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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. 30

1854 - Leipzig : Engelmann
30 Geschichte der alten Welt. streitbaren Barbarenvölkern (darunter die stahlarbektenden Chalyber) bewohnt, reich an Obst, Honig, Wolle und Mineralien; unter den Städten sind außer den griechischen Colonien, Cernsus und Trapezus, besonders zu merken Pharnacra, Amasia (Vaterstadt des Geographen Strabo), Com an a Pontica mit einem berühmten Tem- pel und Orakel; Neocäsarea, Zela (bekannt durch Cäsars Sieg über Pharnaces), Sebastia u. a. Kleinasien war vorzugsweise der Sitz wollüstiger und unsittlicher Reli- gionsculte mit unzüchtigen Gebräuchen (P ri ä p u s eult, Cybele dienst u. a.). Ii. Die Caucasusländer, Sarinatia, Scythia. l) Colchis galt für eine von einem zurückgebliebenen Ueberrest des Heeres des Sesostris gegründete ägyptische Colonie, reich an Hanf, Flachs (Leinenweberei), Schiffbauholz, Honig und Wachs ; mit den Städten Dio s curias (später Sebastopolis), Archäopolis u. a. 2) Jberien, ein vom Fluß Cy ru S durchströmtes gesegnetes Land, dessen Bewohner, modisch - assyrischen Ursprungs, in vier Kasten getheilt waren. 3) Albanien, von einem armen friedfertigen, im Reiten und Bogenschießen geübten Volke bewohnt (den Vorfahren der Alanen); sie zerfielen in zwölf Horden und hatten die Sitte, dem Verstorbenen seine ganze Habe mit ins Grab zu geben. — 4) Das als astatisches Sarmatien bekannte Land zwischen Don (Tanais) und Wolga (Rha) war von verschiedenen uncultivirten Völkern bewohnt, die den Gesammt- namen S a r m a t e n oder Sauromaten führten und mit den an der Küste angelegten griechischen Colonialstädten (Pitffus, Sinda, Phanagorsst, Tanais u. a.) Tauschhandel trieben, indem sie Pelzwerk und Sclaven gegen Wein und Kleidungsstoffe eintauschten. — 5) Die großen, theils aus Gebirgsgegenden, theils aus Steppen und Grasebenen bestehenden und von den Flüssen Oxus (Amu) und Jaxartes (Sihon) durchschnittenen Länderstrecken ostwärts vom kaspischen Meer, waren von wilden Noma- denvölkern, Scythen, bewohnt, die in Zelten oder bedeckten Wagen wohnten, als Reiter und Bogenschützen in den Kampf zogen und aus der abgezogenen Haut der erschlagenen Feinde Pferdegeschirr, aus ihrem Schädel Trinkgefäße bereiteten. Sie standen unter ein- zelnen Stammhäuptern, denen ein König mit der unumschränktesten Gewalt übergeord- net war. Die Kriegsgefangenen wurden geblendet und zum Melken und Viehwarten gebraucht; wer nicht wenigstens Einen Feind erschlagen, durfte bei Gelagen nicht aus dem im Kreise umgehenden Ehrenbecher trinken. Die wilden, streitlustigen Massage- ten, Saken u. A. wurden zu ihnen gerechnet. Iii. Serica und Indien. Das unter dem Namen Serrsta (Seidenland) den Alten bekannte Ostland umfaßte einen Theil der kleinen Bucharei und das nordwestliche China. Die Bewohner werden geschildert als ein friedliches, Ruhe und Gemächlichkeit liebendes Volk, das ungeachtet eines lebhaften Caravanenhandels mit dem Norden und Westen allen Umgang und Verkehr mit andern Völkern mied, große und reiche Städte bewohnte und die schönsten Seidenstoffe lieferte, Angaben, die noch jetzt auf die Chinesen passen.—Indien, schon in alter Zeit wegen seiner kostbaren Erzeugnisse Ziel und Mittelpunkt des Carava- nen- und Scehandels, besitzt mit seiner Abwechselung von Küsten- und Binnenland, Hoch- und Tiefland die größte Mannichfaltigkeit in Klima, Erzeugnissen und Volksleben. Im Norden und im nördlichen Osten und Westen durch himmelhohe Gebirge, darunter das 40 Meilen lange Himalay a mit dem Dhawalagiri, in den südlichen Theilen vom Meer begrenzt, bildet Indien „einen geographisch, klimatisch und historisch abgeschlossenen Continent", von der Natur zur Entfaltung eines eigenthümlichen Culturlebens in seinem Innern bestimmt. Durch die nach Süden laufenden Senkungen entsteht zwischen dem rie- senmäßigen Gebirge mit seinen Schneehöhen und der indischen Ebene ein Stusenland, durch das die auf dem Himalaya entspringenden größten Ströme sich ergießen (von der Nordseite desselben der Indus und Sutletsch, von der Südseite der Iamuna, Ganges und Brahmaputra) und dem südwestlichen und südöstlichen Meere zufließen. Die Westgrenze bildet das Brahugebirge mit dem Hochlande von Kelat, die Ostgrenze

2. Bd. 1 - S. 107

1854 - Leipzig : Engelmann
Die griechische Welt. 107 Gesammtheit gestellt und das Familienleben gelockert und geschwächt. Diese Mahlzeiten waren höchst einfach und mäßig und wurden von den Produk- tenlieferungen der Heloten bestritten. Die sogenannte schwarze Blutsuppe und ein Becher Wein machten den Hauptbestandtheil aus. Luxus und Ver- weichlichung sollten auf alle Weise vermieden werden, weshalb auch die Häu- ser ganz roh und ohne alle Bequemlichkeit waren, indem nur die Axt bei deren Bau angewendet werden durfte. Darum war auch alles von edcln Metallen geprägte Geld aus dem gewöhnlichen Verkehr verbannt, damit Niemand die Mittel hätte, sich unnöthige Genüsse zu verschaffen; und damit auch Niemand diese Genüsse kennen lerne und sich daran gewöhne, war den Spartanern alles Reisen in andere Staaten, und Fremden ein längerer Auf- enthalt in Sparta untersagt. Jagd und Waffenübungen waren die Haupt- beschäftigungen des erwachsenen Spartaners; die Bebauung des Bodens blieb den Heloten überlassen, Handel und Gewerbe sielen den Periöken an- heim. Das ganze Leben des Spartaners war auf den Krieg bezogen. In der Stadt lebte er wie im Lager und die Kriegszeit war seine Fest- und Freuden- zeit. In Purpurmäntel gekleidet und mit langen Haaren zogen die Sparta- ner unter Flötenton ins Feld, und vor der Schlacht schmückten sie sich wie zu einem Freudenfeste. Die Stärke des Heeres beruhte auf dem schwerbe- waffneten Fußvolke (Hopliten), das aus Moren mit vielen Unterabthei- lungen und vollkommener Gliederung bestand und daher ohne Verwirrung rnannichfache Schwenkungen und Bewegungen vornehmen konnte. In Reih und Glied wich und wankte der Spartaner nicht; er siegte oder siel auf sei- nem Platze, den Feigen traf die öffentliche Verachtung. Strenger Gehorsam und Subordination des Jüngern unter den Aeltern war die Seele der kriege- rischen Erziehung und Einrichtung in Sparta, das ein wahrer Ehrentempel d;s Alters war. §. 68. Nachdem diese Gesetze von dem delphischen Orakel, das als Stammheiligthum zu allen Zeiten einen entscheidenden Einfluß auf die ni- mm Angelegenheiten der Dorier übte, bestätigt worden, ließ Lykurg die Spartaner schwören, nichts daran zu ändern, bis er wieder von der Reise, dir er vorhabe, zurückkäme. Darauf soll er nach Kreta gegangen und dort geworben sein. Bald zeigten sich die Folgen der lykurgischen Gesetzgebung. Ir Kurzem erlangte der kleine, arme Staat die Vorherrschaft (Hege- monie) über den Peloponnes und über ganz Griechenland, nachdem er zu- vor den verwandten Nachbarstaat Messenien in den durch Sage und @rfter Poesie verherrlichten messenischen Kriegen sich unterworfen. Schon im ersten Kriege wurden die Meffenier zinspflichtig gemacht, als ihre^-724. feste Burg Jthöme gefallen war und ihr Held Aristodemos sich auf dem Grabe seiner von ihm geopferten Tochter erstochen hatte. Doch wanderten Viele aus, ein freies Leben in der Fremde der heimischen Knechtschaft vorzie- hend. Sie gründeten Rhegium in Unteritalien zu derselben Zeit, wo die

3. Bd. 1 - S. 309

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 309 ergeben. Die Tapfersten und Streitbarsten treiben Nichts: Die Sorge für Haus und Heerd und Feld bleibt den Frauen, den Greisen und den Unvermögendsten derfamilie über- lasten; jene brüten hin. Seltsamer Widerspruch der Natur, daß dieselben Menschen so sehr den Müßiggang lieben und die Ruhe hassen. — Die allgemeine Tracht ist ein Rock, mit einer Spange oder in deren Ermangelung mit einem Dorn zugemacht; im Uebrigen unbe- deckt liegen sie ganze Tage am Heerd und am Feuer. Die Reichsten zeichnet eigene Klei- dung aus, nicht wallend, sondern enge und jedes Glied ausdrückend. Sie tragen auch Lhierfelle; die Nächsten am Rheinufer ohne Wahl, die Entfernteren auserlesene, da kein Handel ihnen andern Schmuck liefert. Sie suchen Thiere aus und besetzen die abgezogenen Felle mit geflocktem Pelzwerk, das der äußerste "Ozean hervorbringt. Die weibliche Tracht ist von der männlichen nicht unterschieden, nur daß die Weiber sich häufiger in leinene Ge- wänder hüllen, die sie mit Purpurstreifen zieren; die Kleidung läuft oben nicht in Acrmel aus, so daß Schultern und Arme nackt sind; auch die Brust ist von Oben unverhüllt. — Gleichwohl ist dort das Ehebündniß strenge, und in keinem Punkt sind ihre Sitten lobens- würdiger. Denn sie sind fast die einzigen Ausländer, die sich mit Einem Weibe begnügen, sehr Wenige ausgenommen, die Standes halber zu mehrern Eheverbindungen angegangen werden. Die Ausstattung bringt nicht das Weib dem Manne, sondern der Mann dem Weibe zu. Eltern undverwandte sind zugegen, die Geschenke zu mustern; Geschenke, nicht ausgesucht zu weiblicher Tändelei, noch zum Ausputze der Neuvermählten; Rinder vielmehr und ein aufgezäumtes Roß, ein Schild sammt Frame und Schlachtschwert. Damit nicht die Gattin von Gesinnungen des Heldenmuthes und den Schicksalen des Kriegs sich losgczählt wähne, so ermahnt sie die Eintrittsfeier des beginnenden Ehestandes selbst, sie komme als Genossin der Arbeiten und Gefahren, um Gleiches im Frieden, Gleiches im Kriege zu tragen und zu wagen: Dies kündigen das Rindergespann, dies das ausgerüstete Roß, dies die dar- gebrachtcn Waffen an. — So leben sie, unter der Obhut reiner Sitten, nicht durch verführe- rische Schauspiele, noch durch wollustreizende Gastmäler verdorben. Dort lacht Niemand des Lasters; Verführen und verführt werden heißt nicht Zeitgeist, und mehr gelten dort gute Sit- ten als anderswo gute Gesetze. — Sowohl die Feindschaften des Vaters oder des Anver- wandten, als seine Freundschaften zu übernehmen, ist Pflicht; sie dauern aber nicht unversöhn- lich fort. Bewirthung und Gastrccht übt kein anderes Volk so freigebig aus. Irgend einen Menschen vom Hause abwcisen, wird für sündlich gehalten; Jeder bewirthet den Gast nach Vermögen mit reichlichcrkost. Gebricht der Vorrath, so gehn sie, der bisherige Gastwirth, nun Wegweiser, und sein Gefährte, ungeladen ins nächste Haus ; dies thut jedoch Nichts ; man nimmt sie mit gleicher Freundlichkeit auf. — Gleich nach dem Schlafe, den sie meistens in den Tag hinein dehnen, baden sie; gebadet, speisen sie. Dann gehen sie an die Geschäfte, nicht selten auch zu Trinkgelagen, in Waffen. Tag und Nacht ununterbrochen fortzuzechen, ist Keinem Schande. Häufig entstehen, als unter Betrunkenen, Zänkereien, die selten mit Schmachworten, öfter mit Wunden und Todtschlag endigen. Aber auch wechselseitige Aus- söhnung von Feinden, Abschlicßung von Eheverbindungen, Wahl der Häupter und endlich Frieden und Krieg wird meistens beim Gastmahl verhandelt, als ob zu keiner Zeit für auf- richtige Gedanken offener die Seele oder für große feuriger sei. Dieses Volk, ohne List und Trug, öffnet noch das Innere der Brust bei zwangloser Fröhlichkeit. Hat nun Jeder ohne Rückhalt seine Meinung dargelcgt, so wird dieselbe des folgenden Tages neuerdings vorge- nommen, und jedem Zeitpunkte widerfährt sein Recht. Sie rathschlagen, wo keine Ver- stellung, und beschließen, wo keine Bethörung stattsindet. — Das Würfelspiel treiben sie, sonderbar genug, nüchtern als ernsthaftes Geschäft, mit solcher Tollkühnheit bei Gewinn oder Verlust, daß sie, wenn Alles hin ist, auf den äußersten und letzten Wurf Person und Freiheit setzen. Der Verlierende begiebt sich freiwillig in die Knechtschaft; wenn auch jün- ger, wenn auch stärker, läßt er sich binden und verkaufen. So weit geht in schlimmer Sache die Hartnäckigkeit, ihnen heißt es Biedersinn. Sklaven dieser Art verhandeln sie, um

4. Bd. 1 - S. 363

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Völkerwanderung. 363 geführt) hemmte die Entwickelung des Hunnenreichs. Nach schweren Käm- pfen, in welchen Attila's ältester Sohn Ellack erschlagen ward, erlangten die Ostgothen, Langobarden, Gepiden u. a. Unabhängigkeit und 454 Wohnsitze an den Ufern der Donau und in den weiten Ebenen der Theiß, indeß die Trümmer der nomadischen Hunnen sich in den weidenreichen Steppen Südrußlands verloren. Attila und sein Bruder B l e d a erlangten durch die Unterdrückung und Ermordung der zahlreichen hunnischen Stammhäupter die Herrschaft über alle Horden des wilden Räubervolks. Bald erlag auch Bleda den Nachstellungen seines herrschsiichtigen Bruders, worauf dieser viele germanische Stämme zur Unterwerfung und Hceressolge zwang und den Oströmern einen schweren Tribut auflegte. Zugleich begünstigte er die Niederlassung civilisirter Römer und Griechen in seinem Reiche. Durch diese „erhielten die Hunnen alle Arten von Luxus und Bequemlichkeiten gebildeter Völker, und das Leben dieser Barbaren zeigt uns daher eine sonderbare Mischung von asiatischer Sitte und Rohheit mit griechisch- römischen Genüssen und Einrichtungen. Attila's Hoflager war mit dem ganzen Luxus der Höfe von Constantinopel und Ravenna ausgestattet. Seine Generale, seine Hofbeamten und seine zahlreichen Weiber hatten Teppiche, Bäder und Prachtgemächer; sie speisten beim festlichen Male von silbernen Schüsseln, hatten griechische Küche und schmückten sich und ihre Pferde mit den verschiedenartigsten Kostbarkeiten. Nur der König blieb der alten Sitte getreu; er aß und trank aus hölzernen Schalen, seine Nahrung und Kleidung war die eines mongolischen Hirten. Attila zeigte überhaupt neben der Wildheit und Rohheit eines hunnischen Eroberers große Regenteneigenschaften und eine Festigkeit, Einsicht und Ueberlegenheit, welche Jedem, der ihm gegenüberstand, und sogar ganzen Völkern das Ge- fühl der Scheu und Abhängigkeit einflößte." Wie bei Alarich ehrten die Krieger ihren Kö- nig durch eine großartige Leichenfeier, wobei sie Lieder zum Preise des Helden sangen und die Sclaven, die das Grab bereitet, tödteten, damit seine Ruhestätte mit den kostbaren Särgen und den reichen Schätzen nicht gestört würde. — Nach neuern Forschungen sind die Bulgaren die Abkömmlinge der nach dem schwarzen und asowschen Meere zurück- geworfenen Hunnen. L. Untergang des weströmischen Reichs. §• 244. Rasch ging nunmehr die römische Herrschaft ihrem Ende zu. Valentinian tödtete mit eigener Hand den tapfern Aetius, die letzte Säule 454 des Reichs, aus Furcht vor der Größe des Mannes und aus Aerger über seinenfreimuth. Aber bald daraufverlor der feigherzigewollüstling selbst das Leben durch Petronius Maximus, dessen häusliche Ehre er geschändet. Pe- 455 tronius, zu Valentinians Nachfolger erhoben, strebte nach der Hand der kai- serlichen Wittwe, was diese bewog, die Vandalen zum Werkzeug ihrer Rache gegen den Mörder ihres Gemahls herbeizurufen. Geiserich landete in Ostia, eroberte Rom (wobei Petronius im Getümmel den Tod fand) und verhängte eine vierzehntägige Plünderung über die Stadt, deren Kunstwerke theils geraubt, theils unbarmherzig verstümmelt wurden (Vandalismus). Auch Capua, Nola und andere Städte fühlten „Karthago's Nemesis." Be- laden mit Beute, Schätzen und Gefangenen (darunter die Kaiserin und ihre beiden Töchter) kehrten die Vandalen nach Afrika's Küste in ihre glanzgefüllte

5. Bd. 1 - S. 483

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Uebermacht der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge. 483 Christenthum schloß und deßhalb ein Bekehrungsschreiben an den Sultan Kamel und die ägyptische Geistlichkeit erließ und daß der heil. Franciscus von Assisi (§. 321.) sich in das saracenische Lager wagte, um den Ungläubigen die Worte des Lebens zu verkündigen. Wahrend der Belagerung der Stadt hat- ten sich viele Mohammedaner taufen lassen. *) Den Pilgern, welche Besitz von Damiette nahmen, (erzählt Wilken im Vi. Bande seiner „Geschichte der Kreuzzüge") bot sich ein schauderhafter Anblick dar. Nicht nur die Häuser, sondern auch selbst die Straßen waren mit unbegrabenen Leichnamen angesüllt, welche meistens ohne Kleidung und Bedeckung den Hunden zur Nahrung dienten; in den Betten lagen Tobte neben hülfloscn Kranken und Sterbenden, und die Verpestung der Luft war unerträglich. Von achtzig Tausend Einwohnern, welche die Stadt im Anfänge der Belagerung gezählt hatte, waren nur noch drei Tausend übrig, und unter diesen nur noch hundert Gesunde. Trostlos war besonders der Zustand der Kinder, welche, beraubt ihrer Eltern und Pfleger, um Speise und Trank flehten. Gleich- wohl erwürgten manche fühllose Pilger an dem Tage der Eroberung von Damiette eine nicht geringe Zahl der unglücklichen Muselmänner, welche Hunger und Krankheit unfähig zum Widerstande machte. ■— Die Gefangenen wurden mit Ausnahme von vierhundert reichen und wohlhabenden Muselmännern, welche zum Behufe der Auswechselung von gefangenen Christen zurückbehalten wurden, als Sklaven verkauft, weil die Ernährung aller dem Schatze des Heeres lästig wurde; und der Bischof von Ptolemais, Jacob von Vitry, nahm eine große Zahl von saracenischen Kindern an sich, welche er taufte und ent- weder bei sich selbst behielt und im Chriftenthum unterwies, oder seinen Freunden zur Erziehung und zum Unterrichte übergab. Fünfhundert dieser unglücklichen Kinder aber, deren Lebenskraft durch Hunger und Elend war zerstört worden, starben sehr bald nach der Taufe; und auch von den erwachsenen Gefangenen überlebten sehr viele nicht lange den Verlust ihrer Freiheit, die übrigen wurden von ihren Herren nach Ptolemais geschickt. Der Cardinal Pelagius hielt erst am Tage Mariä Lichtmessen, nachdem die Stadt voll- kommen gesäubert worden war, seinen feierlichen Einzug, begleitet von dem Patriarchen von Jerusalem, der ganzen übrigen Geistlichkeit und dem Volke, mit brennenden Kerzen und der Absingung von Hymnen und Lobgesängcn zu Ehren Gottes. §. 326. Nach solchen Vorgängen unternahm endlich der mit dem Bannfluch beladene (§. 319*) Kaiser Friedrich Ii. den fünften Kreuz- zug, zu einer Zeit, wo der Sultan Kamel von Aegypten mit seinem Nef- fen, dem Beherrscher von Damaskus, über den Besitz von Syrien und Palästina im Kriege lag. Nun aber zürnte der leidenschaftliche Papst Gregor Ix. nicht minder über den Vollzug des kaiserlichen Versprechens wie er vorher über die Unterlassung gezürnt. Er verbot den Ordensrittern und allen christlichen Streitern, den gebannten Kaiser in seinem Unternehmen zu unterstützen und als es diesem dennoch glückte, durch die Ueberlegenheit seines Geistes, durch seine Sprachkenntnisse und durch kluge Benutzung der Umstande den bedrängten und aufgeklärten Sultan zu einem Vertrag zu bringen, wodurch Jerusalem, Bethlehem und Nazareth sammt ihren Gebie- ten und der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon den Christen abge- treten wurde, so schleuderte der Papst (dem dieser Friede als ein Gewebe von Falschheit und Tücke erschien, weil darin den Moslemin ungestörter Zutritt 31 * 1228. 1220.

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 38

1847 - Leipzig : Engelmann
38 Geschichte der alten Welt. §. 51. b) Lebenswcise. Die Rechte des Doriers beruhten we- niger auf seiner Geburt als auf seiner Erziehung, die daher der Staat ganz übernahm. Schwächliche oder verkrüppelte Kinder wurden nach ihrer Geburt ausgesetzt, gesunde nach zurückgelegtem 6. Jahre aus dem elterlichen Hause entfernt und öffentlich erzogen. Diese Er- ziehung war besonders auf körperliche Abhärtung und Erzeugung phy- sischer Gesundheit und Kraft gerichtet, daher die gymnastischen Ue- bungen in den Turnanstalten (Palästren), woran auch die Mädchen Theil nahmen, den wichtigsten Zweig derselben ausmachten. Doch wurde auch der Verstand gebildet, weshalb die List und Ver- schlagenheit der Spartaner nicht minder berühmt war, als die kern- hafte Kürze ihrer Rede (lakonisch). Nur Gemüth und Phantasie fan- den keine Anregung, daher auch Wissenschaft und Poesie in Sparta weder geschätzt noch gepflegt wurden. Selbst die dorische Kunst zeichnete sich nur durch ungeheuere Kraft, nicht, wie die ionische durch Schönheit und Grazie aus. Der männliche Theil des Volks sonderte sich nach dem Alter in Tischgesellschaften ab behufs der gemeinschaftlichen Mahlzeiten (Syssitien), so daß gewöhn- lich 15 an einer Tafel saßen. Diese Mahlzeiten waren höchst einfach und mäßig und wurden von den Produktenlieferungen der Heloten be- stritten. Die sogen, schwarze Blutsuppe und ein Becher Wein machten den Hauptbestandtheil aus. Luxus und Verweichlichung sollten auf alle Weise vermieden werden, weshalb auch die Häuser ganz roh und ohne alle Bequemlichkeit waren, indem nur die Axt bei deren Bau ange- wendet werden durfte. Darum war auch alles Geld aus dem gewöhn- lichen Verkehr verbannt, damit Niemand die Mittel hätte, sich un- nöthige Genüsse zu verschaffen; und damit auch Niemand diese Genüsse kennen lerne und sich daran gewöhne, war den Spartanern alles Reisen in andere Staaten, und Fremden ein längerer Aufenthalt in Sparta untersagt. Jagd und Wassenübungen waren die Hauptbeschäftigungen des erwachsenen Spartaners; die Bebauung des Bodens blieb den Heloten überlassen, Handel und Gewerbe sielen den Periöken anheim. Das ganze Leben des Spartaners war auf den Krieg bezogen. In der Stadt lebte er wie im Lager und die Kriegszeit war seine Fest- und Freudezeit. In Purpurmäntel gekleidet und mit langen Haaren zogen die Spartaner unter Flötenton ins Feld und vor der Schlacht schmückten sie sich wie zu einem Freudenfeste. Die Stärke des Heers beruhte auf dem schwerbewaffneten Fußvolke (Hopliten), das aus vielen Unterabtheilungen bestand und daher ohne Verwirrung mannich- fache Schwenkungen und Bewegungen vornehmen konnte. In Reih

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 304

1847 - Leipzig : Engelmann
304 Das christliche Mittelalter. Servien und die Walachei wurden dem osmanischen Reiche ein- verkörpert, die Moldau ward zinspflichtig; nach Steyermark, Karn- then und Krain machten türkische Schaaren verheerende Streifzüge; nur in den Berggegenden von Albanien und Epirus behauptete der streitbare Held Alexander Castriota (Scanderbeg) bis zu 1467. seinem Tod eine unabhängige Herrschaft, und Ungarns Selbständig- keit rettete Hunyads letzter Sieg bei Belgrad. Schon hatte Moham- 1456. med in dem zerrissenen Italien festen Fuß gefaßt und--seinen Blick nach Rom gerichtet, mit dessen Sturz er den Glauben an den gekreuzigten i48i. Heiland vom Erdboden zu vertilgen hoffte, als der Tod seinen Ent- würfen ein Ende machte. Er verband den Ruhm eines Kriegers und Eroberers mit dem eines Gesetzgebers. Denn er legte den Grund zu der türkischen Staatsverwaltung, Rechtspflege und Hofordnung, die Soliman später ausbildete. Der Groß Herr (Sultan, Padischah) ist unumschränkter Gebieter über Leben und Tod aller seiner Unterthanen und Besitzer alles Grundeigenthums. Sein Wille gilt als Gesetz und ist nur durch die Gebote des Korans und durch gewisse her- kömmliche Sitten gebunden. Bei den Türken gibt es keinen Adel und außer den Priestern (Imams) und geistlichen Orden (Derwischen) keine Ständeunterschiede. Der Großherr bewohnt das Serail, eine Vereinigung von mehren Palästen, Gär- ten , Wohnhäusern u. dgl. Die Wohnung der von den Männern streng geschiedenen Frauen heißt Harem; jeder vornehme Türke hat einen solchen, da ihm gestattet ist, vier Frauen zu nehmen und so viele Sclavinnen zu halten, als er ernähren kann; am reichsten ist der großherrliche Harem, dem der Kislar Aga, das Haupt der schwarzen Verschnittenen, vorgesetzt ist. — Dem Sultan zunächst steht der Groß-Vezier, dessen Palast die Pforte heißt. Auf ihm liegt die ganze Last der Reichsgeschäfte; er führt den Vorsitz im Divan oder dem hohen Rath, der bei wichtigen Angelegenheiten einberufen wird und woran der Großadmiral (Kapudan Pascha), die zwei Obcrrichter (Kadi askers), der Minister des Auswärtigen (Reis Essen di; dem die Dolmetscher, Dragomans, untergeordnet sind), der Groß- schatzmeister (Dcfterdar) u. a. Antheil haben. — Von großem Einfluß auf die Ver- waltung und Rechtspflege ist das Eollcgium der in Rangklassen getheilten Ulemas, oder Gesetzeskundigen, die in allen wichtigen Angelegenheiten um ihr Gutachten (Fetwa) befragt werden; das Oberhaupt dieser Gelehrten, aus denen gewöhnlich die Richter für die größern und kleinern Städte (Mollas und Kadis) genommen werden, ist der Mufti. Die Provinzen werden durch Statthalter oder Beamte mit unbeschränkter militärischer und richterlicher Gewalt regiert. Nach dem Umfang ihres Gebiets führen sie verschiedene Namen. Beglerbegs (Fürsten der Fürsten) haben ganze Provinzen (Rum und Anatoli) unter sich; kleinere Theile werden von Paschas, noch kleinere von Bcys, die kleinsten von Agas verwaltet; keiner ist indeß von dem andern abhängig. — Die Moslemen entrichten an die Schatzkammer den Zehnten von dem Ertrag ihrer Güter; die nicht muselmännischen Unterthanen (Rayahs) bezahlen Kopfgeld (Haratsch), Grund- und Vermögenssteuer und werden durch willkürliche und harte Frohndienste und durch den Knabenzins zur Er- gänzung der Janiticharcn gedrückt. — Zum Glück für das Abendland gab zu gleicher

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 33

1858 - Leipzig : Engelmann
33 B. Die griechische Welt. wurden sie zinspflichtig gemacht und von jedem Antheil an der Staatsverwal- tung ausgeschlossen, behielten aber ihre persönliche Freiheit und ihr Eigenthum, oder sie wurden mit den Waffen in der Hand zur Unterwerfung gezwungen, dann traten sie in das Verhältniß von Leibeigenen und Sklaven. Jene hießen in Lakonien Periöken (Landbewohner) oder Lacedäm onier, im Ge- gensatz zu den dorischen Spartiaten; diese führten den Namen Heloten. In den andern Staaten, in Argos, Korinth und Sicyon wurden wohl auch vie edeln Geschlechter der Achäer zu gleichen Rechten in die dorische Genossen- schaft ausgenommen. §. 40. Kolonien. Die ionischen Kolonien vereinigten sich mit der Zeit zu einem Staatenbund von zwölf städtischen Gemeinwesen, worunter Milet, Ephesus, mit dem berühmten Dianentcmpel, und Smyrna die wichtigsten waren. Sie hielten gemeinschaftliche Berathungen und festliche Versammlungen an dem Tempel des Poseidon auf dem Vorgebirge Mykäle. Auch die zwölf äolischen Pflanzstädte nordwärts von Jonien und die sechs dorischen süd- wärts mit der Insel Rh ovos hatten ähnliche Einrichtungen. Unter den letztern war die Stadt Hali karnassus, der Geburtsort des Geschichtschreibers Her o - d o t, am bedeutendsten. Im Laufe der Zeit wurden theils von diesen Kolonien theils von andern Auswanderern des Mutterlandes auch auf den Küstenländern des Helle spont (Dardanellen), derpropontis (Marmora - Meers) und des Pontus Eurinus (schwarzen Meers) neue griechische Niederlassungen gegrün- det. Die wichtigsten darunter waren Byzanz (Konstantinopel), Sinöpe, Ke- rasunt (Cerasus, das Vaterland der Kirschen) und Trapezunt (Trapezus). Blühende Kolonien befanden sich ferner auf der Küste von Thracien und Ma- cedonien, wieabdera, Amphipölis, Olynth, Potidäa u. a., und in Unteritalien war die Zahl der griechischen Pflanzstädte so groß, daß die Bewohner des Binnenlandes griechisch redeten und daß man das ganze Land Großgriechenland nannte. Unter ihnen sind Tarent, das reiche und üppige Sybäris, Kroton und das uralte Kumä, die Mutterstadt von Neapel, am berühmtesten. Die reizende Insel Si ei lien kam großentheils in die Hände der Griechen, die daselbst viele reiche Pflanzstädte anlegtcn; keine kam jedoch an Größe, Macht und Bildung der Handelsstadt Syrakus, einer korinthischen An- siedelung, gleich. Auf der Nordküste von Afrika wetteiferte Cyrcnc an Reichthum und Verkehr mit Karthago; und in Süd-Gallien war Ma ssilia für die rohen Völker der Nachbarschaft ein Muster bürgerlicher Ordnung und eine Pflanzstätte ^ der Cultur. Alle diese Städte trieben großen Handel mit Landesprodukten und Kunsterzeugnissen; die Umgebungen waren auf's schönste angebaut und meilenweit mit Landhäusern und Gartenanlagen geschmückt. Sie übten einen wohlthätigen Einfluß auf die Gesittung und Bildung der Landeseingeborenen, arteten aber mit der Zeit aus, indem der große Reichthum und die hohe Cultur Ueppigkeit, Lurus und Schlaffheit erzeugten. — Die Pflanzstädte standen mit dem Mutterstaat (Me- tropole), der sie ausgesendet, in einem Verhältniß der Blutsverwandtschaft, waren aber ganz frei und selbständig. Sie behielten die Sitten und Religionsgebräuche der Mutterstadt bei und ehrten sie mit kindlicher Pietät, aber sie traten in kein Verhältniß der Abhängigkeit, wie die Kolonien der Römer oder die der neuern Zeit. 2. Die Zeit der lüeifcn und Gesetzgeber, a) Hellenisches Wesen. §. 41. Griechenland bildete nie einen Gesammtstaat, sondern zersiel in eine Menge unabhängiger Gemeinwesen, unter denen von Zeit zu Zeit das Weber, Weltgeschichte. 5. Aufl. o

9. Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen - S. 165

1876 - Dresden : Schönfeld
Türkisches Reich. 165 sind ein abgehärtetes, thätiges Hirtenvolk. Z. die Deutschen leben in einigen Äckerbaukolonien an der untern Donau. 4. Die Armenier, etwa 400,000 leben größtentheils in Constantinopel und den übrigen wichtigen Handelsstädten. B. Die ugrisch-tatarischen Völker zerfallen in Türken und Tataren. -1. die Türken, das herrschende Volk, die Osmanli, sind über den südöstlichen Theil des Reichs zerstreut, namentlich in Thra- eien, Bulgarien und Thessalien. Türken heißen sie nach ihrer Heimat Turan, Osmanli nach ihrem Anführer Othman. Selten wohnen sie an der Küste, am liebsten in festen Städten, unter den Inseln sind sie nur auf Kreta; aber hier sprechen sie neugriechisch. Ihre Zahl beläuft sich aus 1,100,000 Seelen. 2. die Tataren, meistens aus der Krim seit 1855 eingewandert, wohnen in der Dobrudscha und Bulgarei. Dorthin sind seit der Unterwerfung des Kaukasus auch gegen H2 Mill. Tscherkessen eingewandert. 6. Zu den Semiten, gehören namentlich spanische Juden, welche ein verkümmertes Spanisch reden und besonders in Saloniki und Phi- lippopel wohnen. Bei der letzten Stadt gibt's auch eine arabische Kolonie. § 233. Nach dem religiösen Bekenntnis zahlt man 3 Mill. Mo- hammedaner, 7 Mill. Christen. Mohammedanisch sind außer den Os- manen der größte Theil der Albanesen und dann bulgarische und bos- nische Familien. — Für den Unterricht ist schlecht gesorgt. Von 1000 Bulgaren kann einer lesen, in Bosnien kommt auf 100 Dörfer eine Schule, selbst in den Provinzialstädten gibt es erst seit 1867 Volks- schulen. Auf 500 Einw. kommen kaum 1—2 Schreibkundige. Unter 1000 Christen können 960 weder lesen noch schreiben; in Albanien gibt's gar keine Schulen. Der Sultan ist unumschränkter Herr, das Bureau des Großveziers bei der ,,hohen Pforte", der geheime Rath der Minister ,,der Divan". Die höchsten Staatsbeamten und Generale heißen ,,Pascha". Die Türkei ist noch nicht zu einem Staate ausgebildet. Die Länder des Sultan haben noch keinen Ge- samtnamen. Statt des im übrigen Europa gebräuchlichen Namens Tür- kei sagt man: kaiserliche Staaten. Außerdem fehlen noch einige sehr bedeutende Kennzeichen eines Staates. Es gibt Landestheile, wo die Centralregierung keinerlei Einwirkung hat. In keinem Theile des tür- kischen Reiches wird die Justiz im Namen des Souverains ausgeübt. Die osficielle Regierungssprache ist ein Kauderwälsch aus persisch, ara- bisch, italienisch und französisch. Vielweiberei besteht nur bei den höheren türkischen Ständen; der weniger bemittelte Türke lebt stets in Monogamie. Seit 1856 sollen die Christen zu allen Staatsämtern zugelassen werden und ist Freiheit des Glaubens, sowie Sicherheit des Eigenthums proklamirt. Trotzdem ist kein Aufschwung zu bemerken; denn der geistige Stillstand hängt mit der politischen Unfähigkeit zu- sammen; das morsche Staatsgebäude wird nur durch die Eifersucht der europäischen Mächte gehalten. § 234. Die Produkte des Bergbaues sind unbedeutend. Ebenso steht der Ackerbau auf niedriger Stufe. Bei der Trägheit

10. Bd. 1 - S. XII

1883 - Leipzig : Engelmann
m Vorrere. Führer und Freund verehrten; aber es hat einen unauslöschlichen Eindruck aus mich gemacht, als der verdiente Mann bei seinem Abgang nach Marburg in der Stunde des Scheidens mich mit den Worten entließ: „Sie gehören zu den schönsten Erinnerungen an Heidelberg". Und das Interesse, das er damals dem Studenten erwies, hat er dem Manne bewahrt bis zur Stunde, wo ihn in Göttingen ein allzufrüher Tod der Wissenschaft und den Freunden entriß. Ein brieflicher Verkehr und in der Folge wiederholte Besuche in der alten Musenstadt am Neckar hielten das geknüpfte Band fest. An dem Werke über die griechischen Staatsalterthümer, das in Heidelberg ausgearbeitet wurde, habe ich den regsten und innigsten Antheil genommen. Nur durch wohlwollende Unterstützung einiger älteren Freunde und durch fortgesetzten Privatunterricht konnte ich den Aufenthalt auf der Universität be- streiten; es war mir daher höchst erwünscht, als ich durch Vermittelung Hermann's eine Hauslehrerstelle bei einer in Heidelberg wohnhaften englischen Familie aus Schottland erlangte, durch die ich in den Stand gesetzt war, nicht nur meinen eigenen Bedürfnissen zu genügen, sondern auch meiner Mutter ihr Alter zu erleichtern, und die mich doch nicht so sehr in Anspruch nahm, daß ich am Studium gehindert gewesen wäre. Freilich mußte ich dabei alle Kräfte anstrengen, um der zweifachen Aufgabe zu genügen. Hier wurde ich zuerst mit Gervinus bekannt, der vorher diese Stelle bekleidet hatte, sich dann aber bei der Universität habilitirte und seine erste Reise nach Italien antrat. In dem englischen Hause lernte ich zum ersten Male kennen, wie es in einer wohlhäbigen gut geordneten Familie zugeht. Der Charakter der „Respec-tabilität", der in England von so großem Gewicht ist, wohnte der Familie im vollen Sinne des Wortes bei. Der Vater der drei Zöglinge, die ich zu unterrichten hatte — ein älterer Bruder war mit Gervinus nach Italien gegangen — war ein ehemaliger Seecapitän, der sich in Indien Vermögen erworben hatte; die Mutter stammte aus einem alten hochländischen Geschlechte, das in der schottischen Geschichte in verschiedenen Perioden eine hervorragende Rolle gespielt hat. Das Maß der Bildung und der Kenntnisse war nicht umfassend. Der Hausherr bewegte sich in den engen Kreisen herkömmlicher Schulbildung und verstand keine andere Sprache als die englische; doch hatte er das Gefühl, daß ihm Vieles mangelte und hegte Achtung vor Wissenschaft und Gelehrsamkeit. Auch die Mutter besaß nur ein bescheidenes Maß von Wissen, ein paar französische Worte und Redensarten gingen nicht über die dürftigste Converfationssprache hinaus; Deutsch haben sie während eines fünfjährigen Aufenthaltes in Heidelberg beide nicht gelernt. Aber sie war eine Frau von großer Schönheit und Anmuth, in ihrem Wesen und ihrer Haltung ganz ladylike, ihr Lächeln war zauberisch, wenn sie einen günstigen Eindruck erwecken wollte, ihre Manieren und ihr Benehmen durchaus graziös. Sie war in ihrem achtzigsten Jahr, als ich sie in Heidelberg bei einem flüchtigen Besuche zum letzten Male sah, noch immer eine stattliche Dame. Auch von den Söhnen hatte keiner hervorragende Gaben. Wie der Vater in seiner Jugend, so gingen später alle vier nach Indien; denn in Schottland gilt bekanntlich als erste Lebensregel, you must make money. Dort fanden drei von ihnen einen frühen Tod. Die Tochter blieb
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