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1. Bd. 2 - S. 304

1854 - Leipzig : Engelmann
304 Das Revolutions-Zeitalter. Dies ermuthigte den spanischen Minister Aranda zu einem kühnen Gewaltstreich. Nach einem angeblich von den Jesuiten bewirkten Aufstand gegen die Finanz- maßregeln der Regierung in Madrid, ließ er in Einer Nacht an 5000 Glieder 31i767rä des Ordens in allen Provinzen des Reichs verhaften, ohne Unterschied des Alters Nov. oder Ranges zu Schiffe bringen und gleich Verbrechern nach dem Kirchenstaate abführen. Ihre Güter wurden eingezogen, ihre Anstalten geschlossen. Aehn- Ferd^nand ^i^es geschah in Neapel, wo Tanucci unter Karls Iii. minderjährigem Sohne, iv. Ferdinand Iv., das Reich fast unumschränkt verwaltete, und in Parma, vjne-chel wo der Papst durch eine heftige Bulle den bourbon'schen Herzog und seinen fran- 1828. zösischen Minister von kirchlichen Neuerungen abhalten wollte. Tanucci's kirchliche Reformen waren für Neapel sehr wohlthä'tig. In diesem von den Päpsten als Lehen behandelten Reiche hatte die Kirche und der Klerus so sehr das Uebergewicht, daß die weltliche Regierung ganz machtlos war. 112,000 Geistliche waren nicht nur für sich und ihre Güter von den Landesgesetzen befreit, sondern schützten auch alle, die in ihren Bezirken ein Asyl suchten; der Papst betrachtete die geistlichen Stellen als sein Eigenthum und bezog die Einkünfte während deren Erledigung: Tanucci hob dieses päpstliche Recht auf, verlieh dem Thron und der weltlichen Regierung höhere Gewalt, minderte die Privilegien und die Zahl des Klerus und säcularisirte eine Menge überflüssiger Klöster zum Vortheil der Staatskasse. Aranda's Reformtharigkeit erstreckte sich über alle Einrichtungen in Kirche und Staar. Er beschrankte die furchtbare Inquisition und ihre Ketzer- gerichte; er minderte die Gewalt der päpstlichen Curie, er machte das Unter- richtswesen unabhängig'von der Geistlichkeit; er sorgte für gemeinnützige Anstal- ten und für eine geordnete Verwaltung; er übertrug seinem Freunde Olavides die Colonisirung der öden, unbebauten Sierra Morena. Als aber die Geistlichkeit über den alternden Karl Iii. wieder Einfluß gewann, wurde Aranda von den Geschäften entfernt. Er begab sich nach Paris, sein Freund Olavides aber wurde von der wieder zur Macht gelangten Inquisition vorgeladen, weil er Protestanten aus Deutschland und der Schweiz in der neuen Colonie (La Carolina) angesiedelt hatte, und mußte mehrere Jahre im Kerker schmachten, bis es ihm glückte nach Genf zu entkommen, wo er seine freigeiftigen Ansichten allmählich ablegte und sich dadurch wieder die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimath erwarb. — Eine ähnliche Sinnesänderung beurkundete auch ein anderer spanischer Minister Flo- ^788— rida Blanca, der unter der Regierung Karls Iv. als Mäcenas gepriesen 1808. ward, weil er Wissenschaft und Gelehrte begünstigte, Künste hob und die Haupt- stadt verschönerte. 2. Der Norden Enropa's. Friedrich §.681. a) Dänemark. Struensee. Durch die Verfassungsänderung _ iv. vom Jahre 1660 (§. 589.) war die dänische Königsmacht unumschränkt (abso- 1/00~30'lut) geworden und durch die Eigenschaften der Herrscher ward der Zustand des Landes bedingt. Friedrich Iv. (§.640.) ahmte die Pracht des französischen Hofes nach, war aber dabei doch ein guter Staatswirth, so daß er ein wohl- Christian habendes Land und eine gefüllte Staatskasse hinterließ. Sein Nachfolger Chri- 1730-46. sti on Vi. war ein äußerst frommer, aus Gottesdienst und kirchliche Zucht hal- tender Monarch; aber über dem Streben, seinen Unterthanen dieselbe fromme Gesinnung einzuflößen, vernachlässigte er den Staatshaushalt so, daß sein Reich in Schulden gcrieth. Der Bau des prächtigen Residenzschlosses in Copenhagen

2. Bd. 2 - S. 373

1854 - Leipzig : Engelmann
Frankreich unter der Directorial-Regierung. 373 vollen Unternehmen. Von Aegypten aus konnte das Mittelmeer beherrscht wer- den, wo Frankreich seit dem Frieden von Campo Formio bereits das Protectorat über die ionischen Inseln besaß; von Aegypten aus konnte man die morsche Herrschaft der Türken in Kleinasien und Griechenland erschüttern, von Aegypten aus konnte Frankreich seine Arme nach Ostindien strecken und Englands Macht in seinen Kolonien vernichten. Darum erhob sich auch die britische Nation zu einem neuen mächtigen Kampf und brachte die unglaublichsten Geldopfer, um die andern europäischen Mächte zu gleichem Kampf zu bewegen. tz. 735. Das Ausland. So schwach und charakterlos die Directo- rial-Regierung im Innern war, so übermüthig, raubsüchtig und tyrannisch benahm sie sich dem Auslande gegenüber. Im Winter 1797 entstanden in Rom. Rom und andern Theilen des Kirchenstaats republikanische Bewegungen, zum Theil aus Unwillen über den von der päpstlichen Regierung geübten Druck, zum Theil durch französische Einwirkungen. Bei der Unterdrückung derselben kam der General Düphot ums Leben. Dies gab der französischen Regierung Veranlassung, Berthier mit einem Heer in Rom einrücken zu lassen. Auf dem römischen Forum wurde ein Freiheitsbaum errichtet; dem Papste ward die weltliche Gewalt entzogen und einer aus Consuln, Sena- w.pr. toren und Tribunen bestehenden, und der französischen Verfassung nachgebil- deten republikanischen Regierung übertragen. Dann legten die neuen Be-is. Febr. freier (besonders der harte Massen«) der Stadt schwere Kriegssteuern und Auflagen auf, plünderten Kirchen und Paläste, pflegten und kleideten die Armee auf Unkosten der Einwohner und schleppten die öffentlichen Kunst- werke als Trophäen nach Paris. Ja, als das Volk Anstalt machte, sich der aufgedrungenen Freiheit wieder zu entledigen, wurde der greisepapstpius Vi. nach Frankreich abgeführt und über die Kardinäle schwere Verfolgung ver- hängt. „Hernach folgten auf die blutigen und grausigen Scencn des Mordens undplünderns republikanische Lustspiele. Die Cardinäle wurden gezwungen, ihre Würde niederzulegen und das Land zu verlassen; dann ward am 20. März unter dem gewöhnlichen Pomp und mit allen möglichen feierlichen Reden der Phrasenmacher, mit Prahlen, Singen, Spielen und Tanzen die neue Republik auf dem Capitolium ausgerusen und ihr Bund mit Frank- reich theatralisch verkündet. Dallemagne entfaltete dabei mit seiner vom Blute der Römer noch triefenden Hand die Fahne ihrer Freiheit, und aus Berthier ward eine Medaille geschlagen, die ihn als den W i e d erh erste ll er des alten Roms (Restitulor Urbis) und die Franzosen als Retter des Menschengeschlechts (Galiia salus generis hu- mani) in unfern Medaillencabinetten verewigt."---Pius Vi. legte sein von Alter ge- beugtes Haupt zu Valence ins Grab (29. Aug. 1799), aber wenige Tage nach seinem Tode wurde die republikanische Regierung in Rom gestürzt und sein Nachfolger Pius Vii. konnte wieder den valicanischen Palast beziehen. Auch Genua erhielt eine demokratische Verfassung und stand als lig u- Genua, rische Republik unter Frankreichs Einfluß, bis es zuletzt (1805) ganz mit demselben vereinigt ward; Lucca büßte mit seiner aristokratischen Ver-Luccau.a. fassung seinen reichen Schatz ein, und als auch der König von Sardinien die^fl^'^ Entsagungsakte aufpiemont Unterzeichnete und Neapel den siegreichen

3. Bd. 2 - S. 588

1854 - Leipzig : Engelmann
588 Die jüngsten Revolutionsstürme. wirken beschloß. Der Bannstrahl des Papstes wurde von dem Volksverein mit einem höhnenden Aufzug beantwortet. Eine provisorische Regierung unter der Leitung von drei Männern (Triumvirat) übernahm die Verwaltung des Frei- staats , indeß die constituirende Versammlung Hand an das Kirchenvermögen legte, um kleine Pachtgüter für die Armen daraus zu bilden, und Garibaldi, ein kühner Freischaarenführer, der sich als politischer Flüchtling lange in Amerika und anderwärts umhergetrieben, dann aber in die Heimath zurückgekehrt an dem Kampfe der Piemontesen und Lombarden wider Oestreich den lebhaftesten Antheil genommen, aus Freischaaren und Demokraten eine beträchtliche Volkswehr orga- nisirte. Der unglückliche Ausgang des erneuerten Kampfes in Oberitalien, der März, eine Menge Flüchtlinge nach Rom führte und die Ankunft Mazzini's, der so lange das thatige Oberhaupt des „jungen Italiens" und die Seele der demokrati- schen Propaganda gewesen, steigerte die revolutionäre Aufregung in Rom. Der Kirchenstaat sollte als letzte Zufluchtsstätte der Freiheit mit aller Kraft vertheidigt und als Mittelpunkt für weitere Unternehmungen benutzt werden. Truppen und Freischaaren waren in großer Masse vorhanden, an Waffen und Geschütz war kein Mangel und ein revolutionärer Terrorismus der wildesten Art schaffte die nöthigen Hülfsmittel herbei. Diese Vereinigung revolutionärer Kräfte bestimmte die Schutzmachte des Kirchenstaats, deren Hülfe der Papst angerusen, zu gemein- schaftlichem Handeln und zu bewaffnetem Einschreiten. Indeß die Oestreicher sich nach harten Kämpfen in den Besitz von Bologna und Ancona setzten, die Neapolitaner von Süden her in das römische Gebiet einrückten, landete ein fran- zösisches Heer unter General Oudinot in Eivita vecchia und umstellte das furchtbar aufgeregte Rom. Umsonst erklärten die Franzosen, daß sie als Freunde kamen, um die Ordnung und die gesetzliche Freiheit zu schirmen und die Besetzung des Kirchenstaats sammt der Hauptstadt durch die Oestreicher und Neapolitaner zu verhüten — die Demokraten wiesen die dargebotene Hand des Friedens und der Versöhnung zurück und bereiteten den anstürmenden Feinden einen hartnäcki- gen Widerstand. Der erste Angriff der Franzosen scheiterte. Nach dem tapfersten Kampfe gegen die gut postirten und mit Geschütz trefflich bedienten Insurgenten 2, »¡di. mußte sich Oudinot unter großen Verlusten nach der See zurückziehen und Ver- stärkung abwarten. Um ihre Gegner zu trennen knüpften hierauf die Triumvirn mit dem französischen Befehlshaber Unterhandlungen an und schlossen eine acht- tägige Waffenruhe, die Garibaldi klug benutzte, um die neapolitanischen Truppen w.mai.hei Velletri anzugreifen und über die Grenze zurückzuschlagen. Als die Unter- handlungen nicht zum Ziel führten, begannen die Franzosen von Neuem zu stür- men. Aber auch diesmal stießen sie bei dem Pancraziothore und an andern Orten auf den heftigsten Widerstand, so daß sie erst nach wochenlangen blutigen Kämpfen 3. Juli, und Stürmen endlich vertragsweise in den Besitz der Stadt kamen. Die Barri- kaden wurden sofort geräumt, die provisorische Regierung aufgelöst und eine mi- litärische Fremdherrschaft errichtet. Garibaldi, Mazzini u. A. suchten ihr Heil in der Flucht. Aber der Papst beharrte noch lange in seiner freiwilligen Verban- nung und in seinem Groll gegen die undankbare Stadt. Erst im April 1850 erfolgte seine Rückkehr. Seitdem wird in Rom die Ruhe durch französische Be- satzung aufrecht erhalten; allein die Räuberbanden, die unter verwegenen Anfüh- rern das Land durchstreiften, gaben Zeugniß von dem tiefen Verfall der gesell- schaftlichen Ordnung und der Ohnmacht der Regierung. 8- 854. Der Großherzog Leopold von Toskana wußte sich die Zu- neigung seiner Unterthanen durch freisinnige Reformen, durch Verweisung der Jesuiten und durch die wenn gleich nothgedrungene Theilnahme an dem Krieg

4. Bd. 2 - S. 415

1854 - Leipzig : Engelmann
415 Das französische Kaiserreich. Nach dem glorreichen Sieg bei Vittoria und der Eroberung der hart- näckig vertheidigten und darum schwer gezüchtigten Festungen San Seba- stian und Pamplona, folgte Wellington den Abziehenden über die Pyre- ^ näen, drängte Soult bei Orthez zurück und besetzte Bordeaux. Helden- isi4. müthig widerstand der waffenkundige Marschall noch am 10. April, als die Alliirten schon auf den elysäischen Feldern in Paris campirten, dem an- rückenden Feind bei Toulouse, wenn er gleich der Uebermacht das Feld lassen mußte. — Napoleons Sturz führte den heuchlerischen Ferdi- nand Vii. (den der französische Kaiser noch vor seiner Abdankung in Freiheit setzte, um den Bürgerkrieg auf der Halbinsel von Neuem anzu- fachen) auf den spanischen Thron zurück; aber die Nation, die des Landes Freiheit mit ihrem Herzblut erkämpft, erntete schlechten Lohn. tz. 759. Gefangennehmung des Papstes. Der Franzosenhaß und die fanatische Wuth der Spanier war vorzugsweise das Werk des Prie- sterstandes; Napoleon hätte daraus die Lehre ziehen sollen, welche Macht die von ihm verkannte Religion mit ihren altehrwürdigen Einrichtungen auf die Gemüther gläubiger Menschen übe; aber in seinem Stolze wollte er keine Schranke seiner Gewalt gelten lassen. Die Weigerung des Papstes, den englischen Schiffen die Häfen des Kirchenstaats zu schließen und mit Frank- reich ein Schutz- und Trutzbündniß einzugehen, hatte den Kaiser so belei- digt, daß er denselben nicht nur mit Entziehung aller Länder bedrohte, die einst Karl der Große dem Bischof von Rom verliehen, sondern daß er auch Forderungen an ihn stellte, durch deren Gewährung das geistliche Regiment des Kirchenfürsten bedeutend beschränkt worden wäre*). Als aber Pius Vii. sich durch keine Drohungen bewegen ließ, dem französischen Machthaber als Werkzeug zu dienen und dessen Willkürmaßregeln sämmtlich zu billigen, riß Napoleon zuerst Ancona, Urbino und andere Gebietstheile vom Kirchenstaat los und verband sie mit dem Königreiche Italien. Dies beugte jedoch keines- wegs den Sinn des standhaften Kirchenfürsten, der nun vielmehr mit Eng- land und Oestreich gemeinsame Maßregeln gegen Frankreichs Uebermacht ergriff. Da sprach Napoleon durch ein von Schdnbrunn aus erlassenes De- Mai kret das Aufhören der weltlichen Macht des Papstes aus, ließ 1"S09- ihn gewaltsam von Rom wegführen und über Grenoble nach Savona brin- gen, verbannte die Cardinäle nach verschiedenen Städten und vereinigte den in zwei Departemente getheilten Kirchenstaat mit dem französischen Gebiete. Rom wurde für eine freie kaiserliche Stadt erklärt. Dieser Gewaltstreich zog auf den Kaiser den Bann strahl herab, der, wenn gleich von Vielen ver-Juni, achtet, in Spanien seine Wirkungen nicht verfehlte. Da der Papst, den Bitten wie den Drohungen des Kaisers eine unerschüt- terliche Ergebung entgegensetzend, als unfrei und des Raths der Cardinale be- raubt die Bestätigung aller ernannten Bischöfe verweigerte, so suchte Napoleon in Verbindung mit dem Erzbischof von Paris die freien Einrichtungen der gallicani-

5. Bd. 2 - S. 416

1854 - Leipzig : Engelmann
416 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. 25 Jan Kirche zurückzuführen und schaltete eigenmächtig über die Bisthümer. Nach 1813. dem russischen Feldzug gelang es dem Kaiser, den nach Fontainebleau geführ- ten Pius zu einem Concordat zu bewegen, „durch das die Einsetzung der Bischöfe der Willkür des Papstes entzogen wurde." Aber erst der Sturz des Gewaltigen u.^olärz führte die Freilassung des Kirchenfürsten und die Wiederherstellung des Kirchen- 1814. staates herbei. *) Napoleon verlangte: 1) Einen Patriarchen für Frankreich; 2) Einführung des französischen Gesetzbuches (also Civilehe); 3) freie Uebung jeder Religion im Kirchenstaat; 4) Reformation des Bisthumswesens; 5) und 6) Abschaffung der Mönchsorden und des Cölibats. 4. Napoleons zweiter Krieg wider Oestreich (48vn). §. 760. Aspern. Wagram. Der spanische Volkskrieg, gegen den der französische Kaiser bedeutende Streitkräfte wenden mußte, erfüllte das Wiener Cabinet mit der Hoffnung, durch eine neue Schilderhebung die ver- lorne Macht wieder zu erlangen. Napoleons Gewaltstreiche in Italien und sein wachsender Einfluß in Deutsch- land erregten in Oestreich Neid und Besorgniß; die durch die drückende Handels- sperre hervorgerusene Unzufriedenheit und die tiefe Bewegung der Gemüther in Norddeutschland ließen hoffen, daß sich das deutsche Volk an dem Kriege gegen die fremde Zwingherrschaft betheiligen werde. Aber noch war der Glaube an die Unüberwindlichkeit der Franzosen und die Furcht vor dem Eroberer zu groß, als daß die Fürsten des Rheinbundes es gewagt hatten , dem Gewaltigen, in deffen Macht es stand, sie zu erhöhen und zu stürzen, entgegen zu treten. Der Zauber des kaiserlichen Namens wirkte noch zu mächtig; die süddeutschen Soldaten wur- den in den Rausch des Ruhms, der die Franzosen begeisterte, hineingeriffen. In Oestreich selbst suchte man durch Errichtung eines Landsturmes die Theilnahme des Volks für den neuen Krieg zu erregen und durch phrasenreiche Proclamationen voll schöner Verheißungen Begeisterung und Vaterlandsliebe zu wecken. Der Erzherzog Karl, Oestreichs talentvollster Feldherr, trat an die Spitze der bedeutendsten Heerabtheilung. In seinem Hauptquartier verfaßten Gentz und Friedrich Schlegel, damals kaiserlicher Hofsekretär, jene berühmten Procla- mationen, „die in ganz Europa Aufsehen erregten und als Vorboten glorreicher Thaten betrachtet wurden." 1809. Oestreich eröffnete im April den Krieg gegen Frankreich indem seine Heere in Bayern, in Italien und in das Herzogthum Warschau (wo die Rusten als Napoleons Verbündete und die Polen unter Poniatowski Gallizien bedrohten) vordrangen. Aber schon die ersten Schlage entschieden über das Schicksal des Kriegs. Von Würtemberg, Bayern und den übrigen Fürsten des Rheinbundes kräftig unterstützt zog Napoleon mit bedeutender "o u 2-> '£)m'eémacfyt die Donau hinab, drängte in einer Reihe siegreicher Schlachten Äpriff (bei Abensb erg, Eckmühl, Regensburg) die Feinde über den Inn und rückte zum zweitenmal in das Herz der östreichischcn Staaten ein. Am 10. Mai stand der Kaiser vor den Mauern der Hauptstadt, in die er schon nach drei Tagen als Sieger einzog. Ein Aufruf an die Ungarn, sich einen

6. Bd. 2 - S. 524

1854 - Leipzig : Engelmann
524 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. ten, die Kinder je nach dem Geschlechte dem Glauben der Eltern folgten. Dieses Gewohnheitsrecht hatte in die Gesetzgebung verschiedener Lander von gemischter Bevölkerung, als dem Grundsätze der Rechtsgleichheit entsprechend, Eingang ge- funden. Im Jahr 1825 wurde das preußische Gesetz, wornach bei Mischehen die Kinder sammtlich im Glauben des Vaters erzogen werden sollten, wenn nicht der einmüthige Wille beider Eltern anders verfügte, auch auf Westfalen und die Rheinprovinz ausgedehnt. Da hier nun häufiger der Fall eintrat, daß protestan- tische Männer der altern Provinzen sich mit katholischen Töchtern des Landes vermahlten, als umgekehrt, so gerieth die Geistlichkeit in Besorgniß, die katholi- sche Kirche möchte verkürzt werden. Die rheinischen Bischöfe holten in Rom Ver- sa. März haltungsbefehle ein. Ein Breve des Papstes erklärte gemischte Ehen für unerlaubt, 1830- doch für gesetzlich gültig, und gestattete die kirchliche Einsegnung nur unter der Be- dingung, daß das Brautpaar die katholische Erziehung sammtlicher Kinder vor- her gelobe, sei dies nicht der Fall, so könne die Trauung zwar in Gegenwart des Geistlichen statt finden, aber ohne alle kirchliche Feier. Durch Unterhandlungen mit den rheinischen Bischöfen erwirkte jedoch die preußische Regierung eine still- schweigende Ermäßigung des Breve und erlangte, daß die meisten Mischehen auch ohne jene Vorbedingung eingesegnet wurden. Auch der Weihbischof Clemens Droste zu Visch er ing, ein strengkirchlicher, von ultramontanen Einflüsien 1836. geleiteter Mann, gab bei seiner Erhebung auf den erzbischöflichen Stuhl zu Köln das Versprechen, gemäß dieser Uebereinkunft zu verfahren. Kaum war er aber im Besitz seiner Würde, als er seiner Geistlichkeit gebot, sich genau an das Breve zu halten und die Trauung nur nach vorausgegangener Zusage katholischer Kin- dererziehung zu verrichten. Einflüsterungen im Beichtstuhl prägten den Frauen die Nothwendigkeit der kirchlichen Einsegnung zur Gültigkeit der Ehe und zum Seelenheil ein und verwirrten die Gewissen. Zu gleicher Zeit ließ sich der Erzbischof von seiner ultramontanen Umgebung zu einem strengen Verfahren wider die Her- mesianer bewegen. Umsonst erinnerte die preußische Regierung an das Ver- sprechen und drohte mit Amtsentsetzung; der Erzbischof beharrte aus seinem ^1837°"' ®'nne* Da wurde er plötzlich verhaftet und nach der Festung Minden abgesührt, „weil er sein Wort gebrochen, die Gesetze untergraben und unter dem Ein- flüsse revolutionärer Parteien die Gemüther aufgeregt habe." Dies gab das Signal zu einem heftigen Streite sowohl zwischen der preußischen Regierung und dem römischen Stuhle, der vor jeder Unterhandlung die Wiedereinsetzung des gefangenen „Märtyrers" verlangte, als zwischen den streitlustigen Gelehrten bei- der Confessionen. Die öffentliche Meinung war getheilt. Die Katholiken sahen in dem Verfahren eine Unterdrückung der Kirche durch den Beamtenstaat und erhoben den Ruf nach Unabhängigkeit der Kirche vom Staate; die Protestanten faßten den Streit auf als „Kampf deutscher Freiheit und römischer Herrschaft." Die „kirchlichen Wirren" nahmen noch zu, als der Erzbischof Du- nin von Gnesen und Posen ein ähnliches Verbot der kirchlichen Trauung von Mischehen ohne Zusicherung katholischer Erziehung ergehen ließ und, nach Berlin geladen, sich der ihm auferlegten Haft durch die Flucht entzog, dann aber nach der Festung Colberg abgeführt ward. Unter diesen Umstanden bestieg Friedrich 7'is4oni ® iifyetm Iv. den preußischen Thron und richtete seine ganze Sorgfalt auf die Beruhigung der Kirche. Er setzte den Erzbischof Dunin auf eine sehr zweideutige Zusage hin in Freiheit, er gestattete den unmittelbaren Verkehr der Bischöfe mit Rom; er entließ den Erzbischof Droste seiner Haft und sprach ihn in einein ehren- vollen Brief von aller Schuld an revolutionären Umtrieben frei, nachdem er mit ihm und dem römischen Stuhl übereingekommcn, daß er selbst wegen Kränklich-

7. Bd. 2 - S. 28

1854 - Leipzig : Engelmann
28 Das Zeitalter der Reformation. mit der politischen Unabhängigkeit siegend einzog, zu dem sich im Süden von Frankrech über 2000 Gemeinden bekannten, der in Italien und Spanien, in der Nahe des Papstes und des Kaisers, Anhänger zählte und der in seiner äußersten Strenge als presbyterische Kirche in Schottland auf dentrümmern der Kloster und Domkirchen sein Panier auf- pflanzte. — Auch nach Deutschland drangen Calvins Grundsätze und ver- größerten die Spaltung und Zerrissenheit. In der Rheinpfalz gelangte der im Heidelberger Katechismus niedergelegte Calvinische Lehr- begriff zur Herrschaft, was bei den lutherischen Fürsten solche Erbitterung hervorrief, daß sich der Kurfürst durch ein Bündniß mit auswärtigen Staa- ten (Niederlanden, England und Frankreich) gegen Angriffe sichern zu müssen glaubte. In Frankreich rang die neue Kirche lange mit der alten um den Sieg. Franz I., im Bunde mit den protestantischen Fürsten Deutschlands und mit dem schismatischen König von England, hatte manche Aufforderun- gen zum Abfall von Rom. Auch ging er mehrmals mit dem Gedanken einer Reformation um und ließ an Melanchthon dringende Einladungen ergehen. Aber theils seine Verbindung mit dem Papst, der die Besetzung der geist- lichen Stellen dem König überließ *) und ihm zur Wiedererlangung des Herzogthums Mailand unentbehrlich schien, theils sein despotischer Sinn, der jede freie Volksbewegung haßte, hielten ihn bei der alten Kirche fest. Am Hofe selbst dachte man über Religion so gleichgültig wie in Italien; und wie hätten wollüstige und genußsüchtige Hofleute an der calvinischen Sittenstrenge Gefallen finden sollen? Bald ergingen daher Verbote gegen das Einbringen calvinischer und lutherischer Schriften; die verwegensten Reformations-Prediger starben in den Flammen und die Zerstörung mehrerer von Waldensern bewohnten Ortschaften in der Provence bewies die ernste Absicht des Hofes, die alte Kirche bei ihren herkömmlichen Rechten zu erhalten. ’*) Durch das zwischen Franz I. und Leox. (14. Dcc. 1515) abgeschlossene Concor- dat wurden die alten Freiheiten der gallicanischen Kirche, wornach die geistlichen Corpo- rationen ihre Obern selbst wählten, sehr beschränkt; der König erlangte dadurch die Be- fugniß, zu allen geistlichen Stellen (10 Erzbisthümer, 85 Bisthümer, 527 Abteien) mit geringen Beschränkungen zu ernennen, was ihm große Vortheile brachte und den Klerus der Krone unterordnete; von dem an wurden einträgliche Pfründen von dem Hofe als Be- lohnung für Verdienste im Felde oder Kabinet oder aus Gunst ertheilt; dem Papst wurden dafür die an das Recht der Bestätigung geknüpften Ann aten und die von den Concilien zu Constanz und Basel bestrittene Superiorität über die Kirche zuerkannt. §. 448. „Nach Spanien kamen die Gedanken der Reformation in des Kaisers Gefolge, umgaben vielleicht noch sein Sterbebett und wurden von Einzelnen mit hoher Begeisterung ausgenommen. Aber der Katholicis- mus, besonders die Heiligenverehrung ist tief verwachsen in den zähen Volks- charakter; Reinheit des Glaubens galt dem Spanier so hoch als Reinheit des Bluts und der Bruder erschlug den abtrünnigen Bruder" (Diaz). Bald

8. Bd. 2 - S. 34

1854 - Leipzig : Engelmann
34 Das Zeitalter der Reformation. 16. Juni suchte, und eilte damit nach Rom, wo er eine sehr gute Aufnahme fand. 1520. sem Betreiben wurde eine Bulle erlaffen, in der eine Reihe von Luthers Sätzen als irrgläubig verdammt, seine Schriften zum Feuer verurtheilt und er selbst mit dem Bann beladen wurde, wenn er nicht innerhalb 60 Tagen widerriefe. Triumphirend kehrte Eck nach Deutschland zurück, wo er als päpst- licher Bevollmächtigter mit großem Uebermuth die Bulle bekannt machte. Aber nur in Köln, Mainz und Löwen kam man der gebotenen Verbrennung der lutherischen Schriften nach, in Sachsen wurde die Bulle gar nicht zuge- lassen, und in ganz Deutschland war man erzürnt über das Verdammungs- urtheil, das der römische Hof, ohne den Angeklagten gehört zu haben, unter dem Einflüsse seines größten Gegners erlassen. Bei dieser Stimmung mach- ten Luthers zwei Schriften: an den christlichenadel deutscher Na- tion und von der babylonischen Gefangenschaft und christ- lichen Freiheit einen mächtigen Eindruck. In der ersten deckt er mit der ganzen Kraft seiner kernhaften Sprache alle Bedrückungen und alle Schmach, die Deutschland seit Jahrhunderten von Rom erfahren, schonungslos auf und fordert zur Abstellung verjährter Mißbräuche und unbiblischer Lehrmei- nungen und Einrichtungen auf*). In der zweiten Schrift erhebt er Zweifel über die Wandlungslehre (Transsubstantiation), bestreitet die Siebenzahl- der Sakramente, spricht dem Volke den Genuß des Kelchs beim Abendmahl zu, und stellt die beseligende Allmacht des Glaubens über die äußere Werk- heiligkeit der Kirche. — Ermuthigt durch die Begeisterung, mit der diese Schriften ausgenommen wurden und durch den Ruf der Freiheit, der durch die deutschen Gauen schallte und sich namentlich in den kecken Satiren eines Hutten (tz. 434.) kund gab, wagte Luther nunmehr einen Schritt, der ihn 10i520c' durch eine unübersteigbare Kluft von der römischen Kirche trennte. Er zog an der Spitze der ganzen Studentenschaft vor das Elsterthor von Witten- berg und warf dort, zur Vergeltung der Verbrennung seiner Schriften, die Bannbulle nebst dem k a n o n i sch e n R e ch t s b u ch e in die Flammen. *) Darin wird dem Klerus die höhere Weihe abgesprochen; alle Christen seien Prie- ster, die Priesterschast nur eine Amtsführung, folglich die Geistlichkeit der weltlichen Obrig- keit unterworfen; das Papstthum solle in die gehörigen Schranken gewiesen, und seiner weltlichen Macht entkleidet werden, Deutschland einen Primas erhalten, vor dessen Ge- richt die Appellationen von den Bischöfen in höchster Instanz, aber nicht nach kanonischem Recht, entschieden würden, die gezwungene Ehelosigkeit (Cölibat) der Geistlichkeit solle auf- hören, der Jugendunterricht verbessert, die Zahl der Klöster beschränkt, der knechtische Eid der Bischöfe abgestellt werden u. dgl. c) Der Reichstag zu Worms (April f5*t). §. 455. Als im Anfang des Jahres 1521 der junge Kaiser Karl V., nach seiner Krönung in Aachen, den Rhein heraufzog, ergingen von Hut- ten, Sickin gen und andern Vorkämpfern nationaler Freiheit warme Mahnungen an ihn, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen und die

9. Bd. 2 - S. 44

1854 - Leipzig : Engelmann
44 Das Zeitalter der Reformation. unter harten Bedingungen erkaufen; und benutzte die erste Gelegenheit zur Flucht. §. 465. Der Kaiser bezeigte Schmerz und Unwillen über die Unbill, die das Haupt der Christenheit erfahren, so sehr er sich auch im Herzen über die Demüthigung seines Gegners freuen mochte. Unterdessen machten die 1528. Franzosen Eroberungen im obern Italien und rückten dann in Neapel ein, um dieses Königreich den Spaniern zu entreißen. Aber der Abfall des Ge- nuesen Andreas Doria (§. 384.) von Frankreich zu dem Kaiser und der Untergang eines großen Theils des französischen Heers durch eine Pest ver- eitelte dies Unternehmen, und da auch die Zahl der kaiserlichen Landsknechte durch ihr schwelgerisches Leben in Rom auf diehälfte herabgeschmolzen war, so sehnte sich Jedermann nach Frieden. Unter Vermittelung von Franzens Mutter und Karls Tante vereinigten sich die hadernden Könige in dem Da- 1529. menfrieden von Cambray dahin, daß Franz seinen Ansprüchen aufmai- land entsagte und für die Befreiung seiner Söhne 2 Millionen bezahlte, da- gegen im Besitze von Burgund verblieb. Bald machten auch der Papst und die italienischen Staaten ihren Frieden mit dem Kaiser unter Bedingungen, die dessen Herrschaft über Italien sicherten. Clemens Vii., besorgt über den Fortgang der lutherischen Neuerung in Deutschland und erzürnt auf Flo- renz, das die Mediceer aus seinen Mauern getrieben, versöhnte sich mit dem Kaiser, der ihm zur Ausrottung der Ketzerei und zur Züchtigung der übermüthigen Republik seine Hülfe versprach. Nachdem Karl in Bologna, wo er längere Zeit mit Clemens unter einem Dache gewohnt, von demselben 24.Fcbr. mit der lom bardischen und römischen Krone gekrönt worden (wobei fremde Fürsten die Reichsinsignien trugen), beraubte er zuerst das nach harter Belagerung eroberte Florenz seiner republikanischen Verfassung und setzte einen Mediceer als Herzog darüber (§. 388.), dann schrieb er zur Beilegung der kirchlichen Zwistigkeiten einen Reichstag nach Augsburg aus. t) Ausbildung des lutherischen Kirchenwesens. §. 466. Luthers und Melanchthons vereinte Thatigkeit. — Wahrend dieser Vorgänge, die des Kaisers Blicke von Deutschland abzogen, machte die Reformation große Fortschritte. Luther's Thatigkeit wuchs mit der Zahl der Gegner. Auf H e in rich Viii. von England, der gegen die b a by- lonische Gefangenschaft zu Felde zog und die Siebenzahl der Sa- cramente mit scholastischen Gründen verfocht, aber von dem Wittenberger Mönch derb abgefertigt wurde, folgte Erasmus (§.433.) als Kämpfer für den freien Willen gegen Luther's Augustinische Ansicht von der Unfreiheit dessel- den, ein Streit, der eine gänzliche Entzweiung dieser ihrem Wesen nach sehr ver- schiedenen Männer zur Folge hatte. Im Jahr 1524 verließ Luther das fast ganz verödete Augustiner-Kloster und vermählte sich im folgenden Jahr mit Katha- rina von Bora, einer ehemaligen Nonne. Im Kreise treuer Freunde und Amtsbrüder (Justus Jonas und Joh. B u g en h a g e n aus Pommern) führte

10. Bd. 2 - S. 88

1854 - Leipzig : Engelmann
88 Die Zeit der Gegenreformation. k) Das Tridentiner Concil. tz. 516. Zweimal war die dringend verlangte Kirchenversammlung bereits eröffnet worden (1546—48; 1551—52), ohne zum Ziel zu kommen. Große politische Ereigniffe brachten sie auf einige Zeit in Vergessenheit; aber nach Ab- schluß des Augsburger Religionsfriedens und nach Beendigung der französisch- 1559. spanischen Kriege durch den Frieden von Chateau - Cambresis (tz. 520.) wurde die Mahnung, das begonnene Werk zu vollenden, mit gcößerm Ungestüm erneuert, so daß Pius Iv. das innere Widerstreben bezwang und am 8. Januar 1562. 1562 die Sitzungen eröffnen ließ. Damit begann die dritte Periode des Tridentin er Concils. Die Geschäftsführung lag in den Händen des päpst- lichen Legaten; die Beschlüsse wurden durch Stimmenmehrheit der anwesenden Bischöfe und Ordensvorsteher gefaßt, wobei die Italiener, die die Mehrzahl bil- deten, das päpstliche Interesse gegen die Opposition der spanischen und französi- schen Bischöfe verfochten. Theils dadurch, theils durch Verhandlungen mit ein- zelnen Höfen und Prälaten erhielt die römische Partei zuletzt einen vollständigen »1563. Sieg. Nach der 25. Sitzung wurden die Verhandlungen plötzlich für geschlossen erklärt, worauf Pius die gefaßten Beschlüsse bestätigte, aber deren Auslegung allein dem römischen Stuhl vorbehielt. Diese Beschlüsse bilden die Grund- lage der katholischen Kirche. Sie wurden in den meisten italienischen Staaten, so wie in Portugal, Polen und vom Kaiser unbedingt angenommen, in Neapel, Spanien und Belgien mit Vorbehalt der königlichen Rechte, in Frankreich nur hinsichtlich des Glaubens. Auf den Gang des Tridentiner Concils (in dem die Katholiken ihre Reformation erblick- ten) übte die Bewegung, die dem Protestantismus seine Entstehung gab, eine unverkennbare Rückwirkung. Zu den einflußreichsten Wortführern gehörte der Jesuitengeneral Lainez und der französische Kardinal von Lothringen (Guise). In den Glaubensbestimmungen hielt sich das Tridentiner Concil an die im Mittelalter ausgcbildetcn und bisher gültigen D o g m e n, nur daß cs dieselben einer Re- vision unterwarf und sie in möglichst weite Formen und unbestimmte Aus- drücke kleidete, damit ängstliche Gewissen nicht auf Bedenklichkeiten geführt würden. Da allen Glaubenssätzen das Siegel der Unfehlbarkeit aufgedrückt wurde, so war die einem jeden Dogma beigefügte Verdammung (Anathem) aller derer, die dasselbe ent- weder läugneten oder unkirchlich auslegten, eine natürliche und nothwendige Folge, so sehr auch dadurch die Spaltung zwischen den Confessionen vergrößert ward. Im Uebrigen stellte die Synode eine gereinigte Sitten lehre her, wle es schon Papst Adrians Vi. Absicht gewesen (§. 458.), begründete eine strengere Kirchenzucht, schärfte den Bi- schöfen die Pflichten ihres Amtes, namentlich die Beaufsichtigung ihres Klerus ein, führte manches Altkirchlichc zurück und schaffte viele Mißbräuche ab. Da das Triden- tiner Concil als die Standarte der katholischen Kirche angesehen ward, so fanden fortan keine weitern Synoden statt und die Repräsentativ-Verfassung der mittelalter- lichen Kirche mußte einer absolut-monarchischen weichen. Auf diese Weise wurde jedem Streben nach Reformen und Neuerungen vorgebeugt und der Charakter der Stä- tigkeit (Stabilität) dem Katholicismus aufgedrückt, wogegen das Wesen des Pro- testantismus Fortbildung und Bewegung ist. Die katholische Kirche hat den Vorzug der Einheit und Unwandelbarkeit, sie besitzt einen kunst- und pocsiereichen Cultus und nimmt eine unabhängige, selbständige Stellung dem Staate gegenüber ein — die prote- stantische Kirche steht in diesen Punkten der Schwesterkirche nach; aber sie besitzt dafür das hohe Gut der Freiheit; sie herrscht auf dem Gebiete der Wissenschaft, und die neuere Theo- logie und Philosophie verdanken derselben ihre Ausbildung.
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