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1. Bd. 2 - S. 257

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustande. 257 rakter, wenngleich von liebenswürdigem Wesen, erlangte nach Entsagung aller Ansprüche auf Polens machtlose Krone die seiner Gemüthsart weit ent- sprechendere Herrschaft über das Herzogthum Lothringen. Um Frankreichs Beitritt zur pra g mati sch en S a n cti o n zu erlangen, willigte Karl Vi. in die höchstnachtheiligen Friedensbedingungen, wornach Franz Stephan, Herzog von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn, sein Erbland gegen das durch das Erlöschen des Mediceischen Hauses erledigte Toskana ver- 1737- tauschte, Lothringen und Bar dagegen an Stanislaus und nach dessen Tod an Frankreich kam, und Neapel und Sicilien als Königreich dem spanischen Prinzen Don Carlos (§. 638.) überlassen wurde. Noch 29 Jahre regierte hierauf Stanislaus, der Gönner der Jesuiten, mit dem Titel eines Königs in Lüneville und Nancy, geliebt und geehrt von seinen Unterthanen, ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften, ein Verschö- nerer der lothringischen Städte. Polen dagegen ging unter Friedrich August Iii. seiner völligen Auflösung entgegen. Der sogenannte P acificationsreichstag erklärte jeden für infam oder vogelsrei, der fremde (also auch sächsische) Heere ohne besondere Be- willigung der Republik in's Königreich führen würde und verschärfte aus Besorgniß, der König möchte für den Glauben seiner Jugend noch einige Neigung haben, die harten Dissiden tengesetze. „Kaum sollte man überhaupt ein Regentenleben dieser Art, wie 1736. König Augusts Iii. war, eine Regierung nennen; denn der regiert doch nicht, der blos durch sein körperliches Dasein wirkt? Mißhclligkeiten der großen Familien arteten unter ihm bis zu wahren Fehden aus. Die roheste Uncultur des Mittelalters herrschte unter dem allgemeinen Haufen der Nation, und die Großen, deren einzige Cultur oft kaum nur aus Reisen nach Frankreich entsprang, konnten selten Patriotismus oder wahren Charakter haben, denn wie sollte Patriotismus oder kraftvoller Geistescharakter bei der Erziehung entstehen, die sie gewöhnlich genossen; oder bei der eitlen, unthätigen, schwelgerischen Lebensart sich erhalten, die unter den Edelsten ihrer Art fast allgemein herrschend war?" Da der König und sein Minister Brühl sclavisch um Rußlands Gunst buhlten, so wurde der Einfluß dieses drohenden Nachbarstaates immer mächtiger. §. 653. 4) Preußen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst Kurfürst von Brandenburg, gab seinen Staaten einen mächtigen Aufschwung, theils in-Wilhelm dem er die getrennten, seit dem Anfänge des 17. Jahrhunderts dem kurfürstlichen 164°-88- Hause zugefallenen Landestheile Preußen und Cleve (§. 563.) mit dem Hauptland in nähere Verbindung brachte und zu einem zusammenwirkenden Ganzen umschus, theils indem er Einwanderungen aus gebildeten Landern in die durch den 30jährigen Krieg verödeten Provinzen begünstigte (französische Hugue- notten) und der Gewerbthatigkeit und den Künsten des Friedens kräftig aufhals, theils durch Bildung einer bedeutenden Kriegsmacht, womit er dem Lande eine unabhängige, selbständige Stellung erkämpfte. Auf diesen einsichtsvollen, kräftigen und besonnenen Fürsten folgte sein prachtliebender Sohn, Kurfürst Friedrich Iii., dem der äußere Glanz, womit Ludwig Xiv. den Hof von Ver-F^rich sailles umgeben, als der höchste Triumph irdischer Majestät erschien. Er setzte Ih- d-) daher den größten Werth auf eine prunkvolle Hofhaltung; eine verschwenderische im- Pracht in Kutschen, Marställen, Garderobe u. dgl., glänzende Feste und cere- monielle Feierlichkeiten gingen ihm über alles. Mit Neid sah er aus die Kurfür- sten von Hannover und Sachsen, denen das in seinen Augen unschätzbare Gut einer Königskrone zu Theil geworden, und wie groß war seine Freude, Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 17

2. Bd. 2 - S. 317

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Reformationsversuche der Regenten und Minister. 317 dert und nach Möglichkeit nachgeahmt. Französische Abenteurer fanden zu Hun- derten in Preußen Ehre und Unterhalt und da diese Bewunderung des Fremden auch an andern Höfen zum guten Ton gehörte, so wimmelte es in allen Gegenden Deutschlands von luftigen Franzosen. Pariser Friseurs, Sprachlehrer und Tanz- meister wurden gar oft bei Besetzung hoher Hof- oder Verwaltungs-Aemter den verdientesten Inländern vorgezogen. §. 690. Friedrich Wilhelm Ii. Friedrichs Ii. Nachfolger Friedrich Tnedrich Wilhelm Ii. befolgte in vielen Dingen andere Grundsätze als sein Oheim. Die Helm n. lästige Regie wurde aufgehoben, die französischen Beamten erhielten ihre Ent- 1786‘97. lassung, das Heer- und Steuerwesen wurde auf eine den gemeinen Mann minder- drückende Weise umgewandelt; auch Landwirthschaft, Gewerbewesen und Handel fanden Aufmunterung und der Verkehr wurde durch Anlegung von Kunststraßen erleichtert. Aber durch verkehrte Politik nach Außen, durch ein unsittliches Hof- leben und durch Beschränkung der Geistesfreiheit im Innern verlor der preußische Staat die Würde und freie Haltung, die ihm Friedrich verliehen. Der Minister Herzberg, ein Anhänger des Systems vom politischen Gleichgewicht, beredete den König zu einem zwecklosen Bunde mit der Pforte, um Oestceich und Rußland abzuhalten, ihre Grenzen gegen die Türkei auszudehnen; dieß nöthigte Preußen zu einer kriegerischen Haltung, wodurch nicht nur die Ersparnisse Friedrichs nutz- los verschwendet, sondern dem Staat noch eine Staatsschuld aufgebürdet wurde. — Um den kirchenfeindlichen Bestrebungen, die unterfriedrichs Ii. Schutz in Preußen Eingang gefunden, entgegenzutreten und zugleich die denkglaubige (rationalistische) Richtung, die durch Nicolai und seine Gesinnungsgenosten in der deutschen Lite- raturboden gewonnen (Anh. 61.) zu unterdrücken, erließ Friedrich Wilhelm Ii. auf den Rath des pietistischen W ö l lne r das berühmte Re l i g i ons - E d i k t, welches den Geistlichen bei Strafe der Absetzung jede Abweichung vom kirchlichen (durch die symbolischen Bücher fixirten) Lehrbegriff verbot und die Ansteubarreit der Prediger und Lehrer von einer Prüfung ihrer Rechtglaubigkeit abhängig machte. Diese Beschränkung der Lehr- und Glaubens-Freiheit erregte heftigen Widerspruch, der durch die geschärfte Censurverordnung nicht beschwichtigt wurde. Der Einfluß der Gräfin von Lichtenau und der pietistischen Umgebung (W öllner, Bischof fs werder u. A.) auf den sinnlichen und mystischen Kö- nig war für Preußens Ehre und würdige Haltung eben so unbeilvoll wie die un- patriotische Politik eines Haugwitz, Lucchesini und Lombard.*) — Durch die Erwerbung der fränkischen Fü cstenthüm er Bayreuth und Anspach (womit auch der rothc Adlerorden an Preußen überging) und durch Polens Theilung nahm unter Friedrich Wilhelm Ii. der preußische Staat an Um- fang und Menschenzahl zu. Das rasche Kriegsglück in Holland (§. 677.) erfüllte die preußische Armee mit einem in der Folge unheilvollen Selbstgefühl. *) „Friedrich Wilhelm Ii. vereinigte mit einem starken durch Studium der Ge- schichte bereicherten Gedächtniß einen richtigen Verstand und einen edlen, wohlwollenden Charakter, ein lebhaftes Gefühl seiner Würde; diese guten Eigenschaften verdunkelte Sinn- lichkeit, die ihn von seinen Mätressen abhängig machte, Hang zum Wunderbaren, zur Gcistersehcrei, wodurch mittelmäßige, schlaue Menschen ihn beherrschten, und Mangel an Beharrlichkeit. Einen großen Thcil der Fehler seiner Regierung muß man jedoch der Na- tion zuschreiben, die sogleich ohne Rückhalt und Anstand vor seinen Günstlingen Bi- sch o ffs w erd e r und W ö l ln er und seinen Mätressen kroch, in der Folge seine bessern politischen Pläne vereitelte und seine Freigebigkeit auf eine unwürdige Art bei der Ver- schenkung der polnischen Güter mißbrauchte. — Haugwitz, ein kleiner Mann mit freund- lichem Gesicht und verbindlichem Wesen, aber dem Ausdruck der Oberflächlichkeit und Un-

3. Bd. 2 - S. 258

1854 - Leipzig : Engelmann
258 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. als sich Kaiser Leopold geneigt zeigte, ihm gegen die Zusicherung kräftiger 1700. Unterstützung im spanischen Erbfolgekriege den Titel eines Königs von 1701. P reu ß en zu verleihen. Nach feierlicher Krönung in Königsberg, wobei der Kurfürst sich selbst und seiner Gemahlin, der geistreichen Sophiecharlotte, die Krone aufsetzte und nach einer Reihe prunkvoller Feste (Stiftung des schwar- zen Adlerordens) hielt der neue König Friedrich I. einen glanzenden Einzug in Berlin, das er durch Bauten (Schloß, Zeughaus, lange Brücke, Kirchen), Kunstdenkmale (die metallene Reiterstatue Friedrich Wilhelms) und Anlagen zur würdigen Residenz eines Königs zu machen suchte. Wissenschaften und Künste fanden Aufmunterung. In dem Lustschloß Cha r l o tten bürg, wo die als Leibnitzens (Anh. §. 53.) Gönnerin bekannte Königin in Anmuth waltete, war stets ein Kreis geistreicher und ausgezeichneter Personen versammelt; in Berlin trat die So cietat der Wissensch a sten und die Akad emi e der Künste ins Leben; in Halle erhob sich eine blühende, durch edle Geistesfrei- heit ausgezeichnete Universität, wo Männer wie Thomasius, Herm. Franke (Stifter des Waisenhauses), Christ. Wolf u. A. wirkten und der Freiherr von Canstein die Bibeldruckerei gründete. — Dieser Aufwand, ver- bunden mit der Unterhaltung einer beträchtlichen Kriegsmacht in des Kaisers Diensten, drückten hart auf das arme Land; schwere Steuern lasteten auf dem Bürger- und Bauernstand, gewissenlose Beamte mißbrauchten die Freigebigkeit des Hofes; der neue Glanz des Herrscherhauses schien dem Staate unheilvoll zu werden; da folgte zum Glück dem verschwenderischen Friedrich I. der sparsame, Friedrich ja geizige Friedrich Wilhelm!., in Allem das Gegenbild seines Vorgan- ' i. gers. Die Juwelen und kostbaren Gerathschaften, die der Vater mühsam erwor- 1713-40.5en, verkaufte der Sohn und bezahlte mit dem Erlös die Schulden; alles was an Luxus grenzte, wurde vom Hofe verbannt, die Dienerschaft aufs Nothwen- digste beschrankt, jeder überflüssige Aufwand vermieden. Die Lebensweise des Königs und seines Hofes war bürgerlich; die Mahlzeiten bestanden aus Haus- mannskost, die Königin und ihre Töchter mußten sich mit häuslicher Arbeit be- fassen. Kleidung und Hausgerath waren einfach. An die Stelle der geistreichen Cirkel, die Friedrich I. und seine Gemahlin um sich versammelt, trat das Ta- bakscollegium, worin Friedrich Wilhelm und seine „guten Freunde" auf Kosten einiger Einfältigen oder Gutwilligen unfeine Scherze treiben und jeder eine Tabakspfeife im Munde haben mußte; die Opernsänger und Schauspieler wurden verabschiedet; Dichter, Künstler und Gelehrte verloren ihre Gehalte ganz oder theilweise; Wolf, dessen Philosophie den Rechtgläubigen und Frommen anstößig war, erhielt den Befehl, „bei Strafe des Stranges" innerhalb 24 Stun- den H a lle zu verlassen. Aber so sehr man des Königs Harte, Geiz und Haus- tyrannei tadeln und an seiner Derbheit, seinem barschen Wesen, seiner Verach- tung aller Bildung, Gelehrsamkeit und feiner Sitten Anstoß nehmen mag, doch muß man zugestchen, daß seine kräftige Natur, seine gesunde Einsicht und sein sparsamer Haushalt dem jungen Staat Halt und Festigkeit verliehen. Um den Bürger- und Bauernstand emporzubringen, hob er die drückendsten Abgaben aus und ordnete das Steuerwesen auf eine billigere Art; die adeligen Lehngüter verwan- delte er in Erbgüter und legte ihnen statt der bisher gelieferten Kriegspferde eine feste Steuer aus; er vergrößerte B er l in, hobpotsdam zu einer beträchtlichen Stadt und ließ abgebrannte und heruntergekommene Orte neu aufbauen; er begünstigte Manufak- turen und Gewerbthätigkeit und verbot, um die Landesindustrie zu heben, die Einfuhr fremder Fabrikate, verletzte aber freilich dabei so sehr die persönliche Freiheit der Unter- thanen, daß er den Frauen auf der Straße ihre aus fremdem Baumwollenzeug verfertigten

4. Bd. 2 - S. 259

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustände. 259 Kleider vom Leibe reißen und kattunene Bettvorhänge aus den Häusern wegnehmen ließ; er war ein abgesagter Feind der neuen französischen Bildung und Mode und duldete weder Schöngeister noch Sprach- und Tanzmeister in seinen Staaten; mit der alten Tracht und den vaterländischen Sitten hoffte er auch deutsche Zucht und Ehrbarkeit und altgläubige Frömmigkeit ausrecht zu erhalten» Fremde, zum Ackerbau und zur Gewerbthätigkeit fähige und willige Ansiedler fanden bei ihm Schutz und Obdach; zur Unterstützung der von dem fanatischen Bischof von Salzburg aus ihrer Heimath vertriebenen Protestanten gab der sonst so sparsame Monarch Millionen her, um sie in den verödeten Gegenden seiner Staa- ten bequem anzusiedeln. Alle Handlungen dieses sonderbaren Fürsten zeugen von einer derben, oft harten Natur, aber von einem geraden, rechtlichen Sinne und von einem prakti- schen Verstände, der sich nicht durch den Schein bestechen ließ, sondern auf den Grund ging. Seine Polizei war despotisch, seine Gerechtigkeitspflege oft willkürlich; persönliche Freiheit wurde nicht geachtet, aber am Hofe herrschte bürgerliche Tugend und Einfachheit, des Volkes Wohlfahrt war das Ziel des Monarchen; deutsche Tüchtigkeit fand Geltung und wurde nicht durch fremden Schimmer verdrängt; dies bewirkte, daß man sich willig der strengen Zuchtruthe, die Friedrich Wilhelm über Hoch und Niedrig schwang, fügte und über dem zu- nehmenden Wohlstand den Mangel der Freiheit übersah. Des Königs eigenes Beispiel bewies, wie viel durch Sparsamkeit, umsichtigen Haushalt und Be- nutzung aller Kräfte erreicht werden könnte; denn obgleich er für seine Pots- d amer G a rd e, zu der er aus allen Landern Europa's „lange Kerle" wer- den und stehlen ließ, ungeheuere Summen aufwendete, obgleich er ein Kadetten- haus, ein Waisenhaus, ein Krankenhaus und manche andere nützliche Anstalt gründete und Pommern um eine hohe Geldsumme von Schweden kaufte (§.649.), hinterließ er doch bei seinem Tode einen baaren Schatz von mehr als acht Mil- lionen Thaler, einen großen Reichthum an silbernen Gerätschaften, eine geord- nete und vermehrte Staatseinnahme und eine bedeutende, von dem Fürsten Leopold von Dessau (dem alten Deffauer) trefflich organisi'rte und geübte Kriegsmacht. Die Furcht vor dem heftigen Könige, der von Allem Einsicht nahm und jede Ueber- tretung oder mangelhafte Vollziehung Mner Befehle aufs strengste bestrafte, trieb alle Be- amte, trotz der großen Verminderung ihrer Besoldungen, zur pünktlichsten Erfüllung ihrer Berussgeschäfte. Friedrich Wilhelm glich in seinem ganzen Thun und Lassen einem derben Landjunker von einer ungebildeten, aber auch unverdorbenen Natur. Die wilden Jagden im Walde von Wusterhausen, denen er in seinen kräftigen Jahren mit Leidenschaft oblag, mußte er später wegen großer Beleibtheit einstellen; dafür unterhielt er sich in seinem Zim- mer mit Drechseln und Handarbeiten. §. 654. Friedrichs Ii. Jugend. Friedrich war in vielen Stücken der Gegensatz seines Vaters. Wenn dieser seinen wilden Jagden nachging oder mit seiner Umgebung eine rohe Unterhaltung führte, beschäftigte sich der talentvolle, geistreiche Prinz mit französischen Schriftstellern und mit dem Flötenspiel, das er leidenschaftlich liebte. Die Verschiedenheit ihrer Natur entfremdete beide einander. Friedrich nahm Anstoß an des Vaters Tyrannei gegen seine Familie, an seinem barschen Wesen, an seiner Härte gegen Dienstboten und Soldaten; eine unüber- windliche Abneigung faßte in seiner Seele Wurzel, und da Friedrich Wilhelm, erbittert, daß sein Sohn einen andern Weg einschlagen wolle, ihn durch strenge Ausübung der väterlichen Gewalt von dieser Richtung abbringen wollte, so nahm die Kälte und Abneigung mit den Jahren zu, so daß Friedrich endlich, als der 17*

5. Bd. 2 - S. 260

1854 - Leipzig : Engelmann
260 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Vater aus Laune besten beabsichtigte Vermahlung mit einer englischen Prinzessin, oder, wie es in andern Nachrichten heißt, mit Maria Theresia von Oestreich, nicht gestattete, mit einigen jungen Freunden den Plan faßte, sich durch die Flucht der väterlichen Gewalt zu entziehen. Eine Reise des Königs in die Rhein- gegenden schien eine günstige Gelegenheit zu bieten. Aber ein ausgefangener Brief Friedrichs an seinen Vertrauten, den Lieutenant von Katte, brachte das Ge- heimniß an den Tag. Der König schäumte vor Wuth. Er ließ den durch ein Kriegsgericht als Ausreißer zum Tode verurtheilten Kronprinzen auf die Festung Küstrin bringen und Katte vor besten Fenstern hinrichten; alle, von denen der König nur den leisesten Verdacht eines Einverständnisses mit seinem Sohne hatte, wurden von dem über die Verletzung seiner hausvnterlichen Autorität auf- gebrachten Monarchen schwer gezüchtigt. Friedrichs Schwester (die durch ihre Denkwürdigkeiten bekannte nachmalige Markgräsin von Bayreuth) erhielt als Mitwisserin Faustschläge ins Gesicht. Erst als Friedrich reumüthig des Vaters Vergebung anflehte und sich der Kaiser von Oestreich für ihn verwendete, wurde er aus der Festung entlasten, mußte aber noch einige Zeit auf der Domänen- kammer in Küstrin arbeiten, ehe ihm Uniform und Degen zurückgegeben wurden. Bald darauf erfolgte Friedrichs Vermählung mit einer Fürstentochter von Braunschweig - Bevern, allein sein Geist fand wenig Gefallen an den engen Schranken der Häuslichkeit; er sah seine Gemahlin selten, besonders seitdem ihm der Vater das Städtchen R Heinsberg überlassen, wo er fortan im Kreise geistreicher, gebildeter und freidenkender Freunde (wie Kaiserling, Jordan, Cha- zot, Fouquet u. A.) ein von Witz, Scherz und munterer Unterhaltung erheitertes und von ernsten und vielseitigen Studien gehobenes Leben führte. Er las die Werke der Alten in französischen Uebersetzungen und schöpfte daraus die edle Ruhmbegierde, an Großthaten und Geistesbildung den griechischen und römischen Helden nachzustreben; er bewunderte die französische Literatur und faßte für Voltaire eine solche Verehrung, daß er ihm die schmeichelhaftesten Briefe schrieb und den persönlichen Umgang eines so großen Geistes als das höchste Glück prieß; mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern des In- und Auslandes trat er in brieflichen Verkehr. Kein Wunder, daß seine Thron- besteigung in ganz Europa als ein wichtiges Ereigniß angesehen ward, zumal da gleich seine ersten Handlungen den grom und freisinnigen Regenten beur- kundeten. Des Vaters kostspielige Riesengarde wurde abgeschafft und das Geld besser angewcn- det. Der Philosoph Wolf ward von Marburg nach Halle zurückberufen, weil in Fried- richs Staaten „Jeder nach seiner Fayon selig werden könne." V o ltaire besuchte den Kö- nig und nahm später sogar auf längere Zeit seinen Aufenthalt in Berlin; aber der persön- liche Umgang, der die eigennützige, selbstsüchtige und eitle Natur des Franzosen, so wie sein von Neid und Bosheit erfülltes Herz an's Licht brachte, benahm dem König viel von seiner frühern Bewunderung. Ein so spottsüchtigcr Mann wie Voltaire, der nie einen Witz oder eine» pikanten Einfall, wie verletzend sie auch sein mochten, unterdrücken konnte, war nicht zum Umgang mit einem Fürsten von ähnlicher Natur geschaffen. Besser eigneten sich dazu minder bedeutende Geister, wie der wegen seiner freigeistigen Denkungsart aus Frankreich verwiesene witzige Spötter Lamettrie und der materialistische Philosoph d'ar ge ns. Der französische Mathematiker Maupertuis wurde zum Präsidenten der von Friedrich wieder begünstigten Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt. §. 655. Kirchliches. — a) Verfolgungen. Religio nswechsel. Vereinigungsversuche. — Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens

6. Bd. 2 - S. 281

1854 - Leipzig : Engelmann
281 Oestreichs Kämpfe mit Preußen. fischen Heerführers auf Laudons Kriegsruhm hemmte auch nach ihrer Ver- bindung jedes gemeinsame Unternehmen. Dagegen machte sich Laudon nach der Erstürmung der Festung Schweidnitz zum Meister von Oberschlesien und die Russen eroberten Kolberg und einen Theil von Pommern. Friedrichs Hoffnungslosigkeit und Schwermut!) gab sich in den Briefen an seine Freunde und inseinen Gedichten kund. Schlesien schien an Oestreich, Preußen an Rußland fallen zu müssen. §. 669. Umschwung und Friedensschlüsse (1762 und 1763). Als Friedrichs Noth am größten war, starb die Kaiserin Elisabeth und ihr Neffe Peter in.', der größte Verehrer des preußischen Monarchen, bestieg den Thron. Dieser Wechsel führte plötzlich einen Umschwung der Dinge her- bei. Peter, ein gutmüthiger, aber unbesonnener, mit Uebereilung handeln- der Fürst, der in seiner Bewunderung für Friedrich so weit ging, daß er preußische Uniform trug, setzte sogleich die Kriegsgefangenen in Freiheit, gab in dem rasch abgeschlossenen Frieden nicht nur alles Eroberte zurück, son- dern ging mit Friedrich ein Schutz - und Trutzbündniß ein, in Folge dessen eine russische Armee sich mit den Preußen verband. Auch Schweden ent- sagte der Theilnahme an einem Kriege, der dem Lande weder Ehre noch Gewinn brachte. Zwar wurde Peter 111. (der trotz Friedrichs wohlmeinen- den Warnungen durch die Umwandlung des russischen Militärwesens nach preußischer Weise, und durch unvorsichtige Neuerungen in Kirche und Staat die Russen gegen sich aufbrachte) nach sechsmonatlicher Regierung auf An- stiften oder doch mit Wissen seiner, wegen ihrer Sittenlosigkeit von Peter hart behandelten Gemahlin Katharina, einer Anhaltinischen Fürftentochter, von einigen russischen Vornehmen (Orloff) auf barbarische Weise ermordet, aber Katharina 11., die sich jetzt der ihrem Sohne Paul gebührenden Herr- schaft bemächtigte, bestätigte den abgeschlossenen Frieden. Dagegen lös'te sie das Bündniß mit Friedrich auf, und rief ihre Truppen zurück. Allein vor dem Abzug half der russische, dem preußischen Monarchen ergebene Feldherr diesem noch die Schlacht bei Burkersdorf gegen Daun gewinnen, worauf Friedrich mit großer Anstrengung Schweidnitz und den größten Theil von Schlesien wieder eroberte, indeß Prinz Heinrich, Seydlitz, Kleistu. A. Sachsen von den Reichstruppen säuberten und Prinz Ferdinand von Braun- schweig nach der Einnahme von Kassel die Franzosen dem Rheine zu- drängte. Das deutsche Volk, dessen Länder verwüstet, dessen Industrie in Stocken gerathen, dessen Ackerbau verfallen, dessen Wohlstand vernichtet war, forderte verzweiflungsvoll den Frieden. Als Kleist Franken durch- streifte, Bamberg und Nürnberg brandschatzte und Regensburg bedrohte, geriethen die deutschen Fürsten in Schrecken und traten großentheils vom Bunde wider Friedrich ab. Aber auch Oestreich war durch den langen Krieg so erschöpft, daß es nur mit der größten Anstrengung und durch Aufhäufung einer beträchtlichen Staatsschuld Armeen und Kriegsbedarf aufbrachte. 1. Okt. 5. Jan. 1762. '15. Mai 1762.

7. Bd. 2 - S. 316

1854 - Leipzig : Engelmann
316 Das Revolutions-Zeitalter. talitat die ohnehin für den Bürger und Bauer so drückende Einrichtung im höch- sten Grade verhaßt. — Allein durch diese Zolladministration und durch die dem Volkswohlstand gleichfalls gefährlichen Lotterien brachte es der König dahin, daß seine Staatskasse trotz des großen Aufwandes für Heer- und Kriegs- wesen und für kostspielige Gebäude (Berliner Opernhaus, Palast in Sanssouci u. a.) stets gefüllt war und er seinem Neffen Friedrich Wilhelm Ii. einen baaren Schatz von 72 Millionen und ein trefflich gerüstetes Heer von,200,000 Mann zurücklassen konnte. — Dem Kriegswesen, auf dem Preußens Macht vorzugsweise beruhte, blieb Friedrichs Hauptsorge zugewendet, daher es bei Er- richtung der Berliner Ritterakademien und mehrerer Kadettenhauser zunächst auf Bildung des jungen Adels zu Offizieren abgesehen war.— Am wenigsten erfreute sich das Kirchen- und Schulwesen der Aufmerksamkeit des Königs. Die Schulstellen kleiner Orte mußten ihm oft zur Versorgung verabschiedeter Unter- offiziere dienen, indeß die höhern Anstalten häufig der Leitung von Franzosen überlassen wurden. Was aber Religion und Kirche betrifft, die in der Regel unter zu wenig Pflege von Oben besser gedeihen als unter zu vieler, so war es ein großer Vortheil, daß Friedrich zuerst den Grundsatz christlicher Toleranz aufstellte und praktisch übte. Er stand vermöge seiner Bildung und seiner freidenkenden Geistesrichtung über dem Gezanke der Theologen und den kleinlichen confesfionellen Streitigkeiten, und wenn gleich die französische Philosophie, der er huldigte, kei- neswegs als eine erfreuliche Erscheinung begrüßt werden kann, so wirkte sie doch in sofern vortheilhaft, daß sie der Vernunft ihre Rechte zurückgab, den Religions- haß minderte und eine freiere humane Bildung begründen half. — Größere Sorgfalt widmete Friedrich dem Gerichtswesen, wo er eine Menge Uebel- stande abstellte. Die Tortur und die grausamen und entehrenden Strafen des Mittelalters wurden aufgehoben; der Gerichtsgang ward vereinfacht und beschleu- nigt; die Gesetze unterlagen zeitgemäßen Reformen; das unter feinem Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii. als preußisches Land rech t eingeführte neue Ge- setzbuch wurde unter Friedrich vorbereitet. Wichtiger aber als alle Verordnungen und Einrichtungen war, daß Friedrich Ii. selbst von Allem Notiz nahm, auf sei- nen Reisen sich nach Rechtspflege und Verwallung genau erkundigte, die Säumi- gen antrieb, die Gewissenlosen bestrafte. Durch seine unermüdliche Thatigkeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend erlangte er eine umfassende Einsicht in glle Zustände seines Reichs; und sein diktatorisches Wesen, das selbst den Stock nicht verschmähte, schreckte die Trägen und Ungerechten. — Eine Eigenschaft ist oft mit Recht an dem großen König getadelt worden — seine Vorliebe für das Fremde und seine Verkennung, ja Verachtung des Vaterländischen. In der Sprache und Literatur lag die Ursache nahe. Als er den Thron bestieg, beherrschte Gottsched und seine Schule die deutsche Poesie und den Geschmack und ihre geistlosen Nachahmungen und Uebersetzungen französischer Dichtungen konn- ten dem hochstrebenden Fürsten nicht genügen. Er wendete sich der klaren und glatten, aber hohlen und phantasielosen Kunstpoesie der Franzosen zu, bewunderte Voltaire als Dichter und Philosophen auch dann noch, als sie sich in Feindschaft getrennt und einander die bittersten Dinge gesagt hatten, und unterhielt mit den literarischen Notabilitätcn Frankreichs einen ununterbrochenen Briefwechsel in französischer Sprache. In seinen späteren Jahren hatte Friedrich weder Lust noch Zeit, die Ansichten seiner Jugend zu ändern; er verschloß seine Augen vor der gänzlichen Umgestaltung der deutschen Literatur durch Kl opstock und Lessing. — Aber nicht bloß in der Literatur war Friedrich ein Verehrer des französischen Geschmacks: ^as ganze Thun und Treiben dieser Nation wurde von ihm bewun-

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 624

1847 - Leipzig : Engelmann
624 Das Revolutions - Zeitalter. betrifft, die in der Regel unter zu wenig Pflege von Oben besser gedeihen als unter zu 'vieler, so war es ein großer Vortheil, daß Friedrich zuerst den Grundsatz christlicher Toleranz aufstellte und praktisch übte. Er stand^vcrmöge seiner Bildung und seiner freidcnkenden Gcistesrichtung über dem Gezänke der Thco'ogen und den kleinlichen confesfloncllen Streitig- keiten, und wenn gleich die franz. Philosophie, der er huldigte, keines- wegs als eine erfreuliche Erscheinung begrüßt werden konnte, so wirkte sie doch in sofern vorthcilhaft, chaß sie der Vernunft ihre Rechte zurückgab, den Rcligionshaß minderte und eine freiere humane Bildung begründen half. — Größere Sorgfalt widmete Friedrich dem Gerichtswesen, wo er eine Menge Uebelstände abstellte. Die Tortur und die grausamen und entchreitdcn Strafen des Mittelalters wurden aufgehoben; der Gerichtsgang ward vereinfacht uitd beschleunigt; die Gesetze unterlagen zeitgemäßen Re- formen ; das unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii. als preußisches Landrecht eingeführte neue Gesetzbuch wurde unter Fried- rich vorbereitet. Wichtiger aber als alle Verordnungen und Einrichtungen war, daß Friedrich Ii. selbst von Allem Notiz nahm, auf seinen Reisen sich nach Rechtspflege und Verwaltung genau erkundigte, die Säumigen antrieb, die Gewissenlosen bestrafte. Durch seine unermüdliche Thätigkeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend erlangte er eine umfassende Einsicht in alle Zustände seines Reichs; und sein diktatorisches Wesen, das selbst den Stock nicht verschmähte, schreckte die Trägen und Ungerechten.— Eine Eigenschaft ist oft mit Recht an dem großen König getadelt worden — seine Vorliebe für das Fremde und seine Verkennung, ja Verachtung des Vaterländischen. In Sprache und Literatur lag die Ursache nahe. Als er den Thron be- stieg beherrschte Gottsched und seine Schule die deutsche Poesie und den Geschmack und ihre geistlosen Nachahmungen und Übersetzungen französischer Dichtungen konn- ten dem hochstrebenden Fürsten nicht genügen. Er wendete sich der klaren und glatten, aber hohlen und phantasielosen Kunstpoesie der Franzosen zu, bewunderte Voltaire als Dichter und Philosoph auch dann noch, als sie sich in Feindschaft getrennt und einander die bittersten Dinge gesagt hatten, und unterhielt mit den literarischen Notabilitäten Frankreichs einen ununterbrochenen Briefwechsel in franz. Sprache. In seinen späteren Jahren hatte Friedrich weder Lust noch Zeit die An- sichten seiner Jugend zu ändern; er verschloß seine Augen vor der gänzlichen Um- gestaltung der deutschen Literatur durch Klopstock und Lessing. Aber nicht bloß in der Literatur war Friedrich ein Verehrer des französischen Geschmacks: das ganze Tönn und Treiben dieser Nation wurde von ihm bewundert und nach Möglichkeit nachgeahmt. Französische Aben- teurer fanden zu Hunderten in Preußen Ehre und Unterhalt und^da diese Bewunderung des Fremden auch an andern Höfen zum guten Ton ge- hörte, so wimmelte es in allen Gegenden Deutschlands von luftigen Fran- zosen. Pariser Friseurs oder Tanzmeister wurden gar oft bei Besetzung hoher Hof- oder Verwaltungs - Aemter den verdientesten Inländern vor- Friedrlch Ñ^^gc». belm"'n 8' 658. Friedrich Wilhelm Ii. Friedrichs Ii. Nachfolger Frie- i78s^-97.drich Wilhelm Ii. befolgte in vielen Dingen andere Grundsätze als

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 625

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Reformationsversuche der Regenten und Minister. 625 sein Oheim. Die lästige Regie wurde aufgehoben, die stanz. Beamten erhiel- ten ihre Entlassung, das Heer - und Stenerwescn wurde auf eine den gemeinen Mann minder drückende Weise umgewandelt; auch Landwirthschaft, Gewerbe- wesen und Handel fanden Aufmunterung und der Verkehr durch Anlegung von Kunststraßen Erleichterung. Aber durch verkehrte Politik nach Außen, durch ein unsittliches Hofleben und durch Beschränkung der Geistcsfreiheit im Innern verlor der preuß. Staat die hohe Würde und freie Haltung, die ihm Friedrich verliehen. Der Minister Herzberg, ein Anhänger des Systems vom pclit. Gleichgewicht, beredete den König zu einem zwecklosen Bunde mit der Pforte, um Oestreich und Rußland abzuhalten ihre Grän- zen gegen die Türkei auszudehnen; dies nöthigte Preußen zu einer krie- gerischen Haltung, wodurch nicht nur die Ersparnisse Friedrichs nutzlos verschwendet, sondern dem Staat noch eine Staatsschuld aufgebürdet wurde. — Um den kirchen - feindlichen Bestrebungen, die unter Friedrichs Ii. Schutz in Preußen Eingang gefunden, entgegenzrltreten und zugleich die deukgläu- bige (rationalistische) Richtung, die durch Nicolai und seine Gesinuungs- genossen in der deutschen Literatur Boden gewonnen, zu unterdrücken, erließ Friedrich Wilhelm Ii. auf den Rath des pietistifchen Wöllner das be- rühmte Religions-Edikt, welches den Geistlichen bei Strafe der Ab- setzung jede Abweichung vom kirchlichen (durch die symbolischen Bücher sixirten) Lehrbegriss verbot und die Anstcllbarkeit der Prediger und Lehrer von einer Prüfung ihrer Rcchtgläubigkeit abhängig machte. Diese Be- schränkung der Lehr- und Glaubens-Freiheit erregte heftigen Widerspruch, der durch die geschärfte Censurverorduung nicht beschwichtigt wurde. Durch die Erwerbung der fränk. F irrst en t h ü m e r Bayreuth und Anspach (womit auch der rothe Adlerorden air Preußen überging) und durch Polens Theilung nahm unter ihm der preuß. Staat an Umfang und Menschenzahl zu; das rasche Kricgsglück in Hollaird (§- 645) er- füllte die preuß. Armee mit einem in der Folge unheilvollen Selbstgefühl. 4) Rußland unter Katharina Ii. (1762—1796) und Polens Unfälle. a) Das Innere. §. 659. Katharina Ii. saß auf einem blutbefleckten Thron, der ihr nicht gebührte. Dies führte Einige auf den Gedanken, sie davon zu ver- drängen. Der erste Versuch kostete dem unglücklichen Iwan Iii. (§.618), der statt des Throns, zu dem er in der Jugend bestimmt gewesen, einen Kerker gefunden hatte, das Leben. Zehn Jahre später empörte sich Pu- I7üi. g ätsche ff, ein donischer Kofacke, der einige Aehnlichkeit mit Peter Iii. hatte und sich für diesen ausgab. Unterstützt von der Geistlichkeit und den altgläubigen, über die Abänderung einiger Kirchengebräuche erbitterten Russen sammelte er große Schaaren von Kosacken und leibeigenen Bauern, denen er Befreiung von dem Joche der Grundherren verhieß, um sich und zog mordend und verheerend in den Wolgagegenden umher. Er bemächtigte sich der Stadt Kasan, ließ Münzen prägen mit dein Bildnisse Peters Iii. und richtete bereits seinen Lauf gen Moskau, wo er eines großen Anhangs gewärtig sein konnte, als es den russischen Heer- Weber, Geschichte. » /q

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 564

1847 - Leipzig : Engelmann
564 Das achtzehnte Jahrhundert. nachtheiligen Friedensbedingungen, wornach Franz Stephan, Her- zog von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn, sein Erbland gegen das durch das Erlöschen des Mediceischen Hauses erledigte Tos- 1737. kana vertauschen, Lothringen und Bar dagegen an Stanislaus und nach dessen Tod an Frankreich kommen, und Neapel und Sici- lien als Königreich dem spanischen Prinzen Carlos (8.606) über- lassen werden sollte. Noch 29 Jahre regierte hierauf Stanislaus, der Gönner der Jesuiten, mit dem Titel eines Königs in Lüncville und Nancy, geliebt und geehrt von seinen Unterthanen, ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissen- schaften, ein Verschönerer der lothringischen Städte. Polen dagegen ging unter Friedrich August Iii. seiner völligen Auflösung entgegen. Der sogenannte Paci- 1726. fikationsreichstag erklärte jeden für infam und vogelfrei, der fremde (also auch sächsische) Heere ohne besondere Bewilligung der Republik in's Königreich füh- ren würde und verschärfte aus Besorgniß, der König möchte für den Glauben sei- ner Jugend noch einige Neigung haben, die harten Dissidentengesetze. ,,Kaum sollte man überhaupt ein Regentcnleben dieser Art, wie König Augusts Iii. war, eine Regierung nennen; denn der regiert doch nicht, der blos durch sein körper- liches Dasein wirkt? Mißhclligkeiten der großen Familien arteten unter ihm bis zu wahren Fehden aus. Die roheste Uncultur des Mittelalters herrschte unter dem allgemeinen Haufen der Nation, und die Großen, deren einzige Cultur oft kaum nur aus Reisen nach Frankreich entsprang, konnten selten Patriotismus oder wah- ren Charakter haben, denn wie sollte Patriotismus oder kraftvoller Geistcscharakter bei der Erziehung entstehen, der sie gewöhnlich genossen; oder bei der eitlen, un- thätigen, schwelgerischen Lebensart sich erhalten, die unter den Edelsten ihrer Art fast allgemein herrschend war?" Da der König und sein Minister Brühl sclavisch um Rußlands Gunst buhlten, so wurde der Einfluß dieses drohenden Nachbar- staates immer mächtiger. Kurfürst 8. 621. 4) Preußen. Friedrich Wilhelm, der große Kur- Wuhelm f" * ^ von Brandenburg, gab seinen Staaten einen mächtigen Aufschwung, 1640-88. theils indem er die getrennten, seit dem Anfange des 17. Jahrhunderts dem kurfürstlichen Hanse zugefallenen Landestheile Preußen und Cleve (§. 531) mit dem Hauptland in nähere Verbindung brachte und zu einem zusammenwirkenden Ganzen umschuf, theils indem er Einwanderungen aus gebildeten Ländern in die durch den 30 jährigen Krieg verödeten Pro- vinzen begünstigte (franz. Hnguenotten) und der Gcwerbthätigkeit und den Künsten des Friedens kräftig aufhalf, theils durch Bildung einer bedeu- tenden Kriegsmacht, womit er dem Lande eine unabhängige, selbst- ständige Stellung erkämpfte. Auf diesen einsichtsvollen, kräftigen und Ftiedr. I. besonnenen Fürsten folgte sein Pracht liebe »der Sohn, Kurfürst Friedrich Iii., 1713. dem der äußere Glanz, womit Ludwig Xiv. den Hof von Versailles um- geben, als der höchste Triumph irdischer Majestät erschien. Er setzte daher den größten Werth auf eine prunkvolle Hofhaltung; eine verschwenderische Pracht in Kutschen, Marställen, Garderobe u. dcrgl., glänzende Feste und ceremonielle Feierlichkeiten gingen ihm über alles. Mit Neid sah er auf die Kurfürsten von Hannover und Sachsen, denen das in seinen
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