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1. Bd. 2 - S. 5

1844 - Leipzig : Kollmann
5 Pfund. Um solche vor Constantinopel zu schaffen, bedurfte er der Hülfe von 60 Ochfen und 450 Menschen, von denen sie 200 auf den Seiten im Gleichgewicht erhalten mußten, und 250 vorausgeschickt wurden, zu ihrem Fortbringen die Wege zu ebe- nen und zu sichern. Ganz anders sah cs dagegen in Constantinopel aus. Allen furchtbaren Zurüstungen der Türken zum Trotze, beharrten die Griechen in ihrer unbegreiflichen Gleichgültigkeit. Zwar Constan- tin selbst mißkannte nicht, was ihm bcvorstand, und flehte den Pabst (Nicolaus V.), Vereinigung der griechischen mit der rö- mischen Kirche versprechend, um Hülfe an. Dadurch aber nichts gewinnend, erbitterte ec vielmehr die Priester, wie das Volk. Als der päpstliche Legat, Cardinal Isidorus, in Constantino- pel erschien und Beistand unter den vorgeschlagenen Bedingun- gen versprach, verbanden sich die Mißvergnügten mit schwär- merischen Mönchen, lieber Unterwerfung unter den türkischen Scepter fordernd, als Verbindung mit Rom. Die latei- nischen Priester wurden gröblich mißhandelt, zu Tode gesteinigt. Die Einwohner selbst zerrissen sich noch überdies, ärgerlicher Glaubensstreitigkeiten wegen, in Parteiungen, und während alles für sie verloren schien, stritten sie über die Lehre vom Ausgange des heiligen Geistes, über das ungesäuerte Brod im Abendmahle, die Beschaffenheit des Fegefeuers und des Lichts aufthabor. Diese für hochwichtig geachteten Untersuchungen beschäftigten die Ver- blendeten mehr, als jede furchtbare Zurüstung des Feindes vor ihren Thoren; und so ward es dem cdeln Constantin zur Unmög- lichkeit, das drohende Unwetter abzuwenden. Nachdem er daher noch alle mit der Ehre verträglichen Mittel des Friedens erschöpft, beschloß er, männlichen Sinnes, der alten Römer würdig, den hoffnungslosen Kampf. — Durch Annahme der Anträge des Sultans zur Räumung der Stadt, hätte er die Gnade des Furchtbaren erkaufen, sich ein knechtisches Wohlleben sichern können — ihm däuchte besser, zu sterben, eingedenk des römi- schen Namens und der alten Herrlichkeit seines Reiches, eingedenk des Tribunals der Mit- und Nachwelt. — Die Eroberung der einst so stolzen Kaiserstadt schien unter diesen Umständen keine besonderen Schwierigkeiten zu haben, und Mohamed brannte vor Begier, sich in ihren Besitz zu setzen. Dennoch fanden sich größere Hindernisse, als er Anfangs gedacht

2. Bd. 2 - S. 258

1844 - Leipzig : Kollmann
258 erschienen war. Er hatte einen Gehüsten in der Druckerei bestochen. ■— Kaiser Maximilian I. verlieh der rheinischen Gesellschaft ein ähnliches Privilegium; auf gänzliches Verbot scheint damals Nie- mand gekommen zu seyn. Damaliger Zustand der christlichen Kirche. Der göttliche Geist der Lehre Jesu, einerseits erstickt durch veraltetes Formcnwcrk, andererseits verdrängt von dem künstlich emporgebrachten Pricsterrciche, drohete vollends zu entfliehen. Ein Umschwung mußte statt finden, wenn nicht bleibende Ver- sunkenheit in Laster und Aberglauben der irregeführten Menge trauriges Loos seyn sollte. Der römische Hof selbst, sowohl durch allzukühnes Verhöhnen des neuen Zeitgeistes, wie durch allzugroße Uebertreibung der sich angemaßten Gewalt, gab hierzu den Anstoß. Nachdem die Papste durch ihre Schlauheit die Ein- führung mehrerer, auf den großen Concilien des fünfzehnten Iahr- hundcrtcs vorgcschlagenen, Kirchcnverbefferungen Hintertrieben hat- ten , und seit der Eroberung Constantinopcls auch selbst der geist- liche Nival, der griechische Patriarch, durch den Druck des tür- kischen Joches war unschädlich geworden, wähnten sie den Sitz ihrer Herrschaft fester als je gegründet und keinen Sturm mehr fürchten zu dürfen. In dieser erträumten Sicherheit überließen sich mehrere von ihnen einer Lebensweise, die, höchst vcrdammlich schon unter jedem andern Verhältnisse, bei den Oberhäuptern der Kirche, durch den schneidenden Gegensatz mit ihrer Bestimmung nur noch verabscheuungöwürdiger erscheinend, ein desto bcklagcns- werthcres Aergerniß gab. Dabei bedienten sie sich der verwerf- lichsten Mittel, ihre Geldgier zu befriedigen; alle kirchlichen Aem- rer, von dem höchsten bis zu dem niedrigsten, wurden öffentlich verkauft. Unter Innocenz Viii., der als Papst sechzehn uneheliche Kinder zu versorgen hatte, konnten selbst lodcswürdigc Verbrechen mit Geld abgekauft werden. Sein Kämmerling sagte: „Gott

3. Bd. 2 - S. 393

1844 - Leipzig : Kollmann
393 starb am 30. November 1530. Sein Tod kam so zur rechten Zeit und traf ihn so plötzlich, daß man wohl nicht ohne Grund auf den Verdacht einer Vergiftung fiel. Indem die neuen Günstlinge des Königs, meist Anna's Verwandte, darauf sannen, wie man vom Papste die Trennung der Ehe erlangen fonnc, hatte der Doctor C ramm er (der bald darauf Erzbischof von Canterbury ward) den Gedanken, man solle ein Gutachten von den berühmtesten Universitäten über die Rechtmäßigkeit derselben einholen, und wenn dies, wie zu erwar- ten sey, günstig ausfalle, es dem heiligen Vater zur Bestätigung vorlegen, der alsdann nicht wagen würde, gegen die Meinung so vieler gelehrten Männer etwas anderes zu behaupten und fcst- zusctzcn. Heinrich, der schon zu wiederholten Malen, wenn man ihn aufmuntertc, noch dies oder jenes beim Papste zu versuchen, rinmuthig geäußert hatte: „Es wird doch nichts helfen, der Pfaffe ist ein Schurke!" sprang, als man ihm Cranmers Mei- nung berichtete, freudig unter dem Ausrufe auf: „Bei Gott, der hat die Sau beim rechten Ohre gefaßt!" und sogleich wur- den Ausschreiben an alle berühmte Universitäten und einzelne Eottcsgelehrte aller Neligionsparteien (selbst die jüdische nicht ausgenommen) durch angesehene und mit dem wirksamsten aller Ucberzeugungsmittel zum Ueberfluß versehene Botschafter abgcscndct. Einstimmig erklärten Alle, durch Heinrichs vollwichtige Gründe i'berführt, daß die vom Papst Julius Ii. ertheilte Erlaubniß zur Verheirathung des Königs mir der Wittwe seines Bruders den göttlichen Gesetzen entgegen und mithin ganz ungültig sey^). Kaum waren diese günstigen Resolutionen eingcgangen, so ließ Heinrich, aus Furcht, der Papst möchte den Bann gegen ihn aussprechen, bekannt machen, daß bei schwerer Strafe keine päpstliche Bulle angenommen werden dürfe, die den Vorrechten der Krone, sowie der englischen Nation zum Nachthcil gereiche. Das Volk über seine Ehescheidung zu belehren, wurde in einem besonderen Manifeste erörtert, wie das Verbot, die Frau seines Bruders zu heirathen, ein Alle ohne Ausnahme bindendes gött- *) Eine Ausnahme machte indessen Luther, der, ohne Rücksicht auf die Mißhelligkeiten, in welchen er schon mit Heinrich stand und ohne auch nur einen Augenblick auf die Geschenke, welche die Anfrage begleite- ten, zu achten- die Ehe des Königs z^var für gesetzwidrig erklärte, eine zweite Verheirathung jedoch verwerflich fand.

4. Bd. 2 - S. 383

1844 - Leipzig : Kollmann
383 welche er besaß, mangelte ihm gerade die wichtigste — die Negierungskunst. In den ersten Jahren seines Herrschens kümmerte Heinrich sich wenig um die Geschäfte, überließ solche seinen Ministern und gab sich statt dessen seiner Neigung zu prunkvollen Vergnügungen hin. Hoffeste, Turniere und Prachtgelage folgten einander in raschem Wechsel. Der Hof schien ganz verwandelt» Die von sei- nem geizigen Vater lang verschlossenen Schätze öffnete der lebens- lustige Sohn, streute davon mit vollen Händen aus, und es währte nicht lange, so waren die Neichthümer größtentheils verschleudert. Unter denen, welche sich den Neigungen des Königs anschmieg- Lcn und dadurch seine Gunst erlangten, stand der Graf von S u r- ry oben an. Ein anderer Minister, der Bischof Fox von Min ehester, eifersüchtig auf das größere Vertrauen , welches jener genoß, glaubte ein sicheres Mittel gefunden zu haben, ihn zu verdrängen, indem er einen jungen Geistlichen, Namens Wol- fe y, bei dem Könige einführte, der mit einer einnehmenden Bil- dung, hoher Klugheit und mannigfaltigen Kenntnissen die Kunst, sich beliebt zu machen, in einem solchen Grade verband, daß man ihn unwiderstehlich nennen konnte. Auch fesselten diese Vorzüge den König bald so an ihn, daß Fox nun wohl einsah, er habe durch seinen Empfohlenen nicht bloß den Nebenbuhler, sondern auch sich selbst entbehrlich gemacht. Schnelles und heftiges Auftodcrn jeder Leidenschaft war charakteristisch bei Heinrich. Er liebte mit eben dem llngestüm, wie er haßte, und kannte in der Begünstigung seiner Freunde eben- so wenig Mäßigung, wie in der Verfolgung feiner Feinde. Wol- sey, der Sohn eines Schlächters aus Ipswich, ward aus einem munteren Tischgenossen bald der Vertraute aller königlichen Geheim- nisse, ja, der unumschränkte Beherrscher des Monarchen. Umsonst warnte Fox diesen, er möchte zufchen, daß der Diener nicht grö- ßer würde, als der Herr. Der Günstling stieg von einer hohen Würde, im Staate wie in der Kirche, zur andern. Zu dem crz- bischöstichen Stuhle von Port, den er gleich Anfangs eingenom- men, wurden ihm noch mehrere andere verliehen; selbst der Papst glaubte sich einen so vielgeltenden Mann verbinden zu müssen und erhob ihn zum Cardinal, endlich auch zu seinem Legaten in England. Eitelkeit und Prunksucht verleiteten den zu einer so schwindelnden Höhe Emporgestiegenen, sich mit einer wahrhaft

5. Bd. 2 - S. 384

1844 - Leipzig : Kollmann
384 königlichen Pracht zu umgeben. Er crbauete Paläste, dergleichen der König selbst nicht hatte. Er war der erste Geistliche in Eng- land, der seidene und goldene Stoffe trug, und nicht bloß seine eigenen Kleider, sondern auch die Livreen seiner Diener, sowie die Decken seiner Pferde schimmerten in dieser Pracht. Oft erschien er mit einem Gefolge von achthundert Personen, unter denen eine Menge Edelleute waren, die seine Gunst durch solche Demüthi- gungen erkaufen wollten. Vor ihm her gingen zwei schön gewach- sene und reich gekleidete Priester, wovon der eine ihm das Car- dinalskreuz vortrug, der andere das Kreuz des Erzbisthums chork hielt. Wenn er an Festtagen in der Paulskirche Messe las, so bedienten ihn Bischöfe und Aebte, und bei dem Sprengen des Weihwassers mußten ihm Personen vom höchsten Adel Wasser und Handtuch reichen — ganz nach der Weise des Papstes, zu des- sen Würde er bald empor zu steigen hoffte. Selbst fremde Für- sten, besonders Franz I., König von Frankreich, und Karl V. buhlten um seine Gunst, und durch die Pensionen, welche sie ihm bezahlten, stiegen seine jährlichen Einkünfte so hoch, wie die des Königs. Da Heinrich keine Sache von Wichtigkeit unternahm, an der Wolsey nicht persönlich Theil genommen hätte, so war er auch sein Begleiter bei einer Zusammenkunft mit Franz I., welche im Juni 1520 zwischen Andres und Guiñes in der Picardie, nahe am Kanäle, statt fand und den Zweck hatte, das Freund- schaftsband zwischen beiden Monarchen enger zu knüpfen. Diese Zusammenkunft war ein Schauspiel, wovon man zu jener Zeit noch seines Gleichen nicht gesehen hatte. Das Betragen der Könige gegen einander, die Größe ihres Gefolges, eine Pracht, welche gar keinen Wetteifer zulicß, Feste, die gleichsam für alle Nationen angestellt zu seyn schienen, gaben ihm ein Interesse, was weit über seinen Schauplatz und die handelnden Personen hinausging. Die ganze Ebene zwischen Andres und Guiñes war mit einer Menge kostbarer Zelte bedeckt, die ein doppeltes Lager bildeten. In der Mitte desselben kamen die beiden Monarchen mit ihrem ganzen prächtigen Gefolge zusammen, sich nach ritterlicher Sitte zu begrüßen. Indem sich Beide zu Pferde umarmten, stolperte das Pferd des Königs von England, was der Aberglaube für eine böse Andeutung erklärte; noch mehr Bedenkliches aber fand

6. Bd. 2 - S. 390

1844 - Leipzig : Kollmann
390 Tagen zu der Königin und redete dieser mit ebenso viel Beredt- famfcit und Salbung zu, sich der Scheidung freiwillig zu unter- werfen, Auch hier, wie er erwartet hatte, mit Entschlossenheit zurückgewicsen, erklärte er nun, daß seine Instruction zu Ende fty. Heinrich, höchst aufgebracht über dieses seltsame Verfahren, welches seiner Erwartung so ganz entgegen war, ließ den Lega- ten mit harten Worten an. Allein sein Ungestüm war vergebens; er mußte sich bequemen, so lange zu warten, bis neue Vcrhal- tungsbcfehle von Nom ein treffen würden. Da aber der Papst mit Ertheilung derselben abermals ungebührlich lange zögerte, so ließ er ihm durch seinen Gesandten in starken Ausdrücken zu erkennen geben, wie sehr er sich beleidigt fühle, daß Se. Heilig- keit eine dem Könige so nahe liegende Angelegenheit nicht beendige, und ihn von Ferne ahnen, wie er bei der jetzigen Stimmung der Nation Gefahr laufe, allen Einstuß auf England zu verlieren; in welchem Falle der König auf einem leichteren Wege zu seinem Ziele gelangen würde. Durch solche Drohung erschreckt, sendete nun Clemens einen Botschafter an den Londoner Hof, durch welchen er dem Könige seine Zustimmung, die Sache vor einem förmlichen Lcgatengcrichte untersuchen zu lassen, kund that und wobei er zugleich den beiden Cardinalcg die dazu benöthigten Instructionen einhändigen ließ. — Heinrich sah ein, daß dies der einzige Weg scy, den er vor der Hand einschlagcn könne, und ließ sofort die Anstalten zur Eröffnung des Gerichtes treffen. Nicht leicht ist wohl einer öffentlichen Verhandlung dieser Art mit mehr Theilnahme entgegen gesehen worden. Nicht nur die ganze englische Nation war von der unruhigsten, durch langes Harren und öftere Täuschung auf's Höchste gespannten Erwartung ergriffen, sondern ein Gleiches war fast über das gcsammte Europa verbreitet, indem die Sonderbarkeit dieser Erscheinung sie für Alle zu einer gemeinschaftlichen Angelegenheit machte. Der 31. Maj des Jahres 1529 war der Tag, an welchem dieses merk- würdige Gericht im Parlamcntssaale des Augustiner-Klosters in London gehalten wurde. Die hohe Geistlichkeit und die Mitglie- der des geheimen Raths, nebst einer großen Anzahl des alten Adels waren als Beisitzer zugegen, und eine zahllose Menge Volks drängte sich vor den Thüren und ging truppweise unruhig auf km Gassen umher. Der König erschien in einem prächtigen Auf-

7. Bd. 2 - S. 428

1844 - Leipzig : Kollmann
426 denn zurück und überlaßt den Platz den Aerzten der Seele, weil ihr zu nichts mehr nutz seyd!" — Cranmer war auf dem Lande; man sendete nach ihm. Erst spät in der Nacht kam ec an, da den König schon die Sprache verlassen hatte. Tics gerührt trat der Erzbischof an das Bett; unbeweglich lag der Sterbende vor ihm; mühsam hob sich die Brust; ein dumpfes Röcheln arbeitete sich darin hervor; der Ton klang wie das Wort Herr! und es schien, es erseufze die lei- dende Creatur unter dem Arme des Allgewaltigen und stehe um Erlösung. Heinrichs Augen wendeten sich nach Cranmers Antlitz, als ob sie zur einzigen letzten Erquickung seinen menschenfreund- lichen Blick suchten. Er hob mühsam seine Hand in die Höhe, um sie Cranmer zu reichen. „Ist cs möglich, so gebt mir ein Zeichen, daß ihr aus den christlichen Glauben sterbt," sagte die- ser mit dem Ausdrucke der innigsten Wehmuth; Heinrich drückte ihm krampfhaft seine Hand und verschied (28. Februar 1547) im kaum vollendeten sechsundfunfzigsten Lebensjahre und im acht- unddrcißigsten seiner Regierung. Der Papst, froh über diese Todesbotschaft, versammelte ein Concilium, dem er ankündigte „daß der Pharao der Kirche und der Muselmann der geistlichen Güter, Heinrich Viii. von England, gestorben scy." Bei seinem Tode sollen die Gefängnisse Englands mit 60,000 Menschen angcfüllt gewesen scyn. Wie unnütz und unbedeutend auch die Kriege waren, welche Heinrich geführt hat, so dienten sie doch dazu, daß die Englän- der während derselben den Franzosen etwas von ihrer besseren Kriegskunst ablerntcn. Der Gebrauch des Pulvers wurde in Eng- land fast am spätesten allgemein, und Heinrichs beste Truppen bestanden noch aus Bogenschützen. Ein gleichzeitiger Schriftstel- ler rühmt es als ein Wunder, daß in einem Seegefechte die eng- lische Flotte von mehr als hundert Schiffen in zwei Stunden an dreihundert Schüsse gethan habe, was jetzt ein einziges Kriegs- schiff mit der größten Bequemlichkeit thut (s. hierüber auch die folgende Begebenheit).

8. Bd. 2 - S. 41

1844 - Leipzig : Kollmann
41 Len Gewählten zu zwingen. Aber schon das bloße Gerücht von Matthias Heranrücken zerstreute einen Theil der Rebellen, seine Gegenwart entwaffnete die übrigen; der Fürst der Moldau ward besiegt und unterworfen. — Ruhe jedoch konnte Matthias, seine ganze Regierung hindurch, nicht genießen; stets in den Waffen, die er bald gegen äußere, bald gegen innere Feinde des Reiches, oft auch gegen beide zugleich führen mußte, ließ er sich noch überdies zu einer Unternehmung Hinreißen, welche, wenn gleich durch Zeit und Verhältniffe einigermaßen entschuldigt, doch von den Wohlgesinnten keineswegcs gerechtfertiget werden kann. Nach dem Tode Königs Ladislaus des Nachgebornen waren für die Krone Böhmens sechs Bewerber aufgetreten: Kaiser Friedrich Iii. als dessen naher Verwandter; die zwei Könige von Frankreich und Polen, jener, weil seine Tochter mit dem Verstor- benen verlobt, dieser, weil er selbst mit einer Schwester desselben vermählt war; zwei Erzherzöge, Albrecht der Leichtsinnige und sein gleichgestimmter Vetter Siegmund, Herr von Tirol, beide kraft der Erbverbrüdcrung; und endlich noch ein Herzog von Sachsen, als des entseelten Königs zweiter Schwager. lieber alle scchse siegte der Statthalter Georg von Podiebrad, das Haupt der Utraquisten, in der Wahl. Er erschien beim Land- tage ritterlich gerüstet, und ein Weltkundigcr sagte leise zu einem Unerfahrnen: „Stimme für Podiebrad, oder du bist des Todes!" Die Verdienste um sein Vaterland gaben ihm zwar das nächste Recht zur Krone, aber vorzüglich lenkte doch Gewalt die Wahl (2. März 1458); zu sehr waren die Kclchner den Katholiken noch furchtbar. Der Erwählte erhielt von dem Kaiser die Aner- kennung, schwur dem Papste Gehorsam mit Vorbehalt der Com- pactaten, ließ sich von einem Katholiken, den ihm Matthias schickte, weil kein katholischer Bischof in Böhmen den Hussiten salben wollte — krönen und trank mit den Calixtinern den Kelch des Heils.* **)) — Alle Nachbaren schienen beruhigt; als aber Aeneas Silvius, längst schon des Königs persönlicher Feind, den Papstthron bestieg, erklärte dieser ihn für einen Ketzer. Vergebens betheucrte Podiebrad seine Rechtgläubigkeit und Obedicnz (geist- lichen Gehorsam) für den heiligen Vater: Pius wollte die Com- pactaten abgeschafft wissen.^) Der König aber berechnete richtig, *) s. über alles dieses „Hussitenkrieg." **) Schon 1446 hatte der päpstliche Legat, Paul Carvajal, eine Wie- L

9. Bd. 2 - S. 98

1844 - Leipzig : Kollmann
98 dcrt Personen ein prächtiges Gastmahl. „Den Prälaten und Edeln ließ er jedesmal drei Gerichte vorsetzen, und das zwanzigmal hinter einander. Da sah man güldene Häuser, güldene Thürme und güldene Berge anfsetzcn, da flogen lebendige Vögel darinne zum Schauesten. Auch wurden lebendige Fische aufgetragcn. Alle Gefäße waren golden oder silbern, darin stunden Pfauen, Schwane und Hühner in ihrer Gestalt, mit ihren Federn, die doch gekocht waren, daß man davon estcn konnte. Etliche Spei- sen waren auch also zugerichtet und gebacken, daß man ganze gewappnete Männer in goldenen und silbernen Gefäßen auftrug, davon zu essen. Als Graf Eberhard mit dem Barte im Jahre 1474 zu Aurach seine Vermahlung feierte, wurden bei vicrzehntausend Menschen gefpciset und aus einem Brunnen lief in drei Röhren Wein, Jedermann Preis gegeben. Im Jahre 1500, beim Beilager des Churfürsten Johann von Sachsen zu Torgau mit der Prinzessin Sophia von Meklenburg wurden, acht Lage lang, täglich eilf taufend Personen köstlich bcwirthet und 1200 Pferde gefüttert. Ungemein prächtig war der Krönungsaufzug des Papstes Leo X. (1512); er kostete hundert tausend Ducaten. Eben so verschwenderisch tractirte der Cardinal Augustin Gigi eines Tages den Papst sammt dem ganzen heiligen Collegium, und ließ nach aufgehobener Tafel alle silberne Tifchgefäße in die Tiber werfen. Als König Heinrich Iv. von Frankreich mit Maria Me- dici im Jahre 1600 zu Lire Beilagcr hielt, schenkte er ihr einen Halsschmuck, 200,000 Kronen werth, und ein Brusttuch, das 100,000 Kronen kostete; desgleichen für 200,000 Kronen Werth Ringe und andere Kleinodien. „Der Brautrock der Königin war ein braun güldenes Stück, dessen Schwanz sich auf fünfzehn Ellen erstreckte und mit lauter goldenen Lilien besetzt war, darin sie glänzte, wie die Sonne in den Wolken, weil sie überdies

10. Bd. 2 - S. 202

1844 - Leipzig : Kollmann
202 Lei der Kirche von Ersishcim aufhängen. Umsonst gab ich den Fürsten der Christenheit, den Standen des deutschen Reiches, zu verstehen, was der Fall dieses geheimnißvollen Steines bedeute. Schon straft der Allmächtige die Unachtsamkeit, womit man sol- che Mahnung hinnahm, durch eine furchtbare Seuche, die bereits Tausende hingerafft, Andere noch ärger als der Tod gepeinigt hat. Da aber auch diese Strafe scheußlicher Sünden keine Wir- kung hervorgcbracht, hat Gott das Zeichen des Kreuzes und des Leidens Christi in blutrother Farbe auf wundervolle Art einer Menge Menschen auf Leib und Kleider gedrückt. Daß diese Zei- chen nur in Deutschland gesehen worden, bedeutet nicht etwa, daß auf den Deutschen mehr Sünden, als auf den andern Völkern haften; cs ist vielmehr eine Vorbedeutung, daß sie jenen das Beispiel geben und die Ersten seyn werden, die einen Krcuzzug unternehmen." — Dessenungeachtet konnte die Sache nicht zu Stande kommen; schon war die Menschheit zu aufgeklärt worden. Bemcrkenswcrth vor allem ist in dem Leben dieses Kaisers der Umstand, daß er -Papst zu werden wünschte. Als nämlich im Jahre 1511 Maxens zweite Gemahlin verstorben war, und bald darauf der heilige Vater (Julius Ii.) so gefährlich erkrankte, daß man an seinem Aufkommen zweifelte, fiel der Kaiser auf den Gedanken, die weltliche Würde nicderzulegcn und den Stuhl St. Peters zu besteigen, in der lauteren Absicht, sowie vorher das Reich, nunmehr auch die Kirche herrlich umzugcstalten und dann vereinigt mit allen Machten der Christenheit dem Unwesen der Türken ein Ende zu machen. „Ich will nun ein Priester werden — schrieb er an Margaretha, seine geistreiche Tochter, die Statthalterin der Niederlande — und darnach ein Heiliger, und dann wirst Du nach meinem Tode Dich in der Nothwcndigkeit sehen, mich kniebcugend zu verehren; ein süßer Ruhm!" Von diesem Wunsche durchdrungen, gab ec dem Bischof von Gurk den Auftrag, sich auf die erste Nachricht von dem Tode des Papstes sogleich nach Rom zu begeben und Alles aufzubictcn, die Cardi- näle auf seine Seite zu bringen. Da er hierzu, wie wohl zu denken, Geld bedurfte, so schrieb er zugleich an einen seiner Mini- ster, der sich damals in Augsburg befand, daß er von dem dor- tigen Banquier Fugger insgeheim drcimalhundert tausend Duca- ten für ihn ausnehmen und diese zu Rom an den Bischof von Gllrk auszahlen lassen solle. Unvermuthct aber kam die Nach-
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