Iv
Naturlehre.
59
b) Den durch die Dynamomaschine erzeugten Strom kann man in (gut isolierten)
Drähten weiterleiten — z. B. zu elektrischen Glüh- oder Bogenlampen — und ihn so in
Licht umsetzen. Leitet man ihn in die Drahtspulen einer andern Dynamomaschine,
dann wird der Bnker dieses Elektromotors (Motor heißt Beweger) in Umdrehungen
versetzt, verbindet man den Bnker durch einen Treibriemen mit einer Pumpe, einer
Mühle oder mit einer andern Brbeitsmaschine, so wird durch den Elektromotor
die elektrische Kraft wieder in Brbeitskraft umgewandelt. Man kann mit-
hin die Muskelkraft der Tiere, die Kraft des Wassers, des Windes, des Dampfes,
kurz jede Brbeits- oder mechanische Kraft in elektrische Kraft umsetzen, diese durch
Drähte fortleiten und an einer andern Stelle wieder in Wärme, in Licht oder in
mechanische Kraft umwandeln. Mittels solcher elektrischen Uraftübertragung
wurden z. B. bei einer Busstellung in Frankfurt a. M. (189k) sämtliche Maschinen
durch die Kraft des Neckars bei Lauffen aus einer Entfernung von etwa 175 km
betrieben, heutzutage findet die Übertragung elektrischer Uraft vielsach Verwendung.
(Führe einige Beispiele an!) — Leitet man den Strom in einen Motor, der unter
einem auf Eisenbahnschienen stehenden Wagen angebracht und mit den Bädern ver-
bunden ist, so bewegt sich der Wagen (elektrische Straßenbahn!).
B. Chemie und Mineralogie.
I. von der Luft.
1. Eigenschaften der Lust. Die Erde wird Von einer Lufthülle, der Atmosphäre,
umgeben. Sie ist durchsichtig und farblos,- nur dickere, staubfreie Luftschichten er-
scheinen blau (blauer Himmel!). Die Luft durchdringt den Erdboden, das Mauer-
werk, das holz, sowie die meisten andern Körper und wird auch vom Wasser auf-
genommen (Btmung der Fische!). Wie wir bereits früher kennen gelernt haben, ist
sie der wichtigste Leiter des Schalles (S. 32), und der Druck „einer Atmosphäre"
beträgt 1 kg ($. 16). Ebenso haben wir erfahren, daß erwärmte Luft emporsteigt
(Z. 23), und daß die Luft stets Wasserdampf enthält (5. 28). Bauch, Staub und
winzige pilzkeime, die Fäulnis, Gärung (5. 83) und Krankheiten hervorrufen können,
schweben in ihr.
2. Die wichtigsten Bestandteile der Lust. Wir stellen einen Leuchter mit
einem brennenden Lichte in eine Schüssel, die mit Wasser gefüllt ist. Dann stülpen
wir eine Glasglocke so über das Licht, daß ihr Band etwas in das Wasser taucht.
— Bach einiger Zeit erlischt die Flamme; das Wasser steigt in die Glocke und nimmt
einen Teil des Baumes ein, der vorher ganz von Luft erfüllt war. Sn der Luft
ist also ein Stoff vorhanden, der zum Brennen notwendig ist. Er wird von dem
brennenden Körper gleichsam verzehrt. Sobald das geschehen ist, geht die Flamme aus.
Wenn wir ein Stückchen Phosphor, das unter einer Glasglocke in einem Schälchen
auf dem Wasser schwimmt, verbrennen, so finden wir, daß die atmosphärische Luft
zu 1/5 aus einem Gase besteht, das beim Brennen der Flamme verbraucht wird;
man nennt es Sauerstoff (s. u.). Der größere Teil der Luft dagegen ist ein
Gas, in dem die Flamme erstickt;' es heißt deshalb Stickstoff.
3. Der Stlcfftofi ist eine färb-, geruch- und geschmacklose Luftart, die die ver-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Iv
Naturlehre.
29
Lig. 35.
so setzen sich kleine Lisnadeln an, die den Keif bilden. — Ähnlich wie der Kaffee
in der Kanne durch die darüber gestülpte „Haube" warm gehalten wird, so schützen
die Wolken die Erde vor starker Äbkühlung. Daher unterbleiben bei bewölktem Himmel
Tau- und Keifbildung.
14. Leitung der Wärme. !>) halten wir eine Stricknadel oder ein Geldstück
in eine Flamme, so werden sie in kurzer Zeit unerträglich heiß. Lin brennendes
Streichholz aber können wir so lange halten, bis die Flamme unsre Hand fast berührt.
— Hn einen Kupferstab und an einen gleich langen n Kupfer a Gleis
Glasstab kleben wir mit wachs kleine Ton- oder
Schrotkugeln in gleichen Äbständen an. hierauf be-
festigen wir die Stäbe so, daß sie mit ihren freien
Luden zusammenstoßen. Erwärmen wir sie endlich
an dieser Stelle (Fig. 35), so beobachten wir, daß
die Kugeln sich nacheinander ablösen, und zwar
die an dem Kupferstabe viel schneller als die an
dem Glasstabe. — Älle diese Tatsachen zeigen uns,
daß sich die wärme in den Körpern von Teilchen zu Teilchen fortpflanzt,
daß aber die Körper die wärme nicht gleich schnell leiten. Ls gibt vielmehr
gute und schlechte Wärmeleiter. Äls die besten Wärmeleiter haben sich die
Ittetalle erwiesen (nenne einige!). Zu den schlechtesten Wärmeleitern gehören Luft
und alle lockeren Körper, z. B. holz, Sägespäne, Stroh, Laub, Äsche, haare, wolle,
Federn, Schnee, Lis, Wasser. In der Mitte stehen u. a. Glas, Ofenkacheln, Porzellan,
Steine, Seide, Leinwand.
b) Der eiserne Keifen eines Wagenrades fühlt sich im Winter kälter an als
das holz der Speichen. Äuch zwischen der Klinke und den holzteilen der diir
beobachten wir denselben Unterschied. Das gut leitende Lisen entzieht nämlich
unsrer Hand mehr Wärme als das schlecht leitende holz. Bringen wir im Winter
einen Hammer aus der warmen Stube ins Freie, so kühlt sich der eiserne Kopf
viel schneller ab als der Holzstiel. — Äus diesen Beobachtungen erkennen wir,
daß gute Wärmeleiter die Wärme schneller aufnehmen und sie auch
schneller abgeben als schlechte Wärmeleiter.
c) hierauf beruht die verschiedene Verwendung der Stoffe im täglichen Leben.
Eiserne und kupferne Gefäße benutzt man, um die Speisen schnell zu kochen; in Ton-
oder Porzellangeschirr dagegen bringt man sie auf den Tisch. In Käumen, die
rasch warm werden müssen, verwendet man eiserne Ofen; Kachelöfen aber setzt man
in Zimmer, die längere Zeit warm bleiben sollen. Feuerhaken, Bügeleisen usw. ver-
sieht man mit holz- oder Ledergriffen, heiße Töpfe faßt man mit einem Tuche an.
Im Winter trägt man wollene Kleider oder Pelze. Äuch versetzt man im Winter
die Kellerfenster und umwickelt die Pumpenrohre mit Stroh. Gute Wärmeleiter
benutzen wir also, um die Wärme schnell zu verbreiten, schlechte dagegen,
um uns vor Wärmeverlust zu schützen, oder um Wärme (bezw. Kälte)
zurückzuhalten. Führe andre Beispiele an!
15. Strahlung der Wärme, a) Treten wir an einen stark geheizten Ofen
oder an ein offenes Feuer, so wird uns die wärme bald unerträglich, wenn wir
aber einen (Ofen-)Schirm zwischen uns und jene Wärmequellen stellen, dann verschwindet
das lästige Wärmegefühl augenblicklich. Die Wärme des Ofens oder des Feuers
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Iv
Haturletjre.
31
Donnern, Klirren, plätschern, Kauschen, Hollen, Zischeln usw. sind gleichfalls Geräusche.)
Die angerissene Saite einer Geige gibt einen Gon. wird eine Glocke geläutet, so hört
man einen Klang. Da wir alles, was wir mit dem Ohre wahrnehmen, Schall
nennen, so sind Knall und Geräusch, Ton und Klang Krten des Schalles.
2. Entstehung des Schalles, a) hält ein wagen auf der Straße still, oder
hängt eine Glocke ruhig da, so entsteht kein Schall. Sie müssen erst bewegt werden.
Biegt man das freie Ende einer fest eingeklemmten Stricknadel zur Seite und läßt es
los, so schwingt die Nadel hin und her. wenn die Schwingungen langsam sind,
nehmen wir sie nur mit den Nugen wahr; werden sie aber schneller, so hören wir sie
auch: es entsteht ein Schall, halten wir die Nadel fest, so daß sie nicht mehr schwingen
kann, dann verstummt auch der Schall. Dasselbe beobachten wir an einer tönenden
Saite, einer Stimmgabel usw. Der Schall entsteht also durch hinreichend
schnelle Schwingungen eines Körpers. Das rauschende Wasser und der heulende
wind zeigen uns, daß nicht nur feste, sondern auch flüssige und luftförmige Körper
einen Schall erregen können.
b) Die Schwingungen einer tönenden Glasglocke sind zwar nicht sichtbar, aber wir
fühlen sie deutlich. Noch besser nehmen wir sie wahr, wenn wir an die Glocke ein frei-
hängendes Kügelchen aus holundermark
halten: es wird fortgesetzt weggestoßen. —
wir befestigen am Tische einen Vlech-
trichter, über dessen weite Öffnung ein
Trommelfell oder ein Blatt Papier
straff gespannt ist, und stellen vor die
gegenüberliegende enge Öffnung ein
brennendes Sicht (Fig. 37). Schlagen wir
mit einem Klöppel kräftig gegen das Fell,
so hören wir einen Schall. Gleichzeitig
sehen wir, daß die Flamme hin und her
zuckt. Die (oft unsichtbaren) Schwingungen
des schallerzeugenden Körpers teilen sich also der Luft mit. Dabei entstehen — ähnlich
wie im Wasser, in das man einen Stein wirft — in der Luft Wellen, die immer
weiter fortschreiten. Zum Unterschiede von jenen Wasserwellen nennt man sie „Schall-
wellen" (Fig. 38). Sie gelangen an unser Ohr und werden von uns als Schall empfunden.
Sehen wir genauer zu, was bei der Erregung eines Schalles in der Luft vor sich geht!
Bewegt sich das freie Ende einer schwingenden Stricknadel schnell nach rechts, so wird die
Luft auf der rechten Seite der Nadel zusammengedrängt. Dort entsteht also eine Verdichtung
der Luft. Links von der Nadel dehnt
sich die Luft infolgedessen aus; dort ! 1^---
entsteht daher eine Verdünnung der 1 ==*.
Luft. Schwingt die Nadel zurück, so
bildet sich links eine Verdichtung und
rechts eine Verdünnung. Dieser Vor-
gang wiederholt sich, solange die Nadel
schwingt. Da sich nun die Bewegung
der Lustteilchen auf die anstoßenden überträgt, schreiten die Verdichtungen und Verdünnungen
immer weiter fort. — wirft man einen Stein ins Wasser, so entstehen Wellen, die sich
in Kreisen von der Treffstelle aus weiter verbreiten. Die Erhöhungen nennt man
Lig. 37.
5ig. 38.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Iv
Naturlehre.
33
Genaue versuche haben gezeigt, daß ein Schall erst nach 0,1 Sek. in unserm
Ohre ganz verklungen ist. Lin Echo kann also nur dann entstehen, wenn der zurück-
geworfene Schall wenigstens 0,1 Sek. später an unser Ohr gelangt als der ursprüng-
liche. Sn dieser Zeit muß der Schall aber von dem Orte seiner Entstehung bis zur
wand und wieder zurück eilen. Da nun der Schall in 0,1 Sek. 34 »> zurücklegt, muß die
Wand mindestens 34m:2 = 17 m von der Stelle entfernt sein, wo der Schall entsteht.
b) wenn die wände uns näher sind, dann trifft der zurückgeworfene Schall
unser Ohr, noch ehe der ursprüngliche ganz verklungen ist. Infolgedessen entsteht, wie
wir in großen Sälen, in Kirchen u. dgl. beobachten können, ein Nachhall (Name!),
wodurch die Nede oder der Gesang undeutlich werden. —- warum unterbleibt der
Nachhall, wenn man die wände mit weichen Stössen behängt, oder wenn der Saal
mit Menschen dicht angefüllt ist?
c) In unsern Stuben vernehmen wir auch leise gesprochene Worte deutlich.
Die wände, von denen die Schallwellen abprallen, sind uns nämlich so nahe, daß die
zurückgeworfenen Schallwellen mit den direkten gleichzeitig an unser Ohr gelangen,
hierdurch wird der Schall verstärkt.
Die Schallwellen verbreiten sich, wie wir gesehen haben, nach allen Seiten. Der Schall
wird daher besonders im Freien schnell so schwach, daß er von unserm Ohre nicht mehr ver-
nommen werden kann. Spricht man aber in eine etwa 2—3 ein weite Nähre, so werden die
Schallwellen darin zusammengehalten und nach ein und derselben Nichtung geleitet. Mit Hilfe
eines solchen Schallrohres (Name!) kann man daher nach entfernten Räumen sprechen
(3. B. in Häusern und Fabriken von einem Stockwerke zum andern, auf Schiffen von der
Kommandobrücke nach dem Maschinenraume usw.).
Spricht man in die enge (Öffnung eines Trichters, dann werden die Schallwellen durch die
wände des Rohres verhindert, sich seitlich auszubreiten. Sie verlassen daher den Trichter
in der Richtung des Rohres, verwendet man ein 1,5—2 m langes, trichterförmiges Rohr,
so kann man sich mit einem solchen Sprachrohre (Name!) selbst im Freien auf große Ent-
fernungen verständlich machen.
Steckt man die Spitze eines Trichters in das Ghr, so werden die Schallwellen in der weiten
(Öffnung gesammelt und in dem Rohre zusammengedrängt. Dadurch wird der Schall verstärkt.
Ein derartiges Werkzeug ist das Hörrohr (Name!), das von Schwerhörigen benutzt wird.
6. Musikinstrumente. 0) wollen wir Töne erzeugen, so bedienen wir uns
der Musikwerkzeuge oder Musikinstrumente. Bei Geige, Naß, Gitarre, Zither, Klavier usw.
werden die Töne durch schwingende Saiten erzeugt: Saiteninstrumente. Tönende
Platten benutzen wir bei Glocken und Necken, tönende häute bei Trommel und pauke:
Flächeninstrumente. In Trompete, Pfeife usw. entstehen die Töne durch schwingende
Luftsäulen: Nlasinstrumente.
5tuch der menschliche Kehlkopf ist ein Musikinstrument, auf dem wir ver-
schieden hohe Töne hervorbringen können. — Beirrt Geigenspiele beobachten wir,
daß der Ton um so höher ist, je dünner und kürzer eine Saite, und je straffer sie
gespannt ist. Ähnlich wird bei der Trommel der Ton höher, je fester man das
Trommelfell spannt, von zwei Platten, die aus demselben Stoffe bestehen, gibt die
kleinere und dünnere einen höheren Ton als die größere und dickere. 5ln den ge-
wöhnlichen Weiden- und Kinderpseifen können wir feststellen, daß der Ton um so
höher ist, je kürzer die schwingende Luftsäule ist.
b) Der Ton einer Saite klingt stärker, wenn sie statt frei in der Luft auf
der Geige ausgespannt ist. Stellt man eine angeschlagene Stimmgabel mit ihrem
Zranke-Schmeil, Nealienbuch. Nusg. A. Iv. Naturlehre. 2. flufl. Z
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
68
Naturlehre.
Iv
aus pflanzen entstanden ist, und zwar zumeist aus Säumen, an deren Stämmen
man oft noch die Jahresringe sehen kann. Die mächtigen Kohlenschichten sind
wahrscheinlich dadurch entstanden, daß die Baumstämme in riesigen Massen zusammen-
geschwemmt und mit Zand- oder Tonschichten überdeckt wurden. Die Holzmassen
verkohlten dann ähnlich wie im Meiler, nur viel langsamer. — vermischt man
Braunkohlenpulver mit Wasser, und preßt man daraus Ziegel, die an der Luft ge-
trocknet werden, so erhält man die „Naßpreßsteine". Trocknet man dagegen das
Kohlenpulver bis zu einem gewissen Grade, so stellt man unter hohem Druck daraus
die „Trockenpreßsteine" oder „Briketts" her.
ä) Meist tiefer als Torf und Braunkohle finden sich in der Erde oft aus-
gedehnte Lager, die aus einer schwarzen, mehr oder weniger glänzenden und
häufig fteinharten Kohle, der Steinkohle, bestehen. Die „Steinkohlenflöze" wechseln
gewöhnlich mit Schichten aus Sandstein, Kalkstein und Schieferton ab. häufig erkennt
man in ihnen noch deutlich Abdrücke von Farnwedeln, Schachtelhalmen und andern
Sporenpflanzen. — Die Steinkohle wird als Heizstoff, zum Ausschmelzen der Erze usw.
verwendet. Auch Leuchtstoffe werden daraus hergestellt (S. 70). Sie ist daher die
wichtigste Grundlage für die Industrie, und der Besitz von Steinkohlenlagern ist für
ein Land von sehr großem werte. — Nenne die Steinkohlengebiete Deutschlands!
4. Graphit und Diamant, a) Wenn wir Torf, holz-, Braun- oder Steinkohle
verbrennen, bleiben erdige Bestandteile, „Asche", zurück. Die Kohle ist also nicht reiner
Kohlenstoff. Fast vollständig rein aber findet er sich im Graphit, d. i. ein schwarzer,
glänzender und weicher Stein, der u. a. in Schlesien vorkommt. Da man mit ihm auf Papier
schreiben kann, verwendet man ihn zur Herstellung der Bleistifte, die man früher aus dem weit
härteren Blei anfertigte. Zu diesem Zwecke wird der Graphit fein gemahlen und mit Wasser und
Ton vermengt, Aus der teigartigen Masse preßt man dann lange Stifte, die getrocknet und in
holz gefaßt werden. Da der Graphit an der Luft weder schmilzt, noch verbrennt, verwendet man
ihn auch als Farbe für eiserne Ofen. Ferner leitet er, wie wir wissen, die Elektrizität gut (5. 53).
b) verbrennt man einen Diamanten in reinem Sauerstoff, so erhält man Kohlen-
säure, ohne daß 5lsche zurückbleibt. Er ist also vollkommen reiner Kohlenstoff. Vieser seltene
und sehr geschätzte Edelstein kommt in Ostindien, Brasilien, sowie in Südafrika, und zwar ge-
wöhnlich im Sande der Flüsse vor. Er ist der härteste aller Körper und wird deshalb benutzt,
um Glas zu schneiden, Löcher in festes Gestein zu bohren und Buchstaben in Metall zu
gravieren. Meist ist er durchsichtig und farblos; doch gibt es auch gelbe, rote, ja schwarze
Diamanten. Da er geschliffen das Licht sehr stark bricht, ist er ein überaus wertvoller Schmuckstein.
5. Die Kohlensäure, a) wie wir bereits erfahren haben (5. 61), entsteht
beim verbrennen von Holzkohle, d. h. bei der Vereinigung von (fast reinem) Kohlen-
stoff mit dem Sauerstoffe, eine Säure, die Kohlensäure genannt wird. Dasselbe
beobachten wir, wenn wir einen andern kohlenstoffhaltigen Körper verbrennen.
Kohlensäure bildet sich also auch, wenn wir ein brennendes Licht in ein Glasgefäß
stellen, das wir verschließen. Sobald aller Sauerstoff verbraucht ist, erlischt das Licht,
und die Luft in dem Gefäße ist jetzt sehr reich an Kohlensäure. — hieraus lösen
wir ein wenig gelöschten Kalk in viel Wasser auf und erhalten klares Kalkwasser.
Gießen wir es in das Gefäß und schütteln, so wird die Flüssigkeit weiß wie Milch
(„Kalkmilch"), wenn wir dagegen nach dem Erlöschen des Lichtes in das Gefäß
reines Wasser gießen, so bleibt dieses ganz klar. Die Trübung muß also dadurch
entstanden sein, daß sich die Kohlensäure der Luft mit dem Kalke des Kalkwassers ver-
bunden hat. Der weiße Bodensatz, der sich nach und nach bildet, ist kohlensaurer
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
36
Naturlehre.
Iv
glatter Oberfläche werfen mithin das meiste Licht in einer bestimmten
Dichtung zurück. Da wir in ihnen ein Bild von uns erblicken, uns also in ihnen
spiegeln können, nennen wir sie Spiegel. Ist ihre Oberfläche eben, so heißen sie
7. ebene Spiegel, u) In einem Stubenspiegel (beschreibe ihn!), der an der
wand hängt, erblicken wir nicht nur unser eigenes Bild, sondern zugleich die Bilder
andrer Gegenstände. Dabei scheinen die Bbstände zwischen den Bildern ebenso groß zu sein
wie die zwischen den Gegenständen selbst. Wir sehen ferner die Bilder um so näher
hinter dem Spiegel, je näher sich die Gegenstände vor dem Spiegel befinden. Endlich
entsprechen auch die Größe und die Gestalt der Bilder denen der Dinge. Bewegen
wir aber einen Gegenstand nach rechts, so bewegt sich sein Bild nach links, heben
wir unsern linken Brm empor, so hebt unser Spiegelbild den rechten. Legen wir den
Spiegel auf den Fußboden, so erscheint darin unser Bild mit dem Kopfe nach unten.
, Die in einem ebenen Spiegel ent-
stehenden Bilder befinden sich also
ebensoweit hinter dem Spiegel, wie
die Gegenstände vor dem Spiegel
liegen. Die Bilder gleichen deu
Gegenständen in Größe und Gestalt,
aber die Seiten erscheinen vertauscht,
wie sind diese Erscheinungen zu erklären?
b) wir legen einen Spiegel (Fig. 40)
in die Sonne und stellen senkrecht da-
rauf ein Brett (B). Dann halten wir
einen Pappdeckel, in den wir ein kleines
Loch gebohrt haben, so darüber, daß
ein Sonnenstrahl durch das Loch an dem
Brette entlang auf den Spiegel fällt. Bn der Stelle, wo der Lichtstrahl den Spiegel
trifft, bemerken wir einen Hellen Punkt, von dem aus der zurückgeworfene Strahl an
dem Brette entlang nach C läuft. Ittit Hilfe eines
Winkelmessers können wir leicht feststellen, daß der ein-
fallende und der zurückgeworfene Lichtstrahl
mit der Fläche des Spiegels gleiche Winkel
bilden. Ein senkrecht (etwa von D nach Ä) auffallender
Strahl wird also in sich selbst zurückgeworfen.
e) Nun werden wir leicht verstehen, wie in dem
Spiegel (Fig. 41) ein Bild von dem Pfeile ab zu-
stande kommt. Die Spitze a des Pfeiles entsendet nach
allen Seiten geradlinig Lichtstrahlen. Einige — wir
zeichnen nur zwei — fallen auf den Spiegel in die Nähe von
c und werden von dort aus unter gleichen Winkeln zurück-
geworfen. Für ein in 0 befindliches Buge aber er-
scheint es, als ob sie von einem Punkte a hinter
dem Spiegel herkämen, nämlich von dem Schnittpunkte
ihrer Nückverlängerungen. Ebenso werden die von dem
andern Endpunkte des Pfeiles auf den Spiegel in die Bähe von d fallenden Lichtstrahlen
zurückgeworfen, während das Buge ihren Busgangspunkt in b zu finden glaubt.
Zig. 40.
Lin Lichtstrahl, der durch das Loch L des Pappdeckels P
auf den Spiegel Sp fallt, wird von A nach <7zurückgeworfen.
0
Zig. 41.
Durch den Spiegel Sp werden die von
a kommenden Lichtstrahlen bei c, die von
b kommenden bei d in ein etwa bei 0
befindliches Rüge zurückgeworfen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
Iv
Naturlehre.
39
B und B' sind die Mittelpunkte der
Äugeln, zu denen man die Außen-
flächen der Linse vervollständigen
kann- tn — Mittelpunkt: B Mb =
Achse: B und B — Brennpunkte
der Linse.
10. Die erhabene Linse, ->) Ein linsenförmig geschliffenes Glas, das also
kreisrund und in der Mitte dicker als am Rande ist, nennt man eine erhabene Linse
(Ag. 47). Die beiden Rußenflächen sind so gekrümmt,
daß sie einen Teil von der Oberfläche je einer Rugel
bilden würden. Die Linie, welche die Mittelpunkte der
beiden Rugeln verbindet, geht durch die Mitte der Linse,
und man nennt sie Rchse der Linse.
>>) Richten wir eine erhabene Linse so gegen die
Lonne, daß die Sonnenstrahlen parallel zur Rchse auf-
fallen, und halten wir ein Blatt Papier nahe hinter die
Linse, so erblicken wir auf ihm einen Hellen Rreis.
Dieser wird größer oder kleiner, je mehr oder weniger
wir das Blatt entfernen. 3n einer bestimmten Entfernung
erscheint er zu einem leuchtenden Punkte zusammengezogen (Fig. 47). Lassen wir
diesen auf die Hand fallen, so fühlen wir eine empfindliche Wärme, und leicht entzünd-
liche Rärper brennen an, wenn wir sie in diesen Brennpunkt bringen („Brennglas"!).
Die mit der Rchse einer erhabenen Linse parallelen Strahlen werden
mithin so gebrochen, daß sie sich auf der andern Leite der Linse in dem
Brennpunkte sammeln („Sammellinse"!). Der durch die Mitte der Linse
gehende „hauptstrahl" aber wird nicht gebrochen (warum?). Die Entfernung
des Brennpunktes von der Linse heißt — wie beim Hohlspiegel — Brennweite.
Mit Hilfe eines Längenmaßes können wir leicht feststellen, daß der Brennpunkt
zugleich der Mittelpunkt der zugehörigen Rugel ist. Je stärker daher die Linse ge-
krümmt ist, desto stärker bricht sie auch die durchgehenden Lichtstrahlen.
c) Betrachten wir durch eine erhabene Linse die Schrift eines Buches oder
irgend einen andern Gegenstand, der sich innerhalb ihrer Brennweite befindet
(Fig. 48), so sehen wir auf derselben Seite der Linse ein a'
vergrößertes, aufrechtes Bild des Gegenstandes.
Wir verfolgen nämlich die Lichtstrahlen, die bei ihrem
Durchgänge durch die Linse auseinandergehen, bis
dahin, wo sie sich scheinbar vereinigen. Es kommt uns
daher vor, als gingen sie von dem Bilde ab' aus. 5tg. 48.
_ , , Die Linse bricht die von ab ausgehen-
Dte erhabene Linse benutzen wir deshalb als Der- den Strahlen so, daß sie von a b Ver-
größerungsglas oder Lupe. zukommen scheinen.
d) Stellen wir (in einem verdunkelten Zimmer) ein brennendes Licht so vor
eine erhabene Linse, daß es sich außerhalb der Brennweite, aber nahe am
vie von dem Gegenstände ab kommenden Lichtstrahlen werden durch die Linse zu dem Bilde a b1 vereinigt.
Brennpunkte befindet (Fig. 49), so zeigt sich auf der andern Seite der Linse ein
vergrößertes, umgekehrtes Bild" des Lichtes, das wir auf einem Papierschirme
leicht auffangen können. Rücken wir das Licht weit von dem Brennpunkte ab
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
12
Geschichte.
I
am Rheine feste Burgen an; dann fiel er in das deutsche Gebiet ein. Da er aber wußte,
wie unwegsam Deutschland war, und wie schwer er dort Nahrungsmittel für seine
Gruppen finden würde, fuhr er auf Schissen den Rhein hinab und suchte vom Meere her
die an der Nordsee wohnenden Stämme zu unterwerfen. — Bei einem späteren Zuge
legte er an der Lippe eine Burg an und drang sogar bis an die Elbe vor. Dort trat
ihm eine weißgekleidete deutsche priesterin entgegen und weissagte ihm seinen nahen
Tod. Er kehrte um und zog im Tale der Saale dem Rheine zu. Nus dem Marsche
stürzte er mit dem Pferde, brach den Oberschenkel und starb kurze Zeit danach (Ge-
dicht: Drusus' Tod). — Nun sandte stuguftus seinen andern Stiefsohn Tiberius nach
Deutschland. Rls einst deutsche Fürsten als Gesandte zu diesem arglistigen Manne
kamen, ließ er sie gefangen nehmen. Die treulos verratenen konnten diese Schmach
aber nicht ertragen und töteten sich selbst. Tiberius benutzte auch die Uneinigkeit der
Deutschen und reizte die Stämme zum Kriege gegeneinander. Ruf diese kveise unter-
warf er nach und nach das Land zwischen Rhein und Elbe.
6. Hermann, Deutschlands Befreier. Die Römer betrachteten nun Deutschland
als eine Provinz ihres Reiches. Rls Tiberius nach Rom zurückgekehrt war, wurde der
Feldherr varus zum Statthalter von Deutschland ernannt. Er mißbrauchte sein Rmt,
um sich Reichtümer zu sammeln, und führte an Stelle des uralten deutschen Rechtes römisches
Recht ein. Bei Gericht sprach man die römische Sprache, die der Deutsche nicht verstand.
Rus geringer Ursache wurden freie Deutsche von den römischen Gerichtsdienern körperlich
gezüchtigt, und römische Rechtsgelehrte brachten manchen wohlhabenden Mann um seinen
ganzen Besitz. Ungerechte Steuern wurde dem Volke auferlegt und mit härte ein-
getrieben. Die Männer wurden sogar gezwungen, in das römische Heer einzutreten.
— Diese Schmach wollten die Deutschen nicht länger ertragen. Die gemeinsame Not
machte sie einig, und die Führer der Stämme verbanden sich heimlich, um die Knecht-
schaft abzuschütteln. Das Haupt des Bundes war Hermann, ein Fürst der Cherusker,
die an kveser und Rller wohnten. Rls Jüngling hatte er in den Diensten der Römer
gestanden und die römische Kriegskunst kennen gelernt. Im Rlter von 25 Jahren aber
war er wieder in die Heimat zurückgekehrt, varus betrachtete ihn als einen Freund der
Römer. Ein andrer Theruskerfürst, Segest, war Hermann feindlich gesinnt, weil dieser
seine Tochter Thusnelda geraubt und geheiratet hatte. Er warnte varus,- dieser aber
glaubte ihm nicht.
Rn einem bestimmten Tage i. I. 9 n. Ehr. empörte sich, wie es verabredet war,
zuerst ein volksstamm, der weit entfernt an der Ems wohnte. Sofort brach varus
mit drei Legionen (ungefähr 18 000 Mann) auf, um den Rufstand zu unterdrücken.
Die deutschen Stammesfürsten bekamen von ihm den Befehl, den Heerbann, d. h.
alle waffenfähigen Männer, zusammenzurufen und mitzuziehen. Nach einigen Tagen
gelangten die Römer in den Teutoburger kvald, auf dessen sumpfigen Waldwegen
sie nur langsam vorwärts kamen. Sturm und Regen machten den Marsch immer be-
schwerlicher. Da sielen plötzlich die Deutschen von allen Seiten über die Römer her.
In dem dichten Walde war es diesen unmöglich, in geschlossenen Reihen zu kämpfen,
wie sie gewohnt waren; ihre Kriegskunst nützte ihnen also hier nichts. Ein Teil der
Reiterei schlug sich zwar mühsam durch und erreichte die Römerfeste an der Lippen
die Hauptmasse des Heeres aber wurde völlig vernichtet, varus tötete sich selbst, um
nicht in Gefangenschaft zu geraten. — Schrecklich war die Rache, die die Sieger an
ihren bisherigen Unterdrückern nahmen. Die gefangenen Führer des Heeres wurden den
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Tiberius Tiberius Hermann Rls_Tiberius Tiberius Hermann Rls_Jüngling Hermann Thusnelda
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Deutschland Rhein Rheine Deutschland Rhein Deutschlands Deutschland Rom Deutschland
98
Geschichte.
I
Die französische Revolution. Der französische Staat war durch das üppige hofleben
der Herrscher in ungeheure Schulden geraten. 5ldel und Geistlichkeit, in deren Händen sich der weit-
aus größte Teil des Landbesitzes befand, waren von den allgemeinen Lasten frei. Huf dem Bürger*
und Bauernstande dagegen ruhte ein unerträglicher Steuerdruck. Ludwig Xvi., der damaligekönig,
der mit einer Tochter Maria Theresias vermählt war, bemühte sich vergeblich, die unglücklichen
Zustände zu bessern. — Im Jahre 1789 brach in Paris unter den unzufriedenen Volksmassen ein
Aufruhr aus. Edelleute und Geistliche waren bald ihres Lebens nicht mehr sicher und mußten
aus Frankreich flüchten. Buch die königliche Familie wollte sich nach Deutschland in Sicherheit
bringen, wurde aber unterwegs erkannt und zur Umkehr gezwungen. Ehrgeizige Männer be-
mächtigten sich der Herrschaft und bald entstand in Paris eine blutige Schreckensherrschaft.
Der Bönig wurde für abgesetzt und Frankreich zur Republik erklärt.
Wer in den verdacht kam, ein Freund des Königs oder des Adels zu sein, wurde mit
dem Fallbeile hingerichtet, so daß Tausende ihr Leben verloren. Österreich und Preußen wollten
dem unglücklichen Könige zu Hilfe kommen und erklärten an Frankreich den Krieg. Sie konnten
aber nicht hindern, daß Ludwig Xvi und seine Gemahlin 1793 auf dem Blutgerüste hin-
gerichtet wurden. — Die Einrichtungen des französischen Staats wurden durch die Revolution
schnell und gewaltsam umgestaltet. Leibeigenschaft und Frondienste wurden abgeschafft, alle
Vorrechte und Steuerfreiheiten aufgehoben. Die Bürger waren vor dem Gesetze gleich und
konnten zu allen Ämtern in Staat und Heer gelangen. Sie besaßen volle Religionsfreiheit
und das Recht, in Wort und Schrift ihre Meinung offen zu äußern. Die Zünfte wurden
aufgehoben, Gewerbe- und Handelsfreiheit eingeführt. Das Volk nahm durch gewählte Ab-
geordnete an der Regierung des Landes teil. Da diese „bürgerliche Freiheit" aber plötzlich
und gewaltsam eingeführt wurde, entstanden in Frankreich lange und blutige Bürgerkriege.
Unzählige unschuldige Menschen verloren dabei ihr Leben oder hab und Gut (Lied von der
Glocke: der Aufruhr). Auch mit allen benachbarten Völkern wurden die Franzosen durch die
Revolution in schwere Kriege verwickelt. In den andern Staaten Europas führte man die
bürgerliche Freiheit allmählich und auf friedlichem Wege ein. —
Gegen die deutschen Heere wurde in Frankreich das ganze Volk zu den Waffen gerufen.
Junge, verwegene Generale erfochten gegen die wohlgeschulten deutschen Truppen Siege, indem
sie eine neue Fechtart anwendeten. Bei dieser gingen dichte Schützenschwärme vor den ge-
schlossenen Truppenteilen her und brachten den Gegner durch ihr Gewehrfeuer in Unordnung. —
Friedrich Wilhelm Ii. trat bald von dem Bündnisse mit Österreich zurück und schloß in Basel
mit Frankreich Frieden. Er willigte dabei sogar in die Abtretung seiner Besitzungen am linken
Rheinufer und erhielt dafür das versprechen, daß er für diesen Verlust auf andre Weise ent-
schädigt werden sollte. Seit dem Frieden von Basel warf man Preußen, dessen früheres Ansehen
bedenklich gesunken war, undeutsches Verhalten vor.
3. Preußen beim Tode Friedrich Wilhelms Ii. als Friedrich Wilhelm n.
starb, ging der preußische Staat dem verfalle entgegen. Bet Heer und Beamten, die
an strenge Aufsicht durch den Herrscher gewöhnt waren, zeigten sich Unsicherheit und
Unzuverlässigkeit. Trotz der stetig drohenden Uriegsgefahr und der angewachsenen Be-
völkerung war die Armee nur wenig vermehrt worden. Obgleich die Truppen der
französischen Republik durch ihre Siege bewiesen, daß ein von Vaterlandsliebe erfülltes
Heer die glänzendsten Heldentaten zu verrichten vermochte, und daß die bisherige
Uriegführung (der Angriff in enggeschlossenen Reihen) veraltet war, hielt man in
Preußen an dem hergebrachten hartnäckig fest. Die Soldaten bestanden noch zum größten
Teile aus landfremden Söldnern, die durch den Stock in Zucht gehalten wurden und
nebenher meist ein Handwerk betrieben. Die Offiziere waren stolz auf die Siege
Friedrichs des Großen, hielten das preußische Heer für unüberwindlich und sahen hoch-
mütig auf die andern Stände herab. An der Spitze der Armee standen greise Generale,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Maria_Theresias Maria Theresias Ludwig_Xvi Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Deutschland Paris Frankreich Frankreich Frankreich Europas Frankreich Basel Frankreich Basel
I
Geschichte.
ìli
höchste gestiegen war, konnten die preußischen Truppen in die Lchlacht eingreisen, und
bald löste sich das feindliche Heer zu wilder Flucht auf. Bei dem Gutshofe Belle Ulliance
(schöne Vereinigung) trafen Wellington und Blücher freudig bewegt zusammen. Gneisenau
aber, der die Verfolgung leitete, setzte „den letzten hauch von Mann und Boß" daran,
das geschlagene französische Heer nicht zur Buhe kommen zu lassen. Napoleon selbst ent-
ging mit Mühe der Gefangennahme; sein wagen fiel preußischen Beitern in die Hände.
Vieser eine Sieg entschied den Feldzug. Zum zweiten Male zogen die verbündeten
Monarchen an der Lpitze ihrer siegreichen Heere in Paris ein.
l) Der zweite pariser Friede und Napoleons Ende. Frankreich mußte
560 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und alle geraubten Bunstschätze herausgeben.
Elsaß-Lothringen behielt es aber. Der Bönig Ludwig Xviii. kehrte auf den Thron
zurück. — Napoleon wurde von neuem zur Bbdankung gezwungen und auf Beschluß der
verbündeten Mächte nach der kleinen Felseninsel 5t. Helena (westlich von Ufrika) verbannt.
Dort ist er bis zu seinem Tode (1821) von den Engländern sorgfältig bewacht worden.
12. Der Wiener Kongreß und der Deutsche Bund. Uuf dem wiener Kongresse
trat wieder das Bestreben Österreichs hervor, Preußen nicht zu Macht und Unsehen kommen
zu lassen. Obgleich es in den Befreiungskämpfen die größten Opfer gebracht hatte, erhielt
es weniger Gebiet, als es vor 1806 besessen hatte. Es mußte Unsbach-Bayreuth an Bayern
und Gftfriesland an Hannover abtreten. Dafür bekam es die Hälfte von Lachsen, so-
wie den größten Teil der jetzigen Provinzen Westfalen und Bheinland. Gegen das Herzog-
tum Lauenburg a. E. tauschte es das schwedische Vorpommern ein, so daß seit 1815 ganz
Pommern preußisch ist. (5.87 u. Karte!) von seinen polnischen Besitzungen wurden ihm nur
Danzig, Thorn und Posen zurückgegeben ; der Best fiel an Bußland. Preußen war durch
Hannover, Kurhessen und andre Ltaaten in eine große östliche und eine kleine westliche
Hälfte gespalten, so daß ihm ein Krieg, in dem diese Länder sich feindlich verhielten, große
Gefahr bringen konnte. Es war aber durch den Wiener Kongreß wieder ein vorwiegend
deutsches Land geworden. — Das deutsche Kaiserreich wurde nicht wieder aufgerichtet.
Un feine Stelle trat der „Deutsche Bund", zu dem Österreich, die fünf Königreiche Preußen,
Bayern, Württemberg, Hannover und Lachsen, sowie dreißig Kleinstaaten und vier freie
Ltädte, im ganzen 40 Glieder, gehörten. Die Ungelegenheiten Deutschlands sollten durch
Vertreter der Begierungen aller deutschen Länder gemeinsam beraten werden. Dieser
„Bundestag", in dem Österreich den Vorsitz führte und den meisten Einfluß besaß, trat
in Frankfurt a. M. zusammen. 5o blieb Deutschland ohne Einheit und Ober-
haupt in viele selbständige Ltaaten zerrissen, unter denen die beiden
alten Gegner, Österreich und Preußen, denvorrang zu gewinnen trachteten.
13. Die heilige Allianz. Das deutsche Volk war durch diese Gestaltung des
Beiches enttäuscht. Uls auch das versprechen, eine Verfassung zu geben, d. h. das Volk
durch gewählte Abgeordnete an der Regierung der Ltaaten teilnehmen zu lassen, nur
von wenigen Fürsten gehalten wurde, stieg die Unzufriedenheit unter den gebildeten
Bevölkerungsschichten in hohem Maße. Ulexander L, Franz I. und Friedrich Wilhelm Iii.
hatten während der Befreiungskriege ein Bündnis, die „heilige Ullianz", geschlossen,
in dem sie „Regierung ihrer Länder in christlichem Geiste" gelobten. Der österreichische
Minister Metternich benutzte diesen Bund, um alle Bestrebungen zu unterdrücken, die
aus freiheitliche Einrichtungen und auf Deutschlands Einigung hinzielten. Über 30 Jahre
übte er in ganz Deutschland einen unheilvollen Einfluß aus. Er verhinderte, daß
Friedrich Wilhelm Iii. eine Volksvertretung berief, so daß es in Preußen nur zur Bildung
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Extrahierte Ortsnamen: Wellington Paris Napoleons Frankreich Elsaß-Lothringen Hannover Westfalen Lauenburg Danzig Thorn Posen Hannover Kurhessen Bayern Württemberg Hannover Deutschlands Frankfurt_a._M. Deutschland Deutschlands Deutschland