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Anführung des Alcibiades, Lamachus und des bedächtigen
Nicias. Zlllein bald nachher wurde Alcibiades von sei-
nen Feinden angeklagt, Götterbildsaulen muthwilltg ver-
stümmelt zu haben; er wurde zurückberufen, entkam
aber zu den Spartanern, und reihte nun diese, den
Frieden mit Athen zu brechen. Die Spartaner schufen
sich jetzt auch eine Seemacht, und vernichteten das
Atheniensische Heer in Sl'cilien völlig. Zu gleicher Zeit
befestigten sie auch einen, Athen benachbarten, Flecken
Decelea, und unterhandelten sogar ein Bündniß mit
den Persern, die aber unklug genug waren, bei der
Griechen blutiger Entzweiung nicht Rache für die srühern
Niederlagen zu nehmen. Jndeß war Aicibiades auch
zu den Persern gestüchtet, und hatte es dann beim
Atheniensischen Heere durchgesetzt, daß er von ihm zum
Oberbefehlshaber erwählt wurde. Sofort kehrte mit
ihm den Athenern das Kriegsglück so zurück, daß die
Spartaner selbst um Frieden baten, ihn aber von den
wieder übermüchig gewordenen Athenern nicht erhielten
(410).' Allein bald mußte Aicibiades, als in seiner
Abwesenheit seine Flotte von Lysander geschlagen wurde,
durch freiwilliges Exil den Zorne der Athener entge-
hen, und wenn auch noch einige Siege von den letztern
erfochten wurden, so vernichtete doch endlich Lysander
durch einen zweiten Seesieg bei Aegos - Potamus
(Ziegenfluß) am Hellefpont (406) die Streitkrafte
Athens völlig. Die Verbündeten des letztern wurden
sofort unterworfen, Athen selbst endlich (405) belagert
und (404) durch Eapitulation den Spartanern über-
geben, die nun nicht allein Athens Mauern niederris«
sen, alle Kriegsschiffe bis auf 12 Wegnahmen, sondern
auch die ihnen verhaßte Demokratie in eine Oligarchie
von 30 Beherrschern (Tyrannen) verwandelten, (404)
deren Schreckensregierung endlich im folgenden Jahre
durch Thrasybul gestürzt, und mit Solons Verfassung
vertauscht wurde. Aber blos die alten Formen konnte
man, doch nicht den alten Geist dem Staate wieder
geben. Athens fcköne Periode war vorüber, die Blüthe
des Staats abgestreift; eine Hauptrolle hat es seitdem
nie wreder gespielt.
Darum mag es nützlich sein, noch einen Blick auf
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta]]
Hab es dach wenige, die es zu übersehen vermerken.
Dabei wurdeu die Geistlichen durch Vermächtnisse,
Schenkungen, und dadurch, daß der Besitz in der tob-
ten Hand nicht theilbar oder vererblich war, sondern
nur vermehrt werden konnte, immer.reicher (aber frei-
lich nicht in gleichem Maaße -frömmer). Die Mönche
bekamen im Üteu Jahrhundert von Benedict von Nursia,
eine sogenannte Regel, (Benedictiner) nach welcher sie
Zusammenleben mußten; und eben ihre Abgeschlossenheit
von der Writ/ihre Ehelosigkeit, verliehen ihnen groß-
ßes Ansehen, so wie sie auch damals noch um Urbar-
machung großer Länderstrechen, und selbst um die Wis-
senschaften und Künste unverkennbare Verdienste hatten.
Die Patriarchen von Rom, denen Noms Weltherrschaft
noch im Gedachlniß war, hatten schon seit der Verle-
gung des Kaisersitzes sich immer unabhängiger zu machen
gesucht, und wenn sie sich seit Gregor den^ Großen
5y5 auch Knecht der Knechte Gottes nannten, so such-
ten sie sich doch das höchste kirchliche Ansehen zu ver-
schaffen. Vorzüglich unterstützte sie dabei ihre Freund-
schaft mit den fränkischen Majprdomrn, die sie gegen
die Langobarden unterstützten, und ihnen bedeutende
Gebiete Italiens schenkten, wodurch sie die erste welt-
liche Macht erhielten, und um diese Zeit .auch dey
Namen oder Papst annahmen. Auch daß Pipin
zur bessern Gründung seiner Königswürde, bei dem
Papste angrsragt hatte, und von diesem nachher gesalbt
worden war, wurde von den Päpsten bald zu neuen
Ansprüchen benutzt. Aber die eigentliche Ausbildung der
Kirchen Herrschaft oder H i e r a r ch i e gehört erst der fol-
genden Zeit an.
Neben der Hierarchie zieht sich aber auch als zwei-
ter Hebel des ganzen Mittelalters das sogenannte
Lehn wesen (Feudalsystem) hin. Aus freiwilligem An-
schließen an mächtige und tapfere -Männer zu kriegeri-
schen Unternehmungen (den sogenannten Gefolgen oder
Gesellenschaften), wofür Waffeü und ein Theil der
Beute zum Ersatz gegeben wurden, entstand bald bei
Eroberungen ganzer Länder, ein Verleihen von Lände-
reien, außer dem allgemeinen Ervberungsantheil, an
diejenigen, welche die Anführer noch durch engere
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Benedict_von_Nursia Gregor_den^ Gregor
105
Ansehen der Geistlichen bei, die viel lieber unter einem
entfernten Papste als unter nahen Laien > Fürsten stehen
wollten. Wenn also auch mancher Papst einen unwür-
digen Lebenswandel führte, wenn manchmal 2 bts 3
Päpste zugleich gewählt wurden, und sich nun unter
einander über die Krone zankten: so konnte dies doch
den Glauben an die höchste Macht des Papstes )o
leicht nicht erschüttern, weil man auch wohl bei welt-
lichen Großen Amt und Menschen von einander unter-
scheiden mußte.
Im o ft r ö m i s ch e n K a i s e r t h u m e regierten von
802 — 1078 2 Kaiserinnen und 24 Kaiser, von denen
einer entsagte, drei ermordet, drei vergiftet, 4 geblen-
det 0 abgesetzt wurden. Statt das Reich tapfer nach
außen gegen die Bulgaren, Araber, und die seit 105c>
vom Kaukasus herabdringenden Türken zu beschützen,
kaufte man lieber Frieden, stritt sich über subtile theo-
logische Gegenstände herum, und verlor eine Pro-
vinz nach der andern an die Barbaren. — Dagegen
fing man auf der entgegengesetzten Seite Europas, in
Spanien an, sich von dem drückenden Joche der Ara-
der, die sich dort festgesetzt hatten, wieder zu befreien.
Von den Gebirgen Asturiens, wo man sich durch die
Schlacht bei der Höhle von Eavadonga behauptet hatte,
ging die Freiheit Spaniens wieder aus. Man errich-
tete in den wieder eroberten Landern kleine Staaten, die
sich allmählig zu zwei größeren, Kastilien und Arago-
nten, erweiterten und vereinigten. Am rühmlichsten
bekämpfte die Araber der spanische Held Don Nodrigo
Diaz, Grafvon Vivar, gewöhnlich C t d oder el Campea*
dor (der Kämpfer) genannt, der auf seinem guten Pfer-
de, Babieka, seinem König Ferdinand (loz5 — 10ö5) die
arabischen Fürsten von Toledo und Sevilla zinsbar
machte, und das schöne Valencia wieder eroberte. Am
Ende dieses Zeitraums wurde auch das nachherige Kö-
nigreich Portugal den Maurenabgenommen, wurde
aber erst lioi) unter Graf Heinrich von Burgund ei-
ne von Spanten unabhängige Grafschaft.
Ein Kampf anderer Art war in England mit
^en Königen von Dänemark. Zwar hatte Alfred der
Große (fi göl) eine Seemacht geschaffen, und dre
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Extrahierte Personennamen: Eavadonga Nodrigo
Diaz Ferdinand_( Ferdinand Toledo Heinrich_von_Burgund Heinrich Alfred
Extrahierte Ortsnamen: Europas Spanien Spaniens Kastilien Babieka Sevilla Valencia England
123
Anjou gefolgt. Scklechre und drückende Negierungen
v-ranlaßten, das; das Volk sich Frecheusbrtefe erzwang,
und eine Volksvertretung (Parlament), welche, wie
mangelhaft sie war, doch der Könige Willkür schwäch-
te, und dem Volke größeres Selbstvertrauen verlieh.
Auf die Kampfe mit Frankreich folgten bald innere;
indem zwei große Hauser, Pork und Lancaster (die
weiße und die rolhe Rose) l453 sich über den Besitz
der Krone blutig stritten. Eine Herrath Heinrichs Vii.
(1485— 150t)) beendete den schweren Streit. 3n ^'W
Schottland herrschte seit 1371 das Haus Stuart, das
unglücklichste, was je regiert hat.
Zerstückelter als nie erscheint Italien. Neapel
und Sicilien, der Hohenstaufen Crbland, schmachtete
unter Karls von Anjou Drucke. Nur in Sicilien ge-
lang es, die französische Herrschaft mit der Aragoni-
schen zu vertauschen, indem man plötzlich (Ostern 1282)
über die Franzosen auf der Insel herfiel (sictlianische
Vesper), und sie erschlug. Neapel aber kam nach viel-
fachem Herrscherwechsel erst um 1458 an Aragonien. — 7c
Im Kirchenstaate war Nom endlich von den kai-
serlichen Statthaltern durch die Papste befreit, ein Car-
dinalcollegium und (1300) von Bontfaz das große Ju-
beljahr mit dem allgemeinen Ablaß eingeführt worden,
den sich gegen 200000 Pilger holten, und so reiche
Gaben zurückließen, daß 2 Priester wochenlang be-
schäftigt waren, sie vom Altar herabzunehmen. Desto
mehr empfanden die faulen Römer die Abwesenheit der
Päpste in Frankreich zu Avignon. Die großen Adels-
geschlechter der Colonna und Ursini bekämpften sich; ja
es warf sich sogar. (1z47) ein L7o,tarius Cola dt Rien-
^nach Vertreibung des Adels zum Ritter vom heilt»
gen Geist, Befreier der Stadt, Eiferer für das Wohl
Italiens und Tribunus Augustus auf, indem der tolle
Schwindler mit der republtcanischen Form Rom auch
die Größe der alten Zeit wiedcrgeben wollte. Endlich
fiel er durch das Volk selbst, das zur Besonnenheit
zurückgekommen war. — Im obern Italien stritten
sich fast in jeder einzelnen Stadt noch die Welfen und
Ghibelltnen herum, die man endlich gar von zwei
Brüdern, Welf und Gtbel, ableitete. Aber bald wuß«
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Extrahierte Personennamen: Hauser Heinrichs Heinrichs Karls_von_Anjou Karls Bontfaz Augustus Welf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schottland Italien Neapel Sicilien Sicilien Neapel Aragonien Frankreich Avignon Italiens Rom Italien
25
Unersättlichen Haupt in einem blutgefüllten Schlauch
werfen ließ, damit es sich satt trinken könne (52y). —
Kambyses, sein Sohn, folgte bis 522; Eroberer lm
Sinne seines Vaters, Mörder seines Bruders Smer,
dis, um auch über Daktra, wo jener regierte, zu herr-
schen. Aegypten unter Psammenit wurde persische
Provinz, und die Priesierkastc, die Stühe des ägypti-
schen Reichs, wurde am meisten verfolgt (wofür sie
freilich auch Kambyses dem spätern Herodot als einen
grausamen Wütherich schilderte), Theben wu'rde zerstört,
aber ein Pdan gegen Libyen und Äthiopien mislang
völlig. Ein Versuch der Magier, einen falschen Smer-
dis auf den Thron des weit entfernten Königs zu setzen
und damit die Meder, und besonders ihre Kaste
wieder zur Regierung zu bringen, hieß ihn schleunigst
umkehren. Allein durch Unvorsichtigkeit stach er sich
in sein eigenes Schwert und starb. Bald entdeckte sich
aber an den abgcschnittenen Ohren des angeblichen
Smerdis der Betrug, und von den 7 edlen Persern,
die ihn stürzten, stieg durch ein Pferdeorakel erwählt,
Darius der Sohn des Hystaspes, auf den Thron
(52l). Jetzt erst bekam der ungeheure Staat eine
Verfassung, eine Einkheilung in 20 Salrapien, gere-
gelte Einkünfte (meist in rohen edlen Metallen oder
andern Hauptprodukten der Provinzen) und Goldmün-
zen (Dariken). Doch auch er erweiterte noch das Reich
mit Thracien und Macedonie» (die Unternehmung ge-
gen die Scythen war fehlgeschlagen) und gegen den
Indus hin und züchtigte die nach Unabhängigkeit stre-
benden und von ihren europäischen Landsleuten unter-
stützten kleinasiatischen Griechen, die schon Sardes
(500) verbrannt hatten. Zur Bestrafung für diese
geleistete Hülfe schickte er den Mardonius mit einer
Flotte und Armee gegen Griechenland (4y2), welches
dieser aber wegen der Seestürme und Scythen nicht
erreichte; worauf eine zweite, von Datis und Arta-
phernes, unter des vertriebenen Griechen Hippias Lei-
tung,. geführte Unternehmung (ayo) zwar Eretria auf
Euböa zerstörte, aber von den Athenern unter Miltia-
des bei Marathon tapfer zurückgewiesen wurde. Ucber
neuen Rüstungen starb Darius,-und Lerxes, sein Sohn
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folgte ihm (436—-465.). Der Natlonalkrieg gegen
die Griechen wurde nun durch 2 Millionen Streiter
(die bunteste Musterkarte von wenigstens 50 ganz ver,
fckiedenen Volksstämmen) begonnen, aber schon bei Ther-
mopyla und Artemisium zu Land und Wasser aufge-
halten, gelang zwar die Verbrennung des verlassenen
Athens, mislang aber die Seeschlacht von Salamis
(Themistokles Meisterstück 480) so, daß der König für
seine Brücke über den Heilespont bange gemacht, eiligst
zurückging. Die unter Mardonius zurückgelaffenen
Truppen wurden hierauf von Pausaniaö und Aristides
(47y) bei Platää und Mykale, zu Wasser und Land,
an Einem Tage geschlagen. Dieser unglückliche Krieg,
die Serailregierung dieses und der folgenden Könige,
die ungeregelte Erbfolge, die Größe des Reichs selbst,
wo die entfernteren Statthalter sich für kleine Könige
zu halten und sich zu empören ansingen, die schlechte
Organisation der Heere trugen sichtbar zum Verfall
eines Reiches bei. welches zwar 4 Hauptstädte (Ecba-
tana, Susa, Babylon und Persepolis als Todtenresi-
denz, von deren einer zur andern das ungeheure Hof-
lager fast noch nomadisch herumzog) aber vier Haupt-
kräfte des Staates nicht hatte, nämlich Einheit, Gehor-
sam, gute Verfassung und Verwaltung. Ferxes fiel
durch Mörderhand, und die folgenden Regierungen
zeigten den Verfall des Reiches noch sichtbarer. Gegen
das kleine Griechenland mußte man ein Vertheidi-
gungs - und Bestechungssystem annehmen , konnte
Aegypten und andere Satrapien kaum in Gehorsam
erhalten, und sah im Bruderkampse des Artaxerxes Ii.
mit dem jüngern Cyrus (4si) sogar 10000 Griechen,
für den letztern bet Kunaxa fechten, und unter Feno-
phon sich mitten durch die glücklichern Feinde gegen 200
Meilen weit fast unversehrt zurückziehn. Später hätte
ein spartanischer König Ageßlaus vielleicht das persische
Reich gestürzt, wenn ihn nicht Kriege, durch persisches
Gold in Griechenland selbst entzündet, zurückgerufen
hätten. Schon behauptete sich mancher König Persiens
nur dukch Ausrottung des ganzen übrigen königlichen
Hauses; und mehrere starben selbst gewaltsamen Todes.
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Extrahierte Personennamen: Themistokles_Meisterstück Pausaniaö Artaxerxes Cyrus Cyrus
- 29 -
aus unbedeutenden Streitigkeiten zwischen Korinth uttv
Korcyra entsprungen, war eigentlich ein Kampf der.
Aristokratischen und Demokratischen Parteien, die sich
fast in allen Staaten Griechenlands gebildet hatten,
und wenn er sich wider Erwarten mit dem Untergange
der letzteren und Athens endete: so schien sich zu bo
stätigen, daß die Volksherrschaft doch auf schwächer»
Füßen stehe, als die. welche von den Vornehmer«
und Gebildetern ausgcht. Zwar hatte noch beim
Anfänge des Kriegs Athen einen Mann, Perikles,
der für ein Ideal eines Staatsmannes in einer
Republik gelten konnte, indem er mit großem Sinne
alles und jedes umfaßte, im höchsten Glück und
Unglück nie die Besonnenheit verlor, und dem Volke
doch nie merken ließ, daß er es beherrsche, wohl aber,
daß er es auf diese Höhe gebracht habe, Ungtückli,
cherweise rieth beim Anfänge des Krieges der freilich
alt gewordene Staatsmann zum Vertheidigungssystem
gegen die Peloponnesier auf dem Lande, und zum An-
griffskriege auf dem Meere. Fast die ganze Bevölke-
rung der offenen Landschaft Attika drängte sich nun in
Athen und zwischen den langen Hasenmauern zusam-
men, weil die Spartaner regelmäßig alle Jahr das
offene Land verwüsteten. Dies erzeugte Uebervölkerung
und Hunger und endlich eine furchtbare Pest, an wei-
cher endlich Perikles selbst erkrankte und starb (429).
Ein Gerber, Kleon, gelangte mit seiner Stentorstimme
bald zu Perikles Einfluß, und verleitete das Volk zu
den wildesten Maasregeln gegen abgefallene Bundes-
genossen; doch blieb er glücklicherweise in einem Tref,
fen bei Amphipolis, mit dem spartanischen Feldherrn
Brasidas zugleich. Zwar schloß man einen 50jährigen
Frieden, allein Athen bekam an den jungen und schönen
Alcibiades, dem Liebling und Schüler des Sokrates,
einen Volksführer, der seine herrlichen Talente mehr
zu seiner als des Staates Größe nutzte, und sich nur
im Kriege geltend machen zu können glaubte. Dieser fetzte
es mit seiner populären Beredsamkeit durch, daß man
den Segestanern in Sicilien gegen die Syrakusaner Hülse
schicken oder eigentlich Sicilien für Athen erobern sollte
Eine trefflich bemannte Flotte ging »uch dahin ab, unter
' ,A ' J
------------------------—----------------------J_____mi&är
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lss
1
Sitte, daß jeder neue König der Deutschen wegen
jener beiden Kronen einen sogenannten Römerzug that;
wom t leider auch großes Unqlück über Deutschland
kam, indem die Italtäner selbst sich oft widersetzten,
und die Papste über ihre und der Kaiser Rechte, mit
den letztern in heftige Händel gerielhen, und allmäh-
lig behaupteten, die Kaiserkrone nach Gutdünken ver-
geben zu können; während die deutschen Könige sie als
ihnen gebührend ansprachen, und überhaupt auch dal
Recht, Päpste ein - und abzusetzen, als erste weltliche
Fürsten der Christenheit und Beschützer der Stadt
Rom zu h-ben meinten, auch oft genug übten. Daher
hatten schon die folgenden beiden Ottonen blutige
Kämpfe in Italien zu bestehen, und fanden auch ihren
Tod daselbst. Ihr Nachfolger, Heinrich Ii., der Stif-
ter des Bisthums Bamberg, holte sich wenigstens dort
durch einen Sprung durchs Fenster ein lahmes Bein.
< Die Salische und Fränkische Dynastie, die nun
den Thron bestieg, zählte mehrere sehr unternehmende
Fürsten, aber auch einen sehr unglücklichen König,
Heinrich Iv. i056 — 1106, der in der Jugend
durch Schmeichler völlig verdorben, die Deutschen, be-
sonders die Sachsen, sehr drückte, worüber diese und
die Thüringer zu den Waffen griffen, ihn mehrmals
schlugen, und sogar mit Hülfe anderer unzufriedener
Fürsten ihm einen Gegenkönig im Herzog Rudolf von
Schwaben, und später in Hermann von Luxemburg
(dem sogenannten Knoblochskönige), aufstellten. Sie
verklagten auch den König Heinrich beim Papste; und
zum Unglücke für ihn bekleidete eben Gregor Vii.
die päpstliche Würde, der, obgleich nur ein Zimmer-
mannssohn von Savona seiner Geburt nach, keinen
geringern Plan hatte, als nicht nur die Kirche völlig
von dem Staate loszureißen, sondern auch die päpst-
liche Macht zur höchsten auf Erden, zur Schiedsrich-
terin aller Könige und Fürsten zu machen. Dazu
sollten erstlich alle Geistliche unverehligt bleiben, um
nicht der Kinder wegen vom Staate abzuhängen und
das Kirchenvermög-n zu zertheilen, sodann sollte auch
kein Geistlicher mehr durch die Lehen seiner Kirche
unter der weltlichen Macht stehen; keine Stelle mehr
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_von
Schwaben Rudolf Hermann_von Heinrich Heinrich Gregor_Vii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rom Italien Sachsen Luxemburg Savona
104
erkaufen können. Wie bei dem goldenen Reichsapfel
die Weltkugel sinnvoll unter dem Kreuze, wie der Mond
unter der Sonne stehe, solle fortan der Staat unter
der Kirche und ihrem Oberhaupte stehen. Alle Rei-
che der Welt feien Lehen deö Papstes, und kein Fürst,
Kaiser und König könne ohne seine Einwilligung ge-
wählt werden! Damit hatte die Hierarchie ihren
Gipse! erreicht; allein nur Schade, daß die Kaiser
und Könige der Erde anderer Meinung waren, und
meistens behaupteten, der Papst sei nur Geistlicher,
nicht Weltbeherrscher; sei zwar Vorstand der christli-
chen Gemeinde und Statthalter Christi <*uf Erden,
aber auch Christi'reich sei nicht von dieser Welt
gewesen.
Gregor nah>n die Klagen der Sachsen wohlgefäl-
lig auf, und that endlich Heinrich, der ihn abzusetzen ge-
wagt, in den Bann. Sofort sollte nun niemand mit
ihm mehr Gemeinschaft haben, keiner ihm gehorchen.
Hatte nun Heinrich seiner Unterthanen Liebe besessen:
so würde er nicht demüthig nach Italien gepilgert sein,
und mrt dreitägiger Buße im Schloßhof von Canossa,
wo sich Gregor eben aufhielc, die Lossprechung vom
Banne hoben erbetteln dürfen. Diese wurde ihm zwar
endlich zu Theil, aber noch sollte er nicht vor des
Papstes eigner Untersuchung der Sache, wieder regieren.
Das schien zu arg. Heinrich eilte nach Deutschland,
fand Anhang und erschlug den Gegenkönia, söhnte sich
mit manchem andern Gegner aus, und würde ohne den
Papst aufs Reine gekommen sein, wenn nicht sein eig-
ner Sohn sich gegen ihn empört, den Vater endlich
gefangen genommen, und zur Entsagung der Krone
gezwungen hatte. Der furchtbare Bann ließ selbst im
Tode nicht von ihm ab; denn 5 Jahre blieb die kai-
serliche Leiche zu Speier unbeerdigt, bis endlich der
Bann aufgehoben, und ihr Ruhe in geweihter Erde
wurde, (im.)
Durch solche glückliche Experimente konnte freilich
die päpstliche Macht nur gewinnen. Dazu trugen fer-
ner noch die Sammlungen der Canones, der päpstli-
chen Edikte (Decretalen, wahre und untergeschobene),
tim zahlreichen Mönche, die Reichchümec und das
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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Extrahierte Personennamen: Christi Gregor_nah>n Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Italien Schloßhof Canossa Deutschland
109
Arbeit, regte den Erfindungsgeist auf, schuf größer»
Wohlstand, damit größeres Selbstvertrauen und die
Sehnsucht nach größerer Freiheit und Unabhängigkeit..
In Aragonien entwickelten sich die Städte so zeitig,
daß sie bald sich eigene Verfassungen und Verwal-
tungen und selbst Teilnahme an den Berathungen
der Fürsten mit dem Geistlichen- und Adelstande er-
warben. Die Geistlichen bildeten bald den ersten und
reichsten Stand in jedem Lande; der Adel aber suchte
seinen Glanz im Kriege, und wo es keinen gab, in
einzelnen Befehdungen unter einander, oder gegen
Städte, oder oft selbst gegen den Fürsten. Auf seinen
festen Burgen trotzte er oft den Landesgeboten und
übte von da herab auch gegen den vorbeiziehenden
Kaufmann oder Bürger vielfachen Druck aus. Es
kam leider dahin, daß das Recht des Stärkern das
stärkste Recht wurde. Die Fürsten aber brauchten ihren
Lehensadel und vermochten diesem Faustrechte nur
selten Einhalt zu thun. ^ Den sogenannten Gotlesfrie-
den, welcher vom Donnerstag btö Sonntag alle Feh-
den verbot, achtete man nicht, weil eben die Strafen
des Gottesfriedensbruches so schwer zu vollziehen wa-
ren. Dazu kam, daß in Deutschland uti’b Italien
wenigstens die kleinere Lehen seit 1037 gesetzlich für
erblich gehalten wurden. Die Hierarchie der Päpste
fand nur erst schwachen Widerspruch, und konnte wohl
von Männern und Greisen (keinen Kindern oder
lingen, wie oft in weltlichen Staaten) die ehelos unab-
hängig als Päpste dastanden, mit fester kräftiger Politik
durchgesetzt werden. Die Wissenschaften unter den
germanischen Völkern waren noch weit zurück, weil die
Schulen nur das nothdürftigste, und dies dürftig genug
lehrten. Geistliche waren fast die einzigen Gelehrten
und Künstler; und wenn eine Nonne im deutschen
Stifte, Gandersheim, Roswitha, lateinische Komödien
schrieb, 930, und der Erzbischof Gerbert, nachher als
Papst Sylvester Ii. genannt, ums Jahr Yy0, Uhren
mit Gewichten, statt der bisherigen Wasser - und Sand-
Uhren machte: so waren dies gewiß für jene Zeit sehe
überraschende Erscheinungen. —
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Roswitha Gerbert
Extrahierte Ortsnamen: Aragonien Deutschland Italien Gandersheim