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1. Realienbuch - S. 21

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 2t bald das vornehmste in Deutschland. Die hausmeier des Frankenreichs unterstützten Boni- satius bei seiner Vekehrungsarbeit, indem sie den Bischöfen Land schenkten und die Kirchen gegen die Heiden schützten. 5ln den Bischofssitzen siedelten sich bald neubekehrte Christen an, so daß auch im Innern Deutschlands Städte entstanden, weil bei den Kirchen nach der Messe (dem Gottesdienste) Handel getrieben wurde, nannte man die Märkte „Messen". 4. Vonifatius stirbt für den Glauben. Als Vonifatius über 70 Zähre alt war, versuchte er noch einmal, die Friesen zu bekehren. Mit zahlreichen Begleitern zog er zu Schisse rheinabwärts und verkündigte das Christentum. Als er an einem Morgen den Altar zur Taufe neubekehrter Christen rüstete, nahte ein wütender Haufe heidnischer Friesen, um ihn zu töten. Tr verbot seinen Begleitern, sich zu verteidigen, und erlag mit ihnen den Streichen der Heiden (755). Seine Leiche wurde im Kloster Fulda, das er selbst gegründet hatte, begraben. 5. Die Klöster. Mit der Ausbreitung des Christentums entstanden in Deutschland zahlreiche Klöster, von hohen Mauern eingeschlossen, erhoben sich die Kirche, die kvohn- und Wirtschaftsgebäude (s. 5lbb. 5. 41). Die Bewohner der Klöster, die Mönche, mußten das Ge- lübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. In grobe Kutten gekleidet, die mit einem Stricke umgürtet waren, führten sie unter einem Vorsteher, dem Abte, ein gemein- sames Leben in Frömmigkeit und Arbeit. Die Mönche vollendeten die Bekehrung der Heiden; sie legten aber auch Sümpfe trocken, machten Wälder urbar und zeigten dem Volke, wie man den Boden bearbeiten muß, um reiche Ernten zu erzielen. Sie sammelten heilkräftige Kräuter und pflegten die Kranken. Bei ihnen fanden verfolgte Zuflucht, Wanderer Obdach und Nahrung, Gebrechliche liebevolle Aufnahme. Fast in jedem Kloster bestand eine Schule, in welcher Geistliche herangebildet und Söhne vornehmer Familien erzogen wurden. Zranke-Schmeil, Realienbuch klusg. A. I. Geschichte. 2. Ruft. (s.) 2 Bonifatius stirbt für den Glauben,

2. Realienbuch - S. 25

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 25 sorgte für die Ausbildung der Geistlichen und forderte von ihnen, daß sie ein vor- bildliches Leben führten. Sie sollten darüber wachen, daß das Volk den Sonntag heiligte, den Gottesdienst besuchte, sowie Vaterunser und Glaubensbekenntnis wußte, heidnische Gebräuche suchte er auszurotten. Um den Kirchengesang zu verbessern, richtete er Gesangschulen ein. Kn Bischofssitzen und in Klöstern wurden Schulen gegründet, in denen die Rinder der freien und hörigen in Religion, Lesen und Schreiben unterrichtet werden sollten. Die Schule am Uönigshofe besuchte der Kaiser nicht selten selbst (Gedicht: lvie Kaiser Karl Schulvisitation hielt). In seinem Testa- ment bestimmte er zwei Drittel seines Vermögens für die Kirche. s) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Karl verstand und sprach die lateinische und die deutsche Sprache; auch lesen konnte er. Das Schreiben aber hatte er in der Jugend nicht gelernt. Tr suchte es später nachzuholen und übte sich darin mit vieler Mühe noch im Mannesalter. Aus fernen Ländern rief er Gelehrte herbei, die der hofschule vorstanden. Sie schufen Lehrbücher und eine Predigtsammlung für Geistliche. Tiner von ihnen hat auch Karls Lebensgeschichte geschrieben. An dem Hose zu Aachen wurde eine Büchersammlung eingerichtet; die alten deutschen Heldengesänge ließ Karl sorgfältig sammeln und ausschreiben, wenn er beim Mahle saß, wurde häufig aus geschichtlichen Schriften vorgelesen. Seine Liebe zur Baukunst zeigte er dadurch, daß er die Marienkirche in Aachen, sowie die Pfalzen zu Ingelheim und Aachen errichtete. f) Sorge für Handel und Verkehr. Um den Handel zu erleichtern, ließ Karl Landstraßen anlegen und bei Mainz eine Brücke über den Rhein schlagen. Tr wollte sogar Donau und Main durch einen Kanal verbinden; das Merk wurde aber nicht ausgeführt. Über Maße und Gewichte traf er Anordnungen; auch ließ er Silber- münzen mit seinem Namen und Titel prägen, die im ganzen Reiche galten. Außer ihm durste niemand im Frankenreiche Geld herstellen lassen (königliches Münzrecht). 5. Kfld wird römischer Kaiser. Der Papst war von mächtigen Feinden aus Rom vertrieben worden und nach Deutschland geflohen. Karl überstieg mit einem Heere die Alpen und führte den Kirchenfürsten wieder zurück. Als er am kveihnachtsfefte in der Peterskirche am Altar kniete, setzte ihm der Papst unvermutet eine goldene Krone auf das Haupt, beugte seine Knie vor ihm und begrüßte ihn als „römischen Kaiser". Da die römischen Kaiser einst das mächtigste Reich der Trde beherrscht hatten, galt dieser Titel als das Zeichen der Weltherrschaft. Die Krönung Karls bedeutete also, daß das untergegangene römische Reich wiederaufgerichtet, die Herrschaft über die christliche Welt aber von den Römern auf die Franken übergegangen sei (800). 6. Letzte Lebenszeit und Tod. Seit Karl römischer Kaiser geworden war, wurde er in der ganzen Welt als der oberste Schirmherr der Christenheit angesehen. Der Ruhm seiner Regierung war bis nach den fernsten Ländern gedrungen, und ein mäch- tiger Fürst des Morgenlandes schickte zu ihm sogar Gesandte mit prächtigen Geschenken. — Rach 46jähriger Regierung verschied Kaiser Karl, über 70 Jahre alt. Sterbend sprach er: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" In der von ihm erbauten Marienkirche in Aachen ruht er in einem marmornen Sarge. 7. Entstehung der deutschen Reicher. Vas gewaltige Reich Karls des Großen konnte nur durch einen Mann von außerordentlichen herrschergaben regiert werden. Unter Karls Sohne und Nachfolger, Ludwig dem Frommen, riß überall Un- ordnung ein. Bis an sein Lebensende mußte er mit seinen drei Söhnen', die sich gegen ihn empörten, Krieg führen.

3. Realienbuch - S. 27

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 27 hausten die Ungarn. Sie hatten die Ostmark des Reiches'besetzt und unternahmen auf ihren flinken Rossen, die durch lederne Panzer geschützt waren, große Raubzüge bis an den Rhein und den harz. Überfall und Hinterhalt, verstellte Flucht mit darauf folgendem plötzlichen Angriffe liebten die Ungarn mehr als offenen Uampf. Sie waren vorzügliche Bogenschützen, die vom Rosse herab ihre Pfeile versendeten, doch führten sie auch Schwert und Wurfspieß. Bei ihren Einfällen verwüsteten sie die Felder, trieben das Vieh mit sich fort und raubten die Frauen. Brennende Dörfer bezeichneten ihren Weg. Nur durch schnelle Flucht in dichte Wälder oder auf Berges-- höhen konnten sich die Bewohner vor ihnen retten. Vas Ansehen des Raffers, der die Übertreter der Gesetze nicht strafte und das Land vor äußeren Feinden nicht schützen konnte, sank immer mehr. Der letzte Rarolinger in Deutschland, Ludwig das Rind, starb, ehe er zum Manne herangewachsen war(9ll). 2. Heinrichs Wahl. Ein verwandter des karolingischen Hauses, der Franken- herzog Ronrad, wurde nach dem Tode Ludwigs zum Raiser gewählt, von dieser Zeit an bis zum Jahre l806 ist das deutsche Reich ein ,,Wahlreich" ge- blieben. Ronrad bemühte sich vergebens, die trotzigen herzöge zum Gehorsam zu zwingen. Besonders der mächtige Herzog Heinrich von Sachsen, der zugleich Herr über Thüringen war, wollte sich ihm nicht unterordnen. Als Ronrad nach kaum achtjähriger Regierung starb, übergab er seinem Bruder Eberhard die Rrönungskleinodien (Rrone, Schwert und goldene Mantelspangen) und befahl ihm, sie seinem Gegner, dem Herzog Heinrich, zu überbringen; denn, so sagte er: „Die Zukunft des Reiches steht bei den Sachsen". Eberhard führte den Auftrag seines Bruders aus, obgleich er selbst gern Rönig ge- worden wäre. Rach Ronrads Tode wählten die Sachsen und Franken Heinrich zu ihrem Herrscher. Die Großen der drei andern Herzogtümer blieben der Wahl fern. Heinrich nahm die Rrone an und nannte sich „Rönig von Gottes Gnaden". Eine Sage erzählt, daß die Boten, die Heinrich von seiner Erhebung zum deutschen Röntge benachrichtigen sollten, ihn am harze beim Vogelfänge angetroffen hätten (Gedicht: Heinrich der Vogelsteller). 3. Heinrich und die herzöge. Mehr durch Rlugheit und Überredung als durch Waffengewalt bewog Heinrich die herzöge von Schwaben und Bayern, ihn als Lehnsherrn und Rönig anzuerkennen. Lothringen gewann er nach einigen Jahren dem Reiche wieder zurück. Dem jungen Herzog von Lothringen gab er eine seiner Töchter zur Frau, um ihn näher an sich zu fesseln. Obgleich die französischen Röntge immer wieder versuchten, Lothringen mit ihrem Lande zu vereinigen, ist es bis 1766 beim deutschen Reiche geblieben (S. 87). —- Heinrich mußte jedoch den herzögen viele Freiheiten lassen, so daß sie in ihren Landen fast unabhängig waren; nur zum Heeres- dienste und zum Besuch der Reichstage waren sie verpflichtet. Der Herzog von Bayern ernannte sogar die Bischöfe in seinem Lande selbst. 4. Heinrich schasst feste Zufluchtsorte und ein Reiterheer. Als Heinrich fünf Jahre regiert hatte, fielen die Ungarn wieder in das Reich ein. Der Rönig, der zu dieser Zeit gerade von einer Rrankheit heimgesucht wurde, mußte in eine feste Burg bei Goslar flüchten und mit ihnen unterhandeln. Dadurch, daß er einen zufällig ge- fangenen Ungarnfürsten nicht freigab, erlangte er einen 9 jährigen Waffenstillstand, mußte aber jährlich eine hohe Abgabe (Tribut) au seine Feinde zahlen. Dieser Waffenstill- stand galt jedoch nicht für das ganze Reich, sondern nur für Heinrichs eigenes Herzogtum. Die gewährte Zeit benutzte Heinrich, um Sachsen und Thüringen gegen die Einfälle der

4. Realienbuch - S. 85

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 85 außerpreußischen Ländern anwerben, wobei nicht selten Gewalt und List gebraucht wurde, wer Soldat war, mußte es bleiben, solange feine Kräfte ausreichten; die Landeskinder wurden aber jährlich zur Ernte längere Zeit beurlaubt. Die Zucht war hart; denn man meinte, die Soldaten ohne Prügel nicht ausbilden und in Ordnung halten zu können. Ausreißer wurden grausam mit Kuten geschlagen oder mit dem Tode bestraft. Die Offiziere ernannte der König selbst und nahm sie fast nur aus dem grundbesitzenden Adelstände, damit sie bei späterer Dienstunfähigkeit nicht Not litten. Er gründete auch Kadettenanstalten, auf denen junge Edelleute für den Kriegsdienst erzogen wurden. - Bei der Ausbildung des Heeres wurde der König von dem Fürsten Leopold von Anhalt, „dem alten Dessauer", unterstützt. Dieser führte den gleichen Schritt und den eisernen Ladestock ein. Die Soldaten wurden geübt, in drei Gliedern dicht geschlossen und in schnurgeraden Linien vorzurücken, dabei von Zeit zu Zeit gleich- zeitig Feuer abzugeben und im Marsche wieder schnell zu laden. Man nahm am liebsten hochgewachsene Leute, weil diesen das Laden der Gewehre leichter wurde. Friedrich Wilhelm I. hatte eine große Vorliebe für diese „langen Kerls". Trotz seiner sonstigen Sparsamkeit gab er große Summen aus, wenn er einen besonders langen Mann anwerben konnte. Das Potsdamer Leibregiment, dessen Oberst der König selbst war, bestand aus lauter Kiesen. Es gewährte einen prächtigen Anblick, wenn die stattlichen Männer, die aus dem Kopse noch hohe Blechmützen trugen, ihre Übungen abhielten. Bei aller Strenge sorgte der König väterlich für seine „blauen Kinder". Er erlaubte ihnen zu heiraten und baute ihnen in Potsdam kleine Wohn- häuser, in denen sie nebenher ein Handwerk betrieben. Sie dursten ihm auch ihre wünsche persönlich vortragen, wenn den König die Gicht plagte, beschäftigte er sich damit, die längsten seiner Leibgrenadiere abzumalen. Eine Anzahl dieser Bilder mit der Unterschrift des Königs „Gemalt unter großen Schmerzen" ist jetzt noch vorhanden. In Potsdam, das Friedrich Wilhelm sehr liebte, und das er erst zu einer ansehnlichen Stadt gemacht hat, errichtete er ein großes Militärwaisenhaus. — Für die Verteidigung des Landes wurde durch Ausbau der Festungen Spandau, Küstrin und Magdeburg gesorgt. 3. Friedrich Wilhelm I. als Landesvater, a) Verwaltung, wenn der König zur Besichtigung der Truppen im Lande umherreiste, achtete er mit scharfen Bugen darauf, daß seine Beamten treu ihre Pflicht erfüllten; unfähige und unehrliche setzte er rücksichtslos ab. Um so sparsam wie möglich zu wirtschaften, richtete er die Oberrechnungskammer ein, die sämtliche Ausgaben der Verwaltung genau nach- prüfen mußte. In der Behörde, die an der Spitze der verschiedenen Verwaltungs- zweige stand, dem „Generaldirektorium", führte er selbst den Vorsitz. Bus diese weise gelang es ihm, überall musterhafte Ordnung herzustellen und einen gewissenhaften Beamten- stand zu schassen. Die Steuerfreiheit der Kittergüter hob Friedrich Wilhelm l. aus, obgleich sich der Adel, besonders in Ostpreußen, heftig dagegen sträubte. Den Städten nahm er das Kecht, sich selbst zu verwalten; die Bürger konnten ihm aber bestimmte Männer als Bürgermeister vorschlagen. Bus den Dörfern vertraten die Edelleute oder die Pächter der königlichen Güter die Obrigkeit. — In der Kechtspflege verlangte der König schnelle Entscheidung der Prozesse. Gerichtliche Urteile, die ihm nicht gefielen, änderte er nicht selten eigenmächtig ab. b) Ackerbau. Als viele Tausende protestantischer Bewohner des Bistums Salzburg ihres Glaubens wegen die Heimat verließen, bot ihnen Friedrich Wilhelm l. in seinem Lande eine Zuflucht. In Ostpreußen, das durch die Pest fast entvölkert Zranke-Schmeil, Nealienbuch. Ausg. A. I. Geschichte. 2. stuft. 6

5. Realienbuch - S. 55

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 55 Ii. Rudolf von Habsburg 1273—1291. 1. Die Kötfendstijl. His nach dem Untergange der Hohenstaufen ausländische Fürsten, die sich um Deutschland nicht kümmerten, die deutsche Krone trugen, und als Un- ordnung und Gewalttaten überhand nahmen, forderten Geistliche und Städte die Wahl eines neuen Kaisers. Die deutschen Fürsten aber waren mit dem rechtlosen Zustande ganz einverstanden, weil sie sich an Ueichsgut ungehindert bereichern konnten. Schließlich drohte der Papst, allein einen Kaiser einzusetzen. Da wählten die Fürsten den Grasen Nudolf von Habsburg. Er war in der Schweiz reich begütert, gehörte aber nicht zu den mächtigsten Landesherrn (Gedicht: Der Graf von Habsburg), vorher mußte er überdies den Kurfürsten feierlich versprechen, bei wichtigen Ungelegenheiten sie immer erst um ihren Kat und ihre Zustimmung zu fragen. Zeine Wahl verdankte er besonders seinem Schwager, dem Burggrafen Friedrich Ul. von Nürnberg aus dem Hause hohenzollern. 2. Rudolfs Person. Rudolf war ein willensstarker Herrscher, der bei allen Dingen seinen eigenen Vorteil im Uuge behielt. Er war von hohem Wüchse, hatte ein ernstes, blasses Gesicht und eine stark gebogene Nase. Eine gelehrte Bildung war ihm nicht zuteil geworden. Er konnte nur deutsch sprechen und ließ auch seine Briese und Urkunden gewöhnlich deutsch abfassen, vor der Kirche besaß Nudolf tiefe Ehrfurcht, den Geistlichen erzeigte er häufig große Wohltaten. In seinem Wesen war er einfach, im Essen und Trinken überaus mäßig. Zein unscheinbares Gewand flickte er im Felde wohl selbst; auf Kriegszügen teilte er alle Unstrengungen und Gefahren des Heeres. Bei dem Volke war er deshalb beliebt; von den fahren- den Leuten wurde er aber wegen seiner Zparsamkeit vielfach in Liedern verhöhnt („und er gibt nichts!"). 3. Rampf mit Ottokar von Böhmen. König Ottokar von Böhmen war damals der mächtigste Fürst im Neiche und ein tüchtiger Kriegsheld. Während der kaiserlosen Zeit hatte er die alte deutsche Ostmark (5. 23, e; Österreich, Zteiermark, Kärnten und Krain) mit seinen Erbländern Böhmen und Währen eigenmächtig vereint. Er wäre gern selbst deutscher Kaiser geworden und erkannte daher Nudolf, den er als armen Grafen verspottete, nicht an; zur Krönung in Uachen war er nicht erschienen. Uls der Kaiser die Neichsländer von ihm zurückforderte, gab er sie erst nach langem Zögern heraus, von einer Zusammenkunft, zu der Ottokar mit großem prunk, der Kaiser aber sehr einfach erschienen sein soll, ritt Ottokar voll Groll hinweg und rüstete sich gegen Nudolf zum Kriege. Es kam zu der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde (1278), in der der Burggraf von Nürnberg die Sturmfahne des Reiches trug. Der Kaiser blieb Zieger. Ottokar wurde gefangen genommen und von einem Ritter, dessen verwandte er früher hatte hinrichten lassen, aus Nache getötet. 4. Rudolf begründet die habsburgische haurmacht. Nudolf gab die frei- gewordenen Neichslehen Österreich, Zteiermark und Krain mit Einwilligung der Kur- fürsten seinen Zähnen und gründete damit die hausmacht der Habsburger. Er ver- mehrte seinen Landbesitz auch noch dadurch, daß er seine Kinder mit reichen Fürstinnen oder mächtigen Fürsten verheiratete. Zeine Nachkommen machten es wie er, so daß das Zprichwort entstand: „Du glückliches Österreich, heirate!" 4 *

6. Realienbuch - S. 56

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
56 Geschichte. I 5. Rudolfs wirken für das Reich. Das Raubrittertum suchte Rudolf im Reiche zu unterdrücken. Besonders in seinen eigenen Ländern und in Thüringen ließ er zahlreiche Burgen zerstören und viele Raubritter hinrichten. Rls vornehme Fürsprecher ihn einst baten, nicht „adlig Blut" zu vergießen, sprach er: „Rdlig Blut habe ich nicht vergossen, sondern Diebe, Räuber und Mörder gerichtet." — Die zahlreichen Rümpfe, die die Fürsten untereinander ausfochten, verhinderte Rudolf feiten; er bestimmte aber, daß der Rn- greifer seinen Gegner wenigstens drei Tage vor dem Beginn der Feindseligkeiten be- nachrichtigen sollte. — Unter Rudolfs Regierung wurde verordnet, daß die Rlagen bei Gericht schriftlich angebracht werden sollten. Da die Deutschen von alters her ge- wohnt waren, vor Gericht mündlich zu verhandeln, und da nur wenige Leute schreiben konnten, so wurde durch diese Bestimmung die Rechtspflege verschlechtert. Um Italien kümmerte sich der Uaiser nid)t; er verglich es mit der Löwenhöhle, in die viele Zpuren hinein, aber keine wieder herausführten. Zeit Rudolfs Zeit nannten sich die deutschen Röntge wohl noch „römische Raiser", aber oberste Zchutz- und Zchirmherren der ganzen Thristenheit waren sie nicht mehr. 6. Rudolfs Ende. Um die Einnahmen zu erhöhen, hatte Rudolf den Reichs- städten Zteuern auferlegt. Darüber waren die Bürger unwillig, da sie nicht allein besondere Rbgaben entrichten wollten. Ruch die Fürsten waren aus den Raiser er- zürnt, weil er seine kfausmacht vergrößerte. Zie wählten daher seinen herrischen Zahn Rlbrecht nicht zu seinem Nachfolger, obgleich es Rudolf sehr wünschte. Erbittert über das Fehlschlagen seiner Hoffnungen, starb Rudolf von kfabsburg 1291 in Germersheim. Er liegt in Zpeyer begraben. 7. Habsburger und Schweizer. In der Schweiz hatten die Habsburger große Besitzungen und übten über die dort noch zahlreichen freien Bauern die Grafengewalt (oberstes Gericht) aus. Obgleich sie milde Herren waren, suchten die Schweizer sich seit der Zeit Rudolfs völlig unabhängig zu machen. Die Städte Uri, Schwyz und Unterwaiden schlossen einen Bund, aus dem allmählich die Schweizer Eidgenossenschaft entstand. Es kam zwischen ihnen und den Habsburgern zu offenen Streitigkeiten, in denen die österreichischen Ritterheere mehrmals vollständig geschlagen wurden. Die Schweizer Bauern wurden völlig unabhängig und verteidigten auch später ihre Freiheit erfolgreich gegen mächtige Nachbarn. Diese Rümpfe haben zu der Sage von Wilhelm Teil Rnlaß gegeben. Ii l. Kaiser aus verschiedenen Däusern. l. Ludwig von Bayern und Friedrich derschöne von Österreich 1314—1347 (1314—1330). In den 150 Jahren, die auf den Tod Rudolfs von Habsburg folgten, regierten Raiser aus verschiedenen Fürstenhäusern. Im Jahre 1514 konnten sich die Rurfürsten über die Raiserwahl nicht einigen: die einen wählten Ludwig von Bayern, die andern Friedrich den Schönen von Österreich. Zwischen beiden Fürsten, die miteinander verwandt und von Jugend auf Freunde waren, brach nun der Rrieg aus. Bei Mühldorf am Inn kam es 1322 zur entscheidenden Schlacht. Durch die Tapferkeit des Burggrafen Friedrich Iv. von Nürnberg, der mit einer Ritterschar dem Feinde zur rechten Zeit in die Flanke fiel, siegte Ludwig, und Friedrich wurde gefangen. Sein Bruder aber setzte für ihn den Rampf fort. Um die Freiheit zu er- langen, versprach Friedrich, auf die Rrone zu verzichten und seinen Bruder zu überreden, die Waffen niederzulegen. Er wurde auch aus der Gefangenschaft entlassen. Rls er indessen seinen Bruder nicht zum Frieden bewegen konnte, kehrte er freiwillig in die Gefangenschaft zurück. Gerührt hierdurch, teilte Ludwig mit ihm von nun an die Regierung. Friedrich starb aber schon im Jahre 1330.

7. Realienbuch - S. 78

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
78 Geschichte. I Mark senden. In einer von ihm veranlaßten Flugschrift heißt es daher: „was sind Rhein, Elbe, Oder, Weserstrom heute anders als fremder Nationen Gefangene? Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" — Das dem brandenburgischen Hause gehörige schlesische Fürstentum Fägerndorf, dessen Herzog während des Rrieges vertrieben worden war, behielt der Raiser widerrechtlich für sich. 5. Einrichtung einer einheitlichen Verwaltung. Zur Unterhaltung des Heeres waren große Geldsummen erforderlich. Das Recht aber, Steuern auszuschreiben, be- saßen in den einzelnen Landesteilen, von denen jeder eine andre Verwaltung und Besteuerung hatte, die Stände, d. h. die Vertreter des Adels und der Städte. Sie weigerten sich nicht selten, Steuern zu bewilligen, oder wälzten sie auf den Bauern- stand ab, während sie selbst abgabenfrei blieben. Besonders die ostpreußischen Stände wollten nicht zu den allgemeinen Rosten beitragen und pochten auf alte Vorrechte. Der Rurfürst mußte gegen ihre Führer schließlich Gewalt anwenden. Dann wurde in allen brandenburgischen Besitzungen unter der Aufsicht kurfürstlicher Beamten für die Städte eine Verbrauchssteuer auf Mehl, Bier und Tabak, für das flache Land dagegen eine Grundsteuer d. h. Ackersteuer eingeführt. So mußten alle, auch Adel und Bürger, zu den allgemeinen Lasten beitragen. Die Einnahmen flössen in die gemeinsame Staats- kasse. Indem Friedrich Wilhelm die Macht der Stände brach und eine einheitliche Verwaltung für alle seine Lande von Ostpreußen bis Rleve einrichtete, ist er der Begründer des brandenburgisch-preußischen Staates geworden. 6 Friedrich Wilhelm wird in Preußen unabhängiger herzog. Im Jahre 1656 brach zwischen Polen und Schweden ein Rrieg aus. Friedrich Wilhelm hätte die unwürdige polnische Lehnshoheit über Preußen, die dem Grdenslande einst mit Gewalt aufgezwungen war, gern abgeschüttelt (S. 76). Aber auch die Schweden waren dem Rurfürsten nicht freund- lich gesinnt und hatten bisher immer versucht, ihn in seinen Rechten auf Pommern zu ver- kürzen. Obgleich Friedrich Wilhelm also keinen Anlaß hatte, den polen oder Schweden zu helfen, mußte er sich an dem Rriege beteiligen,- denn das Herzogtum Preußen lag zwischen den beiden Gegnern. Tat er es nicht, so wurde Preußen verwüstet und von dem Sieger jeden- falls behalten. Unter dem Zwange der Verhältnisse tratfriedrichwilhelm auf Schwedensseite, und die Polen wurden von den vereinten Schweden und Brandenburgern in der dreitägigen Schlacht bei Warschau geschlagen. Schon hierbei hatten sich dieschweden nicht als ehrliche Bundesgenossen erwiesen nach dem Siege ließen sie sogar den Rurfürsten im Rampfe gegen polen allein. Da trat Friedrich Wilhelm kurz entschlossen auf des Polenkönigs Seite. Dieser sicherte ihm dafür die Befreiung von der Lehnshoheit über Preußen, sowie die Lande Lauen- burg und Bütow zu, die früher zu Hinterpommern gehört hatten. Diese Abmachungen wurden im Frieden von Gliva 1660bestätigt. So war der Rurfürst unabhängiger herzog von Preußen und damit ein selb st ändigereuropäischerlandesherr geworden. Ludwig Xiv. von Frankreich. Frankreich war damals das mächtigste Land Europas. Rönig Ludwig Xiv. führte eine glänzende Hofhaltung, die von vielen deutschen Fürsten nachgeahmt wurde, so daß französische Sitten, französische Rleidertracht und Sprache in Deutschland eindrangen. — Um sein Reich zu vergrößern, mißbrauchte Ludwig Xiv seine Macht zu „Raubkriegen" gegen die Niederlande und Deutschland. Die Schwäche des deutschen Reiches be- nutzteer, um mitten im Frieden Straßburg an sich zu reißen (1681). Die schöne deutsche Rhein- pfalz ließ er in eine Wüste verwandeln und die wehrlosen Städte Speper, Worms, Heidelberg u. a., sowie über 1000 Dörfer niederbrennen. Nicht einmal die alten deutschen Raisergräber in Speper blieben verschont. Das herrliche Heidelberger Schloß wurde in die Luft gesprengt. Don dieser Zeit an sah das deutsche voll die Franzosen als seine Erbfeinde an. — Ludwig Xiv. hob auch das Edikt

8. Realienbuch - S. 115

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
1 Geschichte. 115 Frankfurt a. Itt. zusammen und forderten das ganze deutsche Volk auf, Abgeordnete zu wählen und nach Frankfurt zu einer Nationalversammlung zu senden. Der Bundestag ($. 111, 12) konnte die Wahlen nicht hindern, und die einzelnen Staaten ließen sie zu. Ungefähr 600 Abgeordnete versammelten sich in der Paulskirche in Frankfurt. Der Bundestag wurde für aufgelöst erklärt und eine Reichsverfassung beraten, nach der das geeinte Deutschland regiert werden sollte. Auch eine deutsche Kriegsflotte wurde aus freiwilligen Beiträgen gegründet. — Bald aber bildeten sich in der National- versammlung zwei Gruppen, von denen die eine (Österreich, die andre Preußen die Führung des Reichs übertragen wollte. Schließlich erlangte die preußische Partei die (Oberhand, und man wählte den Röntg von Preußen zum erblichen deutschen Raiser. Friedrich Wilhelm Iv. lehnte die Raiserkrone jedoch ab, weil sie ihm ohne das Ein- verständnis der Fürsten vom Volke allein angetragen wurde. Die von der National- versammlung beratene Reichsversassung wurde von den meisten deutschen Staaten nicht angenommen. Das Volk wollte die Regierungen dazu zwingen, und in Sachsen und Baden brachen deshalb große Ausstände aus. Sie wurden aber mit Hilfe preußischer Truppen bald unterdrückt. Die Nationalversammlung loste sich schließlich auf; ihr ver- such, eine Einigung Deutschlands herbeizuführen, war gescheitert. Die Schisse der kaum gegründeten deutschen Kriegsflotte wurden öffentlich versteigert. 5. Friedrich wilhelmziv. Einigungrversuch. Daversuchtefriedrichwilhelmiv., dem deutschen Volke zu seiner Einigung behilflich zu sein. Er berief deshalb eine neue, aus Volkswahlen hervorgegangene Abgeordnetenversammlung nach Erfurt und lud die deutschen Fürsten zu einer Beratung nach Berlin ein. Aber (Österreich arbeitete ihm mit den süd- deutschen Staaten entgegen. Es suchte den Bundestag, sowie die alten Zustände, die der wiener Rongreß geschaffen hatte, wiederherzustellen. Als Friedrich Wilhelm dem hessischen Volke, dessen Rurfürst die Verfassung seines Landes schmählich mißachtete, zu seinen Rechten verhelfen wollte, drohte ihm (Österreich mit Rrieg. Der Röntg fühlte sich aber nicht stark genug, denwasfengang zu wagen. Im vertrage zu Glmütz beugte er sich vor (Österreich, willigte ein, daß der Bundestag wiederhergestellt wurde, und gab die versuche, Deutschland zu einigen, endgültig auf. So endeten des Rönigs Bemühungen mit einer schweren Demütigung Preußens. Seit dem vertrage von Glmütz verzichtete Friedrich Wilhelm Iv. darauf, eine führende Stellung in Deutschland einzunehmen. Der alte Gegensatz zwischen (Österreich und Preußen blieb; die süddeutschen Staaten schlossen sich an (Österreich, die norddeutschen Rleinstaaten an Preußen an. — Zum Vertreter Preußens beim Bundestage ernannte der Ronig den Herrn von Bismarck. 6. Zchlerwig-Holstein. Seit Jahrhunderten waren die dänischen Herrscher zu- gleich herzöge von Schleswig-Holstein (5.68,5). Es war diesen deutschen Ländern indessen gelobt worden, daß sie selbständig verwaltet werden und ,,auf ewig ungeteilt" bleiben sollten. Im Jahre 1848 versuchten aber die Dänen, Schleswig ihrem Lande einzuverleiben und den Bewohnern die dänische Sprache aufzudrängen. Da griffen die Schleswig- Holsteiner mutig zu den Waffen. Preußen unterstützte sie und ließ Truppen einrücken, von denen die Dänen mehrmals besiegt wurden. Bald mischten sich jedoch fremde Staaten ein, und Preußen wurde im Vertrage zu Glmütz von (Österreich gezwungen Schleswig-Holstein seinem Schicksale zu überlassen. 7. Friedrich Wilhelm Iv. gründet eine preußische Flotte, während des Rampses gegen Dänemark waren preußische Handelsschiffe von der dänischen Flotte weggenommen worden, ohne daß es Preußen hatte hindern können. Da beschloß Friedrich Wilhelm Iv.,

9. Realienbuch - S. 126

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
126 Geschichte. I 8. Die Zriedenrzeit. a) Deutschlands Weltstellung, „allezeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben des Friedens" hatte Kaiser Wilhelm am 18. Januar 1871 in Versailles versprochen. Siebzehn Jahre hat er an der Spitze des Reiches gestanden, sür die ganze Welt ein Schirmherr des Friedens. Beraten von seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, rvahrte er dem deutschen Volke die geachtete Stellung, die es sich unter blutigen Opfern erkämpft hatte. — Ruf Einladung Deutschlands traten Gesandte aller gebildeten Völker zusammen und gründeten 1874 den Weltpostverein. Durch ihn wurde es ermöglicht, für billigen Preis Briefe usw. nach allen Teilen der Erde zu senden. — ctls nach einem Feldzuge Rußlands gegen die Türkei 1877/78 wegen der Friedensbedingungen zwischen den Völkern Europas Krieg auszubrechen drohte, lud Fürst Bismarck Vertreter der europäischen Staaten zu dem Berliner Kongresse ein. i)ier wurden unter seinem Vorsitze die Verhältnisse der Balkanhalbinsel geordnet und die Streitigkeiten bei- gelegt. — Unablässig war der große Kaiser bemüht, das Heer und die neugegründete kaiserliche Flotte, in der die preußische Kriegsflotte aufgegangen war, schlagfertig zu erhalten. Die Festungen Rietz und Straßburg wurden durch Rußenwerke verstärkt, die Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshafen ausgebaut. — mit Österreich schloß Fürst Bismarck 1879 ein Bündnis, dem später auch Italien beitrat. Dieser Dreibund erwies sich im Saufe der Jahre als ein mächtiger Hort des Friedens. — Unter dem Schutze des Reiches nahm der Seehandel einen ungeheuern Rufschwung. Um den Verkehr zwischen Uord- und Ostsee zu erleichtern und in Kriegszeiten der deutschen Flotte eine schnelle Vereinigung zu ermöglichen, wurde der Bau des Rordostsee-Kanals in Rngriff ge- nommen. — Im Iahre 1883 erwarb Deutschland seine ersten Kolonien und suchte bannt nachzuholen, was es in der traurigen Zeit der deutschen Uneinigkeit versäumt hatte, wenn auch die wertvollsten überseeischen Länder sich schon in den Händen andrer Völker befanden, so besitzt Deutschland doch in Togo, Kamerun, Südwestafrika, Ostafrika, Neu- guinea und den Südseeinseln Gebiete, die eine große Zukunft versprechen. b) Der innere Rusbau. Mit der Sorge um Deutschlands Weltstellung ging der innere Rusbau des Reiches Hand in Hand. Eine einheitliche Gerichtsverfassung wurde eingeführt und als oberster Gerichtshof das Reichsgericht in Leipzig eingesetzt. — In Preußen wurden die Eisenbahnen, soweit sie sich noch im Besitze von Gesellschaften befanden, vom Staate gekauft und unter einheitliche Verwaltung gestellt. — Mit der fortschreitenden Gründung von Fabriken wuchs die Zahl der Menschen, die in ihnen Beschäftigung fanden; die Rrbeiterklasse wurde durch Zuzug vom Lande allmählich die zahlreichste im Reiche. Da der Rbsatz der Ware oft Schwankungen unterworfen ist und bei geringem verkaufe nicht selten Leute entlassen wurden, so geriet der Rrbeiter rnit seiner Familie in eine unsichere Lebenslage und mußte besonders in Tagen der Krank- heit oft Rot leiden. Da richtete Kaiser Wilhelm 1881 an den Reichstag die Aufforde- rung, zur Besserung der Lage der Rrbeiterklasse besondere Gesetze zu beraten. So ent- standen das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz. wichtige Gesetze des neuen deutschen Reichs. 1) Gesetz über die Freizügigkeit (1868): Zeder Deutsche darf innerhalb des Reichs seinen Wohnsitz nehmen, wo er will. 2) Gesetz über den Unterstützungswohnsitz (1870): Wer in eine hilflose Lage gerät, muß von der Gemeinde, in der er zuletzt ununterbrochen 2 Zähre lang gewohnt hat, unterstützt werden. 3) Haftpflichtgesetz (1871): wenn jemand beim Betriebe der Eisenbahnen, Bergwerke und Fabriken verletzt oder getötet wird, so ist der Unternehmer haftpflichtig und muß den Der-

10. Realienbuch - S. 128

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. Herrscher der Erde, zu beglückwünschen. — Rber auch das Leid verschonte den hochbetagten Kaiser nicht. Von tiefem schmerze wurde er ergriffen, als fein einziger Sohn an einem schweren hals- leiden erkrankte und in dem milderen Blima Ita- liens Heilung suchen mußte. 10. Sein Heimgang. Bis in das höchste Greisenalter hinein hatte Gott dem Kaiser die Rüstigkeit erhalten. Noch als hoher Rchtziger konnte kvilhelm I. das Roß besteigen, um seine Truppen zu besichtigen; schließlich aber machte sich doch die Schwäche des Rlters geltend. Rach seinem 90. Geburtstage kränkelte Kaiser Wilhelm häufig, und im März 1888 nahte das Ende. Da fein Sohn noch in Italien weilte, besprach er im Beisein des Fürsten Bismarck mit seinem Enkel, dem Prinzen Wilhelm, die Zukunft des Reiches und gab ihm feine Ratschläge. Ruf die Bitte, sich zu schonen, äußerte er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!" Roch auf dem Sterbebette unterschrieb er ein wichtiges Schriftstück, das ihm Fürst Bismarck vorlegte. Rm 9. März 1888 schloß Kaiser Wilhelm im Glauben an seinen Erlöser für immer die Rügen. Mit banger Befürchtung hatte man im ganzen deutschen Vaterlande die Berichte vom Brankenlager erwartet und tiefe Trauer ergriff bei der Todesnachricht die herzen. Die Erinnerung an die ehr- würdige Greisengestalt Kaiser Wilhelms I. wird im deutschen Volke unauslöschlich fort- dauern. „Lebe wohl, alter Kaiser!" stand oben am Brandenburger Tore angeschrieben, als der Zug mit der Leiche des ersten Deutschen hohenzollernkaisers die Stadt Berlin verließ. 11. Kaiserin Augusta. Baiserin Rugusta war ihrem Gemahle in Freud und Leid eine verständnisvolle Gefährtin, ihrem Volke eine echte Landesmutter. Ihre schönste Rufgabe erblickte sie darin, Rot zu lindern und Tränen zu trocknen. Rrmen-, Branken- und Waisen- häuser, Volksküchen und viele andre Wohltätigkeitsanstalten sind auf ihre Veranlassung errichtet worden. Eine besonders rege Liebestätigkeit entfaltete sie während der Feld- züge, als es galt, den Tausenden von verwundeten und Branken Hilfe zu spenden. Um die Pflege im Briege in feste Ordnung zu bringen, gründete sie den vaterländi- schen Frauenverein, der bei Rusbruch eines Brieges Lazarette, Rrzte und Branken- pflegerinnen in das Feld sendet. Schon 1870 hat er außerordentlich segensreich gewirkt und dazu beigetragen, daß viele verwundete und kranke Soldaten die Gesundheit wieder- erlangt haben. — Hm liebsten hielt sich die Baiserin Rugusta in Boblenz auf, wo sie am Rheine schöne Gartenanlagen geschaffen hat. In ihrem hohen Rlter traf sie mancherlei Leid; im Jahre 1888 verlor sie den unvergeßlichen Gemahl und wenige Monate später den einzigen Sohn. In Gottergebung hat sie das ihr auferlegte Geschick getragen, bis sie, zwei Jahre später, 78 Jahre alt, von der Erde abgerufen wurde. Sie liegt neben. Wilhelm I. zu Tharlottenburg begraben. 128 Kaiserin Viktoria.
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