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1. Teil 3 - S. 3

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 3 — nur ein kleiner unbedeutender Ort. Neune sie und bestimme ihre Lage? (Potsdam an der Havel — Havelseen.) Potsdam war noch vor 300 Jahren ein Fischerdorf. Jetzt ist es eine große, schöne Stadt, um- geben von rauschenden Eichenwäldern und verziert durch herrliche Schlösser, deren Namen uns später die Geschichte lehren wird.*) Wenn wir von Potsdam stromaufwärts fahren, so gelangen wir bald in eine andere wichtige Stadt. Nenne sie! «Spandau an der Einmündung der Spree.) Spandan ist eine Festung. Woran erkennt man dies wohl sofort? (Hohe Mauern mit Schießscharten, feste Türme und Thore — Soldaten auf den Straßen.) In dieser Festung finden wir eine ganze Reihe Fabriken, in denen Gegenstände sür den Krieg hergestellt werden. Da giebt es z. B. eine große Pulverfabrik, wo aus dem weißen Salpeter, der schwarzen Holzkohle und dem gelben Schwefel Schießpulver (Vorzeigen!) hergestellt wird. Weiter finden wir in Spandau Werkstätten, in denen man — ähnlich wie in Essen (Vergl. Ii. Teil S.) — Kanonen herstellt für die Artillerie. Endlich fertigt man anch die für Kanonen nötigen Geschosse, nämlich Kanonenkugeln, Granaten (Anzeichnen!) und Kartätschen. — In der Nähe von Spandau liegt eine uns allen bekannte Stadt, die größte des ganzen deutschen Reiches! «Berlin an der Spree.) Von dieser Stadt werden wir in der nächsten Stunde ausführlich zu sprechen haben. Heute wollen wir nur noch zwei im Osten der Provinz gelegene Städte kennen lernen: Frankfurt und Kilstrin. Bestimme die Lage dieser Orte! (Frankfurt liegt an der Oder und zwar zwischen der Mündung der Neiße und der Mündung der Warthe. — Küstriu liegt dort, wo die Warthe sich in die Oder ergießt.) Frankfurt hat Ähn- lichkeit mit dem uns bekannten Leipzig. Es ist eine große Handelsstadt, die jährlich drei Meffen abhält. Auf diesen Messen wird besonders mit Pelzwaren, Tuch und Leder gehandelt. Schildre das Leben zur Zeit einer Messe!**) (Ankunft der Güterzüge — Ankunft der Meßfremden — Schubkarren und Rollwagen mit Kisten und Ballen auf allen Straßen — Selbst Hausflur und Stockwerke zu Geschäften eingerichtet — Buden- reihen auf Plätzen und Straßen — Kunstreiter, Tierbuden, Affentheater) — Küstrin ist eine Festung wie Spandau. Also? (Feste Mauern, Türme, Thore, Soldaten auf den Straßen n. f. w.) Zusammenfassung des erworbenen Stoffes. Zur sachlichen Besprechung. 1. Wie t)at man es angefangen, um den sumpfigen Oder- bruch in eine fruchtbare Gegend zu verwandeln? Kanäle wurden gegraben, in denen das überflüssige Wasser abgeleitet und den Flüssen *) Sanssouci (d. h. Sorgenfrei), das Lieblingsschloß Friedrichs Ii. mit Gärten und Wasserwerken. — Das neue Palais, wo Friedrich Iii. nach langem Schmerzenslager starb. — Babelsberg, wo Wilhelm I. so gern weilte. **) Vergl. Tischendorf, Präparationen 1. Teil (Sachsen) S. 145. 1*

2. Teil 3 - S. 115

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 115 — über 500 Burg- und Klosterruinen krönen die Abhänge des Gebirges und erinnern den Wanderer an kühne Ritter oder gelehrte Mönche. Eine der schönsten dieser Ruinen ist die Hochkönigsburg.*) Wer sie besuchen will, darf eine zweistündige Bergfahrt nicht scheuen. Zwischen Weinbergen und Kastanienwaldnngen geht es aufwärts, bis dunkler Wald den Wanderer in seinen Schatten nimmt. Hoch oben auf einer Lichtung erheben sich dann die alten Gemäuer und Türme, die mit dem roten Sandsteinfelsen wie verwachsen erscheinen. Epheu umrankt das Steinge- trümmer. Aus allen Ecken und Spalten der bröckelnden Mauern lugen Sträucher und Bäumchen hervor, und selbst droben auf den Zinnen, wo einst der Wächter Ausschau hielt, haben sich ein paar junge Tannen an- gesiedelt. Viele Ritter und Herren hausten einst hier. Auch eine Bande Raubritter hatte sich vor Zeiten hier eingenistet, um die nach Basel oder Frankfurt ziehenden Kaufleute zu überfallen und zu plündern. Nun ist alles öde und stumm zwischen den Trümmern der einst so stolzen Burg. „Ihre Zeit ging aus."**) 2. Elsaß-Lothringen ist ein fruchtbares Land. In der Ebene zwischen Wasgenwald und Rhein und am unteren Fuße des Gebirges gedeihen Getreide, Wein, Obst, Tabak und Hopfen in üppigster Fülle. Das Gebirge und die lothringische Hochebene tragen herrliche Waldungen und saftige Wiesen. Auch das Moselthal — ein- gefaßt von Waldhöhen und Rebenhügeln — ist ausgezeichnet durch frucht- bares Acker- und Gartenland. 3. In Elsaß-Lothringen blühen Handel und Gewerbe. Als Handelsstadt ist besonders Straßburg wichtig, denn hier treffen eine Reihe nichtiger Straßen, Eisenbahnen und Kanäle zusammen. Besonders kommen drei Straßen und zwei Kanäle in Betracht. Die erste Straße führt von Paris durch ein Thal des Wasgenwaldes (Paß von Zabern!) nach Straßburg. Die zweite leitet aus Südfrankreich zwischen Wasgen- wald und Jura hindurch zur Rheinebene. Die dritte geht von Straß- bürg aus über Pforzheim ins Donanthal. Diese drei Straßen sind von Eisenbahnen begleitet. Die beiden Kanäle verbinden den Rhein mit anderen Strömen. Suche Anfang, Richtung und Ende jedes Kanals. Erkläre ihre Namen! (Rhein-Rhonekanal — Rhein-Marnekanal.) Die Industrie ist hauptsächlich in den Städten Mühlhausen (Zeige und be- stimme die Lage! — Jll!) und Metz (Mosel!) zu Hause. In und bei Mühlhausen werden aus Schaswolle, Baumwolle und Seide Kleiderstoffe aller Art gefertigt, auch gefärbt, gebleicht oder bedruckt. Tausende von Arbeitern sind in den Fabriken beschäftigt. — Metz ist ebenfalls eine blühende Stadt. In seiner Nähe finden sich zahlreiche große Eisenhütten, in denen das Eisenerz, welches der Boden Lothringens bietet, aefchmolzen und verarbeitet wird. *) Bei dem Städtchen St. Pitt. **) Nach „Umschau in Heimat und Fremde". 8*

3. Teil 3 - S. 116

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 116 — 4. Elsaß-Lothringen hat wichtige Festungen. Eine der stärksten Festungen ist Metz. Metz hat nicht nur einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben aufzuweisen, sondern ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen oder Forts umgeben. In ganz ähnlicher Weise ist auch Straßburg befestigt. Zur sachlichen Besprechung. a. Welchen Zweck haben die starken Festungen des Reichs- landes? Sie sollen den Franzosen den Einfall ins deutsche Reich wehren, indem sie wichtige Straßen und Eisenbahnen versperren, auf denen die Franzosen leicht ins Innere Deutschlands dringen können. Die Straßen, die Straßburg schützt, kennen wir bereits. Nenne und zeige sie noch einmal! Welche Wege aber schützt Metz? (Die, welche von Frankreich aus durch Lothringen nach Mannheim, Mainz und Koblenz führen! — Moselstraße!) — Welchen Zweck hatten diese Festungen, als sie sich noch in den Händen der Franzosen befanden? (Sie sollten den Deutschen den Einmarsch in Frankreich erschweren und den Franzosen den Einsall in Deutschland erleichtern.) Freilich haben sie im letzten Kriege diesen Zweck nicht erfüllt. Inwiefern? — Wie hat man wohl dafür gesorgt, daß es uns in einem späteren Kriege mit unseren Festungen nicht ähnlich geht, wie es den Franzosen 1870 mit den ihrigen erging? (Verstärkung der Befestigungen.) b. Hatten denn die Deutschen ein Recht, Elsaß-Lothringen den Franzosen wegzunehmen? Gewiß? Die Franzosen hatten es ja erst stückweise von Deutschland losgerissen. Straßburg war von Ludwig Xiv. sogar mitten im Frieden geraubt worden. c. Was erinnert wohl noch hente in den Reichslanden an die französische Herrschaft? Noch heute reden viele Bewohner die französische Sprache. Dies ist besonders in Lothringen der Fall. „Dort erblicken wir auch in Kleidung und Lebensweise der Landbewohner noch viel französische Art. Die Männer tragen mit Vorliebe die blaue Bluse und die gezipfelte Mütze. Die Frauen schmücken sich gern mit der weißen Morgenhaube und einem hellen über die Brust gekreuzten Schultertuche. Die Wohnhäuser sind nicht sehr breit, aber von größerer Tiefe. Grüne Holzklappläden (Jalousien) schließen die kleinen Fenster. In der Haus- flur weitet sich ein Kamin nischensörmig aus, in dem ein kupferner Kessel an einer Kette über dem Feuer hängt. In der Wohnstube aber fehlt vielfach der Ofen, dessen trauliche Nähe der Deutsche so ungern vermißt." (Schreyer.) — Allerdings ist französische Sprache und französische Art in den Reichslanden in Abnahme begriffen. Wie erklärst du dir dies? (Schule, Kirche, Militär, Verwaltung.) b. 3tfl: Wie es am Sonntage, am Johannisfest und bei Hochzeitsfeierlichkeiten in den elsäßifchen Dörfern zugeht.

4. Teil 3 - S. 166

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 166 — das Fräulein sich am Waldessaume umschaute, ging er wieder wie vor- her dem Pfluge nach und zog Furchen. Nach Pfeil. 17. Eh leb' die fröhlich Pfalz! Pfälzer Mundart. Ich kenn' e Land am deitsche Rhei', deß glänzt vun Glick im Sunneschei', do saa'n ich: „Gott erhalt's!" Vum milde Himmel iwwerschpannt, bringt Korn im Wei' deß schöne Land nn schreibt sich „fröhlich Pfalz!" Wie schtrerft sich lang im weit deß Land! Hie' zieht d'r Rhei' sei' Silwerband, nn drowwe ragt die Hardt! Do schafft d'r Winzer froh fei' Werk, die Axt klingt hell am Duuuerschberk als fix uff Pälzer Art. Und ans d'r alte Zeire Nacht red't mancher Schtaa vun alter Pracht; jetzt schlingt sich Epich drum; un aus der Schladt' int Derser Zahl hebt majeschtetisch sich em Dahl d'r alte Kaiserdumm. Un wann de Schiern am Himmel fchteh' nn owens sich deß Land beseh' en seiner Summerpracht: do rauscht's am Schtrom mit Hellem Klang, un fröhlich zieht's wie Luscht un Sang dorch Berk un Dahl bei Nacht. Deß eß un bleibt e deitsches Land, jctz raicht's em Elsaß schtolz die Hand un ruht en sichre Hut; daun jetzt nennt's lau Franzos meh sei', doforr do sorgt die Wacht aam Rhei' mit Kraft un deitschem Mut. Herr Gott, wie eß deß Land so schee'! Ich trink ahns uff fei' Wohlcrgeh', nn nochmools: „Gott erhalt's! Eß leb' sei' Luft, es leb' fei' Wei', Eß leb' sei' Glick, sei' Sunneschei', Eß leb' die fröhlich Pfalz!" Elard Bringleb. Druck von Brückner & Niemann.

5. Teil 3 - S. 152

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 152 — Schon meinten die Gesellen, ihr letztes Stündlein sei erschienen, da kam einer von ihnen auf den glücklichen Einfall, beherzt zu antworten: „Mächtiger Höllenfürst, halte ein und höre mich an! Wir versprechen dir zu Willen sein und in der Nähe des Domes ein Wirtshaus zu bauen." „Gut," sprach der Teufel, „ich bin damit einverstanden, doch rate ich euch, haltet Wort, sonst wird euer Bau niemals beendet werden. Und damit ihr des Versprechens eingedenk bleibt, schleudre ich diesen Stein auf den Platz herab." Krachend stürzte der Stein auf den Platz vor der Kirche; dort liegt er heute noch. — Die Gesellen hielten Wort. Sie bauten an der be- stimmten Stelle ein Haus mit mehreren großen Kellern. Dieses Haus nannte man den Domkeller. Auch der Tom wurde vollendet und am 9. November 859 feierlich eingeweiht. Nach Pfeil. 3 Die Keule vom Thore zu Jüterbogk. In Jüterbogk hängt an einem Thorflügel eine hölzerne Keule von mehreren Fuß Länge. Darunter ist eine Tafel befestigt, aus der ge- schrieben steht: „Wer seinen Kindern giebt das Brot und leidet nachher selber Not, den schlagt mit dieser Keule tot." Davon wird erzählt, es sei einmal ein reicher Mann gewesen, der habe drei Söhne gehabt, denen er bereits bei Lebzeiten all sein Vermögen gegeben, sodaß er nachher selbst habe darben müssen, da ihn keines seiner Kinder habe unterstützen wollen. Als er nun gestorben, sind seine Kinder gekommen, um zu sehen, ob nicht noch etwas zu erben übrig sei, aber da haben sie nichts als einen grvßen schweren Kasten gefunden, und als man ihn geöffnet, ist er mit schweren Steinen angefüllt gewesen und darunter hat die Keule mit der Tafel gelegen und eine Verordnung, daß man beides am Stadtthore aufhängen solle. Und das ist denn auch geschehen. W. Schwarz. 4. Der Rabe zu Merseburg. Au vielen Häusern der alten Stadt Merseburg sieht nian noch hente einen Raben über den Thüren in Stein gehauen, der einen Ring im Schnabel hält. Den Gruud zu diesen Bildern soll folgende Begeben- heit gegeben haben. In den Jahren 1466 bis 1514 war Thilo von Throtha Bischof von Merseburg. Ties war ein strenger, jähzorniger Mann, der sich zu seinem Vergnügen einen Raben hielt, welcher ihm durch sein lustiges Ge- bahren und Schwatzen viel Spaß machte. Einst war dem Bischof ein

6. Teil 3 - S. 155

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 155 — anbruch von der Feuersbrunst verzehrt. Von dem Kaufherrn und seinen Gästen gab nichts mehr Kunde. Jahre vergingen, die Brandstätte in der Brückenstraße blieb unauf- gebaut, denn niemand wollte den Grund und Boden übernehmen, auf dem sich so Fürchterliches zugetragen hatte. Die Tochter des Kauf- Herrn war wenige Tage nach jenem Schreckenstage gestorben, ihren Vater glaubte man von den Trümmern des eingestürzten Hauses erschlagen und andere Erben hatten sich nicht eingefunden, überhaupt war auch nichts zu erben, denn kurz nach dem schrecklichen Ereignisse hatten unvorhergesehene Unglücksfälle alles Eigentum Dietmolds verzehrt. Eines Abends erschien ein alter Mann bei dem in der Kirche zu St. Columban im Beichtstuhle sitzenden Priester und bat diesen, ihm zu folgen und einem Sterbenden die letzte Wegzehrung zu geben. Der Priester machte sich auf den Weg und folgte seinem Führer bis in eine am Ende der Stadt liegende ärmliche Hütte, in welcher er aus elendem Lage einen Sterbenden antras. Dieser gestand, daß er der todtgeglanbte Dietbold sei; er beichtete alle seine Sünden und teilte noch mit, daß er durch seinen treuen alten Diener aus den Flammen gerettet und hier in diese Hütte geschafft worden sei. Mit seinem Diener habe er späterhin oft des Nachts die Brandstätte besucht und daselbst aus dem Schutte noch ziemlich viel seiner Habe gerettet; diese möge jetzt der Priester aus seinen Händen in Empfang nehmen und den größten Teil unter diejenigen ver- teilen, die er in seinem Leben betrogen habe, zu welchem Zwecke er ihm ein Verzeichnis von Namen einhändigte. Den Rest bestimmte er aber dazu, daß Messen für sein Seelenheil gelesen werden sollten. Der Geist- liche versprach feierlich, diese Wünsche zu erfüllen. Bald daranf starb Dietbold reumütig; sein alter Diener trat in das Kloster, dem der Priester angehörte. An der Stelle, an welcher sonst das Haus des Reichen stand, ward ein neues stattliches Gebäude errichtet und über der Thür desselben das Standbild eines Greises angebracht, der zur Erinnerung an das Schicksal Dietbolds in der Rechten einen großen Krebs hielt. Dieses Denkmal befand sich bis zum Jahre 1817 in einer Spitzbogennische des ehemaligen Nesselroder Hofes auf der Brückenstraße. Seit jener Zeit kam es weg, weil es ganz verwittert war. Jetzt befindet es sich in dem sogenannten Wallrasfiannm zu Köln. Nach Pfeil. 6. Der Schelm von Bergen. Auf dem Römer zu Frankfurt am Main war Maskenball; es galt der Krönungsfeier Karls des Großen. — Hierzu waren in dem glänzend erhellten Saale viele Fürsten und Ritter versammelt in ihren Prachtgewändern und in den verschiedensten

7. Außereuropäische Erdteile - S. 160

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 160 — 1. Hier blühten im Altertums die uns aus der heiligen Geschichte her bekannten Weltreiche Assyrien und Babylon. Damals waren die Euphrat- und Tigrisländer vorzüglich angebaut. Durch Rieseudämme hatte man die beiden Ströme, die häufig über ihre Ufer traten, gezähmt und durch ein verzweigtes Kanalnetz das Land so fruchtbar gemacht, daß der Weizen 200—300 fältig trug und handbreite Blätter hatte. Das Land war dichtbevölkert und reich an großen Städten. Die wichtigsten waren Ninive und Babylon. Ninive lag am Tigris und Zwar dort, wo heute die Stadt Mosul liegt. a. Ninive war viele Jahrhunderte hindurch die große, zahlreich bevöl- kerte Hauptstadt des assyrischen Reiches. Die Mauern waren etwa 30 Meter hoch und hatten einen Umfang von zwölf deutschen Meilen (90 km). Fünfhundert Türme erhoben sich auf ihnen, und jeder derselben war 65 Meter hoch. Ihren Untergang fand diese stolze Stadt durch die Meder, welche drei Jahre sie belagerten. Endlich wurde ihnen der Eingang in die Stadt durch eine Überschwemmung des Tigris geöffnet, durch welche ein Teil der Mauer niedergeworfen wurde. Während eines Festes, an welchem sich in der Stadt alles der Freude hingegeben hatte, überfielen sie das affyrifche Heer und hieben den größten Teil desselben nieder. Der König ließ, als er sich verloren sah, einen ungeheuren Scheiterhaufen errichten und auf demselben sich samt seinem ganzen Hause, allen seinen Schätzen und Gütern verbrennen. So ging das Wort der Weissagung des Propheten Nahum in Erfüllung: „Mit Überströmeuder Flut macht er ihrem Ort ein Ende." „Ninive ist wie ein Teich voll Wassers von jeher." „Diethore deines Landes sollen deinen Feinden geöffnet werden; Feuer soll deiue Riegel verzehren." „Und die fröhliche Stadt, die so sicher wohnte und sprach: Ich biu's, und keine mehr! wie ist sie so wüste geworden, daß Herden darin lagern und allerlei Tiere, auch Käuze und Igel in ihren Schutthaufen übernachten!" (Zeph. 2, 13—15.) Ninive war von der Erde verschwunden; man kannte nicht einmal die Stätte mehr, wo es gestanden; erst in der jüngsten Zeit hat man die Trümmer der Stadt entdeckt und von den ehemaligen königlichen Prachtgebäudeu das untere Stockwerk ausgegraben. b. Babylon lag am Euphrat. Sein Umfang betrug etwa 60 Kilo- meter. Es war von einer 10—13 Meter starken und 60 Meter hohen Stadtmauer umgeben, die mit 250 Türmen und 100 ehernen Thoren versehen und durch eiueu tiefen Wassergraben geschützt war. Mitten durch die Stadt floß der Euphrat, und eine mächtige Brücke verband die beiden Stadtteile miteinander. In jedem Stadtteile lagen Tausende von drei- und vierstöckigen Häusern in rechtwinklig sich durch- kreuzenden Straßeu. Es wohnte eine halbe Million Menschen in der Stadt. Es hätten noch viel mehr in ihr wohnen können, allein sie um-

8. Außereuropäische Erdteile - S. 166

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 166 — nur noch ein Schatten von dem ist, was es einst war. Einst war es eines der blühendsten Länder der Erde. Hier lag z. B. das volkreiche ^Milet. Milet war so reich, daß es allein gegen 190 Kriegsschisse be- aß, und so betriebsam, daß man gegen 80 Kolonien zählt, die die Mi- lesier des Handels wegen gestiftet haben sollen. Außer Milet waren auch Sardes und Ephesns ihres Reichtums und ihrer Kunstfertigkeit (Weberei, Stickerei, Elfenbeinarbeiten) weit und breit berühmt. Jetzt liegen alle diese herrlichen Städte in Trümmern. Schmutzige, faule Be- wohner haben ihre Hütten an die Stelle gesetzt, wo einst volksbelebte Märkte sich ausbreiteten und Marmorpaläste und stolze Tempel sich er- hoben. Die Häfen, die einst von Schiffen wimmelten, liegen versandet. Alles predigt das Wort: Gewesen! Iii. Welche (Erinnerungen knüpfen sich an Kleinasien? 1. Hier lag einst, nicht weit von der Straße der Dardanellen, das mit Mauern und Türmen wohlbefestigte Troja, wo Priamns herrschte, der Vater des Paris, der die schöne Helena, die Gattin des Griechen- königs Menelans entführte. Zehn Jahre lang lagen die Griechen vor der Stadt, um Helena zurückzuführen und deu Frauenräuber zu bestrafen, aber sie hätten vielleicht nie die feindliche Stadt genommen, wenn nicht der listige Odysseus Rat gewußt hätte. Er ließ eiu ungeheures Pferd von Holz zimmern, in dessen hohlen Bauch er sich mit einer Schar Krieger versteckte. Dieses Roß stand eines Morgens vor Troja, die Griechen aber waren verschwunden. Sie waren ans ihren Schiffen davon- gefahren, als ob sie die Belagerung aufgegeben hätten. In Wirklichkeit hatten sie sich nur eine kleine Strecke entfernt. Die Trojaner strömten fröhlich aufs leere Kampffeld heraus, staunten das Roß an und zogen es endlich — die Stadtthore waren zu klein — durch eine in die Mauer gebrochene Öffnung in die Stadt herein. Aber mitten in der Nacht öffnete sich das hölzerne Ungetüm, die griechischen Helden stiegen heraus und begauueu im Verein mit dem wiedergelandeten, durch die Mauer- öffuung hereinströmenden Heere den Kampf in den Straßen der Stadt. Priamns und seine Söhne, sowie die meisten Trojaner erlitten den Tod. Die Frauen wurden gefangen weggeführt. Die Stadt wurde völlig zer- stört. 51 Tage dieser Geschichte hat der große Dichter Homer, der etwa um 900 v. Chr. lebte, iu einem herrlichen Heldengedichte besungen. Lange wußte man nicht genau, wo das alte Troja gestanden hatte, bis es der berühmte Altertumsforscher Schliemann 1870 durch Nachgrabungen wieder entdeckte. Bei seinen Nachgrabungen entdeckte Schliemann auch die Rui- nen eines großen Gebäudes, das er sür die Burg des Priamus ansah. Hier fand er eines Tages einen außerordentlichen Schatz von Goldschmuck, bestehend aus Stirnbinden (Diademen), Halsketten. Armbändern, Ohrge- hängen, Haarnadeln, Vasen und Krügen. In einer fast ganz erhaltenen Silbervase befanden sich allein 9000 verschiedene kleine Goldsachen, alle

9. Königreich Sachsen - S. 62

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 62 — Lande, der Mark Meißen, kam der Reichtum zu gute. Mit den blanken Silbermünzen, die Otto aus dem Freiberger Silber machen (prägen) ließ, bezahlte er die Arbeiter, welche er nach dem Süden seines Landes schickte. Ihr wißt, daß es dort noch recht wild aussah. (Wieso?) Das wurde nun anders. Ein Teil des Waldes wurde niedergeschlagen. An seiner Stelle wurden Städte und Dörfer, Felder, Wiesen und Gärten angelegt. Wo der Wald nicht niedergeschlagen wurde, wurden wenigstens Straßen hindurchgebant, damit die Leute besser von Ort zu Ort gehen konnten. Freilich dürft ihr nicht denken, daß dies solche schöne Straßen waren, wie wir sie haben. (Z. 33.?) Die Straßen zur Zeit Oltos waren in schlechtem Znstande. Wenn es geregnet hatte, blieben oft Pferde und Wagen in tiefem Schlamme stecken, und wer nachts aus ihnen wanderte, konnte über Felsstücke und Banmwnrzeln stolpern und so Hals und Beine brechen. Trotzdem freuten sich die Leute über diese Straßen. Warum? — Wiedergabe. 2. Auch sonst sorgte Otto für den Anbau seines Landes. In der Nähe seines Schlosses in Meißen ließ er Weinstöcke pflanzen, Wein- stöcke, die im Herbste grüne und blaue Trauben die Fülle trugen. Wenn wir darum jetzt die Weinberge sehen, die sich in den Fluten der Elbe spiegeln, sollen wir daran deuken, daß es Otto war, der vor siebenhundert Jahren die ersten Weinreben an der Elbe pflanzen ließ. Zur sachlichen Besprechung: Warum ließ Otto Weinberge anlegen? (Süße Tranben — Most — stärkender Wein.) 3. Otto sorgte aber auch für die Städte feines Landes. Um Freiberg und Leipzig ließ er Mauern bauen. Diese Mauern stehen freilich jetzt nicht mehr. Auch Kirchen ließ Otto herstellen, z. B. die Nikolaikirche*) zu Leipzig und die schöne Domkirche zu Freiberg. Um den Leuten in Leipzig Verdienst zu schaffen, erlaubte Otto, daß zu Ostern und Michaelis Jahrmarkt (Messe) abgehalten werden durfte. Zu diesen zwei Messen kamen auch fremde Kaufleute nach Leipzig und legten dort ihre Ware zum Verkauf aus. (Kaufleute aus Böhmeu!) Zur sachlichen Besprechung: a. Warum ließ Otto Stadtmauern bauen? (Zum Schutz gegen die Feinde. Wenn z. B. die Sorben in das Land einfielen, so konnten sich die Leute hinter den Stadtmauern verbergen, bis Otto ' mit feinen Soldaten kam und die Feinde verjagte. b. Warum hat man aber diese nützlichen Stadtmauern später wieder weggerissen? (Die Städte wachsen. Die Mauern gleichen dann einem zu eng gewordenen Kleide.) — Heute nützen sie nichts mehr (Große Geschütze!) c. Verdienten die Leipziger wirklich dadurch etwas, daß sie *) Der Name hat nur für Kinder aus der Leipziger Gegend einen Wert.

10. Königreich Sachsen - S. 64

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 64 — 2. Was hat Otto für sein Land gethan? Er sorgte für Anbau seines Landes. Er ließ auch den Süden seines Landes anbauen, ließ Städte, Dörfer, Felder, Wiesen und Gärten anlegen und bahnte Straßen durch die Wälder. Er ließ bei Meißen Weinstöcke anpflanzen. Er sorgte für die Städte. Er umgab Leipzig und Freiberg mit Mauern und ließ Kirchen bauen, z. B. die Nikolaikirche zu Leipzig und die Domkirche zu Freiberg. Er stiftete, um den Leipzigern Verdienst zu schaffen, die Oster- und Michaelismesse. 3. Wie konnte Otto so für sein Land sorgen? Er war reich. Während seiner Regierung wurde der Silberreichtum Sachsens entdeckt. Aus dem Silber ließ Otto Münzen prägeu. k. 3ifl: Wir wollen zusammenstellen, was wir bis jetzt aus der Geschichte unseres Vaterlandes gehört haben. Unter Leitung des Lehrers wird durch die Kinder zusammengestellt: 1. In unserm Vaterlande wohnten einst die Sorben. 2. Die Sorben wurden von dem Könige Heinrich besiegt. Aus Sorabia wurde die Markgrafschaft Meißen. 3. Die Mark Meißen wurde zuerst von Markgrafen regiert, die der Kaiser ernannte. 4. Vor ungefähr achthundert Jahren schenkte ein Kaiser die Mark einem Ritter, der ein Schloß an der Saale besaß. — Konrad von Wettin. 5. Konrad von Wettin durfte die Mark au seinen Sohn Otto ver- erben (Freiberg — Messen.) Anwendung. 1. Was mögen die Leute in der Mark Meißen gesagt haben, als die Kunde kam: Otto ist gestorben? 2. Was erinnert uns noch heute an Otto? 3. Was erinnert uns Leipziger daran, daß Leipzig einst Stadt- mauern hatte? (Petersthor u. s. w.) 4. Das Gebirge im Süden unseres Vaterlandes heißt seit Ottos Zeiten „Erzgebirge". Mit welchem Rechte? 5. Neune die Silberstädte des Erzgebirges! 6. Warum heißt der Fluß, an dem Döbeln liegt, Freiberger Mulde? — Suche die Quelle der Freiberger Mulde! 7. Welchen Wert hat das Silber? 8. Erkläre: Michaelismesse, Ostermesse, Erzgebirge, Schacht, Strecke, Freiberg, erblicher Markgraf.
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