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1. Teil 3 - S. 39

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 39 — c. Schön sind die Ortschaften, die die Provinz auszuweisen hat. Besitzt sie doch eine große Zahl schön gelegener Dörfer, umgeben von Obsthainen und Rebenpflanzungen, eine Menge altertümlicher Städtchen, wo fast jede Mauer und jedes Haus mit Weinlaub umrankt ist. Hat sie doch Städte, die durch Bauwerke in der ganzen Welt berühmt sind, so Köln, wo sich der herrliche Dom erhebt, Aachen, wo im ehrwürdigen Münster Kaiser Karls Grab gezeigt wird, Trier, wo sich noch Trümmer der Bauwerke erheben, die vor zweitausend Jahren die Römer ausgeführt haben, als sie auch über unser Vaterland ihre Herrschaft ausdehnen wollten.*) d. Schön sind auch diesagen undlieder, die sich an Felsen und Schlösser, Städte und Ruinen der Provinz knüpfen. So steigt ja zwischen St. Goar und Oberwesel der sagengeschmückte Loreleifelsen empor. Auf der Höhe dieses Felsens erscheint — wie die Sage meldet — nachts wenn der Mond sein silbernes Licht ausgießt über den rauschenden Fluß, die schöne Stromnixe Lore. Ein meergrünes Gewand hüllt die zarten Glieder und ein durchsichtiger Schleier, von vier goldenen Spangen ge- halten, flattert im Winde. Ihr langes goldblondes Haar fällt fessellos von den Schultern und Sie kämmt es mit goldenem Kamme, und singt ein Lied dabei, Das hat eine wundersame, gewaltige Melodei. Schon mancher Schiffer, der im kleinen Kahne am Felsen vorbei- rudern wollte, aber über dem Gesänge der Nixe die drohenden Felsen- riffe vergaß, soll hier sein nasses Grab gesunden haben. Bei Bonn ragt weiter der Drachenfels in die Lüfte, wo einst Siegfried den Drachen erschlug und sich im Drachenblut badete, so daß seine Haut undurchdring- lich wurde wie Horn. Der Wanderer, der den Drachenfels besteigt, kostet noch heute „Drachenblut". So heißt nämlich der feurige, rote Wein, der aus den Trauben gewonnen wird, die am Abhänge des Felsen im Sonnenstrahle reifen. 3. Wie kommt es, dafz die Provinz so volkreich ist? Sie besitzt dichtbevölkerte Landschaften mit volkreichen Städten. Zu diesen Städten gehört das schon erwähnte Trier mit seinen alten Bauwerken und seinen an Reliquien reichem Dome (Heiligen Rock!) Das stark- befestigte Koblenz an der Moselmündung', das schön gelegene Bonn ^Siebengebirge) und das große Köln. Köln ist ungefähr so groß wie Breslau, also noch bedeutend größer als die Hauptstadt unseres engeren *) Die porta nigra, ein thorartiger Bau (37 m lang), war vielleicht ein römisches Siegesthor. — Römische Bäder — Reste eines Amphitheaters.

2. Teil 3 - S. 38

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 38 — genau zu bestimmen, und das in Betracht kommende bekannte Material nach neuen Gesichtspunkten zu ordnen. Die Kinder werfen im Anschluß an das Ziel die Fragen auf, nach denen der Unterricht fortzuschreiten hat und stellen dann selbst, vom Lehrer nur im Notfalle unterstützt, das die Antwort bildende Material zusammen. 1. Wo liegt die Provinz? Die Karte lehrt, daß die Rheinprovinz die westlichste unter den preußischen Provinzen ist. Sie breitet sich aus an den Ufern des Rheins und der Mosel und grenzt an Westfalen, Hessen, Rheinbayern, Lothringen, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Der Bodenbeschasfenheit nach gehört der nördliche Teil der Provinz zur niederrheinischen Tiesebene, der südliche hingegen liegt im niederrheinischen Schiefergebirge und zwar im Gebiete des Hundsrück, der Eifel, des Venu, des Westerwaldes und des Sauerlauds. (Die Gebirge werden natürlich von den Kindern gezeigt und der Lage und Richtung nach genau bestimmt.) 2. Warum bezeichnet man die Rheinprovinz als die schönste Provinz Preußens? Sie ist reich an landschaftlichen Schönheiten. a. Schön ist der Strom, der die Provinz durchfließt. Das Wasser des Rheines hat eine klare, grünliche Färbung. Es ist belebt von mächtigen Dampfschiffen, die ihren schwarzen Rauch hoch in die Luft wirbeln, von hohen und breiten Lastschiffen mit schlanken Masten und schwellenden Segeln, von Flößen, auf denen kräftige Schwarzwälder mit sonnenverbrannten Gesichtern stehen, von kleinen Kähnen, in denen Leute von einem Ufer zum andern gebracht werden, oder fröhliche Gesellen eine Spazierfahrt unternehmen. b. Schön sind die Berge und Felswände, die den Strom umsäumen. Diese Felsenwände treten oft so nahe an den Strom heran, daß nur eine schmale Thalebene übrig bleibt. Die Abhänge dieser Ge- birge sind bewachsen mit köstlichen Reben, die sich an starken Pfählen, an Spalieren und auch an den schmucken Winzerhäuschen emporranken, die hier und da in den Weinbergen sich erheben. Aus den Höhen der Berge bemerken wir Burgen und Schlösser. Manche dieser Schlösser sind wohlerhalten und blicken mit ihren blinkenden Fenstern und hohen Türmen stolz hiuab ins grüne Thal. Andere sind Ruinen mit bröckelnden Mauern und epheuumrankten zerfallenen Warttürmen. Gar viele Reisende steigen hinaus zu den alten Gemäuern, schauen von ihnen aus hinab auf das blühende, flußdurchströmte Land und gedenken der Zeiten, da diese Ruinen noch feste Burgen waren, von denen Ritter mit klirrendem Harnisch und schweren Waffen hinabsprengten ins Thal. Wo einst Eisenpanzer klirrten, flüstert jetzt das Rebblatt, und wo einst Edelsrnuleins ausschauten nach den heimkehrenden Rittern, blickt jetzt die Traube aus zerfallenen Bogenfenstern.

3. Teil 3 - S. 42

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 42 — Westfälische Sitte. Zieht ihr den Rhein hinab weit in das Land hinein, wo keine Berge mehr sich heben, sich streckt der Boden flach und eben, da bietet rechts vom grünen Fluß mein Heimatsland euch treu den Gruß. Einsam auf stillgehegtem Gut wohnt dort der Bauersmann, — das thut, weil einzig er den Boden pflegt, der Korn und Holzung wohl ihm trägt und Roß und Rinder reichlich nährt, doch nicht ihm Wein und Frucht gewährt, wie sie an Rheines Hügeln reifen. Man sieht ihn nicht das Land durchstreifen, zu markten regsam frisch im Handel; eintönig ist der Heimat Wandel. Doch ob es formenlos sich spannt, es hegt in lieber Tren das Land, wer dort entsproß, die gelben Auen, von Ähren wogend, sind zu schauen gleichwie ein weites goldnes Meer. Es dehnen Wiesen sich daher, rings eingezäunt zur fichrern Weide, gleichwie grün Smaragd- geschmeide. Die Eichenwälder heben prächtig die breiten Kronen; stolz und mächtig durchbrauset sie des Sturms Choral. Ein Maierhof in jener Au' — die Höfe gleich eu sich genau, einer dem andern — ist die Stelle, wo ich mich an des Lebens Schwelle zuerst gefühlt. Das alte Haus sieht in die Winde weit hinaus. Aus Holzwerk ist es aufgebaut, stolz, stattlich groß und zahllos schaut an breiten Wänden Fach an Fach; in roten Ziegeln steht das Dach. Des Giebels Mitte zeigt ein Thor, — hoch ragt es in den Bau empor; alsschuppen und alstenne streckt estief inshaus sich. Drüber steckt so Heu als Korn. Zu jeder Seite da liegen längs der ganzen Weite die Ställe mit dem reichen Vieh. Im hintern Haus da wohnen sie; ringsum die Kammern, Küch und Stuben vereinen Eltern, Töchter, Buben und Magd und Knecht; denn Mensch und Tier, sie schützt dieselbe Woh- nnng hier. Und um das Haus da dehnen sich Baum Hof und Gärten säuberlich; das Rindvieh weidet weiter fort mit Gans und Huhn im Kampfe dort. Dort brausts von jung und alten Rossen, die das Gehege hält umschlossen. Und weiter sieht man Wies' und Felder, darüber Heiden auch und Wälder; und endlich ferne blaue Hügel, die Grenzen für der Sehnsucht Flügel." Im Anschluß an das Gedicht wird nun in gemeinsamer Arbeit folgendes Bild entworfen: Östlich vom Rheine, wo auf weiten fruchtbaren Ebenen sich wogende Ährenfelder, grüne Wiesen und herrliche Eichenwälder ausbreiten, erheben sich die stattlichen westfälischen Bauernhöfe. Diese Höfe gleichen sich fast vollständig. Das Haupthaus eines jeden ist ein einzelnes großes Gebäude mit einem mächtigen Dache. In der Giebelseite bemerkt man ein großes Thor. (Zeichnen!) Es ist so breit und hoch, daß ein beladener Ernte- wagen bequem hindurch fahren kann. Geht man durch dieses Thor in das Innere des Hauses, so gelangt man in einen großen leeren Raum. Dieser Raum führt den Namen Diele oder Deele, d. h. Flur. Der Fußboden besteht, ähnlich wie die Tenne unserer Scheunen, aus fest- geschlagener Erde. Von der Decke des Raumes hängen Stroh- und Heu- Halme herab, denn droben ist Korn und Heu ausgespeichert. Auf beiden Seiten der Diele (Zeichnen eines Grundrisses!) liegen Ställe für Kühe

4. Teil 3 - S. 71

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 71 — Zur sachlichen Besprechung. Wie sind wohl die seltsamen Gebilde des Sandsteingebirges ent- standen?*) — „Als noch ein großes Meer die Fluren Sachsens und Böhmens mit seinem Spiegel bedeckte, schlugen sich in der ruhigen Flut desselben die feinen Quarzkörnchen und weichen Thonteilchen nieder. Da fügte sich in langer Arbeit Schicht aus Schicht, so daß sich endlich eine gewaltige Platte auf dem Boden des Meeres bildete, die später trocken aus dem Meere stieg, als die Flut sich verlief. Prüft ihr heute den Bau der Felsen, ihr werdet die Schichten an denselben noch überall er- kennen. Zerschlagt ihr aber einen Sandsteinblock, so findet ihr wohl anch die Reste von Meerestierchen, die früher in den Schichten eingeschlossen wurden. Später wurde die Sandsteinscholle von unterirdischen Kräften gehoben und bei ihrer Hebung schon vielfach zerrissen. Gewaltige Strömungen haben dann weiter nach der Hebung das Gebirge durchfurcht. Sie rissen überall Schluchten und Gründe auf, schwemmten die weicheren Teile der Platte weg und ließen nur die härteren Kronen stehen, die nun wie Tafeln aus den ausgewaschenen Niederungen ragen. Aber auch von ihnen wurden durch die wildtosenden Flnten manche Blöcke abge- sprengt und manche Wände gelöst. Noch gegenwärtig setzen Wetter und Wind das Werk der Zerstörung fort, nachdem längst schon die Wasser- ströme der Elbe und ihrer Nebenflüsse sich in ihre Betten zurückgezogen haben. Die Verwitterung meißelt noch heute Risse und Riesen in das Gestein, Zinken und Zacken bröckeln von den Wänden und der Sand rieselt unaufhörlich auf den Grnnd herab." (Schreper, Landeskunde.) Aber anch der Mensch trägt dazu bei, daß das Aussehen des Ge- birges sich verändert. Wodurch wohl? (Sandsteinbrüche. — Vgl. Teschen- dorf, Das Königreich Sachsen S. 25.) — Zusammenfassung. 1 Schön sind weiter aber auch d. Die Thäler des Erzgebirges, z. B. das Thal der Zwickauer Mulde und das ihres Nebenflusses Zschopau. Wenn man durch ein solches Flußthal wandert, so geht der Weg hin an rasch fließendem Wasser, das nicht selten über Steinblöcke schäumend und brausend hinwegstürzt, vorüber an klappernden Mühlen und großen Fabriken, hindurch durch freundliche Slädte und nette Dörfer. Von den bewaldeten Höhen aber grüßen an vielen Orten altertümliche Schlösser herab und erinnern uns an längst vergangene Zeiten. Ein solches Schloß ist z. B. das Schloß Lichtenwalde am Zschopanslnß. Dieses Schloß gehörte vor vielen hundert Jahren dem Ritter Harras. Einst war er mit seinen Knechten ausgezogen, um gegen feindliche Ritter zu kämpfen. Doch das Glück war ihm nicht günstig. Seine Krieger *) Kann in einfachen Volksschulen weggelassen werden!

5. Außereuropäische Erdteile - S. 11

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 11 — winkligen Dreiecks. Der rechte Winkel liegt im Osten, die Spitze im Süden, und die längste Seite im Westen. Südamerika erscheint wie ein Leib ohne Glieder. Alle drei Seiten haben nur leichte Einbiegungen aufzuweisen, nicht aber tiefe Meereseinschnitte. Auch an Inseln ist Süd- amerika arm. Die beiden größten Inseln sind Trinidat, wo einst Colnmbns landete, (Orinocomündung) und Feuerland. Feuerland ist durch eine lange, gewundene Meeresstraße vom Festlande getrennt. Diese Straße heißt Magalhaensstraße, weil sie im Jahre 1520 von Magalhaens gefunden wurde. Sie verbindet den atlantischen Ozean mit dem großen Ozean, ist also die von Columbus so eifrig gesuchte Durch- gangsstraße. Die Straße ist, fügt der Lehrer hinzu, schauerlich öde und schwer passierbar. Ringsum starren Berge empor mit tiefen, undurch- dringlichen Felsenspalten, Gletschern und erstarrten Wasserfällen. Da- zwischen zieht sich in zahllosen Windungen von Ost nach West die dunkle Flut. Zuweilen führen diese Windungen in eine Bucht, die, scheinbar ohne Ausgang, von einer Mauer turmhoher Felsen eingeschlossen ist, bis sich plötzlich verschiedene enge Straßen zeigen, die den Seefahrer aufs neue in Verlegenheit setzen, denn wenn er den falschen Kanal wählt, so kann er wochenlang zwischen Klippen und Kanälen umherirren, ohne den Ausgang zu finden. Zusammenfassung und Einprägung. Wir werfen nun einen Blick auf Ii. Die Bodenbeschaffenheit Südamerikas. Unsere Karte zeigt uns gewaltige Gebirge (Färbung!) und ausge- dehnte Tiefläuder. (Färbung!) A. Werfen wir zunächst einen Blick aus die Gebirge. Wir können da deutlich vier von einander getrennte Gebirgsmassen unterscheiden: 1. Die Cordillereu von Südamerika. 2. Die Sierra Ne- vada de Santa Martha. 3. Das Gebirgsland von Guayana. 4. Das brasilianische Gebirgsland. (Zeigen!) 1. Die Cordilleren von Südamerika oder Anden. Sie beginnen, wie die Karte lehrt, bei der Magalhaensstraße und ziehen sich als lange Kette (Cordilleren-Gebirgskette!) an der Westküste hin bis zur Landenge von Panama. An manchen Stellen treten sie bis dicht an das Meer heran (Patagonien!) an anderen lassen sie eine schmale Küstenebene frei. (Chile!) Im Süden bilden sie nur eine Kette, auf ihrem weitereu Zuge aber teilen sie sich In mehrere Parallelketten. (Wandtafelzeich- nung !) Zwischen diesen Ketten finden wir, wie die Karte deut- lich erkennen läßt, Hochländer. Auf einem dieser Hochländer liegt ein großer See, der Titicaeafee.

6. Außereuropäische Erdteile - S. 17

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 17 — Ii. Was bietet die Reise. 1. Der Aufstieg. Denkt euch, wir bestiegen wohl ausgerüstet in Lima (Zeige und bestimme die Lage!) unsere Pferde. Langsam reiten wir durch die langen und breiten Straßen der Stadt, vorüber an zahl- reichen Kirchen und Klöstern, Läden und Magazinen, Gasthäusern und Schenken und betrachten das bunte Leben. Equipagen mit gold- und silberbetreßten Dienern, fein gepichte Damen und Herren, berittene Poli- zeisoldaten. würdig einherschreitende Priester schaut unser Auge, bis wir die Stadtthore hinter uns haben. Kaum aber sind wir nur fünf Mi- nuten von der Stadt entfernt, so ist alles wie umgewandelt. Die breite Straße verengt sich mehr und mehr und bald ist sie zu einem elenden Pfade geworden, der sich mühsam durch steinigte Schluchten hinzieht. Immer enger, tiefer, öder werden diese Schluchten, die von roten Felsen umschlossen sind. Die Sonne, welche senkrecht auf den feinen Sand niederscheint, der gleich einem Spiegel die Strahlen zurückwirft, macht bei Tage die Schlucht zu einem wahren Glühofen. Mitten unter den Steinen wachsen nur armselige Kaktuspflanzen, kein Vogel, kein Insekt läßt sich sehen. Alles hat diesen dürren, glühenden Boden verlassen. Zuweileu stoßen wir ans die Überreste von Maultieren, die hier unter der schweren Last, die sie zu tragen hatten, vor Hitze oder Anstrengung umgekommen sind und deren bleichende Gebeine uns gleichsam als Weg- weiser dienen. — Immer höher hinauf geht der Weg. Manchmal führt er so nahe am Abgrunde hin, daß nur ein Maultier hinter dem andern hergehen kann und ein einziger Fehltritt uns in die gräßliche Tiefe hinabschleudern würde. Zuweilen erreichen wir eine Höhe, von der aus wir Umschau halten können, aber wir sehen nur Schluchten, die gleich ungeheuren Rissen durch einanderziehen und in der Ferne ein Nebelmeer, aus dem hier und da nackte, dürre Ketten herausschauen. — Unter solchen Anstrengungen verfließen die ersten Tage unserer Reise nach den Cor- dilleren, bis wir endlich am Fuße ihrer Gipfel ankommen. Wir halten in einer armseligen Jndianerhütte eine kurze Nachtruhe und brechen schon kurz nach Mitternacht wieder auf, um das Gebirge zu überschreiten. Eine empfindliche Kälte herrscht auf dem Gebirge, und wir können uns auch nicht durch schnelle Bewegung erwärmen, denn des schwierigen Weges halber können wir nur langsam vorrücken. Wir würden ja über- Haupt nicht reisen können, wenn nicht ein prächtiger Mondschein uns begünstigte und mit mildem Schimmer uns die Wildnis erhellte. Wir haben in Europa keine Nächte, die sich an Klarheit und Reinheit des Himmels mit diesen prachtvollen Nächten in den Cordilleren vergleichen ließen, wo Tausende vou Sternen selbst dann aus der Nacht eine wunder- same Dämmerung machen, wenn der Mond nicht am Himmel steht. Schweigend setzen wir unseren Weg fort. Manchmal sehen wir in der Tiefe einer Schlucht den weißen Schaum eines Waldstromes über Felsen Tischendorf, Fremde Erdteile. 2

7. Außereuropäische Erdteile - S. 18

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 18 — stürzen und über den Wassern einen schwarzen Punkt, nämlich die Brücke von Baumästen, auf der der Wauderer deu (Strom überschreitet. Gegen Morgen kommen wir endlich aus dein Kamm der Cordilleren an. 2. Auf dem Kamme. Wir stehen in einer Höhe von 4000 m. Neben uns erheben gewaltige Berge ihre trotzigen, schneebedeckten Häupter, zeigen Felsen ihre zerrissenen, rotschimmernden Wände, unter uns gähnen dunkle Schluchten, aus denen dumpfes Wasserrauschen an unser Ohr schlägt. Über uns zieht ein gewaltiger Vogel, ein Condor, einsam seine Kreise in der scharfen, reinen Lnft. Leider können wir nicht lange auf der Höhe weilen. Unser Führer mahnt zun? Aufbruch. Es ist nicht gut, meint er, den Mittag auf den Höhen der Cordilleren abzuwarten, da nachmittags sehr oft furchtbare Gewitter losbrechen. Dann werden die Berge von unermeßlichen Schneewirbeln ganz eingehüllt. Der Wind rollt und peitscht den Schuee mit solcher Gewalt und dieser Schnee selbst ist so dicht, daß es dnrchaus unmöglich ist, auch nur einige Schritte weit vor sich zu blicken. Jeder Weg, jeder Pfad verschwindet. Man hört nnr das Rollen des Donners, man sieht nur den roten Schein der Blitze durch den vom Sturm gepeitschten Schneewirbel zucken. Wir wollen unser Leben nicht aufs Spiel setzen und rüsten uns zum Abstieg. 3. Der Abstieg. Auch der Abstieg ist beschwerlich. Bergauf, bergab führt der Weg. Oft, wenn wir in eine tiefe Schlucht mühsam hinabgestiegen sind, muß man ans der anderen Seite znr alten Höhe hinaufklimmen, um bald darauf aufs Neue hinabzuklettern. So geht es stundenlang fort. Manchmal streckt ein Vicnnnafchaf von der Höhe eines Felsens herab seinen langen Hals gegen uns aus, betrachtet uns halb erschreckt und ergreift dann die Flucht. Weiterhin fressen gezähmte Lamas das spärliche Gras zwischen den Stämmen ab, heben kaum den Kopf ans, wenn wir vorbeireiten und grasen dann ruhig weiter. Diese Tiere, sagt unser Führer, kündigen die Nähe der Menschen an! Und in der That erblicken wir auch bald einige Jndianerhütten. Einige halbnackte Kinder spielen vor ihnen im Staube, mitten in einer Schar magerer Hunde. Die Hütten haben das Aussehen eines großen Bienenkorbes. Das kegel- förmige Dach ist aus Zweigen gefertigt und mit langem Gräfe gedeckt. Die Thür ist so niedrig, daß wir nns tief bücken müssen, wenn wir einen Blick ins Innere des Hauses werfen wollen. Wir steigen ab und betreten eine der Hütten. Im Hintergründe steht ein kleiner Osen aus Thon, in dem man, weil es an Holz fehlt, mit Gras und Schafmist Feuer macht. Zwei schlechte, vom Rauch geschwärzte Gefäße bilden den ganzen Haus- rat. In diesen Töpfen kocht man Mais und Kartoffeln, zuweilen auch ein Stück an der Sonne getrocknetes Hammel- oder Lamafleifch. Neben dem Ofen ist eine Bank von Erde. Diese Bank ist mit Schaffellen zu- gedeckt und bildet das gemeinfame Bett der Familie, auf dem Vater, Mutter und Kinder sich ausstrecken, und dadurch, daß sie eng aneinander rücken, gegen die Kälte der Cordilleren sich schützen. Wir besteigen

8. Außereuropäische Erdteile - S. 22

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 22 — b. Wenn der Mittag naht, wo die Sonne glühende Strahlen herabsendet, wird es stiller, denn viele Geschöpfe, besonders Vögel, der- fallen in Schlaf. Andere freilich beginnen erst jetzt ihr geschäftiges Treiben. Käfer mit goldig glänzenden Flügeldecken, buntfarbige Schmetterlinge und blaue Libellen schwirren lustig umher. Die Kolibris, die Zwerge unter den Vögeln, huschen vou Blüte zu Blüte, um mit langer, dünner Zunge den Honig aus den Kelchen zu saugen. Krokodille steigen von den Schlammbänken der Flüsse weiter heraus und lagern sich in den heißen Sand, um sich zu sonnen. Schildkröten und Eidechsen werden aus ihrem Schatten herausgelockt. Buntschillernde und düsterfarbige Schlangen winden sich geräuschlos durchs Gras dahin. c. Mittag ist vorüber. Da überzieht sich plötzlich der Himmel- Die Sonne verbirgt sich, aber, um so heißer liegt die Glut auf der Erde. Plötzlich erhebt sich Wind. Zwei, drei mal reißt ein sahler Blitz durch die Wolken, zwei, dreimal rollt der Donner; Tropfen fallen! Der Wind wird zum Sturme! Er erfaßt die riesigen Stämme des Waldes und schüttelt die Äste gegeneinander, daß die Luft sich mit furchtbarem Rauschen, Toben, Knarren und Krachen erfüllt. Die stärksten Lianen werden zersprengt, und krachend stürzen die von ihnen noch gehaltenen modernden Äste und Stämme zu Boden. Nun stürzt der Regen, der anfangs durch das dichte Blätterdach aufgehalten wurde, in Strömen zu Boden und erhöht durch sein Rauschen das Schauerliche des Augenblicks. Auch die Tierwelt hat Entsetzen ergriffen. Die Vögel und große Fleder- mäuse flattern ängstlich durcheinander. Die Affen geben ihrer Unruhe durch Winseln und Heulen Ausdruck. Die Insekten haben unter Blättern und an Stämmen Zuflucht gesucht. Doch so schnell, wie das Unwetter gekommen ist, vergeht es auch. Bald wölbt sich wieder tiefblauer Himmel über dem Walde. Und nun summt, singt und zirpt es in alleu Tonarten und Abstufungen, und tau- sendstimmig tönen die Chöre der Frösche und Unken ans dem feuchten Grunde auf. ä. Nachdem die Sonne untergegangen ist, herrscht wieder tiefe Stille. Nur um Mitternacht wird sie wieder unterbrochen. Die wilden Katzen, der blutdürstige Tiger und der mähnenlose amerikanische Löwe, gehen aus Raub aus. Ihr Gebrüll schreckt die Assen aus dem Schlafe und läßt sie winselnd und schreiend durch die Zweige flüchten. Schlum- mernde Papageien werden geweckt und mischen ihr Krächzen in das Kreischen und Schreien anderer Vögel. Die ganze Tierwelt kommt nach und nach in Ausregung, und alle Töne und Stimmen vereinigen sich in der sinsteren Nacht zu einem ungeheuren, grauenerregenden Lärm. Aber bald verstummt das Getöse wieder, und Totenstille tritt ein, bis der Sonnenaufgang aufs nene tausend Stimmen weckt. Zur sachlichen Besprechung. a. Woriu unterscheiden sich die Urwälder von denen unse-

9. Außereuropäische Erdteile - S. 24

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — Wenn durch Zufall ein Funke auf die ausgedörrte Ebene fällt, so verbreitet sich mit Windeseile eine Feuersbrunst meilenweit von Fluß zu Fluß, die tausend Tieren den Tod bereitet und einen ziegelartig gebrannten Boden hinterläßt. Ii. Die Llanos als Grasmeer. Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenszeit ein, so verändert sich die Steppe gar wundersam. Kaum ist die Oberfläche der Erde benetzt, so überzieht sich die weite Ebene mit duftenden Kräutern und herrlichen Gräsern. Pferde und Rinder weiden nun im frohen Ge- nufse des Lebens. Im hochaufschießenden Grase verbirgt sich der schön- gefleckte Jaguar und sucht, die Weite des nötigen Sprunges sorgfältig messend, die vorüberziehenden Tiere zu erhaschen. Bisweilen sieht man,, wie an den Ufern der Sümpfe der befeuchtete Boden sich langsam und schollenweise hebt und dann mit heftigem Getöse in die Luft geschleudert wird. Wer des Anblickes kundig ist, flieht den Ort, denn er weiß, daß. dort eine riesenhafte Wasserschlange oder ein Krokodil, das die Zeit der Trockenheit uuter dem znsanimengetrockneten Schlamm verbrachte, hervor- zusteigen in Begriff ist. Iii. Die Llanos als Wasserfläche. Infolge des anhaltenden Regens schwellen nun allmählich die Flüsse, die die Ebene begrenzen*), an, sie treten aus ihren Ufern und setzen die ganze unermeßliche Ebene nnter Wasser, aus dem nun die höher gelegenen Stellen wie Inseln hervorragen und den Pferden, Maultieren und Rindern eine enge Zufluchtsstätte bieten. Ans Mangel an Weide schwimmen dann die zusammengedrängten Tiere oft stundenlang umher und nähren sich kärglich von der blühenden Grasrispe, die sich über dem trüben brauugefarbten Wasserspiegel erhebt. Viele Füllen ertrinken, viele werden von den Krokodilen erhascht, mit dem zackigen Schwänze zer- schmettert und verschlungen. Nicht selten bemerkt man Pferde und Rinder, die, dem Rachen der blutgierigen, riesenhaften Eidechsen entschlüpft, die Spur des spitzen Zahnes am Schenkel tragen. Aber nicht nur die Krokodile stellen den Pferden nach. Auch unter den Fischen haben sie einen gefährlichen Feind. Tie sumpfigen Lachen die noch lange zurückbleiben, wenn die Ströme wieder in ihr altes Bett zurückgetreten sind, sind nämlich mit zahllosen elektrischen Aalen gefüllt, deren schleimiger, gelbgefleckter Körper ans jedem Teile elektrische Schläge aussenden kann. (Denke an die Leydener Flasche und den Schlag, den man erhält, wenn man, um sie zu entladen, ihren Knopf berührt.) Diese elektrischen Aale, auch Zitteraale genannt, erreichen eine Länge von 1— und sind imstande, die größten Tiere zu betäuben oder gar zu töten. *) Z. B. der Arauca, der Apura, der Payra.

10. Außereuropäische Erdteile - S. 50

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 50 — 4. Bodenbeschaffenheit a. Gebirge. b. Ebenen. 5. Bew ässerung a. Ströme. b. Seen. 2. Eine Neise nach Amerika. Jitl: Wir treten heute eine Reise an über den Ozean. Wir fahren nach der Stadt New-Dork. I. Wo liegt unser Reiseziel? Schon die vorige Stunde hat es uns gezeigt. Es liegt an der Ostküste Nordamerikas und zwar dort, wo der Hudson in den atlantischen Ozean mündet. Ii. Wie gelangen wir an unser Ziel? 1. In gemeinsamer Arbeit wird festgesetzt: Wir fahren von unserer Vaterstadt ans zunächst in die Hauptstadt unseres engeren Vaterlandes, nach Dresden. Von hieraus reiseu wir über Leipzig (Messen!), Magde- bürg (Sauerkraut!) Hannover, (1866!) und Bremen nach Bremerhafen. Der Zug trägt uns anf einem Damm bis an die Wesermündung heran. Am Fuße des Dammes liegt ein Dampfer. Wir besteigen ihn und fahren nnt ihm hinüber zu dem gewaltigen Ozeandampfer, der eine Strecke vom Ufer entfernt hält. Tiefer Dampfer ist ein gewaltiges Schiff. Es be- sitzt drei hohe Masten und zwei mächtige Schorusteine. Aus den beiden Schornsteinen steigt dicker, schwarzer Qualm empor. Er dentet an, daß die große Maschine, die sich im Banche des Schisses befindet, jeden Augenblick ihre Arbeit beginnen kann. Nachdem alle Passagiere den kleinen Dampfer verlassen haben und auf das große Schiff übergegangen sind, rüstet es sich zur Abfahrt. Der Kapitän giebt ein Zeichen. Die mächtige Schraube am Hinterteile beginnt sich zu drehen und langsam fahren wir die Wesermündung hinab dem offenen Meere zu. — Wieder- gabe. Zur sachlichen Besprechung: a. Warum fahren wir nicht sogleich von Bremen aus mit einem Seeschiffe? (Die Schlamm- und Sandbänke, die sich in der unteren Weser in großer Anzahl finden, erlauben den Ozeandampfern nicht, bis Bremen aufwärts zu fahren). b. Wie sind diese Sand- und Schlammbänke entstanden? (Die Weser führt — gleichsam als Andenken — aus allen Ländern, die sie durchfließt — Erd- und Sandkörnchen mit sich fort. Diese Körnchen sinken hier an der Mündung, wo das Wasser langsam fließt, zu Boden und bilden so nach und nach ausgedehnte, gefährliche Sand- und Schlammbänke).
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TM Hauptwörter (200)200

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