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1. Bd. 2 - S. 102

1854 - Leipzig : Engelmann
102 Deutschlands klassische Literatur. Th. Kör- ner 1791 — 1313. llhlaud geb. 1787. Arndt geb. 1769. Rückert geh. 1789, weichen Gefühle orientalischer Poesie besang und in seinen Uebcrsetzungen und Nachbildun- gen von Indiens beschaulichen Dichtwerken („Nal und Damajanti") und den Ma kam en des arabischen Dichters Hariri durch die Biegsamkeit unserer Sprache die Nachbarvölker in Erstaunen setzte. Was vermochten einzelne Stimmen gegen die Richtung der Seit, die über den Träumen an eine schöne Vergangenheit und über frommen Gefühlen und religiösen Schwärmereien die Gegenwart und das, was Noth that, übersah und mißkannte? Theodor Körner, geb. zu Dresden 1791, begab sich noch vor Vollendung seiner Studien von Leipzig nach Wien, wo er sich zuerst durch dramatische Dichtungen : ,,der grüne Domino „dernachtwächter," und namentlich durch die ernsten Stücke „Hedwig," „Rosamunde" und „Z r i n y" bekannt machte. Das letztere in Schiller'schem Geiste gedichtete Trauerspiel war in jener Zeit der gährenden Volkskraft durch seine Darstellung ächten Heldenmuths von großer Wirkung. In den Freiheitskriegen, an denen er als Freiwilliger Theil nahm, zeichnete er sich durch seine Tapferkeit aus, bis er neben der Straße von Schwerin nach Gadcbusch unweit Rosenberg den Heldentod starb. Seine lyrischen Gedichte: Leier und Schwert verehrt das deutsche Volk als theueres Vermächtniß. — Ludw. Uhland, geb. 1787 in Tübingen, wo er sich um 1805 dem Studium der Rechtswissenschaft widmete. „Ausgegangen von der vaterländischen Richtung der romantischen Schule, hat er das Schwärmerische und Träume- rische, eben darum aber auch Gespannte und Unwahre, welches dem Dcutschthum der älteren Ro- mantik anhing, vollständig überwunden." Die erste um 1815 erschienene Sammlung seiner pa- triotischen „Gedichte" war nicht ohne Einfluß auf die Berathungcn der Stände seines Vater- landes und fand allenthalben eine begeisterte Aufnahme. Seit dem I. 1819 wirkte er als Mitglied der Würtembcrgischen Ständekammer und legte, um sich diesem Berufe ungestört widmen zu kön- nen, im J. 1833 die ihm einige Jahre früher verliehene Professur der deutschen Sprache und Litera- tur nieder. Er gehörte zu den eifrigsten Gliedern der constitutionellen Opposttion. Außer seinen durch Gemüthlichkeit und wahre Empfindung ausgezeichneten lyrischen Gedichten, Balladen und Romanzen, in denen sich eine vaterländische Gesinnung und eine tiefe Bewunderung für vergangene Herrlichkeit kund gibt, besitzen wir noch einige dr am a t i sch e Ar b eit en (Herzog Ernst von Schwa- den ; Ludwig der Baicr) und eine musterhafte Saminlung „alter hock- und niederdeutscher V o lk s l i e- d er" nebst einer Abhandlung über „Walther von der Vogelweide." — E. Moritz Arndt, geb. 1769 auf der Insel Rügen, studirtc in Greifswalde und Jena und machte dann große Reisen, die seinen geistigen Gesichtskreis erweiterten. Als Prof, in Grcifswalde zog er sich durch seine freisinnige Schrift „Gei st d e r Z e i t" Napoleons Ungnade zu, so daß er sich zwei Jahre (v. 1807 —1809) in Stockholm aufhalten mußte und später nur durch Annahme des Namens Allmann den Nachstellungen in Deutschland entging. Im I. 1812 begab er sich nach Petersburg und wirkte dann als Freund und Verehrer des Freiherr» von Stein durch patriotische Gedichte und Schriften („der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze" ; „Svldatenkatcchismus" u. a.) für die Sache der deutschen Freiheit gegen Na- poleons Gewaltherrschaft. J»> I. 1818 erhielt er die Professur der neuern Geschichte in Bonn, wurde aber schon im folgenden Jahr, als bei den demagogischen Umtrieben betheiligt, suspendirt, eine unverdiente Strafe, die erst bei dem Regierungsantritt des jetzigen Königs Friedrich Wilhelm Iv. aufgehoben lourde. „Ihm war das herbe Loos beschieden, Anfechtungen von solcher Seite zu erfahren, wohin er seine Liebe gewendet hatte." Unter seinen spätern Schriften sind seine „Schwedische Geschichten unter Gustav Iii. und Gustav Adolf Iv." und seine „Erinnerungen aus dem äußern Leben" die bedeutendsten. — Friedr. Nückert, geb. zu Schwcinfurt 1789, studirte in Jena; arbeitete von 1815 —1817 in Stuttgart am ,, Morgenblatt ", und wurde nach einer Reise nach Rom im I. 1826 als Prof, der oriental. Sprachen in Erlangen angcstellt, von wo er im I. 1841 nach Berlin berufen ward. Seitdem wohnte er bald in dieser Hauptstadt bald auf seinem Landgut bei Koburg. Seine ersten „deutsche Gedichte", welche auch die „geharnischte Sonette" enthielten, gab er unter dem Na- men Frei m und Reim a r heraus. Seine Fruchtbarkeit ist beispiellos und seine Virtuosität in Hand- habung der Form führte ihn zu den mannichfaltigsten Dichtungsartcn. Dem Inhalt nach lassen sie sich cintheilen in lyrische Gedichte von bunter Verschiedenheit, in Uebersetzungcn und Bearbeitungen orientalischer Poesien, und in Dichtungen religiösen Inhalts („Leben Jesu" ; „Saul und David"; „Herodes der Große" u. a.). §. 102, Gocthe's Alter. Goethe fand kein Gefallen an den Dichtungen der Romantiker, an der „Epoche der forcirtcn Talente," so sehr ihm diese auch huldigten. Ihre bloß empfängliche „dilettantische" Natur, die Altcrthümclei und Frömmelei, „das Uebersinnliche und Phantastische" ihrer Dichtungen sagte ihm nicht zu: er warf sich auf Kunst und Wissenschaft und legte seine Ansichten und Forschungen in den Propy- läen, in der Zeitschrift Kunst und Alterthum und in seinen Aufsätzen über Naturkunde

2. Bd. 2 - S. 127

1854 - Leipzig : Engelmann
Die neueste Literatur. 127 tristischer Studien. Aus der Universitätsstadt Gießen, dem Wohnorte des freisinni- gen Literarhistorikers I. Hillebrand und des (nunmehr nach München übergesiedelten) Philosophen M. Cariere, haben sich vor Jahren die Brüder Fol len, in der Dema- gogenzeit der Burschenschaft hervorragende Chorführer, nach dem Ausland geflüchtet; Karl Follen lebt dermalen in Zürich; Aug. Ludw. Follen fand nach einem wechselvollen Leben in Nordamerika einen tragischen Tod beim Verbrennen eines Dampf- schiffes (1839). Auch Georg Büchner, dessen Trauerspiel „Danton's Tod" einst große Erwartungen erregte, mußte aus denselben Gründen eine Freistätte in Zürich suchen (1835), wo er zwei Jahre später im 24. Lebensjahr einem Nervensieber erlag. Die Sprachforscher Jacob und Wilhelm Grimm, gleichfalls hessische Kinder, fanden in Göttingen und Berlin den geeigneten Boden für ihre vaterländische Wirksamkeit (tz. 99). Berichtigungen. Band I. §. 14. S. 21. Z. 12. v. u. statt dungä I. durgä. „ §. 126. S. 197. Z. 8. v. O. statt Ptolemäos Philadelphos l. Ptol. Euer- getes. „ §. 261. S. 386. Z. 2. v. O. am Rand statt 616 l. 661. » Ii. §. 547. am Rand statt gegr. 1600 l. 1602.

3. Bd. 1 - S. 106

1854 - Leipzig : Engelmann
106 Geschichte der alten Welt. 60jahren; den Vorsitz darin führten die zwei spartanischen Könige, die aus dem Stamm der Herakliden sein mußten und deren Würde demnach erblich war. Diese besaßen zu Hause weniger Macht als Ehre, im Kriege dagegen waren sie stets Anführer und geboten unumschränkt. Die Volksversamm- lung hatte das Recht, die Vorschläge der Könige und des Raths ohne Discussion zu genehmigen oder zu verwerfen. Die ganze Verfassung war auf Güter gleich heit gegründet. Zu dem Behuf wurde alles Land von La- konien so vertheilt, daß die 9000 spartanischen Familien eben so viele eigene, untheilbare und nach dem Rechte der Erstgeburt vererbliche Güter erhielten und die 30,000 Periökenfamilien gleichfalls mit eigenen Gütern von kleine- rem Umfang versehen wurden, indeß die Heloten leer ausgingen und als leibeigene Knechte und Taglöhner die Güter der grundadeligen Dorier bebauten und einen bestimmten Theil von dem Ertrag in Getreide, Wein, Oel u. dergl. an die spartanischen Vorrathshauser ablieferten. Wilden und trotzigen Sinnes trugen sie das Joch der Knechtschaft mit großem Wider- streben und waren stets zu Kampfund Empörung gegen ihre Dränger bereit. Deshalb war es auch der spartanischen Jugend gestattet behufs der Uebung in der Kriegslist und Gewandtheit die Heloten meuchlings zu ermorden (Krypteia), damit ihre Ueberzahl den spartanischen Vollbürgern nicht ge- fährlichwerde. Häufig wurden auch dieheloten mit einem beschränkten Bür- gerrecht beschenkt und in drohenden Zeiten zum Kriegsdienst beigezogen. tz. 67. b) Lebensweise. Die Rechte des Doriers beruhten weniger auf seiner Geburt als auf seiner Erziehung, die daher der Staat ganz übernahm. Schwächliche oder verkrüppelte Kinder wurden nach ihrer Ge- burt ausgesetzt, gesunde nach zurückgelegtem sechsten Jahre aus dem elter- lichen Hause entfernt und öffentlich erzogen. Diese mit strenger Zucht ver- bundene Erziehung war besonders auf körperliche Abhärtung und Erzeugung physischer Gesundheit und Kraft gerichtet, daher die gymnastischen Uebungen in den Turnanstalten (Palästren), woran auch die Mädchen Theil nahmen, den wichtigsten Zweig derselben ausmachten. Doch wurde auch der Verstand gebildet, weshalb die List und Verschlagenheit der Spartaner nicht minder berühmt war, als die kernhafte Kürze ihrer Rede (lakonisch). Nur Gemüth und Phantasie fanden wenig Anregung, daher auch Wissenschaft und Poesie in Sparta weder geschätzt noch gepflegt wurden. Selbst die dorische Kunst zeichnete sich nur durch Kraft und ernste Har- monie, nicht, wie die ionische, durch Schönheit und Grazie aus und auch die dorische Lyrik trägt den einfachen ernsten Charakter des Stammes. — Der männliche Theil des Volks sonderte sich nach dem Alter in Tischge- I se lisch asten ab behufs der gemeinschaftlichen Mahlzeiten (Sys- sitien), so daß gewöhnlich 15 an einer Tafel saßen. Die Frauen aßen da- heim, Knaben und Jünglinge in ihren bcsondern Abtheilungen. Dadurch wurde die männliche Bevölkerung gleichsam unter die beständige Aufsicht der

4. Bd. 1 - S. XXXIII

1883 - Leipzig : Engelmann
Vorrede. Xxxiii zurückgerufen ward, ist mir ein Glück zu Theil geworden, wie es meiner Natur entsprechend war- Dieses Glück wurde durch das Ereigniß begründet, dessen fünfundzwanzigjähriges Erinneruugssest wir heute feiern. Es hat mir eine Frau gegeben, die mit der größten Hingebung und Treue ihr Leben ganz an das meine geknüpft hat; es hat mir Kinder gegeben, die den Eltern bis jetzt wenig Kummer und große Freude bereitet haben; es hat einen Ehe- und Hausstand geschaffen, dem es nicht an Segen und mäßigem Glück gefehlt hat und es hat mich in eine Verwandtschaft, in einen Familienkreis gestellt, dem ich die Mehrung mancher Lebensfreude verdanke und der mich und die Meinen großmüthig in seine Reihen ausgenommen hat. — Und endlich habe ich dem Lenker der Menschengeschicke meinen Dank dafür auszusprechen, daß mir vergönnt war, die reifen Jahre meines Lebens an einem Orte und in einer Zeit und Umgebung zu verbringen, wo geistige Interessen obwalten, wo das bescheidene Talent, das mir die Natur verliehen, gewürdigt wurde und eine günstige Stätte gefunden hat. Der geistigen Atmosphäre und der literarischen Beschäftigung, die mit meinem Berufsleben wie mit meinem Haus- und Familienleben auf's Innigste verflochten sind, verdanke ich einen nicht geringen Theil meines Lebensglückes; denn zum freudigen Schaffen gehören auch äußere Erfolge. Vor Allem aber hat der Freundeskreis, der zum Theil hier versammelt ist, zum Theil in der Ferne weilt und heute freundlich unser gedenkt, viel zur Verschönerung und Bereicherung unseres Lebens beigetragen. Ueber dreißig Jahre hatte ich mit rüstiger Kraft und fast ununterbrochener Gesundheit meinem doppelten Berufe obgelegen. Als ich aber in das fünfundsechzigste Lebensjahr getreten war, regte sich das Gefühl, daß ich eine so angestrengte Thätigkeit, wie ich sie seit vielen Jahren unverdrossen geübt, nicht länger in vollem Umfange fortsetzen könnte, daß ich entweder meine schriftstellerischen Arbeiten beschränken oder mein Schulamt aufgeben müßte. So reiste denn der Entschluß, um meine Entlassung nachzusuchen. Die Durchführung des umfassenden Geschichtswerks erschien mir als die wichtigere Lebensaufgabe. Durch ein Schreiben aus dem Staatsministerium vom 10. Juli 1872 wurde mir darauf mitgetheilt, daß der Großherzog geruht habe, mein Gesuch zu genehmigen und mich unter Anerkennung der langjährigen und treuen Dienste in Ruhestand zu versetzen, eine Anerkennung, welcher auch der Heidelberger Stadtrath in einer besonderen Zuschrift, die mir der Oberbürgermeister persönlich überreichte, Ausdruck gab. So wurde ich denn in die Lage gesetzt, die Jahre, die vom Schicksal meinem Leben noch zugemessen sein mögen, den schriftstellerischen Arbeiten zu widmen, mich in Muße einer Thätigkeit zu weihen, für die ich von jeher inneren Trieb und angeborene Neigung in meinem Herzen gefühlt habe. Das letzte Programm brachte im Vorbericht eine rückblickende Andeutung, in welchem Sinne ich die sittliche und intellectuelle Hebung und das vaterländische Gefühl der meiner Pflege anvertrauten Jugend zu fördern gesucht, und schloß mit folgenden Worten: „So nehme ich nunmehr von der Stadt- und Schulgemeinde nicht ohne innere Bewegung Abschied. Ich war von jeher gewohnt, in alle Verhältnisse und persönliche Beziehungen, in welche mich meine Lebenswege führten, mein Herz hineinzutragen; da und dort mußte ich es wieder beraustragen, aber in der Schule ist

5. Bd. 1 - S. XXXVI

1883 - Leipzig : Engelmann
Xxxvi Vorrede. Schönes und Rühmliches in ihrer Vergangenheit besitzt, hebt die Theilnahme an dem Wohl und Weh, ermuntert, das Erworbene zu schützen und das Verlorene wieder zu erlangen. War doch die Begeisterung, die 1870 durch das deutsche Volk ging, eine Frucht der Sehnsucht, die in jedem Einzelnen lebte, die Größe und Würde Deutschlands wiederhergestellt zu sehen und mit zu erleben! Diese Sehnsucht haben Sie, hochverehrter Herr, geweckt und genährt, sowohl durch Ihre Werfe, die in zahlreichen Ausgaben und mannigfaltigen Uebersetzungen weit verbreitet sind, als auch in engerem Kreise durch Ihren mündlichen Unterricht, den unter vielen Anderen auch die Unterzeichneten so glücklich waren zu genießen. Es ist ein Gefühl des Stolzes, welches uns die Rückerinnerung erweckt, daß es uns vergönnt war, den Unterricht eines Mannes zu genießen, dessen Ruhm als Geschichtslehrer so allgemein anerkannt ist. — Wenn Sie, hochgeehrter Herr Director, nun der Bürde des öffentlichen Amtes enthoben, mehr in Muße sich liebgewonnenen Studien und Arbeiten hingeben, so bitten wir, denen eine freundliche Rückerinnerung zu bewahren, die sich voll Dank und Hochachtung Ihre Schüler nennen und die keinen innigeren Wunsch hegen, als daß es Ihnen noch viele Jahre von der Vorsehung vergönnt sein möchte, nach mehr denn dreißigjähriger Wirksamkeit, in Ihrem reizend gelegenen Heim sich des Anblicks der herrlichen Natur zu erfreuen, in würdiger und wohlverdienter Ruhe zum Glück Ihrer Familie zu leben, die begonnenen Arbeiten, die Ihrem Namen bei der Nachwelt eine bleibende und dankbare Anerkennung sichern, fortzuführen und zu vollenden. Wir bitten Sie, diese Wünsche, die wir unterzeichneten ehemaligen Schüler Ihnen aus aufrichtigem Herzen darbringen, mit Wohlwollen aufzunehmen und empfehlen uns Ihrem gütigen Andenken. Heidelberg, im October 1872. Mit meinem Abgang von der Schule beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Die Tochter und die zwei ältesten Söhne waren seit mehreren Jahren verheirathet und hatten uns bereits mit Enkeln erfreut. Tochter und Schwiegersohn wohnten . mit ihren Kindern in einem Stockwerk unseres Hauses und belebten unsere Einsamkeit, bis ein Ruf Holtzmauns an die Universität Straßburg alle in das Reichsland entführte. Der älteste Sohn war Professor der Mathematik am Polytechnicum in Zürich. Er hatte eine Jugendgefährtin als Gattin heimgeführt, die Tochter des Kirchenraths Dittenberger in Weimar und Enkelin der Daub'schen Familie, die drei Generationen hindurch mit unserem Hause auf's Innigste befreundet gewesen war. Ich und meine Frau besuchten sie fast jedes Jahr in der reizend gelegenen Wohnung mit dem Blick auf den See und die Alpen, oder empfingen sie in Heidelberg. Denn unser Haus war geräumig genug, alle Kinder und Enkel zu verschiedenen Jahreszeiten unter unserem Dache zu beherbergen. Seine spätere Berufung an die Universität Königsberg erschwerte den Verkehr und hatte zur Folge, daß die Besuche nur noch von einer Seite fortgesetzt wurden. Mein zweiter Sohn hatte sich als Kaufmann in Petersburg niedergelassen, wo er in glücklicher Häuslichkeit bei einträglichem Geschäfte bis zur

6. Bd. 1 - S. 136

1883 - Leipzig : Engelmann
136 Geschichte der alten Welt. §. 76. als Seesoldaten und Ruderer. Die Heloten waren Sklaven des Gemeinwesens, nicht des einzelnen Bürgers, daher durfte sie der Gutsherr weder tödten, noch verkaufen ober freilassen. Nur der Regierung stand es zu, ihre Lage zu ändern und ihnen für geleistete Dienste bte Freiheit und staatsbürgerliche Rechte in beschränkter Ansbehnung zu gewähren. §. 76. 2. Lebensorbnnng. Damit der Dorier die Rechte, welche ihm seine Geburt verlieh, auch durch körperliche und geistige Vorzüge zu behaupten vermöge, nahm der Staat bte Erziehung der Jngenb ganz in bte Hand. Schwache, gebrechliche ober fehlerhaft gebilbete Kinder würden, wie berichtet wirb, gleich nach ihrer Geburt in einer Schlucht des Taygetos ausgesetzt, b. h. wohl unter bic Periöken verstoßen, gesunbe nach zurückgelegtem sechsten Jahre aus dem elterlichen Hause entfernt und in öffentlichen Anstalten erzogen. Diese mit strenger Zucht verbuubene Erziehung war neben dem Erlernen der Gesetze und kräftiger Sittensprüche besonbers auf körperliche Abhärtung und Erzeugung physischer Gesunbheit und Kraft gerichtet, daher bic der Leitung und Aufsicht von Erziehungswächtern unterstellten gymnastischen Uebungen in den Turnst n st alten (Palästrcn) und bte Waffenübungen unter freiem Himmel auf den rauhen Abhängen des Taygetos den wichtigsten Zweig derselben ausmachten. Doch wurde auch der Verstand gebildet, wie denn die List und Verschlagenheit der Spartaner und der treffenbe Witz ihrer Antworten nicht minber berühmt waren, als die fernhafte sinnvolle Kürze ihrer Rebe, bic man daher mit dem Worte lakonisch bezeichnete. Nur Gemüth und Phantasie fanben wenig Anregung, Wissenschaft und Rcbcfunft würden in Sparta Weber geschätzt, noch gepflegt ; eben so wenig die epische und bramatische Poesie, welche letztere sich nicht über den Kreis niebriger Volksbelustigung erhob. Die borische Kunst zeichnete sich nur durch Kraft und ernste Harmonie, nicht, wie die ionische, durch Schönheit und Grazie ans. Die lyrische Dichtung, verbunben mit Gesang, Musik und Chorreigen, die einzige sorgfältig geübte Kunstrichtung des spartanischen Volkes, trug den einfachen ernsten Charakter des Stammes und biente besonbers zur Erweckung und Belebung der Vaterlandsliebe, der Kampflust, des Nationalgefühls und zur Erzeugung einer harmonischen Seelenstimmung und männlichen Gesinnung. Sie beschränkte sich daher fast ausschließlich auf religiöse Lieber (Hymnen), auf Schlachtgesänge und auf Spruchgedichte (Gnomen). Der enge Anschluß der Knaben und Jünglinge an erfahrene und gereifte Männer galt als ein Hauptmittel der Erziehung zur Trefflichkeit. Die gegenseitige Liebe sollte verebelnb und bildend wirken; der Mißbrauch dieses Verhältnisses wurde mit Ehrlosigkeit und Verachtung bestraft. Auf ähnliche Weise war die Erziehung der Mädchen eingerichtet. Ihre Uebungsplätze waren wohl von denen der Knaben getrennt, aber es gab öffentliche Wettkämpfe und Spiele, wobei sie einander zusahen, und der Beifall oder Spott war kein geringer Sporn. Wurde schon durch die öffentliche Erziehung der Knaben das Familienleben gelockert und geschwächt, so geschah bies noch mehr durch bte Absonbernng der erwachsenen männlichen Bevölkerung im täglichen Leben. Alle borischen Männer nämlich waren in Zeltgenofsenschaften mit gemeinschaftlichen Mahlzeiten (Syfsitien) verbunben, so daß gewöhnlich fünfzehn Tischgenossen durch freie Wahl und gegenseitige Neigung vereinigt an einer Tafel saßen. Die

7. Bd. 1 - S. XVIII

1883 - Leipzig : Engelmann
Xviii Vorrede. jahr 1839 verließ ich meinen Geburtsort, an den mich seit dem Tode der Mutter keine näheren Bande mehr fesselten, um die neue Stelle anzutreten. Noch in demselben Jahre begründete ich daselbst meinen eigenen Hausstand, indem ich micb verheiratete und einige Zeit nachher am schönen Neckaruser mir ein eigenes Haus zum dauernden Wohnsitz erbaute. War mir schon in meinem bisherigen Lebensgange das Glück nicht ganz abhold gewesen, so war es mir besonders günstig bei meiner Ehe. Ich erwarb eine Frau, welche mit den trefflichsten Eigenschaften des Geistes und Herzens und mit den Tugenden einer Hausfrau und Mutter die Liebe und Hingebung verband, die sie zur treuen Gefährtin bei allen Anliegen und Arbeiten des Mannes machten. Durch ihre rege und liebevolle Theilnahme und ihr seines Urtheil belebte und förderte sie meine literarische Thätigkeit und stärkte mein Selbstvertrauen. Mit dieser Verbindung trat ich in einen angesehenen Familienkreis ein, der den einsam und vaterlos herangewachsenen Mann wohlwollend und großmüthig in seine Reihen ausnahm und dem als Glied beigezählt zu werden stets mein größter Stolz gewesen ist. Und nicht blos in eine große angesehene Verwandtschaft, die theils in Heidelberg selbst, hauptsächlich aber in Frankfurt, in den sächsischen Städten Dresden und Leipzig und in England ihre Verzweigungen hatte, trat ich durch meine Heirath ein; auch in den gebildeten Kreisen der Universitätsstadt faßte ich jetzt festeren Fuß. Meine-Schwiegermutter war vor fünf und zwanzig Jahren mit ihrem Manne Dr. Georg Becher und ihrem einzigen Töchterchen nach Heidelberg gezogen, wo sich derselbe, ein geschätzter Frankfurter Advocat, niederzulassen gedachte, um sich ausschließlich wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten zu widmen. Bald nach seiner Uebersiedelung war er gestorben, die Wittwe aber mit der jungen Tochter zurückgeblieben. Sie war eine Frau von großem Verstand und scharfer Urtheilskraft, deren hohe ausrechte Gestalt noch in späten Jahren Spuren ehemaliger Schönheit trug und die in ihrem ganzen Wesen und Auftreten einen vornehmen, Achtung gebietenden Eindruck machte. Wenn auch nicht von heiterem und hingebendem Temperamente war sie doch eine so distingmrte Erscheinung von schlagfertigem Witz und schnellem Geist, daß sie leicht in die ersten Gesellschaftskreise Eingang fand. Wie oft hat sie uns von dem Leben und Treiben Alt-Heidelbergs erzählt, das an ihr vorübergegangen war! Sie hat im Daub'schen Hause, wo sie besonders viel verkehrte, die Creuzer-Günderodesche, Liebestragodie sich entwickeln und abspielen sehen; sie hat das Ehepaar I. Heinrich und Ernestine Voß häufig besucht in der gleich einem Kloster mit Garten und Mauer umgebenen thurmartigen Wohnung, wo der Jdyllen-dichter und Uebersetzer des Homer in patriarchalischer Hausväterlichkeit und Abgeschlossenheit seine Tage verbrachte, in heiligem Zorne gegen Finsterlinge und Mystiker sich ereifernd. Mit den Familien Schlosser, Thibaut, Abegg, Gmeun, Tiedemann u. A. stand sie in vertrautem Verkehr. Mit heiterem Humor erzählte sie, wie sie sich einst von Jean Paul, der in einer munteren Abendgesellschaft dem guten Rheinwein etwas reichlich zugesprochen hatte, auf den Wunsch anderer Gäste nach Hause hatte begleiten lassen, ihn aber an seinem Gasthofe verabschiedete. Im Thibaut'schen Hause, wo man die Tonkunst in ihrer Reinheit pflegte, gingen Mutter und Tochter fast täglich ein und aus. In diesen Kreisen

8. Bd. 2 - S. 580

1883 - Leipzig : Engelmann
580 Die Zeit des heiligen Bundes. §. 960. 961. und Buke bet Gräfin Dolore- u. a.) und Dramen (Halle und Jerusalem; die Gleichen u. «.), die burd) ihre Schranken-losiakeit die Ueberspanntheit dieser Schule bcutfunben. Diese Ueberspanntheit erscheint krankhaft gesteigert >n dem matt» betfiaen von dem „Laubwerk mittelalterlicher Ritterlichkeit" durchwachsenen Romanen des trommen Freiheitskampiers de la Motte Fouqut (Unbine, ein Märchen, die Beseelung btt elementaren Naturkrafte darstellend, nicht ohne Doesie und satte Sinnigkeit, wenn auch bet Bewunberung. die es einst gefüllten, nicht würdig; der Zauberring u. a.). in krampfhafter Höhe bei dem, übrigens in seiner Art sehr talentvolle» und mit allen Künsten, besonders der M u 111, Amad vertrauten Amadeus leig. Ernst Theod. Wilh.) Hoffmann dem Verfasser der humoristischen Errahlungen: Elixire Softmann des Teufels; Kater Murr; Serapionsbrüder (eine aus dem Nordsternbund hervorgegangen«! Ge,cllichaft beten Namen 1776—182° den Rahmen abgab für eine Reihe von Novellen); Nachtstüde; Klein Zaches; Phantasiestucke in Callots Manier u. a. Wild und phantastisch ahmte Hoffmann den Jean Paul nach, aber ohne den Frieden in sich zu tragen. seine «chopiungcn, wie gelungen auch manche seiner Charakterzeichnungen sein mögen, haben etwas Finsteres . Dämon,,ches Grau,en> erregendes, sie sind „ein Bilb eines zerrissenen Herzens", ein „Hohlspiegel, in dem alle Gestalten zu Doppelbildern und Fratzen werben" und den Leset mit einem rounberlichen Grauen durchriesln, toeme Schritten stnb das treue Ädv,u feines ruhelosen, zerfahrenen Lebens und feinet aufgeregten Stimmung in durch,chwarmten Nachten. In Fouque scher Manier sinb auch bic Romane und Novellen von Franz Horn gehalten. — Die Begeisterung und Schwärmerei ba deutschen Jugenb währcnb der Freiheitskriege und unmittelbar nachher wat Nicht ohne Einfluß, auf diese überreizte 45oe|u. §.960. Körner. Uhland. Arndt. Rückert. Die Befreiungskriege „zündeten auch in der trüben und dämmerigen Poesie eine kurze Taghelle", indem der tapfere Theodor Körner aus Dresden (Sohn von Schiller'« Freund) in einer kräftigen, volkstümlichen Liederpoesie „Leier und Schwert", der wackere Ludwig Uhland aus Tübingen, der patriotische E. Moritz Arndt und Friedrich Rückert in seinen Jugendgedichten („geharnischte Sonette") von deutscher Eiuheil und Freiheit, von Treue und Ehre sangen und in Schiller's Geist an das Vaterland mahnten. Aber die Begeisterung der Freiheitskämpfe ging vorüber und die Ruhe und Erschlaffung, die sich über Europa lagerte, war der romantischen Dichtung günstiger, als dem aufregenden Freiheitsgesang. Körner, der in Lützow's Freischaar diente, fiel im Krieg; Rückert wandte sich der Romantik zu, die dem schwärmenden, empfindsamen Geschlechte mehr zusagte, indem er in den „östlichen Rosen" die weichen Gefühle orientalischer Poesie besang und in seinen Ueber-setzungm und Nachbildungen von Indiens beschaulichen Dichtwerken („Rat und Damajanti*) und den Makamen des arabischen Dichters Hariri durch die Biegsamkeit unserer Sprache die Nachbarvölker in Erstaunen setzte. Was vermochten einzelne Stimmen gegen die Richtung der Zeit, die über den Träumen an eine schöne Vergangenheit und über frommen Gefühlen und religiösen Schwärmereien die Gegenwart und das. was Noth that, übersah und mißkannte? T«, »Silier Theodor Körner, geb. zu Dresden 1791. begab sich noch vor Vollendung seiner Studien von Leipzig nach Wien. 1791 1813 wo er sich zuerst durch bramatische Dichtungen: „der grüne Domino", „der Nachtwachtet , und namentlich durch die 1791-1813. fixwifl", .Fiosamundc" und „Zriny" bekannt machte. Das letztere in Schiller',chem Geiste «edichete Trauerspiel war in jener Zeit der gährenden Volkskrast durch seine Darstellung echten Heldenmuths von großer Wir. kung. In den Freiheitskriegen, an denen er als Freiwilliger Theil nahm zeichnete er sich durch ferne Tapferkeit aus, bis er neben der Straße von Schwerin nach Gabebu,ch unweit Rosenberg den Heldentod starb (2b. Aug. 1813). Seme Ufalanb lyrischen Gedichte: Leier und Schwert verehrt das deutsche Volk als theures Vermachtmß. Ludw. Uhland, geb. 1787—1862. 1787 in Tübingen, wo er sich um 1605 dem Studium der Rechtswissenschaft widmete. ^^^ga^n von der vattr-ländischen Richtung der romantischen Schule, hat er das Schwärmer,,che und Träumerische, eben darum aber auch Ge spannte und Unwahre, welches dem Deutschthum der alteren 5k0tncintif anüouflanvifl 1815 erschienene Sammlung feinet patriotischen „Gedichte" war Nicht ohneeinfluß *“[***.&'”athiungen der ©tanbt seines Vaterlandes und fand allenthalben eine begeisterte Au,nähme. Seit dem jähre 1819 wirkte er als Jkitglted bet Würtenibetgifchen Stände kämmet und legte, um sich die,einberufe ungestört widmen zu k°nmn. 'M jahte 1833 die ibm einiae Sabre früher verliehene Professur der deutschen Sprache und Literatur nieder. Er geborte zu den eifrigsten Gliedern der konstitutionellen Opposition. Außer seinen durch Gemütlichkeit und wahre Empftndung ausgezeichneten lytischen Gedichten, Balladen und Romanzen, in denen sich eine vatetland^che Gesinnung und eine tiefe Bewunderung für vergangene Herrlichkeit kund gibt, bentzen wir noch -wige dramat. che fltb iten Herzog ««J» Schwaben; Ludwig bet Baier) und eine musterhafte Sammlung „alter hoch -und m et erb eutfchet D°lkslieder nebst einer Abhandlung über ..Walther von der Dogelweide". Als treuer Vorkämpfer des Fortschritts und aller -htl.chn Ideen durch Wort und That, so daß er die Ordensverleihungen von zwei deut,chen Königen zurückwies, war Uhland dem deutschen Volke ein theurer Name, daher dessen Sympathien ihn mit seltener Anhänglichkeit in den Tod begleiteten Arndt s+ 13 Nov 1862) — E Moritz Arndt, geb. 1769 auf der Insel Rügen, studirte in Greftswald und jena und machte 1769-1860. dann große Reifen.' die feinen geistigen Gesichtskreis erweiterten. Ais Professor ^^"ifswaldjo^erfichdurchseine frnfinnine Sckriit Geist der Reit" Napoleon s Ungnade zu, so daß er sich zwei jalju (von i»u/—lsuaj in »loa bolrn aufhalten mußte und später nur durdi Annahme des Namens Allmaiui den Nachstellungen in ®eut|djland ent» ainfl 5m Jahre 1812 begab er sich nach Petersburg und wirkte dann als Freund und Verehrer des Freiherr« vom Stern durch patriotische Gedichte und Schriften („bet Rkein Deutschlands Strom. »bet Demsch^nds Gren,c . Soldatenkatechismus" u. a.) füt die Sache bet deutschen Freiheit gegen Napoleons erhielt er die Professur der neuern Geschichte in Bonn, wurde aber schon im folgenden jähr, als bet bknde'nag°Hi,chen Umtrieben beteiligt, suspenditt, eine unveibiente Strafe, bte erst bei dem Regierungsantritt des^Konigs Fnednch Wilhelm Iv. aufqehoben wurde. „Ihm war das herbe Loos befchieden. Anfechtungen von solch» Sette zu erfahren, wodin et seine hiebe gewendet hatte." Unter seinen spätern Schriften sinb seine „Schwedische Geschichten unter anrb bis ctfharniscfetcn Sonette" enthielten, gab er unter dem Namcn Stetmund Weimar hciaus. Cctne Frucht barkeit ist" beispiellos und feine Virtuosität in Handhabung der Form führte ihn zu den mannich,achsten Dichtung^ Dem Inhalt nach lassen sie sich eintheilen in lyrische Gedichte von bunter ^ und Bearbeitungen orientalischer Poesien, und in Dichtungen religiösen Inhalts (..Leben Jesu , „Saul unv David"; „Hetodes der Große,, u. «.)• §. 961. Goethe's Alter. Goethe, dem „das schöne Gleichmaß der Person, Uchfeit und ihre ästhetische Befriedigung" alö Hauptziel galt, fand kein Gefallen an den

9. Bd. 2 - S. 394

1883 - Leipzig : Engelmann
394 Das Revolutions-Zeitalter. §. 845. ein reizendes Gemälde des menschlichen Lebens in seinen glücklichen und traurigen Fällen, und in seinen letzten, durch Krankheit viel getrübten Lebensjahren in Weimar verfaßte er: Maria Stuart, die Jungfrau von Orleans, die Braut von Messina und das herrliche Drama Wilhelm Tell. Durch die Lauterkeit seiner Gefühle und die Wahrheit seines Strebens erwarb Schiller die Freundschaft Goethe's, so verschieden auch beider Naturen waren, und ihre vereinte Thätigkeit bezeichnet den Höhepunkt der deutschen Poesie; denn durch ihren Bund waren die ewigen Gegensätze Idealismus und Realismus, Subjectivität und Objectivität in Eintracht gepaart. §. 845. Klopstock und seine Schule. Mit Klopstock beginnt die klassische Periode der deutschen Literatur. Geboren zu Quedlinburg in der lieblichen Gegend des Harzes, da wo einst Heinrich der Finkler als deutscher König begrüßt wurde (§. 342), verbrachte er seine Jugend unter den Eindrücken einer schönen Natur und einer großen Vergangenheit, an der Hand einer frommen gläubigen Mutter und eines männlich kräftigen Vaters. Die Liebe zur Natur, ein vaterländischer Sinn und ein christliches Gemüth waren die hohen Güter und Gaben, die er aus der Vaterstadt und dem elterlichen Hause mit sich nahm, als er die berühmte Lehranstalt zu Schulpforta bei Naumburg, in der reizenden Gebirgsgegend des Thüringer Waldes bezog. Hier widmete er sich mit Begeisterung der klassischen Literatur des Alterthums; ihr entlehnte er die Kraft der Rede, die Mannichfaltigkeit des Versbaues, den Schwung und die Musik der poetischen Sprache und den Flug der Phantasie, die sich in seinen Oden kund geben; dieser Begeisterung für die Poesie des Alterthums ist es auch zuzuschreiben, daß er in seinen Dichtungen den Reim verschmähte, daß er in dem großen Epos die Messiade den Hexameter anwendete, mit dem vor ihm nur Fischart einen schwachen Versuch gemacht hatte, und in seinen Oden sich der Versmaße des Horaz bediente. In Schulpforta entwickelte sich auch sein Hang zur Empfindsamkeit, der sich in der Liebe zur Natur und Einsamkeit äußerte und eine elegische Stimmung in ihm erzeugte. In Leipzig, wo er den Studien oblag, führte ihn sein Freundschaftsbedürfniß in den Kreis jener jungen strebsamen Männer, welche sich von Gottscheds Einfluß frei gemacht und, wie erwähnt, die neue Zeitschrift „Bremer Beiträge" gegründet hatten; in diesen machte er (1748) die drei ersten Gesänge seiner Messiade bekannt, die in ganz Deutschland eine so enthusiastische Bewunderung erregten, vaß er als der Schöpfer einer neuen Epoche der Literatur, als der Begründer einer neuen Tochtersprache begrüßt wurde. Eine unerwiederte Liebe zu Fanny, der Schwester eines seiner Freunde, erhöhte die schwermüthige und sentimentale Stimmung, ohne jedoch die männlich-kräftige Natur und Gesinnung in ihm zu tilgen, die sich namentlich während seines Aufenthaltes in Zürich bei Bodmer äußerte und in seiner Liebe zum Reiten und Schlittschuhlaufen, das er so begeistert besang, zu erkennen gab. Im I. 1751 bekam er durch die Vermittelung des Grafen Bernstorf (§. 822) von dem dänischen König Friedrich V. ein Iahrgehalt, damit er ganz der Dichtkunst leben könne, ohne nach Amt und Brod zu gehen. Nun hielt er sich abwechselnd in Kopenhagen und Hamburg auf. Auch in Karlsruhe, wohin ihn Markgraf Friedrich berief, weilte er kurze Zeit. Als er in Hamburg im I. 1803 starb, wurde er in dem Dorfe Ottensen bei Altona mit königlichen Ehren neben seiner früh verstorbenen Gattin Meta beigesetzt. 25 Jahre verflossen, bis das große Epos die Messiade in den 24 Gesängen vollendet vorlag, und während dieser Zeit folgte die deutsche Nation mit der gespanntesten Erwartung der erhabenen Dichtung, welche die seit achtzehn Jahrhunderten in der christlichen Menschheit lebende Idee von der Erlösung der Welt durch den Opfertod des Heilands zum Inhalt hat und damit die ganze altchristliche Mythologie von guten und bösen Engeln verbindet; weichmüthige Seelen vergossen Ströme von Thränen und das ganze Volk schwelgte in einer elegischen Stimmung. Aber Klopstock selbst erlebte noch, daß die Zahl der Bewunderer größer war als die der Leser, und daß die letzteren mit jedem Jahre sich verminderten. Die menschliche Natur ist nicht geschaffen, sich in einer ununterbrochenen feierlichen und religiösen Summung zu erhalten, und die Phantasie kann sich nicht auf die Dauer in die himmlischen Regionen versenken, die uns die Dichtung vorführt, nicht mit den Heerfchaaren der guten und bösen Geister verkehren; die langen Reden und gehäuften Bilder und

10. Themata zu deutschen Ausarbeitungen für reifere Gymnasial-Schüler - S. 138

1872 - Leipzig : Engelmann
138 s. meine Rel. d. Rom. I. p. 225. Patriarchalische Zustände, wo in dem Familienvater der König und der Oberpriester noch in einer Person ver- einigt sind. 6. Hausgottesdienste bei Familienfesten. Tägliche Spenden und Päane (Tischgebete): s. .^enoph. Symp. 2, 1. Rel. d. Röm. I. p. 287. vi. Der Staat als Gebäude, eine allegorische Erzählung nach Goethe's Epimenides. 1. Locietas nostra lapidum fornicationi simillima est, quae, casura nisi invicem obstaret, hoc ipso sustinetur. Seneca ep. 15, 3, 53. Und dieser Pfeiler, dieser Säulen Pracht Umwandt' ich sinnend, wo sich Alles fügte, Wo Alles trägt und Alles wird getragen! Goethe Epim. p. 268. 2. Willst du, daß wir mit hinein in das Haus dich bauen, Laß es dir gefallen, Stein, daß wir dich behauen. Rückert. 3. Der Babylonische Thurmbau. Die ganze Menschheit sollte nicht einen einzigen Staat bilden wollen. 4. „Das wilde Geschick des verderblichen Krieges, das die Welt zer- stört und manches Gebäude schon aus dem Grunde gehoben hat." Goethe, ixvaoxaiov noirjocu. Die schlanken Säulenschäfte zittern, Die schönen Glieder, die in Liebesbanden Einträchtig sich zusammenfanden, Jahrhunderte als Eins bestanden, Erdbeben scheinen sie zu wittern. Epim. 281. 5. Die gelinde Macht ist groß, Wurzelfasern, wie sie dringen, sprengen wohl die Felsen los. Und so löst sich still die Fuge An dem herrlichen Palast, Und die Pfeiler, wie sie trugen, Stürzen durch die eigne Last rc. Doch hast du klug den Boden untergraben, So stürzt das Alles Blitz vor Blitz. Epim. 283. 6. Pfeiler, Säulen kann man brechen, Aber nicht ein freies Herz. Erhebt den Bau, der niederlag — Und schon der Pfeiler, der gespalten,
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