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1. Bd. 2 - S. 16

1854 - Leipzig : Engelmann
16 Die Vorboten der neuen Zeit. Schwerte; die Freiheit und die nationale Einheit in kirchlicher und politischer Hinsicht soll mit Gewalt erkämpft werden; die unruhigen Bewegungen, die sich hie und da unter den Bauern zeigen, scheinen ihm nicht unwillkommen zu sein 7. Mal — da stirbt sein Beschützer Sick in gen in einem Kampfe gegen den Erzbischof lo23' von Trier auf seiner Burg Landstuhl, und Hutten mußte sich, um der Rache seiner Feinde zu entgehen, nach der Schweiz flüchten, wo Elend, Krankheit und der ungestüme Drang seiner Feuerseele ihn in ein frühes Grab stürzten. Hutten, in dessen kleinem und kränklichem Körper ein hoher, freier Geist und eine warme, von jedem Eigennutz ungetrübte Vaterlandsliebe wohnte, starb im 36. Jahr sei- Auq»st nes Lebens auf der Insel Uffn au im Zürichersee. Er durfte sagen: „Ich hab's 1523. gewagt!" B. Blüthe der christlichen Kunst. a) D i e heilige K u n st des Mittelalters. §. 435. Architektur d e r Domkirche. Im Mittelalter war die Kunst gänzlich im Dienste der Religion und alle Zweige derselben vereinigten sich in den erhabenen Domkirchen, in denen die hohen Ideen des Christenthums versinn- bildlicht waren. Als die wichtigsten Träger der mittelalterlichen Cultur verdienen sie daher eine genauere Beachtung. 1) Was die Ar ch i te kt u r betrifft, so nimmt man gewöhnlich zwei H aup tbau formen (Style) bei der Struktur derktrchen an, den altchristlichen oder Rundb ogensty l, und den g ot hi scheu (ger- manischen) oder Spitzbogenstyl. Zu jenem rechnet man die den altrömischen Bauwerken nachgebildeten Basiliken, die einen oblongen Raum umschließen, der vermittelst zweier durch Halbkreisbögen verbundenen Säulenreihen in drei Schiffe getheilt ist und vor dessen Eingang sich ein V o r h o f (Porticus) und unter dem Hauptaltar eine unterirdische Kapelle (Krypta) mit den Gebei- nen des Schutzheiligen (Patrorrs) befindet; so wie die nach dem Muster der ost- römischen Kirchen (besonders der Sophienkirche in Konstantinopel) aufgeführten Dome im byzantinischen Baustyl mit gewölbten Rundbogen und hohen Kuppeln. Diesem altchristlichen Baustyle gehören an: die meisten altern Kirchen in Rom, die byzantinische Marcuskirche in Venedig, und in Deutschland die Ka- thedrale zu Aachen und die ältesten Theile der Dome von Trier, Speyer, Worms, Mainz u. a. — Die Bauwerke im gothischenstyl, der im 13. und 14. Jahrhundert zu seiner völligen Ausbildung kam, haben einen leichten, freien, luf- tigen Charakter und streben nach Oben, wie der Glaube, der sie hervorgerufen. Die Hauptzierde derselben besteht in den schlanken Thürmen, die, je höher sie aufsteigen, desto leichter, kühner und zierlicher werden, bis sie mit einer majestä- tischen Blume in Kreuzesform endigen, „die, ihre Blätter gegen den Himmel em- porbreitend, aus das Ziel deutet, welches menschliche Sehnsucht nicht zu erreichen vermochte." Der Grundriß trägt die Figur des Kreuzes, des allgemeinen Sym- bols der christlichen Kirche; alles Massenhafte und Schwerfällige ist vermieden. Das Halbdunkel, das durch die b em a l ten Fen st e r bewirkt wird, füllt die Seele des Betenden mit den Schauern der Ehrfurcht vor der Nähe des Allmäch- tigen. Die Domkirchen bestehen aus einem etwas erhöhten Chor, das nur der Geistliche betritt und wo sich der Hochaltar befindet, aus einem mit einer höhern Decke versehenen M i t t e lsch iff, in das man durch das reichverzierte Haupt- Portal eingeht, und aus zwei (oder vier) durch luftige Säulen und Spitzbogen- gewölbe davon getrennten Seitenschiffen, zu denen man durch zwei Neben- portale gelangt. Das Ganze wird von Außen durch mächtige Strebepfeiler zusammengehalten.

2. Bd. 1 - S. 282

1854 - Leipzig : Engelmann
282 Geschichte der alten Welt. Menschenopfern erlag dem griechisch-römischen Heidenthum und das über- triebene von den Priestern genährte Selbstgefühl, das sich in der Verachtung anderer Völker und ihrer Cultur kund gab, wurde gebrochen und dadurch der Boden für höhere menschliche Bildung bestellt. Durch diese Eroberung „wurden die beiden großen Halbinseln des Mittelmeers und die daranstoßenden Eilande und Küsten, auf denen sich die griechische und römische Bil- dung entfaltete, wenigstens für einen langen Zeitraum vor aller Gefahr aus dem Innern des europäischen Contincnts her gesichert; aber zugleich wurden der Cultur selbst in der Mitte desselben neue Wohnsitze bereitet; Völkerschaften von unerschöpflicher Lebenskraft, tapfer und sinnreich, in ihren Kreis gezogen, ihren Ideen unterworfen. Erst nach ihrer Niederlage singen die Gallier an, das Land ihrer Heimath allenthalben anzubauen und die Vortheile seiner geographischen Lage für friedliches Dasein zu genießen. Die Römer er- füllten es mit den großen Bauwerken, die ihre Anwesenheit überall bezeichnen, Amphi- theatern, Thermen, Aquädukten, Heerstraßen; diese, die das Land in verschiedenen Rich- tungen durchzogen, waren fast die Hauptsache, denn sie brachten alles in unmittelbare Verbindung mit den Hauptstätten der römischen Einwirkung: Lugdunum (Lyon) ward das transalpinische Rom. Es ist kein Zweifel, daß sich die Eingebornen den Anziehenden mit freudigem Eifer anschloffen. Aus den Geschlechtern und Stämmen, die das Land von jeher bewohnt hatten, und den Colonien der Neberwinder, bildete sich ein neues Volk, eine einzige große romanische Nation. Im zweiten Jahrhundert ist Gallien die bevölkertste, im vierten, wiewohl in der Tiefe sich manche ungebrochene Volksthümlichkeit erhielt, eine der gebildetsten römischen Provinzen. Wo das eigenthümliche Talent der Eingebornen mit einem Zweige der lateinischen Cultur zusammentraf, erhoben sie sich sogleich zu einer bemcrkenswerthen Ausbildung. Nirgends gab es eine Zeitlang besser besuchte Schulen als in Gallien; geborene Römer lernten lateinische Beredtsamkeit im Sinne des Jahrhunderts an der Garonne." Die von Cäsar und seinen Nachfolgern angelegten Castelle und Stand- lager wuchsen bald zu Städten an; so Win disch an der Aar, Augst bei Basel, Zab ern, Worms, Köln, Coblenz, Trier, Aachen, Soissons, Cambray u. a. m. Einige Deeennien später wurde auch Süddcutschland bis zur Donau unterjocht, so daß die beiden großen Ströme Rhein und Donau die nördlichen Grenzen des Römerreichs bil- deten. Auch hier entstanden aus den römischen Standlagern allmählich die Städte Bre- genz, Kempten, Regensburg, Augsburg, Passau, Salzburg, Linz, Wien u. a. c) Der zweite Bürgerkrieg (-»»- 4*»). §. 199. Indessen war die Parteiwuth in Rom aufs Höchste gestiegen und Raub und Mord an der Tagesordnung. Mächtige Führer kämpften in den Straßen und Wahlplätzen mit Schaaren bewaffneten Gefolges wider einander und der freche Clodius wurde von Milo auf der appischen Straße ermordet*). Bestechung ward mit unerhörter Schaamlosigkeit geübt und die Schätze Galliens wanderten größtentheils nach Rom, um die feilen Seelen der Volkstribunen Curio, Antonius u. a. zu sättigen und für Cäsars Interessen zu gewinnen. Dies bewog den Senat und die Alt- Republikaner in Pompejus eine Stütze gegen den zunehmenden Volks- übermuth zu suchen und das Consulat gänzlich zu dessen Verfügung zu stellen. Dadurch erhielt der Parteieifer neue Nahrung, da Pompejus, auf

3. Bd. 1 - S. 321

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich, 321 Rhein und Neckar eine feste Schanze anlegte und einen Neckararm abgraben ließ) auf die Dauer zu brechen vermochten. Das jetzige Großherzogthum Baden und ein großer Theil des Königreichs Würtemberg gehörten demdecumatland an und besaßen römischecul- tur und Einrichtungen. Dies erkennt man theils aus Denkmälern undalterthümern (An- tiquitäten), die aus der Erde gegraben werden (als Altäre, Inschriften, Gefäße, Säulen, Waffen, Geräthschaften, Münzen u. dgl.), theils aus Trümmern alter Bau- und Mauer- werke in Städten, deren Ursprung in jene Zeit hinaufreicht. Zu diesen Städten gehören, außer den Hauptorten am Rhein, Augst (Basel), Straßburg, Speyer, Mainz u.a., vor Allen Conftanz und Bregenz am Bodensee, Badenweiler und Baden- Baden (Aquae Aureliae) an den Vorhügeln des Schwarzwaldes, Ladenburg am Neckar u. a. O. — „Die so eingehegten Gebiete wurden als römisches Zehntland aus fast drei Jahrhunderte der germanischen Freiheit entzogen, gewannen aber zeitweise unter römi- schem Schutze und römischer Pflege eine Bodencultur und verfeinerte Lebensweise, welche den jenseitigen Stammländern ein Jahrtausend fremd blieben. Denn nicht allein daß die Römer die von Barbaren spärlich bewohnte Wüste, der wiederholten Einfälle ungeachtet, schnell in blühende Provinzen umschufen, indem sie überall erst feste Kriegsplätze anlcgten, und in deren Bereich Municipalstädte mit Märkten, Tempeln, Theatern, Gerichtshäusern, Wafferleitungen, Bädern, mit dem gesammten städtischen Luxus der überalpischenheimath gründeten, die neuen Pflanzungen mit trefflichen Straßen und Brücken verbanden und in kurzer Frist die etwa noch seßhaften Barbaren an Sitte, Sprache und Denkart in Römer umwandclten: sie waren auch befähigt, untrüglichen Blickes die Naturgaben der neuen Pro- vinz zu erspähen, und alles-Vorhandene zur sinnreichsten Benutzung auszubeuten. Sie ver- pflanzten gedeihlich ihre edlen Obstbäume, Getreidearten und Gemüse unter den frem- den Himmelsstrich und schickten eigenthümliche Feld- und Walderzeugnisse, ja selbst Rüben zum Genuß in ihre Hauptstadt; sie bewässerten künstlich Wiesen und Ackerland und zwan- gen die Oede, bisher unbekannte Frucht zu tragen; sie durchforschten Ströme und Bäche nach neuen leckern Fischgattungen, und veredelten die Hausthiere; sie schürften nach Me- tallen, gruben nach Salzquellen, fanden überall den dauerbarsten Stein zu Staats- und häuslichen Bauten, wandten bereits die noch jetzt gesuchten härtesten Steinarten (Lava) zu ihren Mühlwerken, den zähesten Thon zu ihren Ziegelöfen an; sie leiteten Kanäle, regelten den Lauf der Wässer, bauten in Gegenden, die wie das Moselland, reich an Marmor, Sägemühlen zum Schneiden des Gesteins; kein heilkräftiges Wasser, kein warmer Quell, so erwünscht dem verwöhnten Südländer, verbarg sich ihnen; von Aachen bis Wiesbaden, von Baden-Baden bis nach Baden in der Schweiz, von Partenkirch (Parthanum) in den rhätischen Alpen bis Baden bei Wien hinab benutzten sie nicht allein diese Gabe einer reichen Natur; sie sammelten die Wässer in künstlichen Becken, überbauten die Brunnen mit zier- lichen Hallen und Sälen, schmückten sie mit Bildwerken und Inschriften, dergleichen die Nachwelt noch jetzt staunend aufgräbt, ja sie würdigten den ärmlichen Kunsifleiß der Ein- geborenen ihrer Aufmerksamkeit, machten ihn ihrem Bedürfniß dienstbar." h. 222. Adrian, ein friedliebender Fürst, warmehr auf Beschützung als Erweiterung der Reichsgrenzen bedacht, daher er seines Vorgängers Eroberungen im Osten wieder aufgab. Er war ein Mann von hoher Bil- dung und edler Regungen fähig, wenn schon Eitelkeit und Dünkel ihm das gefährliche Gift der Schmeichelei lieb machten und Neid, Mißtrauen und Lebensüberdruß ihn gegen das Ende seiner Regierung zu Härte und Grau- samkeiten verleiteten. Seine Wißbegierde und Kunstliebe schufen eine neue B l ü t h e z e i t der Literatur und des Kunstsinns in Rom und führten ihn auf große mehrjährige Reisen nach Osten (Griechenland, Asien, Weber, Geschichte. I. 6. Aufl. 2k

4. Bd. 1 - S. 496

1854 - Leipzig : Engelmann
496 Das Mittelalter. schast sich Bühn brüch. Nunmehr bekämpften über die geringern, von allen Aemtern und politischen Rechten ausgeschlossenen Bürger die aristokratische Herr- schaft der Patrizierfamilien. Und damit sie dies mit besserm Erfolg voll- bringen möchten, trat der Handwerkerstand allenthalben in Gilden, Zünfte und Innungen zusammen. Dadurch wurde ein Gemeingeist erzeugt, der für die Erstarkung des untern Bürgerstandes von den wichtigsten Folgen war. Bald erlangten die von Zunftmeistern geleiteten, mit eigenen Fahnen und Versammlungsorten (Herbergen) versehenen Handwerkerzünfte, deren Kraft in den derben Fausten der „Gesellen" bestand, solche Macht, daß sie sich nicht nur allenthalben bürgerliche Rechte und Antheil an der städtischen Verwaltung erkämpften, sondern daß in sehr vielen Städten das aristokratische Geschlechter- regiment mit dem ständigen Schöffenthum durch eine demokratische Zunftregierung mit Rathmannern aus der Gemeinde verdrängt wurde, was natürlich nicht ohne blutige und gewaltsame Kampfe bewirkt ward; nur in wenigen blieben, wie in Nürnberg, die Patriziergeschlechter bis zur Reformation im Besitze der höhern Stellen. Die Zünfte, deren Glieder in den Feierstunden den Wasfenübungen oblagen, bildeten die streitbare Bürgermacht in den Kämpfen der Städte wider den Adel (§. 359). Geschützt durch Mauern, Thürme und Graben trotzten sie den Angriffen der geharnischten Ritter und zogen mit eigenen Fahnen unter der Leitung ihrerzunftmeister ins Feld, um die Freiheit nach Außen zu vertheidigen, wie sie dieselbe im Innern zu erringen und zu be- haupten gewußt. Mit dem Wohlstand und der äußern Macht kehrte auch gesellige Heiterkeit und Lebenslust, gehoben durch Zunfttanze, Maispiele, Schützenfeste und Kurzweil aller Art in die Städte ein. 0 An den beiden Hauptströmen Deutschlands, am Rhein und an der D onau, ferner in den Provinzen Rhätien, Noricum und Pannonien waren zur Zeit der Römer theils aus befestigten Lagerplätzen, theils aus eigentlichen römischen Colonien, theils aus Handelsstationen eine Reihe von ansehnlichen Städten entstanden, „deren Reichthum und Glanz hier und da noch aus den erhaltenen Trümmern ersichtlich ist, deren römische Ver- fassung zumtheil noch durch aufgefundene Inschriften bezeugt ward. Einzelne, wie Cöln, genossen sogar des in diesen Gegenden seltenen Vorzugs des italischen Stadtrechts." Diese Römerstädte überdauerten in ihrem äußern Bestand die Stürme der Völkerwanderung, so viele Verwüstungen auch über sie hingingen; und einzelne, wie Cöln, Trier, Rcgens- burg, mögen auch noch einige Trümmer der altstädtischen Verfassung und Einrichtung aus dem allgemeinen Ruine in die spätern, etwas ruhiger» Zeiten gerettet und unter dem Schutze der Kirche neu belebt haben, wie denn einige in der Cölner Richerzech heit, einer patrizischen Genossenschaft, aus welcher die Schöffen, Bürgermeister und Zunftmeister ge- wählt wurden, eine Fortsetzung der altrömischen Curie erkennen wollten. Die meisten jedoch erhielten neue Bevölkerung und neue, germanische Einrichtungen und Satzungen.— Die deutschen Städte, die ihren Ursprung im Z ei t a l t e r der Karolinger nahmen, waren theils bischöfliche Städte, welche ihre Entstehung oder ihr neues Empor- kommen der bischöflichen Kirche verdankten (§. 272.), theils königliche Städte, die ihren Ursprung von ansehnlichen Pfalzen des Königs in der Mitte der Reichskammer- güter genommen, und sich daher unmittelbar unter der Vogtci desselben befanden wie z. B. Frankfurt a. M., Ulm, Nürnberg. An vielbesuchten Klöstern und Stiftern wurden zur Zeit der großen Feste Markte angelegt, die nicht selten zur Gründung von Handelsplätzen Anlaß gaben. „Weltliche und geistliche Geschäfte, Andacht und Gewinn- sucht, gingen Hand in Hand, durchdrangen sich einander; die heiligsten Stätten, nicht die Kirchhöfe allein, auch die Kirchen, erfüllten sich mit anstößigem Getümmel. In Kirchen

5. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 323

1847 - Leipzig : Engelmann
Das Wiederaufleben der Wissenschaften imb Künste. 323 starb im 36. Jahr seines Lebens auf der Insel Ufnau im Zürichersee. Er durfte sagen: „Ich hab's gewagt!" 8. Blüthe der christlichen Kunst. -») Die heilige Kunst des Mi ttela l ters. / §. 403. Im Mittelalter war die Kunst gänzlich im Dienste der Religion und alle Zweige derselben vereinigten sich in den erhabenen Dvmkirchen, in denen die hohen Ideen des Christenthums versinn- bildlicht waren. Diese müssen wir also etwas näher betrachten. 1. Was die Architektur betrifft, so nimmt man gewöhnlich zwei Haupt- bauformen (Style) bei der Struktur der Kirchen an, den altchrist- lichen oder Rundbogen styl, und den gothischen (germanischen) oder Spitzbogenstyl. Zu jenem rechnet man die den altrömischeu Bauwerken nachgebildeten Basiliken, die einen oblongen Raum um- schließen, der vermittelst zweier durch Halbkreisbögen verbundenen Säu- lenreihen in drei Schiffe getheilt ist und vor dessen Eingang sich ein Vorhof (Porticus) und unter dem Hauptaltar eine unterirdische Kapelle mit den Gebeinen des Schutzheiligeil (Patron's) befiildet; so wie die nach dem Muster der oströmischen Kirchen (besonders der Sophien- kirche in Konstantinopel) aufgeführten Dome im byzantinischen Bau- styl mit gewölbten Rundbogen und hohen Kuppeln. Diesem altchrisi- lichen Baustyle gehören an: die meisten ältern Kirchen in Rom, die by- zantinische Marcuökirche in Venedig, und in Deutschland die Kathedrale zu Aachen und die ältesten Theile der Dome von Trier, Speyer, Worms, Mainz u. a. — Die Bauwerke im gothischen Styl, der im 13. und 14. Jahrhundert zu seiner völligen Ausbildung kam, haben einen leichten, freien, luftigen Charakter und streben nach Oben, wie der Glaube, der sie hervorgerufen. Die Hauptzierde derselben besteht in den schlanken Thür- men, die, je höher sie aufsteigen desto leichter, kühner und zierlicher wer- den, bis sie mit einer majestätischen Blume in Krenzesform endigen, „die, ihre Blätter gegen den Himmel emporbreitend, auf das Ziel deutet, welches menschliche Sehnsucht nicht zu erreichen vermochte." Der Grundriß trägt die Figur des Kreuzes, des allgemeinen Symbols der christlichen Kirche; alles Massenhafte und Schwerfällige ist vermieden. Das Halb- dunkel, das durch die bemalten Fenster bewirkt wird, füllt die Seele des Betenden mit den Schauern der Ehrfurcht vor der Nähe des Allmäch- tigen. Die Domkirchen bestehen aus einem etwas erhöhten Chor, das nur der Geistliche betritt und wo sich der Hauptaltar befindet, aus einem mit einer höhern Decke versehenen Mittelschiff, in das man durch das reichverzierte Haupt-Portal eingeht, und aus zwei durch luftige Säulen und Spitzbogengewölbe davon getrennten Seitenschiffen, zu denen man durch zwei Nebenportale gelangt. Das Ganze wird von Außen durch mächtige Strebepfeiler zusammengehalten. Die bedeutendsten gothischen Kathedralen findet man in Deutschland, Frankreich und England; die merkwürdigsten darunter sind: der Kölner Dom, dessen beide wundervolle Thürme noch unvollendet sind;' das Straßburger Münster, an dem der eine, von dem trefflichen Meister Erwin von Steinbach (im Badischen 21*

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 530

1847 - Leipzig : Engelmann
März 1689. Juni 1689. 530 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. vom Osten an den Rhein zu ziehen. Die pfälzische Erbschafts- sache und die Kölner Erzbischofswahl gaben willkommene Ver- anlassung zur Kriegserklärung. 1) Als Kurfürst Karl, der Sohn Karl Ludwigs (8.551) von der sim- mernschen Linie ohne männliche Erben starb, siel die Pfalz nach den Gesetzen des Reichs und des kurfürstlichen Hauses wie nach dem Testament des Verblichenen an die kathol. Seitenlinie Pfalz Neuburg. Aber Ludwig Xiv. sprach für die an seinen Bruder, den Herzog von Orleans, vermählte geistreiche und liebens- würdige Schwester des verstorbenen Kurfürsten Elisabetha Charlotte nicht nur die ganze bewegliche Hinterlassenschaft an, sondern begehrte auch die Pfalz- si mm krischen Lande und dehnte endlich seine Forderungen über alle Territorien aus, von denen der Kurfürst Phil. Wilhelm nicht nachweise, daß sie nur Mann- lehen seien. 2) Bei dem Tode des Kurfürsten von Köln wünschte Ludwig den franz. ge- sinnten Wilhelm von Fürstenberg, Bischof von Straßburg, zu dessen Nach- folger. Durch Bestechung brachte er die Mehrzahl der Domherren dahin, daß sie, einer ernsten Abmahnung des Kaisers zum Trotz, dem sranz. Söldling ihre Stimmen gaben; aber der Papst war der Wahl entgegen und bestätigte den von der Minder- zahl gewählten Kandidaten des bayerischen Fürstenhauses. Dieser dritte Krieg begann mit einer barbarischen Maßregel. Um den Feinden das Eindringen in Frankreich unmöglich zu machen, be- schloß Louvois mit Genehmigung seines despotischen Königs durch Verheerung der Rheingegenden eine Wüstenei zwischen beiden Reichen zu schaffen. Sofort besetzten franz. Truppen unter harten Feldherren die Rheinpfalz, die sich von den frühern Kriegsleiden noch kaum erholt, und verübten unmenschliche Grausamkeiten. Wie Mordbrenner fielen die wilden Schaaren über die blühenden Dörfer an der Bergstraße, über die reichen Städte am Rhein, über die Ort- schaften der südlichen Pfalz her und verwandelten sie in Aschenhaufen. Der. gesprengte Thurm des Heidelberger Schlosses ist noch jetzt ein stiller Zeuge von der Barbarei, mit der Melac u. a. Anführer die Befehle einer unbarmherzigen Regierung vollzogen. Heidelberg ging zum Theil in Flammen auf, nachdem die Neckarbrücke in die Luft gesprengt; Rohrbach, Wiesloch, Kirchheim, Baden, Bretten, Rastatt, Pforzheim u. a. O. wurden zerstört, Handschuchsheim, Ladenburg, Dossenheim, Schriesheim erholten sich nie wieder ganz von den Verheerungen, womit sie der „allerchristlichfte" König heimsuchte; vom Haardtgebirg bis zur Nahe—frankenthal, Alzey, Kreuznach — rauchten Städte und Dörfer, Weinberge und Fruchtfelder; in Mannheim mußten die Einwohner selbst zerstörende Hand an die Festungswerke und Gebäude legen. In Worms wurde die Domkirche nebst vielen Wohnhäusern ein Raub der Flammen und in Spei er verjagten die Franzosen die Bürgerschaft, zündeten die ausgeplünderte Stadt und den allehrwürdigen Dom an und trieben Hohn mit den Gebeinen der alten Kaiser.

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 124

1847 - Leipzig : Engelmann
124 Geschichte der alten Welt. Eroberungen zu machen. Nachdem er den in Thierfelle gekleideten In- sulanern keltischer Abkunft Ehrfurcht vor Roms Größe eingeflößt, segelte er zurück, um die gallischen Völker, die, von unruhiger und wankelmüthiger Natur, immer wieder abfielen und zu den Waffen griffen, wenn er anderswo beschäftigt war, vollends zu unterwerfen. Aber erst als der letzte allgemeine Aufstand unter Vercingetorix bei Alesia in Burgund bewältigt war, gelang es dem Eroberer das ganze Land bis zum Rheinstrom allmählig zu unterwerfen und in eine Provinz des römischen Weltreichs umzuwandeln. Freundliche Behandlung der Stammhäuptlinge und mäßige Steuern befestigten die Herrschaft der Römer und Cäsars Ansehen. Die von Cäsar u. a. angelegten Castelle und Standlager wuchsen bald zu Städten an; so Win di sch an der Aar, Augst bei Basel, Zobern, Worms, Köln, Coblenz, Trier, Aachen, Soissons, Cambray u. a. m. Einige Decennien später wurde auch Süddeutschland bis zur Donau unterjocht, so daß die beiden großen Ströme Rhein und Donau die nördlichen Gränzen des Römerreichs bildeten. Auch hier entstanden aus den römischen Standlagern allmählig die Städte Bregenz, Kempten, Regensburg, Augsburg, Passau, Salzburg, Linz, Wien u. a. «0 Der zweite Bürgerkrieg (49 — 48). §. 177. Indessen war die Parteiwuth in Rom aufs Höchste gestiegen und Raub und Mord an der Tagesordnung. Mächtige Füh- rer kämpften in den Straßen und Wahlplätzen mit Schaaren bewaff- neten Gefolges wider einander und der freche Clodius wurde von Milo auf der appifchen Straße ermordet. Bestechung ward mit un- erhörter Schaamlosigkeit geübt und die Schätze Galliens wanderten groß- ßentheils nach Rom, um die feilen Seelen der Volkstribunen Curio, Antonius u. a. zu sättigen und für Cäsars Interesse zu gewinnen. Dies bewog den Senat und die Alt-Republikaner in Pompe- jus eine Stütze gegen den wachsenden Volksübermuth zu suchen und das Consulat gänzlich zu dessen Verfügung zu stellen. Dadurch er- hielt der Parteieifer neue Nahrung, da Pompejus, auf seines Neben- buhlers wachsenden Kriegsruhm neidisch und seit dem Tode seiner Ge- mahlin Julia (Cäsars Tochter) demselben mehr entfremdet, sich sei- nes Einflusses zu dessen Nachtheil bediente. Auf sein Zuthun erging nach Beendigung des gallischen Kriegs vom Senat an Cäsar das Ge- bot seinen Oberbefehl niederzulegen und seine Truppen zu entlassen, in- deß Pompejus mit neuer außerordentlicher Macht bekleidet ward. Die Volkstribunen Curio und Antonius, die gegen diesen Beschluß ihr Veto einlegten und verlangten, daß auch Pompejus seiner Gewalt

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 324

1847 - Leipzig : Engelmann
324 Die Vorboten der neuern Zeit. t 1318) entworfene Thurm im Jahr 1439 vollendet wurde; das herrliche Münster zu Freiburg im Breisgau; die Kathedrale von Antwerpen; die Wiener Ste- phanskirche, der Dom von Ulm, Rcgensburg u. a. — Da der Bau der meisten gothischen Bauwerke oft über ein Jahrhundert erforderte, so bildeten sich für jedes größere Unternehmen sogenannte Bauhütten, Vereine von Künstlern, Mauerern und Steinmetzen, die zunftmäßkg gegliedert unter eigenen Gesetzen standen, unab- hängige Gerichtsbarkeit unter dem Vorsitz des ersten Meisters besaßen, und große Freiheiten und Privilegien genossen, so daß sie fast einen selbständigen Staat bil- deten. Diese Corporationen hieß man Freimaurer-Vereine. Sie waren mit einander in Verbindung; jede Gegend hatte eine Hauptbauhütte, der die kleinern untergeordnet waren; den obersten Rang erwarb die Hütte von Straßburg. §. 404. Was 2. die übrigen Künste, Sculptur, Musik, und Malerei betrifft, so waren diese mit der Architektur verbunden und standen gleichfalls im Dienste der Kirche. Die Bildhauerwerke, die das Schwerfällige und Mühselige der Mauererarbcit verbergen sollten, sind auf's innigste mit der Architektur verbunden und nur als Theile der großen Idee, die der gothischen Bauart zum Grunde liegt, zu betrachten; die Bildnisse von Christus und seinen Jüngern und Angehörigen, die Statuen der Heiligen, die manchfaltigen Verzierungen, Reliefe und Symbole, die Blumen, die aus jeder Spitze des Aeußern emporblühen und mit einem Kreuze in Beziehung stehen — Alles deutet auf die christliche Religion und auf das Ringen der Welt und der Menschensecle nach dem Göttlichen, so daß man über dem Einzelnen und Mannichfaltigen nie die Idee der Einheit und Vollkommenheit aus dem Auge verliert, wie ja auch die reiche Mannichfaltigkeit und Abwechselung in der Natur stets aus eine höhere Einheit hinweist. — Eben so haben auch die Schnitzwerke in Holz und Elfenbein, womit Altäre und Beichtstühle geschmückt wurden, die kunst- reichen Gußarbeiten, die Bilder über den Altären, auf den Fenstern, an den Pfeilern und Decken eine innige Beziehung auf Religion und Kirche. Die Aufgabe der mittelalterlichen Kunst schien lediglich die zu sein, die ewigen Ideen des Glaubens unter einer sinnbildlichen (symbolischen) Form auszudrücken und der innern Anschauung näher zu führen; darum tragen auch die ältern Gemälde alle den Charakter der Ruhe an sich, weil Ruhe das Wesen des Göttlichen ist, aber eine glänzende Farbenpracht fügte der großen Einheit wieder die Mannichfaltigkeit hinzu. — Auch durch die feierlichen Töne der alten Kirchenmusik (die aus einfachem, bald von einem Einzigen, als Solo, bald von mehren als Wechselgesang (Anti- phonienj bald von der ganzen Gemeinde im Chor, als Choralgesang, angestimmten Kirch eng esa nq und dem ergreifenden Orgelspiel be- stand) und in dem zur Andacht und zur innern Sammlung auffordernden Glockengeläute sollte die Sehnsucht zum Höher» in der Seele des Menschen geweckt werden. Eine besondere Gattung der mittelalterlichen Malerei, die in der Regel nur religiöse Gegenstände behandelte, bilden die Miniaturgemälde, womit die meisten Gebet- und Andachtsbücher und viele Manuskripte verziert waren. Ge- wöhnlich sind Titel, Rand und Anfangsbuchstaben ausgeschmückt; manche sind von hoher Schönheit, alle von unübertrefflichem Farbenglanz. Außer Italien blühte die Malerei, die, gleich der Schreibkunst, meistens von Mönchen geübt ward,

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 265

1858 - Leipzig : Engelmann
265 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 'i fielen hierauf die wilden Schaaren über die blühenden Dörfer an der Berg- straße, über die reichen Städte am Rhein, über die Ortschaften der südlichen Pfalz her und verwandelten sie in Aschenhaufen. Der gesprengte Thurm des Heidelberger Schlosses ist noch jetzt ein stiller Zeuge von der Barbarei, mit der Melac und andere grausame Anführer die Befehle einer unbarmherzigen Re- gierung vollzogen. Vom Haardtgebirge bis zur Nahe rauchten Städte und Dörfer, Weinberge und Fruchtfelder; in Mannheim mußten die Einwohner selbst zerstörende Hand an die Festungswerke und Gebäude legen; Heidel- berg ging zum Theil in Flammen auf, nachdem die Neckarbrücke in die Luft gesprengt; Worms wurde, mit Ausnahme der Domkirche, in eine Brandstätte 3un{ verwandelt, und in Spei er verjagten die Franzosen die Bürgerschaft, zünde- mso. ten die ausgeplünderte Stadt und den altehrwürdigen Dom an und trieben Hohn mit den Gebeinen der alten Kaiser. — Die zweite Ursache des Kriegs, in den bald, außer dem Kaiser und dem deutschen Reich, die Niederlande, Spa- nien und der Herzog von Savoyen und Piemont verflochten wurden, war die Besetzung der geistlichen Kurfürstenwürde in Köln, wo Ludwig Xiv. durch Bestechung die Wahl des französisch-gesinnten Wilhelm von Fürstenberg durchgesetzt hatte, aber Kaiser und Papst die Bestätigung versagten. Auch in diesem achtjährigen Kriege behielten, trotz der überlegenen Anzahl der Feinde, die von den ausgezeichnetsten Feldherren geführten französischen Heere die Ober- hand. In Italien, in den Niederlanden, in dem schwer heimgesuchten Deutsch- land, im nördlichen Spanien, waren die Franzosen meistens im Vortheil und selbst zur See bestanden sie mit Ehren, wenn gleich die Schlacht von La Ho- ,692. gue für sie verloren ging. Um so mehr erstaunte man, daß Ludwig so willig zu der allgemein ersehnten Beendigung des Kriegs die Hand bot und im Frie- den von Nyswick (zwischen Haag und Delft) sich viel genügsamer zeigte als in Nymwegen. Das deutsche Reich war allein der verlierende Theil, indem es Straßburg und alle reunirten Orte den Franzosen belassen mußte. Ludwig Xiv. wollte bei der bevorstehenden Erledigung des spanischen Throns die Hände frei haben, darum schloß er den Frieden so eilig ab. c) Hofleben. Literatur. Kirche. §* 408. Während der drei letzten Jahrzehnte des siebenzehntcn Jahrhunderts stand Frankreich auf dem Höhepunkt seiner Macht nach Außen und seiner Blüthe nach Innen, so daß das Zei ta lter Lu dw igs Xiv. als die g old ene Zeit Frank- reichs in den schmeichelnden Geschichtsbüchern jener Tage gepriesen ward. Handel und Gewerbthätigkejt nahmen durch Colberts Fürsorge einen mächtigen Auf- schwung; Wollen- und Seidenweberei, Strumpfwirken und Tuchverfertigung, die in den Städten des Südens blüheten, brachten Wohlstand; die Seemacht hob sich, Co l o n i e n wurden angelegt, Handelsgesellschaften trugen Frankreichs Erzeugnisse nach allen Weltgegenden. — Der französische Hof entfaltete eine bis dahin noch nie gesehene Pracht; das Schloß und die mit Bildsäulen, Fontainen, Baum- alleen geschückten Gärten von Versa illes galten als Muster des Geschmacks für- ganz Europa; Feste aller Art, Carousselpartien, Ballete, Feuerwerke, Opern und Theater, wozu die ersten Geister Frankreichs ihre Talente in Bewegung setzten, folgten in reizendem Wechsel auf einander; Dichter, Künstler und Gelehrte wett- eiferten in Verherrlichung eines Fürsten, der alle Talente, die zu seinem Ruhme oder zu seinen Vergnügungen beitrugen, mit freigebiger Hand belohnte. Stolze Bau- werke, wie das Jnvalidenhaus, kostbare Bibliotheken, herrliche Druck- werke, großartige Anstalten für Naturwissenschaften, Akademien u. dergl. m. er?

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 100

1858 - Leipzig : Engelmann
100 Geschichte der alten Welt. dunkeln Andeutung bei Tacitus geschlossen haben, zu Ravenna als Gladiator erzogen. („Der Fechter von Ravenna.") Durch Germanicus'tochter Agrip- pin a (§. 154.) kam die alte Ubierstadt Köln (Colonia Agrippina) zum An- sang ihrer Blüthe. §• 152. Tacitus über die Sitten und Einrichtungen der Deutschen. Etwa 100 Jahre nach Augustas faßte der große Geschichtschreiber Tacitus (derselbe, der in seinen Annalen und Historien die Geschichte der römischen Kaiserzeit mit so tiefer Menschenkenntniß, Freimuth und Kunst darge- stellt) den Vorsatz, die Sitten und Einrichtungen der deutschen Vol- ke rscha ft en zu schildern und seinen entarteten Landsleuten als Muster hinzu- stellen. Diesem Entschluß verdanken wir die erste genauere Kunde über unser Vater- land und unsere Voreltern. Wir erfahren daraus, daß Deutschland von einer großen Zahl unabhängiger, oft verbündeter, oft mit einander kriegender Völker- schaften bewohnt war, die, einem inner» Wanderungstrieb folgend, häustg ihre Sitze wechselten. Außer den erwähnten Stämmen zwischen Rhein und Elbe finden wir am Westufer der Elbe die Lang oba rden, an der germanischen Donau und später in Böhmen die Markomannen (Grenzer), an der ungarischen Donau die Quaden, im Oder- und Weichselgebiet die Vandalen, in Schlesien dieoft- S u e v e n, zu denen die S e m n o n e n und Burgunder gehörten; in Thüringen die Hermunduren, am frischen Haff zwischen Weichsel und Pregel die Go- then, an der Niederelbe die Sachsen, an di-e sich südöstlich die Angeln anschlos- sen; an den Küsten der Ostsee die Heruler und Rugier, an der Nordseeküste die Friesen, in Schleswig-Holstein die Ci mb er n und Teutonen; auf dem linken Rheinufer die von den Römern unterworfenen Rauraker (mit Augst, der Mutterstadt von Basel), Remeter (mit Speyer und Straßburg), Vangionen in Worms und Trevirer in Trier. Die Hauptbeschäftigungen der Germanen waren Jagd und Krieg; Städte und Burgen bauten sie nicht; ihre Höfe und Hüt- ten lagen zerstreut in der Mitte ihres Eigenthums, ein ruhiges Leben hinter Mauern mißfiel ihrem Freiheitssinn und ihrer Streitlust. Mit äußern Vorzügen, als da sind hohe Gestalt, Körperschönheit, Stärke und Tapferkeit, verbanden sie Reinheit der Sitten, Gastfreiheit, Treue und Redlichkeit, Verehrung der Frauen und Hei- lighaltung der Ehe. Von Lastern wird nur Hang zum Trunk und Spiel erwähnt. Gute Sitten vermochten bei ihnen mehr als anderwärts gute Gesetze. Sie liebterc^^ Dichtung und Gesang und psianzten ihre Lieder, wobei bald gleichlautende An- fangseonsonanten (Alliteration), bald Gleichklang der Vokale (Assonanz) in Anwendung kamen, mündlich fort; doch besaßen sie auch eine aus Buchstaben (Runen) bestehende Schrift. Wenn sie in die Schlacht zogen, pflegten sie rauhe Kriegslieder zu singen, theils um sich selbst zu ermuthigen, theils um die Feinde zu schrecken. Auch werden besondere Sänger und Dichter, Barden, er- wähnt. Ihre Götter verehrten sie nicht in Tempeln, sondern in dunkeln Wäldern und unter heiligen Bäumen. Wodan oder Odin, das Urbild der wirkenden Hel- denkraft, war ihr höchster Gott und Allvater, die zwölf Asen unterstützten ihn in der Weltregierung. Odin's Gemahlin war Frigg, die Vorsteherin, der Ehen (daher Freitag); seine Söhne Thorr (Donnerer, daher Donnerstag) und Tiu der Kriegsgott (daher Dienstag), Balder der reine Lichtgott u. A. Der Tod im Felde galt ihnen als der ehrenvollste; die gefallenen Helden erwartete ein freudenreiches Leben in Walhalla, während die unblutig Gestorbenen ein trauriges Schatten- leben in Hela's Reich führen sollten. Menschenopfer, wozu man Verbrecher, Kriegsgefangene und Selaven gebrauchte, waren gewöhnlich.
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