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1. Teil 1 - S. 213

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das Lehnswesen. 213 Die Belehnung geschah regelmäßig durch eine symbolische Handlung, durch Überreichung eines Gegenstandes. Der Handschuh, dessen man sich bei Eigentums-Übertragungen bediente, kam auch hier zur Anwendung; daneben der Stab. Den geistlichen Fürsten sollen nach dem Wormser Konkordat die Regalien mit dem Scepter gegeben werden. Der Ring, der vorher in Verbindung mit dem Stabe bei der Investitur der Geistlichen gebraucht ward, kam auch bei Belehnungen Weltlicher vor. Bei den Laienfürsten war es die Lanze mit der Fahne, wofür auch bloß die Fahne gebraucht ward. Bei dem Wechsel des Herrn oder des Mannes war eine Erneuerung erforderlich, der Huldigung wie der Verleihung, insofern das Verhältnis von den Nachfolgern oder Erben fortgefetzt ward. Doch war man stets bestrebt, die Lehen in sogenannte Erblehen zu verwandeln, welches Wort zur Zeit Heinrichs Ii. zuerst vorkommt. Wenn König Konrad Ii. sich für Erblichkeit der Lehen aussprach, so dachte er wohl die Vasallen ihren Herren gegenüber unabhängiger zu stellen und unter Umständen sie um so freier für den Dienst des Königtums verwenden zu können. Der Vasall hatte ein gewisses Recht der Verfügung über das ihm verliehene Gut: es felbst zu nutzen oder von andern nutzen zu lassen durch Weitergabe zu Lehen oder zu anderem Gebrauch. Aber veräußern oder vertauschen durfte er es nur mit Zustimmung des Herrn. Willkürlich durfte auch der Herr dem Vasallen das Gut nicht entziehen. Triftige Gründe zur Entziehung waren: Verletzung der Treue und der Pflichten, welche aus ihr flössen, vor allem offene Feindseligkeit in That oder Rat gegen den Herrn oder Nichtleistung des schuldigen Dienstes. Aber nicht der Herr allein konnte über die Entziehung entscheiden, sondern ein Ausspruch der Lehnsgenossen ward erfordert. Es bildete sich eine eigene Lehnsgerichtsbarkeit. War ein Lehen durch den Tod eines Inhabers ohne berechtigte Erben oder durch andere Umstände ledig oder frei geworden, d. h. an den Herrn zurückgefallen, fo konnte es wieder verliehen oder in eigenem Besitz behalten werden. Die Denkmäler des Mittelalters hallen wieder von den Klagen, daß die Eide wenig geachtet würden, daß die der Fürsten gegen den König, wie die der Vasallen gegen ihre Herren verletzt seien, verletzt häufig nur aus dem Streben nach Gewinn, um von anderen größere Vorteile, neue Lehen zu erlangen. In anderen Fällen traten die Lehnsträger trotzig auf, namentlich in den geistlichen Stiftern, eigneten sich Güter und Einkünfte an: in dem Maße, wie sie von Hans ans selbständiger als die Ministerialen, noch rücksichtsloser und gewaltsamer als diese, den Herren mehr eine Last und Gefahr als eine Hilfe. Und betraten diese den Rechtsweg, so wußten sie, klagt Abt Markward von Fulda im zwölften Jahrhundert, Grundsätze eines sogenannten Lehnrechts geltend zu machen und damit wie Aale den Anforderungen, die an sie gestellt wurden, zu entschlüpfen. Aber auch die Herren haben wohl zu Zeiten ihr Recht mißbraucht, Dienste gefordert, zu denen die Vasallen nicht verpflichtet waren, Hilfe bei

2. Teil 2 - S. 163

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Meistersänger. 163 Bürger, und je tiefer die fahrenden Sänger mit der Zeit in der öffentlichen Achtung sanken, um fo höher stiegen die Meistersänger, die auf sittlichen Ernst in Leben und Dichtung das Hauptgewicht legten. Der Ursprung der Meistersänger verliert sich in sagenhaftes Dunkel. Nach einer von ihnen selbst hochgehaltenen Sage sollen zwölf Meister zur Zeit Kaiser Ottos I. im Jahre 962 beit Meistergesang erfunden haben, alle zu gleicher Zeit, ohne daß jedoch einer etwas von dem andern gewußt hätte. Da sie aber des Papstes und der Geistlichen übles Leben in ihren Gedichten gegeißelt hätten, seien sie bei dem Papste Leo Viii. der Ketzerei beschuldigt worden. Der Kaiser habe sie auf Ansuchen des Papstes nach Pavia und später auch nach Paris berufen, wo sie in Gegenwart des Kaisers, des päpstlichen Legaten, vieler Edlen und Gelehrten herrliche Proben ihrer Kunst abgelegt und sich vom Verdacht der Ketzerei gereinigt hätten. Darauf habe sie der Kaiser als Verein bestätigt und mit vielen Freiheiten begnadet. Das Unhaltbare dieser Sage leuchtet aus den Namen jener zwölf Meister ein, unter denen gerade die bedeutendsten Dichter des dreizehnten Jahrhunderts vertreten sind. Jene zwölf sind nämlich: Frauenlob, Heinrich von Mügliu, Kliugsor, der starke Poppe, Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, der Marner, Regenbogen, Reinmar, Konrad von Würzbnrg, der Kanzler und Stolle. Wie die Meistersänger später selbst noch kaum wußten, wer unter diesen zwölf gemeint sei, geht aus einem Gedicht eines Meistersängers hervor, in dem die Namen sonderbar verstümmelt und über die Lebensverhältnisse der Dichter zum Teil ganz irrige Angaben gemacht werden. Es werden diese zwölf Namen so aufgeführt: „Heinrich Frauenlob, der H. Schrifft Doctor zu Maintz; Heinrich Mögeling, der H. Schrifft Doctor zu Prag; Nicolaus Klingsohr, der freyen Künste Magister; der starke Poppo, ein Glasbrenner; Walter von der Vogelwaid, ein Landherr aus Böhmen; Wolfgang Rohn, ein Ritter; Hans Ludwig Marner, ein Edelmann; Barthel Regenbogen, ein Schmied; Konrad Geiger von Würzburg, ein Musikant; Eantzler, ein Fischer und Stephan Stoll, ein Seiler." Aus dieser Aufzählung läßt sich als Richtiges wenigstens das entnehmen, daß früher in der That Gelehrte, Ritter und Handwerker zugleich Mitglieder der Singschulen waren, bis später nur Bürger und fast nur Handwerker in dieselben eintraten. Es ist wahrscheinlich, wenn auch nicht gewiß, daß Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, ein Gelehrter, der am 30. November 1318 zu Mainz starb, in dieser Stadt zuerst einen Verein von Dichtern und Freunden der Dichtkunst gegründet hat, dem er festere Formen vorschrieb, wenn auch noch nicht in der Weise, wie solche Formen in den späteren Singschulen gehaud-habt wurden. Eine sagenhafte Überlieferung läßt nämlich auch die erste Meisterfängerschule von Frauenlob zu Mainz stiften, und von da soll sich dann dieselbe Einrichtung auf andere Städte übertragen haben. Damit u*

3. Die vorchristliche Zeit - S. 29

1877 - Leipzig : Brandstetter
29 bannten ihn aus der Stadt. Er floh auf die Insel Skyros zum König Lykomedes; dieser nahm ihn freundlich auf, aber in seinem Herzen war er falsch gesinnt und trachtete, wie er den gefährlichen Gast am besten los werden konnte, denn er fürchtete sich vor den Pallantiden in Athen. Als nun Theseus gar keine Anstalt machte, wieder abzureisen, führte ihn der hinterlistige Lykomedes auf eine Felsenspitze, um ihm die ganze Landschaft und das Meer zu zeigen. Als der Held, ohne Arges zu ahnen sich umschaut, stößt ihn Lykomedes hinab in den Abgrund des Meeres. — So schmählich endete ein Wohlthäter des Menschengeschlechts. Die Athener bereuelen bald ihre Undankbarkeit, baueten dem Theseus Tempel und Altäre, und holten später seine Gebeine von der Insel Skyros nach Athen. In der Schlacht bei Marathon erschien ihnen der Geist des Helden, und man sagte, er habe sich an die Spitze der Athener gestellt und tapfer auf die Perser eingehauen.

4. Die vorchristliche Zeit - S. 83

1877 - Leipzig : Brandstetter
83 den thracischen Bosporus (die Meerenge von Konstantinopel) nach Europa und befahl den Ioniern, welche die Flotte von 600 Schiffen führten, bis an den Jster zu fahren, dort eine Brücke zu schlagen und ihn daselbst zu erwarten. Die Brücke wurde zwei Tagereisen von dem Ausflusse des Stromes geschlagen und das Heer der Perser zog hinüber. Darius aber nahm einen Riemen, machte darin sechzig Knoten und gab diesen den Ioniern, die er als Wächter der Brücke zurückließ, mit den Worten: „Sobald ihr mich gegen die Scythen abziehen sehet, löset jeden Tag einen Knoten. Bin ich noch nicht zurückgekehrt, wenn der letzte Knoten gelöst ist, so ziehet heim in euer Vaterland. Bis dahin aber bewachet die Schiffbrücke." Die Scythen vermieden jedes Treffen gegen die Perser und zogen, alles Land vor den heranrückenden Feinden verwüstend, bis über die Grenzen ihres Landes und lockten die Perser in eine wüste Steppe. Darius schickte zu dem Könige der Scythen Boten, die ihn aufforderten, er solle sich entweder zum offenen Kampfe stellen, oder Erde und Waffer als Zeichen der Unterwerfung senden. Der Scythe aber that keines von beiden, sondern schickte einen Vogel, einen Frosch, eine Maus und fünf Pfeile, ohne weitere Antwort. Darius deutete diese Zeichen auf Unterwerfung, der Perser Gobryas jedoch wußte eine bessere Erklärung: „Wenn ihr nicht Vögel werdet und in die Luft flieget, ihr Perser, oder Mäuse und in die Erde euch verkriechet, oder Frösche und in die Sümpfe springet: so werdet ihr durch diese Geschosse umkommen." Bald darauf brach das Scythenheer hervor und Darius ward in die Flucht geschlagen. Schon waren die sechzig Tage verflossen und die Ionier überlegten, ob sie die Brücke abbrechen sollten, denn es zeigten sich bereits scythische Reiter. Der Athener Miltiades, einer von den Wächtern der Brücke, sprach: „Jetzt, ihr Griechen, ist die Zeit gekommen, wo ihr das persische Joch abschütteln könnt. Brecht die Brücke ab und die Macht des Tyrannen ist gebrochen!" Aber ein anderer Grieche, Histiäus von Milet, widersprach dem Miltiades und wollte sich bei dem Darius Gunst erwerben. So blieb die Brücke stehen und die fliehenden Perser konnten sich retten. Darius belohnte die Treue des Histiäus dadurch, daß er ihm ein Stück Land am Flusie Strymon (Jskar) schenkte, wo der kluge Grieche sich eine Stadt bauete und bald zu großer Macht gelangte. Da ward Darius argwöhnisch, denn er fürchtete, Histiäus könne ihm selber gefährlich werden. Darum rief er ihn nach Susa, wo er unter dem Namen eines Freundes und Rathgebers immer bei ihm bleiben sollte. In der That war aber Histiäus ein Gefangener; als er das bemerkte, sann er auf Rache gegen Darius. Ari,lagoras, der Schwiegersohn des Histiäus, war Statthalter von Milet, einer von den Griechen bewohnten blühenden Handelsstadt in 6*

5. Die vorchristliche Zeit - S. 87

1877 - Leipzig : Brandstetter
87 t die Belagerungsmaschinen erbaut und drang in die Stadt ein, als auf dem festen Lande von Asien ein Wald in Brand gerieth. Beide Theile wurden die Flammen gewahr und hielten sie für ein Zeichen der persischen Flotte, die zum Entsätze der Parier herbeirückte. Sofort hob Miltiades die Belagerung auf, steckte seine Werke in Brand und eilte nach Athen zurück, da er, von schweren Wunden krank, nicht mehr im Stande war, den Krieg fortzusetzen. Wegen dieses Rückzuges klagten ihn die Athener der Verrätherei an und seine Feinde beschuldigten ihn, er habe, durch persisches Geld bestochen, die Belagerung aufgehoben. Da feine Wunden ihn hinderten, sich selbst zu vertheidigen, übernahm sein Bruder die Vertheidigungsrede. Miltiades wurde zwar losgesprochen, aber zu einer Geldbuße zu 50 Talenten verurtheilt, die man auf die Ausrüstung der Flotte verwandt habe. Unfähig, eine so große Summe zu bezahlen, mußte er in's Gefängniß wandern und starb hier, ein Opfer des Undanks seiner Mitbürger.

6. Die vorchristliche Zeit - S. 109

1877 - Leipzig : Brandstetter
109 Aristokrates übte zum zweiten Male an den Meffentern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan an, wodurck die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen nun nach Unteritalien, wo sie die nach ihnen benannte Stadt Mes-sana bewohnten. Aristomenes, den sie zum Führer haben wollten, lehnte es ab mit den Worten, er werde, so lange er lebe, gegen die Lacedämo-nier Krieg führen, er wisse genau, daß immer irgend ein Unheil durch ihn für Sparta entstehen werde. Später ging er nach Delphi. Als der Herrscher einer Stadt auf der Insel Rhodos, Damagetos, das Orakel befragte, wessen Tochter er zur Frau nehmen sollte, erhielt er die Antwort, die Tochter des tapfersten Mannes unter den Griechen zu heirathen. Darauf heirathete er die Tochter des Aristomenes, dieser zog nach Rhodos, wo er nach einiger Zeit an einer Krankheit starb. Die Rhodier errichteten ihm ein ausgezeichnetes Denkmal und erwiesen ihm besondere Verehrung. Iii. Xerxes und Leonidas. Themistokles. 3eerjre§’ Heerfahrt nach Europa *). Als die Nachricht von der Niederlage bei Marathon an den König Darms kam, da entbrannte sein Zorn noch heftiger gegen die Athener und er rüstete sich zu einem neuen Feldzuge gegen Hellas vier ganze Jahre lang. Aber er starb, ehe er ausführen konnte, was er im Sinne hatte, und sein Sohn Terxes übernahm mit dem Throne zugleich den Racheplan des Vaters. Hierin bestärkte ihn sowohl Mardonius, welcher bei den Persern am meisten in Ansehen stand, als auch ein Traumgesicht. Es bäuchte ihm nämlich, er wäre mit einem Oelsprößling bekränzt und die Zweige desselben reichten über die ganze Erbe und nach biesem verschwänbe der Kranz, der ihm auf dem Haupte gelegen. Das legten ihm die Magier so aus: Dieser weitreichenbe Kranz bebeute, daß er durch den Felbzug, den er vorhabe, die Herrschaft gewinnen werbe über die ganze Erbe. Und Lerxes hatte wirklich im Sinn, nach Unterwerfung Griechenland ganz Europa sich eigen zu machen, bis daß der Himmel selbst die alleinige Grenze des Perserreichs wäre. Hätten aber jene Weisen barauf achten wollen, daß der Kranz nachher vom Haupte des Königs entschwunben war, so hätten sie wohl dem Traume eine richtigere Deutung gegeben. Terxes inbeß glaubte den Worten seines Rathgebers und seiner Traum-beuter, und nachdem er noch vier Jahre lang die Kriegsrüstung fortgesetzt *) Nach gerb. Bäßler.

7. Die vorchristliche Zeit - S. 116

1877 - Leipzig : Brandstetter
116 besiegt zu werden, bis zum Einbruch der Nacht fortkämpften. Nach dem Treffen zogen sich beide Theile auf ihren Standort zurück; die 200 umsegelnden Schiffe aber wurden theils verschlagen, theils zerschellt, denn in der Nacht tobte ein heftiger Sturm. Schlacht bei Salamis. 480 v. Chr. *) Da die Griechen durch einen Boten erfuhren, daß Leonidas mit seinen Spartanern gefallen sei, schoben sie den Rückzug nicht länger auf. Die persischen Schaaren aber überschwemmten die Insel Euböa und das griechische Festland, brannten die Städte nieder und machten die Einwohner zu Sklaven. Die Athener erkannten, daß sie in ihrer Stadt sich nicht würden halten können, zumal da alle übrigen Griechen sie verließen und sich in die südliche Halbinsel des Peloponnes zurückzogen, die nur durch eine schmale Landenge, den Isthmus von Korinth, mit dem übrigen Griechenland zusammenhing. Diesen Isthmus befestigten sie, zogen querüber eine starke Mauer und überließen Athen seinem Schicksal. Themistokles brachte es durch seine Beredtsamkeit dahin, daß alle waffenfähigen Bürger die Schiffe besteigen, die wehrlosen aber auf benachbarte Inseln sich flüchten mußten. Das Volk gehorchte mit schwerem Herzen, denn es glaubte kein Glück mehr zu haben, wenn es die Heiligtümer der Götter und die Gräber der Vorfahren den Barbaren preisgegeben hätte. Doch ein Anzeichen ermunterte sie zum Abzüge. Die Schlange, welche auf der Burg im Tempel der Minerva gehalten wurde, halte den Honigkuchen, den man ihr sonst alle Monate vorsetzte, nicht verzehrt. Daraus schlossen die Athener, die Göttin selbst habe die Stadt verlassen. Als nun so viele Menschen ihrer Vaterstadt Lebewohl sagten, erregte ein solcher Anblick großes Mitleid, aber auch hohe Bewunderung; denn die Männer blieben fest bei den Thränen und der Umarmung ihrer Frauen und Kinder und setzten nach der Insel Salamis über. Die treuen Haushunde folgten bis an den Hafen und erhoben ein jämmerliches Geheul, als sie zurückbleiben mußten und ihre Herren davon rudern sahen. Ein treuer Pudel stürzte sich nach in's Meer und folgte mit aller Anstrengung dem Schiffe seines Herrn: aber die große Entfernung überstieg die Kräfte des treuen Thieres, und als er das Ufer der Insel Salamis erreicht hatte, sah er sich nocb einmal nach seinem Herrn um und starb. Kaum hatten die Athener ihre Stadt verlassen, so folgte Xerxes, bedeckte das ganze Land mit seinen Schaaren, plünderte die Stadt und zündete sie dann an. Die Athener sahen von Salamis aus die Rauchsäulen und Fenerflammen. Zu gleicher Zeit erschien die persische Flotte an der Küste von Athen. Die übrigen Griechen, welche schon höchst ungern ihre Schiffe bei den athenischen gelassen hatten, wollten jetzt fliehen, als sie das ganze Meer mit persischen Segeln bedeckt sahen; und selbst die kriegerischen Spartaner, welche einen feigen Anführer hatten, wollten *) Nach Bredow.

8. Die vorchristliche Zeit - S. 134

1877 - Leipzig : Brandstetter
134 so schlug er alle guten Lehren in den Wind. Doch in der Liebe zu dem weisen Manne blieb er treu. Auf dem Feldzuge nach Potibäa, den er und Sokrates mitmachten, fiel einst Aleibiabes verwundet nieder; da deckte ihn der Weise mit seinem Schild und rettete ihm das Leben. Als nach der Schlacht der Preis der Tapferkeit dem Sokrates zuerkannt werben sollte, bat biefer bte Richter, ihn dem Aleibiabes zu ertheilen. — In der für die Athener unglücklichen Schlacht bei Delium sah Aleibiabes, selbst schon aus der Flucht, wie Sokrates von den Feinben hart verfolgt warb. Aleibiabes sprengte zurück — benn er war zu Pferbe — zerstreuete bte Feinde und rettete feinem Lehrer das Leben. In einer lustigen Gesellschaft machte einst der übermüthige junge Mann eine Wette, daß er dem Hipponikus, einem reichen und angesehenen Athener, eine Ohrfeige geben wolle, und er führte biefe That auf offener Straße aus. Jebermann war über biefe Frechheit empört. Am andern Tage jeboch begab sich Aleibiabes zum Hipponikus, bat ihn bemüthig um Verzeihung und entblößte feinen Rücken zur Wohlverbienten Geißelung. Hipponikus verzieh ihm und würde balb so sehr von ihm eingenommen, daß er ihm feine Tochter zur Frau gab. Durch solche unbesonnene Streiche machte er sich zum Stabtgefpräch, und das wollte er eben. Er kaufte einen schönen Hunb um mehr als 1000 Thaler. Die ganze Stadt sprach von bet Schönheit des Hunbes und dem theuern Preise. Da hieb er bcnt Hunbe den Schwanz ab und nun war der abgehauene Schwanz das allgemeine Stabtgespräch. — Einmal ging er über bett Markt, als eben Gelb unter das Volk vertheilt würde. Die Athener begrüßten ihren Liebling mit Freubengeschrei; ba ließ er eine Wachtel fliegen, bte er unter feinem Mantel verborgen hatte, und sogleich lief Alles dem Vogel nach, um ihn wieber zu fangen. Alct-biabes lachte. Seine Mitbürger suchte er durch Aufivanb und glänzenbe Pracht zu übertreffen. Auf den olympischen Wettkämpfen erschien er mit sieben Wagen, was noch kein König gethan hatte, und mit breien trug er den Sieg bavon. 2. Der verberbliche Krieg zwischen Athen und Sparta war im Jahre 422 v. Chr. durch einen Frieden unterbrochen, aber nicht geenbet. Aleibiabes, der vor Begierbe brannte, sich Felbhertnruhm zu erwerben, toanbte alle Kunstgriffe an, den Krieg toieber zum Ausbruch zu bringen. Vor Allem suchte er das Volk zu einem Zuge nach Sicilien zu tiereben, wozu sich bamals eine günstige Gelegenheit barbot. Die Einwohner der Stadt Segesta auf Sicilien würden von den mächtigen Syraku-fern hart bebrängt. Sie baten in Athen um Hülfe und versprachen in ihrer Noth 60 Talente monatlichen Solb für 60 Schiffe. Aleibiabes wußte durch feine einfchmeichelnbe Berebtfamkeit das Volk so zu bethören und ihm die Eroberung von ganz Sicilien als so gewiß vorzuspiegeln,

9. Die vorchristliche Zeit - S. 135

1877 - Leipzig : Brandstetter
135 daß es den Segestanern den verlangten Beistand bewilligte. Durch Alcibiades' Reden begeistert, schwelgte das Volk schon zum Voraus in ausgelassener Siegesfreude und träumte sogar von Asrika's und Karthago's Eroberung, worauf dann die Unterwerfung Italiens und des Peloponnes folgen sollte. Die prächtigste von allen Flotten war mit großen Kosten ausgerüstet und der Oberbefehl in die Hände des Nicias, Lamachus und Alcibiades gelegt. Noch ehe die Flotte auslief, ereignete sich in Athen ein Vorfall, der für Alcibiades die verderblichsten Folgen hatte. In einer Nacht wurden alle Hermessäulen (dem Gott Merkur geheiligte Statuen), die vor den Häusern der Athener standen, umgeworfen und verstümmelt, wahrscheinlich von einer Schaar trunkener und muthwilliger Jünglinge. Das Volk sah hierin einen Angriff auf seine Religion und einen Versuch zum Umsturz seiner Freiheit. Aller Verdacht fiel auf Alcibiades, dessen Feinde nicht säumten, den Unwillen des Volkes gegen ihn rege zu machen, zumal da ein Gerücht im Umlauf war, daß er gewisse gottesdienstliche Handlungen der Athener mit seinen Freunden heimlich nachgeäfft und verspottet habe. Seine Feinde drohten mit einer Anklage und Alcibiades drang darauf, daß diese Sache noch vor seiner Abreise nach Sicilien entschieden würde. Allein seine Gegner wußten, daß sie ihm, so lange er in Athen sei, nichts anhaben konnten, denn er stand bei dem Volke und dem Heere in großer Gunst. Sie ließen daher, die Anklage vorläufig ruhen und drangen auf die Abfahrt. Alcibiades segelte ab. Die Flotte landete an der Küste von Sicilien (415) und schon hielten die Feldherren Rath über den Kriegsplan, als von Athen ein Schiff ankam, das den Alcibiades abholte, damit er vor Gericht sich stellte. In seiner Abwesenheit hatte man ihn der Entweihung der Religion angeklagt und Viele der Mitschuldigen waren bereits als Opfer der Volkswuth hingerichtet worden. Alcibiades folgte dem Befehl und bestieg das Schiff. Unterwegs aber faßte er den Entschluß, heimlich seinen Wächtern zu entfliehen, denn er trauete dem Wankelmuthe der Athener nicht. Als ihn Jemand fragte: „Trauest du denn deinem Vaterlande nicht?" antwortete er: „Nicht einmal meiner eigenen Mutter, denn sie könnte aus Versehen einen schwarzer Stein statt eines weißen in die Urne werfen!" Er entkam nach Elis, und als er hörte, daß die Athener ihn zum Tode verurtheilt und sein Andenken verflucht hätten, sagte er: „Ich will ihnen zeigen, daß ich noch lebe!" Aus Rache ging er nach Sparta, wo man ihn natürlich mit Freuden aufnahm. Von nun an war es seine Sorget den Athenern auf alle Weise zu schaden, und er ertheilte den Lacedämoniern die besten Rathschläge, wo sie den Krieg auf die für Athen verderblichste Weise führen könnten. Auf seinen Rath befestigten sie das nahe an der Grenze von Attika gelegene Decelea und wiederholten von diesem festen Standpunkte aus jährlich die verheerenden Einfälle in das attische Gebiet. Ferner ertheilte er ihnen den Rath, den Syrakusern in Sicilien Hülfe zu schicken,

10. Die vorchristliche Zeit - S. 136

1877 - Leipzig : Brandstetter
136 um die Unternehmungen der Athener zu vereiteln. Dies geschah und mit solchem Erfolge, daß der anfangs für Athen glückliche Feldzug den schlimmsten Ausgang hatte. Nach vielen Verlusten mußten sich die Athener den Syrakusern ergeben, die Gefangenen wurden in die Steinbrüche von Syrakus geworfen, wo sie elend verschmachteten. Nicias wurde nebst seinem Mitfeldherrn auf dem Markte zu Syrakus öffentlich enthauptet. Nun waren die Hülfsmittel der Athener erschöpft und Verzweiflung bemächtigte sich aller Gemüther. Alcibiades hatte sich gerächt. Dieser wetterwendische Mann nahm in Sparta ganz die Sitten des spartanischen Volkes an; er badete im Eurotas, ward mäßig und aß die schwarze Suppe, wie ein echter Lakone. Bald war er auch hier der Liebling von Alt und Jung. Doch die Regierung schöpfte Mißtrauen, und als er noch obendrein den König Agis beleidigt hatte, war er in Sparta nicht mehr sicher und ging nach Asien zum persischen Statthalter Tissaphernes. Auch diesen wußte er für sich zu gewinnen, daß derselbe nicht mehr wie bisher den Lacedämoniern, sondern den Athenern Hülfe versprach. Hierdurch söhnte sich Alcibiades wieder mit seinen Landsleuten aus und bewirkte seine Zurückberufung. Ehe er aber in seine Vaterstadt zurückkehrte, wollte er erst rühmliche Thaten verrichten; nur als ruhmgekrönter Sieger wollte er in Athen einziehen. So ging er denn zuerst nach Samos, wo die athenische Flotte lag, und mit ihm kehrte das Glück zu den Athenern zurück. Sie schlugen die Spartaner zu Wasser und zu Lande und eroberten alle verlorenen Städte und Inseln wieder. Der Name Alcibiades verbreitete bei den Freunden Siegesmuth, bei den Feinden Furcht und Schrecken. Die gedemüthigten Spartaner schrieben in ihrer gewohnten Kürze nach Hause: „Unser Glück ist dahin, der Anführer ist getödtet, die Soldaten hungern, wir wissen nicht, was zu thun." In dieser Noth schickte Sparta eiligst Gesandte nach Athen, die demüthigst um Frieden baten; aber das übermüthige Volk der Athener wies alle Anträge stolz zurück. Alcibiades segelte mit reicher Beute beladen und mit den Trümmern von 200 zerstörten Schiffen als Siegeszeichen zu seiner Vaterstadt zurück. Als er sich dem Piräus näherte, erwartete ihn eine zahllose Menge Volkes; doch stieg der Held nicht eher aus, als bis er seine Verwandten am Ufer erblickte. Nun landete er; das Volk richtete alle seine Blicke nur auf ihn und schien für die andern Feldherren, die ihn begleiteten, gar kein Auge zu haben. Alcibiades ging in die Volksversammlung und vertheidigte sich hier gegen alle ihm zur Last gelegten Beschuldigungen, klagte jedoch nicht das Volk, sondern nur sein Mißgeschick an, und am Schluffe seiner Rede feuerte er die Athener zur kräftigen Fortsetzung des Krieges an. Das Volk gab ihm sein Vermögen zurück, widerrief den über ihn ausgesprochenen Fluch und ernannte ihn zum unumschränkten Anführer zu Wasser und zu Lande. Weinend empfing Alcibiades die Beweise des Wohlwollens seiner Mitbürger und unter der Menge selbst beweinten Viele sein herbes Mißgeschick.
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