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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 109

1880 - Dresden : Salomon
109 (Brachycephale) unterscheidet. Bei den Langköpfen verhält sich der Längsdurchmesser zum Querdnrchmesser wie 9 :7 und bei den Kurzköpfen wie 8 : 7. Zwischen beiden Extremen liegt noch eine Mittelform (Mesocephale). Besonders charakteristisch für das Aussehen des Kopfes ist das Berhältniß des Gesichts zur Schädel- kapsel. Bei manchen Formen ist die Prosillinie gerade, der Unter- kiefer tritt nicht besonders hervor, die Zähne stehen senkrecht, bei andern springt das Kiesergerüst mehr oder weniger schnauzenartig vor, und die Zähne stehen schief. Retzius unterscheidet hiernach Geradzähner (Orthoguathe) und Schieszähner (Prognathe), und da es schief- und geradzähnige Lang-, Kurz- und Mittelköpfe giebt, so erhält man 6 ziemlich scharf getrennte Schädelformen als leitende Gesichtspunkte für weitere Unterscheidungen. Die Resultate der sogenannten Kraniologie, welche die allseitige Unter- suchung des menschlichen Schädels zum Gegenstande hat, sind freilich mit Vorsicht aufzunehmen. Die Einiheilungsgründe jener Wissenschaft sind morphologischer Natur und gestatten uns keine Schlüsse auf den genealogischen Zusammenhang der einzelnen Individuen; dadurch, daß die Schädel zweier Völker denselben morphologischen Charakter zeigen, sind diese noch immer nicht mit einander verwandt. Häckel unterscheidet wollhaarige und schlichthaarige Menschen. Das Haar der ersten Klasse ist bandartig abgeplattet und erscheint im Querschnitt länglich rund, das der zweiten ist cylindrisch und im Querschnitt kreisrund. Da bei manchen woll- haarigen Menschen die Haare ungleichmäßig vertheilt in kleinen Büscheln, bei andern aber gleichmäßig vertheilt auf der Kopfhaut vorkommen, so sind sie in Büschelhaarige (Papuas und Hotten- totten) und in Vließhaarige (Kaffern und Neger) zu unter- scheiden. Das Kopfhaar der Schlichthaarigm hängt entweder ganz glatt und straff herab oder es kräuselt sich mehr oder weniger lockig, daher kann man Straffhaarige (Australier, Mongolen, Malaien, Amerikaner und Arktiker) und Locken- haarige (Dravidas, Nubier und Mittelmeerländer) unterscheiden. Innerhalb der Betrachtung des Menschen als Gegenstandes der Ethnologie haben sich bis jetzt zwei Richtungen ausgebildet: die mythisch-historische, welche durch eine umfassende Betrachtung der Mythen und der zum größten Theile sagenhaften Traditionen der verschiedenen Völker zu einer Erkenntniß ihrer Geschicke und ihres gegenseitigen Zusammenhanges zu gelangen sucht, und die linguistisch-historische, welche durch Prüfung der Sprachen nach Form und Inhalt mit Herbeiführung der blos historisch be-

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 110

1880 - Dresden : Salomon
110 glaubigten Thatsachen eine Klassifikation der Menschheit nach Stämmen und Völkern anstrebt. Wie die verschiedenen Rayen sich allmälig entwickelt haben, läßt sich nickt genügend beantworten. Die Ethnologen theilen sick in Bezug aus diese Frage und die nach dem Ursprünge des Menschengeschlechts in zwei Klassen, in Polygeniften, welche soviel Stammeltern als Rayen, und in Monogenisten, welche nur ein Elternpaar annehmen. Gerade die ausgezeichnetsten Forscher halten an dem einheitlichen Ur- sprunge des Menschengeschlechts fest. Von der Bibel bis zu Borg de St. Vincent und Luke- Burke, welche Verschiedenheit der Eintheilung und doch im Grunde welche Übereinstimmung in den Hauptmomenten! Dort Chamiten, Semiten, Japhetiten. Bory nimmt zwei Ordnungen an, welche in 15 streng gesonderten Arten, diese in 23 Rayen zerfallen; Lnke-Burke nimmt gar 63 Rayen an; Blumenbach stellte fünf auf: Kankasier, Mongolen, Malaien, Amerikaner, Neger; v. Bär echs: afrikanische Neger, Südsee-Neger, Oceanier, Amerikaner, Mongolen und Kaukasier; letztere zerfallen in die finnischen, semitischen und Sanskrit-Bölker, diese wieder in zwei Hauptstämme, Indo- germanen und Slaven. Prichard nimmt sieben Rayen an: Iranier, Turanier, Amerikaner, Hottentotten, Neger, Papnas, Alfnrus. Sie bewegen sich im Grunde alle um die drei großen Haupttypen, die Triao Cnviers: Neger, Mongolen, Kaukasier. Die mongolische Raye zeichnet sich aus durch eine kleine gedrungene Statur, meist übelgestaltete Beine, einen beinahe vier- eckigen Kopf, flaches Gesicht mit platter Nase und hervortreten- dem Unterkiefer, abstehende Ohren, schwarzes, steifes und dünnes Haar, kleine geschlitzte Augen und gelbliche Hautfarbe. Psychisch charakterisirt sich diese Raye in ihren civilisirten Gliedern, Chinesen und Japanesen, durch kalte Verständigkeit bei relativer Armnth an Gemüth und Phantasie. Sie wohnt im östlichen und uörd- lichen Asien; in Europa gehören zu ihr die Lappen, Finnen, Magyaren, vielleicht auch die Türken; in Amerika die Grön- länder und arktischen Völker. Die Neger oder Aethiopier zeichnen sich aus durch hohen, wohlgebildeten Körperwuchs; der Kopf ist au den Seiten etwas eingedrückt, die Nase aufgestülpt, die Lippen sind wulstig und aufgeworfen, das Haar ist schwarz, kurz und wollig, die Haut glänzend schwarz oder brann und sammetartig. Sie be- wohnen den Sudan von Senegambien bis zum weißen Nil und die östliche Sahara: Jalofen in Senegambien, Mandingo vom obern Gambia bis Niger, Sonrhai und Hanssa im Neger-

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 111

1880 - Dresden : Salomon
111 gebiet, Kanori im Westen des Tsadfees, die Tebn in der libischen Wüste, die Aschanti und Dahomeh, Völker von Wadai, Darfur und Kordofan. Die Fnlah, welche mit Negern vermischt im Sudan leben, gehören nicht zur Negerra^e. Negerartige Völker sind die Somali, Gallas, Suaheli und Congovölker. Die Malaien bilden den Uebergang von den Negern zum kaukasischen und mongolischen Stamm. Sie sind im Allgemeinen von wohlgebildetem und kräftigem Körperbau; der Schädel ist schmal, die Nase dick und breit, der Mund groß, die obere Kinnlade etwas vorstehend, die Stirn hoch, die Lippen sind wulstig und dick, das schwarze Haar ist grob und dick, der Bart schwach, die Haut sieht gelb oder braun aus. Sie bekunden einen gewissen Freiheitssinn und ein höheres Streben, halten aber, arbeitsscheu und gemächlich, wie sie sind, alles Arbeiten uni Geld und Unterhalt für eine ihrer unwürdige Beschäftigung, während sie in Diebstahl und Menschenraub nichts Bedenkliches finden. Nach ihrer Tradition ist ihr Ursitz, von wo aus sie sich auf den ostasiatischen Inseln und auf Malacca verbreitet habeu, iu der Umgebung des Vulkans Merapi im Innern Sumatra's zu suchen. Sie bewohnen Ma- lacca und die südostasiatische Inselwelt bis Neuguinea. Die Amerikaner, auch Indianer und Rothhäute genannt, sind kleiner und schwächlicher gebaut als die Völker der alten Welt; die Stirn ist niedrig, die Backenknochen sind wie bei den Mongolen hervortretend, die kleinen Augen liegen in tiefen Höhlen, das Haar ist dünn und struppig, der Bart fehlt wie bei den Mongolen beinahe ganz, die Haut ist kupferfarbig. In Rücksicht auf die Culturstufe, auf welcher diese Ureinwohner Amerikas zur Zeit der Entdeckung standen, lassen sich zwei Gruppen unter- scheiden: 1. die enltivirten Indianer: Azteken, Tolteken, Mayas in Mexico und Centralamerika und die Quechua und Aymara ini Inkareiche, von Bogota bis zur chilenischen Grenze; 2. die enltnrlosen Indianer im übrigen Amerika: Athabasken Algon- kins, Sioux oder Dakota, Pawnies, Comantschen, Apachen, Ko- lufchen in Nordamerika; Caraiben, Tupi, Botukudeu, Patagonen in Südamerika. Die Kankafier, der Kernstamm der Menschheit, zeichnen sich aus durch hohen Wuchs, das Ebenmaß aller Theile, einen schön gewölbten Schädel, starken Bart, weiße Haut, seidenartiges seines Haar. Blondes Haar und blaue Augen waren früher in Mitteleuropa häufig, sind aber jetzt seltner zu sindeu, vielleicht deshalb, weil das Leben in dieser Gegend entschieden ein süd-

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 120

1880 - Dresden : Salomon
120 Niederungen sind in Folge der Sumpfluft und Nässe, ebenso an allen Orten, da Malaria herrscht, Wechselfieber endemisch; so in Holland, an der Mündung der Donau, an den Küsten Toscanas und in Ostindien. Auf vielen Gebirgen, allgemein auf den Ge- birgen Europas, sporadisch in den mitteleuropäischen Ebenen, kommt der Kropf vor; in engen, eingeschlossenen Thälern herrschen oft Skropheln und der Cretinismus, in den Tropenländern Leber- krankheiten. Fuchs unterscheidet drei Krankheitszonen, denen nach der Höhe drei Krankheitsregionen entsprechen. Zwischen den Wendekreisen, wo nicht selten ein auffallender Contrast zwischen der Temperatur des Tages und der der Nacht sich findet, wo man kühlende Früchte und kühlendes Wasser hastig genießt, wo man sich leicht kleidet und dem Luftzuge gern aussetzt, sterben die meisten Menschen an Fiebern, Ruhr oder Dysenterie und Leberleiden. Diese Krankheiten sind charakteristisch und finden sich bis 2274 m Höhe; es ist die dysenterische Zone und Region. Nördlich vom 60.° der Breite herrschen namentlich Katarrhe; die Respirationsorgane werden von der kalten Luft angegriffen. Es ist die katarrhalische Zone. Ihr entspricht die katarrhalische Region, welche in der kälter temperirten Zone zwischen 422 und 974 m Höhe, in der wärmer temperirten zwischen 650 und 2274 m, in der heißen zwischen 2270 und 4548 m und in der kalten an der Meeresfläche liegt. In der Mittlern Zone oder der ge- mäßigten sind charakteristisch: Skropheln, Tuberkeln und Typhus, welche Krankheiten auch charakteristisch sind für die mittlere Ne- gion zwischen der katarrhalischen und dysenterischen. In den srucht- baren Flußniederungen Norddeutschlands herrschen diese Krank- heiten. Die Lungenschwindsucht ist an der Meeresfläche am häufigsten, nimmt mit zunehmender Höhe ab und verschwindet in der katarrhalischen Region. Die gemäßigte Zone ähnelt im Sommer der heißen, im Winter der kalten Zone; demgemäß treten im Sommer die Krankheiten der heißen, im Winter die der kalten Zone aus. Daher herrscht hier die größte Mannigfaltigkeit der Krankheiten. An der Lungenschwindsucht starben in dieser Zone in Irland 34, in England 25, in Preußen 24, in Paris 20, in Genf 16, in Nizza 14, in Neapel 12, in München 10, im füdlichen Schweden 6, in Brotterode (584,71 m hoch am Fuße des Inselberges gelegen) 5/io Procent aller Sterbenden. Die dysenterische Region und Zone schließt die Skropheln und Tuberkeln aus. Das gelbe Fieber ist eine endemische Krankheit der heißen Zone, besonders der tiefer gelegenen Gegenden und der Meeres- küsten, namentlich Westindiens und der Küsten am Golf von

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 108

1880 - Dresden : Salomon
108 und der Sprache. Sind die so charakteristischen Merkmale, die sich durch die Geburt fortpflanzen, vielen Geschlechtern gemeinsam, so bilden diese Geschlechter eine Ratze. Entscheidend für die Ein- theilung der Menschen in Rayen sind die körperlichen Verschieden- heiten. Auffallend ist vor allen Dingen die verschiedene Farbe der Haut und des Haars, sowie die Form des letzteren. Es finden sich alle nur möglichen Abstufungen von der blauschwarz glänzenden Haut der ausgeprägtesten Negerra?e bis zur blendenden Weiße germanischer Frauen und von den blonden langen Seiden- locken der letzteren bis zur schwarzen krausen Wolle der ersteren. Die Farbe der Haut rührt von einem besonderen Färbestoff her, der in die sogenannte Schleimschicht abgelagert wird, welche zwi- schen der farblosen Oberhaut und der darunter liegenden Leder- haut sich findet und aus jungen Zellen besteht. Dieser Färbestoss fehlt aber der weißen Haut im Allgemeinen und findet sich nur bei den Weißen au einzelnen Theilen. Je mehr von diesem Pig- ment abgesetzt wird, desto dunkler wird die Haut. Den drei großen Continenten entsprechen drei Farben: Afrika entspricht das Schwarz, Asien das Gelb, Amerika das Roth. Die Farbe der Augen, nämlich der Iris, geht vom hellen Blau bis zum dunklen Schwarz durch alle Nüanyen, sowie durch jene von Grau, Grün und Brauu hindurch. Sie rührt ebenfalls von einem auf der hintern Fläche der Iris abgelagerten Pigment her; bei Pigmentmangel erscheint das Auge blau. Aehnlich ist es mit der Farbe des Haars. Auch hier stehen der schwarze Neger und der blonde Germane und Slave aus der äußersten Stufe der Pigmentirung. Die Farbe des rochen Haars soll von einem größern Antheil an Schwefel herrühren. Die Haare der Europäer sind drehrund, ihr Querschnitt ist ein Kreis; bei den Negern ist der Querschnitt des Haars eine Ellipse. Neuerdings sind die Formenverschiedenheiten des Schä- dels die wichtigste Grundlage der Rayeneintheiluug geworden. Der Schädel ist die Blüthe des Skelets, das er mit dem Becken, dem Brustkorbe und der Wirbelsäule bildet, der Sitz des Gehirns, des Organs der edelsten Functionen. Man kann sich den Kopf als eine vorn und an den Seiten etwas flach gedrückte Halbkugel vor- stellen, welche mit einem Theile der unteren ebenen Fläche auf dem oberen Ende der Wirbelfäule anfliegt, die aber in sehr ver- schiedeuen Formen auftritt. Betrachtet man nun den Schädel von oben und bestimmt den Längs- und Querdurchmesser desselben, so ergiebt sich ein bestimmtes Ba'haumß, nach welchem Retzius die Schädel in Langköpfe (Dolichocephale) und Kurzköpfe

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 121

1880 - Dresden : Salomon
121 Mexico, wo es vom Mai bis zum October, beziehungsweise vom August bis October und November wüthet. Schwüle und Wind- stille und ungesunde Bodenausdünstungen scheinen es hervorzurufen. Durch die Ruhr ist die Guineaküste besonders berüchtigt; von einem in Sierra Leona stationirten englischen Regiment blieb von 1824—1829 kein Mann übrig. Zu den in den Krankeitszonen herrschenden Charakterkrankheiten treten noch wandernde Krankheiten oder Epidemien. Sie hängen von Ursachen ab, die sich unter bestimmten Zeitverhält- nissen neu entwickeln, ihre Herrschaft dann durch einen kleinen oder größern Zeitabschnitt behaupten und dann wieder verschwinden. So erscheint seit 1831 die Cholera, in Ostindien endemisch, an verschiedenen Orten, namentlich an den Küsten der Meere und Seen und den Ufern großer Ströme. Die Pest erscheint durch- schnittlich alle 5 Jahre in Egypten, in Aleppo alle 10, in An- tiochien alle 15, in Cadix alle 45 und an den Küsten der Türkei fast jedes Jahr. In Deutschland ist sie seit 1716 nicht wieder vorgekommen. Die Blattern gehören ursprünglich der heißen Zone an; seit dem 6. Jahrhundert sind sie in Europa verbreitet. Gewisse Krankheiten pflegen an manchen, besonders gesunden Orten gar nicht aufzutreten. Gesund sind namentlich solche Gegen- den, wo die Wärme, jährliche wie tägliche, gleichmäßig ver- theilt und die Luft rein und beständig im Feuchtigkeitsgehalt ist. Solche Gegenden können zu klimatischen Kuren verwendet werden; Personen die mit Krankheiten behaftet sind, welche in einer solchen Gegend niemals oder höchst selten auftreten, werden geheilt, wenn sie sich längere oder kürzere Zeit an einem klimatischen Kurort aufhalten. Bei Nervenschwäche, alten Katarrhen der Respirations- organe, Bleichsucht, Skrophulose, Tuberkulose, Gicht und Schlaff- heit der Haut werden gewöhnlich klimatische Kuren mit Erfolg angewendet. Berühmte klimatische Kurorte sind: Madeira, die kanarischen Inseln, Kairo, Korsu, Messina, Palermo, Neapel, Venedig, Toulon, Hyäres, Marseille, Malaga, Nizza, Insel Wight, Meran, Bötzen, Riva, Pisa, Florenz.

7. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 95

1827 - Erlangen : Heyder
Hab es dach wenige, die es zu übersehen vermerken. Dabei wurdeu die Geistlichen durch Vermächtnisse, Schenkungen, und dadurch, daß der Besitz in der tob- ten Hand nicht theilbar oder vererblich war, sondern nur vermehrt werden konnte, immer.reicher (aber frei- lich nicht in gleichem Maaße -frömmer). Die Mönche bekamen im Üteu Jahrhundert von Benedict von Nursia, eine sogenannte Regel, (Benedictiner) nach welcher sie Zusammenleben mußten; und eben ihre Abgeschlossenheit von der Writ/ihre Ehelosigkeit, verliehen ihnen groß- ßes Ansehen, so wie sie auch damals noch um Urbar- machung großer Länderstrechen, und selbst um die Wis- senschaften und Künste unverkennbare Verdienste hatten. Die Patriarchen von Rom, denen Noms Weltherrschaft noch im Gedachlniß war, hatten schon seit der Verle- gung des Kaisersitzes sich immer unabhängiger zu machen gesucht, und wenn sie sich seit Gregor den^ Großen 5y5 auch Knecht der Knechte Gottes nannten, so such- ten sie sich doch das höchste kirchliche Ansehen zu ver- schaffen. Vorzüglich unterstützte sie dabei ihre Freund- schaft mit den fränkischen Majprdomrn, die sie gegen die Langobarden unterstützten, und ihnen bedeutende Gebiete Italiens schenkten, wodurch sie die erste welt- liche Macht erhielten, und um diese Zeit .auch dey Namen oder Papst annahmen. Auch daß Pipin zur bessern Gründung seiner Königswürde, bei dem Papste angrsragt hatte, und von diesem nachher gesalbt worden war, wurde von den Päpsten bald zu neuen Ansprüchen benutzt. Aber die eigentliche Ausbildung der Kirchen Herrschaft oder H i e r a r ch i e gehört erst der fol- genden Zeit an. Neben der Hierarchie zieht sich aber auch als zwei- ter Hebel des ganzen Mittelalters das sogenannte Lehn wesen (Feudalsystem) hin. Aus freiwilligem An- schließen an mächtige und tapfere -Männer zu kriegeri- schen Unternehmungen (den sogenannten Gefolgen oder Gesellenschaften), wofür Waffeü und ein Theil der Beute zum Ersatz gegeben wurden, entstand bald bei Eroberungen ganzer Länder, ein Verleihen von Lände- reien, außer dem allgemeinen Ervberungsantheil, an diejenigen, welche die Anführer noch durch engere

8. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 105

1827 - Erlangen : Heyder
105 Ansehen der Geistlichen bei, die viel lieber unter einem entfernten Papste als unter nahen Laien > Fürsten stehen wollten. Wenn also auch mancher Papst einen unwür- digen Lebenswandel führte, wenn manchmal 2 bts 3 Päpste zugleich gewählt wurden, und sich nun unter einander über die Krone zankten: so konnte dies doch den Glauben an die höchste Macht des Papstes )o leicht nicht erschüttern, weil man auch wohl bei welt- lichen Großen Amt und Menschen von einander unter- scheiden mußte. Im o ft r ö m i s ch e n K a i s e r t h u m e regierten von 802 — 1078 2 Kaiserinnen und 24 Kaiser, von denen einer entsagte, drei ermordet, drei vergiftet, 4 geblen- det 0 abgesetzt wurden. Statt das Reich tapfer nach außen gegen die Bulgaren, Araber, und die seit 105c> vom Kaukasus herabdringenden Türken zu beschützen, kaufte man lieber Frieden, stritt sich über subtile theo- logische Gegenstände herum, und verlor eine Pro- vinz nach der andern an die Barbaren. — Dagegen fing man auf der entgegengesetzten Seite Europas, in Spanien an, sich von dem drückenden Joche der Ara- der, die sich dort festgesetzt hatten, wieder zu befreien. Von den Gebirgen Asturiens, wo man sich durch die Schlacht bei der Höhle von Eavadonga behauptet hatte, ging die Freiheit Spaniens wieder aus. Man errich- tete in den wieder eroberten Landern kleine Staaten, die sich allmählig zu zwei größeren, Kastilien und Arago- nten, erweiterten und vereinigten. Am rühmlichsten bekämpfte die Araber der spanische Held Don Nodrigo Diaz, Grafvon Vivar, gewöhnlich C t d oder el Campea* dor (der Kämpfer) genannt, der auf seinem guten Pfer- de, Babieka, seinem König Ferdinand (loz5 — 10ö5) die arabischen Fürsten von Toledo und Sevilla zinsbar machte, und das schöne Valencia wieder eroberte. Am Ende dieses Zeitraums wurde auch das nachherige Kö- nigreich Portugal den Maurenabgenommen, wurde aber erst lioi) unter Graf Heinrich von Burgund ei- ne von Spanten unabhängige Grafschaft. Ein Kampf anderer Art war in England mit ^en Königen von Dänemark. Zwar hatte Alfred der Große (fi göl) eine Seemacht geschaffen, und dre

9. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 123

1827 - Erlangen : Heyder
123 Anjou gefolgt. Scklechre und drückende Negierungen v-ranlaßten, das; das Volk sich Frecheusbrtefe erzwang, und eine Volksvertretung (Parlament), welche, wie mangelhaft sie war, doch der Könige Willkür schwäch- te, und dem Volke größeres Selbstvertrauen verlieh. Auf die Kampfe mit Frankreich folgten bald innere; indem zwei große Hauser, Pork und Lancaster (die weiße und die rolhe Rose) l453 sich über den Besitz der Krone blutig stritten. Eine Herrath Heinrichs Vii. (1485— 150t)) beendete den schweren Streit. 3n ^'W Schottland herrschte seit 1371 das Haus Stuart, das unglücklichste, was je regiert hat. Zerstückelter als nie erscheint Italien. Neapel und Sicilien, der Hohenstaufen Crbland, schmachtete unter Karls von Anjou Drucke. Nur in Sicilien ge- lang es, die französische Herrschaft mit der Aragoni- schen zu vertauschen, indem man plötzlich (Ostern 1282) über die Franzosen auf der Insel herfiel (sictlianische Vesper), und sie erschlug. Neapel aber kam nach viel- fachem Herrscherwechsel erst um 1458 an Aragonien. — 7c Im Kirchenstaate war Nom endlich von den kai- serlichen Statthaltern durch die Papste befreit, ein Car- dinalcollegium und (1300) von Bontfaz das große Ju- beljahr mit dem allgemeinen Ablaß eingeführt worden, den sich gegen 200000 Pilger holten, und so reiche Gaben zurückließen, daß 2 Priester wochenlang be- schäftigt waren, sie vom Altar herabzunehmen. Desto mehr empfanden die faulen Römer die Abwesenheit der Päpste in Frankreich zu Avignon. Die großen Adels- geschlechter der Colonna und Ursini bekämpften sich; ja es warf sich sogar. (1z47) ein L7o,tarius Cola dt Rien- ^nach Vertreibung des Adels zum Ritter vom heilt» gen Geist, Befreier der Stadt, Eiferer für das Wohl Italiens und Tribunus Augustus auf, indem der tolle Schwindler mit der republtcanischen Form Rom auch die Größe der alten Zeit wiedcrgeben wollte. Endlich fiel er durch das Volk selbst, das zur Besonnenheit zurückgekommen war. — Im obern Italien stritten sich fast in jeder einzelnen Stadt noch die Welfen und Ghibelltnen herum, die man endlich gar von zwei Brüdern, Welf und Gtbel, ableitete. Aber bald wuß«

10. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 124

1827 - Erlangen : Heyder
124 ten auch einzelne Familien sich das höchste Ansehen kn diesen Städten zu verschaffen, wie die Visconti, (spater die Sforza) in Mailand, die Medici, reiche Kaufleute und Beförderer der Künste und Wissenschaften in Flo- renz, in Mantua die Gonzaaa^. in Ferrara und Mo- dena die Este. In Venedig und Genua blieb die Republik unter Dogen; der Handel war Seele beider Staaten. Aus deutschem Hause stammend, hoben sich die Grafen von Savoyen. In Spanien hakten sich allmählig aus den ein- zelnen christlichen Staaten zwei größere Königreiche, Aragonien und Kastilien, unter eigenen Königen ge^ bild'els'wahrend das arabische Kalifat im Süden eine Provinz nach der andern verlor. Die—der Mahlung Ferdinands des Katholischen von Aragonien, mit Isar bella von Kastilien (14öq) leitete endlich die Vereini- gung beider Staaten ein, wenn sie auch völlig erst 1516 statt fand. Große Verdienste um das Land halte der weise Minister Zsimene^. Aber schon wurde auch 1484 die Inquifftion in Spanien eingeführt, und dadurch der große Character des Volkes immer mehr verdüstert und eingeschüchtert. Endlich ging aud)j_4g2 das Königreich Granada aus muhamedanischen in christ- liche Hände über, und Zu gleicher Zeit wurde Amerika entdeckt. Die Grafschaft Portugal wurde erst 113q ein Königreich und 1253 Älgarbren dazu erworben. Die neue Linie der unachten Burgunder seit 1383 zeichnete sich durch die Eroberungen von Eeuta und Tanger in Afrika und durch Seeentdeckungen aus, die des Han- dels wegen, worauf des Landes Lage schon hinwies, unternommen wurden. Vor allem galt es dem reichen Ostindien, wohin man gern einen Seeweg entdeckt hatte. Allmählig fand man, auf Betrieb des thatigen Prinzen Heinrich, (des Schiffers) die Azoren, die Kap- verdischen Inseln, fand Guinea, 1452, (machte leider aber auch die ersten Negersklaven!) und als man wahr- nahm, daß unter dem Aequator doch das Meer nicht siedend sei, die Erde nicht in Flammen stehe, kam man ollmählig bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung i486 (welches Bartholomäus Draz entdeckte), und bald
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