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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 38

1880 - Dresden : Salomon
38 fressene Stelle reicht etwa 1 m weit an den Säulen herauf, und oberhalb sind dieselben wieder unverletzt. Es muß demnach das Meer einmal diese Säulen bespült und bis zur obern Grenze der durchbohrten Zone gestanden haben. Auf die Senkung der Küste folgte dann eine abermalige Hebung. Jetzt scheint sie wieder im Sinken begriffen zu sein. Im Jahre 1831 entstand südöstlich von Sicilien durch Hebung die Insel Julia oder Ferdiuandea. Am 18. Juli desselben Jahres gewahrte man eine 4 m über das Meer hervorstehende Insel, nachdem ein furchtbares Getöse vorangegangen und ein Wasserberg von 25 m Höhe aufgestiegen war. Das Meer war mit todten Fischen und schwimmenden Schlacken bedeckt. Den 28. December desselben Jahres war Die Insel wieder verschwunden, nur eine Wassersäule stieg noch eine Zeit lang an jener Stelle auf. Etwas Aehnliches geschah 1819 in Ostindien. Es erhob sich am Indus im Rann von Catch ein breiter Hügel, der Ullah- Bund oder Gottesdamm, und hemmte den Indus iu seinem Laufe, während sich südlich davon das Land senkte und die Festung und das Dorf Sindra unter Wasser gesetzt wurde. Im Busen von Santorin ist 1807 und 1808 die Insel Nea Kanieni entstanden, die bereits 1808 eine Höhe von 65 m und einen Umfang von 6 Meilen hatte. Das Meer war siedend heiß, und viele lobte Fische schwammen umher. Zu dem Gebiet der eigentlichen säculären Hebungen in Europa gehören: Morea, Candia, Sicilien und Sardinien. Die Küsten von Istrien und Dalmatien sind dagegen im Sinken be- griffen. Aus der Lage der aufgedeckten alten Straßenpflaster von Venedig erglebt sich, daß die Laguneninseln seit dem 16. Jahr- hundert um etwa 7 cm gesunken sind. Durch die Anschwemm- ungen des Po und der Elsch wächst aber die horizontale Aus- breitung der Küste, denn Ravenna, das zur Gotheuzeit Hafenplatz war, ist Binnenstadt geworden, ebenso Adria; ähnlich wie das Nildelta sich weiter nordwärts vorschiebt, obgleich auch hier eiu Sinken der Oberfläche deutlich sichtbar wird. Damiette, das jetzt eine Nilstadt ist, war 1243 noch Mittelmeerhafen: aber die Cleopatrabäder bei Alexandria stehen bereits unter Wasser und die ehemals dicht bewohnte Fläche des Menzaleh-Sees ist jetzt überschwemmt. Auf der ganzen Ostküste von Afrika, anch auf Madagaskar, Bourbon und Mauritius, finden sich Spuren einer Hebung. Das größte Senkungsfeld findet sich in der Südsee. Fort- während verschwinden niedrige Inseln, und die Polynesier müssen

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 87

1880 - Dresden : Salomon
87 steilwandigen, tief in das Land eingreifenden und oft vielverzweigten schmalen Meeresarme, lediglich als ein Resultat der nagenden Einwirkungen der Gletscher betrachtet, aber jedenfalls ohne hin- reichenden Grund; dieselben sind vielmehr Spalten, die durch Zer- trümmerung der Küste, bei Gelegenheit ihrer Erhebung, in das Gebirge eingesprengt wurden. Indeß fehlen den Fjordbildungen nirgends die Eismassen und ihre mechanischen Kräfte, denn ent- weder sind sie noch gegenwärtig die Rinnsale von Gletschern, oder wir treffen Gletscher in ihrer Nähe, oder wo sie in der historischen Zeit fehlen, begegnen wir ihnen in der nächsten geologischen Ver- gangenheit. So ist Grönland ein vergletschertes Hochland, und seine Fjorde sind die Gefäße, durch die sich die Gletscher ergießen, deren Endstücke alljährlich abbrechen, um dann als Eisberge zu- nächst in die Baffinsbay und die Davisstraße zu schwärmen und zuletzt in's atlantische Meer hinausgetragen zu werden, wo sie, am östlichen Gestade des Golfstroms aufgehalten, in der Nähe der Newfoundlandbanke zusammenschmelzen. Wir haben in Nor- wegen dieselbe Erscheinung, das, wie schon Wahlenberg erkannte, allein Gletscher erzeugt, während sie in dem an Niederschlägen armen Schweden fehlen. Wir finden Gletscher auf Spitzbergen und auf Island. Sie fehlen nicht auf der Südinsel Neu-Seelauds, und sie reichen in der Magelanstraße bis in das Meer herab. Nach Darwin sind Missionaire an der Fjordküste des westlichen Patagoniens Eisbergen selbst noch in der Laguna de Raphael, 46" 33' S., begegnet. Im Himalaya und seinen nördlichen Nach- bargebirgen ist die Gletscherbilduug am großartigsten. § 6. Bewegung der Luft. Die Bewegungen und Störungen der Luft haben ihren Grund in einer Störung des Gleichgewichtes der Atmosphäre, die hauptsächlich durch die ungleiche und wechselnde Erwärmung der Erdoberfläche bedingt ist. lieber dem Boden wird nach erfolgter Erwärmung desselben durch die Sonnenstrahlen die Luft ausgedehnt und specisisch leichter; sie steigt deshalb in die Höhe und zieht die unten von den kältern Seiten zuströmende Luft immer aufs Neue in diesen Strom. Der aufsteigende Luftstrom aber ist das Grundelement aller Winde, wie man am besten an den Land- und Seewinden sehen kann, welche an den Küsten bei Tage vom Aceere nach dem Lande und des Nachts vom Lande nach dem Meere wehen. Unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen wird das

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 41

1880 - Dresden : Salomon
41 standen oder durch vulkanische Kräfte gehoben. Küsteninseln nennt Peschel diejenigen, welche als Trümmer während der Heb- ung durch die verheerende Wirkung der Atmosphärilien und der Kälte an steilen Ufern sich abgelöst haben. Sie überschreiten auf beiden Halbkugeln nie eine Polhöhe von 40°. Die sprechend- sten Beispiele dafür finden sich in den Inseln an der pacisischen Küste von Nordamerika, an dem zerrütteten Westrande Patagoniens, an der sranzenartigen Südwestküste Grönlands und der West- küste Norwegens und Schottlands. England, das alle wilden europäischen Gewächse und Thiere, die seinem Klima zukommen, besitzt, ist durch eine lokale Senkung im Aermelkanal und in der Nordsee von Europa getrennt worden, und das Seitenstück zu den britischen Inseln bietet Neuguinea, das zu Australien gehört, denn die Torresstraße und die Harasurasee haben nur eine mitt- lere Tiefe von 58 w. Tiefer ist im Mittel auch das südchinesische Meer zwischen Borneo, Cambodscha, Malaka, Sumatra und Java nicht. Auf sehr seichten Meeren ruhen die Sundainseln; sie sind Reste eines zertrümmerten Festlandes. Die runden Inseln, die durch vulkanische Kräfte gehoben worden sind, wenn auch in historischer Zeit keine Eruption vor- gekommen ist, sind durchgängig hoch, wie Teneriffa und Hawai, und haben neben den gerundeten Umrissen eine mehr oder weniger vollkommene Kegelgestalt. Die runden niedrigen Inseln sind Korallenbauten. Die- selben sind auf die wärmeren Meere beschränkt, wenigstens gegen- wärtig, nämlich auf die Zone von 30° nördlicher bis 30° südlicher Breite. Die Riffkoralle baut nur in warmem Seewasser, welches eine mittlere Temperatur von 16° N. besitzt. Die Korallen, Asträen oder Sternkorallen, Mäaudrinen oder Hirnkorallen, Ma- dreporen, Milleporen und Caryophyllien, sterben, so wie ihre Stöcke den Wasserspiegel erreichen und beginnen auch ihren Bau aus sehr mäßigen Tiefen. Da nun in der Nähe der meisten Koralleninseln das Meer sehr tief ist, so muß, während der Korallenban aufstieg, der Baugrund sich gesenkt haben. Nach Darwin sind die Korallenbauten in User-, Wall-, Barriere- und Lagunenrisse ooer Atolle zu unterscheiden. Die Ufer- oder Fransenriffe liegen gewöhnlich hart an der Küste. Dergleichen sind im rothen Meere häufig. Die Wallriffe bilden Dämme um Inseln; so werden die Fidschi- und Gesellschastsinseln von solchen Korallenbauten umgürtet. Die Barriereriffe begleiten die Küsten von Continenten, vom Lande getrennt durch einen breiten oder schmalen Kanal, dessen ruhige Wasserfläche merkwürdig

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 42

1880 - Dresden : Salomon
4 contrastirt mit der tosenden Brandung am Außenrande des Niffes. An der Nordostküste Neuhollands, im Korallenmeer, liegt eine 260 Meilen lange Barriöre, die sich in langen Bänken hinter einander fortzieht, ungefähr parallel der Küste und 4 bis 15 Meilen von derselben entfernt. Die Atolle sind ziemlich kreisrunde Risse, die einen meist durch einen oder mehrere Kanäle, durch welche die Lagune mit dem Meere in Verbindung steht, unter- brochenen fortlaufenden schmalen Ring von Land bilden, der noch nicht 1 m über die Fluthhöhe empor ragt, aber auf der Windseite etwas höher ist als auf der Leeseite. Die Leeseite ist gewöhnlich ein dürrer Strand von Kalksand, dagegen die Wind- seite dicht bewalder. Berkalkende Seepslanzen nämlich, die eine Entblößung zur Ebbezeit vertragen, siedeln sich am Außenrande an. Wind und Wellen weifen abgerissene Trünimer von Korallen auf die Höhe des Riffes, und die Strömungen bringen Früchte und Samen. Nunmehr entfaltet sich eine Inselflora, und der Mensch nimmt das Eiland in Besitz. Die Atolle der Malediven bedecken eine 119 Meilen lange Fläche, und die der Karolinen und der niedrigen Inseln sind noch ausgedehnter. Zu den Korallenbänken gehören die Saya de Malcha- oder Panzerbank und die über 50 Meilen lange Nazarethbank im indischen Oceane. Zweites Kapitel. ^ie Gewässer. § i. Das Wasser. Das Wasser, eine Verbindung von Wasserstoff mit Sauer- stoff, entsteht durch Vereinigung von 2 Volumen des ersteren und 1 Volumen des letzteren. In 100 Theilen finden sich 11,11 Wasser-und 88,89 Sauerstoff. Ganz rem ist destillirtes und siltrirtes Wasser. Das erstere entsteht durch Verdichtung von Dämpfen, wie man es beim Kochen an der untern Deckelseite der Kochgesäße bemerken kann, das letztere dadurch, daß man Wasser durch Fließpapier sickern läßt. In der Natur sind dem Wasser immer fremde Bestandteile beigemischt, die seine Farbe, seinen Geruch und Geschmack bestimmen. Am reinsten ist das Regen-

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 49

1880 - Dresden : Salomon
49 Meeresküste sehr nahe liegen, entspringen und sich nack kurzem Laufe, ohne zur Entwicklung eines Stromsystems zu gelangen, in's Meer ergießen, nennt Ritter unentwickelte Flüsse; die Steppen- slüsse dagegen, welche während ihres Laufes durch weite Länder- strecken wohl ein Flußnetz bilden, aber nicht in's Meer, sondern in abgesonderte Wasserbecken münden, worin das zugeführte Wasser entweder verdunstet oder in den Boden sinkt, nennt er continen- tale Flüsse. Bei den entwickelten oceanischen Strömen, die in den Ocean münden, lassen sich nach der Beschaffenheit ihres Fluß- bettes drei Hauptstufen ihres Laufes unterscheiden, die allmälig in einander übergehen. In der Nähe des Quellenbezirks findet sich der Oberlauf mit stark gegen den Horizont geneigtem Bette, weshalb das Gefälle bedeutend ist. Die Uferränder sind meist hoch und steil, das Flußbett ist schmal und oft sehr ties, das Flußthal spaltartig, geradlinig oder zickzackförmig mit ein- und ausspringenden, correspondirenden Ecken. Da, wo der Strom aus dem Gebirgsland heraustritt, wo das Flußbett nickt mehr von der Struktur des Gebirges abhängig ist, beginnt sein Mittel- laus. Nunmehr wird sein Lauf regelmäßiger und seine Geschwindig- keit gleichförmiger. Im Allgemeinen hält er eine und dieselbe Furche inne, welche zugleich die tiefste Linie des ganzen von seinem Systeme eingenommenen Beckens bezeichnet. Thal und Betr fallen nicht mehr, wie im Oberlaufe, zusammen, die Ge- birgsränder treten mehr und mehr zurück, und in der dadurch offen gelassenen Thalsohle hat sich der Fluß selbst sein Bett ge- graben. Dabei wählt der Fluß nicht immer den kürzesten Weg zur Niederung, sondern in dem nachgebenden, von ihm selbst und seinen Nebenflüssen angeschwemmten Boden, je nach dem größern oder geringem Widerstand, den er fand, macht er größere oder kleinere Windungen, die man mäandrische Krümmungen nennt, nach dem Mäander in Kleinasien, den solcke Windungen charakteri- siren. Große Krümmungen schneidet der Fluß später manchmal selbst ab, indem er sich im angeschwollenen Zustande durch eine zwei nahe gelegene Stellen seines Laufes trennende Landenge Bahn bricht. Hierdurch entstehen Sandbänke, Inseln, Werder und Auen, welche im Mittellause nicht selten sind: Rhein von Basel bis Bingen. Einschnürungen des Flusses kommen auch im Mittellaufs vor, wenn derselbe dnrch Stufenland führt und die Gebirge ihn einengen, so daß er plötzlich beträchtlich schmäler wird. Eine solche Erscheinung fiuden wir bei dein Rheine von Bingen bis Bonn, die sich daraus erklärt, daß zwischen Basel

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 53

1880 - Dresden : Salomon
53 so nennt man das Mündungsland Delta. Man unterscheidet wohl positive und negative Delta Bei dem positiven Delta erhebt sich die Ablagerung der Erde über das Wasser, bei den negativen ist dies nicht der Fall; das negative Delta hieße richtiger hohles Delta. Nach den Karten läßt sich nicht immer sofort ent- scheiden, ob man die Mündung eines Stromes für ein gefülltes oder ein hohles Delta ansehen solle. So könnte man versucht werden, den Amazonas zu den Delta bildenden Strömen zu rechnen und die Insel Marajo für seine Schöpfung zu halten. Diese Insel besteht aber nicht aus Schwemmland, sondern ist durch einen Einbruch des Meeres vom Festland abgerissen worden. A. von Humboldt unterscheidet nach dem Orte ihres Vor- kommens die Deltas in oceanische, in Deltas der Binnen- meere und Deltas der Zuflüsse: Ganges, Donan, Rio Apure. Die Ströme salziger Binnenseen bauen vorzugsweise Deltas, da das süße Flußwasser specisisch leichter- als das salzige Seewasser ist und bei seiner Mündung gleichsam die See überschwemmt oder bergauf über das Seewasser fließt und bei der verminderten Geschwindig- keit die Schlammtheile fallen läßt: Kaspi- und Aralsee. Auch iu Mittelmeeren, welche zwischen den offenen Golfen und den einge- schlossenen Seebecken die Mitte halten, sind deltaartige Anschwem- mungen fast die Regel: Rhone, Po, Donau, Nil. Die trompetenförmigen Erweiterungen oder Mündnngsbnsen der Flüsse an ihrer Mündung mögen eine Folge der Berührung des leichteu Süßwassers mit dem schweren Seewasser sein. Heber die schwere Schicht des Salzwassers muß der Süßwasserstrom ab- fließen, der dadurch seichter wird und an Breite zu gewinnen sucht, was er an Tiefe verliert. Von einigem Einfluß ist dabei Ebbe und Fluth; denn die eindringende Flnth ist eigentlich eine sechs- stündige Stauung des Flusses, weshalb der Fluß sich so erweitern muß, daß er das sechsstündige Stauwasser zwischen seinen Ufern aufnehmen kann. Solche Stromerweiterungen heißen Fluthbecken oder Aestuarien, doch darf man damit wirkliche Meerbusen, die Flüsse aufnehmen, uicht so uennen, wenn auch Ebbe und Fluth sich darin geltend machen. Der Rio de la Plata ist ein großes trichterförmiges Becken, das Ebbe und Fluth hat, aber doch kein Aestuarium, sondern ein geräumiger Küsteneinschnitt, ein orographischer Golf, welcher den Lauf des Uruguay und Parana abkürzt und nicht durch Auswaschung des Flusses entstanden ist. An der patagonischen Küste wiederholen sich ganz ähnliche Golse in der Blanca-, Marias- und Iorgebai, in welche nur kümmerliche Gewässer sich ergießen. Elne Folge der Deltabildung ist auch das zwillingsartige

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 54

1880 - Dresden : Salomon
54 Zusammentreten großer Ströme an ihren Mündungen; denn durch die Häufung des Sediments wird der Zuwachs des Landes all- mälig so mächtig, daß nahe bei einander mundende Flüsse ein gemeinschaftliches Delta bekommen müssen. Asien ist der Erdtheil der Doppel- oder Zwillingsströme. Der Deltabildung verwandte Erscheinungen sind die Barren- und Lagunenbildungen. Barren sind Sandbänke oder Bodenanhäusungen an der Mündung vieler Flüsse, welche nicht über den Meeresspiegel hervortreten und Barrieren für die Schifffahrt bilven. Die Lagunen (lacuna, Lache) entstehen aus dem Kampfe zwischen Meer und Land als eine Uebergangsbildung. Bei Venedig wird der Sand und Schlamm des Po, der Etfch und Brenta durch Fluth und Wind vom Ufer weggetrieben und einige Meilen davon niedergelegt, woselbst sie sich zu Düneninseln gehäuft haben, hinter welchen sich Wasserbecken oder Lagunen befinden. Die so entstandenen Inseln treten hie und da mit dem Festland in natürliche Verbindungen und bilden Ufer- wälle, die man in Norddeutschland, wo ja alle bedeutenden Flüsse der Ostsee in Lagunen münden, Nehrungen nennt, welche die Lagunen oder Hasse umschließen: Oder, Weichsel, Pregel, Niemen. § 5. See'n und Sümpfe. Die geschlossenen Wasserbecken, welche ringsum vou Land umgeben sind und nirgends in unmittelbarer Verbindung mit dem Meere stehen, heißen See N. Sie sind entweder Wasseransamm- lungen in beckenartigen Verliefungen eines horizontalen Bodens und erloschener Vulkane, Kratersee':: von mehr gerundeter Form; oder Ausfüllungen des tiefer gelegenen Theiles eines Längen- oder Querthales, See'n von langgestreckter Gestalt. Geräth ein Fluß in seinem Laufe in eine kefselförmige Vertiefung, so kann er diese von der einen Seite her ausfüllen und auf der andern wieder daraus abfließen. So entstehen die See'n mit sichtbarem Zu- und Abfluß: Bodeufee :c. Breitet sich der Fluß in einer derartigen Vertiefung in der Weise aus, daß der Zufluß und der Verlust durch Verdunstung sich das Gleichgewicht hatten, so entsteht ein See mit sichtbarem Zufluß ohne sichtbaren Abfluß: Kaspisee und todtes Meer. Treten aber in einer kesselartigen Vertiefung wasserreiche Quellen hervor, welche dieselben ausfüllen, bis sie einen Abfluß finden, so entsteht ein See mit einem sichtbaren Abfluß ohne ficht- baren Zufluß. Sammelt sich Regenwasser in Vertiefungen, die

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 55

1880 - Dresden : Salomon
55 eine thonige Unterlage haben, oder in den Kratern erloschener Vulkane und in alten Erdfällen, so bildet sich ein See ohne sicht- baren Zu- und Abfluß. Nack ihrer Lage unterscheidet man die (See'n in Alpen-, Gebirgs-, Niederungs-, Steppen- und Strandsee n; nach der Beschaffenheit des Seewassers in Süßwasser-, Salz- und Natronsee'n. Der große Salzsee in Utah enthält ungefähr 20 Proc. Kocksalz, so daß kein lebendes Wesen in seinem sonst außer- ordentlich klaren und reinen Wasser leben kann. Kohlen- und schwefelsaures Natron finden sich im Wansee und in mehreren See'n bei Debreczin, die in der heißesten Jahreszeit meist austrocknen und einen reichen Ertrag von Soda gewähren. Die mineralischen Bestandteile, welche die Flüsse den See'n zuführen, fallen bald zu Boden, deshalb ist das Wasser klar und oft so durchsichtig, daß man bei ruhiger Beschaffenheit der Oberfläche den Boden in der Tiefe erkennen kann, wenn anders die Lichtstrahlen noch den Boden erreichen und von ihm zurückgeworfen werden. Ist der See aber so tief, daß trotz der Durchsichtigkeit des Wassers die Lichtstrahlen nicht auf deu Grund gelangen können oder werden die in kleinen Mengen zum Boden gelangten und von ihm zurück- geworfenen Lichtstrahlen vom Wasser verschluckt, so wird derselbe ein vollkommener Spiegel, welcher das Angesicht des Himmels treu reslectirt. Das Niveau der See'n bleibt sich im Allgemeinen gleich, wenn nickt der Ausfluß momentan verstopft oder der Zufluß ver- stärkt wird. Am Wetter- und am Genferfee hat man bemerkt, daß ein veränderter Luftdruck ein Steigen oder Fallen des Wasser- spiegels bewirken kann. Diese Erscheinung ist am Gensersee unter dem Namen les Seiches bekannt und besteht darin, daß der Wasserspiegel unregelmäßig und ohne Wellenschlag steigt, bei Gens bis über 1 m. Das Steigen gilt als ein Vorbote der Wetter- Veränderung. Wenn Wasser unter gewissen örtlichen Verhältnissen sich in einer Vertiefung dergestalt ansammelt, daß es nicht ablaufen kann, sondern mit allerlei erdigen und pflanzlichen Stoffen sich ver- mischt und verdickt, so entstehen Sümpfe, Moräste, Maremmen, Brüche, Moore. Der Sumpf unterscheidet sich vom Morast dadurch, daß er durch deu Einfluß der Witterung nie austrocknet und sein schweres, trübes Wasser mit animalischen und vegetabilischen Substanzen chemisch verbunden ist: Küsten-, Gebirgs- und Cypressen- sümpfe. Sümpfe sind besonders häufig an solchen Flüssen, welche

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 56

1880 - Dresden : Salomon
56 mit geringem Gefälle große Ebenen durchlaufen, und auf großen horizontalen Ebenen, wo das Quell- und Regenwasser keinen ge- nügeudeu Abfluß hat. Die Substanz der Sümpfe ueunt man Moor, bestehend aus Humussäure, Pflanzenfasern, Harz, Ex- tractivstoff und Wasser; ist diese schwarze Substanz besonders häusig in einem feuchten und uuangebauten Landstrich, so nennt man den letzteren Moor, in Süddeutschland Moos und Ried. Die Grünmoore sind mit einem grünen Nasen und oft hochwachsenden Gräsern überzogen; die Hochmoore sind hoch gelegen; in den Schwarz- und Heidemooren wachsen fast nur Torfpflauzeu, Erica vulgaris und Erica tetralix; die Torf- moore geben nur ausnahmsweise eine kümmerliche Weide, sind aber wegen des Torfstichs von Werth. Bruch ist eine Sumpf- wiese oder ein in weiten Niederungen gelegenes Weichland, das wegen zu großer Nässe zum Frnchtbau nicht benutzt werden kann: Oder-, Netze-, Warthe- und Obrabrnch. Am Niederrhein heißt ein solches Land Poll, am Main Lohr, in Preußen Luch, in Thüringen Ried. Die meisten Brüche lassen eine Entwässerung zu. Friedrich der Große eroberte sich au der Warthe und Oder „mitten im Frieden eine ganze Provinz". Was heißt das? § 6. Das Meer. Weltmeer oder Ocean heißt die große zusammenhängende Wassermasse, welche die ausgedehnten Vertiefungen der Erdober- fläche füllt und das Festland von allen Seiten umgiebt und durch Biunenmeere, Meerbusen und Meerengen vielfach gliedert. Das Meerwasser ist salzig und bitter, und dies hat wichtige Folgen: 1) der Salzgehalt macht im Vereine mit anderen Stoffen, be- sonders mit thierischen und pflanzlichen Resten, das Seewasser für den Menschen ungenießbar; 2) er macht das Seewasser schwerer als das Süßwasser des Festlandes, weshalb z. B. dasselbe Schiff im Meere weniger Tiefgang als im Flusse hat; 3) er läßt das Seewasser nicht bei 100° E., sondern erst bei 104° C. sieden und bei —7° C. gefrieren; 4) er hält die schnelle Verdunstung auf und beschränkt so den Niederschlag anf ein wohlthätiges Maß; 5) er wird beim Gefrieren und Verdunsten ausgeschieden, weshalb das Meereis süß ist und die entsteigenden Wasserdämpfe salzfrei sind; 6) er bewirkt mit die beständige Circulation des Wassers im Oceau, weil er immer darnach strebt, die durch an- dere Einflüsse verursachten Störungen seiner gleichförmigen Ver-

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 57

1880 - Dresden : Salomon
57 theilung wieder herzustellen. Alles Salz des Meeres stammt von den aufgelösten Gesteinen. Die Ströme tragen täglich frisches Salz in das Meer, und jeden Tag verdunstet viel Wasser, wobei das Salz zurückbleibt, so daß das Meerwasser allmälig salziger werden muß. Im atlantischen Oceane beträgt die ganze Menge der verschiedenen Salze nur 3vs Theile in 100 Theilen Wasser. In geringeren Massen ist das Meerwasser farblos, in größern bläulich grün, doch herrscht bald das Blau, bald das Grün vor, namentlich das Blau, indem das Meerwasser das einfallende weiße Licht hinsichtlich seiner verschiedenartigen Strahlen in einem bestimmten Verhältnisse absorbirt, durchläßt und reflectirt, so daß dabei vorherrschend die blauen Strahlen zu Tage treten. Es wechselt aber die Farbe des Meeres durch zahlreiche Nuancen, je nach der Beleuchtung. So lange noch Spuren aufgeschwemmter Stoffe im Wasser sich besindeu, wird die tief blaue Farbe ab- geschwächt. Außerdem färben microscopische Pflanzen und Thiers das Meer. So wird das Purpurmeer von kleinen Krebsen und Krabben gefärbt; das rothe Meer von einer microfcopischen Alge, Trichodesmium erythraeum, das persische Meer von grünen Thierchen, das Meer an der peruanischen Küste von einem micro- scopischen Thierchen olivengrün und das an der Küste von Guinea milchweiß. An den westindischen Inseln ist das Meerwasser so durchsichtig, daß man anf dem mit Sand bedeckten Boden jeden Gegenstand erkennen kann; in der Südsee sieht man die snb- marinen Wälder und Blumen niit den Meerthieren. Zu den prachtvollsten Erscheinungen des Meeres gehört das Leuchten; das continuirliche geht von Leuchtflächen aus und das sporadische geht von Leuchtpunkten aus. Mau kann es in allen Breiten, ani schönsten in der Tropenzoue beobachten. Die Erscheinung wird von micrsscopischen Thierchen, Mollusken, Krustaceen und Infusorien, hervorgerufen, deren Leuchten durch Wärme und Reib- ung (Schiffsfurche) begünstigt zu werden scheint und die durch besondere Witterungsverhältnisse an die Oberfläche gelockt werden. Das intensivste, bläulich grüne Licht bringt eine Salpe hervor, Pyrosoma atlantica, ferner eine microscopische Rippenqualle, Noctiluca scintillaiis, Vi 2 bis V« Linie im Durchmesser, welche zu Milliarden die Meeressläche bevölkert und bei jeder Beunruhig- ung des Wassers leuchtet. Aus den Tiefenmessungen, welche mit dem Bathometer angestellt werden, hat sich ergeben, daß der Meeresboden wie das Land in bunter Mannigfaltigkeit Hoch- und Tiefebenen und Ge- birge besitzt, als deren Spitzen die Inseln zu betrachten sind.
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