählung des Dauphin (Kronprinzen) von Frankreich mit König August's Ii. Tochter Maria Josephe i. I. 1747 war, aus welcher Ehe die drei Könige Ludwig Xvi. Ludwig Xviii. und Karl X. entsproßen sind. In dem nämlichen Jahre vermählte sich der Kurfürst Maximilian Joseph von Bai ern mit der sächsisch en Prinzessin Maria Anna, und gleich darauf der Kurprinz Friedrich Christian von Sachsen mit der Prinzessin Maria Antonia von Baiern, der Tochter Kaiser Kar l's Vii. Diese Vermäh» lungen gaben wieder die erwünschten Gelegenheiten zu einer Reihe der prunkvollsten Hoffeste, deren Kosten sich auf Mil- lionen beliefen, die, da die Staatskassen leer waren, durch Anleihen und Verpfandungen aufgebracht werden mußten. So verderblich wie Brühls Politik dem Kurstaake war, eben so unheilvoll war sein Staatshaushalt. Sein Dichten und Trachten ging allein darauf, sich bei seinem Herrn in Gunsten zu erhalten und für den unermeßlichen Aufwand des Hofes und für seine eigene ungeheuere Ver? schwendungen Geld zu erpressen; daß er dadurch den Staar zu Grunde richtete, kümmerte ihn nicht. Damit dem Kö«

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 194

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
m Jahre wurden die Kartoffeln nach Sachsen gebracht, die bald Hundertlausenden eine gesunde, genügliche Nahrung gewährten. Eine starke Vermehrung seiner Bevölkerung er- hielt Kursachsen durch eine große Menge Einwanderer aus Böhmen, — dort wütheten die katholischen Priester gegen die Protestanten und wollten sie durch gewaltsame Mittel von ihrem Glauben abwendig machen. Sie flohen nach Sachsen, fanden daselbst Aufnahme, und gründeten in den unwirthbarsten Lheilen des Erzgebir- ges 1654 die Bergstadt Johanngeorgenstadt, außer- dem aber noch eine Menge neuer Dörfer. Wenn es dem Kurfürsten Johann Georg I. auch nicht am guten Willen gefehlt haben mag, die Lasten und das Unglück seines Volkes zu mindern und nach dem wie- dererlangten Frieden die tief geschlagenen Wunden des Lan, des zu heilen, so fehlte es ihm doch dazu an Geschick und Einsicht, und er scheint gar keine richtigen Vorstellungen von den schweren Leiden seiner Unterthanen gehabt zu haben. Er ließ sich von seinen Rathen stets lenken, von denen viele, vom kaiserlichen Hofe bestochen, seinen Haß gegen die Re- formirten und seine Eifersucht gegen Schweden und Brandenburg zu benutzen wußten, um ihn zu den, seinem Lande nachtheiligsten Schritten, zu bewegen. Die Landstan- de ließen es zwar nicht an dringenden Vorstellungen fehlen, allein sie richteten selten etwas damit aus, doch verhinderten sie einigemal gar zu große Verschwendungen, so wie auch den ungemessenen Ankauf der Kammergüter. Gegen den geheimen Kammerrath Jacob Döring, einen Liebling des Kurfürsten, der von seinem Herrn Hunderttausende zog, und ein würdiger Vorgänger Brühl's war, erhoben sie eine Anklage,/und nur mit großer Mühe verhinderte der Kurfürst einen peinlichen Proceß gegen ihn. Johann Georg war ein großer Freund vom Wohlleben und Trin- ken und that darin des Guten so viel, daß ihm ohnmög- lich noch große Lust zu Regierungsgeschäften übrig bleiben konnte. Seinem Hofe ließ er es auch in den traurigsten Zeiten an Nichts fehlen. Außerdem war er ein großer Lieb- haber der Zagd, und aus vorhandenen Rechnungen ergiebt sich, daß von dem Jahre 1611 — 1653 von dem Kurfür- sten selbst, oder doch in seiner Gegenwart, 28,ooo wilde
   bis 10 von 24 weiter»  »»
24 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 24 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 2
3 2
4 2
5 1
6 0
7 1
8 0
9 0
10 9
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 2
27 5
28 0
29 0
30 0
31 10
32 0
33 3
34 2
35 1
36 0
37 6
38 0
39 5
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 9
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 2
8 1
9 2
10 1
11 0
12 1
13 2
14 0
15 0
16 0
17 6
18 0
19 0
20 9
21 1
22 0
23 1
24 0
25 1
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 5
35 0
36 5
37 5
38 3
39 5
40 1
41 2
42 0
43 2
44 0
45 0
46 2
47 0
48 1
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 2
55 0
56 1
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 4
69 2
70 0
71 4
72 0
73 0
74 2
75 0
76 1
77 1
78 2
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 0
85 4
86 10
87 1
88 0
89 0
90 1
91 0
92 3
93 0
94 4
95 0
96 2
97 0
98 8
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 324
1 402
2 70
3 224
4 53
5 190
6 629
7 253
8 43
9 137
10 136
11 187
12 491
13 407
14 272
15 46
16 39
17 78
18 183
19 203
20 67
21 77
22 68
23 14
24 238
25 498
26 160
27 60
28 204
29 313
30 108
31 36
32 296
33 824
34 461
35 152
36 183
37 50
38 55
39 376
40 181
41 42
42 148
43 263
44 172
45 52
46 163
47 592
48 49
49 24
50 367
51 469
52 369
53 70
54 523
55 227
56 51
57 70
58 180
59 753
60 73
61 96
62 149
63 36
64 71
65 202
66 107
67 151
68 29
69 11
70 68
71 243
72 104
73 59
74 94
75 151
76 115
77 64
78 284
79 40
80 92
81 1263
82 93
83 297
84 119
85 52
86 115
87 142
88 85
89 354
90 158
91 213
92 288
93 69
94 517
95 231
96 92
97 144
98 70
99 120
100 624
101 167
102 296
103 163
104 124
105 61
106 82
107 251
108 31
109 203
110 156
111 165
112 124
113 154
114 248
115 101
116 92
117 40
118 32
119 406
120 63
121 286
122 202
123 199
124 278
125 266
126 166
127 300
128 29
129 347
130 268
131 472
132 55
133 566
134 92
135 135
136 711
137 148
138 70
139 280
140 276
141 75
142 368
143 231
144 50
145 245
146 42
147 52
148 168
149 47
150 72
151 181
152 306
153 111
154 150
155 212
156 221
157 148
158 55
159 122
160 122
161 205
162 37
163 39
164 64
165 113
166 266
167 66
168 284
169 94
170 92
171 95
172 100
173 278
174 128
175 740
176 203
177 588
178 67
179 275
180 52
181 36
182 298
183 2327
184 145
185 73
186 46
187 73
188 500
189 69
190 28
191 44
192 80
193 354
194 101
195 168
196 348
197 47
198 80
199 203