Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geographie - S. III

1857 - Leipzig : Klinkhardt
Vorwort. /^/te Pflicht der Dankbarkeit erfordert es, daß ich dieser zweiten Auflage meiner Geographie ein, wenn auch nur kurzes Wort voraus- gehen kaffe. Von verschiedenen Seiten sind mir so viel freundliche Bemerkungen und beachtenswerthe Winke über mein Merkchen zuge- gangen, daß ich mich gedrungen fühle, allen Denen, die auf eine so wohlwollende Weise meine Arbeit ihrer Aufmerksamkeit gewürdigt haben, den innigsten Dank auszusprechen. Der Umstand, daß ich manchen der erhaltenen Rathschläge nicht nach richtigem Verständ- niß benutzt haben könnte, verbietet mir, hier Namen zu nennen und sie als Autoritäten für mich anzuführen. Dem Danke, welchen ich darzubringen schuldig war, mögen nur einige wenige Bemerkungen über meine Schrift selbst folgen. Sie soll — das ist ihr hauptsächlichster Zweck — aus dem großen Gebiete der geographischen Wissenschaften das bieten, was einem gebildeten Menschen im Allgemeinen zu wissen, nothwendig sein dürfte. Daher wird sie, wenn ich diesen Zweck erreicht haben sollte, für die Lehrer, denen ausreichend Zeit zur Förderung allgemeiner Bildung geboten ist, den Stoff enthalten, welchen sie zu verarbeiten haben, und den Lehrern, welchen die kurz zugemessene Unterrichtszeit Beschränkungen auflegt, jedenfalls die Auswahl erleichtern. Diese Erleichterung beruht besonders mit darin, daß in den allgemeinen Betrachtungen über die Erde, über die einzelnen Erdtheile und unser deutsches Vaterland das für fast alle Schulen Nothwendige zusammen- gefaßt ist. In der Zusammenstellung und Darlegung des Stoffes glaube ich nicht unmcthodisch verfahren zu sein, doch kann mein Buch nicht als eine Anweisung für die Methodik des geographischen Unterrichts be-

2. Geographie - S. IV

1857 - Leipzig : Klinkhardt
Iv zeichnet werden. Es setzt die Heimathsknnde und die Behandlung des engern Vaterlandes voraus, und dann fehlen ihm auch die Beziehungen, die man beim Unterrichte möglichst überall auf dasselbe nehmen muß. Ob mau, wenn das engere Vaterland Berücksichtigung gefunden hat, noch weiter dem Gange vom Nahen zum Fernen folgen oder nun vom Allgemeinen in immer enger werdenden Kreisen auf die Heimath zurückgehen will, wird dem Gebrauche meines Werkchens keinen Eintrag thun. In der Darstellung habe ich mich ganz besonders bemüht, den Anforderungen, welche dem Grundsätze der Anschaulichkeit ge- mäß sind, zu genügen. Die Benutzung von Kartenwerken und an- deren Veranschaulichungsmitteln darf dabei freilich nicht ausgeschlossen bleiben. Wenn ich die Klarheit der Darstellung als das vorzüg- lichste Mittel ansehe, den Unterricht anziehend zu machen, so habe ich doch auch nicht verabsäumt, durch Beachtung verschiedener interessanter Gesichtspunkte den Schüler für den Unterricht zu ge- winnen. Die den Ländern und Städten beigefügten Einwohnerzahlen rc. sollen nur als kurzer Ausdruck ihrer Größe dienen, nicht aber zu einer nutzlosen Beschwerung des Gedächtnisses werden. Bei diesen Angaben sind zwar die neuesten größeren geographischen Werke benutzt worden, dennoch muß ich um' Nachsicht bitten, wenn ich hier und da der Wahrheit nur nahe gekommen bin. Möge diese zweite Auflage meines Werkchens dieselbe wohl- wollende Aufnahme finden, welche die erste, wider mein Erwarten, gefunden hat. Der Verfasser.

3. Geographie - S. 1

1857 - Leipzig : Klinkhardt
-hfit J>ii ffi f 31. ::j still .uih ffftffl U 2 - Unter den vielen Beweisen der unendlichen Liebe des Schöpfers zu den Menschen ist es besonders auch die Schönheit und Herrlichkeit der Natur, worin diese Liebe sich offenbart. Wer hätte nicht schon das wonnige Gefühl empfunden, das der Anblick einer reizenden Gegend, die im hellen Sonnenglanze vor uns liegt, in uns heranfzanbert! Ans der Ebene erheben sieh die Berge hier steil, dort sanft, besäet an ihren Abhängen mit Feldern und Wiesen, bewachsen mit Bnsch und Wald auf ihren Gipfeln, und werfen die goldnen Strahlen der Sonne oder ihren dunklen Schatten uns entgegen. Wir verlassen beim Er- bleichen der Sterne unsere friedliche Wohnung und wandern hinaus in frischer Morgenluft nach jenen fernen Bergen. Noch ruht die Natur in feierlicher Stille, und das Dämmerlicht beginnt erst, sie ans ihrem Schlafe zu wecken. Immer Heller malt sich der Himmel im Osten, die Nebel streichen fliehend über die Fluren, die Spitzen der Berge werden feurig golden und der muntere Gesang der Vögel begrüßt mit Jubel den Lichtquell des Tages, die aufsteigende Sonne. Dahin schreitend über grünende Wiesen, zwischen Feldern und Gärten, unter dicht belaubten Bäumen steigen wir höher und höher, bis auf dem Rücken der Berge eine freie Aussicht zur Ruhe uns einladet. Eine neue Gegend liegt vor unsern Blicken ausgebreitet. Die Berge ziehen sich wieder hinab wellenförmig in die Ebenen, begrenzen tiefe Schluch- ten oder sanfte freundliche Thäler. Licht und Schatten, der Glanz der Höhen und das Dunkel der Tiefen, giebt unserem Auge den wohl- thuenden Wechsel. In den Thälern rinnen Bäche, die an den Mün- dungen der Thäter in einander zu Flüßchen sich vereinigen und so dem Strome zueilen, der wie ein großes Silberband durch die Land- schaft sich hinwindet. Dörfer und Städte und ferne Thurmspitzen, die aus ihnen emporragen, erinnern an das Thun und Treiben der Men- schen in Mitten der Natur und ihrem Schaffen und Walten. Und, wenn tvir weiter wandern zu anderen Höhen und auf andere Berge, 1

4. Geographie - S. 5

1857 - Leipzig : Klinkhardt
5 die Erde und man nennt sie Himmelsachse. Um diese Linie bewegen sich also, und zwar ganz regelmäßig in etwa 24 Stunden, die Sterne. Die Sterne in der Nähe des Nordpols bewegen sich in kleinen Kreisen. Nach der Mitte der Himmelsachse zu werden die Kreise immer größer und die Sterne, welche gerade hier stehen, beschreiben die größten Kreise. Der größte Kreis, der also überall, in allen seinen Punkten, gleich- weit vom Nordpole und Südpole entfernt ist, heißt der Aeguakor des Himmels. Von hier werden die Kreise nach dem Südpole zu wieder kleiner und kleiner. Woher die Erscheinungen rühren, die sich uns darbieten, wenn wir nach R. oder S. reisen, mag uns später klar werden. Jetzt ge- nüge es, ein deutliches Bild von den täglichen Bewegungen der Sterne, wie sic bei uns sich darstellen, in uns aufzunehmen. ^ Der ganze Himmel erscheint also wie die innere Fläche einer großen hohlen Kugel, an welcher scheinbar die Sterne angeheftet sind. Mitten durch diese hohle Kugel geht vom Nord pole nach dem Südpole des Himmels die gedachte Himmelsachse und um diese dreht sich, wenigstens scheint es uns so, binnen ungefähr 24 Stunden regelmäßig das ganze Himmelsgewölbe. Wir erinnern noch, daß hiernach die Dahnen der Sterne parallel neben einander liegen und daß die Sterne, die in der Nähe der Pole in derselben Zeit kleine Kreise beschreiben, in welcher die Sterne am Himmelsäquator große Kreise durchlaufen, eine langsamere Bewegung zeigen müssen, als jene. Aus diesen Bemerkungen folgt auch, daß die Sterne immer eine gleiche Entfernung und eine gleiche Richtung gegen einander beibehalten. Sterne, die wir heute Abend etwa in der Form eines Dreiecks oder sonst wie bei einander stehen sehen, werden wir auch morgen Abend und immer so bei einander stehend finden. Sie behalten ihre Stellung zu einander fest bei und darum nennt man sie Fizetsierno. Daher ist es auch möglich gewesen, die Sterne in ge- willt Gruppen, Sternbilder genannt, einzutheilen. Wem sollte nicht das Sternbild des großen Wagens (großer Bär), in welchem vier Sterne die Räder und drei Sterne die Deichsel vorstellen, nördlich über uns bekannt sein! Neben ihm steht der kleine Wagen oder der kleine Bär, dessen letzter Dcichsclstcrn der Polarstern ist. Zwischen beiden hindurch zieht sich das Sternbild des Drachen. Freilich sind nicht alle Sternbilder gerade ihrem Namen so entsprechend wie diese.*) ) Man theilt gewöhnlich die Sternbilder in 3 Klassen ein: 1 Stern- des Thierkrrises «Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jung- fr.au» ®a9e/ Skorpion, Schütze. Steinbock, Wassermann, Fische); 2) Stern- ^er Alten und zwar a) die nördlichen (Cassiopeia, Andromeda, nördliches Dreieck, Perseus mit dem Medusenkopfe, Fuhrmann mit der Ziege, großer und kleiner Bär, nördlicher Drache, Bootes, nördliche Krone, Herkules, Schlangentrager, Schlange deß Ophiuchus, Leier mit dem Geier, Adler, Schwan, Pfeil, Delphin, kleines Pferd, Pegasus und Cepheus), d) die südlichen (Wall- mch, großer und kleiner Hund, große Wasserschlange, Becher, Rabe, Wolf, Centaur, Schiff Argo, südliche Krone, südlicher Fisch, Hase, Altar, Fluß Eri- banus und Arion); 3) die neueren Sternbilder lrennthier, Erntehüter,

5. Geographie - S. 7

1857 - Leipzig : Klinkhardt
Erste Beobachtung. Was geschieht aber, wenn wir auf der Anhöhe, auf der wir standen und von der ans wir unsere Horizontas- flache überschauten, weiter wandern, etwa nach einer Höhe, die am Horizonte unsere Aussicht hemmte? Indem wir wandern, werden ferne Gegenden hinter uns verschwinden und vor uns andere auftauchen, und wenn wir auf jener andern Höhe angekommen sind, wird eben so wieder ein Theil der Erdflache sich um uns her ausbreiten, nur theilwcise ein anderer, als auf unserem ersten Standpunkte. Und wenn wir jetzt noch weiter reisten, und wenn wir auf der ganzen Erde herumreisten, auf jedem Standpunkte wird sich dieselbe Erscheinung wiederholen, nur daß freilich auf jedem Punkte unser Horizont wie- der ein anderer ist. Schon diese Beobachtung, die man auf Reisen zu machen Ge- legenheit hat, überzeugt uns von der Unmöglichkeit, daß die ganze Erde eine Scheibe sei. Wäre die Erde wirklich eine Scheibe, dann müßte man auch überall, wenigstens von hohen Bergen aus, die ganze Erde überschauen können. Hohe Berge, die hundert und mehr Mei- len von uns entfernt wären, müßte man im Glanze der Sonne liegen sehen. Nirgends auf der Erde hat man aber eine so weite Aussicht.*) Woher kommt das? Wer kann sich denken, welche Gestalt die Erde haben muß, damit überall, wir mögen stehen, wo wir wollen, ein kleiner Theil der Erde wie eine Scheibe um uns herum liegt? Zweite Beobachtung. Doch wir erinnern, um die wahre Gestalt der Erde zu erforschen, noch an eine zweite Beobachtung, auf welche vorhin schon hingewiesen worden ist. Wenn Jemand von uns aus weiter nach Süden reist, so bekommt er Sterne zu sehen, die wir bei uns nicht sehen. Diese Sterne tauchen vor ihm am Horizonte auf, und er erblickt sie immer höher am Himmel, je weiter er reist. Hinter ihm verschwinden dagegen immer mehr Sterne unter dem Ho- dem scheinbaren Horizonte gedacht werden, heißen Höhen kr eise. Sie werden, weil der Himmel als ein Gewölbe erscheint, um so kleiner, je weiter man sie vom Horizonte entfernt denkt. Der Bogen eines Vertikalkreises zwischen einem Punkte am Himmel und dem Horizonte heißt die sch e i n b a r e H ö h e dieses Punk- tes. Ein Punkt im Horizonte hat Null Grad Höhe, der Scheitelpunkt 90 Grad» — Am Horizonte unterscheidet man die sogenannten Weltgegenden: Ost, Süd, West, Nord, deren mittelste Punkte Ost-, Süd-, West-, Nordpunkt genannt werden. Der Punkt des Horizonts, in welchem die Sonne am 21. März und 23. September aufgeht, ist der Ostpunkt; der, in welchem sie an diesen Lagen untergeht, der Westpunkt. Verbindet man beide in Gedanken durch eine gerade Linie und legt über dieselbe in unserem Standpunkte eine senkrechte Linie (Mittagslinie), so zeigt diese einerseits nach dem Südpunkte, andererseits nach dem Nordpunkte. — Zwischen den Hauptweltgegenden liegen be- kanntlich die Nebenweltgegenden: Nord- und Südost, Süd- und Nord- west; zwischen diesen und jenen die Neben-Nebenweltgegenden: Nord-Nordost, Ost-Nordöst, Ost-Südost rc. Auf der Windrose findet eine Eintheilung des Horizonts in 32 gleiche Theile statt. ') In einer Höhe von 50 Fuß beträgt der Halbmesser unseres Gesichts- kreises, natürlich eine Fläche ohne Erhöhungen vorausgesetzt, etwa 2 Meilen, bei 100 F. Höhe 2»/* M., bei 1000 F. 82/3 M., bei 10000 F. 27'/- M.. bei 20000 F. 384/s M. Je höher man steigt, einen desto größeren Theil der Erde überschaut man. Auch dieser Umstand weist auf die wahre Gestalt der Erde hin.

6. Geographie - S. 8

1857 - Leipzig : Klinkhardt
8 rizonte. Dieselbe Erfahrung ,nacht ein nach Norden Reisender. Wie könnte das aber möglich sein, wenn die Erde eine ebene Fläche wäre? Müßte man nicht an allen Orten der Erde dieselben Sterne erblicken? Man nehme nur nochmals Fig. 1. zur Hand und denke sich, die Scheibe ee sei die Erde als eine ebene Fläche. Man sieht dieselben Sterne im Norden und Süden über der Erdfläche, man mag stehen auf der Fläche, wo man will. Nur erst dann, wenn man bis an den Rand der Erdschcibe gekommen wäre und über den Rand hinab schaute, würde man auch andere Sterne zu Gesicht bekommen. Welche Gestalt muß demnach die Erde, wenigstens nach Süden und Norden zu habeu, wenn jene Erscheinung soll stattfinden können? Dritte Beobachtung. Wir schließen hieran gleich noch eine dritte Beobachtung. Gesetzt, cs hätten zwei Personen, die eine in Dresden, die andere in Wien, das viel weiter östlich liegt, als Dres- den, zwei ganz gl eichgehen de Uhren und beide beobachteten genau den wahren Aufgang der Sonne. Merkwürdiger Weise geht sie dem Beobachter in Wien eher auf, als dem in Dresden. Eben so ist cs für ihn eher Mittag, und eben so geht die Sonne eher für ihn unter, als für den Beobachter in Dresden. Und je weiter man so nach Osten geht, desto eher finden alle diese Erscheinungen statt. Wer z. B. mit einer genau gehenden Uhr von Aachen nach Berlin gereift ist, der wird sich wundern, daß hier beinahe eine halbe Stunde eher Mittag ist, als seine Uhr anzeigt, und daß die Berliner Uhren der seinigen um so viel voransgehcn. Die Bewohner von Berlin müssen also die Sonne eine halbe Stunde eher aufgehen sehen, als sie den Bewohnern von Aachen sichtbar wird. Ganz dasselbe ist der Fall, wenn man in gleicher Weise den Alls- und Untergang der Sterne beobachtet. Je tveiter man nach Osten kommt, desto eher gehen die Sterne für uns auf; je weiter nach Westen, desto später gehen sie unter. Wie geht das zu? Wir fragen wieder, wenn die Erde eine ebene Fläche wäre, müßte dann nicht die Sonne, sobald sie hinter der Erdscheibe hervorträte, in demselben Augenblicke von allen Bewohnern der Erde gesehen werden können, sobald nicht etwa Berge die Aussicht verdeckten? Durch eine Zeichnung kann man sich das leicht verdeut- lichen. Wir legen uns wieder die Frage vor, welche Gestalt die Erde auch nach Osten und Westen haben muß, damit diese Erscheinung ihre Erklärung findet. Vierte Beobachtung. Eine vierte Beobachtung kann man freilich nur in ebenen Gegenden oder noch besser auf dem Meere oder am Meere machen. Steht man nämlich am Ufer und beobachtet ein aufs Meer hinausfahrendes Schiff, so bemerkt man in der Ferne ein Bcrgabfahren des Schiffes, der untere Theil desselben verschwindet end- lich und man sieht nur noch die Mastbäume mit den Segeln. Später werden auch diese von unten nach oben zu mehr und mehr unsichtbar, bis zuletzt auch die höchsten Theile wie hinter einem Wasscrberge hinab- sinken. Kommt ein Schiff vom Meere her nach dem Ufer, so erblickt man von dem Schiffe zunächst nur die Flaggen und Segel und nach und nach erst das ganze Schiff, das wie hinter einem Wasscrberge herauf-

7. Geographie - S. 10

1857 - Leipzig : Klinkhardt
10 sich aber der Leser die Erde kugelförmig denken oder anzeichnen und sehen, ob nun nicht alle jene Beobachtungen ihre ganz natürliche. Er- klärung finden. Warum können wir aber nicht sofort, wenn wir uns umschauen, die Kugelgestalt der Erde bemerken? Man vergesse nicht, wie ungeheuer groß die Kugel ist, die wir unsere Erde nennen. Die Unterlage der Erde. Gewiß hat Manchen schon die Frage be- schäftigt, worauf denn die Erde eigentlich ruhe. Sreht sie auf einem dicken Gemäuer oder auf Säulen oder aus sonst Etwas? Wenn sie auf irgend Et- was stünde, so müßten doch wohl die Menschen, die ja überall, und nament- lich in unserem Jahrhunderte, nach allen Richtungen die Erdkugel bereist haben, einmal an diese Unterlage gekommen sein. Schon dieser Umstand, daß noch nie Jemand eine solche Unterlage erblickt hat, läßt uns an ihrem Vorhanden- sein zweifeln. Es ist aber auch ganz unmöglich, sich eine solche Unterlage zu denken. Denn gesetzt, wir nehmen an, die Erde stünde auf Säulen, so würde man doch gleich wieder fragen müssen, worauf stehen denn diese Säulen. Und bei jeder Antwort, die uns Jemand ertheilte, würde man sofort immer weiter fragen müssen und des Fragens würde kein Ende werden. Mithin ist für uns eine Unterlage der Erde ganz undenkbar. Kurz die Erde ruht auf Nichts. Sie schwebt frei als eine mächtig große Kugel, nur ge- tragen von der unsichtbaren Hand des Allmächtigen, im unend- lichen Weltenraume. Oben und unten. Die Erde ist also eine große Kugel. Wer wohnt nun aber oben, und welche Leute wohnen unten auf dieser Kugel? Wir wer- den geneigt sein, für uns das Oben in Anspruch zu nehmen. Wer aber von uns etwa nach London in England zieht, wird auch dort sprechen, er wohne oben. Und wenn Einer nach Amerika gegangen ist und dort, also beinahe aus der entgegengesetzten Seite der Erdkugel, seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat, wird ebenfalls noch meinen, er sei oben auf der Erde. Wir wohnen also überall oben, und alle Menschen wohnen oben, d. h. nicht unter, sondern auf der Erde. Man kann genau genommen von einem Oben und Unten bei der Erde gar nicht reden. Ja freilich, wenn wir eine Kugel in die Hand nehmen, so nennen wir die nach der Erde zugekehrte Seite allerdings die untere. Die Erde kann aber nicht gegen die Erde zugekehrt sein. Ueberall, wir mögen auf der Erde stehen, wo wir wollen, so sehen wir, wenn wir die Augen aufwärts richten, den Himmel über uns, und wenn wir sie abwärts richten, die Erde zu unseren Füßen. Ueberall stehen wir mit den Füßen auf der Erde und mit dem Haupte nach dem Himmel gerichtet. Der Himmel umgiebt ja die ganze Erde wie eine große hohle Kugel. Auf der Erde giebt es mithin kein Oben und kein Unten. Man müßte denn die nach der Sonne zugekehrte Seite der Erde die obere nennen wollen, dann wären wir am Tage oben und des Nachts unten. Die Anziehungskraft der Erde. Diejenigen Leute, die sich von dem Gedanken gar nicht loszureißen vermögen, daß es ein Oben und Unten geben müsse, können sich auch nicht wundern genug, daß nicht von der entgegengesetz- ten Seite der Erde Alles abfallen und in den Abgrund des Himmels stürzen sollte. Wie kann aber von der Erde Etwas abfallen, wenn sie mit ihrer anziehen- den Kraft*) Alles festhält! Alles wird nach der Erde zu gezogen. Wir mö- gen einen Stein in die Höhe werfen, an welchem Orte der Erde wir wollen, ihre anziehende Kraft wird ihn doch wieder zurückziehen; mit anderen Worten, er wird zur Erde zurückfallen. Und wir selbst mögen auf der Erde stehen, wo wir wollen, unser Fuß, unsere Hand, unsere Haare, unsere Kleider, Alles wird nach der Erde, wie wir anders sagen, nach unten zu gezogen und fest- gehalten werden. So lange demnach die Erde ihre anziehende Kraft behält, brauchen wir nicht zu fürchten, daß nur ein Stäubchen von der Erde ver- loren geht. *) Siehe Naturlehre 2. Aufl. von A. Berthelt §. 9.

8. Geographie - S. 15

1857 - Leipzig : Klinkhardt
15 werden immer mehr Sterne auf der linken Seite in den Gesichtskreis des Bewohners eines Punktes derselben treten, und auf der rechten Seite wird ein Stern nach dein andern untergehen. Kurz, wenn die Erde sich um sich selbst (um ihre Achse) dreht, so haben w i r dieselbe Erscheinung, als wenn der Sternenhimmel sich um die Erde bewegte. Jetzt entsteht nur uoch die Frage, welche von beiden Bewegungen die wahre ist und wie und wodurch wir die wahre Bewegung entdecken wollen. Airs unser Auge allein können wir uns hierbei nicht verlassen. Wir müs- sen daher einige Betrachtungen vornehmen, um herauszufinden, welche von den beiden Bewegungen die wahrscheinlichere ist. Wahrschcinli chkeitsgründe für die Achscndrchung (Ro- tation) der Erde. Erste Betrachtung. Die Sonne ist, wie sich später ergeben wird, mehr als eine Million mal größer, als unsere Erde, und von derselben 20 Millionen Meilen entfernt. Wenn daher die Sonne alle Tage um die Erde laufen sollte, so müßte sie jeden Tag einen Weg von mehr als 125 Millionen Meilen machen, demnach in jeder Mi- nute mehr als 86,000 Meilen zurücklegen. Was ist nun wahrschein- licher, daß sich die Erde in 24 Stunden um sich selbst dreht, oder daß die lva Million mal größere Sonne in dieser Zeit um die Erde stiegt? — Fast alle Sterne, die am Himmel stehen, sind noch weiter, millioncnmal weiter von der Erde entfernt, als die Sonne, die meisten mögen auch eben so groß und vielleicht noch größer sein, als die Sonne. Welchen ungeheuren Weg müßten alle die Tausende und Millionen von Weltkörpcrn jeden Tag zurücklegen, wenn sie sich alle und alle genau in derselben Zeit, um die Erde bewegen sollten, um die Erde, die im Verhältnisse zu ihnen fast winzig klein zu nennen ist! Was muß jeder unbefangene Bcurthcilcr hierzu meinen? Ja, als man die Sterne noch für kleine Lichter hielt und sie viel näher der Erde sich dachte, da war es allerdings nicht so ungereimt, an eine tägliche Bewegung derselben um die Erde zu glauben. Dieser Glaube mußte aber fallen, als man die wahre Größe der Sterne und ihre kaum denkbaren Entfernungen von der Erde kennen gelernt hatte. Nicht die Welt dreht sich um die Erde, sondern die Erde dreht sich nur um ihre eigene Achse. Unter der Achse der Erde hat man sich die gerade Linie mitten durch die Erde gezogen zu denken, um welche sich die Erde dreht. Ein Stab, welchen man mitten durch eine Kugel steckt und um wel- chen inan die Kugel dreht, wie eiu Rad um seine Achse, kann uns die Erdachse versinnlichen. Die beiden Endpunkte dieser Achse nennt man Pole, den nach Norden gelegenen, d. h. den nach dem Polar- sterne hin gerichteten, den Nordpol, den andern den Südpol der Erde. In welcher Richtung die Erdachse durch die Erde hindurch gehe» muß und nach welcher Richtung hin die beiden Pole liegen müssen, kann man sich leicht denken, da man ja weiß, daß die drehende Be- wegung der Erde von West nach Ost stattfindet. — Denkt man sich von beiden Polen überall glcichweit entfernt eine Linie um die Erde gezogen, die also die Erde in zwei gleiche Hälften, in eine nördliche

9. Geographie - S. 16

1857 - Leipzig : Klinkhardt
und eine südliche, theilen würde, so nennt man diese Linie den Aequator der Erde. An einer Kugel kann man sich das leicht deutlich machen, noch besser ist es aber, sich im Geiste über die Erde empor zu schwingen und sich das Alles an der Erde selbst vorzustellen. Zweite Betrachtung. Gehen wir in eine Töpferwerkstatt und lassen den Töpfer eine weiche Thonkugel auf die Drehscheibe setzen, so werden wir Gelegenheit haben, eine interessante Beobachtung zu machen. Der oberste und unterste Theil der Kugel stellen, da die Drehscheibe horizontal sich bewegt, die beiden Pole vor; eine Linie von einem Pole zum andern gezogen, die Achse. Horizontal um die Kugel herum liegt der Aequator. Setzt nun der Töpfer die Scheibe mit der Kugel in Bewegung, so werden wir bemerken, daß die weiche Thonkugel an den beiden Polen zusammengedrückt wird, die Achse sich also verkürzt, und daß die Kugel ain Aequator au Ausdehnung zunimmt. Man sagt, die Kugel plattet sich an den Polen ab. Bei jeder Kugel, die aus ciucr weichen Masse besteht und die man um ihre Achse schnell dreht, findet eine solche Abplattung an den Polen statt. Aller Wahrscheinlichkeit nach, ja mit Gewißheit kann man be- haupten, daß sich die Erde früher in einem solchen weichen, dickflüs- sigen Zustande befunden hat. Diejenigen, welche sich mit der Kennt- niß der Mineralogie und der Gebirgskunde beschäftigen, werden uns das vollkommen glaubwürdig nachweisen. Wenn nun aber die Erde wirklich sich um ihre Achse dreht, so muß auch früher, ehe die Erde zu einer festen Masse erstarrte, eine solche Abplattung, wie sie oben angegeben worden ist, an den Polen vor sich gegangen sein, und diese Form muß natürlich die Erde dann beibehalten haben. Könnte man nun nachweisen, daß die Erde wirklich diese Form hatte, so hatte man eine neue große Wahrscheinlichkeit für die Achsenbewegung der Erde gefunden. Genaue Messungen, die man am Aequator der Erde und eben so nach den Polen zu angestellt hat, haben nun in der That das Resultat geliefert, daß die Erde an den Polen abgeplattet ist. *) Desgleichen hat man auch mit Hilfe des Pendels **) dieselbe Ent- deckung gemacht, und beide Resultate stimmen so genau mit einander überein, daß kein vernünftiger Mensch inehr daran zweifeln kann, fahrend ein Stab, den man am Aequator mitten durch die Erde steckt, 1720 Meilen lang sein müßte, braucht ein Stab, von einem Pole zum andern durch die Erde gesteckt, nur ctiva eine Lange von 1713 Meilen. *) Ein Gegenstand auf der Erde, der sich in der Gegend des Aequators befindet, hat täglich einen Weg von 5400 Meilen zu machen, weil der Umfang der Erde, d. h. der größte Kreis der Erde, eben von dieser Länge ist. Je weiter dagegen ein Gegenstand nach den Polen zu sich befindet, desto kleiner ist der Weg, den er binnen 24 Stunden zurückzulegen hat. Alle Gegenstände am Aequator, und die Oberfläche der Erde selbst, müssen hier eine viel größere Geschwindigkeit in Folge der täglichen Bewegung der Erde um sich selbst haben, als die nach den Polen zu. Hieraus erklärt sich eben die entstandene Abplat- tung an den Polen und die größere Ausdehnung unter dem Aequator. *0 S. meine Naturlehre, 2. Ausl., §. 14.

10. Geographie - S. 17

1857 - Leipzig : Klinkhardt
17 Dritte Beobachtung. Wenn man von der Spitze eines Masibaumes einen Stein auf das fahrende Schiff herabfallen läßt, so fällt er auch neben dem Mastbaume nieder, obgleich man denken sollte, er müßte weiter hinten im Schiffe niederfallen, da das Schiff in vorwärtsgehender Bewegung ist. Diese Erscheinung erklärt sich daraus, daß der Stein, als ec sich noch auf der Spitze des Mastbaumes in unserer Hand befand, schon in die Bewegung des Schiffes mit verseht worden war und nun auch während des Herunterfallens diese Be- wegung beibehielt.*) Wäre der Stein in einer geringeren vorwärtsgehenden Bewegung gewesen, so würde er weiter hinten im Schiffe, hätte er dagegen eine schnellere Bewegung gehabt, als das Schiff, so würde er noch vor dem Mastbaume niedergefallen fern. Denken wir uns nun statt'des Schiffes die Erde und statt des Mastbau- mes einen hohen Thurm. Wenn die Erde wirklich sich um ihre Achse dreht, was muß dann in schnellerer Bewegung sein, der Fuß des Thurmes oder die Spitze des Thurmes? Es ist kein Zweifel, daß die Spitze, da sie ja einen größeren Kreis zu beschreiben hat, auch in schnellerer Bewegung sein muß. Stellen wir uns nun mit einer Kugel in der Hand auf den Thurm, so wird auch dieser Kugel eine schnellere Bewegung — von West nach Ost — mitge- theilt, als der Fuß des Thurmes hat. Wo muß nun die Kugel hinfallen, wenn wir sie unserer Hand entgleiten lassen? Genau senkrecht herab, oder muß sie etwas westlich oder östlich von der senkrechten Linie entfernt auffallen? Wenn die Erde sich wirklich von West nach Ost dreht, und demnach die Kugel auf der Höhe des Thurmes eine größere Geschwindigkeit nach Ost hat, als der Fuß des Thurmes, so muff auch die Kugel beim Herabfallen östlich von der senkrechten Richtung abweichen. Man hat nun hierüber die genauesten Ver- suche angestellt und wirklich die Beobachtung gemacht, daß eine solche Abwei- chung stattfindet. Auch daraus hat man ganz mit Recht den Schluß gezogen, daß die Erde sich um ihre Achse bewegt. Wir konntep noch mehr Beweise für die Achsendrehung der Erde aufstellen; wir könnten daran noch erinnern, daß man auch bei den anderen Weltkörpern eine solche Achsenbewegung wahrgenommen hat; wir könnten auch den neuen und sehr interessanten Beweis des Pariser Gelehrten Foucanlt vorbringen, der sich auf die Beobachtung bei den Pendelschwingungen gründet, wenn nicht die angeführten schon genügten. Kurz, die Erde bewegt sich regelmäßig bin- nen 24 Stunden um ihre Achse oder um siel) selbst. Daraus erklärt sich die Erscheinung der täglichen Be- to egnng des Himmels. Gedachte Linien auf der Erde. Die Erde ist also eine große Kugel, die sich alle 24 Stunden um ihre Achse bewegt. Denkt man sich die Erdachse über den Nord- und Südpol hinaus bis an den Himmel verlängert, so trifft sic dort gerade den Nord- und Süd- pol des Hinnnels und sie ist dann zur Himmelsachse geworden. Es ist auch ganz natürlich, daß die scheinbare Himmelsachse und die wirk- liche Erdachse zusammenfallen und die Erd- und Himmelsachse in einer Linie liegen müssen. Gleichweit von beiden Erdpolen cittfernt, geht, wie schon gesagt, der Aequator der Erde. Derselbe fällt mit dem Himmelsäquator zu- sammen, d. h. wer auf dem Aequator um die Erde herum geht, hat imlncr deit Himmelsäquator genau über seinem Haupte. Auch das kann natürlicher Weise gar nicht anders sein. *, S. meine Naturlehre. 2. Aufl., §. 6. 2
   bis 10 von 505 weiter»  »»
505 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 505 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 7
1 11
2 9
3 113
4 4
5 37
6 21
7 70
8 23
9 21
10 18
11 5
12 1
13 49
14 1
15 36
16 1
17 36
18 70
19 28
20 0
21 62
22 21
23 1
24 12
25 7
26 8
27 23
28 7
29 79
30 14
31 5
32 7
33 13
34 1
35 5
36 86
37 76
38 73
39 30
40 15
41 23
42 1
43 0
44 20
45 31
46 3
47 12
48 2
49 32

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 28
1 5
2 2
3 15
4 16
5 28
6 34
7 1
8 4
9 0
10 12
11 49
12 20
13 26
14 0
15 0
16 29
17 99
18 137
19 8
20 6
21 76
22 1
23 15
24 12
25 7
26 3
27 40
28 18
29 1
30 11
31 0
32 13
33 11
34 4
35 3
36 18
37 40
38 7
39 27
40 72
41 9
42 7
43 2
44 16
45 37
46 53
47 19
48 34
49 91
50 46
51 2
52 2
53 0
54 28
55 0
56 1
57 9
58 8
59 6
60 1
61 3
62 18
63 3
64 19
65 3
66 1
67 1
68 9
69 42
70 44
71 9
72 16
73 13
74 7
75 5
76 169
77 52
78 6
79 36
80 11
81 60
82 5
83 1
84 19
85 13
86 1
87 16
88 0
89 2
90 8
91 18
92 131
93 19
94 36
95 33
96 1
97 14
98 12
99 9

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 70
1 20
2 1
3 3
4 0
5 10
6 60
7 2
8 2
9 0
10 3
11 6
12 21
13 8
14 26
15 0
16 2
17 1
18 9
19 3
20 5
21 0
22 0
23 0
24 9
25 127
26 1
27 0
28 6
29 2
30 3
31 5
32 30
33 32
34 14
35 0
36 11
37 0
38 5
39 11
40 4
41 0
42 2
43 24
44 2
45 8
46 0
47 11
48 3
49 2
50 7
51 8
52 8
53 6
54 0
55 14
56 0
57 0
58 5
59 19
60 4
61 7
62 3
63 0
64 4
65 4
66 3
67 0
68 2
69 0
70 6
71 1
72 13
73 3
74 1
75 7
76 9
77 0
78 3
79 1
80 2
81 55
82 5
83 27
84 0
85 0
86 5
87 12
88 2
89 25
90 16
91 1
92 0
93 8
94 165
95 7
96 8
97 14
98 9
99 6
100 34
101 8
102 6
103 2
104 9
105 0
106 25
107 27
108 1
109 12
110 12
111 7
112 1
113 26
114 12
115 2
116 1
117 3
118 0
119 25
120 1
121 4
122 5
123 2
124 9
125 6
126 0
127 8
128 0
129 3
130 42
131 48
132 1
133 47
134 11
135 5
136 7
137 14
138 6
139 20
140 6
141 0
142 57
143 15
144 1
145 5
146 0
147 1
148 1
149 2
150 1
151 2
152 8
153 15
154 10
155 4
156 5
157 0
158 0
159 19
160 15
161 8
162 0
163 0
164 56
165 13
166 3
167 3
168 10
169 2
170 4
171 0
172 3
173 15
174 10
175 65
176 8
177 9
178 9
179 6
180 40
181 0
182 5
183 39
184 12
185 7
186 5
187 5
188 13
189 0
190 0
191 4
192 1
193 43
194 6
195 23
196 11
197 2
198 8
199 50